Ab ins gelobte Land – Wechsel zum TV

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Xavier Carlington

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"Wen das Auge nicht überzeugen kann, überredet auch der Mund nicht." - Franz Grillparzer

Wem Zitate nicht so zusagen, kann sich auch "Video killed the radio star" als Hintergrundmusik denken. Jeder, wie er mag. Thema soll auf alle Fälle der Wechsel vom reinen Blabla zum Blabla mit Optik sein.

Allerdings weniger die Gründe. Ist die Bezahlung im Funkhaus zu mager? Fühlt man sich zu schön für die Radiowelt? Hat man einen Gottschalk-Schrein im Schlafzimmer und will dem Tommy nacheifern? Könnt natürlich gerne drüber reden - mich interessiert aber der Akt, der Wechsel an sich.

Bist du so ein Wechsler? Wie war's? Kennt ihr Wechsler persönlich? Erfolgreiche Beispiele? Erfolglose Rückkehrer?
Würdet ihr den Sprung von Radio zu TV als "logische" Weiterentwicklung oder als schwieriges Unterfangen und überbewerteten Karriereweg bezeichnen?
Ist der Wechsel für einen Radio-Malocher einfach, dank der Kenntnisse und Fähigkeiten? Oder wird die Andersartigkeit der Tätigkeit unterschätzt?

Würde mich über zahlreiche Meinungen freuen. Einen ähnlichen Thread gab es Suchergebnissen zufogle bisher nicht.
 
AW: Ab ins gelobte Land – Wechsel zum TV

Präzisiere doch mal die Fragestellung.

Ich habe das Gefühl, Du willst im Grunde genommen ausschließlich über Moderatoren (Radio) diskutieren, die zu Moderatoren (TV) wurden.
 
AW: Ab ins gelobte Land – Wechsel zum TV

Nö, ist eigentlich schon weiter gefasst.

Momentan kommt's mir so vor, als wäre das TV das gelobte Land für unzufriedene Radio-Angestellte. Gefühlte 100 Bekannte, die beim Hörfunk arbeiten, zieht es zum Fernsehen.

Und da fragt man sich halt: Haben die vielleicht Recht? Ist Radio nur die zweite (oder gar dritte oder vierte) Wahl in Sachen Journalismus/Entertainment? Liegt das wahre Glück hinter der Mattscheibe? Und wenn ja: Ist dieser Weg dahin ein steiniger Weg?
 
AW: Ab ins gelobte Land – Wechsel zum TV

Als jemand, der beides bereits gemacht hat, kann ich folgendes beitragen:

Radio ist und bleibt interessanter, spannender, schneller, aktueller, reizvoller. Fernsehen hingegen hat eine ganz besondere Atmosphäre; allein die Minuten vor der Sendung in der Maske, die ich unglaublich entspannend finde, tragen dazu bei, daß man sich wie ein kleiner König fühlen kann. Außerdem ist es natürlich schmeichelhaft, wenn einen plötzlich wildfremde Leute ansprechen, für die man, schließlich ist man hin und wieder in ihrem Wohnzimmer, fast ein guter Bekannter ist.

Allein Letzteres dürfte für viele Radiomenschen Antriebsfeder sein, ins TV zu wollen. Wir alle sind eitel, schon gar, wenn wir in den Medien arbeiten, und Fernsehen gilt nunmal ob seiner Breitenwirkung als die Königsklasse der Medienwelt. Und so wie jeder Drittligaverein in die zweite Liga aufsteigen möchte und, dort erst einmal angekommen, in die erste strebt, so will eben (fast) jeder Medienmacher letztlich ins Fernsehen.

Eine nicht unerhebliche Rolle dürfte natürlich auch die Entlohnung spielen. Selbst bei einem Lokalfernsehsender wird in der Regel erheblich mehr für die Sendestunde gezahlt als beim Radiomarktführer. Hinzu kommt, daß man mit einem durchs TV bekannten Gesicht bei Off-Air-Moderationsengagements zum einen wesentlich leichter zum Zuge kommt und zum anderen ganz andere Honorare verlangen kann.
 
AW: Ab ins gelobte Land – Wechsel zum TV

Aaah, hier schreibt ein Kenner der Makeup-Szene. Da bliebe am Ende, neben der schmalen Rente, vielleicht sogar noch eine Stelle im Beautyressort?! :D

Es ist am Ende - so glaube ich - alles eine Frage des eigenen Egos. Die meisten der Kollegen, die ich kenne, besitzen ein sehr ausgeprägtes. Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass ein großes Ego verbunden mit dem "Ich-weiß-was-HIIIIIIIIIEEEERRRR-Ich-Ich-Ich-weiß-was"-Gehechel eine Voraussetzung dafür sind, um in dem Beruf richtig gut zu sein. Die Kehrseite davon ist die Gier nach Ruhm. Mal ehrlich: Wer von uns träumt nicht manchmal von der die Welt verändernden Mega-Story? Und, kommt in diesem Traum eine Autorenzeile vor oder nicht?
 
AW: Ab ins gelobte Land – Wechsel zum TV

Radiohexe schrieb:
Ich würde sogar so weit gehen, zu behaupten, dass ein großes Ego verbunden mit dem "Ich-weiß-was-HIIIIIIIIIEEEERRRR-Ich-Ich-Ich-weiß-was"-Gehechel eine Voraussetzung dafür sind, um in dem Beruf richtig gut zu sein.
Nicht, um gut zu sein. Aber um nach vorne zu kommen (sich nach vorne zu drängeln), Karriere zu machen, dafür ist diese Mentlität sicherlich von Nutzen. Was zur Folge hat, daß, wie immer, auch in unserer Branche meistens nicht die Besten, sondern die Lautesten am erfolgreichsten sind.
 
AW: Ab ins gelobte Land – Wechsel zum TV

Das vielleicht auch - aber das meinte ich nicht. Ein großes Ego kann darüber entscheiden, ob jemand den Biss hat, sich an unbequeme Geschichten zu wagen und immer neue Sichtweisen zu entdecken oder ob das Produkt seiner täglichen Arbeit Verlautbarungsjournalismus ist. Meine Erfahrung.
 
AW: Ab ins gelobte Land – Wechsel zum TV

allein die Minuten vor der Sendung in der Maske, die ich unglaublich entspannend finde,
Da kannst du dich ja richtig glücklich schätzen. Ich kenne welche, die werden schon in der Maske vom sogenannten Lampenfieber regelrecht zerfressen, insbesondere bei Live-Sendungen oder Veranstaltungs-Moderationen mit Publikum, auch Leute, die im Grunde "nur" Radio machen.
 
AW: Ab ins gelobte Land – Wechsel zum TV

@Makeitso:

Danke für die interessante Antwort.

Gleich eingangs meintest du ja, dass dir Radio letztlich mehr zusagt, führst aber anschließend reichlich positive Aspekte des Fernsehens auf. Jetzt möchte ich aber auch schon noch hören, was genau Radio für dich reizvoller macht.

Wie war im Übrigen der Wechsel für dich? Kompliziert? Einfach? Falsch/richtig?


@meister b:

Während der "alte" Thread aus einer ziemlich präzisen, daher einschränkenden Fragestellung ausging, ist dieser thematisch deutlich weiter gefasst.
 
AW: Ab ins gelobte Land – Wechsel zum TV

Ich habe mich nach vielen Jahren Radio auch in die Fernsehetage eines ör Landesfunkhauses "eingeschlichen". Und bis heute kann ich mir für diesen Schritt immer noch selbst dankbar auf die Schulter klopfen. Zwar bin ich kein Moderator einer Sendung, sondern "nur " als Redakteur/Reporter unterwegs. Aber die Arbeit im FS Bereich hat mich enorm weitergebracht. Das Denken in Bildern und Einstellungen ist am Anfang zwar ungewohnt. Da ich aber soundso ein ganz guter Fotograf war/bin (Eigenlob - jawoll!!!) - habe ich mich da ganz gut eingearbeitet - natürlich inklusive zig Fragereien an den Kameramann.

Radio ist schon eine schöne Sache, es wird immer schneller und lebendiger sein als Fernsehen, aber eben nur als Hörmedium. Im Fernsehen ist alles um eine Dimension reicher. Allein schon die Produktion in einem Funkhaus ist immer wieder beeindruckend. Bist du als Hörfunker als kleiner Einzelkämpfer mit deinem Aufnahmegerät unterwegs bzw. schmiedest am Schnittplatz deine News Otöne zusammen, so kommst mit dem Drehteam umso "beeindruckender daher", Kameramann, Assistent, Reporter plus Technik - da zuckt der Interviewpartner kaum noch (Spaß!!!)

Geld ist natürlcih auch ein Argument. Im privaten Hörfunk gibt es kaum noch vernünftige Jobs, geschweige denn eine angemessene Bezahlung. Zudem sind in den Redaktionen - wenn man sie überhaupt noch so nennen kann - kaum noch Kollegen über 30 Jahre (also meine Altersklasse) anzutreffen. Ich wäre inzwischen bestimmt schon rausgeflogen und durch drei Praktikanten oder 2 minderjährige Volontäre ersetzt worden.

Dies ist glücklicherweise im Fernsehbereich nicht möglich (noch?) Da kann man als erwachsener Mensch mit gewissen Ansprüchen und Qualifikationen ziemlich gut seine Arbeit machen. Zumal, wie schon erwähnt, die Bezahlung auch ansprechend ist :) Ein privater Radiosender ist dagegen der reinste Kindergarten - in jeder Hinsicht!
Deswegen glaube ich, dass der Sprung vom Radion zum TV bei vielen Kollegen eine logische Konsequenz ist. Denn niemand hat die ewige Jugend - und je älter und erfahrener man wird, umso ungeeigneter wird man für den (privaten!!!) Hörfunk. Allerdings: Ein gelobtes Land ist das Fernsehen auch nicht. Auch beim TV muss man arbeiten ;)
 
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