F.A.Z.-Kritik an DLF-Nachrichten

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Maschi

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Ist sie berechtigt?
Im Deutschlandfunk gerät die Informationsgebung durcheinander. Bei den Themen Steuerreform und Sicherheitspolitik zeigt es sich. Da wirkt sogar das Fernsehen besser. Bis auch dort der Kommentar kommt.

Erst kommt die Kommentierung, dann die Nachricht. Diesem Prinzip scheint sich inzwischen auch der Deutschlandfunk verschrieben zu haben, der von Hause aus für die beste und hintergründigste öffentlich-rechtliche Informationsgebung steht. Selbst die Nachrichten zur vollen Stunde beginnen inzwischen mit einer kritischen Einlassung, bevor es um die Sache geht. Besonders gut war das bei zwei Themen zu beobachten: den Vorschlägen der CDU-Mittelstandsvereinigung für eine Steuerreform und dem Paket von Sicherheitsmaßnahmen, das Bundesinnenminister Thomas de Maizière zur Terrorbekämpfung unterbreitet.


In beiden Fällen hatten im Deutschlandfunk zuerst die Grünen und die Linken das Wort. Es war schon ziemlich schwierig, als Hörer überhaupt in Erfahrung zu bringen, dass Sinn und Zweck der Steuerreform nicht die Bereicherung der Superreichen, sondern die Entlastung unterer und mittlerer Einkommen ist, die von der Progression zurzeit relativ schnell erwischt werden. Dass die Opposition in solchen Fällen zitiert wird, ist schon klar. Dass unter ihrer Polemik die Grundinformation begraben wird, allerdings nicht. (...)
http://www.faz.net/aktuell/feuillet...k-ist-die-nachricht-nicht-alles-14384899.html
 
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Ohne einen Verweis auf die konkrete Sendung ist das kaum nachzuvollziehen. Es kann aber schon gut sein, dass Kritik an einem längst bekannten Gesetzentwurf selbst zur Nachricht wird, wenn sie denn für die Debatte darüber relevant ist und im Nachrichtentext auch an erster Stelle steht und erst hinterher der bereits seit Tagen bekannte Entwurf noch einmal kurz zusammengefasst wird. Halte ich nicht für verwerflich.
 
Jene Ausgaben, um die es im Kommentar geht, habe ich nicht gehört, aber wenn irgendwo Nachrichten völlig ohne Wertung und getrennt vom Kommentar gesendet werden, dann doch wohl beim DLF und das ist auch mein allgemeiner Eindruck von deren Nachrichten wenn ich sie (was recht oft der Fall ist) höre.
 
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Als ich die FAZ-Einlassungen las, war ich auch zunächst etwas überrascht. Meine Dosis Deutschlandfunk-Nachrichten ist sehr hoch, allein um die Kaspereien vieler anderer Sender in ihren "Nachrichten" zu kompensieren. Was mir zwar immer wieder auffällt: Der DLF setzt gelegentlich zweitrangige Aussagen von DLF-Interviewpartnern auf die "Eins", die in anderen seriösen Programmen u.f.l. gesendet worden wären. ("Die stellvertretende Landesvorsitzende der Grauen Panther in Sachsen-Anhalt, Duseldasel, hat im Deutschlandfunk die fehlende Ergonomie von Einkaufswagen für die ältere Generation angeprangert...") Aber was der Deutschlandfunk nicht macht: Nachrichteneinstiege, die wertend zitieren oder gar kommentieren (siehe oben).
Eine Erklärung für die FAZ-Kritik könnte sein, dass der Schreiber vorausgegangene Nachrichtenmeldungen des DLF nicht hörte, die sich mit dem reinen Sachverhalt befassten. Er schnappte möglicherweise nur die Meldung über die Reaktionen auf, die "Reax": "Grüne reagieren ablehnend auf Gesetzesinitiative von XY".
Dann könnte man höchstens kritisieren, dass die Reax-Meldung den Bedeutungshintergrund nicht klar genug darstellte.
 
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Dieses Prinzip, dass Komentare bzw. Reaktionen zu einer Nachricht vor die eigentliche Nachricht gesetzt werden, kann man überall beobachten. Vorneweg Radio Eins und MDR Aktuell.
Manchmal ist der Sinn der eigentlichen Nachricht gar nicht zu verstehen, weil die eigentliche Nachricht nur stark verkürzt dargestellt wird.

Ich bin kein Fan der FAZ, finde aber, dass die Zeitung hier wirklich recht hat. Mich ärgert dieses Phänomen schon lange, dachte aber, dass ich damit allein da stehe...
 
Das Körnchen Kritik bei dem ich mitgehe - nach meiner Beobachtung haben Nachrichtenredakteure Angst vor der Wiederholung und gestalten die Nachrichten um, obwohl sich die Nachrichtenlage nicht geändert hat. Das kann ich goutieren wenn ich stundenlang autofahre. Wenn man aber gar nicht so in der Nachrichtenlage drinsteckt, sondern sich nur einmal über die letzten 24 Stunden informieren möchte, kann das verwirrend sein.
 
Da hast Du wohl recht. Und bei einem "Gute-Laune-Radio" wie Radio Eins (man möge mir verzeihen), kann ich diese Herangehensweise verstehen. Bei DLF oder den Info-Wellen finde ich es zu flach.
 
Es gibt Meldungen, die daraus bestehen, dass jemand auf ein Ereignis, über das schon berichtet wurde, reagiert hat. Natürlich gehört dann die Reaktion in den Leadsatz und nicht (nur) das Ereignis selbst. Wichtig ist nur (s.o.), dass der Zusammenhang erläutert wird.
 
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bei einem "Gute-Laune-Radio" wie Radio Eins (man möge mir verzeihen), kann ich diese Herangehensweise verstehen.
bei einem "Gute-Laune-Radio" wie Radio Eins (man möge mir verzeihen), kann ich diese Herangehensweise verstehen.
Erstens ins radioeins kein "Gute-Laune-Radio", eher oftmals ein ziemlich schlecht gelauntes. Und zweitens ist "diese Herangehensweise" bei keinem öffentlich-rechtlichen Sender verzeihlich. Von denen erwarte ich journalistisch einwandfreie Nachrichten ohne Gefühlskitsch.
 
Was mir zwar immer wieder auffällt: Der DLF setzt gelegentlich zweitrangige Aussagen von DLF-Interviewpartnern auf die "Eins", die in anderen seriösen Programmen u.f.l. gesendet worden wären.
Mir fällt dieses neurotische „sagte im Deutschlandfunk“ sogar ziemlich unangenehm auf. Scheinen wohl zu glauben, sowas nötig zu haben.

Auch sonst übertreiben sie es mir mit der Vermeldung von Politikeräußerungen. Die Kritik von Hanfeld trifft da schon zu, auch wenn er sie ziemlich ungeschickt formuliert hat.
 
(Diesen Beitrag habe ich schon am Montag verfasst, aber dann ist mein Internet abgebrochen und für eine halbe Ewigkeit nicht wiedergekommen.)

Ich habe zwar die entsprechende DLF-Nachrichtensendung nicht gehört, aber offenbar stört sich FAZ-Hanfeld an typischen Nachrichtenaufmachern im DLF-Vormittag à la "Grüne und Linke kritisieren die Finanzpolitik der Bundesregierung. Der grüne Finanzexperte XY sagte im Deutschlandfunk...". Zugegeben, nach meinem Geschmack nimmt das Interviewnacherzählen in den Vormittagsausgaben der DLF-Nachrichten bisweilen auch etwas zu viel Raum ein. Zu suggerieren, wie Hanfeld es macht, hier würde Nachricht und Kommentar durcheinandergebracht, geht aber völlig daneben (wenngleich sie an anderer Stelle, etwa den neuen WDR-Nachrichten, schon eher angebracht wäre). Gleiches gilt für die Eigenart mancher Nachrichtenredaktionen, schon kurze Zeit nach einem (Haupt-)Ereignis nicht mehr dieses, sondern die Reaktionen darauf als Meldung zu bringen: In dieser Hinsicht ist der DLF sehr konservativ - anders als etwa so manche Landesrunkfunkanstalt, wo man, wenn man zwei Stunden offline war, erst die diversen Vermeldungen der Reaktionen über sich ergehen lassen muss, ehe man erfahren darf, was denn nun eigentlich das Hauptereignis war. Und der vorgebliche Linksdrall, den Rechte beim DLF gerne rauszuhören glauben, ist auch eine Chimäre. Hanfeld entlarvt sich selbst, wenn er implizit fordert, der DLF solle das Narrativ der Bundesregierung als Nachricht bringen, und die Kritik der Opposition, wenn überhaupt, unter ferner liefen.
 
Nun, wir mögen doch alle bedenken, dass die Auslassungen der FAZ gegenüber dem von einigen öffentlich-rechtlichen Anstalten propagierten DAB auch in diese Kategorie fallen: Hauptsache, auf die ÖR draufkloppen. Wenn man das dann noch wirr wie Hanfeld macht, erheitert es mich (ja, wenigstens mich).
Zudem spreche ich der FAZ eine sehr hohe Kompetenz in der Beurteilung von Radio zu. Denn sie haben ja mit einem rundfunkähnlichen Produkt dereinst gezeigt, dass sie es konnten.

(Ich gebe zu, dass in diesem Beitrag sehr viel nicht gekennzeichnete Ironie drinsteckt.)
 
...die Eigenart mancher Nachrichtenredaktionen, schon kurze Zeit nach einem (Haupt-)Ereignis nicht mehr dieses, sondern die Reaktionen darauf als Meldung zu bringen: In dieser Hinsicht ist der DLF sehr konservativ - anders als etwa so manche Landesrunkfunkanstalt, wo man, wenn man zwei Stunden offline war, erst die diversen Vermeldungen der Reaktionen über sich ergehen lassen muss, ehe man erfahren darf, was denn nun eigentlich das Hauptereignis war.

Ja, da hast Du völlig recht, Freiwild. Es mag daran liegen, dass in den Info-Wellen der Durchlauferhitzer auf dermaßen vollen Touren läuft, dass man die tatsächliche Zeitachse völlig aus den Augen verliert. Zu stemmen sind in manchen Wellen drei oder vier Sendungen pro Stunde. Wenn dann die "Eins", also der Aufmacher mit der eigentlichen Meldung schon fünfmal gelaufen ist, will der Redakteur abwechseln und geht zu schnell zu den Reax über. In vielen Fällen sogar viel zu früh. In den konservativeren Wellen wird das Ereignis an sich länger durchgezogen (nur einmal pro Stunde Nachrichten) oder mit den Reax gekoppelt. Da ist die Verweildauer der Ereignismeldung also normalerweise wesentlich länger.
 
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Die Anmerkung zielte nicht auf das Wollen oder Können der einstigen Protagonisten hinter den Mikros ab.
Das habe ich schon richtig verstanden. Ich meinte durchaus auch das Können der F.A.Z.

Allerdings muß man einräumen, daß die Bedeutung des Projektes manchem der feinen Herren Redakteure nicht recht zu vermitteln war. Was die sich teilweise angestellt haben, auch die Korrespondenten, wenn sie uns mal ein Telefoninterview geben sollten. Das empfand so Mancher als unter seiner Würde...
 
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Das ganze inforadio-Projekt war doch von bis hinten falsch aufgezogen. Kein Konzept, das ja ständig geändert wurde, hat richtig gearbeitet und es wurde nur Geld versenkt. Ob Redaktion, Vermarktung, Marketing/Werbung..., wer hat sich damals nicht so alles daran versucht. Insofern sehe ich die FAZ schon in dieser Reihe. Übrigens lustig, wer damals alles dabei war.

Nur bitte einmal nicht die Ebenen verwechseln die FAZ Redaktion hat nichts mit FAZ Radiotochter zu tun. Das damals die Printjournalisten (heute immer noch) auf einem mehr als hohen Roß sassen, das war bekannt. Aber Hochmut kommt bekanntlich vor den Fall und mittlerweile konkurrieren Versicherungsfritzen mit der Journaille in Punkto Ansehen.

Beim DLF ist es schon komisch. Da wird ein Linken-Politiker zum Thema 90zigster von Fidel Castro interviewt und allgemeines heiteres "Schenkelklatschen" ist angesagt. Kein Wort von politischen Gefangenen, Massenflucht, keine freien Wahlen... Stattdessen Fidel macht sich ja soviel Gedanken und schreibt sogar jetzt über Umweltschutz. Achja und ganz toll, die soziale Spreizung ist in Cuba ganz gering. Kritische Nachfragen des Mods, gleich Null. Ein alter Chinese freut sich aber über Kleinigkeiten, eine Dunja Hayali ist zum Glück beim DLF noch nicht auf Sendung. Merklich still ist es auch um Ai Weiwei geworden, der kam eine Zeitlang gefühlt jeden dritten Tag im DLF-Programm vor.
 
Es mag daran liegen, dass in den Info-Wellen der Durchlauferhitzer auf dermaßen vollen Touren läuft, dass man die tatsächliche Zeitachse völlig aus den Augen verliert. Zu stemmen sind in manchen Wellen drei oder vier Sendungen pro Stunde.
Du schreibst mir aus der Seele, @OnkelOtto .
Auch wenn die Stundenuhr-Revolution bei hr-info schon länger her ist, liegt mir die Umstellung von 2* auf 3* Nachrichten / Stunde noch immer schwer im Magen und stellt an Werktagen für mich einen Abschaltimpuls dar. Mit der Rotation der Elemente im laufenden Programm komme ich noch gut klar, aber die Unterbrechung alle 20 Minuten nervt gewaltig. Da ändert auch eine Variation innerhalb der Nachrichten nichts.

Natürlich ist hr-info kein reines Durchhörprogramm, aber während ich früher™ länger im Programm verweilen konnte, zwingt mich der erwünschte Häppchen-Journalismus mittlerweile zum bewussten Abschalten. Alles was wichtig ist - in 20 Minuten plus Kurznachrichten, und das ganze bitte zum mitnehmen. War so ähnlich ja auch mal eine Werbekampagne dieser Welle - in meinen Augen voll daneben.

Zurück zu Deiner Einschätzung: Ja, ich sehe die Tretmühle, in die ihr getrieben werdet. Ich sehe auch keinen vernünftigen Ausweg, denn der Hörer verliert seine Ansprüche. Im Grunde habt ihr gar nicht mehr die Notwendigkeit, eure Hörer bei der Stange zu halten: Sind ja eh nur to-go-Nachrichtenhäppchenschnapper.

Traurig.
 
"... sagte im Deutschlandfunk" war doch vor Jahren sogar mal ein Plakatmotiv, mit dem der Sender für sich warb.
Womit sie sich in ihrer anderweitigen Kommunikation wiederum auf die Schultern geklopft haben, wie toll sie doch sind.

Eben deshalb fällt der, mit Verlaub, Mist auch so unangenehm auf. Weil ich jetzt zu gern mal die Vorgaben sehen würde, wie und wie oft das gefälligst in die Nachrichten reinzubasteln ist.
 
Alles was wichtig ist - in 20 Minuten plus Kurznachrichten, und das ganze bitte zum mitnehmen.
Und dazu 'ne große Cola und ne kleine Pommes mit Ketchup, bitte.

Besser konntest Du es nicht beschreiben. Dich
zwingt mich der erwünschte Häppchen-Journalismus mittlerweile zum bewussten Abschalten.
und genau so geht es mir auch. Ich höre manchmal eine Stunde iNFO und merke "die Meldung hörst Du nicht zum ersten Mal" und schon läuft sie erneut. Spätestens dann ist der Sender auch bei mir aus - oder er wird zum Hintergrundradio - wie es die sonstigen Sender i.d.R. auch sind. Im Übrigen geht das auch je nach Moderator so. Da sind Moderatoren mit - ich versuche es vorsichtig zu formulieren - mikrofonunfreundlichen Stimme zu Gange: "Ach, der nervige Herr S. mal wieder. Das scheint auch der Einzige zu sein, den der Sender noch für Reportagen und Beiträge im Petto hat. Die ganzen Anderen scheinen zu teuer geworden zu sein." - und schon ist das Radio wieder aus oder nur noch leise zur Berieselung im Hintergrund da.

Das ging auch mal anders. Schade.


Womit sie sich in ihrer anderweitigen Kommunikation wiederum auf die Schultern geklopft haben, wie toll sie doch sind.
Durften sie auch! Sie waren eine ganze Weile auch als echte Referenz zu werten. Sowohl qualitativ, als auch informativ.
Und dann passierte dort wohl dasselbe, das so ziemlich überall passierte: Es ging steil abwärts.
 
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