MDR: Zum 31.10.16 geht Johann Michael Möller

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Die wichtigste Änderung unter Möller bei Jump war die, die man in diesem Video


bei 4:50 sehen kann:

JUMP - Sie.jpg

"Sie"

Man hat Jump mit für eine Öffi-Popwelle quotenmäßig noch leidlich erträglichen Ergebnissen zu einer Art billig-Familienwelle umgebaut, bissl das Rotzige rausgenommen und versucht, das Mäntelchen eines öffentlich-rechtlichen Programms überzustülpen. Dabei kam zwar eine bizarre Kreuzung aus absolut wertlosem Schund und (ausschließlich!) selbstwahrgenommenem öffentlich-rechtlichen Anpsruch raus, aber das Radiovolk in Mitteldeutschland frist sowas offenbar ohne zu murren.

Unter den Öffis ist Jump doch nach wie vor einer der Minus-Benchmarks. Setzt also auch Maßstäbe.

Und Sputnik wurde in Möllers Zeit erst vom Vollpfosten-Image erlöst, setzte tatsächlich Maßstäbe und wurde danach wieder akkurat hingerichtet. Das ist doch mal ein geradliniger Kurs!

Wesentlich bemerkenswerter finde ich die Berufung von Nathalie Wappler Hagen als Nachfolgerin. Wozu braucht man beim MDR-Hörfunk jemanden, der irgendwas mit "Kultur" und "Journalist" in der Qualifikation stehen hat? "Key Account Manager" wäre da für mein Empfinden die bessere Voraussetzung gewesen.
 
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So ist es. Aus reiner Quoten-Sicht ist Jump halbwegs richtig gemacht, auch wenns die Privaten teils mehr als "doppelt so akzeptiert" hinbekommen. Aus Sicht des öffentlich-rechtlichen Auftrages ist es jedoch eine Katastrophe.

Wenn § 6 MDR-Staatsvertrag so auslegt wird, daß die in Abs. 1 genannten Anforderungen für alle Programme des MDR gelten und nicht nur für z.B. das Nachrichtenradio und MDR Kultur, dann sehe ich Jump und Sputnik ganz klar im Verstoß dazu. Die Einser vermutlich auch. Wer richtig fies sein möchte, kann Absatz 1 Satz 3 auch so auslegen, daß den Belangen der (offenbar ist dem ja so, dies legt auch das Alltagsgeschehen und das Straßenbild im Sendegebiet nahe) Minderheit der Menschen mit gewissen Resten von humanistisch-gebildetem Hintergrund auch Rechnung getragen werden muß. Dies erfolgt in einzelnen Bereichen auf MDR Kultur, ist in der dortigen oft verdudelten und drögen Darreichungsform aber für andere wiederum ungenießbar.

Es sähe schon anders aus, legte der MDR Jump und Sputnik zusammen und böte stattdessen auf UKW so etwas wie Bayern 2 an. Würde er aber personell gar nicht hinbekommen, er mußte ja schon für den Versuch einmaliger Erfüllung öffentlich-rechtlicher Ansprüche in pikanter Situation Moderatoren einer anderen Anstalt verpflichten - da ist im Haus eifnach nichts zu erwarten. Diejenigen, die Unterhaltungsfunk beim MDR gemacht haben und zu mehr als nur abgelesenen Sprüchen in der Lage waren, sind zu MDR Aktuell oder gleich ARD-weit im Einsatz, siehe Dietrich Karl Mäurer.

Ein Programm wie Bayern 2 würde aber vermutlich im Shitstorm der ohnehin nicht allzu öffi-freundlichen Ostbürger untergehen. Die berichten schließlich über ökologische, weltoffene, teils sogar durchaus (ohne es zu benennen) spirituelle Themen. Und damit schließt sich der Kreis: ists im MDR-Land auch wegen des MDR so unglaublich dumpf oder ist der MDR so dumpf, weil er die Bedürfnisse der Hörer besonders gut erfassen kann? Die Frage wäre zu klären, wüßte man, wie dumpf es z.B. 1991 im MDR-Gebiet war, verglichen mit anderen Regionen (Ost)deutschlands. Ich lebte damals als Schüler in Thüringen und empfand es so lange nicht als dumpf, wie ich DT64 hören konnte. Ich weiß aber auch, daß gebrochene Nasenbeine von Mitschülern breits damals von der Dumpfheit in der Region zeugten. In Brandenburg gab es damals das wunderbare Radio Brandenburg. War es dort "undumpfer"? Überschätze ich die Wirkung von Rundfunk?
 
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http://www.mdr.de/mdr-rundfunkrat/presseinformationen/presseinformation6642.html

" ...Unter seiner Führung haben sich die Hörfunkwellen MDR Jump, MDR Figaro und MDR Info zu Benchmarks der Radioszene entwickelt."

Ich merke davon nichts - besonders bei MDR Jump

Na ja, es wurde ja nicht gesagt, ob es sich um einen "oberen" oder "unteren" Benchmark handelt. Hier kann sich jeder in seiner Vermutung selbst austoben...

....
Wenn § 6 MDR-Staatsvertrag so auslegt wird, daß die in Abs. 1 genannten Anforderungen für alle Programme des MDR gelten und nicht nur für z.B. das Nachrichtenradio und MDR Kultur, dann sehe ich Jump und Sputnik ganz klar im Verstoß dazu. Die Einser vermutlich auch. Wer richtig fies sein möchte, kann Absatz 1 Satz 3 auch so auslegen, daß den Belangen der (offenbar ist dem ja so, dies legt auch das Alltagsgeschehen und das Straßenbild im Sendegebiet nahe) Minderheit der Menschen mit gewissen Resten von humanistisch-gebildetem Hintergrund auch Rechnung getragen werden muß. Dies erfolgt in einzelnen Bereichen auf MDR Kultur, ist in der dortigen oft verdudelten und drögen Darreichungsform aber für andere wiederum ungenießbar.

Das Kernproblem besteht darin, dass die MDR-Programme (inkl. TV) keinerlei emanzipatorische, aufklärende und letztlich weltoffene Wirkung entfalten.
Man kann in vielen Punkten den MDR-Hörfunk mit den "klassischen" westdeutschen ARD-Anstalten vergleichen bzw. sogar gleichsetzen - nur im o.g. Punkt wird man - selbst bei den dümmsten Angeboten - noch einen elementaren Unterschied feststellen können. Nun ist ja mit Frau Dr. Wille ja nicht nur eine intelligente Ostdeutsche an der Spitze, sondern sicher auch viele MitarbeiterInnen haben eine DDR-/Ost-Biografie: ich muss es so scharf formulieren, aber mir ist oft unklar, wie man sich selbst so derart "unterrepräsentiert".

Dass sich das in der Bevölkerung widerspiegelt, ist doch kein Wunder. Dass die "Lügenpresse"-Rufe vornehmlich die - aus Sicht der Rufer - "West-Presse" (also ARD, ZDF) meinen, also der MDR schlussendlich immer noch als "einer von uns" gesehen wird, würde mich - wenn ich beim MDR wäre - sehr unruhig machen und im Kern beleidigen. Warum o.g. Frau Dr. Wille keinerlei Mut aufbringt, (wenigstens) ein emanzipiertes, modernes, progressives (Hörfunk)Programm auf die Beine zu stellen, verstehe ich nicht. Dass man damit über einige Jahre "am breiten Publikum" vorbeisenden würde - so what. Startet endlich die "öffentlich-rechtliche" Emanzipation (eigentlich ist es schon zu spät), ansonsten wird Deutschland weitere "braune" Wunder aus dem mitteldeutschen Raum erleben.


Es sähe schon anders aus, legte der MDR Jump und Sputnik zusammen und böte stattdessen auf UKW so etwas wie Bayern 2 an. Würde er aber personell gar nicht hinbekommen, er mußte ja schon für den Versuch einmaliger Erfüllung öffentlich-rechtlicher Ansprüche in pikanter Situation Moderatoren einer anderen Anstalt verpflichten - da ist im Haus eifnach nichts zu erwarten. Diejenigen, die Unterhaltungsfunk beim MDR gemacht haben und zu mehr als nur abgelesenen Sprüchen in der Lage waren, sind zu MDR Aktuell oder gleich ARD-weit im Einsatz, siehe Dietrich Karl Mäurer.

Ein Programm wie Bayern 2 würde aber vermutlich im Shitstorm der ohnehin nicht allzu öffi-freundlichen Ostbürger untergehen. Die berichten schließlich über ökologische, weltoffene, teils sogar durchaus (ohne es zu benennen) spirituelle Themen. Und damit schließt sich der Kreis: ists im MDR-Land auch wegen des MDR so unglaublich dumpf oder ist der MDR so dumpf, weil er die Bedürfnisse der Hörer besonders gut erfassen kann? Die Frage wäre zu klären, wüßte man, wie dumpf es z.B. 1991 im MDR-Gebiet war, verglichen mit anderen Regionen (Ost)deutschlands. Ich lebte damals als Schüler in Thüringen und empfand es so lange nicht als dumpf, wie ich DT64 hören konnte. Ich weiß aber auch, daß gebrochene Nasenbeine von Mitschülern breits damals von der Dumpfheit in der Region zeugten. In Brandenburg gab es damals das wunderbare Radio Brandenburg. War es dort "undumpfer"? Überschätze ich die Wirkung von Rundfunk?

Im Grunde könnte man für's Erste auch mit einer Art Radio Eins starten. Das hätte zumindest ansatzweise die Chance, in den größeren Städten (wie Leipzig, Dresden, Erfurt, Weimar, Halle...) ein im Grunde intellektuelles Publikum zu erreichen. Es ist doch so, dass in "Mitteldeutschland" die so genannte "bürgerliche Mitte" weggebrochen bzw. nicht existent ist. Erst dadurch kann der Rechtsextremismus über den Rechtspopulismus in die Mitte der Gesellschaft vorrücken. Dass man "nebenbei" auch die "linke Szene" dabei etwas emanzipieren kann, wäre ein schöner Nebeneffekt (bestimmte Vorkommnisse aus DD oder L mit linkem Hintergrund finde ich persönlich auch nicht gerade Zeugnis hoher "intelligenter Reife"...).

Bei der Jugend anzusetzen hieße, ein FM4 auf den Weg zu bringen.

Bayern 2 wäre natürlich auch ein Weg...

Übrigens: 2 der genannten Programme kann man in Teilen des MDR-Gebietes terrestrisch empfangen. Die Art der Nutzung würde mich einmal interessieren (aus soziologischer Sicht). Dass ich im Nordwesten Radio fast nur per Internet (FM4, Radio Eins, Bayern 2 oder M94.5) höre, ist durchaus eine bewusste, über eine bloße regionale Herkunft hinausgehende Entscheidung.

Vermutlich ja und bei weitem, sofern das Wort im alten DDR-Sinn gemeint ist, also für Hörfunk.

Für mich ist das eher ein "Henne-Ei-Problem". Journalistisch-guter und dennoch populärer Hörfunk (wie Antenne Brandenburg, RB Hansawelle, Rias 2, SFB 1/2, ...) wurde in den 1990er Jahren quasi in einem "Privatfunk-Nachäffungswahn" komplett zerschlagen (aus Sicht gesellschaftlicher Verantwortung zu einem für den Osten deutlich zu frühem Zeitpunkt, mal abgesehen von der allgemeinen Problematik).

In meinem Fitness-Studio wechselt alle paar Wochen der Radiosender (NDR 2, Bremen 4, Antenne Niedersachsen, Radio 21). Auf meine Nachfrage heißt es, dass der "alte Sender genervt hat". Ist der "Neue" besser? Ist doch alles dergleiche "Quark", oder...?

Ich glaube, wenn einer der o.g. "Alt-Kandidaten" noch einmal auf Sendung ginge, wären Haltung und Entscheidung eine andere. Aber vielleicht irre ich hier auch...

Zum Schluss noch ein "Lesetipp":
http://www.tagesspiegel.de/medien/s...-vowurf-nichts-als-die-wahrheit/13566078.html
...so geht's scheinbar auch...
 
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Ach so: ich habe mir gerade noch einmal die PM inkl. gesamten Weblink in Ruhe durchgelesen. Sie kann in Stil und Inhalt durchaus als "nicht positive Wertung" Möllers interpretiert werden...(Aufmachung mit der Nachfolgerin, die in höchsten Tönen gelobt und sehr ausführlich vorgestellt wird; Lob Möllers für "Nebensächlichkeiten"; kein Hinweis auf Möllers Zukunft; Rundfunkrat folgt allen Vorschlägen Willes bei der Wahl der Direktoren (3 Bestätigungen, 1 Nicht-Bestätigung (!)). Einfach köstlich:D
 
Das Kernproblem besteht darin, dass die MDR-Programme (inkl. TV) keinerlei emanzipatorische, aufklärende und letztlich weltoffene Wirkung entfalten.

Da schreibe ich nun soviel Text und Du kommst mit einem Satz, der alles sagt. Danke! Genau so fühlt sich das an. Meine seltenen Figaro-Hörversuche übrigens oft auch. Zu oft für eine Kulturwelle.

aber mir ist oft unklar, wie man sich selbst so derart "unterrepräsentiert".

Beim WDR war es wohl, daß man genau das mit "dem Hörer auf Augenhöhe begegnen" umschrieb. Was auch ganz klar sagt, welche Hörer man nicht erwartet oder eventuell gar nicht wünscht: weltoffene und Weltoffenes Erwartende. Könnte beim MDR doch ähnlich sein: nach aufwendigen Researches fand man heraus, besser mit seiner vorhandenen Intelligenz und eventuell auch anderen wertvollen Tugenden vorsichtig und zurückhaltend zu sein, um die Hörer nicht zu überlasten, um sie gar "heimisch" fühlen zu lassen. Vgl. auch hierzu den letzten Absatz da: http://www.nmz.de/kiz/nachrichten/mdr-hoerfunkchef-johann-michael-moeller-beendet-seine-amtszeit

Dass die "Lügenpresse"-Rufe vornehmlich die - aus Sicht der Rufer - "West-Presse" (also ARD, ZDF) meinen, also der MDR schlussendlich immer noch als "einer von uns" gesehen wird, würde mich - wenn ich beim MDR wäre - sehr unruhig machen

Ist das so? Der MDR schickt doch Reporter nicht mehr ohne Wachschutz zu den entsprechenden Anlässen, weils auch da Vorfälle gab. Im Detail dürfte das auch kaum zu erkennen sein, wenn z.B. auf dem Windschutz auch das ARD-Logo mit drauf ist.

Im Grunde könnte man für's Erste auch mit einer Art Radio Eins starten. Das hätte zumindest ansatzweise die Chance, in den größeren Städten (wie Leipzig, Dresden, Erfurt, Weimar, Halle...) ein im Grunde intellektuelles Publikum zu erreichen.

Hast Recht. Da ich mit Radio Eins tagsüber nie klarkam, hatte ichs nicht mit erwähnt. Gegenüber echten "ernsten" Programmen wie Bayern 2 hätte es sogar einen Vorteil: ein Programm mit klarer Aussage bei den entsprechenden Themen (statt keiner Aussage, wie beim MDR-Unterhaltungsfunk üblich), das dennoch das Potential zum viel gehörten, also durchaus im Volk weit verbreiteten Programm hat. Bayern 2, so wertvoll es auch ist, kommt in Bayern ja auch "nur" auf die Quoten eines Kulturprogramms. Im MDR-Gebiet wäre tatsächlich viel effizienter etwas möglich gewesen, hätte es da etwas wie Radio Eins gegeben. Zu spät.

bestimmte Vorkommnisse aus DD oder L mit linkem Hintergrund finde ich persönlich auch nicht gerade Zeugnis hoher "intelligenter Reife"...

Mit den entsprechenden Vertretern in Thüringen legt sich Bodo Ramelow gerade an. Schon skurril: ein Linker, der von sogenannten "Linken" attackiert wird.

Nur: an den"revolutionären" Mai-Randalen und der Auto-Abfackelei im Namen des Antikapitalismus oder wie-auch-immer in den Berliner Szenekiezen konnte auch ein Radio Eins nichts ändern. Die gibt es immer noch. Ein Garant ist sowas also nicht.

Bei der Jugend anzusetzen hieße, ein FM4 auf den Weg zu bringen.

Eric Markuse unterhielt damals zu Zeiten des Sputnik mit Niveau durchaus intensive Kontakte genau dorthin. Aber der MDR befand dann ja, wieder ein zweites Jump draus machen zu müssen. Chance vertan. Da war viel gutes auf den Weg und dann wieder unter die Erde gebracht worden.

aus Sicht gesellschaftlicher Verantwortung zu einem für den Osten deutlich zu frühem Zeitpunkt

Die ostdeutsche Mehrheit lechzte doch förmlich nach den akustischen BILD-Zeitungen. Als MDR Life startete, war das Entsetzen nur bei einer Minderheit vorhanden. Letztlich bei denen, denen heute noch täglich signalisiert wird, daß sie im Osten unerwünscht sind. So sie noch nicht dem Gradienten des BrainDrain gefolgt sind.

In meinem Fitness-Studio wechselt alle paar Wochen der Radiosender (NDR 2, Bremen 4, Antenne Niedersachsen, Radio 21). Auf meine Nachfrage heißt es, dass der "alte Sender genervt hat". Ist der "Neue" besser? Ist doch alles dergleiche "Quark", oder...?

Du erträgst das? Bewundernswert. Ich bin zu dünnhäutig dafür. Habe heute das Schwimmbad meiner Heimatstadt nach nur 4 Bahnen verlassen. Es lief wohl Landeswelle Thüringen. Zuerst irgendein prolliges Gegröhle, könnte Nickelback gewesen sein. Danach irgendeine Kirmesmusik. Mein Begleiter verließ das Becken, ging zum Personal und bat darum, das Generve leiser zu drehen. Das geschah auch. Nur reicht das halt nicht bei Menschen, die noch nicht komplett abgestumpft sind. Das Hirn krallt sich unerbittlich an die noch zu hörenden Soundfetzen und versucht, sich darauf regelrecht "einzulocken" und das Gehörte zu rekonstruieren. Also dann erstmal Folter durch penetrantes Geschnatter (keine Ahnung, was die zwei schnatterten, ob das Backselling oder sonstwas war) und danach ein Heulbojen-Lied mit dem Achtungs- und Flucht-Effekt einer Sirene, die gerade Atom- und Luftalarm gibt. Da ging ich aus dem Becken und bat, das Geheule doch bitte auszuschalten. Dies wurde verweigert, weil die Mehrheit der Gäste die Beschallung wünsche und weil "leise Radiobeschallung" angeordnet wäre.

Für mich gab es damit keine Möglichkeit, die Einrichtung weiterhin zu nutzen. Mein Puls war schon bei > 120, der ganze Körper hat gezittert (und tat es noch 2 Stunden danach). Ich bin raus. Und gehe da nicht wieder rein. Wieder ein Ort weniger, der für mich nutzbar ist.

Für mich ist so etwas in einer kommunalen öffentlichen Einrichtung ein Skandal. Man errichtet Zugangsbarrieren, die es nicht geben müßte und die es genaugenommen auch nicht geben dürfte. Ein solcher Ort hat "neutral" zu sein und wie diese Neutralität aussieht, erlebe ich im FEZ in Berlin, wo ich schwimmen kann, ohne fortlaufend daran erinnert zu werden, in welchen brachial-dumpfen Zeiten wir leben.

Ich vermute aber keinerlei böse Absicht, sondern einfach, daß die wenigen, die noch nicht völlig abgestumpft sind, sich inzwischen aus dem öffentlichen Raum so weit zurückgezogen haben, daß sie tatsächlich nicht mehr wahrgenommen werden. Nein, es wird nicht wahrgenommen, daß sie weg sind - das würde ja bedeuten, daß man überhaupt noch auf die Idee käme, daß es sie irgendwo geben könnte. Man weiß schlichtweg nicht mehr, daß es was anderes als "stumpf" noch gibt oder je gegeben hat.

In diesem Kontext laufen auch die Hörfunkprogramme des MDR, das nimmt sich alles gar nichts. Hätte auch Jump, MDR Thüringen oder Sputnik sein können, wäre aufs Gleiche hinausgelaufen.
 
Ach so: ich habe mir gerade noch einmal die PM inkl. gesamten Weblink in Ruhe durchgelesen. Sie kann in Stil und Inhalt durchaus als "nicht positive Wertung" Möllers interpretiert werden...(Aufmachung mit der Nachfolgerin, die in höchsten Tönen gelobt und sehr ausführlich vorgestellt wird; Lob Möllers für "Nebensächlichkeiten"; kein Hinweis auf Möllers Zukunft; Rundfunkrat folgt allen Vorschlägen Willes bei der Wahl der Direktoren (3 Bestätigungen, 1 Nicht-Bestätigung (!)). Einfach köstlich:D

Man könnte den Eindruck gewinnen, dass er die Erwartungen nicht erfüllt hat. Seit Jahren sind die Hörerzahlen bei MDR Jump rückläufig.

Die wichtigste Änderung unter Möller bei Jump war die, die man in diesem Video



... Unter den Öffis ist Jump doch nach wie vor einer der Minus-Benchmarks. Setzt also auch Maßstäbe. ...

Was ich extrem nervend finde ist der Personenkult um Sarah von Neuburg und Lars-Christian Karde(MDR JUMP Morgenshow). Nicht geht ohne diese beiden Wessis im Ossi-Land. ;) Mindesten jede Stunde fallen die Namen. Diese permanente Grinserei (alles ist irgendwie lustig) ist unnatürlich bzw. nicht authentisch. Ich habe die Sara mal in einem Autohaus (als Privatperson) gesehen mit einer völlig anderen Mimik/Gestik.
 
Lars-Christian Neuburg und Sarah von Karde sind für mich der Inbegriff für die Hörerverdummung im MDR-Life-Land. Es ist einfach nur traurig. Und leider wird Spotify die beiden auch nicht wegkaufen wollen.

Möller hatte zur Einführung der Buchstaben "MDR" in den Namen "Jump" gesagt, dass der Sender von nun an klar öffentlich-rechtlicher werden würde und der "Soundtrack Mitteldeutschlands" werden solle. Und was ist passiert? Nüscht. Außer ein belangloses, plätscherndes Mittagsmagazin und der Bundeligaschaltkonferenz, die offenbar für den MDR so wichtig zu sein scheint, dass er sie auf Aktuell, Jump, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen senden muss. Wenn Rasenball dann endlich ab Sommer endlich Erstklassig spielt, hoffe ich auf eine zusätzliche Aufschaltung auf Kultur und Sputnik.

Und Mit Frau Wappler wird sich daran nichts ändern. Das ist sicher.
 
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und der "Soundtrack Mitteldeutschlands" werden solle.

Ach, wenn die Quote doppelt so hoch wäre, würde ich dieses Prädikat Jump sogar zugestehen. Besser passend wäre jedoch: Jump, Sputnik, die Einser und die Privaten machen den "Soundtrack Mitteldeutschlands". Das stimmt numerisch sogar. Auf den Rest entfallen nur ca. 10-15% der UKW-Radionutzung.

Spricht nicht für Land und Leute, ist aber die Realität.

Hier noch bissl Lesestoff zur neuen Personalie und dem derzeitigen Wirkungsort. Den zweiten Link kannte ich sogar schon seit Erscheinen. Bitte mitsamt Kommentaren lesen. Dieses Niveau finde ich in der deutschen Tagespresse kaum noch.

http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2014-28/angst-vor-der-biederkeit-die-weltwoche-ausgabe-282014.html

http://www.nzz.ch/feuilleton/medien/radio-sfr2-auf-heiklem-pfad-1.18445360
 
Danke für die Links.

Durch den Kommentar von Jan Graber dort, weiß ich nun dass Frau Wappler einfach zum MDR gehen musste:

"Die Schweizer Radiolandschaft gehört wohl zu den traurigsten und lächerlichsten der Welt: Wo man hinhört derselbe Einheitsbrei, stets gerechtfertigt durch das Argument der Hörerzahlen."
 
Danke für die Links.

Durch den Kommentar von Jan Graber dort, weiß ich nun dass Frau Wappler einfach zum MDR gehen musste:

"Die Schweizer Radiolandschaft gehört wohl zu den traurigsten und lächerlichsten der Welt: Wo man hinhört derselbe Einheitsbrei, stets gerechtfertigt durch das Argument der Hörerzahlen."

Was anzuzweifeln wäre. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist super aufgestellt. SRF Virus: Das Schweizer FM4, zumindest musikalisch. SRF 3: Eigentlich müsste das der dümmste der SRF-Sender sein, weil Pop- und Servicewelle. Mitnichten, wenn man MDR Jump oder NDR 2 gewohnt ist. Gleiches Bild bei den Programmen aus den anderen Sprachregionen. Couleur 3 und Konsorten. Zumindest musikalisch lässt sich resümieren: Solches Radio, darauf musste das MDR-Land viel zu lange warten. Nun darf gehofft werden.
 
Dass die "Lügenpresse"-Rufe vornehmlich die - aus Sicht der Rufer - "West-Presse" (also ARD, ZDF) meinen, also der MDR schlussendlich immer noch als "einer von uns" gesehen wird
Dafür, daß das so wäre, sehe ich keine Anhaltspunkte. Daß die sich z.B. nur noch mit Wachschutz hintrauen, wenn Peggy da ist, wurde ja schon genannt.

Es ist doch so, dass in "Mitteldeutschland" die so genannte "bürgerliche Mitte" weggebrochen bzw. nicht existent ist.
Dieses Phänomen betrifft nicht nur Lifeland. Es mag da ausgeprägter sein als anderswo, aber den vermeintlichen Gegner bekämpfen, der sich längst in Wohlgefallen aufgelöst hat, tun sie auch anderswo.

Mal das hier anschauen. Geht zwar mit keinem Wort auf den Medienzirkus ein, aber es sollte mehr als deutlich sein, was auch auf den zutrifft:
http://www.die-deutsche-buehne.de/Aktuelles/Leseprobe/Radikal+systemkonform

Die Selbstbeweihräucherung dieses Bladerls wird langsam grotesk. Könnte man einiges zu sagen, z.B. auch zu dem, was gerade in der Mobil (nein, nicht das Pioniermagazin mit Andreas Brückner...) stand. Würde aber sicher zu weit führen, hier mit diesem komplexen Thema anzufangen.
 
Dafür, daß das so wäre, sehe ich keine Anhaltspunkte. Daß die sich z.B. nur noch mit Wachschutz hintrauen, wenn Peggy da ist, wurde ja schon genannt.
Dann schaue Dir einmal die Kommentarseiten des MDR zu "Pegida & Co."-Themen an... Der Hinweis an "Nicht-Mitteldeutsche (oder gar Wessis)", sich doch bitte nicht "in die inneren Angelegenheiten" einzumischen ("Das ist hier unsere Seite auf unserem Sender") war nach meinen bescheidenen Beobachtungen durchaus nicht selten.
Von den gelegentlichen privaten Kontakten einmal abgesehen, die in puncto Ausländerfeindlichkeit noch erschreckender als vor 10 Jahren sind. Dass diejenigen MDR 1 oder das MDR-Fernsehen als "treue Begleiter" rühmen, wie soll ich das nun deuten (?)...

Das eine schließt das andere eben nicht aus.

Dieses Phänomen betrifft nicht nur Lifeland. Es mag da ausgeprägter sein als anderswo, aber den vermeintlichen Gegner bekämpfen, der sich längst in Wohlgefallen aufgelöst hat, tun sie auch anderswo.
In den alten Bundesländern konnte ich dieses Phänomen bisher nicht in dieser ausgeprägten Form entdecken. Nicht, dass dort die "Mittelschicht" besonders links oder alternativ wäre (das natürlich nicht), aber es gibt aus meiner Sicht dort nach wie vor einen demokratischen Grundkonsens. Der hat so in "Mitteldeutschland" nie richtig existiert. Meine Sichtweise zur diesbezüglichen Rolle des MDR hatte ich schon kundgetan (ansonsten noch einmal am Ende dieses Beitrages).

Die Selbstbeweihräucherung dieses Bladerls wird langsam grotesk. Könnte man einiges zu sagen, z.B. auch zu dem, was gerade in der Mobil (nein, nicht das Pioniermagazin mit Andreas Brückner...) stand. Würde aber sicher zu weit führen, hier mit diesem komplexen Thema anzufangen.

Ich nehme an, Du meinst die "Sächsische Zeitung" und mit "Mobil" das Magazin der Deutschen Bahn. Eine Diskussion geht hier in der Tat zu weit, vielleicht nur eins: momentan scheint es, dass die "Petrys und Bachmänner" die Gesellschaft vor sich her treiben (zu meinen), was mir persönlich ganz übel aufstößt. Wer sich hier ein Bild zum MDR (und auch den Menschen im Sendegebiet) machen möchte, dem empfehle ich "MDR Fakt" (Fernsehen) vom 15.12.2014. Eine der ersten Einladungen an Frau Petry im öffentlich-rechtlichen Rundfunk mit erschreckend schwachen Gesprächspartnern und einem scheinbar überforderten Moderator. Auch die "Straßen-Einspieler" haben ihren "eigenen Charme"...
 
Dann schaue Dir einmal die Kommentarseiten des MDR zu "Pegida & Co."-Themen an... Der Hinweis an "Nicht-Mitteldeutsche (oder gar Wessis)", sich doch bitte nicht "in die inneren Angelegenheiten" einzumischen ("Das ist hier unsere Seite auf unserem Sender") war nach meinen bescheidenen Beobachtungen durchaus nicht selten.
Aus solchen Bemerkungen allein würde ich aber noch keine Unterstützung unseres Heimatsenders ableiten.

Von den gelegentlichen privaten Kontakten einmal abgesehen, die in puncto Ausländerfeindlichkeit noch erschreckender als vor 10 Jahren sind. Dass diejenigen MDR 1 oder das MDR-Fernsehen als "treue Begleiter" rühmen, wie soll ich das nun deuten (?)..
Oder nach wie vor die Heimatzeitung abonormiert haben. Ich will nicht behaupten, die wäre auf Peggy-Linie eingeschwenkt, aber.

einen demokratischen Grundkonsens. Der hat so in "Mitteldeutschland" nie richtig existiert.
War nach meinem Eindruck in Wahrheit auch nie gewollt. Das Ergebnis sieht man nun, oder vielmehr: Kann nicht mehr darüber hinwegsehen.

Ich nehme an, Du meinst die "Sächsische Zeitung" und mit "Mobil" das Magazin der Deutschen Bahn.
Natürlich. Und jetzt doch noch eine Bemerkung dazu: Ich finde es schlichtweg naiv, dem Herrn Bachmann eine schriftliche Bitte um Stellungnahme zu schicken und dann zu staunen, wenn der die kurzerhand im Telemediendienst der Facebook Deutschland GmbH veröffentlicht. Als ob etwas anderes zu erwarten gewesen wäre.

momentan scheint es, dass die "Petrys und Bachmänner" die Gesellschaft vor sich her treiben (zu meinen)
Der Klammerzusatz ist nach meinem Eindruck zu streichen.

Das mit dem vor sich her treiben dürfte übrigens vielfach auch von jener Fraktion in den Funkhäusern zu sagen sein, die man mit dem beliebten Schimpfwort Hochkultur beschreiben kann. Auch da sollte man sich neben den Treibenden (zu denen ja auch die Möller-Nachfolgerin zu gehören scheint) vielleicht auch mal über die Getriebenen und deren Versäumnisse unterhalten. Wie war das mit MDR Phoenix, falls irgendjemand diese Gerüchte aus den 90ern kennt und da überhaupt irgendetwas dran war?

Wer sich hier ein Bild zum MDR (und auch den Menschen im Sendegebiet) machen möchte, dem empfehle ich
Nahezu beliebige Vorgänge in diesem Haus, seit dessen Gründung.

So ganz verstehe ich übrigens auch nicht die Hoffnungen bzw. die Enttäuschung, was die jetzige Intendantin betrifft. Nicht nach den öffentlichen Äußerungen von ihr, die mir bislang untergekommen sind. Nach denen erwarte ich da einfach nichts. Jedenfalls nichts nach außen hin; interne Befindlichkeiten, mit denen sie sehr geschickt umgehen mag, haben die Relevanz eines Furzes in lauer Sommernacht.

Scheint mir auch so eine charakteristische Befindlichkeit zu sein: Wenn jemand Mitossi ist und auch noch einen akademischen Grad hat (auf den legen Ossis ganz großen Wert), dann ist das doch jemand Gutes und wird viel segensreiches bewirken.
 
Der Hinweis an "Nicht-Mitteldeutsche (oder gar Wessis)", sich doch bitte nicht "in die inneren Angelegenheiten" einzumischen ("Das ist hier unsere Seite auf unserem Sender") war nach meinen bescheidenen Beobachtungen durchaus nicht selten.

Könnte mir aber eher vorstellen, daß es hier nicht um ein in-Schutz-Nehmen des MDR geht, sondern um das Ausgrenzen missliebiger Meinungen, also im mitteldeutschen Konsens (?) auch um das Ausgrenzen der Westdeutschen. Daß das ganze auf der Seite des MDR stattfindet, sehe ich eher als "wir sagen das überall" denn als "das ist unser MDR". Der MDR ist "Staatsfunk", auch für Ostdeutsche.

Der Hass auf Westdeutsche ist, soweit ich das mit meinen bescheidenen Menschenkenntnissen beurteilen kann, größer denn je. Letztlich rächt sich hier die völlig andere Sozialisation der Ostdeutschen seit 1945, das wurde einem Großteil der heute Erwachsenen noch so mitgegeben. Man ist verglichen mit Westdeutschen wesentlich weniger "Verkäufertyp" in Sachen Selbstvermarktung und wurde damit nach der (selbst gewollten!) Wiedervereinigung zum "Pflegefall": der Ostdeutsche ist nicht in der Lage, sich sozial- und gesellschaftsverträglich das zu nehmen, was ihm zusteht. Er wartet darauf, daß er verpflegt wird - das war in der DDR die sicherste Variante, keinen Stress mit dem Staat zu bekommen (bloß keine gefährliche Eigeninitiative zeigen). Heute fühlt sich der Ostdeusche damit benachteiligt gegenüber dem redegewandten, "glatten", Westdeutschen, der ihm alles wegzunehmen scheint. Und er tickt aus, wenn dann echte "Pflegebedürftige" (Flüchtlinge beispielsweise) versorgt werden, er selbst aber nicht.

Der Hallenser Arzt und Psychotherapeut Hans-Joachim Maaz hat genau das bereits 1990 in seinem Buch "Der Gefühlsstau" beschrieben, das inzwischen aktualisiert und mit an entscheidender Stelle geändertem Titel (streiche "DDR", setze "Gesellschaft") vorliegt:
https://www.perlentaucher.de/buch/hans-joachim-maaz/der-gefuehlsstau.html

Und das zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten. Ein Standardsatz beginnt heute häufig mit "ich bin ja nun wirklich nicht rechts, aber" - danach folgt ein Mix aus Hass, Wut, Empörung, Projektion auf Bedürftige, Gier, Rasissmus etc. Kann man auch von promovierten Medizinern hören, ist kein Privileg einer vermeintlichen "Unterschicht".

Ich kenne Aussagen der Art "wir Ostdeutschen sind doch nur Menschen zweiter Klasse, wird Zeit, daß endlich wieder Krieg kommt und alles zerstört, vielleicht haben wir danach wenigstens eine Chance, mit den Westdeutschen auf Augenhöhe zu sein" bis hin aus Geschäftsführer-Umfeldern im Mittelstand.

Das ist im Grundsatz auch nichts neues, selbst bei uns war es 1993/94 (!) im Grundstudium so, daß wir die wenigen Westdeutschen, die es damals wagten, bei uns im Osten zu studieren, meist nicht mochten und mit ihnen nichts zu tun haben wollten. Die waren uns zutiefst unsympathisch (den Dozenten teils auch). Tiefer haben wir das nicht beleuchtet (wäre ja auch unbequem) und nach 2 oder maximal 4 Semestern waren sie eh weg - zurückgegangen in den Westen. Heute kann ich sagen, was uns an ihnen störte: sie kümmerte sich um ihre Ausbildung, letztlich um ihr berufliches Weiterkommen. Sie hinterfragten Konzepte und Selbstverständlichkeiten, die ihnen als Qualiätsmängel der Ausbildung erschienen. Sie waren diejenigen, die die Anforderungen stellten. Bei uns Ostdeutschen war das meist andersherum: wir waren kleine, geduckte, verschulte Pflichterfüller und die Dozenten stellten die Anforderungen. Die wenigen Ostdeutschen, die die Gegebenheiten hinterfragten, mieden wir auch. Wir sagten dann "die sind ja wie Wessis".

Dieses Thema ist aber offenbar inzwischen deutlich entschärft, die Generation, die heute studiert, stellt auch im Osten die Anforderungen. Ich habe das bei einem Probevortrag im Zuge einer Bewerbung auf eine Professorenstelle sehr deutlich gemerkt. Nie hätten wir uns damals gewagt, was den Studenten heute eine Selbstverständlichkeit ist: Konzepte zu hinterfragen und Anforderungen an die Qualität des Dozenten zu stellen. Wir hätten damals nur anschließend leise hinter verschlossenen Türen gemeckert.

Das läßt hoffen, daß es mit der Generation der heute 20-jährigen vielleicht etwas besser werden könnte als mit der Generation 35+ oder 40+. Andererseits wird alles, was nicht läuft wie erwünscht, auch von Teilen der jüngeren Generation auf "Merkel und Co." geschoben. Es dürfte doch auch klar sein, warum Deutschland gestern beim ESC erster von hinten geworden ist: wegen Merkel und ihrer Politik. Europa würde Deutschland hassen.

aber es gibt aus meiner Sicht dort nach wie vor einen demokratischen Grundkonsens

Den kann man vermutlich nur haben, wenn man das Gefühl hat (und genug belegbare Beispiele), man könne an Entscheidungen teilnehmen. Genau das kann zumindest der "gelernte Ostdeutsche" aber nicht oder nur sehr eingeschränkt: ihm fehlt dazu die Weltgewandtheit, das Talent in Selbstvermarktung etc. Damit ist es nahezu zwangsläufig, daß diejenigen, die sich als "Sklaven der Westdeutschen" oder als "Enteignete" (in jeglicher Hinsicht) fühlen, Demokratie ablehnen.

Demokratie ist auch brandgefährlich und naiv in so einem Umfeld, das offenbar mehrheitlich nicht zu friedlicher Gestaltung der Gesellschaft in der Lage ist. Man kann auch Hochsicherheitsgefängnisse nicht "demokratisch" führen. Die ostdeutsche Gesellschaft sehnt sich nach und braucht offenbar auch eine Diktatur, nur da fühlt sie den Druck, der ihr so wohlvertraut ist. Freiheit fühlt sich so beängstigend strukturlos an. Niemand da, der einem sagt, was richtig und was falsch ist. Die Diktatur wird wohl auch kommen, leider wird es eine sein, die die niedersten Instinkte anspricht und militant umsetzen wird. Damit dürfte sich das Ausbluten Ostdeutschlands fortsetzen in den kommenden Jahren. Gehen werden letztlich alljene müssen, die noch ein fühlendes Herz haben. Die gute Nachricht für die Regionen, in die diese Menschen flüchten werden: es kommen die besten, die der Osten noch hat.

Ich hatte gestern ein Telefonat mit einem im Land herumkommenden Mittelständler, der nebenbei noch viel auf Parties geht. Er hat Zugang zu den "gehobenen Kreisen", in denen bis hoch zum höheren Ministerialpersonal verkehrt wird. Und er will einen Bürgerkrieg nicht mehr ausschließen. Er sagte, Erfurt (sein Zweitwohnsitz) ist tief rechts und die Thüringer Landbevölkerung großteils sowieso. Etwas, das mir auch von anderen dort Lebenden bestätigt wird. Die Politik wisse das, kann aber nichts dagegen tun, diese Menschen sind nicht mehr zu erreichen. Die einzigen, die das Thema neben der NPD (ohnehin traditionell) aufnehmen, ist die AfD. Und der wird entsprechend zugejubelt.

Es sollte mich nicht wundern, wenn in nicht allzu ferner Zukunft eine Grenze durchs Land stünde. Errichtet von westdeutscher Seite, weil man sich die Jahrzehnte gewachsene, einigermaßen erprobte und noch leidlich funktionierende friedliche Gesellschaft nicht durch den Osten ruinieren lassen will. Man könnte diese Grenze dann durchaus "antifaschistischen Schutzwall" nennen. Geschichte kann so bizarr und schräg sein...

Ich habe absolut keine Ahnung, wie hier noch ohne Krieg die Kurve gekriegt werden könnte und bin da bei weitem nicht der einzige. Die einzige Lösung, die ich sehe, hat mit Politik nichts zu tun, hat mit Geld nichts zu tun. Sie kann also auch nicht von denen erbracht werden, die sich als "Alternative für Deutschland" bezeichnen. Sie hat letztlich etwas mit Spiritualität zu tun, auch wenn diese nicht offensichtlich als solche gekennzeichnet wird. So lange, wie der Mehrheit der Menschen die Verbindung mit dem Universum, in dem wir leben, also mit dem "Universellen", verlorengegangen ist, so lange wird gegeneinander gekämpft werden. Solange die Menschen nicht bereit sind, ihre Defizite (siehe oben) zu betrauern, wird das eintreten, was Maaz sinngemäß mit "wer nicht trauern will oder kann, muß töten" umschrieben hat.
 
War nach meinem Eindruck in Wahrheit auch nie gewollt. Das Ergebnis sieht man nun, oder vielmehr: Kann nicht mehr darüber hinwegsehen.

Ja. Da zieht sich ein roter dunkelschwarzer Faden seit 1990 durch. Ein kleines Puzzleteilchen auf diesem Weg hat sogar Rundfunkbezug: wie 1990/91 DT64 abgewürgt wurde. Man hat damals schon klar seitens der Politik gesagt, wo es langgehen wird: durchformatierte Einheitskost auf klarer politischer Linie, Massenideologie. Bitte auch die damaligen Aussagen z.B. der Jungen Union (ich glaube, es war die Thüringer) lesen - die mit den "Randgruppen und Sektierern". Hier wurde vor allem weltoffenen, nicht-dumpfen Menschen klipp und klar gesagt: ihr seid hier unerwünscht. Und die meisten zogen sich inzwischen auch komplett zurück ins Private. Die fehlen nun in der Öffentlichkeit.

Ein anderer Puzzlestein ist hingegen recht aktuell: Stadtjugendpfarrer König aus Jena und die Sächsische Justiz.

Man hat 25 Jahre lang einen nahezu monarchistischen Geist gepflegt und in unfehlbarer Selbstherrlichkeit mehr gethront als regiert, man hat Mahner und Warner diskriminiert, man hat die Menschen auf ihre Funktion als treue Konsumenten degradiert - mich wundert nichts, absolut nichts an den aktuellen Zuständen. Aber das Volk hat genau das gewählt, in den lang ersehnten "freien Wahlen", immer und immer wieder. Es ist selbst schuld an diesen Zuständen. Und wählt nun die nächsten, keinen Weg in eine lebenswertere Zukunft versprechen, sondern einen Weg in finsterste Zeiten.

Nahezu beliebige Vorgänge in diesem Haus, seit dessen Gründung.

Das, was nach außen drang, paßt in der Tat hervorragend zum Bild der Gesellschaft, für die dieses Haus die gebührenfinanzierte Beschallung und Bewegtbildversorgung veranstaltet.

So ganz verstehe ich übrigens auch nicht die Hoffnungen bzw. die Enttäuschung, was die jetzige Intendantin betrifft. Nicht nach den öffentlichen Äußerungen von ihr, die mir bislang untergekommen sind. Nach denen erwarte ich da einfach nichts.

Ich frage mal ganz direkt: eine Juristin steht einer Einrichtung vor, die ihrer ursprünglichen Bestimmung gemäß eigentlich im Bereich Kultur, Kunst, Bildung, Journalismus arbeiten soll. Wer will da was anderes erwarten als das, was dabei nun auch real herauskommt? So herum ist es natürlich nicht, eher so: jemand, der für einen der o.g. Bereiche brennt und beruflich dort "Edles" erreichen will, käme doch nie auf die Idee, Intendant einer ARD-Anstalt zu werden. Da kommt er als Straßenmusiker oder Blogger seinen hohen Zielen doch wesentlich näher.

Wenn jemand Mitossi ist und auch noch einen akademischen Grad hat (auf den legen Ossis ganz großen Wert), dann ist das doch jemand Gutes und wird viel segensreiches bewirken.

Ist das so? Ich kenne das mit dem akademischen Grad vor allem aus Österreich (wo die Angeheiratete des Doktors dann "Frau Doktor" ist), ich kenne aus tief-Südwest-Deutschland die Aussage "wenn ich dran denke, wie lange du deinen Doktortitel vor mir verheimlicht hast - das wäre hier bei uns undenkbar, da wäre der das erste, was genannt würde". Kenne es aus meinem (weitgehend durch-promovierten) Bekanntenkreis auch nicht anders als so, daß man damit nicht hausieren geht. Sehr zum Leidwesen meiner Eltern übrigens, die ihren 42-jährigen Sohn als "unwürdig im Auftreten für einen Akademiker" betrachten: barfuß in Sandalen, abgeschnittene Jeans, ausgeleiertes Shirt - gut, daß meine Eltern mich nicht sehen, wenn ich im Sommer mal in der Berliner S-Bahn stehe nach einer Radtour im Umland. Kriterium für mich: gerade noch so, daß mir niemand einen Euro zustecken will.

Ich vermute eher: immer dort, wo nichts dahinter ist, wird auf Titel und Fassaden besonders viel Wert gelegt. Mit etwas Bosartigkeit könnte man daraus auch wieder einen MDR-Bezug basteln.

Und hier paßt der Link auf das WDR-"Zeitzeichen" vom 1.3.1994 wieder hervorragend: https://we.tl/YOzm7gzcNq
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe absolut keine Ahnung, wie hier noch ohne Krieg die Kurve gekriegt werden könnte und bin da bei weitem nicht der einzige. Die einzige Lösung, die ich sehe, hat mit Politik nichts zu tun, hat mit Geld nichts zu tun. Sie kann also auch nicht von denen erbracht werden, die sich als "Alternative für Deutschland" bezeichnen. Sie hat letztlich etwas mit Spiritualität zu tun, auch wenn diese nicht offensichtlich als solche gekennzeichnet wird. So lange, wie der Mehrheit der Menschen die Verbindung mit dem Universum, in dem wir leben, also mit dem "Universellen", verlorengegangen ist, so lange wird gegeneinander gekämpft werden. Solange die Menschen nicht bereit sind, ihre Defizite (siehe oben) zu betrauern, wird das eintreten, was Maaz sinngemäß mit "wer nicht trauern will oder kann, muß töten" umschrieben hat.

Hallo Radiowaves,

ich picke mir mal diesen Absatz von Dir heraus.

Nur ein tiefer Bewusstseinswandel wird uns Menschen (der Menschheit) eine Überlebenschance geben. Dafür bedarf es einer Bewusstwerdung unser tiefen (spirituellen) Wurzeln eines jeden Einzelnen und ein Zurücktreten im kleinen, wie auch im großen, von einer alleinigen Identifikation mit unserer Meinung, mit unseren Glaubenssätzen und E-Motionen, unserem "Ego".

Wer tiefer einsteigen möchte, findet wertvolle Hinweise bei Eckhart Tolle , Krishnamurti und auch in dem Film / Buch
"Das Ende ist mein Anfang" .

Frohe Pfingsten!!
 
Ein kleines Puzzleteilchen auf diesem Weg hat sogar Rundfunkbezug: wie 1990/91 DT64 abgewürgt wurde.
Sowie der DFF und Radio Aktuell. Deutschlandsender Kultur ist wieder ein Thema für sich.

Zum Stichwort DFF vielleicht mal ein Beratungsmuster; interessant auch in Bezug auf die Methoden, die sich nun deutlich rächen:
http://www.mdr.de/damals/archiv/avobjekt614_zc-d3058531_zs-a8c40657.html

(Ja, halbwegs witzig, wie sich das auf einem MDR-Server findet. 4:3-Video korrekt ausspielen können sie natürlich auch nicht...)


Man hat 25 Jahre lang einen nahezu monarchistischen Geist gepflegt und in unfehlbarer Selbstherrlichkeit mehr gethront als regiert
Macht die Pfarrerstochter aus Templin doch nach wie vor. Empfehle einen Blick in den Spiegel vom vorletzten Wochenende (ja, manchmal stehen da sogar noch interessante Sachen drin), falls immer noch das Gesäusel von „Willkommenskultur“ von vor ein paar Monaten geglaubt wird.


Wenn jemand Mitossi ist und auch noch einen akademischen Grad hat (auf den legen Ossis ganz großen Wert), dann ist das doch jemand Gutes und wird viel segensreiches bewirken.
Ist das so?
Verschiedentlich in Lifeland beobachtet. Schwer zu sagen, wie das betreffende Milieu genau abzugrenzen ist, aber das genannte Merkmal traf in diesen Fällen jedenfalls stets zu. Es könnte sich natürlich ganz einfach auch um allerlei Fälle von „immer dort, wo nichts dahinter ist“ handeln.


Österreich (wo die Angeheiratete des Doktors dann "Frau Doktor" ist)
Und es zulässig zu sein scheint, eine Auflistung von allerlei Titeln zu „Herr Professor“ zusammenzufassen.


Kriterium für mich: gerade noch so, daß mir niemand einen Euro zustecken will.
Gib sie ihm, denn er ist stark!


Gerade noch etwas über das Bladerl gefunden:
https://teichelmauke.me/2016/03/05/so-geht-saechsische-zeitung/

A.a.O. ein paar Tage später auch noch eine Sure zu einem Text, geschrieben für und erstmalig veröffentlicht in der Sächsischen Zeitung:
https://teichelmauke.me/2016/03/16/die-beleidigte-eierschecke/
 
Ich frage mal ganz direkt: eine Juristin steht einer Einrichtung vor, die ihrer ursprünglichen Bestimmung gemäß eigentlich im Bereich Kultur, Kunst, Bildung, Journalismus arbeiten soll. Wer will da was anderes erwarten als das, was dabei nun auch real herauskommt? So herum ist es natürlich nicht, eher so: jemand, der für einen der o.g. Bereiche brennt und beruflich dort "Edles" erreichen will, käme doch nie auf die Idee, Intendant einer ARD-Anstalt zu werden. Da kommt er als Straßenmusiker oder Blogger seinen hohen Zielen doch wesentlich näher.
Womit wir wieder etwas "dichter" an Kollegen Möller wären, dessen "Ehrenplatz" dieser Diskussionspfaden hier sein sollte. Da hat jemand (in diesem Fall konkret Frau Prof. Dr. Karola Wille) mit den spannendsten Job, den eine Gesellschaft bieten kann (Intendanz einer großen ö.-r. Rundfunkanstalt, dazu aktuell ARD-Vorsitz) - und dann kommt in der Tat ein dermaßen "bescheidenes Ergebnis", quer durch alle Programme, heraus.
Wer oder was hemmt sie eigentlich? Ich bin über Pfingsten ein paar Mal (allerdings nicht lange) beim MDR-Fernsehen hängen geblieben. Eigentlich wie vor 20 Jahren, eigentlich wie immer: Riverboat, Volksmusik, Schlager, Stefanie Hertel, mehr oder weniger biedere DDR-Filmchen (DEFA war 70...) und dann das Ganze wieder von vorn - nix was irgendwie nach "modern" oder "emanzipiert" ausschaut. Ich nehme an, der Hörfunk war qualitativ nicht wesentlich besser...
Meint Frau Wille wirklich, dass (gerade) ihre Arbeit keinerlei Verantwortung unterläge? Kommt ihr nicht irgendwie in den Sinn, dass genau das die vorhandenen gesellschaftlichen Umstände noch verschärft? Sagt ihr das keiner?

"Spiritualität" wäre für mich persönlich keine Lösung, ich bin da eher für den geraden, transparenten und "aufgeklärten" (im Sinne wissenschaftlicher Erkenntnis) Weg.

Nur ein tiefer Bewusstseinswandel wird uns Menschen (der Menschheit) eine Überlebenschance geben. Dafür bedarf es einer Bewusstwerdung unser tiefen (spirituellen) Wurzeln eines jeden Einzelnen und ein Zurücktreten im kleinen, wie auch im großen, von einer alleinigen Identifikation mit unserer Meinung,
mit unseren Glaubenssätzen und E-Motionen, unserem "Ego".
Ist das nicht eher eine Wertediskussion, die eine, insbesondere demokratische, Gesellschaft permanent führen müsste, und deren wichtigste Grundlage die (gelungene) Kommunikation untereinander ist? Diese Funktion müssen nicht unwesentlich die Medien übernehmen. In diesem Sinne kann man Frau Wappler Hagen im neuen Umfeld nur alles Gute wünschen, nicht zuletzt auch Geschick dabei, etwas SRF "mitzubringen", auch wenn folgendes vermutlich nicht ganz aus der Luft gegriffen ist:

So ganz verstehe ich übrigens auch nicht die Hoffnungen bzw. die Enttäuschung, was die jetzige Intendantin betrifft. Nicht nach den öffentlichen Äußerungen von ihr, die mir bislang untergekommen sind. Nach denen erwarte ich da einfach nichts. Jedenfalls nichts nach außen hin; interne Befindlichkeiten, mit denen sie sehr geschickt umgehen mag, haben die Relevanz eines Furzes in lauer Sommernacht.

Denn:
Nahezu beliebige Vorgänge in diesem Haus, seit dessen Gründung.

...sprechen eine klare Sprache.

In diesem Sinne gute Nacht.
 
Nur ein tiefer Bewusstseinswandel wird uns Menschen (der Menschheit) eine Überlebenschance geben. Dafür bedarf es einer Bewusstwerdung unser tiefen (spirituellen) Wurzeln eines jeden Einzelnen und ein Zurücktreten im kleinen, wie auch im großen, von einer alleinigen Identifikation mit unserer Meinung, mit unseren Glaubenssätzen und E-Motionen, unserem "Ego".


Da bin ich 100%ig bei Dir, auch wenn ich um meine eigenen Probleme damit weiß und auch mit dem bewußtsein, daß ich mir damit in meinem Bekanntenkreis nicht nur Zustimmung hole (eher das Gegenteil bzw. rätselnde Blicke).

Macht die Pfarrerstochter aus Templin doch nach wie vor.

Ich hätte jedem, der mir vor vielleicht noch 2 Jahren gesagt hätte, ich würde einmal froh sein, wenn sie (noch) regiert, nen Vogel gezeigt. Mich hat 1989/90 niemand gefragt, mir ist meine Heimat weggenommen worden. Ich fand mich spätestens 1992 in einem Land wieder, das mir so fremd ist, wie mir - das weiß ich heute - manche Gegenden im Ausland nicht fremd sind. Ich war dann 18 und fiel in ein tiefes Loch. Ich habe letztlich 12 Jahre in einem Zustand aus Angstzuständen, Panikattacken und dumpfem Schmerz verbracht und nur noch irgendwie existiert, mit der Empfindung, ein unerwünschter Fremdkörper in diesem Land zu sein. Heute weiß ich, daß ichs tatsächlich bin, aber es macht mir wesentlich weniger aus, da ich um diejenigen weiß, die es auch sind und manchen von denen fühle ich mich sehr nahe.

Die CDU hat nicht unerheblichen Anteil daran, daß ich in diesem Land nie heimisch werden konnte (nein, ich will nicht sagen, daß die SPD da anders gewesen wäre für mich, das was und ist für mich alles die gleiche Suppe).

Und heute bin ich froh, daß es wenigstens noch so elendig läuft, wie es läuft. Weil die "Alternative" dazu etwas wäre, was ich noch weniger erleben will, was aber wohl recht bald kommen wird: eine finstere Zeit, die an die 1930er Jahre erinnern wird. Der Volkswille, gegen den regiert wird, ist der Wunsch nach der Freiheit, ungehemmt den tiefen Hass auf letztlich fast alle Menschen ausleben zu dürfen.

Ich mache mir keine Illusionen mehr, was dieses Volk angeht. Und kann dazu nur wieder Robert Menasse verlinken, der 2013 im SRF-Interview zwar über Österreich sprach, mich damit aber sehr an das erinnerte, was ich im (ost)deutschen Alltag erlebe. Ab 3:15 wird es spannend.

Da hat jemand (in diesem Fall konkret Frau Prof. Dr. Karola Wille) mit den spannendsten Job, den eine Gesellschaft bieten kann (Intendanz einer großen ö.-r. Rundfunkanstalt, dazu aktuell ARD-Vorsitz)

Wieso spannend? Stelle ich mir absolut unspannend vor, zumindest nicht "spannend" in dem Sinne, wie ein gutes Buch spannend ist oder eine Reise in ein unbekanntes Land. Ich finde das Verteidigen von finanziellen Erwartungshaltungen, das Taktieren, das Herumschieben irgendwelcher Posten und Pöstchen, das Ringen mit der Quote absolut unspannend. Um Inhalte scheint es doch in der ARD gar nicht zu gehen, sondern um das Erfüllen irgendwelcher Kennzahlen und das möglichst unbeschadete Beibehalten der Gebührenfinanzierung.

"Spannendes" Programm, darunter stelle ich mir Programme vor, die in diesem Land vielleicht 5-10% erreichen würden. Damit gäbe es in einer Gesellschaft wie die, die Menasse beschreibt, sofort ein Rechtfertigungsproblem. Deshalb findet so etwas nicht statt. Höchstens versteckt nach 23 Uhr in der Hoffnung, es möge da möglichst wenige stören.

Ich bin über Pfingsten ein paar Mal (allerdings nicht lange) beim MDR-Fernsehen hängen geblieben. Eigentlich wie vor 20 Jahren, eigentlich wie immer: Riverboat, Volksmusik, Schlager, Stefanie Hertel, mehr oder weniger biedere DDR-Filmchen (DEFA war 70...) und dann das Ganze wieder von vorn - nix was irgendwie nach "modern" oder "emanzipiert" ausschaut

Das ist doch genau das Programm für die mitteldeutsche Mehrheit. Was ist daran zu verbessern, die Quote stimmt doch? Man streut sogar - oh wie subversiv - einige bemerkenswerte Perlen dazwischen.

Meint Frau Wille wirklich, dass (gerade) ihre Arbeit keinerlei Verantwortung unterläge?

Doch, natürlich: die Rechtfertigung des Fortbestehens der Einrichtung, der sie vorsteht. Und das funktioniert in einer Massenideologie am besten über Zahlen, die Massen belegen.

Kommt ihr nicht irgendwie in den Sinn, dass genau das die vorhandenen gesellschaftlichen Umstände noch verschärft?

Keine Ahnung, ob sie das weiß oder nicht. Selbst wenn: elchen Tod soll der MDR denn sterben? Ein intelligentes, progressives Programm dürfte für die Mehrheit in Mitteldeutschland erst Recht "linksgrüner Terror" und "Staatsfernsehen" sein. "Belehrung" (im Sinne von Lehre) kommt im Osten sehr schlecht an. Das hatte man bis 1989, das will man nicht mehr.

"Spiritualität" wäre für mich persönlich keine Lösung, ich bin da eher für den geraden, transparenten und "aufgeklärten" (im Sinne wissenschaftlicher Erkenntnis) Weg.

Ich komme aus der Wissenschaft, ich kannte es nie anders und ich stamme aus einer Familie mit "denksüchtigem" Vater (ein Gedankenkonstrukt kann nie kompliziert und absurd genug sein, je lebensuntauglicher, umso besser). Ich erlebe in meinem alten Umfeld häufig eine Form von empfundener völliger Sinnlosigkeit bei gleichzeitig höchster formaler Intelligenz. Ich habe promovierte Physiker mit Alkoholproblemen kennengelernt, ich kenne die schwere depressive Glocke, die sich über manche akademische Arbeitsgruppen legt und ich kenne den Wahnsinn von Existenzen, die nur noch in ihren Zahlen und Gesetzen zu Hause sind. Viele Physiker in meinem Umfeld haben sich mit einem Gefühl der Erhabenheit gegenüber der "primitiven Welt" leidlich häuslich eingerichtet, Zynismus ist für viele der einzige Weg, überhaupt noch klarzukommen.

Letztlich habe ich mir dadurch, daß ich genau da dazugehörte, auch die Chance auf eine eigene Familie genommen, zumindest auf eine liebevolle. Auf eine andere lege ich keinen Wert, dann lieber alleine.

Ich mußte mir erst mit 38 das berufliche und dann das private Standbein brechen, um mich auf den Weg zu machen. Dieser Weg führte mich ungeplant zu Menschen, die ihre Kompetenzen vorrangig auf einem anderen Gebiet haben, auf dem Naturwissenschaftler oft behindert sind. Vieles, was ich als Techniker und Naturwissenschaftler spielend leicht sehen kann, läuft bei diesen Menschen oft schief. Dafür sind sie wesentlich besser in der Lage zu erkennen, was im Leben wirklich wichtig ist und welche Defizite jenseits der formalen Klugheit bestehen. Menschen, die auf ihr Gefühl achten (können), sind mit einem "Meßgerät" ausgestattet, das wesentlich "breitbandiger" erfasst, was in und um uns geschieht, als es mit jeder nur denkbaren und Klugheit möglich wäre.

Inzwischen behaupte ich: wir brauchen beides. Wir brauchen Spiritualität (darunter verstehe ich in nullter Ordnung sowas wie z.B. das Bewußtsein, ein mit allen anderen Wesenheiten verbundener Bewohner dieses Planeten zu sein) und wir brauchen die wissenschaftlich-technischen Erkenntnisse und Fähigkeiten. Beides zusammen kann Dinge ins Gute bewegen. Nur die Wissenschaft ohne Spiritualität entwickelt z.B. Waffensysteme und ist dann stolz auf Präzision und Wirksamkeit. So kann ein Überleben aber nicht möglich sein.

Ist das nicht eher eine Wertediskussion, die eine, insbesondere demokratische, Gesellschaft permanent führen müsste, und deren wichtigste Grundlage die (gelungene) Kommunikation untereinander ist? Diese Funktion müssen nicht unwesentlich die Medien übernehmen.

"Wertediskussion" wirkt für mich inzwischen sehr "lebensfeindlich". Können wir diskutieren, welches Leben lebenswert ist und welches ausgerottet werden darf? Kann man darüber abstimmen? Sind Mehrheiten oder Meinungsführerschaften in Diskussionen dafür ausschlaggebend, ob man den Planeten anbohren, mit Chemikalien füllen und dann aussaugen darf? Kann man das intellektuell abwägen oder finanziell kompensieren? Sollte man diskutieren, ob Technologien vorangetrieben werden sollen, die das Potential zur Vernichtung des Lebens haben? Darf es es von Wahlergebnissen abhängen, auf welchen Gebieten man ungehemmt den Planeten zerstören darf?

Ich sage Nein und füge hinzu: es gibt sehr, sehr viel "Diskussions"bedarf jenseits dieser Themen: Bedarf an kreativem Austausch, wie wir im vom spirituellen Bewußtsein als für uns selbstverständlich vorgegebenen Rahmen unser Leben gestalten können. Es gibt ja nicht den einen Weg, sondern viele. Damit es gute Wege werden können, braucht es aber das Bewußtsein dafür, daß wir alle Kinder des gleichen Universums sind, auf dem gleichen Planeten leben und letztlich alle miteinander verbunden sind.

Den meisten Naturwissenschaftlern, die ich kenne, ist dies fremd. Den meisten anderen Menschen auch. Entsprechend ruinös wird das "Leben" gestaltet. Mir geht es allzu oft auch noch so, vor allem unter sozialem Streß.


Da fällt mir dieses Zitat ein, übermittelt von Joanna Macy:

Thich Nhat Hanh wurde einmal gefragt: »Was sollen wir tun, um unsere Welt zu retten?« Die ihn fragten erwarteten eine Antwort, welches die beste Strategie sei für ein gesellschaftliches Engagement oder zum Schutz der Umwelt. Doch Thich Nhat Hanh antwortete: »Was wir am dringlichsten tun müssen, ist in uns hinein lauschen und dort zu hören, wie die Erde weint.«
(http://www.tiefenoekologie.de/de/menschen/joanna-macy.html)

Genau so empfinde ich es inzwischen auch. Das ist die Grundvoraussetzung (und bei weitem keine Selbstverständlichkeit, oft genug auch bei mir nicht!). Alles weitere ergäbe sich ganz von allein zwingend daraus. Auf vielerlei möglichen Wegen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sein Platz in Wikipedia ist jedenfalls der einer Randnotiz in dem durchaus interessanten Artikel über seinen Vater.

Weitere Anmerkungen erübrigen sich.

Seit letztem Wochenende kann man ja auch über Colmnitz reden, natürlich Sachsen, irgendwo zwischen Sächsische Schweiz und Osterzgebirge, den Hochburgen von NPD und AfD.

Nicht dass der MDR am Nazi-Mummenschanz direkt schuld wäre, das sicherlich nicht. Bezeichnend finde ich allerdings die 2:38 min (vermutlich musste man dann dringend an Helene Fischer abgeben...), die sich MDR 1 Radio Sachsen beitragstechnisch diesem Thema widmet. Für das "Sächsische Lieblingswort 2016" hat man immerhin 4:08 min Sendezeit gefunden. Mein Tipp wäre ja die "Lüschenbresse", mein persönlicher Favorit allerdings "IschbinjakeeNaziaber..."

Ach so: Kamerad Gauland hätte sich unter "seinen Colmnitzer Nachbarn" vermutlich sauwohl gefühlt....
 
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