AW: BBC R1: Wutausbruch in der Morning-Show
da Radio One zu kommerziell klang und sonst privatisiert worden wäre
Was heisst in diesem Zusammenhang "zu kommerziell"?
Nein, passiert ist folgendes: Man hat 1993 aus Radio One (einem radio ffh-Verschnitt) ein planet radio gemacht. Nix weiter....
Zur Historie:
Die Analyse ist falsch und hat mit Qualität und Vergleichen zum ÖR nichts zu tun.
Hier wirfst Du einiges durcheinander, sorry. Besonders ohne Jahreszahlen zu nennen...
Und: Radio One stand nie zum Verkauf....
BBC Radio One wurde einst -notgedrungen- als Ersatz für die Sender gegründet, die damals Popmusik brachten: Jene offshore. Pop besass bei der BBC nie hohen Stellenwert und fand bis dahin nur bis zu zwei Stunden pro Woche (BBC Light Program) überhaupt statt. Wenn man weiss, das -mal wieder- Radio Caroline zwischen dem 15. August und 30. September 1967 (also sechs Wochen lang) die einzige Popstation Englands war, weiss man alles.... (und zwischen Ostern und Weihnachten 1964 praktisch auch: Einziger Sender).
BBC Radio One musste allerdings mit schweren Rahmenbedingungen kämpfen: Der „needletime“, die Plattensendungen beschränkte – um beispielsweise Orchestern und deren Produktion airtime zu geben (vergleichbar mit der GVL in Deutschland).
Das führte dann zu stundenweise gemeinsamen Programmen von BBC Radio One & Two und zu den (inzwischen legendären) Liveconcerts abends. Aus der Not wurde eine Tugend gemacht.
Im Laufe der Jahrzehnte mutierte Radio One (ohne BBC am Anfang der station-ID) zu einem Popsender für Erwachsene, und kam eher dem alten BBC Radio Two aus den sixties näher als einem Caroline/London BigL aus dem gleichen Jahrzehnt.
Dies zeigte sich erstmals sehr dramatisch, als Radio One mehrere Millionen Hörer an Laser 558 verlor, als die mit ihrem durchgestylten top-40-Format starteten und die Radiolandschaft so richtig aufmischten....und das war 1985-1985. Führte aber noch nicht zu notwendigen Programmreformen, da der Radiosender vor der Küste aufgeben musste.
Dave Lee Travis, so sehr ich diesen alten Haudegen und genialen DJ von damals mag, ist ebenso wie der Sender „gealtert“. Die Jugend unter 25 Jahren wurde programmlich kaum mehr angesprochen und Radio One entsprach -in diesen frühen Tagen- eher einem „music of your life“-Format. Und hinkte der Musik der kommerziellen Lokalstationen weit hinterher...
OK, bei vielem, was Radio One heute sendet, stehen mir die Haare zu Berge: Aber mit der Programmreform von Bennister (ab 1993) setzte man auf die Musik der rave-Parties, dance-music, black music, hip-hop und urban contemporary. Plus Britpop wie Blur, Oasis, Pulp....
Inzwischen ist Radio One soweit, das an fast jedem Tag ein anderes Musikgenre stattfindet (um nicht alles durcheinander zu spielen). Donnerstags und freitags gibt es überwiegend dancepop, montags ist mehr rock/alternative und dienstags ist hip-hop/black urban angesagt.
Und was das alles mit der Qualität oder Nichtqualität der deutschen Örs zu tun haben soll, erschliesst sich mir nicht.