Aktuelle Lage der Radiolandschaft (Zeitungsartikel)

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Lieber Pirni,

wir würden alle, WENN..... Sei mir bitte nicht böse, aber vollmundig Mut und Risiko einfordern sollten nur diejenigen, die selbst bereit SIND, welchen einzugehen. Ansonsten bleiben nämlich nur diejenigen, die keinen Gurnd haben, etwas zu ändern. Deine Kenntnis - erworben vor über 30 Jahren (wo??) - kann u.U. heute etwas überholt sein. Und damit meine ich nicht Deine journalistische Arbeit, sondern Deine Kenntnis über die Funktionslogik. "Karren im Dreck" ist jedenfalls sehr subjektiv. Radio ändert sich nur, wenn sich das Umfeld ändert, nicht weil einer auf den Putz haut. (Zumindest in meiner Definition von "erfolgreich".) Das wird passieren, es gibt ja bereits Anzeichen dafür, dass das Umfeld sich verändert - mit welchem Ergebnis auch immer. Dennoch wird dann der Schluss bleiben, dass das hier gescholtene Radio unter seinen Bedingungen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten funktioniert hat.
Ich wünsche Dir jedenfalls sehr, dass die Entwicklung und das hörbare Ergebnis Dir und Deiner Auffassung von Radio recht gibt - und Du Dich nicht schon wieder damit auseinandersetzen musst, dass die Perzeptionswirklichkeit von der Operationswirklichkeit oft meilenweit entfernt liegt.

Bitte nicht böse sein, ich ziehe mich ja schon wieder in den Hintergrund zurück !

Ich bin da eigentlich eine bessere Argumentation von Dir gewohnt.
Nix für ungut,
Die Hexe

PS: Sollte Dir von der metaphysischen Ebene aus beim milden Lächeln über die minderbemittelten Schäfchen der Radiobranche die Gesichtsmuskeln verspannen, dann kann ich Dir das Massageöl von Kneipp empfehlen. Meiner Nackenmuskulatur tut es jedenfalls immer gut.
 
Die Antwort von Radiohexe an Pirni empfinde ich als arrogant und völlig daneben !
Noch etwas zu "erfahrenen" Radiomachern: Die haben die Erfahrung nicht VOR 30 Jahren sondern 30 Jahre LANG gemacht.
D. h. von damals bis JETZT eine Zeitspanne !
Wer 30 Jahre lang das Geschäft überblickt, ständig die Veränderungen mitgemacht hat, der weiß auch mit Veränderungen umzugehen und hört das Gras wachsen, im Gegensatz zu unerfahrenen Schulabgängern, die meinen, es geht immer so weiter, wie sie es einmal gelernt haben.

Ich glaube eher jemandem der im Radiobereich eine 30 Jahre LANGE Erfahrung hat, als jemand der vor 3 Jahren sein Wissen in der Marketing und Wirtschaftshochschule samt zugehörigen, oft überlüssigen Fremdwörtern bezogen hat und auf Grund von NULL
Erfahrung keine Zeichen der Zeit erkennt.

Weiters verstehe ich Jasemine nicht, die ständig vom Erfolg der Dudelradios spricht.
Der Erfolg beruht doch nur darauf, daß strohfeuerartig das einst gute Image des Radios wie Tafelsilber billig verscherbelt wurde.
Natürlich haben da einige ganz gut verdient.
Aber seht das doch mal langfristig, Radio ist zu einem immer unwichtigeren, unbeachteten Hintergrundmedium verkommen.
Immer mehr Menschen wenden sich vom Radio ab hin zu anderen Medien und eigenen Tonträgern.
 
@ radiohexe

Interessanter Weise sind wohl auch andere Leute der Meinung, dass die Karre im Dreck steckt.
Honk hat ja schon weiter oben dieses Wort in die Diskussion eingebracht:

„wir haben den karren in den dreck gefahren und müssen den jetzt gemeinsam wieder heraus ziehen.
sonst bleibt er im dreck stecken. und wir mitten drinn.“

Ach ja, und nun sollen WIR alle das Ding ausm Dreck holen. Aber schon mal interessante Erkenntnis, das mit dem Dreck.
 
Jasemine,

bitte erkläre mir folgendes. Wie sollen AC-Sender durch ihr Research in Zukunft überhaupt noch tragfähige Titel der letzten Jahre ermitteln, wenn Sender wie FFN heute nur wenige hundert Titel rotieren lassen und kaum was austauschen. Das Repertoire der typische FFN-Dauerhörer wird doch dadurch immer kleiner.

Kurz gesagt: Die heutige Verknappung von Titeln führt zu weniger spielbaren Titeln (Klassikern) in der Zukunft.

Dieses Problem hat mir in einem Gespräch sogar schon einmal ein Senderchef eingestanden.
 
Wie wärs mit denen, die ihn reingefahren haben?
Die sollten jetzt mal Bluten und nicht dann wenns ihnen mal schlecht geht weinerlich sein und auf andere zeigen (Werbeverbot ARD forden z.B.)
 
''Kurz gesagt: Die heutige Verknappung von Titeln führt zu weniger spielbaren Titeln (Klassikern) in der Zukunft.''

Oder: Pop will eat itself.

Da das Genre Popmusik immer schnellebiger wird, nimmt die Zahl der Klassiker über die Jahre ohnehin schon ab, auch ohne das Radio. Mit 70er und 80er Mucke kann man Stunden füllen, bei den 90ern sieht's schon dünne aus und gruselig wird mir bei der Vorstellung, was mal in 7 Jahren von den 00ern übrigbleibt.
 
Ein wenig Heiterkeit zu diesem Thema:

In der Radioszene findet Ihr unter Features:

Wischmeyers "Geschichte des Privatradios".

Schöne Abendlektüre

Gruß in die Runde
 
"Mit 70er und 80er Mucke kann man Stunden füllen"

Eben.
Und wo ist heute eigentlich Musik vergleichbar mit der Qualität von:

The Hooters - 500 miles
Aerosmith - Dream on
Chi-Lites - Oh girl
Bon Jovi - Livin´ on a prayer
Aretha Franklin - Don´t play that song
Billy Idol - Rebel Yell
Eagles - Witchy woman
Marvin Gaye - Mercy mercy me
Mick Jagger - Hard woman
Peaches & Herb - Reunited
Greg Khin - Jeopardy
Def Leppard - Love bites
Luther Vandross - Love the one you´re with
Little River Band - Lonesome loser
Isley Jasper Isley - Caravan of love
Lynyrd Skynyrd - Sweet home Alabama
Huey Lewis & The News - I want a new drug
Champaign - How ´bout us
Manfred Manns Earthband - The mighty quinn (84er Live-Version)
Supertramp - School
Jermaine Jackson - Do what you do
Robert Palmer - Some like it hot
Chaka Khan - Ain´t nobody
Quarterflash - Harden my heart
Steve Winwood - Freedom overspill
ZZ Top - Rough boy
 
Wieso startet man nicht mal experemente und versucht neue Programmformate wie von mir wetier oben schon vorgeschlagen wir müssen die Karre aus dem Dreck ziehen aber schnellst möglichst und nicht irgendwann:

Alle Radiobosse Aktion startet alle bitte mitmachen

Durchs Radio soll jetz ein Ruck gehen von West bis Osten und von Norden bis nach Süden

Leute startet jetzt nicht lange warten wir wollen gutes tun
 
wieso Versinken

Wieso denn Versinken die sind doch schon hals über Kopf im dreck versunken man Sieht ja es an den Werbeeinnahmen und die Einschaltquten im Radio besonders drastisch bei den ÖR
 
guter Anfang

Hamburg (dpa) - Eddie Leo Schruff (31), Sieger der ZDF-Castingshow «Deutsche Stimme 2003», will die deutschsprachige Popmusik voranbringen. «Ich kann mich über die deutsche Sprache am besten ausdrücken», sagte er der dpa in Hamburg. «Und überhaupt ist die deutschsprachige Musik zu wenig repräsentiert», kritisierte der Kölner mit Blick auf die Dominanz englischsprachiger Songs im Radio.

Die Kandidaten der ZDF-Show hatten, im Gegensatz zu anderen Castingsendungen, nur auf Deutsch gesungen. Der Sportlehrer Schruff, der insgesamt rund 3500 Mitbewerber ausstach, veröffentlichte in dieser Woche seine erste Single mit dem Titel «Ich will mehr als nur dein Freund sein.
 
Universal-Chef Tim Renner

Der große Plattenboß kritisiert das Radio

aus der SüddeutschenSZ:

Ist am Ende vielleicht doch die Qualität der Musik das Hauptproblem der Branche?


Renner: Es wurde viel zu sehr auf eine Kultur der Hit-Compilations gesetzt statt auf den behutsamen Aufbau von Künstlern. Die Industrie hat außerdem den Kardinalfehler begangen, seit den achtziger Jahren auf die Bedürfnisse der veränderten Radiolandschaft hinzuproduzieren. Aus dem Radio aber ist mittlerweile ein reines Werbemedium geworden, ein seichtes Medium, das nur noch den kleinsten Nenner spielt – Musik, die irgendwie bekannt klingt und keinen stört.
 
Renner: Es wurde viel zu sehr auf eine Kultur der Hit-Compilations gesetzt statt auf den behutsamen Aufbau von Künstlern.
Und nicht einmal das mit den Compilations funktioniert mehr. Bislang waren zum Beispiel auf jeder "Bravo Hits" 10, 15 ganz ordentliche Titel, die den Kauf auch für mich, der ich nicht mehr zur Hauptzielgruppe dieser Scheiben gehöre, interessant oder lohnend machten. Die aktuelle (Nr. 43, glaube ich) hat von 40 Titeln gerade mal 2, höchstens 3, die ich halbwegs gut finde und mir auch zu Hause mal anhören wollen würde. Der Rest ist namen-, gesichts- und niveauloser Schrott, austauschbar, wegwerfbar.

Vielleicht schnallen die Plattenbosse ja endlich, daß es nicht die bösen Kazaa-Nutzer sind, die ihnen das Geschäft kaputtmachen, sondern sie selbst mit ihren Schnelle-Mark-"Künstlern" und den völlig überzogenen Tonrägerpreisen. Echte Künstler müssen das Netz bei weitem nicht so sehr fürchten, wie die Alexanders und Küblböcks; Bowie, Meat Loaf, Collins, Stewart, Dion und wie sie alle heißen, verkaufen ihre CDs noch immer nicht schlecht. Pech nur für die Plattenfirmen, daß da nichts mehr nachkommt.

Die Lösung: 1) Ein vernünftiges Preis-Leistungs-Verhältnis muß wieder her, 15 bis 18 Euro für eine CD sind schlicht zuviel (es ist übrigens gar nicht lange her, daß ein namhafter Plattenboß meinte, wenn die Leute für das Kulturgut Buch 20 bis 25 Euros zahlten, könnten sie das auch für das Kulturgut CD tun).

2) Künstler müssen wieder Zeit bekommen, sich zu entwickeln. keiner der oben von mir Genannten hätte unter den heutigen Bedingungen des Business überhaupt eine Chance auf eine CD, schon gar nicht auf eine zweite bekommen. Aber sie verkaufen über viele Jahre und Jahrzehnte hinweg und bringen den Firmen letztlich viel mehr ein, als Eintagsfliegen wie Küblböck, dessen Album nach Auskunft eines CD-Abteilungsleiters einer großen Marktkette schon jetzt nicht mal mehr für 10 Euro zu verkaufen ist und wie Blei im Regal liegt.
 
renner

@ Makeitso

Was hällst du von Renner für mich ist er einer der Intelegentesten personen im Medienbereich.

So einer kann die Karre aus dem dreck ziehen
 
Es gibt ja die neuen Künstler bereits, die mit dem lieblos produzierten Plastik-Hit-Schrott nichts zu tun haben.

Nur werden sie, wie die Gruppe "Live" mit "Run away" in Deutschland nicht wahrnehmbar gespielt.
 
Ich möchte Tom2000 diesmal recht geben, was die Musikauswahl betrifft. Aus meiner Privatradiozeit habe ich noch viele Kontakte zu
Musikern. Darunter sind viele, die damals durch die Privatradiozeit groß geworden sind. Ich weiß noch, wie ich ich in meine Sendung echt unbekannte Anfänger-Musiker holen konnte, kein Musikchef, kein PD redete mir da was drein. Heute dürfte ich diese Musiker nicht so ohne weiters in die Sendung nehmen. Ich erinnere mich, wie ich Peter Maffay, Haindling, Herbert Grönemeyer, Patrick Lindner, Rainhard Fendrich, Paldauer und noch -zig andere als völlige unbekannte in die Sendung nahm.
Heute würde ich da vom PD schön zusammengepfiffen werden, was ich mir da erlaube, solche unbekannte Nullen da 10 Minuten lang ins Programm zu holen und 3 Titel von ihnen zu spielen.

Wenn ich heute diese STARS im ÖR wieder treffe, dann bestätigen sie mir alle, daß sie es dem damaligen Radio zu verdanken haben, daß sie bekannt wurden.

Dem heutigen Radio verdanken sie zwar, daß sie als Stars immer noch gespielt werden, sie geben aber zu, daß die heutigen Newcomer nicht mehr auf das Radio setzen können.
Das Radio hat die Musik-Kompetenz verloren !

Ein Medium, das sich allein der Hintergrundberieselung verschrieben hat, ist eben von der Bühne des aktiven Mitgestaltens abgetreten, wird nicht mehr als Partner wahrgenommen.

Noch zu dem Einwand, daß das Radio so geworden ist, weil es die Werbekunden so wollten ( kommt immer von Radiohexe und Jasemine):

Ein Unternehmen muß auch aufpassen, daß es die eigene Kundenmasse nicht ruiniert ! Nur immer den Kundenwünschen nachzugeben kann genauso tödlich sein, wie Bedürfnisse nicht zu erfüllen. Ein vordergründiges Nachgeben auf Kundenwunsch hin kann dem Kunden, der von der Materie zu wenig versteht, selbst schaden.
Wieder ein vergleichendes Beispiel aus der Gastronomie:

In der Nähe eines guten Spezialitätenrestaurants ist ein Sportplatz mit vielen Jugendlichen. Diese Jugendlichen setzten bisher keinen Fußbreit in das Speiselokal, da zu teuer, zu vornehm und es gibt keine Pommes in der Tüte.
In diesem Speiselokal verkehren aber gute Stammkunden, die täglich für ausreichend Umsatz sorgen.
Der neue Juniorchef meint aber, man sollte doch die Masse der Sportler von nebenan auch als Kunden gewinnen. Das brächte doch noch mehr Umsatz und er verwandelt das bürgerliche Speiselokal in eine Sportlerklause mit lauter Musik, Selbstbedienung und vielen billigen Snacks. Obwohl auf der Speisekarte noch die Angebote der alten Küche für die "gehobene" Kundschaft ist, kommt diese immer weniger. Man will sich dem Lärm und dem Gerülpse der Hooligans am Nebentisch nicht aussetzen.
Immer mehr setzt sich die Einsicht durch, hier im Sportplatzrevier kann man nicht gut essen gehen. Es regt sich zwar niemand sonderlich auf, sondern man such Alternativen.
Die Sportlerklause hat zwar Masse an Besuchern, die jeder für sich wenig konsumieren ist da, der Geschäftserfolg ist aber kleiner, als es noch das gute Speiselokal war.
Der Ruf ist dahin und die gute Kundschaft auch.
So ist es mit dem Radio: Die Macher verweisen immer noch auf ihren Erfolg, auf ihre Masse.
Allerdings der Ruf ist dahin. Die Masse der unkritischen Hörer, die zwar im Hintergrund einschalten und nicht hinhören sind da, aber die gute Kundschaft, sowohl bei Hörern als auch bei Werbekunden wird immer weniger.
Radio hat sein Ansehen verloren.

Und es ist nicht so, daß die WerbeKUNDEN allein schuld sind:
Die Macher, Werbeagenturen haben ja dem Firmenchef über Jahre eingehämmert: Sie müssen im Hitradio werben, da haben sie Masse und Zielgruppe !
Hat irgendein ordentlicher Mediaberater, ein Radiochef mal den Werbekunden reinen Wein eingeschenkt und vielleicht in diese Richtung beraten:

Die Masse ist es beim Radio allein nicht. Es gibt auch die Möglichkeit, daß sie eine Sendung sponsern, bei der der ZUHÖRgrad sehr hoch ist, bei der der Sympathiewert sehr hoch ist !
Bei der großen Masse im Dudelformatprogramm haben sie hohen Streuverlust durch die vielen Nicht-hin-Hörer.
Bei der Sendung, die hohen Aufmerksamkeitsgrad erfordert, haben sie auch mehr Aufmerksamkeit für ihre Werbebotschaft.
Die Sendung "Pop-Nach-Acht" mit Thomas Gottschalk um 20 Uhr am Abend hat zwar nur halb so viele Einschalter wie die Morgenshow, aber dafür hat dort ihre Werbung mehr Sympathiewert, weil dargestellt wird, daß ihre Firma diese tolle Sendung ermöglicht und weil jedes Wort, das Gottschalk für ihre Firma da sagt, auch gehört wird. Messungen ergaben, daß der Rücklauf an Reaktionen höher ist als bei Morgenshow-Durchsagen, weil die Menschen in ihrer Eile und Stress die Firmenadresse, das Angebot und die Telefonnummer gar nicht mitbekommen haben.

Hat je eine Radio mal so ihre Werbekunden aufgeklärt und beeinflußt ? Hat man je versucht, darzustellen, daß es noch andere Kriterien für die Werbung im Radio geben kann, als nur die
Anzahl der Hintergrundbedudler ?

Die Werbewirtschaft ist sicher schuld am Niedergang des Radios,aber die Programmmacher sind mitschuld, weil sie ja ständig der Werbewirtschaft das alleinige Non-Plus-Ultra der MA - Zahlen vorgebetet haben, das nur die ANZAHL der NENNER der Radiostation zählt und überhaupt nicht das Image, den Zuhörfaktor, den Reaktionsfaktor auf eine Radiowerbung.

Es gab mal eine Radiosendung, da wollte einer eine Werbung schalten, weil er mitbekommen hat, daß der Moderator jede Woche mehrere hundert Postkarten von Hörerfans bekommt.
Diese Radiosendung hatte aber laut MA weniger Quote als die Morgensendung, bei der kaum Hörerreaktionen ( außer ein paar
Anrufen) einlangten.
Die Beliebtheit einer Sendung und vor allem die Erfolgsquote einer Werbung in so einer Sendung ( ob dann auch wirklich viele Kunden zu dem Werber kommen) ist NICHT gleich proportional mit der MA-Quote !
Hat das jemand mal den Werbekunden gesagt ??
 
Hallo Ernie, danke für Dein Beispiel, könnte fast von mir sein !

Hier mein Beweis, daß es einmal nicht der Werbekunde war, der die Richtung ins Dudelradio bestimmt hat, sondern der Sender selber:

Ich hatte bis 1995 in einem Pivatsender eine Abendsendung, die ein Sponsor mit DM 1000.- im Monat bezahlt hat. Ich bekam DM 200.- , also blieben dem Sender 800.-. ( Welcher Sender vedient heute noch für eine zweitstündige Sendung ABENDS von 20 - 22 Uhr 400 Euro ??) Ich meine das ZUSÄTZLICH ! Die überregionalen Werbeblöcke waren außerdem noch drinnen !

Jedenfalls waren alle zufrieden, der Kunde vor allem: Ein Weinhaus, das dann immer Hörer als Gäste hatte und unkompliziert wie man war, gab es auch immer wieder Hörergrüße aus diesem Lokal. Die Werbung selbst war nur eine Widmung am Anfang und Ende der Sendung und dafür zahlte der Kunde gerne diese DM 1000.- im Monat.

So, dann kam ein neuer Mediaberater in den Sender, eine Consulting Firma formatierte durch und eliminierte alle Reste von "Sendungen".
Wie mir der Chef des Weinrestaurants später erzählte, kam der Mediaberater meines Senders zu ihm und legte ihm dar: Schauen sie, die Abendsendung hat nicht mal ein Drittel der Hörer wie die Morgensendung, wir müssen diese abschaffen. Werben sie in der Morgensendung und sie haben mehr davon !
Meine Abendsendung wurde abgeschafft, nicht weil es keinen Werbekunden dafür gab, sondern weil es der Sender in seiner Formatierungswut so wollte.
Auch anderen Werbekunden, die noch einzelne Sendungen sponsorten, wurden vom eigenen Radio "aufgeklärt", daß das nichts mehr Gescheites ist.

Zum Teufel noch mal, wenn ich doch eh schon Werbekunden für eine Sendung mit weniger, aber umso aufmerksameren Hörern habe, wenn der Werbekunden immer zufrieden war, wenn er niemals moniert, hat es würden zu wenige zuhören, warum muß der Werbevertreter dem Kunden dann einreden, daß das zuwenige Hörer seien und daß er nicht mehr am Abend werben solle ????
Mein Weinhändler und Restaurantinhaber warb dann für sein Guthaben noch im morgendlichen Radio, verlängerte dann aber nicht mehr und sagte mir dann auch noch: Als es noch meine Abendsendung gab, kamen immer wieder mal Hörer ins Restaurant, die nur durch die Sendung selbst kamen. Seit der empfohlenen Verlagerung der Werbung in die (MA-Quote)- Morgenshow, habe er überhaupt nie mehr feststellen können, daß Gäste im Restaurant wegen des Radios da waren. Auch wird im Restaurant am Abend dieses Radio nicht mehr angemacht, die gesponserte Sendung war natürlich selbstverständlich, daß die auch von den Gästen gehört wurde.

Das war hier ein kleines Gegenbeispiel: Nicht die Werbekundschaft hat eine beliebte Sendung verhindert, sondern der Sender selber. Der Werbekunde hätte auch das darauffolgende Jahr "seine" Sendung gesponsert. Im Dudelradio hat er dann nichts mehr gemacht.

Ich weiß, ich weiß, jetzt kommen gleich wieder die Argumente, das sei ein Einzelfall, in der Masse sind es die Werbekunden, die unser erfolgreiches Dudelradio wollen und wir haben ja sooo viel Erfolg damit usw. usw. und außerdem sind ja Pirnis Ansichten und Erfahrungen heutzutage nicht mehr relevant. Laßt den alten Träumer !
Wir wissens besser, was die Kunden wollen. Darum reden wirs den Kunden und Hörern ja auch so ein !

Schade um die schönen Sendungen mit begeisterten ZUhörern und zufriedenen Werbekunden !
Aber wers nicht erlebt hat und dies nicht kennt, kanns auch nicht beurteilen.
 
@ all

Ich finde es großartig, dass jetzt auch größere Zusammenhänge thematisiert werden.

-------- Off Topic ---------

Was haltet ihr eigentlich von der Popakademie in Mannheim (hat mich ehrlich gesagt gewundert, warum die hier noch nie erwähnt wurde). Da gibt es zwei Studiegänge:

1.) Musikbusiness (sozusagen Betriebswirte mit musikalischer Grundkompetenz) für Band- und Labelmanager, Marketingexperten und Existenzgründer. Universal Music hat seine gesamte Ausbildung von Berlin nach Mannheim verlegt.
2.) Popmusikdesign (künstlerisch-kreativer Bereich): Produktion der eigenen Musik von der Komposition bis zur CD, Performance auf Bühne und in den Medien, Vermarktung dieser Musik inkl. der Rechteverwertung.

Das ist Professionalisierung mit nachhaltigem Effekt. Ich bin ganz begeistert. Zum einen, weil Musiker und Manager unter einem Dach ausgebildet werden und zum anderen, weil in beiden Ausbildungen das Verständnis für die Rolle, Kompetenzen und Bedürfnisse des anderen (als Partner) gefördert wird.

Noch etwas anderes. Was ist mit der Rolle der Radiosender als Talentscouts? Die Guano Apes würde ich sehr vermissen. Ohne den Local Hero Bandcontest von 1996 und der Promo über FFN wäre diese Band vielleicht nie so populär geworden. Wenn ich dagegen auf die Mädels aus dem Superstar-Ableger von letztem Jahr bei FFN denke: gone with the wind.

Gruß postit
 
Bin ich froh, kein Deutscher mehr zu sein und schon vor 10 Jahren nach Österreich gezogen zu sein.
Ich will damit aber nicht sagen, daß es hier nicht auch dämliches Radio und TV gibt, aber das setzt dem Ganzen jetzt die Krone auf:

Nachdem das öffentlich-rechtliche ZDF jetzt offiziell verkündet hat, daß ein Daniel Küblböck zu den 100 WICHTGSTEN DEUTSCHEN gehört und daß ein Nobelpreisträger wie Günter Grass da durchgefallen ist und auch Küblböck besser und wichtiger wie etwa die Schauspielerin Inge Meysel oder Bundespräsident Johannes Rau ist, da vergeht einem die Lust, da noch dazuzugehören !!
Es wirft ein deutliches Licht darauf, aus welchem Pöbel das Publikum von Radio und TV in Deutschland noch besteht.

Viel Spaß noch mit dieser Medienlandschaft ! Ich höre und schaue mir das jedenfalls nicht mehr an !
 
Sollte ich das ernstnehmen, dann kommt mir auch die Galle hoch:
Wie blöd muß eigentlich ich selbst sein, wenn unter einem 80 Millionenvolk ein Daniel Küblböck schon unter den 100 wichtigsten und besten Menschen ist ?
Das ist ja ein öffentlich-rechtlicher Hohn für alle Menschen in diesem Land, die wirklich etwas leisten !

Die privaten Dudelradios haben ja auch ihren Beitrag geleistet, daß so eine pupertäre Heulboje so bekannt wird.

Mich wundert es nicht, wenn viele auswandern !
 
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