Anno 2016 - Plattenspieler im Sendestudio?

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Elch_

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Das die Schallplatte in diesen Tagen einen Renaissance erlebt, dazu muss an dieser Stelle nichts mehr geschrieben werden.
Technics legt ja seinen "1210er" neu auf.
Was aber wäre jetzt wenn, sagen wir mal ein terrestrischer Radiosender anfangen möchte während der Sendung Schallplatten abzuspielen?
Heutzutage sind Radiostudios und dessen Speicher- und Ausspielwege ja komplett Digital.
Welche Möglichkeiten gäbe es denn heutzutage noch "analoges" Equipement zu bekommen? Wer stellt denn überhaupt noch Plattenspieler für Radiostudios her? Was wurde aus Studer, EMT, Technics?
Kann man an den Digitalpulten (DHD, Lawo, Klotz, Mandozzi etc.) Schallplattenspieler anschließen?
 
Wenn du so willst ist ein Mikro ja auch analog. Jeder aktuelle Digi-Pult-Hersteller hat selbstverständlich Interfacekarten im Angebot, die Analogsignale entgegennehmen können.
Mir sind durchaus auch moderne Sendestudios bekannt, in denen noch ein Anschluss für mindestens eine EMT-Truhe existiert.
Was man allerdings aktuell als Plattenspieler anschaffen würde, wenn nicht schon ein EMT oder ein 1210er da ist, kann ich dir nicht sagen. Das wissen aber sicher andere.
 
Wie byoil schon schreibt, hat ein jedes digitale Mischpult analoge Audio Ein- und Ausgänge. Sonst würde das schon alleine mit Mikrofonen, Lautsprechern und Kopfhörern schwierig werden. Wir Menschen haben halt leider nur analoge Schnittstellen. ;)
Plattenspieler an einen analogen Eingang, Steuerung an die entsprechende Schnittstelle und dann gibt's auch Faderstart - wenn der Plattenspieler das hergibt.
 
@Elch_
Bist du bei Facebook? Da gibt es z.B. dieses VIDEO vom wöchentlichen Vinyl Freitag bei NPO Radio 2. Da sieht man ganz gut, wie das mit den Plattenspielern heute so läuft. Die sind mobil in Cases untergebracht und werden bei Bedarf einfach links und rechts dazugestellt und an das DHD-Pult angeschlossen.
 
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Hallo

Heutzutage wird immer noch mit Platte in Radiosendern aufgelegt. (siehe oben)
Aber mit DJ Equipment und in einem ganz anderen Format. Dabei ist Vinyl nach wie vor state of the art.

Aber auch als Timecode-Vinyl mit Programmen wie "Traktor" und "Serato".
Das sind digitale DJ Systeme die immer noch Vinyl für das Feeling unterstützen und benutzen,
aber den Track vom Laptop oder USB-Stick abspielen können. Sehr tricky.

Selbstverständlich werden auch heute noch extra gepresste analoge Vinyl DJ Releases aufgelegt, die reißenden Absatz finden.

129265982.jpg


Typische DJ Aufbauten in kleinen Radiostudios (NRW).

129265895.jpg



Klassische Tondosen sind out. Damit kann man nicht scratchen.
Nach wie vor sind die Techniks 1210 MKII mit Direktantrieb die "einzigen" anerkannten Plattenspieler.
Es gibt mittlerweile Nachbauten und Technics legt jetzt wohl eine neue Serie MKII auf. Die Nachfrage ist groß.

Wichtig ist hier das verwendete Pickup-System.
Standard sind z.B.: Concord S1 DJ Nadeln.
Sphärisch geschliffen, die sich auch rückwärts problemlos bewegen lassen.


129265915.jpg



Plattenspieler sind in jungen Sendern heutzutage selbstverständlich, weil sie damit die entsprechenden Formate befeuern.

Genauso selbstverständlich sind moderne DJ CD-Player mit Vinyl-Modus und Scratch-Tellern und vielen digitalen Effekten.
Auf ihnen werden dann auch die mitgebrachten USB-Sticks oder Laptop mit bestimmten formatierten Playlisten digital wieder gegeben,
die sich dadurch ebenso verhalten wie eine Platte auf dem Teller, wenn das Timecode-Vinyl auf dem Plattenteller gedreht wird.
Man mixt. Der DJ ist Künstler. Das DJ Equipment wird zum Instrument.

Der Horiziont hat sich erweitert. Auch live on air.

Gruß Codo
 
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Ich reiche mal ganz unvollständig nach:
- 1live: 2x Technics 1210 (M5D ?)
- WDR 2: EMT 948 in rollbarer Truhe zum Beistellen
- WDR 4 (für Götz Alsmann): EMT 948 (Studio Münster)
- DRadio / konkret DRadio Wissen: 2x EMT 948
- RBB / radioeins: 1210-Nachbau von Denon (mit Reglerstart), ggf. EMT 948 (vermutlich damals, zumindest in den Autorensendungen)
- HR / HR 1 (für "lass Knacken"): 2x (oder 3x?) EMT 948
- SWR / SWR 1: EMT 938 und EMT 948

Für vorbeireitende Digitalisierungen, um dann vorzuproduzieren oder aus der Datenbank abzuspielen gibt's in einigen ARD-Studios auch noch die EMT 950-Dickschiffe.
 
- RBB / radioeins: 1210-Nachbau von Denon (mit Reglerstart), ggf. EMT 948 (vermutlich damals, zumindest in den Autorensendungen)

948er gab es im alten Studio in der Baracke. Da waren 2 Stück in dieser BFE-Möblierung verbaut:

orb_r1_1999_joerg_wagner.jpg

(hier mit Jörg Wagner)

Eigentlich war das einst kein Selbstfahrstudio, sondern die Regie von Radio Brandenburg. Sprecherraum war hinter der Scheibe unter der Uhr. In der Nacht vor dem Start von Radio Eins wurde die Studioeinrichtung auf die sichtbaren grauen Quader gestellt (auf Stehhöhe angehoben) und der Optimod eingebaut, den es auf dem Kulturprogramm Radio Brandenburg freilich nicht gab. Und die Regie erhielt RE20-Zahnputzbechersound-Mikrofone für den Moderator und gegenüber für Gast und Nachrichten soweit ich mich erinnere ein dünnes Beyerdynamic (Kleinmembran-Kondensator oder dynamisch?).

ORB-Spezialität: MOD-Player AKAI DD1000 für die Verpackung. Im Rack links vom Monitor. Auf dem Pult die Fernbedienung dazu (sieht so aus, als hantiere Jörg gerade damit).

Bei Fritz um die Ecke ebenfalls damals EMT948:

https://www.flickr.com/photos/lutzschramm/2641393935/in/album-72157606005270638/

(Vorn Kuttner, hinten Johnny Haeusler, aufm Plattencover eine Legende...)

Seit dem Umzug ins Radiohaus sind die 948er verschwunden. Wer der glückliche Besitzer geworden ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Warum die Maschinen verschwanden, ebenso. Diese Denon-Player im 1210er-Style fand ich bei Radio Eins und bei Antenne Brandenburg:

rbb_antenne_brandenburg_2004_hehde.jpg

Hier Antenne Brandenburg am Samstagabend mit Thomas Hehde, die legendäre "ich-spiel-aus-meinem-Archiv-und-zwar-sofort-wenn-gewünscht"-Sendung mit damals BPM Studio und RME-8-Kanal-Audiointerface, analog ins digitale Mandozzipult eingebunden. Es gab immer Probleme mit dem Haustakt, analog war die sicherere Variante.

Bei Radio Eins gibt es zwei davon, sie stehen hinter dem Moderatorenplatz am Fenster auf einem Rollwagen.

Bei Fritz weiß ich nicht, ob es neben dem obligatorischen DJ-Platz noch Faderstart-eingebundene Plattenspieler gab.

- HR / HR 1 (für "lass Knacken"): 2x (oder 3x?) EMT 948

Ich glaube, es waren/sind zwei. Stehen im Rundbau in einem Techniker-gefahrenen Studio am Fenster zum Korridor und hängen an einem DHD-Digitalpult der modularen 52MX-Serie:

hr_Rundbau.jpg
 
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Damke für die ausführliche Info! So bewandert bin ich in den Funkhäusern Berlin und Potsdam nicht...
Vermutlich hat man die Denons angeschfft, weil die ab Werk schon Fernstart können (hab's mal nachgesehen, dürften DPDJ101 oder 151 sein).

In den USA habe ich schon ein paar Konstruktionen mit 1200 oder 1210 MkII bewundern dürfen, in die ein Fernstart gelegt wurde.
(Wieder) von Vinyl spielen ist in den USA - gerade bei den Universitätsradios - aus Lifestylegründen auch stark im Trend. Kann man ja auch schön extra ankündigen und hat wieder etwas besonderes gemacht, siehe SWR1 oder HR 1.
Gibt z. B, eine Station, die einmal im Jahr das komplette Beatles-Oeuvre in chronologischer Reihenfolge strikt von Vinyl spielt.

Irgendwo kann ich die Entscheidung sogar nachvollziehen, die EMTs sind zwar eigentlich unverwüstlich, brauchen aber nach all den Betriebsjahren durchaus ab und an etwas Pflege. Auch die beste Konstruktion altert, im Falle der 948er und 950er die Tantal-Kondenstoren, teils die Transostoren zur Motoransteuerung oder die ICs in der Steuerelektronik.
Gibt aber nach wie vor hervorragenden Kundenservice bei diversen Anbietern - und alle infragekommenden Bauteile sind noch verfügbar (Texas Instruments hat beispelsweise alle OP- und 8-Bit-Counter ICs im Programm).

Der HR-948er dürfte einer der ersten Serie sein, später hat man das Tastendesign geändert und eine Signalisation hinzugefügt, die aufleuchtet, sobald Sollgeschwindigkeit erreicht ist (... und eine klappbare Tonarmarretierung am Lift hinzugefügt). Auffällig ist auch, dass der Kopfhöreranschluss links und der Taster zur Tondosenbeleuchtung rechts der Betriebstasten positioniert ist, kenne das eigentlich nur andersrum.
Die Tondose fehlt auch (Tag der offenen Tür, Angst vor Langfingern?).

Was nimmt man heute eigentlich als Entzerrervorverstärker, um einen 1210er analog "Rundfunkkonform" im Studio an einen Pulteingang anzubinden, wenn er als reiner Abspieler (also ohne DJ-Mixer dazwischen) dienen soll?
 
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Die Tondose fehlt auch (Tag der offenen Tür, Angst vor Langfingern?).

Kein Tag der offenen Tür. Tondose war zumindest damals stets vor der Sendung oder Produktion beim CvD abzuholen.

Nebenan im Hörspiel stand (steht?) beim hr noch ein ganz altes Schätzchen:

hr_emt930.jpg
Da hat man auch paar Möglichkeiten, wenn was altes umzuschneiden ist:

hr_emt930_eq.jpg

Beim RBB in der Masurenallee befindet sich auch noch ein alter EMT mit großem Teller. Dazu ist soweit ich mich erinnere auch eine Normalrillen-Tondose vorhanden.
 
Interessant zu wissen...!
In Köln habe ich sie zu den Zeiten, als noch 2 in den meisten Regien standen immer bestückt gesehen. Für 99% des Alltagsgeschäfts dürften ja die üblichen TSD15 Super Fineline reichen.

Der mit dem großen Plattenteller ist wohl ein 950. Tolle Maschine, wahnsinns-Hochlaufzeit. Eine Treiberkarte für jede Geschwindigkeit, in der Standardausführung mit eingebautem Vorhörlautsprecher.

@Radiowaves muss ich das nicht sagen, aber den gab's auch mit allem chichi... Prozentualer Fortschrittsanzeige, Zählwerk mit Nulllokalisierung etc.

Ein 948 "reicht" eigentlich völlig, aber auch zwischen den beiden Maschinen ist das Bessere Feind des Guten. Und den 950er gab's früher.

Die ihm nachgesagte häufigere Serviceanfällgkeit kann zumindest ich nicht bestätigen (und kenne 948, 950 sowie Technics 1200/1210 für Diskozwecke ganz gut).

Der Lake People ist bestimmt ordentlich, muss zugeben, da EMTs vorhanden, nie mit beschäftigt. Zum Auflegen entweder ein NI-Interface genutzt oder die Entzerrervorverstärker des Dateq-Pults, dass wir für sowas nutzen (privat, nicht Radio). Beide machen was sie sollen.
 
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Nein, es ist ein alter im silbernen Hammerschlag-Lack. Könnte demnach ein 927er sein mit dem 44-cm-Teller für die 16"-Acetat-Platten.

Noch schöner! Also, dass so einer noch in Betrieb ist und wohl entsprechend gepflegt wird.

[OT] Man sollte auch generell mal einen Faden über noch in der täglichen Produktion verwendeten Rundfunkklassiker starten, die die Jahre überdauert haben. Da wären z. B. unsere von Großtuchel auf XLR umgerüsteten, "weißen" MD421 aus der frühen Serie, die immernoch den täglichen Reportageeinsatz bestreiten. Waren gut, sind gut, werden gut bleiben. [/OT]
 
Nebenan im Hörspiel stand (steht?) beim hr noch ein ganz altes Schätzchen:
Ist das das Ding, das man während der Fahrt nicht von 33 auf 45 und umgekehrt umstellen konnte? Beim 948 bin ich bei Live-Sendungen schon ein paar Mal hingesprungen, um die falsch eingestellte UPM auf die richtige zu wechseln. Beim Schätzchen, an das ich mich nur dunkel erinnere, es bedient zu haben, ging das Umstellen wohl erst in der Nullstellung.
 
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Ja, ich glaube, man mußte erst auskuppeln und danach konnte man umstellen. Es gab wohl techniker/Moderatoren, die das ruckfrei beherrschten. Man konnte es trainieren.
 
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