Das Deutschlandradio macht jetzt in Bewegtbild

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Das ist dann offenbar das Geld, das anderswo fehlt, um weiterhin hochwertiges Radio zu machen. Beispiel BR: "taktlos" eingestellt, offenbar auch "Weitwinkel" eingestellt. Da sähe ich meine Gebühren deutlich besser angelegt als in Videos, die eine Zielgruppe ansprechen sollen, deren Leben bereits so von Videos überfrachtet ist, daß...
 
Meine Beobachtung: Radio ist innerhalb der ÖR-Anstalten nur noch so ein lästiges Beiwerk. Je schneller es weg ist, desto besser. Die Mittel fliessen zum Fernsehen und zunehmend zum Online-Bereich.

Bei den Privaten ist es zwangsläufig so, daß sie natürlich hier ihr Haupt-Geschäftsfeld sehen. Aber die Hörerschaft wandert ab. Nicht zur Konkurrenz, sondern sie wandert ganz ab.
 
Hol den O-Ton, bring das Bewegtbild mit und texte nachher noch für die Homepage

Du hast soeben die "Trimedialität" erfunden. Schnell, beeilen, Begriff schützen lassen, bevors jemand anders tut. Oh... zu spät...

Ich habe vor 2 Tagen ein längeres Gespräch mithören dürfen, das zwischen einem ARD-Hörfunkjournalisten und 3 weiteren mir nicht bekannten ARD-Mitarbeitern (zumindest teils nicht-journalistischer Bereich) geführt wurde. Dem glaube ich ganz klar entnommen zu haben, daß man zumindest in dieser Runde nicht nur davon überzeugt ist, daß TV z.B. kaum noch linear genutzt wird und künftig noch viel weniger, sondern es auch selbst so lebt ("wann habe ich die Tagesschau das letzte mal live gesehen?"). Ich sehe da zum eher traditionellen eigenen Privatumfeld zwar deutliche Unterschiede, aber das TV-besitzende Umfeld ist bei mir fast durchgängig älter als 70, während die um die 40 nur selten einen TV haben. Die haben diesen Schritt also schon längst vollzogen oder sind generelle Nichtnutzer.

Genauso wie man diese radikal einschneidende Entwicklung erkannt hat ("und dann finde ich nichts in der Mediathek, am ehesten noch in der von arte"), war man sich in dieser Runde auch sehr sicher, daß die Trimedialität (die bei einer ARD-Anstalt in 2 Jahren bekanntlich zu größeren Umzugsaktionen führen wird, wobei sich wohl viele Mitarbeiter einfach danach heute übliches langes Pendeln sparen können) einfach alles umkrempeln wird und man wird dennoch weiterleben. Man gewöhne sich da gewiss dran, lautete die Einschätzung in dieser Runde, so wie man sich bislang auch immer an andere Funkhäuser und Arbeitsabläufe gewöhnt habe.

Wenn die Journalisten tatsächlich mehrheitlich so ticken, hat das Thema auf "Macherseite" wirklich nicht so viel Schrecken. Ich als Hörer hätte dennoch lieber ein hochwertiges Radioprogramm mit richtig gutem Inhalt, statt eine musikkonservengefüllte Verlegenheitslösung, die mich alle 10 Minuten auf Twitter oder Youtube oder in eine Mediathek verweist, wo ich mir gefälligst das zusammenklicken soll, was ich im Radio als Inhalt erwarte.
 
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Bei uns im trauten Heim steht ein Fernsehbildschirm, der ungefähr folgende Nutzungsaufteilung hat:
50 Prozent Play Station meiner Kinder (15, 19 und 21)
30 Prozent Videos und DVD`s (amerikanische Serien) meiner drei Kinder
10 Prozent Fußball und Formel 1 (das bin ich)
10 Prozent Fernsehgucken (Germnanys next Top-Modell, Galileo und hin und wieder ein Film, den man im Kino verpasst hat) = meine Frau und meine Kinder

Das wars.
Niemand guckt Tagesschau, niemand guckt Heute, niemand guckt Vorabendserien, niemand guckt Talkrunden, niemand guckt den sonstigen Trash.
 
Ich als Hörer hätte dennoch lieber ein hochwertiges Radioprogramm mit richtig gutem Inhalt, statt eine musikkonservengefüllte Verlegenheitslösung, die mich alle 10 Minuten auf Twitter oder Youtube oder in eine Mediathek verweist, wo ich mir gefälligst das zusammenklicken soll, was ich im Radio als Inhalt erwarte.

Wird schwierig, denke ich, weil die Interessen der Konsumenten zu unterschiedlich ist. Die Medien"macher" werden sich zwangsläufig in eine Richtung orientieren, wo sich eine Mehrheit des Publikums wiederfindet.

Als vor ein paar Tagen die Schießerei mit Geiselnahme in Colorado Springs stattfand, habe ich recht zügig einen TV-Nachrichtenkanal von vor Ort gefunden, der stundenlang live berichtete. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, mir einen Radio-Nachrichtenkanal zu suchen. Ganz einfach, weil ich einen Bildschirm vor der Nase hatte. Und ich möchte sehen. Hören genügt mir nicht. Fernsehen? Natürlich nicht. Es war mitten in der Nacht in Deutschland, und Bilder - schon gar nicht live - hätte es alleine aufgrund der Rechte-Fragen nicht gegeben. Wie schön, daß es das Internet gibt. Und Live-Streams.
 
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Niemand guckt Tagesschau, niemand guckt Heute, niemand guckt Vorabendserien, niemand guckt Talkrunden, niemand guckt den sonstigen Trash.

Und da Statistik erst durch große Fallzahlen ausagekräftig wird, verdreifache ich hiermit die Fallzahl (von 1 auf 3 Haushalte) :D

Der TV wird bei meinen Eltern (77, 81) kurz vor 19 Uhr angeschaltet. Das macht mein Vater, der dafür auch u.U. das Abendessen ausfallen lässt. Dann:

19:00-19:30 MDR Thüringen Journal
19:30-20:00 NDR Nordmagazin Meck-Pomm (als meh als 50 Jahre Ostseeurlauber)
20:00-20:15 Tagesschau

Dann geht der TV meist aus oder mein Vater schaut sich nochmal den Videotext vom Ersten, MDR und NDR an.

Dienstags geht meine Mutter um 20:15 an den Fernseher für "Visite" (NDR).

Und wann immer sie kann, zieht sie sich früh oder nachmittags diese sozialethisch perverse Serie "Sturm der Liebe" rein. Wer das einmal gesehen hat, hat mehr als die erträgliche Lebensdosis an Falschheit und Intrigen verabreicht bekommen.

Also ein 75-minütiger Öffi-Nachrichtenblock (ok, das Nordmagazin geht bei mir meist als "hauptsache schriller Klamauk" durch und weniger als "Nachrichten") jeden Abend bei meinem Vater, dazu eine Medizinsendung pro Woche für meine Mutter. Spielfilme finden faktisch gar nicht statt, Talksendungen vielleicht 2-3 mal im Jahr, wenn ein Thema zufällig auf Interesse stößt (das kann politisch sein, das kann medizinisch sein).

In meinem Einpersonenhaushalt ist es ganz einfach: ich besitze keinen Fernseher.
 
Wird schwierig, denke ich, weil die Interessen der Konsumenten zu unterschiedlich ist. Die Medien"macher" werden sich zwangsläufig in eine Richtung orientieren, wo sich eine Mehrheit des Publikums wiederfindet.

Dann sollen sie es "Fernsehen" nennen, statt das radio dafür auszudünnen, daß sie beim Wunsch nach Inhalten aufs Internet verweisen. Man könnte DWissen z.B. ja auch komplett einstellen als Radioprogramm und ausschließlich im Internet mit Streamingangeboten operieren. Oder soll das Radioprogramm nur der Teaser auf die Bewegtbilder sein?

Ach so, letztens schrieb ein Freund aus NRW irritiert, er habe auf dem DLF einen Claim gehört ("Alles von Relevanz"). Und er hoffe, dies wäre ein einmaliger Ausrutscher gewesen. Ich fand diesen Claim vor 2 Tagen bei Antennenmessungen im RDS-RT auf dem DLF, das scrollte dann durchs Messgerät. Es claimt also auch da los. War ja irgendwie auch nicht anders zu erwarten. Mich macht sowas aggressiv, sagt es doch schließlich aus, daß man mich (den Hörer) für geistig nicht in der Lage hält, selbst zu erkennen, wo der Wert eines Hörfunkprogramms liegt (oder auch nicht). Damit bewegt man sich im Gebiet von Beleidigungen.

Abgesehen davon: wer wirbt, hat es offenbar nötig. Gute Ware lobt sich eigentlich selbst. Was soll dann der Claim auf den DLF?
 
Dann sollen sie es "Fernsehen" nennen, statt das radio dafür auszudünnen, daß sie beim Wunsch nach Inhalten aufs Internet verweisen. Man könnte DWissen z.B. ja auch komplett einstellen als Radioprogramm und ausschließlich im Internet mit Streamingangeboten operieren. Oder soll das Radioprogramm nur der Teaser auf die Bewegtbilder sein?

Es ist schlicht eine Übergangsphase. Warum vorproduzierte Sendungen überhaupt noch im Radio ausgestrahlt werden? Weil es eine (schwindende) Zahl von Hörern dafür gibt. Aber es gibt sie. Stundensendungen ohne aktuellen Bezug müsste man nicht mehr ausstrahlen. Man könnte sie auf Abruf im Internet anbieten. Würde viel Geld sparen. Macht aber wenig Sinn, solange es noch Hörer mit einem Radio gibt.

Dasselbe passiert bei den Zeitungen. Noch gibt es Leser. Noch...

Aber frag' mal in 30 Jahren nach.
 
Natürlich wird sich die Medienlandschaft weiterhin ändern, das hat sie immer getan. Mir wäre neu, wenn irgendwo noch Minnesänger die breaking news brächten. Ist auch vorbei, schon lange.

Bislang ists aber zumindest für mich wesentlich praktikabler, akustische aktuelle Inhalte im Radio zu hören, statt sie mir aus unzähligen Webseiten zusammensuchen zu müssen. Klar, man kann (und wird) Portale haben, die für bestimmte Interessengruppen zusammengestellte Inhalte bieten. Ich werde dann vielleicht auch sowas liebevolles wie manche Reportage auf Bayern 2 (sowas, sowas oder sowas) in einer solchen Nische finden - das kann ich ja jetzt schon, die Links beweisen es. Letztlich sind solche Sendungen fast das einzige, was mich derzeit noch am Leben hält. Das, was ich draußen vor der Tür vorfinde, ist das ganze Gegenteil davon und macht mich des Weiterlebens eher unwillig. Solche Sendungen sind Seelennahrung für mich.

Aber: wie sollen Menschen für wertvolle Inhalte interessiert oder sogar begeistert werden können, wenn alles an einem Ort stattfindet, der keinerlei Exklusivität bietet? Im Internet gibt es Milliarden an Angeboten - da gehen solche Angebote schnell unter und dann kann man sie auch gut wegargumentieren. Im Radio ist das noch anders, wenngleich es nicht mehr so funktioniert wie in den 50er oder 60er Jahren, als man vielleicht 3 Programme empfangswürdig bekam und sich zwischen einem dieser drei entscheiden konnte. Damals hatten Journalisten aufgrund des Mangels an Angebot noch die Chance, Menschen zu erreichen, indem sie ihre hervorgehobene Position ("Radio") ausnutzten.

Ich weiß, damit mache ich mir wenig Freunde, viele sind froh, daß diese "Bevormundung" vorbei ist. Ich trauere ihr teils nach, denn diese Art "Bevormundung" hat, solange die Angebote wirklich wertvoll sind, einen großen Gewinn an Bildung und Blick auf die Welt zur Folge. Radio war (und ist es auf den gehobenen Programmen teils auch noch) so ähnlich wie "Schule": ein allen bekannter und erreichbarer Ort, an dem einen ein echter Zugewinn erwartet. Wenn das restlos beseitigt ist, findet außerhalb der Schule Informationsaustausch nur noch in Kanälen mit nicht gesicherter Qualität statt. Das heißt nicht, daß es darunter keine hochwertigen Inhalte gäbe - nur sind die halt nicht mehr exklusiv hervorgehoben. Und das halte ich für gefährlich.

Und: ich bin internettechnisch auf sehr schmalem Fuß unterwegs. An einem meiner Wohnorte gibt es kein DSL, da geht nur UMTS oder LTE. Ich muß mit 5 GByte Traffic pro Monat auskommen. Da ist nix mit Downloads. Am anderen Wohnort bin ich zu selten, um mich mit einem teuren 24-Monats-Vertrag zu behängen. Die wenigen Downloads mache ich beim Nachbarn (WLAN aktiviert er nicht, also muß ich physisch hin), ansonsten dient mir der gleiche UMTS-Stick mit den gleichen 5 GByte/Monat als Zugang. Meist ist nach 3 Wochen Ende Gelände - immerhin läufts dann noch mit 64 kbps weiter, auch nicht mehr selbstverständlich.

In meinem Umfeld gibt es etliche kulturell und gesellschaftlich interessierte Menschen, die weder Internetzugang noch Computer besitzen (vor allem Senioren). Ein Radio haben sie. Ohne Radio gäbe es eine kaum überwindbare Zugangshürde. Aber dieses Problem wird wohl "aussterben" in den kommenden 10 Jahren. Das Problem der Verwässerung der Inhalte wird hingegen dramatisch zunehmen.
 
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Sorry, ich kann nicht anders (und könnte sicherlich noch ganz anders) ...

Mobile Reporter sollen unterwegs Bewegtbild herstellen ...

Ich ahne Fürchterliches: Hol den O-Ton, bring das Bewegtbild mit und texte nachher noch für die Homepage ... Du bist ja sowieso dort, kannst dann gleich alles mitmachen ... Journalismus im Zeitalter der Controller und Betriebswirte.

Ich verstehe nicht ganz, warum das crossmediale agieren soviel Widerstände auslöst. Zu meiner Zeit als Zeitungsvolontär war es ganz selbstverständlich, dass der Redakteur (zumindest im Lokalen) auch ein Fotograf zu sein hatte. Wenn er es nicht war, so hat man ihn auf Schulungen geschickt.

Beim Radio (Anfang der 1990er) war es dann so, dass der Redakteur auch ein Techniker zu sein hatte, zuerst nur Technik in Form von Aufnahmegeräten und (analogen) Schneidemaschinen, spätrer auch im Sinne von Studiotechnik - Selbstfahrerstudio, dann digitale Schneideplätze am Computer.

So, und nun wird das Portfolio erweitert, weil die Technik es möglich macht: Zum Mikro auch noch die Videokamera! Was ist daran grundsätzlich falsch? Es macht das Berufsbild nur noch etwas komplexer. Aber spätestens wenn jemand sich als Freier selbstständig macht, profitiert er davon, dass er multimedial agieren kann.

Meine Rede! Oder doch nicht?


Ich wäre nicht der Zwerg#8. wenn ich nicht noch einen kleinen Extra-Happen für euch hätte. Und ja, ich bin völlig unschuldig! Der Zufall wollte es so...

Es ist schlicht eine Übergangsphase. Warum vorproduzierte Sendungen überhaupt noch im Radio ausgestrahlt werden? Weil es eine (schwindende) Zahl von Hörern dafür gibt. Aber es gibt sie. Stundensendungen ohne aktuellen Bezug müsste man nicht mehr ausstrahlen. Man könnte sie auf Abruf im Internet anbieten. Würde viel Geld sparen. Macht aber wenig Sinn, solange es noch Hörer mit einem Radio gibt.

Dasselbe passiert bei den Zeitungen. Noch gibt es Leser. Noch...

Aber frag' mal in 30 Jahren nach.

Passend zum Thema "Zeitungen" und den Ausführungen von @Spectra Color ist diese Sendung im SWR1 durchaus von Relevanz:

http://www.swr.de/swr1/bw/programm/...4/nid=446250/sdpgid=1182733/40ujk9/index.html. Dort gibt es auch einen Podcast. Da die Programmseite bald nicht mehr abrufbar sein wird, hier der Deeplink zum Podcast: http://mp3-download.swr.de/swr1/bw/thema-heute/20151124-1930.12844s.mp3

Leute - bitte nicht mich anscheißen, wenn es im Podcast nach knapp 9 Minuten etwas "unübersichtlich" wird! Zum Glück habe ich vor der Verlinkung hier im Forum "nachgehört"! ES IST EINFACH EINE SCHANDE! Und nein, ich will keine Entschuldigungen mehr hören! Mir passieren solche Fehler auch nicht, selbst wenn ich "3 Umdrehungen im Turm" habe! DAS ist einfach der SCHLUDRIAN, diese "ICH MACH NUR NOCH DIENST NACH VORSCHRIFT"- Mentalität bei den ÖR! Da werde ich ganz böse! Und wer will mir wirklich widersprechen?

Okay - LEGO hat schon Ende Oktober Probleme mit den Bausteinen angekündigt, ich liefere hier halt nur den einen kleinen Baustein aus der Sendung, mit dem ihr den Podcast - über Weihnachten - selbst reparieren oder zusammenbasteln könnt!

Hallo! Mein Baustein ist völlig kostenlos! ;) Mein Anschiss aber auch! Wenn "ihr" so weitermacht, kann ich euch auch nicht mehr helfen...
 

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Kommentar von Frank Patalong auf Spiegel Online über einen "medialen Sündenfall": Medienmeute in San Bernardino: Ran, ran, ran
Es ist das Extrem, die dunkle Kehrseite eines journalistischen Ideals. Einfach draufhalten mit der Kamera, die Wirklichkeit bis ins Detail abbilden. Den Zuschauer dabei sein lassen, zum Zeugen machen. Nichts kommentieren, filtern, zensieren, einordnen, deuten, relativieren. Die Dinge einfach so zeigen, wie sie sind.
Wir Journalisten bekommen diese Forderung oft genug zu hören. Nicht wenige Medienkonsumenten wollen genau das. Im Extrem wird der Reporter dabei zur Erweiterung der Sinne des Zuschauers, so denkt man sich das. Oft ist so etwas mutig und gut und dient dem Erkenntnisgewinn. Aber noch öfter ist es eine Haltung, der am Ende eine Haltung fehlt: Eine ethische Dimension, die nach richtig und falsch fragt. Die fragt: Bringt das was? Ist es das wert? Was bedeutet das? Sollen wir das tun?
...
Seriöser Journalismus bemüht sich um mehr als nur die wahllose Abbildung der Welt. Er ordnet ein, er ist um Verständnis bemüht. Denn nur Kontext ermöglicht es uns, Schlüsse zu ziehen und handeln zu können. Zum Kontext der Information aber gehört auch ihr Verwertungszusammenhang.
Der Schreiber verfolgt ein anderes Ziel als der Fotograf, der O-Ton-Jäger möchte sich nicht auch noch um passende Videos kümmern müssen. Was soll der Journalist der Zukunft denn noch alles können? Möchten wir Universalgenies? Eierlegende Wollmilchsäue?

Klar kann ich in ein und derselben Fritte Pommes, TK-Schnitzel und Fish'N'Chips machen, aber es wird alles gleich schmecken und hat mit der Kunst, Essen zuzbereiten, nichts mehr zu tun. Es kommt immer irgendwie die gleiche Soße dabei raus, aber keine Qualität.
Die Vereinheitlichung journalistischer Leistungen durch Geschmacksverstärker und künstliche Aromastoffe. Wie soll es denn anders gehen? Kann das wirklich das Ziel sein?

Die Berater der DAX-Unternehmen fordern "Konzentration auf Kernkompetenzen" und die Trennung von unnötig mitgeschleiften Unternehmensteilen. In der Medienwelt geschieht derzeit offenbar das Gegenteil.
Eine vernünftige Begründung dafür scheint es nicht zu geben.
 
Das ist vermutlich der springende Punkt. Gute Besserung!

Das ist ein Punkt, aber aus meiner Sicht nicht der springende.

Das Internet ist - so paradox das vielleicht erst einmal klingt - eine Vereinsamungsmaschine. 1000 Facebook-"Freunde" nehmen einen nicht tröstend in den Arm und 100 "Likes" sind aus meiner Sicht weniger wert als ein anerkennendes Nicken von Mensch zu Mensch. Wenn ich mich zu lange am Internet aufgehalten habe (es gab Phasen, da tat ich das), kamen schrittweise Depressionen. Wenn ich hingegen an einem Ort mit echten, physisch anwesenden Gleichgesinnten bin und wir gemeinsam etwas gutes auf den Weg bringen, sind solche seelischen Alarmzeichen bei mir niemals aufgetreten.

Was hat das mit Radio zu tun?

Solange es nur wenige mediale Angebote gab (die Zeit ist noch gar nicht so lange her), solange konnte man zwar beim Hören alleine sein, aber spätestens beim nächsten direkten Kontakt mit Menschen war das Gehörte ein Thema, war auch von anderen gehört worden, wurde diskutiert. Ich kenne das noch von DT64, das war dann Thema in der Schule am folgenden Tag. Das funktioniert auch heute noch teilweise, da es regional recht wenige Hörfunkprogramme gibt, die man sich anhören kann und mag, wenn man an Inhalten und einer gewissen Haltung interessiert ist. Damit reduziert sich alles doch wieder auf ein, zwei Programme.

Wenn der Inhalt jedoch komplett ins Netz abwandert, liegt er dort, egal wie kompetent, ehrlich, wertvoll, wahr, liebevoll oder sonstwas er ist, verstreut zwischen unfassbaren Mengen an Ramsch, Lüge, Hass, ... und geht unter, trotz Suchmaschinen, trotz Personalisierungsmöglichkeiten.

Ein Beispiel: ByteFM hat für sein Programm Preise bekommen und anerkennende Artikel in anerkannt hochwertigen Printmedien. Dennoch kenne ich niemanden (!) außerhalb des Medienumfeldes, der das Programm kennt oder gar hört. Ich könnte mich mit niemandem aus meinem Bekanntenkreis austauschen über bestimmte gehörte Sendungen. Das Programm ist unbekannt, obwohl etliche aus meinem Umfeld gewiss weitaus mehr Freude daran hätten als an den UKW-Popdudlern, die sie nie einschalten und den Infowellen, die sie stattdessen als Dauerschleife laufen lassen, wenn sie z.B. mit dem Auto unterwegs sind. Schade, da geht teils wirklich guter Inhalt an den Menschen vorbei - trotz ach-so-weltweiter Verbreitung auf dem angeblich angesagtesten und wichtigsten aller Verbreitungswege.

Hätte ByteFM bundesweite UKW-Abdeckung, wären vermutlich mindestens 3% der Bevölkerung hin und wieder einmal dabei und fast alle hätten schonmal (versehentlich) reingeschaltet, wären kurz, lang oder gar nicht dabeigeblieben und wüßten also wenigstens mit dem Namen was anzufangen und wüßten, wo sie hinsteuern könnten, wenn ihnen nach solchen Inhalten ist. Schon DAB könnte das nicht erreichen, zumindest nicht im Jahre 2015.

Nun ist es kein Drama, daß ByteFM nur im Internet zu haben ist, kein Drama im Sinne von "deswegen geht nun die Zivilisation unter". Es gibt aber andere Hörfunkangebote, die aus meiner Sicht weitaus intensiver und auffälliger verbreitet werden sollten als sie es werden, die ein weitaus größeres "Sendegebiet" (an diesem Wort sieht man schon, daß ein Livestream mit weltweiter Zugriffsmöglichkeit nicht als eigentliches "Sendegebiet" gewertet wird) verdient hätten.

Und andersrum: ein weitaus größeres Gebiet hätte verdient, Empfangsgebiet für solche Angebote zu sein. Ein weiteres Beispiel: wenn nur 3% der Mitteldeutschen Bayern 2 als ihr Hörfunkprogramm gefunden hätten, wäre schon etwas geholfen gegen die inzwischen an Barbarei grenzende Kultur-, Anstands- und Seelenlosigkeit in meiner Heimat. Der Hass greift dort wie eine hochinfektiöse Seuche um sich und erreicht immer neue Personenkreise, von denen man es nie erwartet hätte, daß auch sie einstmals betroffen sein könnten. Inzwischen ist ein Leben dort nicht mehr möglich, ohne täglich daran erinnert zu werden, daß man Fremdkörper in einer Hass-Gesellschaft ist und gefälligst verschwinden soll. Dagegen wirkt das Umfeld in Bayern, von dem ich weiß, daß da Bayern-2-Hörer dabei sind (viele kenne ich auch da nicht) sehr, sehr anders. Da ist eine ganz andere Haltung dahinter.

Nun ist Bayern 2 selbstverständlich europaweit (!) verfügbar, seit der Aufschaltung auf ADR Mitte der 90er Jahre. Heute hätte es Satellit, Kabel digital und natürlich wieder den heiligen Online-Stream für eine Nutzung. Außerhalb Bayerns kenne ich wiederum nur Radiofreaks, die dieses Programm nutzen. Was nicht auf UKW präsent ist, ist auch im Jahre 2015 faktisch nicht bekannt. Übers Internet scheinen sich stattdessen vor allem die "unabhängigen" "Hass-Medien" (diverse Facebook-Seiten und Youtube-Streams) großer Beliebtheit zu erfreuen, das zieht, alles andere nicht.

Wenn nun Inhalte aus dem (UKW-)Radio abwandern sollen ins Netz, gehen sie selbst im bisherigen "Sendegebiet" verloren. Dessen bin ich mir sicher. Das gilt im Jahre 2015 und das wird sicher auch noch in 3 oder 5 Jahren gelten. Nun ist ausgerechnet dieses Thema bei DWissen nicht akut (ohnehin ein Programm unter Ausshcluß der Öffentlichkeit bei faktisch weltweiter Verbreitung), aber es betrifft z.B. die geplante UKW-Abschaltung von BR Klassik und es betrifft alle Inhalte, die eine auffällige Verbreitung verdient hätten, aber in den Ramschladen Internet abgeschoben werden.

Und dagegen hilft auch kein Breitbandanschluß für jeden. Solange zum Radiohören mehrheitlich ein Knopf gedreht wird, statt sich durch Menüs zu hangeln, WEP-Schlüssel einzugeben und Updates aufzuspielen, wird das wohl auch so bleiben. Deshalb sage ich: Inhalt fürs radio gehört auch ins Radio, also derzeit vor allem auf UKW. Alles andere ist nett, baut aber nur darauf auf.
 
Solange es nur wenige mediale Angebote gab (die Zeit ist noch gar nicht so lange her), solange konnte man zwar beim Hören alleine sein, aber spätestens beim nächsten direkten Kontakt mit Menschen war das Gehörte ein Thema, war auch von anderen gehört worden, wurde diskutiert. Ich kenne das noch von DT64, das war dann Thema in der Schule am folgenden Tag. Das funktioniert auch heute noch teilweise, da es regional recht wenige Hörfunkprogramme gibt, die man sich anhören kann und mag, wenn man an Inhalten und einer gewissen Haltung interessiert ist. Damit reduziert sich alles doch wieder auf ein, zwei Programme.

Ich empfinde es eher als positive Entwicklung, nämlich als Emanzipation des Konsumenten. Je größer die Auswahl, desto besser. Ich selbst habe schon seit Ewigkeiten nicht über Dinge mit Anderen diskutiert, die in Radio und TV ausgestrahlt wurden. Warum auch? Es gibt wenige, sehr wenige "Events", über die es sich zu diskutieren lohnt. Den letzten Klitschko-Kampf beispielsweise. Aber was ist diskussionswürdig an 99% des "Content", der täglich auf uns einprasselt? Werden da die Macher nicht zu sehr überhöht? Es mag früher für in den Medien Tätige schön gewesen sein, wenn allein schon die Anwesenheit eine Übertragungswagens für einen Volksauflauf sorgte. Ich finde jedoch, daß es heute besser läuft: es ist ein Ding, mit dem können Töne / Bilder übertragen werden. Kein Grund, es sich näher anzuschauen.

Der heutige Konsument entscheidet weitgehend, was er wann und wo zu sehen und zu hören bekommt. Das funktioniert nur dank Internet. Es gibt keine andere Verbreitungsmöglichkeit, die einem diese Freiheit lässt. Ich finde das genial.
 
Du bist ja ein ganz Raffinierter!;)
In der Sache darf ich ein bisschen relativieren: Selbstverständlich sollte ein Zeitungsmann, wenn er auf einen Termin geht, dazu auch ein Foto schießen können. Das gehört zum Handwerk.
Ein Radiomann kann anstelle des Aufnahmegeräts auch gleich die (Video)Kamera laufen lassen. Der O-Ton ist der gleiche und das Bild müsste den Ansprüchen eines Radiosenders für dessen Homepage genügen.

Was anderes ist es, wenn der Radiosender einen Fernsehkanal aufmachen will. Dann braucht er Fernsehprofis, und nicht Radioleute, die Fernsehen noch irgendwie mitmachen. So war's gemeint.
 
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