Amoklauf gegen die Privaten

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AW: Amoklauf gegen die Privaten

Makeitso:

Stell das doch bitte nicht so dar, als wenn die Privaten am liebsten alles besser machten, es aber - leiderleider - bedingt durch die Rahmenbedingungen einfach nicht können. Das ist schlicht Unsinn. Mir kann keiner erzählen, die Werbeerlöse von RSH, RPR oder anderen landesweiten Ketten mit Konkurrenz nur durch eine meistens weniger erfolgreiche ARD-Popwelle würden nur mit Ach und Krach für den jetzigen Standard reichen. Die Argumente laufen doch schon direkt ins Leere: Wo kaum ausgebildete oder auch nur talentierte (halten wir den Standard mal niedrig) Journalisten werkeln und nur ihre Dreiminüter pro Stunde zusammenfrickeln, nützt das beste Archiv nichts. Man braucht es gar nicht! Übrigens fängt der Bestand im ARD-Normalarchiv auch nicht erst 1950 an.

Der Vergleich mit dem Marathon ebenso: Privatfunk mit amputiertem Bein unterwegs? Höhö. Reden wir hier lieber von einem 800-Meter-Läufer, der in der Vergangenheit mit seiner Gesundheit nicht besonders pfleglich umging. Arztbesuche waren zu teuer und wurden weggespart, irgendwann konnte der gute Privatfunk nicht mehr richtig gehen. Aber die drei Meter bis zur Tür, die war er immer noch schneller als der Marathonläufer. Da mokierte der Kranke sich öffentlich mehrfach darüber, dass der Langstreckenläufer mehr Geld für seine Ernährung brauchte als der private Couchpotatoe. Dabei sei er doch auf den drei Metern genauso gut, wenn nicht besser - und habe noch immer Millionen an Fans.

Welch infamer Gegenschlag, als der Angegriffene sich zur Wehr setzte. Gegen dessen Argumente konnte der nunmehrige Krückenbesitzer kaum etwas sagen - selbst sein teurer Wunderheilerberater, der ihm in der Vergangenheit gute PR bescherte und damit in seinen Augen gewinnträchtiger war als jede Arztbehandlung, hatte keine Antwort mehr parat. Nur eins fiel den Herren nach einer langen Brainstorming-Sitzung ein und sie posaunten es hinaus in die Welt: der Marathonläufer habe seine Kraft mit seinem verbalen Angriff auf den Lahmen völlig unnötig vergeudet.

Nur zur Ergänzung: Ja, auch der Marathonläufer arbeitet nicht ganz sauber. Manchmal kürzt er ab. Mitunter kümmert er sich mehr um die Presse als ums Training. Aber alles besser als der Dreimeterläufer, der übrigens immer noch in der Leichtathletikförderung ist und die damit verbundenen Privilegien genießt.
 
AW: Amoklauf gegen die Privaten

was hindert die Privaten jetzt daran ein qualitativ besseres Programm zu machen und so die anspruchsvolleren Hörer zu sich zu ziehen
Zum Beispiel die Tatsache, daß sie gegen einen gebührenfinanzierten ARD-Pool, Hunderte von Auslandskorrespondenten, hochbezahlte Fachredakteure und was-weiß-ich-noch-alles beim besten Willen nicht anstinken können und daher selbst bei größter Bemühung immer nur als Zweiter durchs Ziel kommen würden, was zur Folge hätte, daß das anspruchsvolle Publikum, weil es eben den Anspruch hat, sich das Beste zu gönnen, bei den Öffis bleibt.

Die Folge: Enorme Anstrengungen, viel Geld verblasen, Dudelhörer verloren, keine anderen gewonnen, Pleite gemacht. Das kann keiner wollen.

Wohlgemerkt: Ich rede hier nicht der programmlichen Einfalt das Wort und gerade hier in Berlin gibt es zum Glück eine ganze Reihe von Privatsendern, die zumindest versuchen, sich aus dem Einheitsbrei herauszuheben. Aber eine private Kulturwelle oder ein privates Nachrichtenradio (nach zwei u.a. aus den genannten Gründen gescheiterten Versuchen) werden wohl weiterhin Illusion bleiben.
 
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Sehr viele Privatradiostatonen waren bis in die frühen 90er Jahre hinein journalistisch wie musikalisch sehr unterhaltsam, kreativ, informativ, trallalala.

Privatfernsehen war im Grunde seit jeher eine Katastrophe. Es hat ein paar nötige Tabus gebrochen und die Kohl-Republik (unfreiwillig) entmufft, spätestens seit der Jahrtausendwende ist es tatsächlich zur kollektiven Gehirnwäsche mutiert, die an Menschenrechtsverletzung grenzt. Privatradio steht dem in nichts mehr nach.

Und schämt sich dessen auch immer weniger - immer mehr Sendeverantwortliche geben ja mehr oder minder offen zu, dass sie gar keinen Anspruch mehr an Qualität erheben (wie weiland der Radio Hamburg - Cheffe im ZEIT-Interview - nein, ich bin kein linker Altromantiker und bevorzuge im Übrigen die FASonntagszeitung).

Anyway, das große Frankfurter-ARD-Archiv (auf das die einzelnen Wellen auch nicht ohne weiteres ad-hoc-Zugriff haben), nutze ich...nutzen wir in unserer alltäglichen Arbeit vielleicht 5 Mal im Jahr.
Die Privaten könnten, gerade im heutigen Internet-Zeitalter, zudem massig historische und interessante Töne u.a. von youtube etc. ziehen und senden, es wäre im Großen und Ganzen nicht mal verboten. Zudem baut jeder Reporter, wenn man ihn nur lässt, mit den Jahren sein eigenes Archiv auf, warum sollte er dies nicht seinem coolen Privatsender anbieten...wenn der es doch nur wollte.

Viele Privatsender und Privatsenderketten hatten im Übrigen in den 90ern ein ganz hübsches eigenes Korrinetz (Olympische Spiele in Seoul 1988...eigene RHH-Reporter, eigene Antenne-Bayern-Reporter). Außerdem gibts die RUFA, die ins Leere anbietet.
Das kanns also nicht sein, das Argument mit den besseren ARD-Voraussetzungen. Die Kreiszeitung bietet auch hübschen Journalismus, auch wenn sie nicht das Budget und Know-How der Süddeutschen hat.

Nochmal, Pro-Privat-Homies: Ihr dürft den Leuten nicht vorwerfen, unterstellen oder daraus resultierend ihnen noch mehr Psychoterror verkaufen, sie gängen ja alle freiwillig zum Mario Barth, zum Dschungelcamp, zum Geizdiscount ohne Ästhetik und wiiiiir könnten ja nichts dafür.
Ihr penetriert das semi-mündige Publikum 24/7 mit grenzenlos schlechten Vorbildern, mit bewussten Falschinformationen, gesetzeswidrigen Verhaltensweisen und einfach einem ganz schlichten, geistig wio moralisch armseligen, der (teils selbstverschuldeten) Realität auch vollkommen kontraproduktiv entgegenwirkenden Programm.

Ihr seid Vorbilder, Meinungsbilder, MASSENmedium. Je mainstreamiger, desto intensiver ist eure Verantwortung.
Ihr könnt von den Zuhörern wie -Schauern nicht annährende Reflexion über Medienverhalten und das konsumierte Schundprodukt erwarten, wie sie für euch abgebrüht-aufgeklärte-busybusy-Mitläufer ganz selbstverständlich erscheint.

Ganz am Rande, Makeitso, vergleiche das hunderte Jahre alte Zeitungswesen (tausende Jahre Kommunikation und Nachrichtenverbreitung durch Schriftverkehr...Papyrusrollen...Steintafeln...Flugblätter...Zeitungs-AG in der Schule) nicht mit dem ca. 60 Jahre alten und in allen Belangen umfangreicher zu produzierenden und deshalb auch viel faszinierenderem Fernsehsystem.

Andere Frage noch - bist Du für komplett antiautoritäre Erziehung, mal schauen, was pasiert, oder glaubst Du, dass ein Grundsatz an Werten und Normen --- wie auch immer -- vorgelebt, gelehrt, vermittelt werden muss, möglicherweise auch mal gegen den Willen des freiheitsliebenden 9-jährigen?
 
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Einigen macht es aber auch wirklich immer wieder Spaß die Brühe zu rühren. Ihr werdet nichts daran ändern. Besonders weil es in anderen Länderen genauso oder schlimmer zu geht.
Natürlich kann man einen auf bewusster Mensch machen, sich Aktionen ausdenken wie "Wir machen alle mal das Licht für 5 Minuten aus" bezogen aufs Fernsehen : Wir schauen jetzt alle mal nen Tag kein Fernsehen....

Wen juckt es? Die Sender sicherlich nicht


(freu mich schon auf die Antworten)
 
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Wir ändern nichts, wir resignieren. Spitzenplan.
Hab im Übrigen nichts von besseren-schlimmeren-anderen Zuständen im Ausland erzählt. Aber wenn die schon nicht...pah, warum wir.
Die Licht-Aus-Nummer ist, wie üblich, ne Mainstreamnummer und wurde in den letzten Wochen vor allem forciert und mitgetragen...von wem wohl...ach, was solls.
Dafür warnen sie jetzt bestimmt schon umso heftiger und füllen ganze Dekaden einer Sendung mit Stromausfallszenarien und möglichem Babyboom 9 Monate später.
Chips-Cola.
 
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Habe auch nie behauptet, dass du das gesagt hast. Habe lediglich angemerkt, dass auch im Ausland es so aussieht und wir einfach wenig dran ändern werden.

Es wird immer verschiedene Gruppen von Menschen geben. Die einen denken sich "Was solls ich gucke was ich will" "Ich verabscheue die Machenschaften der Privaten" oder "Ich verabscheue die Machenschaften der ÖR"

Ich denke aber mal alle, dass wir mit dem deutschen Fernsehprogramm momentan überhaupt nicht zufrieden sind. Erschwerend kommt aber noch hinzu, dass sich hier um Forum fast alle Altersklassen aufhalten und somit noch ein Generationskonflikt auftut von "Was ist gutes Fernsehen" und ich denke eher das ist der erschwerende Punkt!
 
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Du hast schon Recht und die ARD hat große Mitschuld an ihrem miesen Ruf und der Anti-Gebühren-Debatte. Aber selbst die "Wir sind gebührenfrei"-Quengelei der Privaten ist ja letztlich ne total verlogene Sache. Ein zu weites Feld.

Mich stört vor allem die immer stärker um sich greifende Haltung der Sende(r)verantwortlichen, dass die Rezipienten ja niemand zwänge, die Mistprogramme zu hörenschauen.

Das ist ne ganz miese und schiefe Argumentationshaltung.
Mich zwingt auch niemand, Heroin zu nehmen, aber wenn mans mir vier Jahre lang täglich unbemerkt in den Joghurt rührt, bin ich danach trotzdem versaut.
 
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Da muss ich dir allerdings recht geben. Jedenfalls bedingt :) Weil ich kann niemanden dafür verantwortlich machen was mit mir passiert. Weil daran bin immer noch ich dran schuld.
Es ist sicherlich nicht schön was passiert jedoch passiert es, wie du es auch schon angemerkt hast an allen Fronten.
Leittragend ist hier sicherlich der Zuschauer aber wehren tut er sich auch nicht also sollte er immer vorsichtig sein mit seiner Argumentation ;)
 
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Na gut, "der Zuschauer wehrt sich nicht".
Die Frage die jetzt kommen muß ist doch die: Wie soll er sich denn wehren?
Durch konsequentes Abschalten, so wie ich das tue? Schade, meine Meinung taucht in keiner Umfrage auf.

Die Lösung müsste eine Andere sein, es müsste Jemand mal anfangen aufzuklären, und zwar nicht mit der SWR-Holzhammermethode sondern die Öffis müssten versuchen einen Meinungsumschwung herbeizuführen daß es ja überhaupt nicht "hip" ist ( oder wie sagt man inzwischen dazu? ) sich Dumm-Dumm-Sendungen reinzuziehen. Da die Öffis nach wie vor ein großes Hörerpotential haben halte ich das für durchaus machbar, insbesondere da in der Vergangenheit schon oft bewiesen wurde wie in den Medien Meinungsbildung bis hin zu Gehirnwäsche betrieben wurde.


Und eine Kleinigkeit am Rande möchte ich noch anmerken:
Ihr wisst ja sicher Alle noch warum N-TV so heißt und mit was für einer Zielsetzung die damals begonnen haben, oder?
 
AW: Amoklauf gegen die Privaten

Zum Beispiel die Tatsache, daß sie gegen einen gebührenfinanzierten ARD-Pool, Hunderte von Auslandskorrespondenten, hochbezahlte Fachredakteure und was-weiß-ich-noch-alles beim besten Willen nicht anstinken können und daher selbst bei größter Bemühung immer nur als Zweiter durchs Ziel kommen würden, was zur Folge hätte, daß das anspruchsvolle Publikum, weil es eben den Anspruch hat, sich das Beste zu gönnen, bei den Öffis bleibt.

Niemand erwartet ein FFH-Radioorchester, dessen Darbietungen klassischer Musik jeden Donnerstag von 7:10 Uhr bis 8 Uhr live übertragen werden. Kein landesweiter Privater braucht ein enges weltweites Korrespondentennetz, ja, ich würde sogar sagen: ein Netz, das über das eigene Land und vielleicht Berlin hinausgeht. Aber ist es zuviel verlangt, dass landesweite Sender sich noch 2-3 Korrespondentenbüros leisten, ihre Nachrichtenredaktion mit ausreichend qualifizierten Menschen besetzen und nicht um 18.00 Uhr zusperren? Und dass daraus entstehende Beiträge auch tagsüber mal anstelle der üblichen Gewinnspiel-Breaks gesendet werden? Offensichtlich ja.

Dabei scheint der Bedarf für Information zu existieren. "xy, Deutschland und die Welt" vor jeden Nachrichten, "xy-Reporter" noch dazu - das klingt alles wahnsinnig toll, ist es aber nicht. Wie soll es das auch sein, wenn alle Voraussetzungen fehlen?

Diese Sender verarschen ihre Hörer 24 Stunden am Tag, genauso wie die, die in 9Live-Manier vermutlich ihre Gewinnspiele in der MA-Zeit von hinten bis vorne manipulieren, bei denen sich Moderatoren verbarrikadieren, "versprechen" oder... Ihr kennt die Beispiele. Nicht einmal kreativ sind diese Aktionen, jedes Jahr kommt die gleiche alte Sau wieder durchs Dorf.

Man ersetzt Sein durch Schein, der immer pompöser auf die geneigte Hörerschaft abgelassen wird. Warum das geht, das könnte man noch weiter ausführen, aber ich spar mir das mal hier. Der Fakt, dass es so ist, reicht eigentlich schon von hinten bis vorne aus, um Privatfunk in jetziger Form schlichtweg zumindest die Privilegien und vielleicht auch das Recht, so dämlich gegen die ÖR rumzupoltern, in weiten Teilen abzusprechen. Meine Meinung.
 
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Ich habe mir den "Wir sind ARD-Tag" nur 15 Sekunden gegeben, war aber schnell angewidert. Natürlich ist die ARD besser als jeder private Anbieter. Sie schöpft ja auch aus riesigen Ressourcen.

Gerade der SWR sollte seine Informationen besser über die Wellen streuen. Gerade wenn ich die öffentlich-rechtliche Jugendwelle höre, bekomme ich rein gar nichts von einem riesigen ARD-Pool mit.
 
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Sehr viele Privatradiostatonen waren bis in die frühen 90er Jahre hinein journalistisch wie musikalisch sehr unterhaltsam, kreativ, informativ, trallalala.

Privatfernsehen war im Grunde seit jeher eine Katastrophe. Es hat ein paar nötige Tabus gebrochen und die Kohl-Republik (unfreiwillig) entmufft, spätestens seit der Jahrtausendwende ist es tatsächlich zur kollektiven Gehirnwäsche mutiert, die an Menschenrechtsverletzung grenzt. Privatradio steht dem in nichts mehr nach.

also grundsätzlich streiten wir uns über radio und nicht über TV.

ausserdem muss ich aber dagegen halten, daß alle anfänge von privaten tv und radio auf sehr wackligen und inkompetenten füssen standen.
das war eher unfreiwillig komisch, was da teilweise abgelaufen ist.
andererseits war es für viele programmgestalter und -macher eine möglichkeit, endlich mal etwas anderes tun zu können als laaangweiliges ö-r-programm.

der von makeitso angesprochene vergleich der finanziellen ausstattung lässt den meisten privatfunkern im radio auch keine chance, sich gegen übermächtige ard-konkurrenz zu behaupten.

und um mal einen ganz anderen dreh zu eröffnen: wer ausser einem mitarbeiter hat eine so intensive verbindung zu dem dudelkasten, der in der küche steht oder in der konsole im auto steckt?
die meisten hörer empfinden das medium radio nicht im entferntesten so, wie ihr es alle gerne hättet.
viele wollen nur wetterbericht und temperaturen wissen, um sich zu informieren.
ansonsten ist eher dudeln angesagt, damit man nicht in völlig lautloser atmosphäre sitzt.

fast alle privatfunker kämpfen mit einem winzigen bruchteil der finanziellen möglichkeiten, die die ö-r-sender haben.
daß da informelle substanz auf der strecke bleibt, weil wort mehr geld kostet als musik, sollte jedem klar sein.

gewinnspiele hin, gez-eintreibe-methoden her.....im prinzip ist kein mensch dazu gezwungen, sich das jeweilige programm anzutun.
daher sind diese diskussionen hier nur ein luftablassen von einigen (nicht allen) ambitionierten profilneurotikern, die die eine oder andere seite mit meist scheinheiligen argumenten verteidigen.
 
AW: Amoklauf gegen die Privaten

Na gut, "der Zuschauer wehrt sich nicht".
Die Frage die jetzt kommen muß ist doch die: Wie soll er sich denn wehren?
Durch konsequentes Abschalten, so wie ich das tue?

Natürlich, wie denn sonst?

Es wäre mal interessant, wie sich das weiterhin gebannt vor der Glotze sitzende Publikum eigentlich zusammensetzt, denn hört man sich auch nur eine Stufe über der völlig verblödeten Schicht um (ich mache mir jetzt nicht die Arbeit, das unverfänglicher zu umreißen), dann redet da niemand von RTL, Sat.1, dem „Ersten Deutschen Fernsehen“ usw.usf. Da hört man stattdessen, wie jemand erst seine Glotze rausschmeißen wollte und dann doch wieder erzählt, er hätte da gestern abend auf Arte ...

Dasselbe Bild beim Radio. Man kann gewaltig ins Staunen kommen, wenn man sieht, was in Sachsen so alles Figaro (oder ggf. auch den DLF) hört. Zum Teil drängt sich dabei auch die Vermutung auf, es da mit potentiellen Hörern von Radio Eins zu tun zu haben, die halt nur leider im Tal der Ahnungslosen sitzen und nicht so abgebrüht sind, ihrem Autoradio das Verkehrsfunkgedongel abzudrehen und es auf 95,1 zu zwingen, sobald sie auch nur halb aus dem Dresdner Elbtalkessel raus sind.
 
AW: Amoklauf gegen die Privaten

Resultieren aus der hier beklagten kärglichen Finanzausstattung der Privatsender irgendwelche Minderwertigkeitskomplexe, aus denen sich dann die oft gehörten Übertreibungen und Aufschneidereien ergeben. Begriffe wie Verkehrszentrale sind ja schon Legende.
Neulich hörte ich bei einem Klitschensender - es war, glaube ich, das Vorkommnis aus Königs Wusterhausen - den Moderator sagen. "Was Mann und Frau in der kommenden Saison tragen, berede ich jetzt mit Karin Schnickelschnack von unserer Moderedaktion. Die Dame war dann nicht mal im Studio - es wurde telefoniert.
 
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Irgendwie ist das komisch, je größer der Privatsender ist, umso mehr wird gejammert. Wer hat denn die Privatfunker daran gehindert in den letzten 20 Jahren ebenso ein funktionierendes Netz an Korrespondenten etc. aufzubauen? Der ÖR wars bestimmt nicht.
 
AW: Amoklauf gegen die Privaten

ansonsten ist eher dudeln angesagt, damit man nicht in völlig lautloser atmosphäre sitzt.
Im Prinzip hast du Recht damit, die Meisten haben auch verlernt wie erholsam Stille sein kann. Viele ertragen Stille nicht weil sie mit sich selbst nichts anzufangen wissen. Eigentlich sollte Radiomusik eine ( gute ) Stimmung hervorrufen oder unterstützen, ein Dudel der bestenfalls unterbewusst wahrgenommen wird kann dieses kaum leisten.
Manche Menschen sind da sensibler als andere, die Einen ertragen jeden Dudel und bekommen auch die unerträglichste und penetranteste Werbung scheinbar überhaupt nicht mit, Andere wiederum schalten ab oder flüchten.
Wie ist zum Beispiel deine Reakton wenn du im Baumarkt an so einem Monitor mit endlos-Werbebotschaft vorbei kommst. Unerträglich laut und grenzenlos blöde.
Hältst du es in der unmittelbaren Umgebung aus um die Waren zu begutachten oder ist dir plötzlich die Lust am Einkauf vergangen?

Mich würde mal interessieren ob es eine Erhebung gibt die aufzeigt wie sehr oder wenig die Hörer auf die Texte der Lieder achten die da gespielt werden.
Wie hoch mag die Quote der Hörer sein für die der Text wichtig ist? Vielleicht 8% ?
 
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Also, Makeitso, jetzt mal Hand aufs Herz und ganz ehrlich und vielleicht auch selbstkritisch:

Im Regelfall gibt es in fast jedem demokratischen Land eine öffentlich-rechtliche Fernseh-/ Rundfunkanstalt. Und in aller Regel sind die Sender von besserer Qualität als die privaten Kontrahenten. Nur in Ländern, wo die ÖR den Privaten hinterhergerennt sind (z.B. in Österreich mit OE3 oder in Italien mit der RAI), gibt es fast keinen Unterschied mehr. Aber dort wurde die Qualität der ÖR nach unten korrigiert und nicht die Qualität der Privaten nach oben.

Ich kann mir auch eine Konstellation vorstellen, in der private Anstalten ebenso gute Qualität abliefern könnten. Vielleicht war es Anfang der 90er mal so. Aber heute ist das fast undenkbar. Waren früher Unternehmen hierzulande zumeist hoch beliebt weil sie Arbeitsplätze schufen oder Steuern dem Land einbrachten, so sieht die Situation heute ganz anders aus. Nie seit 60 Jahren war es nötiger, unabhängig von großen Unternehmensinteressen zu berichten. Dies ist für die Demokratie bei uns von unendlicher Bedeutung.

Oder glaubt jemand ernsthaft, die Bertelsmann AG würde einen kritischen Bericht über die Massenentlassungen bei der PIN AG in einem ihrer beteiligten Sender ausstrahlen lassen? Glaubt jemand ernsthaft, ein rein Profit orientiertes Unternehmen würde viel Geld in aufwendige Berichterstattung investieren, wenn man mit viel weniger Aufwand ebenso Erfolg und damit Kasse machen kann?

Nene, die derzeitige Medienlandschaft rein privaten Anbietern zu überlassen wäre ein Himmelsfahrtkommando erster Güte. Ein Mix, wie wir ihn formal haben, ist sicher die beste Antwort für eine demokratische, komplexe Gesellschaft wie unsere. Nur sollten einige ÖR ihre Aufgabe wieder etwas ernster nehmen und manche Projekte hinterfragen.
 
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Noch mal zum Thema Korrespondentennetz: Die Privatsender hätten problemlos eine bundesweite News-Syndikation aufbauen können, die über das übliche BLR- und Radio-NRW-Korsett hinausgeht. Da wären locker 40 Korrespondenten oder mehr drin, auf die jeder Sender nach Bedarf zugreifen könnte (eine Art Gegen-ARD also). Die Tarife richteten sich nach Reichweite und Marktanteil und würden die Sender aus der Verlegenheit befreien, die Nachrichten bei der Konkurrenz klauen oder extern Berichte bei der dpa kaufen zu müssen.

Aber bekanntlich fehlte den Betreibern der Ehrgeiz zu solchen Projekten. Es ist doch so viel profitträchtiger Trivialberieselung für die Unterschicht zu fabrizieren - Rendite und Hörerzahlen geben ihnen sogar recht. :(
 
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Habe mir nach langem innerlichem Sträuben diesen Thread nun doch angetan (ich kann die Legendenbildung von den Qualitätsbewahrern bei den ÖRs nämlich langsam nicht mehr hören), und ich komme zu folgender Fragestellung:

Fast alles stimmt (wenngleich bisweilen überzeichnet und emotional etwas unkontrolliert formuliert), was hier über das Niveau der Privaten gesagt wurde. Eine Frage haben aber haben weder die Apologeten des Öffentlich-Rechtlichen, noch der SWR selbst mit seinem berüchtigten Thementag beantwortet:
Wenn die Privaten so schlimm sind, wieso machen über lang oder kurz die Öffentlich-Rechtlichen ihnen alles nach?
 
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Also, Makeitso, jetzt mal Hand aufs Herz und ganz ehrlich und vielleicht auch selbstkritisch:

Im Regelfall gibt es in fast jedem demokratischen Land eine öffentlich-rechtliche Fernseh-/ Rundfunkanstalt. Und in aller Regel sind die Sender von besserer Qualität als die privaten Kontrahenten. Nur in Ländern, wo die ÖR den Privaten hinterhergerennt sind (z.B. in Österreich mit OE3 oder in Italien mit der RAI), gibt es fast keinen Unterschied mehr. Aber dort wurde die Qualität der ÖR nach unten korrigiert und nicht die Qualität der Privaten nach oben.

Ich kann mir auch eine Konstellation vorstellen, in der private Anstalten ebenso gute Qualität abliefern könnten. Vielleicht war es Anfang der 90er mal so. Aber heute ist das fast undenkbar. Waren früher Unternehmen hierzulande zumeist hoch beliebt weil sie Arbeitsplätze schufen oder Steuern dem Land einbrachten, so sieht die Situation heute ganz anders aus. Nie seit 60 Jahren war es nötiger, unabhängig von großen Unternehmensinteressen zu berichten. Dies ist für die Demokratie bei uns von unendlicher Bedeutung.

Oder glaubt jemand ernsthaft, die Springer AG würde einen kritischen Bericht über die Massenentlassungen bei der PIN AG in einem ihrer beteiligten Medien ausstrahlen lassen? Glaubt jemand ernsthaft, ein rein Profit orientiertes Unternehmen würde viel Geld in aufwendige Berichterstattung investieren, wenn man mit viel weniger Aufwand ebenso Erfolg und damit Kasse machen kann?

Nene, die derzeitige Medienlandschaft rein privaten Anbietern zu überlassen wäre ein Himmelsfahrtkommando erster Güte. Ein Mix, wie wir ihn formal haben, ist sicher die beste Antwort für eine demokratische, komplexe Gesellschaft wie unsere. Nur sollten einige ÖR ihre Aufgabe wieder etwas ernster nehmen und manche Projekte hinterfragen.

Entschuldigung fürs Doppelposting, die Korrektur bezog sich nur auf die Springer AG. ;)
 
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Oder glaubt jemand ernsthaft, die Springer AG würde einen kritischen Bericht über die Massenentlassungen bei der PIN AG in einem ihrer beteiligten Medien ausstrahlen lassen? Glaubt jemand ernsthaft, ein rein Profit orientiertes Unternehmen würde viel Geld in aufwendige Berichterstattung investieren, wenn man mit viel weniger Aufwand ebenso Erfolg und damit Kasse machen kann?

Nur was ist ein kritischer Bericht? Hat irgendwer in der ARD mal das ach so tolle Archiv benutzt um noch mal die [32.000 Stellen] rauszusuchen, die bei der Post in Gefahr sind, wenn man die private Konkurrenz nicht irgendwie los wird oder hat man da lieber ein parteipolitische Schierentheater ala Beck hat Zusage für Arbeitsplätze bei der Post angerührt? Hat da irgendeiner mal kritisch gefragt warum Briefsortierer eigentlich weniger wert sind als Briefzusteller? Oder warum Leute überhaupt Jobs annehmen müssen die weniger bringen als HARZ-IV?
 
AW: Amoklauf gegen die Privaten

Im Regelfall gibt es in fast jedem demokratischen Land eine öffentlich-rechtliche Fernseh-/ Rundfunkanstalt. Und in aller Regel sind die Sender von besserer Qualität als die privaten Kontrahenten. Nur in Ländern, wo die ÖR den Privaten hinterhergerennt sind..., gibt es fast keinen Unterschied mehr

Da hast Du Recht. Und in keinem der großen, wirtschaftlich bedeutenden westeuropäischen Ländern haben sich Öffis und Private gemeinschaftlich so in den radioprogrammlich unterirdischen Keller gezogen wie in Deutschland.

Kleiner Vergleich: Capital Radio London und BBC Radio 2 mit Antenne Bayern und Bayern 3.

Capital Radio: Trotz Top 40- Format große Playlist, Moderation 24 Stunden live, sehr wenige Maßnahmen zur Beeinflussung der Reichweitenerhebung

Antenne Bayern: Minirotation - obwohl kein Top 40- Sender, wh. sich Titel bereits nach 2 1/2 h. Voicetracking. Dauer- Promotion statt Programm zur Manipulation der MA.

BBC Radio 2: Breites AC- Format, ergänzt durch Spartenprogramme am Abend und Wochenende, viel intelligente Wortunterhaltung, Musikfeatures. Keine Werbung.

Bayern 3: Enges AC- Format, keine Spartenprogramme, statt Wortwitz schleimige, anbiedernde holzschnittartige Moderation, Werbung.
 
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Bayern 1 und Bayern 3 (ich sagte es ja schon an anderer Stelle) sind anspruchslose Quotenbringer, während die defizitären Programme Bayern 2 und 4 als öffentlich-rechtliche Aushängeschilder dienen.

Die Radioprogramme der BBC haben natürlich ein ganz anderes Budget als die deutschen Imitate, von denen der WDR mit Abstand das beste ist.
 
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Die meisten von uns kennen Privatradios von innen. Wir brauchen all das hier nicht zu leugnen: Die üble Ausbeutung von Mitarbeitern, den zynischen Umgang mit Hörern und das noch üblere Faken von Gewinnspielen oder Programmchefs/Geschäftsführer mit dem geistigen Niveau eines Gebrauchtautoverkäufers. Die meisten dieser Radios sind Hütchenspielesender mit schlecht qualifizierten Mitarbeitern, Schreinhälsen on air, meist mit lausigem Halbwissen oder zumindest sehr schlechter Allgemeinbildung. Da fehlt es an allem.

Die Wahrheit darf also ruhig mal gesagt werden. Insofern hat der SWR recht - auch wenn er natürlich ein riesengroßer Gebührenverschleuderer ist.
 
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