"Irgendwas mit Eis" - Die ARD-Jugendradios

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Ein Programm für alle? Undenkbar! Dabei wäre es die Lösung. Aber den Mut hat keiner.
Doch, gibt es - das sind die ARD-Infodudler ganz ohne Musik. Und die werden interessens- und generationübergreifend soweit akzeptiert!

Ich schätze mal grob, dass 60-70% der einstmals bei DT64 gespielten Musik (Endphase Wende bis zur Umbenennung in Sputnik) noch heute auf den einschlägigen Dudelwellen zu finden sind. Bei Rias2 dürfte es noch erheblich mehr sein. Entsprechende Mitschnitte, die das mehr oder weniger belegen, finden sich genug im Netz.
Gilt IMHO nur für die Landessender und die Privatsender mit hohem Oldieanteil im ehemaligen DT64-Sendegebiet. Das fällt mir (nur) auf, wenn ich mich mal auf Antenne BB o.ä. verirre. Bei Sendern im Westen ist der Anteil bestenfalls im einstelligen Bereich.

Die weitestgehende Abschaffung verschiedenster "Spezialsendungen", mit denen man ganz gezielt diese oder jene Gruppe ansprach, ist eigentlich das, was die Jugendsender so überflüßig macht. Denn das ist das, was die Programme ausmachte und sie vor der Austauschbarkeit bewahrte.
Der Wegfall des Einschaltradios ist aber nicht Jugendsenderspezifisch...
 
Diesen Artikel meint Radiowaves und leider trifft er heute mehr denn je zu:

http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9160057.html

Und die Begründung, daß man auf diese Weise senden müsse, weil die Leute sonst zur Konkurrenz wechselten, ist geradezu schändlich. Es gibt Geschäfte, die nur ohne Rücksicht auf Verluste gemacht werden können - an denen muß ein vom einzelnen zwangsweise bezahlter Rundfunk sich nicht beteiligen. Man nimmt, indem man das Programm den Debilensendern angleicht, den Hörern jede Alternative.

Unglaublich, welche Lernresistenz im, von uns allen finanzierten Rundfunk seit über 20 Jahren vorherrscht.

Der gesamte Text könnte 1:1 auch heute geschrieben worden sein.

Einen deutlicheren Offenbarungseid des gescheiterten dualen Rundfunksystems gibt es kaum mehr.
 
Das gilt in begrenztem Umfang auch für Programme wie Bayern 2 und WDR 5. "Begrenzt" deshalb, weil die Einschaltquote eines Zuhörprogramms nunmal nicht an die einer Nebenbeihör-Welle heranreicht.

Was ich heute Nachmittag noch nachtragen wollte: die Dudel-Konditionierung oder die Befriedigung der bereits gefestigten Bedürfnisse erfolgt ja schon im für Kinder vorgesehenen Programm. Was da in der Nacht bei KiRaKa läuft, ist auch wieder genau diese austauschbare Mucke. Teils sinds Hörerwünsche. Ist auch in dieser Altersklasse also schon gut eingebrannt - wohl durch die Eltern.
 
Übernehmen die nicht nachts 1LIVE diggi oder bin ich nicht mehr up-to-date?
Nein bei Kiraka läuft seit Anfang des Jahres die Sendung "Nachteule", eine 1 Stündige Musikschleife die sich von 22 Uhr bis 6 Uhr jede Stunden wiederholt, aber täglich aktualisiert wird.

Das was SLAM die Woche mal wieder abgeliefert hat ist mal Hörer nähe, man konnte vor einiger Zeit eine Mallorca Reise Gewinnen, aber nicht nur einfach eine Reise, nein man hat gleich das ganze Hotel gekapert und mit Hörern und Crew voll gemacht, das Mobile Studio in der Hotel Lobby aufgebaut und einen Woche den ganzen Tag Live mit Bild und Ton von dort gesendet inklusive DJ Set's am Nachmittag mit Pool Party und Live Schalten zum Strand.
Aber wie gesagt nicht nur Radio sondern auch wie immer mit der kompletten Visual Radio Technik.
Da war es einfach Menschlich und amüsant zu gleich wenn der morgen Moderator am Dienstag morgen total heißer klingt weil er einfach letzten Abend zu viel gefeiert hat, ich fand das gute Unterhaltung und das obwohl man selbst zur Arbeit fährt.
 

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"Nein bei Kiraka läuft seit Anfang des Jahres die Sendung "Nachteule", eine 1 Stündige Musikschleife die sich von 22 Uhr bis 6 Uhr jede Stunden wiederholt, aber täglich aktualisiert wird."
Was besseres fällt denen nicht ein?
 
Nein, bitte kommt mir jetzt nicht mit DWissen, der Nischenlösung für Studenten, die sich für intellektuell halten und dafür eine Monstranz brauchen - "es ist kompliziert, dazu guter Pop")
Warum eigentlich nicht? Von dem dämlichen Claim und dem für meine Ohren meist recht faden Indiesoftpop mal abgesehen: Ich finde, dass DWissen durchaus ein paar ganz gute Sendungen zu bieten hat. Zum Beispiel abends die Redaktionskonferenz, in der es meistens auch einen Gast gibt, der zu dem jeweiligen Thema auch mal wirklich aus erster Hand etwas zu sagen hat. Jemand, der vielleicht auch mal eine unbequeme Meinung vertreten darf. Dann holt man sich zum Thema Salafismus auch mal jemanden, der in der Szene drin war und das schon hinter sich hat und aus eigener Perspektive berichten kann, wie sowas abläuft. Das finde ich tlw. schon ganz gut, wenn auch nicht jeder Abend gleich gut gelungen ist. Das finde ich oft erkenntnisreicher, als das neununddrölfzigste Politikerinterview morgens im DLF, wo die ewig gleichen Phrasen gedroschen werden, was man alles könnte, würde und sollte, wenn man denn wollte (der Konjunktiv regiert), und was alle anderen freilich immer grundsätzlich falsch machen.

Ich finde, das Programm ist zumindest mal ein ganz guter Anfang, auch wenn es vieles zu verbessern gäbe. Auch PULS vom BR finde ich in Teilen nicht ganz so schlecht. Aber ich bin natürlich auch kein Jugendlicher mehr, insofern schon längst aus der Zielgruppe raus.
 
Soweit wie du bin ich bei DWissen gar nicht vorgedrungen, da mich die primär wahrnehmbare Anmutung abstößt. Manchmal frage ich mich, ob ich das Programm in meiner "Indie-Zeit" gemocht hätte, vermute aber klar: nein.

Warum?

Ich ertrage die Station-Voice nicht. Pampige, immer "oben drauf" sitzende Frauen gibt es in real life schon mehr als genug.

Ich ertrage das Geblubber unter den Nachrichten nicht. Beim flüchtigen Hören denke ich jedesmal, ich habe Empfangsstörungen durch ein auf der gleichen Frequenz durchdrückendes anderes UKW-Programm, aber genau das kanns bei DWissen ja nicht sein.

Ich bin fast jedes mal, wenn ich im Tagesprogramm auf Wortanteil stieß, nicht hängengeblieben (wie es mir so oft bei Bayern 2 geht), sondern eher peinlich berührt gewesen, weil ich ein knallhart kalkuliertes und damit synthetisch und leblos wirkendes Konzept erkannt habe (oder zumindest erkannt haben wollte). Es wirkt auf mich wie "Auftrag: macht intellektuelles Popradio für Studenten! Dazu braucht ihr ein aufsässiges Mädel als Stationvoice, eine Menge Buzzwords aus der IT-Branche, einige Themen, deren Anreißen Interesse an neuen Medien und den anderen heute angesagten Dingen suggeriert und Indie-Pop. Aber machts in zweidreißig."

Vielleicht kommt das bei mir auch alles nur falsch an. Vielleicht ists aber tatsächlich so, daß ich das gar nicht hören darf, weil ich mit 42 als vergreist gelte. An der Online-Umfrage vor dem Relaunch von DWissen (als die den herrlich synthetischen Claim "Es ist kompliziert, dazu guter Pop." offenbarten und abprüften) durfte ich ja schonmal hochoffiziell nicht teilnehmen. Die hat Gammelfleisch wie mich nach wahrheitsgemäßer Altersangabe gleich aussortiert. Immerhin ehrlich.

Bin aber nicht sauer drüber, ich habe ja Bayern 2. Da patzt mich auch kein aufsässiges Mädel als Stationvoice an.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gut analyisert, Radiowaves. Uns trennen nur knapp zwei Lebensjährchen. Genau die Dinge stören mich bei DWissen auch. Ich hätte sie nur nicht so gut artikulieren können...es war/ist eher so ein diffuses Gefühl.
 
Das Problem der Jugendwellen ist eigentlich das, was alle anderen Wellen auch haben. Es wird immer und überall auf hippes Allerweltsradio gemacht und Schönwetter verkündet. Ernsthafte Themen und ernst zunehmende Musik finden immer seltener bis gar nicht statt. Die berühmt-berüchtigte Durchhörbarkeit ist eher Problem als sinnhaftes Element. Belanglose Themen und belanglose Musik gab es früher bei den Jugendwellen auch.
Ich spreche mal von 1LIVE: Ernsthafte Themen finden da wirklich nur selten statt. Immer wenn man denkt, jetzt könnte es interessant werden, stellt sich heraus, dass das erst vielversprechend klingende Thema bloß die Einleitung zu einem schlechten Einzeiler-Gag der Doppelmoderation war, auf den dann direkt Musik folgt. Das ärgert mich.

Den Unterschied zwischen "ernsthafter" und "belangloser Musik" verstehe ich allerdings nicht. Musik ist immer belanglos.
 
Den Unterschied zwischen "ernsthafter" und "belangloser Musik" verstehe ich allerdings nicht. Musik ist immer belanglos.
Ich versuchs mal anhand eines extremen Gegensatzes. Es gibt Musik mit Inhalt, wo der jeweilige Künstler versucht etwas zu transportieren und Aussagen zu treffen, Musik wo man hinhören sollte. Und es gibt halt Musik, die belanglos vor sich hindudelt. Im deutschsprachigen Bereich könnte man das zum Beispiel anhand von Reinhard Mey und Helene Fischer veranschaulichen. Letztere macht auf gut deutsch gesagt belanglose Herz-Schmerz-Scheisse im Dreiviertel-Takt. Mey ist dagegen sehr textlastig und es lohnt sich immer ihm tatsächlich auch zuzuhören.
 
Diesen Artikel meint Radiowaves und leider trifft er heute mehr denn je zu: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9160057.html

Klasse Analyse. Das sagt alles:

"Nichts fördert die allgemeine geistige Bedürfnislosigkeit so gründlich wie ein Programm, dessen oberster Grundsatz es ist, sich nach den durchschnittlichen geistigen Bedürfnissen zu richten. Indem die Rundfunkanstalten sich damit begnügen, den Publikumsgeschmack zu erkunden und ihm hinterherzulaufen, produzieren sie ihn zugleich, oder anders gesagt: Sie sind in hohem Maße selbst für die Geist- und Geschmacklosigkeiten verantwortlich, die zu senden die Publikumsnähe ihnen angeblich gebietet...Die öffentlichrechtlichen Funkanstalten, mit denen ich seit meiner Kindheit befreundet bin und zu denen ich daher ein sentimentales Verhältnis habe, könnten Selbstmord begehen. Sie haben Gift geschluckt, eine bedenkliche Dosis, man müßte ihnen den Magen auspumpen, aber sie sträuben sich...Man schafft den einzig überzeugenden Grund aus der Welt, sich ein öffentlich-rechtliches Rundfunksystem zu leisten. "
 
Soweit wie du bin ich bei DWissen gar nicht vorgedrungen, da mich die primär wahrnehmbare Anmutung abstößt.

Geht mir genau so. Schade, der Sender wäre fast gut.

Ich empfinde es so: die Moderatoren tun nur so als würden sie sich für ein Thema interessieren. Eigentlich haben sie keine Botschaf,t die sie dem Hörer nahebringen wollen. Ich empfinde das ganz deutlich und fast immer, bei allen Mods. Seltsam eigentlich, aber ein Abschaltgrund.
 
Ich empfinde es so: die Moderatoren tun nur so als würden sie sich für ein Thema interessieren. Eigentlich haben sie keine Botschaf,t die sie dem Hörer nahebringen wollen.
Jetzt hast Du präzise den inhaltlichen Kern meines Unwohlseins mit DWissen und so manch anderen Medienangeboten herausgearbeitet. Danke fürs Herausschälen!

Jetzt, wo es dasteht: es wirkt "wie ein Job". Und es ist wohl auch nur einer. In meiner Industrie-Zeit habe ich mehrfach erfahren müssen, daß ein empfundener Sinn an der Arbeit und die sich dann eventuell einstellende Freude an der Arbeit ausdrücklich unerwünscht sind. Es besteht dann die Gefahr, "aus heiterem Himmel heraus" Maßregelungen zu erfahren, immer dann, wenn man gerade wirklich sinnvolle und nötige Dinge tut. Im Manager-Deutsch heißt das, "diszipliniert" zu werden.

Ich kann es mir auf die Schnelle nur so erklären, daß auf Seiten des Managements die Gefahr gesehen wird, der Mitarbeiter mache sich freiwillig zum "Diener der Sache" und entziehe sich auf diesem Wege der Hörigkeit gegenüber dem Management. Diese Gefahr eines Machtverlustes muß unterbunden werden - als Preis wird gezahlt, daß aus einer vielleicht eigentlich wirklich sinnvollen Sache ein "Job" wird und das Arbeitsgebiet selbst u.U. nur noch schlampig bearbeitet wird.

In die gleiche Richtung geht der Standardspruch meines ehemaligen Managements: "der Wurm muß dem Fisch schmecken, nicht dem Angler". Das ist formal richtig, gilt aber nur, weil Fisch und Angler nicht vom gleichen "Typ" Lebewesen sind. Wenn Menschen für Menschen arbeiten und es wird dieser Leitspruch drübergestellt, wird der Arbeitende von der Arbeit entfremdet. Die daraus folgende Lust- und Lieblosigkeit ist sehr wohl spürbar. Nicht nur beim Rundfunk, sondern an vielen Hotlines, in vielen Ämtern, ...

Und Rundfunk ist heute ja längst nicht mehr die Bühne für Menschen mit Leidenschaft und daraus erwachsendem Bedürfnis, andere teilhaben zu lassen und vielleicht dafür zu begeistern, sondern eine wie ein Industrieunternehmen geführte Einrichtung, in der Werbezeiten (nicht bei DWissen natürlich) und ein bestimmtes "Image" verkauft werden. Und da hat man dann halt auch nur noch Verkäufer. Das ist der Unterschied zwischen einem John Peel und einem heutigen Formatradio-Ansager (musikalisch gesehen und selbst wenn das Format "Indie" ist) oder auch der Unterschied zwischen dem Tun eines Lutz Deckwerth 1990/91 auf DT64 (Jugendradio!!!) und lauwarmen zweidreißig-Aufsagern heutiger "Tschorrnalisten".
 
Du übersiehst was. Vielleicht hast Du es bisher auch einfach noch nie gehört? Kennst Du den Unterschied zwischen SRF3 und SRF Virus?

Wenn du mich so fragst: Nein. Ich höre die Sender nie wegen der Sprachbarriere, obwohl ich gerne die abendlichen Musikspezialsendungen vor allem auf SRF3 und da besonders die Rocksendung hören würde. Aber ich verstehe diesen schweizer Dialekt halt nicht und dann macht es nur noch halb so viel Spaß. Außerdem lernt man ja nie aus. Also erzähl mal. Ich bin gespannt.
 
Ach @RadioHead, ich habe die beiden Sender extra verlinkt. Es reicht schon, wenn Du jeweils auf die "Musikrecherche" klickst und einen ganzen Tag auswählst. Der Unterschied sollte auch Dir sofort auffallen. Dazu kommt noch die Themenauswahl, die bei Virus eine völlig andere, mehr in Richtung "Musik, alles rundherum und alles was dazu gehört" geht, als bei SRF3. Ein weiterer Unterschied ist, dass bei SRF3 eher mal Hochdeutsch gesprochen wird - im Gegensatz zu Virus, bei dem sehr viel Wert auf die Schweizer Jugend (und junge Hörer) gelegt wird. Auch werden im Namen von Virus regelmäßige Konzerte veranstaltet, bei denen oft (wenn nicht gar meist) Musik abseits des Mainstreams präsentiert wird - bevorzugt aus dem Schweizer Sprachraum (schweizerdeutsch, französisch, italienisch, rumantsch). Und während sich SRF3 auch oft an älteres Klientel wendet, lässt Virus das komplett außen vor.
 
Ich will mich in die "SRF Virus vs. SRF3" Frage nicht weiter reinhängen, da ich Virus auch nur sehr oberflächlich kenne. Virus kümmert sich aber sehr um die Förderung (einfach durch "Airplay" oder die Schaffung von "Sendeflächen") der (jungen) Musik "Made in Switzerland": http://www.srf.ch/radio-srf-virus/sendungen-a-z#!program=pr-radio-srf-virus

Und schau mal in die Playlist. Die ist sehr "schweizlastig", bzw. - international gesehen - weit abseits vom Mainstream. DAS ist meiner Meinung nach der Unterschied zu SRF3.

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Ich kannte diesen Artikel im SPIEGEL bisher nicht, denn damals habe ich mir über unser duales Rundfunksystem sehr wenig Gedanken gemacht (und auch nicht den SPIEGEL gelesen). Jurek Becker trifft den Nagel in dem Artikel im SPIEGEL vom Januar 1995 aber voll auf den Kopf!

Aber da ist noch immer die "Henne-Ei"-Problematik, obwohl wir mit diesem Artikel schon ganz sicher (im Sinne der Datierung eines Ereignisses) mit den (dokumentierten) Anfängen dieser Entwicklung im Jahr 1995 angekommen sind. In den NBL war privat veranstalteter Rundfunk zu dieser Zeit praktisch noch neu, keine dreir Jahre "On Air".

Wenn meine These stimmt, dann hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit dem Auftreten der ersten Privatsender (auch TV) seine "Unschuld" (im Sinne des "Grundauftrags") verloren. Seitdem gilt es, den Privaten immer "etwas" entgegenzusetzen - und praktisch immer (auch) auf die "Quote" zu achten.

Das kann man ja durchaus in einem "Unternehmen" (man schaue für dieses Wort bitte auf den "Anstalt-Websites" unter "Über uns" oder ähnlichen Rubriken nach) machen, nur leider wird längst und oft vergessen, daß es sich eben nicht um ein Unternehmen handelt - und man mit 8 Mrd Euro pro Jahr zwangsfinanziert wird!

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in DE schafft sich selbst ab! Das ist eine Aussage, die ich hier auch schon oft genug getätigt habe. Es dauert wirklich nicht mehr lange.
 
Wenn meine These stimmt, dann hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit dem Auftreten der ersten Privatsender (auch TV) seine "Unschuld" (im Sinne des "Grundauftrags") verloren. Seitdem gilt es, den Privaten immer "etwas" entgegenzusetzen - und praktisch immer (auch) auf die "Quote" zu achten.
Grob und dreckig zusammengefasst:

Wenn die Öffis den Privaten folgen (oder es zumindest versuchen), heißt es von denen, die etwas mehr Sustanz, Vielfalt, Ernsthaftigkeit, Seriösität, Kultur etc. erwarten, die Öffentlich-Rechtlichen können weg, sie bringen ja nichts mehr, was sie rechtfertigen würde. Und den anderen (der Mehrheit) ists egal, denn sie kann problemlos auf den sich nur in Nuancen unterscheidenden Privatfunk wechseln. Von dort ist also auch keine Wertschätzung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu erwarten.

Wenn die Öffis den Privaten nicht folgen, heißt es seitens der Mehrheit, das wäre "Staatsfunk", "linksgrün" (weil ethische Kriterien völlig jenseits von Politik zu Ergebnissen führen müssen, die nach entsprechender "Politisierung" als "linksgrün" ausgelegt werden), es würden nur Minderheiten bedient (was tatsächlich stimmt, hier ist die Bevölkerungsstruktur zu beachten, da hatte M.M. Westernhagen wohl Recht), es wäre für die Masse unattraktiv - und kann weg. Immerhin wäre ggf. eine Minderheit nun aktiver Befürworter des öffentlich-rechtlichen Qualitäs(!)programms. Aber diese Minderheit ("Gutmenschen"?) hat kaum noch eine Chance in diesem Land.

Welches Schweinderl welchen Tod hättens denn gern?

Und deshalb:

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk in DE schafft sich selbst ab! Das ist eine Aussage, die ich hier auch schon oft genug getätigt habe. Es dauert wirklich nicht mehr lange.
Ja, da er offenbar Variante 1 wählt. Er würde aber auch abgeschafft, wählte er Variante 2. Dann schafft ihn der Mehrheitswille der mehrheitlich nunmal kulturlosen Bevölkerung ab.

Oder anders: hätte Deutschland ein kulturelles Bewußtsein und Bedürfnis tief in der Bevölkerung verankert, gäbe es diese Probleme nicht. Dann hätten auch die Rundfunkzerstörer, die heute oft in den Intendanzen ihr Unwesen treiben, kaum eine Chance.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nochmal zurück zu dem Gedanken "Ein Sender für alle" (sinngemäß).

Ich finde die Idee gar nicht so verkehrt, denn musikalische Vielfalt braucht es heutzutage im Rundfunk dringender denn je, nicht zuletzt, um den Hörern wieder ein deutlich abwechslungsreicheres Musikprogramm darzubieten.
Mein eigener Musikgeschmack ist relativ breit gefächert und ich würde es begrüßen, wenn dieser durch ein einziges Programm gedeckt werden könnte.

Jetzt kommt aber das Formatradio: Es gibt Chartwellen, Rockwellen, Oldiewellen, etc...

D.h., dass ich mir jetzt immer, je nach Laune, das jeweilige Format raussuchen und am Senderwahlknopf drehen muss, um genau das zu hören, was ich gerade will.
Ob das jetzt von der Allgemeinheit gewünscht ist, oder nicht: Ich wünsche mir zumindest ein Programm, welches das alles vereint und auch nicht davor zurückschreckt, auch neue und unbekannte Musik aus allen Richtungen zu bringen.
(Das darf sich auch beispielsweise gerne im DAB+ Bundesmux befinden.)

Nur wer hat heute den Mumm, sowas auf die Beine zu stellen?
Zu schleichend ging dieser Prozess der Formatierung damals, z.B. schon in Bayern, als neben Bayern 1 auch noch Bayern 3 aufkam.
Das ganze wurde beschleunigt durch das Aufkommen der Piraten, äh entschuldigung, "Privaten" meinte ich.
Von da an war das Formatradio nicht mehr aufzuhalten. Schade eigentlich. Ich hätte gerne mal wieder ein "breiter aufgestelltes" Programm.

Früher war das noch einfach. Da gab es pro Landesmedienanstalt nur ein großes Hörfunkprogramm, in dem alles vereint wurde.
Leider durfte ich diese Zeit noch nicht miterleben.
Die Vielfalt damals muss aufregend gewesen sein und vor Allem vermutlich nicht so ermüdend, wie der heutige Dudelfunk.

Grüße

Marco
 
Da gab es pro Landesmedienanstalt nur ein großes Hörfunkprogramm, in dem alles vereint wurde.
Leider durfte ich diese Zeit noch nicht miterleben.


Sei froh:

RSbrProgr27_7_55a.jpg

http://www.saar-nostalgie.de/RadioSaarbruecken.htm#Programmschema

index.php

http://www.radioforen.de/index.php?threads/wie-war-das-alte-bayern-1.37689/
 
Zuletzt bearbeitet:
Oder anders: hätte Deutschland ein kulturelles Bewußtsein und Bedürfnis tief in der Bevölkerung verankert, gäbe es diese Probleme nicht. Dann hätten auch die Rundfunkzerstörer, die heute oft in den Intendanzen ihr Unwesen treiben, kaum eine Chance.

Du meinst beispielsweise den SWR-Intendanten? Soweit ich das Forum kenne, ging diese Meldung vom 18.7.2016 hier im Forum völlig unter. Ich habe den Artikel auch erst am 29.7.2016 in der Druckausgabe der NZZ gelesen. Aber diese Zeitung liegt halt EXTRA wegen diesem Thema noch auf meinem Schreibtisch. Ich hatte bisher nur keine Zeit, mich auch noch darum kümmern zu können. Die "Rettung der Welt" geht nunmal vor. ;)

Natürlich ist das eine Schande.

http://www.nzz.ch/feuilleton/abschi...esters-aufrecht-bis-zum-letzten-ton-ld.106307
 
Ich hatte niemand speziell gemeint. Der "Rundumschlag" trifft ja in fast jeder Anstalt irgendwen, auf dens passt. Ich denke z.B. an DT64, an ORB Radio Brandenburg, an hr 1 und hr XXL, an das Sputnik von 2006-2010, natürlich auch an das SWR-Sinfonieorchester, an "taktlos" und "Weitwinkel" vom BR (bei ansonsten noch gut erkennbarer öffentlich-rechtlicher Substanz vor allem bei Bayern 2) und aktuell natürlich an den WDR (!!!).

Unter dem NZZ-Artikel findet sich ein Leserkommentar, den ich insofern für interessant halte, als daß der Leser offenbar im Glauben ist, "Kulturfunktionäre" würden den Intendanten wählen. In welcher heilen (Traum)welt lebt man denn da?
 
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