90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
AW: 90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

Radiovictoria hat im Groben und Ganzen bereits erklärt worauf es ankommt und wie wir zu der Art von Musik im Radio gekommen sind, die wir derzeit nunmal haben. Eines muss man noch hinzufügen, zumindest was Privatsender betrifft: dort haben wir es mit den gleichen Problemen zu tun wie auch ansonsten in der Wirtschaft. Bedeutet: viele Programmdirektoren und Geschäftsführer agieren wie andere Firmenmanager auch. Es interessiert keine langfristige Entwicklung, sondern immer nur die kurzfristige. Viele PDs wollen tolle Zahlen in den nächsten 6 Monaten, dass sie evtl. 5 Jahre und mehr auf ihrem Posten bleiben könnten, da glauben die wenigsten dran. Und daher: lieber Nummer sicher als sich den Namen verkokeln. Und die meisten Gesellschafter unterstützen das leider auch noch, nach dem Motto: so lange melken, bis Blut kommt. Für die Programmmacher bedeutet das, dass ihnen kein langer Atem mehr gestattet wird. Bei der nächsten MA müssen die Zahlen stimmen. Das man mit einem ausgefeilten Konzept (welches in den unsäglichen Researches auch endlich einmal psychologische Aspekte des Radiohörens viel stärker gewichten würde als diese ständige "was der, Bauer nicht kennt, frisst er nicht"-Schwarzweiß-Malerei), das man damit längerfristig viel weiter kommen könnte, interessiert die Leute, die das Geld geben und es auch einstreichen leider nicht. Wozu auch, sind halt keine Kulturschaffenden, sondern Kaufleute. Das hat dann auch mit Beratern wenig zu tun, schließlich sucht sich jeder genau den Henker, den er haben will.
 
AW: 90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

Klick bitte auf den Link in MEINEM Post #20, der geht.
 
AW: 90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

...also doch er. Nur bei Caroline war er nie, sondern (nur kurzzeitig) auf dem Tagesuntermieter "Mi Amigo". Den Sender hat er dann mit Inkrafttreten der holländischen Ausgabe des "Antipiratengesetzes" verlassen. Und er hat nicht nur Moderationen im Crashkurs verkauft.... Schwamm drüber.
 
AW: 90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

Ja, danke, der link geht. Na ja, bei R.SH in den Anfangsjahren merkte man schon etwas den TROS-Einfluss. Z.B. Paradeplaat = Kraftrille und eine breite fröhliche Familien-Musikmischung, die etwas vom Donnerstag auf Hilversum III hatte.
 
AW: 90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

Na, den Consultant will ich sehen, der irgendwo anders, als im Radio, ein Unternehmen auf den kurzfristigen Erfolg trimmt. Im Übrigen würden auch die wenigsten Consultants unter betriebswirtschaftlichen Maßstäben einem Unternehmer empfehlen, in einem eng umrissenen Markt als fünfter mit dem gleichen Produkt für die gleiche Zielgruppe an den Start zu gehen, wenn gleichzeitig die qualitativen Nischen unbesetzt sind. Ein Problem dürfte allerdings darin liegen, dass eine höhere Qualität trotz höherer Kosten sich nur bedingt am Werbemarkt über einen höheren TKP rentieren würde, bzw habe ich auch nicht wirklich den Eindruck, dass die Agenturen ihre Produkte zielgruppengerecht im Radio bewerben, jedenfalls weniger gezielt als im Printbereich. Mich wundert ein wenig, dass dieses Potential von diesen ominösen Beratern anscheinend nicht wirklich erkannt wird.
 
AW: 90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

Na, einige Fachausdrücke in Deinem posting lassen eine rudimentäre Sachkenntnis erkennen. Trotzdem sind einige (Denk-)fehler drin:
Na, den Consultant will ich sehen, der irgendwo anders, als im Radio, ein Unternehmen auf den kurzfristigen Erfolg trimmt.
Überall ("Sanierer", neue Vorstände usw) wird kurzfristig und schnellstmöglich zum Erfolg führend eingegriffen.
Im Übrigen würden auch die wenigsten Consultants unter betriebswirtschaftlichen Maßstäben einem Unternehmer empfehlen, in einem eng umrissenen Markt als fünfter mit dem gleichen Produkt für die gleiche Zielgruppe an den Start zu gehen, wenn gleichzeitig die qualitativen Nischen unbesetzt sind.
So für sich alleinstehend und als (jetzige) Momentaufnahme: Ja. Der Sättigungsgrad ist erreicht, was wiederum ein Argument ist, mal auf ein anderes Format/eine andere Formatierung zu setzen. Nur aus dem Blickwinkel des Sättigungsgrads wird ein Stiefel daraus.
Mich wundert ein wenig, dass dieses Potential von diesen ominösen Beratern anscheinend nicht wirklich erkannt wird.
Welches (Potential)?
Ein Problem dürfte allerdings darin liegen, dass eine höhere Qualität trotz höherer Kosten sich nur bedingt am Werbemarkt über einen höheren TKP rentieren würde,
Ein neues oder ansprechendes oder reichhaltigeres oder "back to the roots"-Musikformat würde kaum mehr Kosten verursachen: Vielleicht eine Stelle als betreuender und mitdenkender (und die neue Zielvorgabe beherrschender) Musikredakteur vielleicht...
dass eine höhere Qualität trotz höherer Kosten sich nur bedingt am Werbemarkt über einen höheren TKP rentieren würde,
Qualität ist aber nicht gleich MA (Hörer letzte 14 Tage, 6-18h usw).... woher willst Du als Sender dann das Argument für einen höheren TKP nehmen...?

Und um auf die -richtig erkannt- zielgruppengenauere Buchung im Printmedienbereich zu kommen: Da müsste die betreffende Radiostation einen eigenen research durchführen:
- welche Hörer (Bildung, Kaufkraft, Beruf, Kaufverhalten, Vorlieben) erreicht sie
. zu welchem Prozentsatz im Vergleich zu anderen Stationen jeglicher Art

. und der ist dann richtig teuer.
 
AW: 90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

Im Printbereich stehen den Werbetreibenden auch wesentlich mehr Möglichkeiten offen: Dank Presse-Grosso gibt es für jeden noch so ausgefallenen Geschmack und alle nur erdenklichen Interessensgebiete geeignete Lektüre, jeder, der ein bestimmte Produkt oder eine besondere Dienstleistung anbietet, kann aus einer unüberschaubaren Anzahl an Titeln diejenigen auswählen, die seine Zielgruppe am besten repräsentieren. Es ist zugegebenermaßen auch viel leichter genug Geld für eine neue Zeitschrift aufzutreiben als die finanzielen Mittel aufzubringen, die der Betrieb eines über UKW verbreiteten Radiosenders erfordert. Somit ist es im Printbereich auch wesentlich einfacher Bedarfslücken zu füllen als beim Hörfunk.

Natürlich ist auch die Mentalität der in den beiden Mediensektoren Verantwortlichen völlig unterschiedlich. Während das Pressewesen zumindest überwiegend von Idealisten und Vollblutjournalisten dominiert wird, sind die privaten Radiomacher übicherweise Kapitalisten und Raffzähne, die jede Gelegenheit für Kostensenkungen nutzen, selbst wenn das Programm schon völlig ausgezehrt ist. Die Geldgeber im Radiogeschäft sind tatsächlich nicht daran interessiert, welche Musik oder welcher Dünnpfiff über den Äther gejagt wird, solange die Masse an berieselungswilligen Durchschnittshörern bereit ist, das Programm einzuschalten. Ist das Geschäftsmodell "Hitradio" eines Tages ausgereizt, zieht die Horde weiter.

Die Werbetreibenden haben beim meist gedämpft im Hintergrund dahinplätschernden Massenmedium Radio kaum die Möglichkeit, abseits der schrillen Brüllreklame spezifische Zielgruppen zu adressieren. Leider sind sie bis dato aber auch nicht in größerem Umfange bereit, ihre überkommenen Zielgruppendefinitionen zu revidieren und "reifere" oder anspruchsvollere Formate für die Übermittlung gezielter, seriöser Werbebotschaften zu nutzen. Solange die Werbewirtschaft nicht umdenkt, wird es auch weiterhin ein Überangebot an Brüll-, Trash- und Dudelsendern geben.
 
AW: 90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

Zwischen schnellstmöglichem und kurzfristigem Erfolg besteht aber ein Unterschied.

Ich meine eben das Potential, dass die werbetreibende Industrie über Qualtitätsfunk zielgruppengerecht werben könnte, und nicht mehr mit Schrot ballert, das scheinst du aber richtig verstanden haben. Soweit ich weiss, existieren soziographische Erhebungen zu Hörergruppen, korrigier mich ansonsten bitte.
 
AW: 90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

ricochet, das sieht im Printbereich doch nicht anders aus, die wenigsten Verlage werden (heute noch) von Idealisten geführt, und die Ebenen der Geldgeber und der für den Inhalt verantwortlichen sind doch bei beiden Medien nicht so unterschiedlich. Aber wenn wir schon aufgrund der unterschiedlichen Marktstruktur von Print und Hörfunk unterstellen, dass wirkliche Qualität im privaten Hörfunk nicht ohne weiteres funktioniert, sind wir wieder beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Und warum bedient dann aber nicht mal der, der unabhängig von Werbung sein könnte/sollte diese Nischen?
 
AW: 90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

Soweit ich weiss, existieren soziographische Erhebungen zu Hörergruppen
Nicht flächendeckend und nicht zu jeder Station, sonst aber: Ja.
dass die werbetreibende Industrie über Qualtitätsfunk zielgruppengerecht werben könnte, und nicht mehr mit Schrot ballert
Dann d'accord. Allerdings hast Du überall Streuverluste...

Während das Pressewesen zumindest überwiegend von Idealisten und Vollblutjournalisten dominiert wird
...die aber auch auf Boulevard setzen (die Macher). Und auf der booking-Seite sind es nun nicht unbedingt Journalisten, die die Aufträge vergeben: Die schauen auch auf "Reichweite"... und da rangier(t)en das ADAC-Blättchen, die HörZu und "Bild" immer noch weit vor allen anderen...
Es ist zugegebenermaßen auch viel leichter genug Geld für eine neue Zeitschrift aufzutreiben als die finanziellen Mittel aufzubringen, die der Betrieb eines über UKW verbreiteten Radiosenders erfordert
Jein. Wenn Du rechnest, wieviel Anlaufverlust eine Zeitung/Zeitschrift hat, bevor sie irgendwann -nach Monaten- vielleicht den break-even-point erreicht, könnte die Rechnung nicht stimmen. (Sie stimmt nur in Bezug auf "Verfügbarkeit". Um eine Zeitung zu machen, braucht man keine Lizenz und keine -nicht verfügbare- Frequenz. Sondern man ist einfach da und reiht sich in den Verdrängungswettbewerb ein).
Habe gerade einige Publikationen über den Jordan gehen sehen, die neu angetreten waren. Und erinnere nur an "sunny" und "sunday" aus der FAZ-Verlagsgruppe, als sie damals auch (heute: mainfm, demnächst energy) mit einem Wirtschaftsradio vertreten waren (auch in München). Ist mit einem Millionenverlust dann eingestampft worden. Kein Wunder, wenn man kurz vor Schluss ganze Seiten (!) für 400 DM (!) verkauft, bei einer Auflage von 400-500.000 Exemplaren, und die (teure Verteilung) in jeden Briefkasten...

Leider sind sie bis dato aber auch nicht in größerem Umfange bereit, ihre überkommenen Zielgruppendefinitionen zu revidieren und "reifere" oder anspruchsvollere Formate für die Übermittlung gezielter, seriöser Werbebotschaften zu nutzen. Solange die Werbewirtschaft nicht umdenkt, wird es auch weiterhin ein Überangebot an Brüll-, Trash- und Dudelsendern geben
Da ist etwas Wahres dran. Kenne aber einige Agenturen, die schon anders denken und nach Alternativen suchen.
 
AW: 90er-Jahre: Erfolgreiche Gehirnwäsche für Radiomacher - bis heute!

Was für ein guter thread hier; es ist mir ein wahrer Genuss Eure Beiträge hier zu lesen.

Ich habe schon immer vorhergesehen dass das ganze Berater-Treiben langfristig solche Folgen herbeiführen wird. Nicht nur beim Radio sondern in allen anderen Branchen auch. Es wird sich tot gespart wobei das Niveau fast überall kontinuierlich sinkt. Ob bei der Musik im Radio oder bei den Arbeitsbedingungen in Unternehmen, siehe Kik, Schlecker & Konsorten. Und es wird ganz bestimmt noch eine ganze Zeit lang so weiterlaufen, zumindest bis die Verlierer dieses Treibens in der überwiegenden Mehrzahl sind. Bin schon gespannt was dann passiert.... .

Aber was erwartet man denn auch wenn Kaufleute das Sagen haben über Kunst, Kultur und Lebensqualität (wie in den 70ern noch) und Ranking Listen (ebenfalls von Beratern gemacht und nicht selten manipuliert) die Marschrichtung bestimmen?!

Ich werde mich in Kürze mal in die Unis schleichen und mir anhören was die BWL Leute da so beigebracht bekommen. Ich befürchte es wird nicht lustig sein dort..... .:(
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben