ARD-Raff gegen gegen Werbung

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Ich bin gerade auf eine ARD-Pressemitteilung gestoßen, die zwar schon einen Monat alt ist, aber unter intern.ard.de immer noch der Aufmacher ist. In dieser PM beschreibt der ARD-Vorsitzende, SR-Intendant Raff, dass er ein generelles Werbeverbot für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ablehnt. Das finde ich interessant, hatten doch, wenn ich mich recht erinnere, auch einige wichtige ARD-Repräsentanten in der letzten Zeit mit diesem Gedanken gespielt, freilich immer bei entsprehendem Gebührenausgleich.

Interessant finde ich aber auch die Begründung von Herrn Raff:

Fritz Raff schrieb:
Würden diese [Werbe-]Einnahmen bei ARD und ZDF wegfallen, müsste zur Kompensation die monatliche Gebühr um 1,42 Euro erhöht werden. Das kann niemand wollen.
Niemand? Wie argumentieren denn die ARD-Gewaltigen vor jeder Gebührenerhö- äh: -anpassung? Gewaltiger öffentlich-rechtlicher Gegenwert und so?

Fritz Raff schrieb:
Darüber hinaus habe die Werbung heute eine wichtige Funktion in der Gesellschaft
Ich dachte, die Werbefreiheit des Fernsehabendprogramms und einiger Radioprogramms und die damit verbundene Unabhängigkeit sei für die Gesellschaft so wichtig.

Fritz Raff schrieb:
[Werbung] sei unverzichtbarer Teil des öffentlichen Lebens. Damit verschaffe sie auch dem Programm die notwendige Glaubwürdigkeit
Werbung macht Programme glaubwürdig? Nicht etwa ein eigenes Korrespondentennetz oder pluralistische Berichterstattung? Und "unverzichtbarer Teil des öffentlichen Lebens": Man könnte glatt meinen, Herr Raff wolle RTL&Sat.1 zur Grundversorgung erklären.

Fritz Raff schrieb:
Gerade in den publikumsstarken Hörfunkprogrammen der Landesrundfunkanstalten habe Werbung auch den Charakter einer regionalen Information
Ja wenn das so ist, dann finde ich es aber z.B. vom NDR ziemlich unverantwortlich, dass er den vielen NDR-1-Hörern diese regionale Information vorenthält, und die Hörer stattdessen mit Beiträgen aus den regionalen Studios nervt. Und, bravo, hr: Studios schließen und Werbung auf (fast) allen Wellen von früh bis spät: So schafft man öffentlich-rechtlichen Mehrwert.

Fritz Raff schrieb:
Ohne Werbung in unseren Radioprogrammen ginge der Hörfunk-Werbemarkt in die Knie. Die werbetreibende Wirtschaft sieht die Werbeplätze in den öffentlich-rechtlichen Programmen als unverzichtbar an und hat in der Vergangenheit sogar bereits darauf gedrängt, die Werbemöglichkeiten zu erweitern.
Aber beruhigend zu wissen, dass sich die ARD-Anstalten einzig und allein dem Zuschauer/-hörer verpflichtet fühlen.

Fritz Raff schrieb:
Völlig unbestritten sei, dass auch in Zukunft die Online-Auftritte der Öffentlich-Rechtlichen ebenso wie die Dritten Fernseh-Programme und nach 20.00 Uhr auch Das Erste werbefrei blieben.
Wieso das denn? Wenn Werbung doch so toll ist! Und was der ORF geschafft hat (Werbung nach 20 Uhr und online einzuführen), das schafft die ARD doch mit links!

Die ganze PM unter http://www.ard.de/intern/presseservice/-/id=8058/nid=8058/did=665246/11ctqxi/index.html
 
AW: ARD-Raff gegen gegen Werbung

Darüber hinaus habe die Werbung heute eine wichtige Funktion in der Gesellschaft]

Ja, um der Gesellschaft Parolen wie "Geiz ist geil" einzutrichtern :rolleyes:

Da kann man nach der Werbung gleich über Dumping-Löhne, Shareholder-Value und Hartz IV berichten.
 
AW: ARD-Raff gegen gegen Werbung

Würden diese [Werbe-]Einnahmen bei ARD und ZDF wegfallen, müsste zur Kompensation die monatliche Gebühr um 1,42 Euro erhöht werden. Das kann niemand wollen.

:D:wow::D

Der beste Witz im Jahr 2007. Das glaubt der doch nicht wirklich im Ernst, dass es nur 1,42 sind, oder? Ich glaube eher, da hat man das Komma falsch gesetzt.:D
 
AW: ARD-Raff gegen gegen Werbung

Nein ich weiss es nicht, aber wenn man sich vorstellt, dass sämtliche Werbeeinahmen von ARD + ZDF, sowohl im TV, als auch Hörfunkbereich wegfalllen würden, würde da doch ein riesiges Finanzloch ergeben. Ich weiss jetzt nicht wieviel GEZ-Zahler es gibt, aber von vorausgesetzten 1,42 wäre das eine Mehreinahme die such nur im zweistelligen Millionenbereich bewegen würde. Ich gehe mal davon aus, dass die Einahmen aus der Werbung und vor allem aus dem Sponsoring sich deutlich darüber bewegen.
 
AW: ARD-Raff gegen gegen Werbung

Also wer zu solchen haarsträubenden "Argumenten" greift, um seine Forderungen zu unterstreichen, muß schon ziemlich verzweifelt sein. Offensichtlich will man bei der ARD um jeden Preis ein Werbeverbot verhindern, wobei mir nicht so ganz klar ist, warum. Gegenüber den Privaten verspielt man so einen eindeutigen Wettbewerbsvorteil. Die Zahl von 1,42 € halte ich auch für falsch, das würde ja bedeuten, daß die ö/r Anstalten insgesamt pro Jahr lediglich einen zweistelligen Millionenbetrag einnehmen. Allein der Bruttowerbeumsatz für den Hörfunk (Privat und ö/r) im Jahr 2003 betrug knapp 900 Millionen Euro. Allerdings frage ich mich auch, warum Raff nicht die korrekte Zahl nennt und so wenigstens ein einziges nachvollziehbares Argument liefert. Möglicherweise steckt hinter dem ganzen, daß man befürchtet, sich ohne Werbung nicht mehr an den Einschaltquoten orientieren zu brauchen. Anders kann ich mir die Haltung eigentlich nicht erklären.
 
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