Erfahrungen mit Sennheiser E 912 S

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micha_ms

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Moin, moin!

Hat jemand Erfahrungen mit dem Grenzflächenmikrofon Sennheiser E 912 S ? Das ist offensichtlich direkt für Sprache ausgelegt und soll bei uns künftig folgendes Szenario optimal abdecken:

# Live-Sendung einer Diskussion
# in einem normalen (= nicht schallgedämmten) Raum
# an einem mittig im Raum stehenden Tisch (2 Meter Durchmesser)
# an dem manchmal 4, manchmal 8 Leute
# bequem und lässig zurückgelehnt sitzen
# ggf. jeder mit eigenem kabelgebundenen Kopfhörer ausgestattet
# wobei das Mikro mittig auf dem Tisch steht
# und per Kabel in den Nebenraum (Technik / Mischpult) geht.

Jeder Teilnehmer sitzt also max. 1,5 m vom MIkro entfernt - die Stimmen sind unterscheidliche voluminös - sollen aber einer Radio-Aussendung gerecht werden (= verständlich sein) und unverfälscht und realistisch klingen. Eine Headset-Lösung scheidet bei 8 Leuten aus Gründen der Kosten und Praktikabilität (= mehrfach Wurfschaden beim bisher verwendeten AKG HSD271) aus.

Erfahrungen? Ideen für eine deutlich bessere Lösung für dieses Szenario?

Danke für's Feedback...
 
Tipp: je weiter die Akteure vom Mikro weg sind, desto weniger Sprache kommt an und jedes Hintergrundgeräusch (Diffusschall) nimmt enorm zu!

Da auch nicht alle Menschen gleich laut sprechen, sollte jeder sein Mikrofon bekommen, um alle Teilnehmer mit gleichem Pegel abmischen zu können.
 
Abgesehen davon, dass sich während einer Gesprächsrunde nicht dauerhaft ein gleichmäßiger Sprechabstand aller Beteiligten garantieren lässt und somit die "Mischung" sehr unausgewogen wird, nimmt das Halbkugelmikrofon natürlich auch jegliche Form von Raumklang und Umgebungsgeräuschen auf. Im beschriebenen Szenario wird garantiert auf dem Tisch ggf. mit Papieren geraschelt, oder man hört diverse Geräusche am und auf dem Tisch, teilweise deutlicher als die sprechenden Personen. Je nachdem, was in der Signalkette noch an Dynamikbearbeitung passiert, wird das Ergebnis sicherlich nicht zufriedenstellend ausfallen.
Insofern empfiehlt sich also eine Mehrmikrofonvariante, wie schon angesprochen, bei der man ggf. die Richtcharakteristik zur Geräuschminimierung nutzen kann. Aber auch hier wird man sicher auf das aktive Mitregeln nicht gänzlich verzichten können, wenn der Raum, wie erwähnt, akustisch nicht optimiert ist.
Beste Grüße
 
KORREKTUR!!!
Ich habe mir jetzt erst das Datenblatt des Mikros angeschaut. Es handelt sich um ein gerichtetes Grenzflächenmikro, also eine Halbniere! Insofern ist also die beschriebene Aufnahmevariante mit nur einem Mikro in der Mitte eines runden Tisches, zumindest mit diesem Mikro, ohnehin nicht empfehlenswert.
 
Also im schalltoten Raum (Studio) würde das vielleicht (!) funktionieren, aber so keinesfalls.

Dazu kommt, dass natürlich jemand an den Tisch kommen kann (Glas abstellen, von unten mit dem Fuß berühren, Stuhllehne ranrumpeln). Da hast du dann gleich extreme Störgeräusche und weißt evtl. im ersten Moment nicht woher.
 
Alec Nisbett empfiehlt in "The Use Of Microphones" für eine solche Runde ein von oben abgehängtes Nieren-Mikro, alternativ eins im Tisch eingelassen. Die Grenzfläche, mit der man es mal hätte probieren können, war das Sennheiser MKE 212 (nicht mehr erhältlich). Das alles aber nur, wenn die Raumakustik mitspielt.
 
das MKE 212 hat Kugelcharakteristik!

Ja, ich weiß. Ich hätte es nicht vorgeschlagen, wenn wir es nicht jahrelang für diesen Einsatzzweck benutzt hätten. Wenn die Raumakustik ok war, waren die Ergebnisse recht brauchbar. Die Empfindlichkeit für Nebengeräusche ist natürlich recht hoch, aber dafür hat man nicht das Problem, dass sich mehrere Mikrofone gegenseitig ins Gehege kommen.
 
[QUOTE="RainerK, post: 678139, member:

wie man Seite 4 der Bedienungsanleitung entnehmen kann, arbeitet das MKE 212 als Druckempfänger, also mit Kugelcharakteristik.
[/QUOTE]


In der Regel bildet immer ein Wandlersystem mit Kugelcharateristik das Herz eines Grenzflächenmikrofons, dessen Aufnahmebereich durch die Grenzfläche, in diesem Fall der Tisch, quasi halbiert wird. Insofern ist also jedes "normale" Grenzflächenmikro eine Halbkugel und für die beschriebene Aufnahmesituation geeignet, wenn man die ausführlich aufgeführten negativen Beeinflussungen der Aufnahme akzeptiert. Das im Thread Titel erwähnte Mikro ist laut Datenblatt jedoch keine Halbkugel sondern hat eine Haupteinsprechrichtung, wonach sich die 360 Grad Aufnahme ausschließt.
 
...um nochmal den Vorschlag von weiter oben aufzugreifen, eine Niere von oben zu hängen. Im Prinzip würde das wahrscheinlich sogar wirklich besser funktionieren, als die Grenzfläche in der Mitte des Tisches. Gründe für diese Vermutung: Körperschall vom Tisch entfällt, störende Raumresonanzen aus der Höhe des Raumes werden durch die Unempfindlichkeit der Niere auf 180 Grad der Haupteinsprechrichtung weniger stark aufgenommen, als durch die Grenzfläche, die ja nach oben zeigt. Wenn sich das Mikro etwas über der durchschnittlichen Kopfhöhe befindet, dann hätten auch alle Sprecher nahezu den gleichen "perfekten" Aufnahmewinkel zum Mikro. Da die Haupteinsprechrichtung des Mikros jedoch in Richtung Tischmitte zeigt, sollte möglichst verhindert werden, das dort zu viele Geräusche entstehen.
Die Unterschiede durch verschieden laute Stimmen bleiben natürlich, aber einen Vergleich mit der Grenzfläche sollte man wagen!
Wäre übrigens schön, eine Rückmeldung vom Fragesteller zu erhalten, solche Praxistests sind sicher für viele Mitleser interessant.
Beste Grüße
 
...noch eine Anmerkung, im Fall Niere von oben könnte man die Tischplatte akustisch bedämpfen, was im Grenzflächenfall eher schlecht wäre, da das Wirkprinzip von Grenzflächenmikros von der schallharten Grenzfläche profitiert.
 
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