Abbau von Live-Fakes im Programm dringend notwendig

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Mir geht die Inflation von Live-Fakes zunehmend auf die Nerven, vor allem bei Radio NRW. Da wird zum Beispiel angeblich zufällig ein Hörer angerufen, der etwas gewinnt, wenn er sich mit "100% von hier..." meldet. Nun wechsle ich schon mal die Sender - vor allem, wenn ich mich als Hörer so genervt fühle wie von einem derart ätzenden Gewinnspiel.

So habe ich doch gestern im Abstand von wenigen Minuten mit unterschiedlichen Anmoderationen bei verschiedenen Stationen dreimal hintereinander dieselbe Heike mit derselben Fassungslosigkeit und vor Freude halb erstickter Stimme jubeln hören müssen.

Mal ganz im Ernst: So ein Programm-Element ist ja sowieso schon schrecklich. Aber muss es dann auch noch immer wie live klingen. Da hält man ja bald gar nichts mehr, was man im Radio hört, für echt.
 
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Die Gewinnerin ist sogar auf der Seite des Gewinnspiels per mp3 zu hören.

Die Sender waren in diesem Fall alle im Rheinland.
 
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Bis vor ein paar Jahren nannte man vor sich hin strahlende Atom-Müllhaufen auch Entsorgungsparks...
 
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Oder "Vorproduktion wegen Urlaubs" (?)

Wobei man das den entsprechenden Sendungen deutlich anhörte. Da fehlte eindeutig der Schwung und der Nervenkitzel einer Livesendung.
 
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Markus: Forget it. Mit Einwürfen wie "Lieber fünf Minuten vorher aufzeichnen und pointiert senden als live verlabern" kommst Du hier nicht weit.

BlueKO: Eine gut gemachte Livesendung mit unmittelbar vor der Ausstrahlung aufgezeichneten und kurz geschnittenen Hörertalks kann übrigens wesentlich nervenkitzelnder sein als viele zerfransende Livegespräche, die ich so landauf landab zu hören kriege. Für den Moderator und den Hörer.
 
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Nicht aufgeben, Jungs!
Is doch schön, wenn unterschiedliche Meinungen über das Voicetracking aufeinanderstoßen. Deswegen diskutiert man doch in solch einem Forum. Und wenn eine kleine, pointierte Provokation zum Thema "Aufzeichnen und als live verkaufen" ein Gespräch über Sinn, Unsinn und Ethik des Fake anregt, haben vielleicht alle was davon.
Bis jetzt noch strunzkonservativ, aber durchaus lernfähig:
Otto
 
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Als Moderator kann man das durchaus lernen. Der Hörer am Telefon lernt es aber nicht, warum auch? Klar gibt es Hörer, die man durchaus auch ungekürzt oder sogar live auf Sendung nehmen könnte, aber das sind Ausnahmen. Ich hatte mal jemanden, der war blind und hatte wohl eher wenig Kontakt zu anderen Menschen. Der hat gut zehn Minuten mit mir geredet über Gott und die Welt und war einfach nicht zum schweigen zu bringen. Wenn das live gewesen wäre, hätte ich mir ganz schön was anhören dürfen. Ich hätte zwei Songs nicht spielen können, die geplant waren, ein Beitrag wäre nicht gelaufen und die Nachrichten hätten später angefangen, weil ich nie und nimmer pünktlich um halb fertig geworden wäre. Also danke ich allen Coaches und Beratern, die mir immer wieder erklärt haben, dass aufzeichnen besser ist, habe die 1'30'' rausgeschnitten, die relevant und spaßig waren und das gesendet. Klang wie ein Live-Telefonat, ich hab alle Songs und den Beitrag noch bringen können und war pünktlich zu den Nachrichten fertig.

Langer Rede kurzer Sinn: Ein aufgezeichneter Anruf ist planbar, Du weißt vor der Ausstrahlung wie lang er ist und was gesagt wird. Weder Du noch der Hörer machen sich on air zum Handschuh weil sie sich verhaspeln (sowas soll es ja selbst bei Profis geben, Stichwort "Es ist genull nau Uhr.") und alle sind glücklich. Ich verstehe das Problem offensichtlich nicht.
 
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chefkoch schrieb:
Langer Rede kurzer Sinn: Ein aufgezeichneter Anruf ist planbar, Du weißt vor der Ausstrahlung wie lang er ist und was gesagt wird.

Da fällt mir gerade das Buch "Das Beste von heute" von Kriss Rudolph ein.. :D
 
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Als Moderator kann man das durchaus lernen. Der Hörer am Telefon lernt es aber nicht, warum auch?....
Langer Rede kurzer Sinn: Ein aufgezeichneter Anruf ist planbar, Du weißt vor der Ausstrahlung wie lang er ist und was gesagt wird. Weder Du noch der Hörer machen sich on air zum Handschuh weil sie sich verhaspeln (sowas soll es ja selbst bei Profis geben, Stichwort "Es ist genull nau Uhr.") und alle sind glücklich. Ich verstehe das Problem offensichtlich nicht.

Entschuldigung, aber solltest du als Moderator nicht Herr deiner Sendung sein und den Verlauf eines Telefonats bestimmen? Unterbrich den Hörer wenn er dir nicht das antwortet was du von ihm Hören willst und nimm ihn vom Sender, meinetwegen auch mit so einem dummen Satz wie: "Leider haben wir keine Zeit mehr, die Nachrichten drängen."
Aber sich den letzten Funken an Spontanität zu nehmen ist die Krankheit an dem das hochglanzpolierte Formatradio in höchstem Maße leidet und die sterile Suppe so unhörbar macht.
 
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Auf das Topic selbst geht leider keiner ein.

Warum soll ein Abbau dieser Fakes dringend notwendig sein?
Solang der geneigte Hörer sich täglch verarschen lässt und diesen Programmen sein Ohr schenkt, wozu? :confused:

Solange höre ich weiter DLF & Co. Solange zumindest, da dort nicht gefiedelt wird.
 
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... meinetwegen auch mit so einem dummen Satz wie: "Leider haben wir keine Zeit mehr, die Nachrichten drängen."...

Sorry, da haben wir offenbar einen weiteren Meinungsunterschied. Sätze wie dieser kommen mir bitte nie und nimmer auf die Antenne. Das ist ja kurz vorm Pausenzeichen. Ganz nebenbei, ich lasse mich auch nicht aus Geschäften rauswerfen weil es Punkt 20 Uhr ist.
 
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Ich hatte mal jemanden, der war blind und hatte wohl eher wenig Kontakt zu anderen Menschen. Der hat gut zehn Minuten mit mir geredet über Gott und die Welt und war einfach nicht zum schweigen zu bringen.

Wieso, hatte er seine Pranke auf dem Regler? Was anderes hilft in diesen ganz schweren Fällen halt nicht.
(Ich habe sogar den Verdacht, daß wir jetzt von derselben Person reden könnten.)


Also danke ich allen Coaches und Beratern, die mir immer wieder erklärt haben, dass aufzeichnen besser ist

Besser einen nehmen, der selber alles knallhart live macht, ohne daß die hier geschilderten Schreckensszenarien eintreten:
http://www.radioforen.de/showthread.php?p=255450#post255450


habe die 1'30'' rausgeschnitten, die relevant und spaßig waren und das gesendet. Klang wie ein Live-Telefonat

Mir ist an solchen Maßnahmen bisher nur hörbar zusammengeschnittenes Geblubber untergekommen, das ich weder relevant noch spaßig fand.
 
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Unterbrich den Hörer wenn er dir nicht das antwortet was du von ihm Hören willst und nimm ihn vom Sender, meinetwegen auch mit so einem dummen Satz wie: "Leider haben wir keine Zeit mehr, die Nachrichten drängen."
So einen Spruch bringt man glaube ich nur einmal. Ich seh das so: Der Hörer, und zwar jeder einzelne, sichert meinen Job. Sei es durch Gebühren oder dadurch, dass er sich zwei mal im Jahr brav zählen lässt. Im Gegenzug gibt's gute Unterhaltung und das Gefühl, dass er ernst genommen wird. Und ich werde einen Teufel tun, auch nur einen von Ihnen durch eine rüde Unterbrechung zu verärgern. Stattdessen habe ich den guten Mann ausreden lassen, er konnte erzählen, was ihm auf dem Herzen lag und hat sich anschließend für das nette Gespräch bedankt. Ich habe ihn gefragt, ob es ihm recht ist, dass nur Teile des Gesprächs sende, er hatte nichts dagegen und so war uns allen geholfen.

Jetzt kommt sicher gleich wieder einer und hat den Smiley gegen die Wand. "Wenn Ihr Eure Hörer nicht wirklich ernst nehmt, yadda-yadda-yadda." Tun wir. Aber man kann einfach nicht jeden immer ernst nehmen. Jeder, der im Einzelhandel arbeitet, weil das. Pro Tag kommen im Durchschnitt fünf bis zehn Kunden, bei denen nur eins hilft: Nicken und Lächeln. Genauso ist es im Radio, bei Behörden, im Call Center usw. usf.

@ K6: Schade für Dich. Manche Kollegen haben das richtig gut drauf. Oder sie haben gute Line Producer.
 
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Onkel erzählt jetzt ma wieder aus'm Kriech:
Früher, also früher, war bei uns nie, nie, nie ein Hörergespräch aufgezeichnet!!! Auf so eine Idee wäre man gar nicht gekommen. OK, da war Schell noch Lokführer und man selber saß, vom Techniker getrennt durch eine Glasscheibe, im Moderatorenstudio. Auf ANG kam der Hörer rein, kurzes Vorgespräch, dabei Abchecken, ob er gesprächstauglich war oder nicht (wobei man sich höllisch irren konnte), dann Titel zu ende und dann live auf den Sender mit dem Telefonmenschen.
Und jetzt waren eben die Spontaneität und Gewitztheit des Moderators gefragt. Was locke ich aus dem unbekannten Wesen am anderen Ende der Leitung raus? Wie gekonnt gehe ich in dieser Live-Situation mit Stockern, Fehlformulierungen oder gar Peinlichkeiten um? Nicht alle Gespräche gelangen, manches ging in die Hose, aber vieles lebte einfach von der Tatsache, der beide, Hörer wie Modertor, ins Auge sehen mussten: "Ich bin jetzt LIVE auf dem Sender!".
Und dieses Gefühl übertrug sich gewiss auch auf die Lauscher im Lande. Und das Ganze war tatsächlich manchmal wie eine Lok-Fahrt im Dampf. Die Sterilität von heute ist gräuslich.
So jedenfalls meine Erfahrungen...
 
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Die Sterilität von heute ist gräuslich.

Danke Onkel Otto!

Genau dieses Plastikradio ist es, was mir heute zunehmend auf den Geist geht. Diese gähnende Langeweile, dass auch nichts mehr in die Hose gehen kann (außer dass vielleicht mal der falsche Track abgefahren wird, was sich aber sowieso versendet, weil es ja vermutlich keiner merkt). Dieses Gefühl, dass da in vielen Sendern fast nur noch Claims und Konserven abgenudelt werden.

Live hat was mit Leben zu tun,
finde ich.
 
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