Rena Pieper (WDR) verstorben

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Heute Nacht ist die engagierte Programmchefin und glühende Verfechterin des Schlagers und seiner Künstler verstorben. Mein Beileid Ihren Angehörigen, Freunden und Weggefährten.
 
Hier der Nachruf im Wortlaut:
Rena Pieper ist verstorben
Von Jochen Robertz
Schwarzer Hosenanzug, die blonden Haare zu einem Pferdeschwanz streng nach hinten gekämmt, die Fingernägel knallrot lackiert. Rena Pieper war eine markante Persönlichkeit.

15 Jahre bis zu Ihrer Pensionierung im vergangenen Jahr war sie die Chefin von WDR 4. Noch nie gab es eine Programmchefin beim Westdeutschen Rundfunk, die so lange in dieser Position war.

Das hatte seinen Grund:

"Der Beruf als Berufung" - auch wenn es wie ein Klischee klingt: Für Rena Pieper war das gelebte und geliebte Realität. WDR 4 war ihr Leben. Oft war sie bis spätabends noch als letzte im Büro, und nicht selten hatten wir Mitarbeiter morgens eine Mail im Posteingang, die sie spät nach Mitternacht von zu Hause abgeschickt hat.

Rena Pieper war meinungsfreudig. Sie diskutierte gerne, auch kontrovers. Sie kämpfte mit wachem Geist, scharfer Zunge und ihrer bemerkenswert tiefen Stimme für ihre Ideen und ihr Programm. Die Hörer und das Publikum standen bei allen Überlegungen immer an erster Stelle.

Die Musik lag ihr am Herzen, am liebsten live und von Hand gemacht. Unzählige Veranstaltungen hat sie ins Leben gerufen, möglich gemacht, begleitet, immer bereit, tatkräftig mit anzupacken, wenn Not am Mann war. Mit vielen Künstlern verband sie eine lange und innige Freundschaft. Das WDR Funkhausorchester hatte in ihr eine engagierte Fürsprecherin.

Die Fakten, die doch so wenig über den Menschen sagen: In Moers wurde sie geboren. Nach der Ausbildung zur Schauspielerin begann ihre WDR-Karriere als Sprecherin in den WDR-Studios Bielefeld und Köln. 1988 wurde sie als "Sprecherin mit künstlerischen Aufgaben" fest angestellt. Seit 1994 war sie Chefsprecherin und leitete die Abteilung Präsentation Hörfunk. Dann kam im Jahr 2000 die Leitungsaufgabe bei WDR 4.

Ein Kollege hat Rena Pieper heute als eine Löwenmutter charakterisiert. Eine, die zwar manchmal hart in der Sache war, die aber immer und sofort bereit war, für ihr Programm und für uns, ihr Team, zu kämpfen. Das war Rena Pieper. Sie fehlt uns.

Aber klar, dass da keine Silbe davon steht, dass sie für den Schlager gekämpft hat...
Und am Ende des Nachrufs dann:Und das war einer ihrer Lieblingslieder: "Johnny Logan-What's another year"
Dabei hieß es früher immer im Schlagerexpress "Der rote Diamant" von Leonard sei ihr Lieblingslied...
 

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  • WDR 4 - Rena Pieper Nachruf.mp3
    3 MB · Aufrufe: 10
Hier noch mal ein Porträt von Rena Pieper aus dem Jahre 2000:
https://web.archive.org/web/20020222213227/http://www.wdr.de/radio/radiomenschen/pieper.html

Rena Pieper 2000.jpg



Man sieht ja alles, wenn man eine Stimme hört: Ob es sich um jemanden handelt, der gern Jacketts trägt, Tee trinkt, Pfeife raucht zum Beispiel. Oder um den typischen Liebhaber klassischer Musik und langer Spaziergänge am Meer. Rena Pieper liebt es sehr, eine Beobachtung oder Schlussfolgerung mit Beispielen anzureichern, die Beispiele zu variieren und die Variationen auszuschmücken. Ihre Sprache ist so anschaulich wie ihre Stimme ausdrucksvoll.

Wir sprechen über ein Phänomen: darüber, dass man mit geradezu zwangsläufigem Eifer ein umfassendes Bild entwirft von einer Person, die man nicht sieht, sondern hört. Von der Flut von Assoziationen, die der Klang einer Stimme zum Ansteigen bringt.

Rena Pieper, seit März dieses Jahres Wellenchefin von WDR 4, hat sich Mikrofonen und Studios von jenen Gestaden aus genähert, wo alles in satter Fülle vorkommt: Stimme, Gestik, Mimik und Dramatik, das Rauschen des Vorhangs und das Husten der Abonnenten. Rena Pieper kommt vom Theater. Zu sagen, sie sei früher Schauspielerin gewesen, verbietet sich. Sie übt den Beruf nicht mehr aus, aber Schauspielerin ist sie geblieben. Sie kann mit einem Halbsatz und einer Viertelgeste Freund und Feind absolut treffend charakterisieren oder auch karikieren, je nach dem. Sie setzt diese Fähigkeit sparsam ein, ständig ist man gespannt auf das nächste Mal. Es kommt immer unerwartet.

Am Theater - sie war in Göttingen, in Bremen, in Bielefeld engagiert - würde man schnell merken, wie es eigentlich gehen sollte, das Theaterspielen, sagte sie - "man sieht die Löcher in der Unterwäsche" -, ohne dass man an dem Platz, an dem man nunmal steht, viel stopfen könnte. Da ist sie dann gern und immer häufiger den Einladungen ins Bielefelder WDR-Studio gefolgt. Köln kommt hinzu, und 1988 wird sie als "Sprecherin mit künstlerischen Aufgaben" fest angestellt, seit 1994 ist sie Chefsprecherin des WDR, dann Leiterin der Abteilung Präsentation.

Seit wann die Liebe zum deutschen Schlager und zur populären Musik ganz allgemein schon in ihr keimt, kann sie so genau nicht sagen. Kein Freddy Quinn hat jedenfalls an ihrer Wiege gestanden, geschweige denn gesungen. Es schwang einfach immer so mit, das Melodiöse, intensiv genug jedenfalls, um in ihr den Instinkt für die Qualität im Leichten wachsen zu lassen. So freut es sie besonders, wenn die Erfolg haben, die was können.

In WDR 4, sagt die Chefin, könne es nicht darum gehen, dieses feine Geflecht, die wohlausgewogene Mischung irgendwie zu verändern. Umso wichtiger sei es, die Proportionen gut im Auge zu behalten, die Nuancen zu hören, die Veränderungen der Bedürfnisse und Gewohnheiten der Hörer zu bemerken und darauf zu reagieren. Fein abgestimmt zu reagieren.

Ein Blick noch aufs Private vielleicht? "Mit Hobbys", sagt Rena Pieper, "kann ich nicht dienen." Auch keinerlei Neigung zum Sport. Dafür hat sie einen großen Freundeskreis.

Erschienen: Mai 2000

"Ein Blick noch aufs Private vielleicht? "Mit Hobbys", sagt Rena Pieper, "kann ich nicht dienen." Auch keinerlei Neigung zum Sport."

Vielleicht auch ein Grund für ihren frühen Tod, ohne Hobbys und ohne Arbeit...
 
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Ich verstehe jetzt die Anfeindungen nicht. Vielleicht klang meine Aussage etwas zynisch und lächerlichmachend, war aber wirklich nicht so gemeint. Wollte damit meine Bestürzung zum Ausdruck bringen. Ein :(-Smiley hätte meine Intention am Ende dieses Satzes vielleicht unterstrichen.
Aber ansonsten, Hand aufs Herz, es ist doch wirklich so und das weiß ich auch aus Beispielen aus näherem Umkreis. So kenne ich Menschen, die 30 Jahre ihren Job mit Liebe ausgeführt haben und dann kurze Zeit nach dem Ruhestandseintritt tot umgefallen sind, weil über sie alles zusammengebrochen ist. Besonders dann, wenn diese Leute sich neben ihrer Arbeit nie ein Hobby gesucht haben. WDR 4 war ihr Leben und plötzlich fällt dieser wichtige Lebensbaustein weg und sie stand vor dem Nichts.
Ich bleibe bei meiner Aussage und sehe nichts Verwerfliches daran, sachlich und klar festzustellen, dass ihr plötzlicher Zwangsruhestandseintritt ohne Ausgleich und der immer weitergehende Verfall von WDR 4, zumindest indirekt ihren psychischen und physischen Zustand so beeinflusst haben können, dass eine vielleicht schon länger bestehende Erkrankung schneller ihren Endpunkt erreicht hat. Zu dieser Hypothese gibt es fundierte Forschungsergebnisse aus der Wissenschaft.
So, jetzt könnt ihr weiter mit Tomaten nach mir werfen...
Tragisch ist der Tod von Frau Pieper auf alle Fälle.
 
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Nimmt man die "Auszeit" hinzu, haben wir es aktuell mit gleich 3 überraschenden Todesfällen noch ziemlich junger Personen zu tun, über die man sicher nachdenken kann und wo mancher gar Sachen "auspackt" die sich (erst recht) nach dem Tod eines Menschen nicht gehören. Aber öffentlich geht das einfach gar nicht.
 
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Liebet Terhorst,

ich würde dich gerne mal in eine andere Situation versetzen: Stell dir mal vor, Frau Pieper, die dir, wie ich vermute, persönlich nicht weiter bekannt ist, vielleicht hast du die auch irgendwann mal getroffen, aner ehal, jetzt stell dir mal vor, dass dieser Mensch, diese Frau Angehörige hatte, Freunde, Familie, Kollegen, Menschen, die sie seit vielen Jahren kennen, vieleicht sogar ein Leben lang, möglicherweise täglich mit ihr gearbeitet haben über viele Jahre.

Kannst du dir vorstellen, wie so jemand reagieren würde, wenn AM TAG IHRES TODES ein wildfremder Mensch vor der Tür stünde und dumm darüber rumlabert, warum dieser Mensch seiner Meinung nach vermutlich gestorben ist?

Andersherum gefragt: Könntest du dir vorstellen, bei diesen Menschen aufzulaufen und denen den selben Scheiß zu erzählen? Siehst du? Würdest du nicht, oder? Merkste also was? Findest du also, dass Anstand nur deshalb nicht mehr gelten braucht, weil einen ein Pseudonym davor schützt, eine Tür oder manchmal vielleicht sogar berechtigterweise eine Faust ins Gesicht zu bekommen?
 
@Keek
Ich glaube, wir haben da irgendwie andere Ansichten. Wenn ich zufällig jemanden vom WDR treffen würde, würde ich dem sicher erst mein Beileid bekunden, aber natürlich auch fragen, an was sie denn gestorben ist. Daduch bekundet man ja auch Interesse am Schicksal der Verstorbenen.

Was ist so schlimm daran, wissen zu wollen, woran eine Person des öffentlichen Lebens, die einen Jahre lang begleitet hat, gestorben ist?
Meiner Meinung sollte man zumindest in einen "Nachruf" schreiben, "plötzlich und unerwartet" bzw "nach langer Krankheit" oder "sah keinen anderen Ausweg". Das würde ja schon reichen.
Ich kenne die Angehörigen von Rena Pieper nicht, deswegen würde ich auch nicht an deren Tür klingeln.
Aber würde ich diese kennen, würde ich das natürlich machen.
Ich habe vor einigen Jahren selbst einen engen Angehörigen verloren. Ich hätte mich sehr gefreut, wenn da Leute an unsere Tür gekommen wären und gefragt hätten, an was dieser Angehöriger denn gestorben ist. Damals kam aber keiner. Wenn ich aber zu dieser Zeit einen Bekannten getroffen habe, habe ich jedem vom Tod dieses Angehörigen erzählt und auch die Einzelheiten des Ablebens nicht ausgespart. Das macht ja auch die Seele frei.
Und sogenannten "dummen" Spekulationen kann man am besten aus dem Weg gehen, in dem man zumindest andeutet, was passiert ist. Ich brauche ja keine Einzelheiten.

@Digitaliban
Jetzt machst du von Beleidigung Gebrauch. An diesem Thread zum Tod bzw. Freitod von Axel Becker sehe ich nichts Verwerfliches. Und bei ihm war es ja so, dass die mangelnde Unterstützung der Radiosender der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat und seinen Weg zum Freitod geebnet hat.
Kann jemand 100 % schwören, dass es nicht so gewesen ist?
Wäre ich Angehöriger und würde solche Spekulationen hier im Forum lesen, würde ich mich anmelden und darauf reagieren, in etwa: "Danke sehr, dass euch der Verlust von XY so bewegt, wir sind auch der Meinung, dass die Radiosender schuld an seinem Tod sind, wir spürten so was//das glauben wir nicht, das hat ihn nicht so bewegt//wir wissen es nicht, so tief konnten wir nicht in sein Inneres sehen" bzw. im Falle von Rena Pieper die Todesursache nennen. Bei Wikipedia steht ja auch alles.

Sorry, ich habe da andere Einstellungen. Ich sehe bei alle dem nichts Schlimmes...
 
Die Schlagerfuzzis von heute müßen ja eine besondere Spezies sein, fallen einfach tot um bei Nichtbeachtung - schlimm!
 
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Leute, atmet mal locker durch. Die Stimmung muss doch nicht so aufgeheizt sein. Wir alle kochen nur mit Wasser.

Ich denke (und damit spiele ich den Ball freundlich zu Terhorst, der es bestimmt nicht böse gemeint hat) folgendes: Weniger ist mehr. Schlichtes Beileid genügt. Die Angehörigen schätzen Anteilnahme schon sehr. Lasst sie selbst erzählen, wenn ihnen danach ist. Wenn man etwas "beidichtet" oder vorab erzählen möchte, ist dies manchesmal lieb gemeint, man setzt sich aber leicht in die Brennnesseln. Zuhören und trösten, ggf. auch Arme offen halten reicht völlig aus. Man weiß nicht, wie die Verwandten, Freunde, Familienmitglieder es verarbeiten. Darum lasst sie ihren eigenen Weg finden.
 
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Zu dieser Hypothese gibt es fundierte Forschungsergebnisse aus der Wissenschaft.

Seele und Körper bilden nun mal eine untrennbare Einheit - das lehrt nicht nur die Psychosomatik, sondern das kann jeder halbwegs wache Zeitgenosse an sich und seinem Umfeld unentwegt selbst beobachten. Über die Gründe für Frau Piepers frühes Ableben können wir hier nur spekulieren, sie können im privaten Umfeld oder in ihrer Krankengeschichte zu finden sein.

Die Erkenntnis, dass viele Menschen denen entweder ein geliebter Mensch, um den sich sein bisheriges Leben drehte, oder der Sinn und Inhalt seines Lebens entrissen wurde anfällig für Krankheiten sind und oft sogar binnen kurzer Zeit versterben, ist eine statistisch bewiesene Tatsache. Wer nicht mit hundert Brettern vor dem Kopf durchs Leben läuft kann das ja auch ganz leicht nachvollziehen. Es kommt halt immer darauf an ob sich ein Mensch wieder "berappelt" oder nicht, ob er neue Aufgaben, Ziele oder Hobbys findet und am Leben wieder Freude hat.

Trotzdem sollten wir als Außenstehende auf derlei Mutmaßungen verzichten.

Findest du also, dass Anstand nur deshalb nicht mehr gelten braucht, weil einen ein Pseudonym

Nach all der gespielten Entrüstung sollte man mal respektvoll anerkennen, dass gerade der Username "Terhorst" kein Pseudonym ist!

...dann frage ich mich ob Schlagerhören nicht doch der Gesundheit schädigt!

Damit hast du mit einem Schlag Millionen Menschen absichtsvoll beleidigt. Und so was schwingt die moralische Keule.
 
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