40 Jahre MusiCassette

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Mööönsch Knosti...

bis auf die nie bei mir zum Einsatz gelangten Bandmaschinen sah die Suche nach einer halbwegs hochwertigen Aufnahmemöglichkeit bei mir ähnlich aus. Ich war nur bissl jünger als Du, denn zur D-Mark-Einführung war ich gerade mal 16 und in der HMK-D-100-Zeit drückte ich mir nur die Nase an Schaufensterscheiben platt. Mein Patenonkel hatte seit 1987 ein solches Deck, es lief aber erst nach heftigem Intervenieren direkt im VEB Stern-Radio Berlin nebst vom Entwickler persönlich ausgehändigtem Japan-Kopf (Alps oder Sanyo, habs vergessen). Das Gerät ist bis heute im Einsatz, es ist erstaunlich, wie viele ältere Leute auch heute noch nur per Kassette zu erreichen sind. Im Sommer 1987 zeichnete ich, zu Besuch in Berlin, testweise ausm Radio was auf und war dermaßen entzückt über die Wiedergabequalität und über Stereo (hatten wir überhaupt nicht zu Hause), wie ein 13-jähriger nicht entzückter sein kann. Ich habe inzwischen eine komplette HMK 100 per eBay geschossen und ins Schlafzimmer gestellt. Mußte sein. :D

Doch die Freude währte nicht all zu lange: Die damaligen, 22 Mark (vorher 30) teuren Chromdioxid- Kassetten sorgten durch "Dropouts" immer wieder für Verdruß.
Ganz böse waren die ersten Versuche der DDR, IEC-II-Bänder zu backen. Ich habe eine Kassette, die hat mehr Dropouts als verwendbares Band.

Darunter auch noch das HMK-D 200 für sagenhafte 2130 Mark.
...welches bis auf das elektronische Zählwerk und die BIAS-Einstellmöglichkeit auch nicht besser war als der Vorgänger.

Nach der Währungsunion 1990 war Schluß mit Spulentonband und es wurde ein Deck von JVC (TDR 611) angeschafft.
Bei mir war es direkt im Sommer 1990 ein Geracord GC-6131, Reparaturrückläufer im bald darauf weitgehend abgewickelten VEB Elektronik Gera. Somit kam ich endlich zu "Handaussteuerung" und Dolby B-Nachbau. Das Deck existiert bis heute, es leistete mir bis November 1991 treue Dienste. Dann aber...

Ende 1991 ein neuer Quantensprung: Mit dem Pioneer CT 900 S war dank Einmeßcomputer und Dolby S eine nie gekannte Aufnahmequalität möglich. Mit guten Metallbändern lag diese verdammt nah an der CD.
Nicht nur mit denen... ich schleppte am 1.11.1991 1100 DM zusammengespartes Geld in die Stadt - ein komisches Gefühl, wenn man noch Schüler ist. Mein Vater ging als "Leibwache" mit. Auf dem Heimweg traf ich einen ex-Mitschüler, der gleich mit zu mir nach Hause kam, wir probierten das Gerät aus und der Händler mußte die Woche darauf ein zweites bestellen. :D

Ich verlor in dieser Zeit langsam aber sicher den Glauben an die Kassette und stieg auf DAT (Pioneer D500) um.
Hätte ich das doch nur gleich gemacht. Ich kaufte Ende 1992 erst einen Sony DTC-57ES, verzweifelte an den kassettenverschlingenden Laufwerks-Serienfehlern (das Gerät war mehr im Service als bei mir) und kaufte dann im September 1993 einen in Jena noch im Regal stehenden Pioneer D-500, dem Ende der 90er ein zweiter von eBay folgte - als Reserve.

Nur die 180 min.- Bänder mochte er nicht.
Meiner schon... bis heute, beide Geräte. Pioneer-Laufwerke sind sowas von solide gewesen...

1998 folgte noch ein Ausflug zur Mini Disc.
Bei mir war das AFAIR erst 2000 oder 2001, als ich nen Pioneer-MD bei eBay schoß, um mit dem OK Jena kooperieren zu können. Die hatten den schönen PCM-R500 Sony-DAT da bereits aus dem Sendestudio entfernt, weil ihn außer mir niemand genutzt hat.


2 Jahre später folgte mein 1. CD- Recorder (Pioneer PD-RW 900).
Bei mir 2001 eine Soundkarte Terratec EWX 24/96, an der der inzwischen auf 44.1-Analogaufnahme umgebaute Sony-DAT optisch als Wandler hängt. So hielt auch bei mir die CD Einzug, wenn auch im PC gebrannt.

Wie ähnlich doch die Wege sein können...

Ach so: herzlich willkommen hier! :)


P.S.

Eine richtig schöne Seite für die Freunde der DAT-Recorder ist DAT World. Schon alleine die Zeichnung des Laufwerks auf der Startseite ist herrlich...
 
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Ganz böse waren die ersten Versuche der DDR, IEC-II-Bänder zu backen. Ich habe eine Kassette, die hat mehr Dropouts als verwendbares Band.

Die IEC I im schwarzen Gehäuse mit gelb-schwarzem Aufkleber dagegen liefen und klangen im Gegensatz zu den blau-weißen Vorgängern sehr ordentlich. Hab noch einige hier...
 
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Hallo Radiowaves,

vielen Dank für die nette Begrüßung. Den GC 6131 nannte ich im Sommer 1988 auch mal kurzzeitig mein Eigen. Ich hatte mir ein schwarzes HMK-D 100 in den Kopf gesetzt. Nach wochenlanger Rennerei gab ich es auf unf kaufte vor lauter Frust nen schwarzen GC 6131. Der Verkäufer war kaum älter, als ich und sagte wortwörtlich zu dem Gerät: "Ein fürchterliches Tape". Hätte ich mal auf ihn gehört - denn so rechte Freude wollte einfach nicht aufkommen. Und so setzte ich alles dran, um das Teil wieder loszuwerden. Zum Glück war in der DDR die Produktionsqualität so schwankend, dass es nicht weiter auffiel, wenn ein Gerät während der Garantie zum 3. Mal "kaputt ging". Im Herbst´88 hatte ich glücklich mein Geld wieder. Kurz darauf gab es auch endlich das lang ersehnte HMK-D 100 in schwarz! Das HMK-D 200 war natürlich schon optisch ne Klasse für sich. Von der Optik her, brauchte es sich hinter den japanischen Decks nicht zu verstecken! Was die Technik angeht hast Du Recht, es bot leider auch nur Dolby B. An weiteren Komponenten hatte ich Anfangs fast die gesamte Anlage 3930 vom VEB Stern Radio Sonneberg. ( siehe Foto unten, ich bitte die schlechte Qualität zu entschuldigen) 1988 wurde diese durch eine Tuner/ Verstärkerkombination von REMA ersetzt. Keine Ahnung, wie das Teil genau hieß. Nachdem ich dann das HMK- D 200 hatte, wurde das REMA wieder abgestoßen und durch HMK 200- Komponenten ersetzt.
Wenn ich mehr Forum- Schecks zur Beschaffung von Kassetten aus dem Intershop zur Verfügung gehabt hätte, wären bei mir auch keine Spulentonbandgeräte zum Einsatz gekommen. Doch so ging es halt nicht anders.
Vielleicht noch ein Wort zu den DDR- Radiorecordern: Mit Erscheinen des SKR 700 im Jahr 1986 waren hochwertige Geräte auf dem Markt, die qualitativ den meisten "Westgeräten" überlegen waren. Diese Geräte verwendeten nämlich das gleiche Laufwerk, dass auch in der HiFi- Anlage 3930 zum Einsatz kam. Also mit motorunterstützten Tipptasten. Ende 1988 kaufte ich mir einen SKR 551. Das war ein Riesenteil mit echten Zweiwegeboxen. Die Aufnahmen vom HMK-D 100 klangen mit diesem Gerät einfach fantastisch! Leider waren die Preise weit jenseits von Gut und böse: SKR 700: 1540 Mark, SKR 551: ca. 1900 Mark.

MfG Knosti
 

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kaufte vor lauter Frust nen schwarzen GC 6131.
Damit fing der Frust erst richtig an... :D

Der Verkäufer war kaum älter, als ich und sagte wortwörtlich zu dem Gerät: "Ein fürchterliches Tape".
Ehrliche Aussage. Das Gerät beinhaltete ein hochkant gestelltes Laufwerk aus Ghettoblastern (KR650, KR660) und der portable-Geracord-Reihe. Makellose ein-Motor-Technik. ;) Die Platine ist halbwegs brauchbar, aber die mechanische Laufwerkssteuerung ist dermaßen primitiv - so war dann auch das ganze Gerät. Bei meinem ist ein Hebel nicht korrekt justiert, was zur Folge hat, daß, wenn man die Pausentaste runterdrückt, nach kurzer Zeit die Endabschaltung anspricht. Man konnte also kaum schnell einstarten. Ansonsten hatte ich Glück, aber das war ja auch schon ein Servicerückläufer. Ich verdanke dem Gerät unter anderem die Aufnahme von der DT64-Abschaltung zugunsten des RIAS.

dass es nicht weiter auffiel, wenn ein Gerät während der Garantie zum 3. Mal "kaputt ging".
Das hat Sony mit den Laufwerken von DTC-57ES, DTC-670 und anderen DAT-Recordern aber auch geschafft...

Kurz darauf gab es auch endlich das lang ersehnte HMK-D 100 in schwarz!
Meine Fresse, dafür hat mein Vater 2 Monate arbeiten müssen! Wo hattest Du Jungspund das Geld her? Warst Du als kinderreiche Renterin unter Tage bei der Wismut im 3-Schicht-System? ;)

Von der Optik her, brauchte es sich hinter den japanischen Decks nicht zu verstecken!
Mir waren die Aufdrucke auf der 200er schon wieder zu nervig "seht her, wir können Englisch". Dezenter hätte das durchaus sein können.

An weiteren Komponenten hatte ich Anfangs fast die gesamte Anlage 3930 vom VEB Stern Radio Sonneberg. ( siehe Foto unten, ich bitte die schlechte Qualität zu entschuldigen)
Die schlechte Qualität dieser Anlage? :D
Vor allem das Tape handelte sich massive Kritik ein. Wo die Vorgänger S3000/S3900 noch ein Zweimotorenlaufwerk boten, wanderte dieses nun nach Berlin in die HMK-Decks und Sonneberg mußte das grausame MU 300 S-DR einbauen, ein servogesteuertes Vollplast-Einmotorenlaufwerk in Sankyo-Lizenz, bei dem nach einiger Zeit der Suchlauf nur noch stotterte. Das gleiche Laufwerk wurde auch in die Ghettoblaster SKR700 eingebaut.

1988 wurde diese durch eine Tuner/ Verstärkerkombination von REMA ersetzt. Keine Ahnung, wie das Teil genau hieß.
Die hier? Sehr gut im UKW-Teil. Oder die hier? Da gab es auch mal einen optisch passenden geracord dazu.

Nachdem ich dann das HMK- D 200 hatte, wurde das REMA wieder abgestoßen und durch HMK 200- Komponenten ersetzt.
Und wieder die Frage: wie bezahlt? Und: woher bekommen? Oft waren die Kisten nämlich einfach nicht aufzutreiben...

Vielleicht noch ein Wort zu den DDR- Radiorecordern: Mit Erscheinen des SKR 700 im Jahr 1986 waren hochwertige Geräte auf dem Markt, die qualitativ den meisten "Westgeräten" überlegen waren.
...bis auf die Potis, denn derzeit verzweifle ich in meiner Interims-WG am Küchen-SKR700, der nur noch gar nicht, nur linker Kanal oder brüllend laut geht. Ich fand die Geräte im Aufnahmezweig um den Schaltkreis A1818 einfach nur grausam. Das war doch keine Qualität, die AGC hat dauernd verzerrt. Bei der Sonneberger SC1800, die ich seit 1988 hatte (als 14-jähriger Schüler, frag' nicht...) war das etwas stabiler gelöst.
 
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Ach - diese Erinnerungen. Also ich besaß (chronologisch)

anett IS2 (von den Einnahmen der Jugendweihe bezahlt)

Am Anfang war die Freude natürlich groß: Mein erster Recorder! Doch einige Zeit später sang ABBA das Liedchen "One of us". Nett, aber nix für diesen Recorder, denn der Anfang des Liedchens leierte FURCHTBAR!

KR 650
An dieses Gerät kann ich mich kaum noch erinnern. Die Zeitkonstante für die automatische Aufnahmeaussteuerung war mir aber zu kurz, also wurde ein größerer Kondensator eingelötet. "Mal schnell" auf Aufnahme drücken ging jetzt natürlich nicht mehr. Aber das war egal, denn man startete die Aufnahme ja sowieso über die Pausentaste. Problematisch waren nur unvorhersehbare Störungen (Blitz, Schaltknack auf Stromleitung), denn dann ging der Aufnahmepegel für einige Sekunden in den Keller... ;)


SKR 700
Mit diesem Ding und nur über seine zwei Teleskopantennen empfing ich in meinem Zimmer im Januar 1986 während einer Tropo "Radio Sprinto" (?) aus Palermo - stellenweise in Stereo. Luftlinie: 1200 km. Natürlich habe ich das damals mitgeschnitten (Pet Shop Boys - Westend girls; darüber laberte der Mod mit der typischen Schnelligkeit der Italiener). Die Aufnahme fiel aber später einer Neuaufnahme zum Opfer. Denn es stand ja immer die Frage "neue Kassetten kaufen oder alte überspielen" im Raum...

Ärgerlich auch hier die kurzen Regelzeiten der Aufnahmeausteuerung - ein Fall für den Lötkolben. Und natürlich hat auch dieses Gerät geleiert. Igrendwann hatte davon genug und habe die Geschwindigkeit am Motor auf Maximum gedreht. Nun lief das Band mit etwa 7cm/s, was die Höhenwiedergabe mit den ORWO-Rostbändern natürlich extrem verbesserte, dem "weichen" Tonkopf aber gar nicht gut bekam (wie ich alsbald merken sollte)... Während der Top 750 auf RIAS2 habe ich dann den Grundstock meines Archivs mit der neuen Bandgeschwindigkeit aufgebaut. Diese Bänder (natürlich streng getrennt nach "Oldies" und "Hits") habe ich teilweise heute noch, denn der Frust auf "Kassette" wurde immer größer.

Das Ende der "Kassetten-Ära" habe ich mit dem Kauf eines "Tesla B115" eingeläutet. Zuvor mußte ich aber erstmal die dafür nötigen 2300 Mark ansparen, wie ich gerade im Net lesen mußte. Als Junggeselle auf Montage und Vollpension im "Hotel Mama" ging das aber irgendwie...

Für einen Tuner hat die Kohle aber trotzdem nicht gereicht. Also wurde zunächst der SKR700 operiert und das NF-Signal vom Tuner über drei Drähte an eine DIN-Buchse gelegt. Erst etwas später kam ein RX42 ins Haus, welches ich nach der Wende verschenkt habe.

Das "B115" war schon ein "Quantensprung". Die Freude währte aber nur kurz: Nach einem Jahr waren die Köpfe völlig eingelaufen (und auch noch schief - also nix mit "Vormagge" anpassen). Und auch die beiden verchromten Zapfen die das Band an die Köpfe drückten, waren tief eingeschliffen - kein Wunder, denn die waren aus Messing. Grund war der werkseitig eingestellte und unnötig hohe Bandzug. Das Band war gespannt wie eine Saite. *ping, ping, ping*

Ich habe dem B115 dann noch einmal neue Köpfe spendiert (einige Antriebsriemen sowieso, denn die gingen immer mal kaputt - vorrangig vor/während der Hitparaden am Wochenende), und bis 2002 (mehr schlecht als recht) funktionstüchtig gehalten, aber damit natürlich nix mehr aufgenommen, denn DAT & CD waren längst angeschafft. Dann hab ich das Ding entsorgt. Die Bänder besitze ich natürlich noch und mir "juckts auch in den Fingern": So 'ne AKAI GX-77 könnte mir schon gefallen.

Doch bisher hat die Vernunft gesiegt, denn wozu brauch' ich so ein Ding im Jahre 2008? Um damit totkomprimierte Musik aus dem Radio aufzunehmen? Nicht doch. Ich habe meine alten Vinyls und CDs - und gut.

vg Zwerg#8
 
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Das Ausweichen auf Tonbandgeräte war bei den ambitionierten Leuten oft eine Option. Ein Schulfreund von mir hatte ein B730 von Tesla. Das konnte nur 9 cm/s, war dadurch aber sehr ökomomisch im Bandverbrauch. Außerdem machte es mich neidisch, dass er einen kompletten Rockpalast auf so eine Spule bekam und dafür nichtmal zu Hause sein musste.

Aber: Die Tonqualität, insbesondere Höhenbrillianz des B730 war eher schlechter als die meines SK900 mit BASF II. Mit Super II oder auch Extra I und 'RMS' (Dolby-B-kompatibel) stellte ich sein B730 klanglich leicht in den Schatten.

Und: Die Dropouts! Ein Problem, das man als lückenlos mit BASF-Cassetten versorgter Amateur nicht kannte, war zumindest beim B730 eine echte Plage. Nach Hörensagen galt dies in etwas geringerem Maß auch für die schnelleren B115/116 Maschinen.

Also mich haben die großen Spulen nie so recht überzeugen können. 1990 gab es einen JVC Hifi-Videorecorder mit vollständiger manueller Aussteuerung (incl Pegelanzeigen!) und voll beschalteten Cinch-Buchsen (für Ein- und Ausgang). Das war für mich in der Analog-Ära das NonPlusUltra. Original und Mittschnitt waren fast nicht mehr zu unterscheiden.
 
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Und: Die Dropouts! Ein Problem, das man als lückenlos mit BASF-Cassetten versorgter Amateur nicht kannte, war zumindest beim B730 eine echte Plage. Nach Hörensagen galt dies in etwas geringerem Maß auch für die schnelleren B115/116 Maschinen.

Dieses Problem hatte ich wegen des hohen Bandzugs zunächst nicht - alles wurde am Kopfspiegel "plattgedrückt". Später habe ich aber den linken Umlenkzapfen mit einem Stück "Tempo" umwickelt, damit der Dreck oder Bandabrieb sicher dort hängenbleibt. Hör mir auf... ;)

v Zwe g 8 *dropout*
 
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Ja, ja die Erinnerungen. Mit 14 hatte ich gerade mal ein Kofferradio zur Verfügung, dass noch nicht mal mein eigenes war. Da blieb mir wirklich nur das "Naseplattdrücken" am Schaufenster des örtlichen RFT- Ladens. Zur Jugendweihe gab es ein Tesla B101. Das Ding war damals mein ganzer Stolz. Ein Stereoradio fehlte weiterhin und war für mich trotz Jugendweihegeld unerschwinglich. So wurde die Mono- Kofferheule angestöpselt (die sogar über die DIN- Buchse verfügte) und fleißig in Mono mitgeschnittern. Die Spuren ließen sich ja einzeln umschalten, so dass pro Bandseite praktisch die doppelte Aufnahmezeit zur Verfügung stand.
Nach über 2 Jahren intensiver Nutzung mehrten sich die Dropouts. Doch erst nach einem Ferienjob im Sommer 1985 reichte das Geld für ein Tesla B730. Auch dieses mußte wieder an die Kofferheule angeschlossen werden. Ein Jahr später kam der 1. SKR 700 ins Haus. Leider waren trotz der 2 Antennen kaum rauschfreie Stereoaufnahmen möglich. Zumindest nicht von Westsendern:p
Erst ein halbes Jahr, bevor ich auslernte, langte es endlich für das SC 1800. Ich bohrte damals extra Löcher für das Antennenkabel durch die Holzfensterrahmen und legte es außen rum vom Wohnzimmer in mein Zimmer. Endlich rauschfreier Westradioempfang! Nur mit dem Kassettenteil war ich nicht so richtig zufrieden, es fehlte einfach die manuelle Aussteuerungsmöglichkeit. Das änderte sich erst mit dem HMK-D 100, das anfangs an den SC 1800 angestöpselt war. Sah natürlich nicht sooo toll aus, weshalb ich ja dann bis zum Spätsommer´87 auch die S 3930 kaufte.

Nun zur Frage von Radiowaves, wie ich das finanzierte: Anfangs durch eisernes Sparen. Ab Juli´87 verdiente ich endlich eigenes Geld. Und das mit im Schnitt 1200 DDR- Mark für damalige Verhältnisse nicht schlecht. Ohne Überstunden war´s etwas weniger, mit reichlich Überstunden schon mal mehr. An eine eigene Wohnung war erst mal nicht zu denken und das "Hotel Mama" kostete (fast) nichts. Andere Hobby´s hatte ich nicht. Trotzdem mußte ich das 1. Tesla B116 im Herbst´87 auf Kredit kaufen. Die S 3930 hatte einfach zu viel verschlungen....
Danach ging es dann aber. Das Rema RX 80 stand noch jahrelang bei meiner Mutter rum und ging 2006 den Weg alles Irdischen....
Ich wohnte im Umkreis der "Hauptstadt der DDR" Diese wurde nicht nur mit Südfrüchten, sondern auch mit Unterhaltungselektronik besser versorgt, als der Rest der Republik. Die HMK 100 gab es eigentlich immer. Nur in schwarz war sie auch in Berlin schwer zu bekommen. Das Gleiche galt Anfangs für die HMK 200. Ab Frühjahr´89 gab es die aber auch meistens zu kaufen. Notfalls mußten eben mehrere RFT- Läden "abgeklappert" werden, bis alles komplett war. Den Verstärker habe ich von der HMK 100 behalten, Tuner und Deck waren aus der 200er Serie.

@zwerg8
Ich verwendete mit dem Tesla B 116 nur sogenanntes "Dreifachspielband, hoch aussteuerbar". Davon waren glaube ich 730 m auf der mittelgroßen Spule. Nur ganz am Anfang kam noch Doppelspielband zum Einsatz. Ebenfalls 730m auf der großen Spule

MfG Knosti
 
AW: 40 Jahre MusiCassette

Nun zur Frage von Radiowaves, wie ich das finanzierte: Anfangs durch eisernes Sparen. Ab Juli´87 verdiente ich endlich eigenes Geld. Und das mit im Schnitt 1200 DDR- Mark für damalige Verhältnisse nicht schlecht.

Ich hatte im 2. Lehrjahr (1985) mit Auslöse (9 Mark/Tag) und mit "Erschwerniszuschlag" auch weit über 500 Mark im Monat. Während dieser Zeit "verhungerten" einige meiner Kumpels am Ende des Monats in der Disco regelrecht mit ihren 150 oder 170 Mark Standardlohn...

Und selbstverständlich gab es auch in der DDR wirklich reiche Leute. Wer Lust hat, kann ja mal die Zulassungszahlen NEUER Autos unmittelbar nach der Währungsunion im Osten raussuchen. Exemplarisch ist mir aber ein Kommentar einer älteren Frau im Gedächtnis geblieben, die in der Schlange stand, als es in der DDR den VW Golf zu kaufen gab: "Wir könnten uns dreie kofen". War das in der Tagesschau? Dazu muß man wissen, der der Preis zunächst bei etwa 30000 Ostmark lag. Der Preis wurde etwas später - wohl aus politischen Gründen - herabgesetzt. Google hilft weiter.


Ich verwendete mit dem Tesla B 116 nur sogenanntes "Dreifachspielband, hoch aussteuerbar". Davon waren glaube ich 730 m auf der mittelgroßen Spule. Nur ganz am Anfang kam noch Doppelspielband zum Einsatz. Ebenfalls 730m auf der großen Spule.

Dreifachspielband? Keine Ahnung. Ich hatte damals nur dieses unten gezeigte Band in Gebrauch. Und um das Geheimnis von "Band 6" zu lüften, gleich noch der originale "Beipackzettel" dazu. Mein Englisch (und Deutsch) war damals noch nicht so gut entwickelt...

vg Zwerg#8
 
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Und selbstverständlich gab es auch in der DDR wirklich reiche Leute.
Und interessant wäre, mal zu ergründen, wodurch sie so reich geworden sind. Dem Fabrikarbeiter war dieser Weg eher versperrt, vermute ich mal. Es sei denn, er nutzte seine Freizeit (die durchaus auch von der Arbeitszeit abgezweigt sein konnte), um z.B. aus beißend riechenden Chemikalien und Glasfasergewebe Surfbretter herzustellen, oder Autos neu aufzubauen, oder...

Dreifachspielband? Keine Ahnung. Ich hatte damals nur dieses unten gezeigte Band in Gebrauch.
Steht ja drauf: das war ein "Doppelspielband". :p

Und um das Geheimnis von "Band 6" zu lüften, gleich noch der originale "Beipackzettel" dazu.
Geil! Sieht schwer nach der Zeit aus, als ich RIAS 2 Wunschhits und Berlin-Charts / Topline aufnahm, um sie dann zum Aufwärmen im Sportunterricht abnudeln zu lassen. Nee, was ich damals alles so gehört und ertragen habe...


Bring me Edelweiss. :D
 
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Das Dreifachspielband war extrem dünn. Daher passten auf die im Bild zu sehende Spule statt 540 eben 730 m. Ganz billig war es aber mit knapp 50 Mark nicht. Mir wurde dieser Bandtyp von einem Servicetechniker empfohlen, als das B 101 (mal wieder) zur Reparatur war. Mit dem B 116 hatte ich damit bei 19 cmm/sek so gut wie keine Drop-outs mehr.
PS: Das Band 122 gab es auch als Typ 123 LH und damit "hoch aussteuerbar".

MfG Knosti
 
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Na wenn wir gerade bei der "Biographie" sind, ich hatte:

- einen Stern-Recorder R160 zur Jugendweihe bekommen (den wollte ich eigentlich gar nicht).
- vom Ferienarbeitsgeld gekauft: ein Unitra M531 -> endlich Sterereo :D
- während meines verlängerten "Ehrendienstes" erworben: ein Geracord 6030 (lief eigentlich recht gut, im Vergleich zum ziemlich gleichlaufschwachen Unitra)
- später zum Diskomachen im Studentenklub angeschafft: ein GC 6031
- zwischendurch mal: einen RFT-"Walkman" mit FM-Radio (LCR oder wie der hieß) ;)
-1990 pünktlich zur Top 2000D gekauft: ein KX-4520 (mit 3 Motoren, getrenntem Aufnahme- und Wiedergabekopf zur Hinterbandkontrolle, Auto-Bias und Dolby B,C,HX Pro). Schönes Gerät, wird auch heute ab und an mal eingeschaltet und noch irgendein mieses Aiwa als Zweitgerät zum Mischen und Überspielen, später verschenkt.
 
AW: 40 Jahre MusiCassette

Es sei denn, er nutzte seine Freizeit (die durchaus auch von der Arbeitszeit abgezweigt sein konnte), um z.B. aus beißend riechenden Chemikalien und Glasfasergewebe Surfbretter herzustellen, oder Autos neu aufzubauen, oder...

...um Gemeinschaftsantennenanlagen für ganze Dörfer zu planen/bauen, oder gar Sat-Empfang (natürlich mit Hilfe von "West-Importen") über eine von fleißigen Händen "aus beißend riechenden Chemikalien und Glasfasergewebe" gefertigte 2-Meter-Schüssel zu ermöglichen. Damals hatten selbst Wessis kaum Sat-Schüsseln auf dem Dach!

Damit hatte man schnell das Geld für einen "Citroen Pallas" (42000 Mark) zuammen und schaffte halt den Rest in landesweit bekannte Bars im Süden der Messestadt Leipzig...

Nee - ich war nicht der "Glückliche". Ich kenne nur genug Stories aus dem wilden Osten - und auch einen Millionär der halt zu "Ostzeiten" wirklich nicht wußte, was er mit all seinem (Spiel)Geld (Aluchips) "anstellen" soll: VHS-Videorecorder um 1987 herum für gut 10000 Ostmark? Lächerlich...

Was er heute macht? Er hat sich mittlerweile totgesoffen.

vg Zwerg#8
 
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Damit hatte man schnell das Geld für einen "Citroen Pallas" (42000 Mark) zuammen und schaffte halt den Rest in landesweit bekannte Bars im Süden der Messestadt Leipzig...
vg Zwerg#8

Ja, schöne Geschichte ist das !!

Wer war denn der Glückliche ? Geschichten rund um den Pallas sind für mich sehr spannend, zumal ich selbst einen solchen Wagen besitze...

Zwar habe ich ihn erst seit 6 Jahren, aber zu DDR-Zeiten soll er für eine Konzertagentur unterwegs gewesen sein...
 
AW: 40 Jahre MusiCassette

Hi bandsalat (schöner Nick übrigens!),

was hat es mit "dem" Pallas denn auf sich?


...fragt TSD
 
AW: 40 Jahre MusiCassette

Hallo

Was heißt "soll [...] für eine Konzertagentur unterwegs gewesen sein"? Das steht doch sicher in deinem Fahrzeugbrief...

Ansonsten gab ja nicht nur einen "Pallas" in der DDR, wobei die Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge sicher sehr gering war. Nach meinen Informationen konnte man den Pallas - mit dem passenden Kleingeld - zu jeder Zeit ganz normal bestellen.


vg Zwerg#8
 
AW: 40 Jahre MusiCassette

Hallo,

ja, der Original-Brief existiert nicht mehr und der Erstbesitzer lebt leider auch nicht mehr. Aber seine hochbetagte Gattin erzählte mir, daß der Wagen zwar privat zugelassen war, ihr Mann aber für die Konzertagentur mit dem Citroen unterwegs war und vor allem Künstler und Orchester aus dem Westen bei ihren Auftritten in der DDR betreut haben soll. Die Agentur soll an der Ecke Friedrichstrasse, Behrenstrasse in Berlin gewesen sein.

Vielleicht weiß ja jemand mehr dazu, da ich bisher keine Belege dafür gefunden habe...

Übrigens wurden 5.500 Citroen GSA in die DDR eingeführt. Der erste Schwung kam mit 500 Exemplaren Ende 1979, Anfang 1980 und 5.000 weitere Exemplare ab Mitte 1981 bis Anfang 1982.

Der Preis lag bei üppigen 38.850 Mark...

LG bandsalat (danke fürs Kompliment, Tondose)
 
AW: 40 Jahre MusiCassette

Hmm - für knapp 40000 Aluchips darf man doch ein standardmäßig eingebautes Autoradio mit Kassette erwarten. Oder? Der Bezug zum Thema dieses Threads ist damit ausreichend hergestellt.

vg Zwerg#8

PS: Du machst es mir heute aber einfach... ;)
 
AW: 40 Jahre MusiCassette

Hmm - für knapp 40000 Aluchips darf man doch ein standardmäßig eingebautes Autoradio mit Kassette erwarten. Oder?

Ja, die ersten 500 Pallas waren in der Tat mit einem Autoradio der Marke Blaupunkt, Modell Frankfurt oder Hamburg, ausgestattet, die 5000 Pallas später dann mit einem Autoradio der Marke Philips 783.

Eines hatten aber alle: KEIN Kassettenteil... hmmm, jetzt hab ich schon wieder das Thema verfehlt...

LG bandsalat
 
AW: 40 Jahre MusiCassette

Ja. Preisgesenkt kurz vor dem Ende der DDR. Vorher kostete ein nicht IEC II-konformes "Chromband" mit furchtbar niedriger Aussteuerbarkeit (geschätzt 10 dB unter dem, was "Westbänder" konnten), extrem hohem Rauschen und rauher Beschichtung mit starken Pegelschwankungen als K60 30 (dreißig) Mark der DDR. Mein Vater als Entwickler im Elektronikbereich bekam 750 DDR-Mark Monatslohn in die Hand.

Der finanzielle Wert der Kassetten ist schon daran zu erkennen, daß im Laden ein Datums- und oft auch Verkaufsstellenstempel auf das Etikett gedruckt wurde, wegen eventueller Reklamationen.

Die normalen Fe- und Cr-Bänder waren so übel, daß es ein Hersteller (Stern Radio Berlin) von Kassettendecks tatsächlich gewagt hat, beim H-MK D100 4 Bandsortentasten vorzusehen: Typ 1 und Tpy 2 nach IEC sowie DDR-Fe und DDR-Cr. Da waren dann die Vormagnetisierung und vermutlich auch der Aufnahmestrom deutlich angepaßt. Ein Deck vom Schlage Pioneer CT-900S laboriert beim blauen DDR-Eisenoxidband an der Grenze der Einstellfähigkeit des Einmeßcomputers. manchmal schafft er es (dann liegt "nur" die Aussteuerbarkeit etwa 8-10 dB unter dem, was man sonst kann), manchmal meldet er verzweifelt "ERR".

Die Qualität sowohl mechanisch als auch akustisch schwankte von Müll bis auch sehr gut. Es gab auch "Bastelsets" mit 3 Gehäusen, 2 Bändern und Kleinteilen für 15 Mark. Hier sehr oft Gehäuse der Bauart BASF und AGFA. Das HMK-Deck hatte Bandsortenschalter für TGL-Norm und für IEC. Es gab aber auch Decks mit 4 IEC Bandsorten.

Wobei die ganze digitale Sch.... schon völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Eine ganz andere Frage ist nur, in welchem Umfang die dann auch genutzt werden, oder ob sie zu etwas anderem genutzt werden als Zeuxxx billigst und einfachst zusammenzuschustern.

Das ist heute auch noch für viele Bürger unerschwinglich, eine richtig gute Stereoanlage zu kaufen.
 
AW: 40 Jahre MusiCassette

Das ist heute auch noch für viele Bürger unerschwinglich, eine richtig gute Stereoanlage zu kaufen.
Wobei "richtig gut" dann ein sehr dehnbarer Begriff ist. Für manche geht "richtig gut" erst bei Lautsprechern jenseits der 5000 Euro und CD-Playern / Verstärkern für ebenfalls vierstellige Beträge los. Dabei wäre schon viel gewonnen, würden die Leute nicht überfrachteten Plaste-Müll, sondern einfach kleine, vernünftige Stereoanlagen mit sauber konstruierten Lautsprechern kaufen. Beispiele:

Yamaha Pianocraft 410

Denon D-F102

Onkyo CR-L5 mit einem Paar sorgfältig ausgesuchter Zweiwege-Kompaktboxen. Die Onkyo kann aber nichts mit MP3-CDs anfangen.

Sämtliche hier vorgestellten Geräte sind kein Spielzeug, wie das Beispiel des Denon-Receivers verdeutlicht.

Alle drei Beispiele sollten für maximal 500 Euro (die Denon kann auch ein paar Zehner mehr kosten) über den Ladentisch gehen. Dafür kann die Denon sofort etwas mit Plattenspielern anfangen, während bei Yamaha und Onkyo Plattenspieler mit eingebautem Phonoentzerrer nötig sind. Anständige Plattenspieler kosten, wenn man sie neu kauft, ab etwa 200 Euro - und sind dann aber schon klanglich erwachsen.

Ich weiß, das ist immer noch viel Geld - aber meilenweit von den Summen entfernt, die für sogenannte HighEnd-Anlagen ausgegeben werden. Die Kunst besteht bei den preisgünstigeren Anlagen eindeutig im Weglassen des Teils, der unnötig ist.

Ich hätte mir, da ansonsten sparsam lebend, durchaus eine solche Anlage als Student leisten können - ohne Nebenjob. Da ich nunmal fanatischer Radio- und Musikmensch bin, habe ich wegen DAT-Recordern und jeder Menge anderem für ganz gesunde Menschen unnötigem Krempel freilich deutlich mehr ausgegeben. Wer freilich damit zu kämpfen hat, seine Miete und halbwegs gesundes Essen zu bezahlen - und das kommt in diesem Land immer häufiger vor - wird freilich auch bei diesen Beträgen nur müde abwinken und andere Prioritäten setzen. Auch, wenn man so eine Anlage locker innerhalb von 3 Monaten in Tabakrauch aufgehen lassen kann.


Um zum Kassetten-Thema zurückzukehren: noch ein Grund, warum ich über das Ende der Kassette nicht traurig bin: das Klirrspektrum. Anbei, man glaubt es kaum, ein Sinus des Zeitzeichens von Radio aktuell, aufgenommen auf Kassette am 31.12.1991. Noch Fragen? ;)
 

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