"Alternative Radio" - Marktchance in Deustchland?

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Der Radiotor

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Moin Leute, habe heute morgen noch dickes Ohrensausen von der gestrigen "Wave and New Rock"-Party im Wiesbadener Park Cafe. Bis morgens um 4 tanzten und schrien die Leute zu der Musik von Depeche Mode, The Cure, New Order, Sisters of Mercy und neuen Sachen wie Limp Bizkit, Him oder Linkin Park. Was mich wunderte: Die zahlreichen Teenies kannten selbst jeden Song aus den 80ern und brüllten bei Madness' "Our House" ebenso mit wie absoluten Insider-Sachen wie "Generator 7/8" von Moskwa TV oder "The Passenger" von Iggy Pop. Wobei ich auf den absoluten Mißstand aufmerksam machen will, dass es in Deutschland noch kein einziges Radio gibt, dass eben diese Zielgruppe bedient - im Vergleich zu anderen Märkten (Holland: Kink FM). Ich finde, dass ein Alternative Radio mit Musik von Joy Division über Soft Cell und Nirvana bis Linkin Park in Deuschland durchaus Martchancen hat, da veile diese Musik wollen und hören. Wenn's schon sunshine live für die Techno Generation und Jam FM für die Black-Freaks gibt, dann hat ein Alternative Radio auch seine Berechtigung! Oder wie seht ihr das???
 
Moin,

Kink ist der Sender, den ich hier häufig laufen lasse. Das ist nichts Neues für NL, solche Musik lief auch bis vor einigen Jahren bei Radio 3 am Dienstag von VARA, Twee Meter Sessie, KRO am Sonntag oder Freitag abends in der DJ-Schiene von Veronica. Bei Kink versteht man es, die Musik in den Vordergrund zu stellen, das Programm wird nicht schwerpunktmäßig nach altersmäßigen Zielgruppen ausgerichtet. Marktchancen bestünden auch in Deutschland, so unterschiedlich sind uns die Niederländer nämlich nicht. Aber was hier raus kommen würde, wäre wieder der übliche Krampf. Man packt 500-1000 Titel in den Computer, nudelt die rauf und runter, dazwischen dümmliche Moderationen mit Gewinnspielen und Claims. Der hiesigen Berater-Clan würde schon dafür sorgen. Und diese Fehler machen die Niederländer nicht. Die nehmen ihre Hörer ernst, die Musik kennt keine Grenzen (auch nicht in der Rotation), neue, alte, bekannte, unbekannte Lieder werden gebracht. So ist das Programm überhaupt nicht langweilig. Abends gibt es speziellere Sendungen, allerdings kommen auch da mal gängigere Stücke.

In Deutschland sollte man besser die Finger davon lassen, es käme nur mal wieder Murx und Mittelmaß raus (jüngstes Beipiel Project).
 
Moin!

Adam hat leider Recht. Beispiel Delta-Radio in Kiel: Als die mit ihrem "besten Rockpop von heute anfingen" gab es ein Programm wie vom Radiotor beschrieben!! Leider sind mitlerweile die Berater durchgegangen und jetzt gibts nur noch 150-200 Titel in der Rotation und dümmliche Gewinnspiele... Deutschland eben!
 
Tagsüber kann man ja alles in einen Topf werfen, abends wäre dann Platz für Specials. Könnte ich mir in einem Alternative Radio, etwa täglich zwischen 21 und 24 Uhr so vorstellen:

Mo: 80er, Wave
Di: Punk
Mi: New Rock - neue Scheiben auf dem Prüfstand
Do: Gothic, Dark Wave
Fr: Folk
Sa: Electro, Alternative Techno, DJ-Takes
So: German Styles (NDW, Polit-Rock)
 
Hi Leute,

was ihr hier beschreibt, das Deutschland fehlen würde, ist im Endeffekt das, was viele Enthusiasten dann im Internet als Hobby praktizieren. Mit einem Minimalstanteil an Hörern, aber die und die Macher haben ihren Spaß dabei.

Es ist aber wohl jedem klar, warum dies nicht als "großes" Radio (UKW, Kabel, etc.) in Deutschland realisiert wird und werden kann.

Denn diese Gruppe, die meint, genau so etwas bräuchten wir, sind intelligente Menschen, die wissen, was sie wollen.

Nun, jetzt schaut Euch einmal an, welche Sorte von Menschen das Radio in Deutschland primär bedient und von wem sie ihre Werbeeinnahmen erwarten.

In einem anderen Thread ging es um alternative Werbeeinnahmen. Wenn da jemand ein gutes finanzielles Konzept hätte. Gerne, nur her damit. Dann machen wir das. Aber ansonsten haben "Nischenprogramme" in Deutschland absolut null wirtschaftliche Tragbarkeit.

Leider sind aber auch Telekom und Konsorten daran schuld, die alle möglichen Kosten zu absolut überdimensionierten Preisen verlagen (in Anbetracht dessen, was das ganze eigentlich vom Material- und Arbeitsaufwand tatsächlich kostet).

Zwei Beispiele, dass es nicht funktioniert, obwohl es ganz gut gewesen wäre: evosonic radio und VIVA 2.

Sorry, aber ich kann auch nur zustimmen: Armes Deutschland.

Siggi (www.happyradio.de)
 
Ich glaube auch nicht, daß das funktioniert. Zielgruppe zu klein!

Außerdem ist eines festzustellen:

Je ausgefallener das Musikformat, desto anspruchsvoller die Hörer. ich meine damit, daß man dann GENAU den Sound spielen muß, den die hören wollen und wenn man den nicht trifft - Ende Gelände.

Das Problem hatte evosonic, diverse Rockradios (Clssic Rock oder Album Rock oder New Rock oder Rock-AC oder was?) und nicht zuletzt die Jazzradios. Das Münchener Jazzradio wurde von einem absoluten Musikprofi (Ruland) gemacht und hatte Hörer nahe der Messbarkeitsgrenze. Es sollten sich schon mehr als 1000 Hörer für ein Jazzformat in MUC interessieren.

Too much risk - No fun.
 
Ich finde die Zielgruppe ist wesentlich größer als ihr alle annehmt: Warum sind denn die Clubs derart voll, wenn mal 'ne Depeche Mode- oder Cure-Party läuft? Warum hat Independent-Mucke immer noch so einen hohen Stellenwert, nicht nur bei Studenten-Feten (die nicht nur von Studenten besucht werden). Warum schießen Linkin Park, die Guano Apes, Creed, OPM und andere in die vordersten Ränge der deutschen Charts? Warum sind Speizalsendungen wie "Ferienlager" bei XXL, die genau diese Klientel treffen, so beliebt? Ich habe morgen ein Treffen mit einem Menschen, der bereits zwei Radios auf den Markt geworfen hat und sich mir gegenüber am Telefon bei dem Thema "Alternative Radio" sehr euphorisch gezeigt hat. Warten wir einfach mal ab, was sich da machen läßt...
 
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