90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

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Der Radiotor

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In den 90ern schafften es Berater den Radiomachern zu verklickern dass Radio nur so und nicht anders funktioniert. Enge Rotationen, nur die best getesteten Titel spielen, bloß nicht zu viel Wort und Innovation, dafür viele Gewinnspiele etc.

In den vergangenen Jahren versuchten immer wieder Sender Back to the Roots zu gehen, um nach kurzer Zeit doch wieder in alte Berater-Muster zu fallen.

Vor allem beim Thema Musik zeigten meine letzten Ausflüge zum Radio wie groß der Respekt/die Angst ist auch nur mal einen Song zu spielen, der nicht auf den Best Tested-Listen auftaucht, auch wenn Hörer diesen Song schon zuhauf wünschten und die Musikverantwortlichen beim Sender diesen auch persönlich toll finden.

Und auch beim Thema Wort überwiegt sofort das dumme Gefühl man könne etwas falsch machen und Hörer verlieren wenn man mal etwas wagt.

Und dann gibt es auch noch die Fälle, wo selbst Wellenchefs von deren Oberbossen ausgebremst werden, weil sie zu mutig waren und mit ihren Programmen nicht mehr 100% in die einst von Beratern vorgegebenen Muster passen.

Hat die "Gehirnwäsche" der 90er also wirklich derart gut funktioniert?
 
AW: 90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

Hat die "Gehirnwäsche" der 90er also wirklich derart gut funktioniert?

Nein, es liegt an den immer gleichen Research-Ergebnissen, über die sich auch Programmchefs nicht hinwegsetzen können, wenn sie Erklärungsbedarf gegenüber ihren Gesellschaftern haben.
 
AW: 90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

...dass die Hörer immer die Musik gut bewerten, die sie kennen. Neue Musik hat daher kaum eine Chance. Das funktioniert nur noch über große Events im bundesweiten TV (Raab, Wetten Dass?).
 
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...dass die Hörer immer die Musik gut bewerten, die sie kennen. ?).

Das liegt in der Natur der Sache.

Wenn es danach ginge dürften aber auch keine neuen Restaurants mehr aufmachen, im TV würde immer noch EWG laufen und Automarken wie Daewoo oder Chevrolet dürfte es in Deutschland gar nicht geben. :D;)
 
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dass die Hörer immer die Musik gut bewerten, die sie kennen

Wenn ich mal die paar hundert Titel der großen landesweiten Privatsender als Maßstab nehme, müssen die Hörer aber viele Titel vergessen haben.

Ergebnis dieser Systematik ist: Bei Sender wie Radio NRW oder ABY läuft die immerselbe kleine Auswahl aus 80er, 90er und 00er Tracks. Neue Titel rotieren unverhältnismäßig lange und verschwinden zu einem Großteil auf immer.
 
AW: 90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

Aber gleichzeitig sagen alle, das Radio sei im Allgemeinen unhörbar. Vielleicht ist also doch mit den Researchs bzw der MA irgendwas nicht ganz in Ordnung.
 
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Nein, das muss man differenzieren. Es gibt eben nicht DEN Hörer. Es gibt da zwei Hörerschichten: Die einen schalten das Radio ein, damit nebenbei irgendetwas "dudelt", das Programm interessiert diese Hörerschicht nur am Rande. Das hat für mich noch nicht mal mit Bildungsschichten zu tun, dieser Hörerschicht ist Radio einfach nicht so wichtig.

Und dann gibt es den "anderen" Hörer, zu dem ich mich auch zähle, der bewusst Radio hört, auf Rotation der Titel, auf Präsentation des Programms und viele andere Dinge achtet und sich deswegen öfter über Programme ärgert als sich drüber zu freuen. Und dieser "andere" Hörer hat eben keinen Lieblingssender, sondern beurteilt Programme, ohne eine gewisse "Hörerbindung", auf die Sender natürlich angewiesen sind, überhaupt für sich zu wollen.
 
AW: 90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

Ersteres würde ich jetzt gerade nicht als "hören" im hier relevanten Zusammenhang bezeichnen. Ansonsten hast du Recht.
 
AW: 90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

also ich gehöre auch zum zweiten Teil aber ich habe Lieblingssender....



Nein, das muss man differenzieren. Es gibt eben nicht DEN Hörer. Es gibt da zwei Hörerschichten: Die einen schalten das Radio ein, damit nebenbei irgendetwas "dudelt", das Programm interessiert diese Hörerschicht nur am Rande. Das hat für mich noch nicht mal mit Bildungsschichten zu tun, dieser Hörerschicht ist Radio einfach nicht so wichtig.

Und dann gibt es den "anderen" Hörer, zu dem ich mich auch zähle, der bewusst Radio hört, auf Rotation der Titel, auf Präsentation des Programms und viele andere Dinge achtet und sich deswegen öfter über Programme ärgert als sich drüber zu freuen. Und dieser "andere" Hörer hat eben keinen Lieblingssender, sondern beurteilt Programme, ohne eine gewisse "Hörerbindung", auf die Sender natürlich angewiesen sind, überhaupt für sich zu wollen.
 
AW: 90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

jb schrieb:
...dass die Hörer immer die Musik gut bewerten, die sie kennen.
Logo. Daher kommt es dann auch zu den Auswüchsen, dass einem Kiss/I was made for lovin' you sogar in soft-AC-Formaten um die Ohren gehauen wird.
ABER: Es werden auch Neuerscheinungen (und damit Songs, die keiner kennt...) getestet.
UND: Es kommt auch sehr darauf an, WAS (an Titeln) man den (wie ausgewählten?) Testern zum anhören und bewerten vorsetzt...

Die research-Ergebnisse, auf die sich der radiotor bezieht, besagen im Detail:
Radio wird pro Tag "intensiv" überwiegend nur noch für 20-40 Minuten genutzt (auf dem Weg zur Arbeit, auf dem Weg zurück von der Arbeit, in der Mittagspause, morgens nach dem Wachwerden bis zum Verlassen des Hauses, in der Mittagspause): Die Verweildauer sinkt.
ERGO: Es wird alles "heiningepackt", um den Hörer in diesem Zeitraum auch zu erreichen...
Und das oft zitierte Argument: Lieber programmiere ich mir meinen ipod... : Auch da sind nur die meinigen "Lieblingstitel drauf, und in einer noch engeren Rotation als bei jedem Radiosender.
Bedeutet: Es gibt eine nachweisbare, innerliche Haltung, einen "bekannten" Song, der mir auch "gefällt", sofort nach dem Einschalten zu hören.
Das bedeutet zwingend wiederum: Diese "meistgeliebten, gut getesteten" Songs immer und immer wieder einzusetzen, in einer möglichst engen Rotation.

So entstand "Nebenbeimedium"- und dieses zielte nur darauf ab, möglichst viele Hörer zu erreichen. Und dafür zu sorgen, das diese jedesmal ihren "Lieblingssender" einschalteten, jedesmal dann, wenn sie mal wieder Zeit dazu hatten. In allen anderen Fällen "dudelt" das Radio im Hintergrund eben "mit" (Lokale, Büros, Friseur, Boutiquen).
Nach meinen Beobachtungen hier im Rhein-Main-Gebiet (vielleicht nichr repräsentativ): ffh vor harmony.fm und hr1.... weit abgeschlagen hr3 (!).
 
AW: 90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

Ja, und wen wunderts da, dass die Leute nach 20 bis 40 Minuten wieder abschalten?
 
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1.) "Die Leute" gibt es nicht.
2.) Verwechselst Du mal wieder sträflich Ursache und Wirkung...
:rolleyes:
 
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Naja, was war zuerst? Die Henne oder das Ei?
 
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Ja, besonders wenn man den zweiten Schritt vor dem ersten macht.... Logisch denken und analysieren, oder mal was annehmen und dazu lernen?
 
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Zum Thema zurück:

Ich denke hinzu kommt in D (und Österreich), dass Berater mit immer denselben Rezepten für teueres Geld von Entscheidern eingekauft werden und immer wieder dieselben Rezepte leicht abgewandelt verkaufen. Man geht dabei auf Nummer sicher und stellt auf Beraterebene Lösungen vor, die sicherlich relativ kurzfristig zu gewissen Erfolgen führen können. Wellenchefs sind dann meist gehalten, das umzusetzen, was diese Consultants vorpredigen - falls nämlich nicht, besteht sicher Erklärungsbedarf bei höheren Entscheidern, warum man sich nicht an die Consultant-Ratschläge gehalten hat. Da kommt das deutsche Wort " Angst" wieder ins Spiel und mancher Chef auf der Leitungsebene geht den Weg des geringsten Widerstandes und setzt das um, wozu geraten wird, weil er sich sonst vor seinen Chefs wieder rechtfertigen muß, wenn es mit der MA in die Hose geht. Hier würde man sich mehr Mut zu langfristiger angelegten Konzepten wünschen, aber in einer Branche, in der auch hire and fire" ein Begriff ist, scheint das schwierig zu sein. Hinzu kommt, dass es in D keine Radiokultur wie etwa in Benelux oder GB gibt. Hier gibt es einfach zu wenig Leute, die wissen, wie lebendig und gut Radio sein kann und wieviele (treue) Hörer man auch ohne diese engen deutschen Formatradios erreichen kann.
 
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Gut gesprochen, schliesse mich überwiegend an. Besonders
Hinzu kommt, dass es in D keine Radiokultur wie etwa in Benelux oder GB gibt. Hier gibt es einfach zu wenig Leute, die wissen, wie lebendig und gut Radio sein kann und wieviele (treue) Hörer man auch ohne diese engen deutschen Formatradios erreichen kann.
Ja, die Tradition mancher dortigen Präsentation und manches on-air-designs fehlt in DL völlig, leider.

die sicherlich relativ kurzfristig zu gewissen Erfolgen führen können. Wellenchefs sind dann meist gehalten, das umzusetzen, was diese Consultants vorpredigen - falls nämlich nicht, besteht sicher Erklärungsbedarf bei höheren Entscheidern, warum man sich nicht an die Consultant-Ratschläge gehalten hat
Ja, aber.... das allein ist nicht. Denn die Erfolge haben sich ja tatsächlich auch eingestellt (was in der Phase Mitte der 90er zu erwarten war). es genügte ein Fingerzeig auf eine benachbarte Station und deren MA-Zahlen...
Und: Die Situation hat sich verändert. Das Konzept ist "marktgesättigt" und stösst bei einem Teil der Hörerschaft inzwischen auf Ablehnung. Mangels Alternative bewegt sich diese potentielle Hörerschaft noch nicht im messbaren Bereich.
Diese Entwicklung (Nebenbeimedium, Aufgabe aller Formatvorgaben, enge Rotation) war aber vorhersehbar... und auch, dass die ÖR sich dem mit 1,2 Wellen anschliessen mussten.
Jetzt ist aber der Zeitpunkt gekommen, dagegen zu lenken.
Und alle, mit denen ich in den letzten Monaten Kontakt hatte, bestätig(t)en mir, dass zumindest nachgedacht wird. Gewisse Feinjustierungen, Anreicherungen im Musikpool...
Da kommt das deutsche Wort " Angst" wieder ins Spiel
Nicht ganz... eher "kein Mut". Und die Verantwortung eben, für bisher gute MA-Ergebnisse.

Ansatzpunkt müssten Sender sein, die weit hinter ihren Möglichkeiten irgendwo dahindümpeln (für ein anderes Formnat und eine andere Präsentation... meinetwegen auch "back to the roots"). Und da fallen mir mindestens zwei Namen ein...
 
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Du meinst doch nicht etwa den "Kollegen" von einst Radio Mi Amigo? Der mit der Sekte?
 
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Bend It: So der Link sollte jetzt funktionieren.

...leider nicht!
 
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