Bitter Lemmer: Der Beweis

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AW: Bitter Lemmer: Der Beweis

Makeitso schrieb:
Es ist hierzulande ziemlich leicht, ein braunes Image verpaßt zu bekommen. Dafür muß man leider nicht mal ansatzweise braunes Gedankengut vertreten...
Da würde ich nicht mal widersprechen wollen. In Bezug auf die Junge Freiheit dürfte aber wohl eher unstrittig sein, dass dort oft und gern am äußersten rechten Rand gefischt wird.

http://www.arendt-art.de/deutsch/politically_incorrect_stefan_herre_junge_freiheit.htm
http://www.endstation-rechts.de/index.php?option=com_content&task=view&id=1177&Itemid=92
 
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Zweitens, Du bist offenbar sehr weit abgehoben

Das kommt, mit Verlaub, immer auf die Perspektive an. Es ändert nichts daran, dass es eine festzustellende Tatsache ist, das auffälligerweise all jene immer ganz genau wissen, wie schlecht alles läuft, die im Grunde nichts verstanden haben. Und ich gehe von der Prämisse aus, dass zu (politischer) Bildung jeder in der Lage ist. Diesen grundsätzlichen Intellekt anzunehmen gebietet der Respekt vor den Mitmenschen. Insofern darf jener nicht mit meinem Mitleid rechnen, der sich freiwillig entscheidet, von dieser Anlage keinen Gebrauch zu machen - und sich somit von den Errungenschaften einer im Großen und Ganzen freiheitlichen Gesellschaft selber abkoppelt. Wobei gilt, dass auch jene, die ein Gegenkonzept vorlegen wollen (was völlig legitim ist) wissen müssen, wie das kritisierte System eigentlich funktioniert. Alles andere ist Utopie. Oder Oskar Lafontaine.
 
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Ich denke, man sollte da den Tatsachen ins Auge blicken: Ich halte es für ein süßes Märchen, daß die breite Masse damals vor 18 Jahren diese Dinge oder auch nur die Einheit des deutschen Vaterlandes überhaupt interessiert haben (wie sagte übrigens mal irgendwer: so bekloppt, einen Verwaltungsakt als Nationalfeiertag zu begehen, können nur Deutsche sein). Die Leute wollten die D-Mark und konnten sich nicht vorstellen, welche Konsequenzen das hat. Nun ist die Enttäuschung halt groß.

Auf der anderen Seite ist dann die Erfahrung, daß man sagen kann, was man will, es aber niemanden interessiert. Die unter den einstigen DT64-Anhängern (= Radiobezug!) gern zitierte, auf http://www.freitag.de/2004/35/04352401.php nachzulesende Sache mit den Gummiwänden.

Und hier notierte gerade ein politischer Journalist die für ihn regelrecht verstörende Erkenntnis, daß dann umgekehrt solche Vorgänge wie Köhler ./. Schwan die Leute rektal peripher tangieren: http://blog.tagesschau.de/?p=1133
 
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Makeitso schrieb:
Es ist hierzulande ziemlich leicht, ein braunes Image verpaßt zu bekommen. Dafür muß man leider nicht mal ansatzweise braunes Gedankengut vertreten...

Was wahrscheinlich mit der Geschichte von „hierzulande“ zutun hat. Gleiche Aussage dürfte mit der Farbe Rot gelten. Insofern relativiert sich alles und die Frage bleibt, was nun „bewiesen“ sein soll.
 
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TonyClifton schrieb:
MemyselfandI schrieb:
Es ist hierzulande ziemlich leicht, ein braunes Image verpaßt zu bekommen. Dafür muß man leider nicht mal ansatzweise braunes Gedankengut vertreten...
Was wahrscheinlich mit der Geschichte von „hierzulande“ zutun hat. Gleiche Aussage dürfte mit der Farbe Rot gelten.
Kaum. Und selbst wenn - Rot ist hierzulande ja soo chic, da spielt dann die "Geschichte von hierzulande" komischerweise ebensokeine Rolle wie die geschätzten hundertplusx Millionen Menschenleben, die Rot weltweit auf dem Gewissen hat.


Radiokult schrieb:
In Bezug auf die Junge Freiheit dürfte aber wohl eher unstrittig sein, dass dort oft und gern am äußersten rechten Rand gefischt wird.
Um am rechten Rand zu fischen, muß man nicht rechts sein; der Herr Lafontaine mit seinen "Fremdarbeiter"-Sprüchen mag da ebenso als Beispiel dienen wie der latente Antisemitismus, der in linken Kreisen beinahe zum guten Ton gehört.

Im übrigen ist der "rechte Rand" in Gestalt dumpfdeutscher Glatzen in der Regel viel zu dämlich, als daß er die doch auf eher höherem intellektuellen Niveau gehaltenen Abhandlungen in der "JF" überhaupt verstehen könnte. So viel zu fischen gibt's für das Blatt dort also gar nicht.
 
AW: Bitter Lemmer: Der Beweis

Um am rechten Rand zu fischen, muss man nicht rechts sein; der Herr Lafontaine mit seinen "Fremdarbeiter"-Sprüchen mag da ebenso als Beispiel dienen
Stimmt, denn man kann auch ein MP Koch sein, oder ein BM Schilly, um Ressentiments zu bedienen...oder zählst Du die zum rechten Rand?

...geschätzten hundertplusx Millionen Menschenleben, die Rot weltweit auf dem Gewissen hat...
Man kann überall ein Etikett drauf kleben und dann unter diesem Deckmantel Verbrechen begehen. Wie viele mögen wohl "im Namen des Herrn" getötet worden sein, wie viele im Namen der Freiheit (Vietnam...), wie viele aktuell im Kampf um Öl?
 
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LeoBerlin schrieb:
MP Koch (...) BM Schilly (...) zählst Du die zum rechten Rand?
ICH zähle hier gar niemanden zum rechten Rand, das machen, wenn Du mal genau hinschaust, andere.

Man kann überall ein Etikett drauf kleben und dann unter diesem Deckmantel Verbrechen begehen. Wie viele mögen wohl "im Namen des Herrn" getötet worden sein, wie viele im Namen der Freiheit (Vietnam...), wie viele aktuell im Kampf um Öl?
Und man kann mit derartigen Gleichsetzereien letztlich jeden Massenmord und jeden Genozid zu relativieren versuchen. Welchen Sinn das haben könnte, erschließt sich mir jedoch nicht.
 
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Im übrigen ist der "rechte Rand" in Gestalt dumpfdeutscher Glatzen in der Regel viel zu dämlich, als daß er die doch auf eher höherem intellektuellen Niveau gehaltenen Abhandlungen in der "JF" überhaupt verstehen könnte.
Und genau da ist der gefährliche Punkt. Oder glaubst du ernsthaft, dass man unter anderem bei der JF nicht weiß was man tut? Wenn es eine riesige Zahl zum Teil unerträglicher Demagogen gibt, dann in den Reihen der vermeintlich rechten Szene. Und die wissen ihre Fähigkeiten sehr genau zu nutzen. Da ist das linke Larifari von "La Fontaine" billiges Schmierentheater.
Davon ab ist es schon noch ein Unterschied ob ein ansonsten mehr oder weniger anerkannter Politker sich bewußt politisch unkorrekt äußert, um gehört zu werden oder ob es sich um tumbe Menschenverachtung handelt, so wie in diversen Kreisen die Makeitso augenscheinlich leider (!) immer wieder zu verteidigen versucht.
Natürlich gibt es auf beiden Seiten Täter und Opfer, so wie es auch auf beiden Seiten "nur" Mitläufer gab und gibt. Aber vielleicht sollte man endlich mal zur Kenntnis nehmen, dass sich die Ideologien sowohl im linken als auch im rechten Bereich ziemlich gewandelt haben in den letzten 60 Jahren.
Davon unabhängig kommt es nicht von ungefähr dass der linke Flügel in ganz Europa zu erstarken scheint.

Und man kann mit derartigen Gleichsetzereien letztlich jeden Massenmord und jeden Genozid zu relativieren versuchen. Welchen Sinn das haben könnte, erschließt sich mir jedoch nicht.
Es ergibt überhaupt keinen Sinn. Es ist aber fakt, dass wir Deutschen verantwortlich sind für einen der schlimmsten Massenmorde der Weltgeschichte. Und solange Demagogen die das leugen und zu relativieren versuchen, sich in dieser Demokratie ungehindert bis in höchste Ämter vorarbeiten können und dürfen, der kleine unbescholtene Ostler, der nur SED-Mitglied war, aber stigmatisiert wird, solange wird man ja wohl noch laut sagen dürfen, dass irgendetwas mit dem Demokratiegleichgewicht in diesem Lande nicht mehr stimmt. Der linke Siegeszug, dem übrigens auch ich mit eher gemischten Gefühlen "zuschaue", kommt ja nicht von ungefähr.
So doof es klingen mag, aber meistens ist es nur ein kleiner Schritt vom Sozialisten zum Nationalsozialisten. Und irgendwie hat es schon etwas sehr skurill anmutendes wenn sich, so wie gestern Abend selbst erlebt, der rechte Rand beim Public Viewing erhebt und mit eindeutigen Gesten "Poldi Poldi" skandiert...
 
AW: Bitter Lemmer: Der Beweis

oder ob es sich um tumbe Menschenverachtung handelt, so wie in diversen Kreisen die Makeitso augenscheinlich leider (!) immer wieder zu verteidigen versucht
Na, dann zeig' mir doch mal, wo in der "JF" "tumbe Menschenverachtung" stattfindet.


oder ob es sich um tumbe Menschenverachtung handelt, so wie in diversen Kreisen die Makeitso augenscheinlich leider (!) immer wieder zu verteidigen versucht
Und weil das so ist, sehen wir die Gefahr auch stets nur auf der rechten Seite. :confused:


solange Demagogen die das leugen und zu relativieren versuchen, sich in dieser Demokratie ungehindert bis in höchste Ämter vorarbeiten können und dürfen
Zum Beispiel wer? Und übrigens ist Meinungsfreiheit ein elementarer Bestandteil der Demokratie. Wenn man aber festlegt, welche Meinungen frei sind und welche nicht, für wen die Freiheit gilt und für wen nicht, dann ist diese Freiheit nichts wert und auch die dahinter stehende Demokratie in Gefahr.
 
AW: Bitter Lemmer: Der Beweis

Hallo Kulti,

vielleicht mal generell ein paar Worte zum Extremismus. Der Begriff bedeutet, dass jemand die freiheitlich-demokratische Grundordnung abschaffen will zugunsten einer (ideologisch geprägten) Diktatur. "Links" geht von der völligen Gleichheit aller Menschen aus - propagiert daher die Abschaffung der "Klassenunterschiede" als Repressionskontrukt und lehnt jede Form der Nationalstaatlichkeit ab. In der "Mitte" finden sich Auffassungen, dass Menschen aufgrund ihrer Kultur und Werte zusammengehören können, wobei diese "Menschenmasse" noch als heterogen und einigermaßen durchlässig betrachtet wird. Je weiter nach "Rechts" Du gehst, desto mehr wird diese Vorstellung an genetische Voraussetzungen gekoppelt. Am ganz rechten Rand gibt es qua Genetik Herrenrassen und Untermenschen, ihr Staatsbild ist ein völkisch-rassisches, wobei das Volk eine homogene Gruppe ist und der einzelne wie selbstverständlich weniger wichtig ist als die Gemeinschaft. Gebunden ist das an ein starkes Freund-Feind-Denken.

Also gibt es nun zwei Perspektiven auf die ganze Thematik. Jene, die sagen: Rechtsextremismus wird umso wahrscheinlicher, je weiter nach rechts man geht. Eine CDU, die über Patriotismus und Leitkultur debattiert, ist aus dieser Sicht bereits eine Gefahr. Das ist an vielen Stellen Quatsch, andererseits ist auch etwas Wahres dran. Ein Herr Koch schürte mittels billiger Polemik Ressentiments, die über die in jedem Menschen gegebene Xenophobie vorhanden sind. Die Ausländer können gar nicht anders, als kriminell zu werden und dafür müssen wir die Gesellschaft schützen. Es ist aber ein humanistisches Bildungsideal, Vorurteile bewusst zu überwinden. Dazu gehört auch, zur Kenntnis zu nehmen, dass die Auffälligkeiten in der Kriminalitätsstatistik eher auf den sozioökonomischen Hintergrund der "Migranten" zurückzuführen sein dürfte, als auf deren genetische Voraussetzungen.

Der zweite Blickwinkel ist jener, der den Blickenden in der Mitte der Gesellschaft verankert. So betrachtet gibt es an beiden Rändern einen Extremismus, links wie rechts. Es ist empirisch belegt, dass der Staatsaufbau linker Diktaturen dem rechter sehr, sehr ähnelt. Das spricht also für diesen Blickwinkel. Andererseits kann man "links" und "rechts" auch nicht gleichsetzen. Kommunismus ist keine geschlossene homogene Denkschule, sondern ein Oberbegriff für vielfältige ideologische Strömungen. Es finden sich dort Ansätze, die mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung vereinbar wären (so sie denn eine Mehrheit fänden, meine Zustimmung bliebe dabei aus). Unser Grundgesetz bietet ja auch einen gewissen Spielraum. Unter Rechtsextremismus - ebenso ein Überbegriff - finden sich aber nur Gedankenkonstrukte, die umgesetzt eine repressive Diktatur nach sich ziehen würden. Insofern ist ein Unterschied gegeben. Da müssen wir nicht einmal Tote gegeneinander aufrechnen (was ich völlig bizarr finde).

Vor dem Grenzpunkt "Extremismus" sind linke und rechte Ideen aus dieser Perspektive aber selbstverständlich Teil des Pluralismus'. Auf die Junge Freiheit trifft das uneingeschränkt zu. Sie ist rechts, aber nicht extremistisch. Sie bietet auch mal einem Extremisten Platz (worüber man im Sinne des Pluralismus trefflich diskutieren kann), aber Verlag und Redaktion sind nicht extremistisch - im Gegensatz etwa zur Deutschen Stimme, wo es vielfältige personelle Überschneidungen zur NPD(-Führung) gibt. Das hat das Bundesverfassungsgericht Mitte der 1990er auch judiziert.

Ich denke, dass Du längst bemerkt hast, dass ich - mit gewissen Einschränkungen - zur zweiten Perspektive neige. Und aus dieser ergibt sich die für viele schmerzhafte Frage, was denn eigentlich mit der Mitte unserer Gesellschaft los ist, wenn Extremisten ein so leichtes Spiel haben. Das wird auch zu berücksichtigen sein, wenn wir nun die erneuten Erfolge der NPD in Sachsen diskutieren. DA müssen wir hinschauen. Und nicht Tote aufrechnen.
Beste Grüße
Die Hexe
 
AW: Bitter Lemmer: Der Beweis

Na, dann zeig' mir doch mal, wo in der "JF" "tumbe Menschenverachtung" stattfindet.
Die findet statt wenn man Herre, Ulfkotte und Konsorten (siehe auch obigen Link) unreflektiert und ohne zu Hinterfragen in schöner Regelmäßigkeit eine Plattform zum austoben bietet.

Und weil das so ist, sehen wir die Gefahr auch stets nur auf der rechten Seite.
Natürlich nicht! Es gibt da aber schon einen kleinen Unterschied. Der Feind der Linken sind plakativ formuliert die Wirtschaft und das Kapital. Der Feind der Rechten sind Menschen!

Zum Beispiel wer?
Sorry, aber davon gabs ja nun wahrlich genug Beispiele in der Vergangenheit von Filbinger bis Schill. Und was sich da gestern beinahe unbemerkt in Sachsen abgespielt hat, spricht auch eine sehr eindeutige Sprache.
Man beachte in diesem Zusammenhang auch diese hübsche Satire hier. Meines Wissens nach versucht der dort "verkohlte" seit Jahren erfolglos gegen diese Meinungsfreiheit vorzugehen.

Und übrigens ist Meinungsfreiheit ein elementarer Bestandteil der Demokratie.
Und Artikel 1 des GG besagt, dass die Würde des Menschen unantastbar ist! Hat es also wirklich etwas mit Meinungsfreiheit zu tun rassistisch sein zu dürfen?

PS: @Hexe
Danke. Im Grunde sehe ich das (mit Abstrichen) ähnlich.
 
AW: Bitter Lemmer: Der Beweis

Dazu gehört auch, zur Kenntnis zu nehmen, dass die Auffälligkeiten in der Kriminalitätsstatistik eher auf den sozioökonomischen Hintergrund der "Migranten" zurückzuführen sein dürfte, als auf deren genetische Voraussetzungen.
Entschuldigung, aber da geht mir doch der Hut hoch!

Sollte eine Lösung dieses Problems vielleicht darin bestehen, daß gewisse Elemente der Bevölkerung noch mehr alimentiert werden? Einfach mit Geld zuwerfen, und dann herrscht Ruhe?
 
AW: Bitter Lemmer: Der Beweis

Sie wollte nur aufzeigen, dass auch bei Migranten die Kriminalität in der Regel auf den sozialen Hintergrund zurückzuführen ist. So wie bei den Deutschen übrigens auch. Je labiler das soziale Umfeld, um so höher die Kriminalität. Das ist unabhängig von irgendwelchen Nationalitäten.
 
AW: Bitter Lemmer: Der Beweis

Sie wollte nur aufzeigen, dass auch bei Migranten die Kriminalität in der Regel auf den sozialen Hintergrund zurückzuführen ist. So wie bei den Deutschen übrigens auch. Je labiler das soziale Umfeld, um so höher die Kriminalität. Das ist unabhängig von irgendwelchen Nationalitäten.
Und? Würde Geld eventuell etwas daran ändern? Ich denke: nein.

Es gibt ja auch Lotto-Gewinner, die nach ein paar Jahren in Saus und Braus wieder in der Gosse landeten.

Ich lehne es aber grundsätzlich ab, die Gesellschaft dafür verantwortlich zu machen.
 
AW: Bitter Lemmer: Der Beweis

Die Hexe hat, aus meiner Sicht jedenfalls, alles gesagt, was zu dem Disput um die "JF" (und auch zum Thema "Meinungsfreiheit") gesagt werden muß. Danke dafür (wengleich es mich ein wenig irritiert, daß ich nun schon zum zweiten mal so ganz und gar Deiner Meinung bin... ;)).

Dem Kultigen sei noch hinterhergerufen, daß erst jüngst die "Vanity Fair" gemeinsam mit Michel Friedman (beide des Rechtsextremismus wohl unverdächtig) dem Herrn Mahler, der übrigens von ganz links kommt, ein breites Forum geboten haben, daß die Häufung von "Spiegel online"-Nachrichtenalarmen zum Thema Sachsen seinen Eindruck vom "unbemerkten" dortigen Geschehen nicht zu stützen vermag und daß es (leider? zum Glück?) zum Wesen der Demokratie gehört, daß sie gelegentlich auch eher zwielichtige Gestalten nach oben spült.
 
AW: Bitter Lemmer: Der Beweis

Und aus dieser ergibt sich die für viele schmerzhafte Frage, was denn eigentlich mit der Mitte unserer Gesellschaft los ist, wenn Extremisten ein so leichtes Spiel haben.

Die Antwort ist ebenso schmerzlich: Angst macht sich in immer weiteren Bevölkerungsschichten breit. Die Angst vor sozialem Abstieg, bedingt durch seit Jahren andauernden Reallohnverlust. Die Zahlen des letzten Armutsberichts sind zwar schon etwas älter, aber allemal alarmierend.

Dieser Artikel zum Thema Zeitarbeit passt dazu wie die Faust aufs Auge:

http://www.stern.de/wirtschaft/arbeit-karriere/arbeit/:Zeitarbeit-Jobs-Preis/622465.html



In den NBL spielt sicher auch die abgedroschene Phrase der versprochenen "blühenden Landschaften" eine Rolle für das Wahlverhalten. Sozusagen ein "Denkzettel" für die großen Volksparteien. Aber - wer konnte damals schon wissen, wie sich die Welt weiterentwickelt (EU-Erweiterung, Globalisierung allgemein).

vg Zwerg#8
 
AW: Bitter Lemmer: Der Beweis

Die Frage ist halt nur, ob die Urheber der Phrase von den „blühenden Landschaften“ so verblendet waren, daß sie tatsächlich daran geglaubt haben, oder ob das reines wahltaktisches Kalkül war. Denn ganz so unvorhergesehen war die Entwicklung, die dann tatsächlich eintrat, auch wieder nicht. Es hat nur keiner hören wollen.
 
AW: Bitter Lemmer: Der Beweis

Des Rätsels Lösung ist viel einfacher. Der Druck auf die Politiker war so groß, es gab keine andere politische Alternative als eine schnelle Wiedervereinigung. Sie hätte vernünftigerweise ein Prozess über Jahre sein müssen. Im übrigen komme ich mit einer anderen Prioritätensetzung als "Von der Wiege bis zur Bahre" zu der Überzeugung, dass nichts, was heute passiert, schlechter ist, als es zu DDR-Zeiten war. Das alles besser sein könnte, nun ja.

Im Übrigen hat mir noch nie einer eine kohärente Arumentationskette vorlegen können, an deren Beginn eine (vermeintliche oder tatsächliche) prekäre Situation stand und an deren Ende der Schluss zwingend war, dass man aus diesem Grund eine Weltanschauung teilen muss, die mindestens den räumlichen Ausschluss ganzer Menschengruppen (die noch nicht mal verantwortlich für diese Lage sind) zur Grundlage hat.

@ towa

Sozioökonomischer Hintergrund schlecht = mehr Geld zahlen? Ich dachte da an bessere Bildung, Aufbrechen der Ghettoisierung und so.

@ makeitso

Irritierend, nicht wahr?! ;)
 
AW: Bitter Lemmer: Der Beweis

@ towa

Sozioökonomischer Hintergrund schlecht = mehr Geld zahlen? Ich dachte da an bessere Bildung, Aufbrechen der Ghettoisierung und so.
Ach? Es werden in diesem Land Kinder gezwungen ungebildet zu bleiben? Der Besuch einer höheren Bildungseinrichtung ist eine Geldfrage? Schau an, das soll mir doch freundlicherweise erstmal jemand beweisen.

Die Wahrheit ist doch, daß Bildung in gewissen Kreisen einen schlechten Ruf hat und nicht gewollt ist. Wer das nicht glaubt, sollte einfach mal die Augen öffnen und sich anschauen, mit welcher Inbrunst Jugendliche heute stolz behaupten, noch nie ein Buch gelesen zu haben.

Interessanterweise wird gerade bei heise eine passende Diskussion geführt.

http://www.heise.de/newsticker/Nur-...inden-einen-Ausbildungsplatz--/meldung/109188
 
AW: Bitter Lemmer: Der Beweis

Hallo!

Im übrigen komme ich mit einer anderen Prioritätensetzung als "Von der Wiege bis zur Bahre" zu der Überzeugung, dass nichts, was heute passiert, schlechter ist, als es zu DDR-Zeiten war. Das alles besser sein könnte, nun ja.

Ich teile deine Meinung. Aber erzähl das mal einem älteren Arbeitnehmer, der heute arbeitslos wird und dann möglicherweise innerhalb kürzester Zeit in Hartz IV landet. (Oder eben nicht, weil er zunächst "Haus und Hof" und Auto zu Geld machen muß. Selbst im Land der "Häuslebauer" geht diese Angst mittlerweile um.)

345€ scheinen 'ne Menge Geld fürs "Nichtsmachen" zu sein, doch viele vergessen, daß davon noch Telefon und Strom abgehen. Beides unverzichtbar. Das sind (mit Telefon-Flatrate) gut und gerne 90€ für einen Singlehaushalt. Da darf aber kaum der Fernseher laufen...

Bleiben 8,50 €/Tag übrig. Irgendwann frisst dieser Mensch nur noch Erbsensuppe aus der Dose für 85 Cent, denn er muß ja auch noch etwas sparen, falls die Waschmaschine mal den Geist aufgibt.

Ich will jetzt nicht behaupten, daß Hartz IV-Empfänger "radikal" wählen oder sich gar die DDR zurückwünschen, wundern würde es mich aber nicht.


Ich hoffe, wir sind nicht allzu OT.


vg Zwerg#8
 
AW: Bitter Lemmer: Der Beweis

Kommunalwahl vom 8.6.2008 im neuen Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge

Sächsische Zeitung schrieb:
Im Landkreis Sächsische Schweiz lag sie (die NPD - Wuffi) mit 7,5 Prozent noch vor der SPD, die dort nur auf 7,4 Prozent kam.

Volkspartei? :confused:

Im Radio (MDR info, Radio Sachsen etc.) wurde übrigens wenig über diese Wahl berichtet, zugunsten der Fußball-EM.

Gab ja auch kaum Überraschungen.
 
AW: Bitter Lemmer: Der Beweis

Also, mal abgesehen davon, dass der Umgang mit dem Thema Rechtsextremismus gern intensiviert werden darf und es sicherlich problematisch ist, wenn eine Partei mit einem Programm wie die NPD derart viel Zustimmung bekommt, müssen wir mal ein paar Dinge im Kontext sehen:

1. Die NPD KONNTE 2004 in Sachsen nicht flächendeckend in die Kreistage einziehen, weil sie nicht flächendeckend angetreten ist. Sie haben damals 68 Kandidaten in sechs (!!!) von 22 Landkreisen aufgestellt, wobei 58 Kandidaten auf drei Landkreise entfielen. Schon seit 2004 versucht die NPD, den Landesverband systematisch aufzubauen, was sie sonst nirgendwo in Deutschland tut. Also haben sie diesmal überall - mit eher mehr als weniger großen Schwierigkeiten - Kandidaten ins Rennen geschickt. Daraus erklärt sich sehr viel des Zuwachses von sachsenweit knapp zwei Prozent der Stimmen 2004 auf 5,1 Prozent heute. Denn für diese Rechnung werden die absoluten Zahlen zusammengenommen.

2. Es gibt für die sächsischen Kreistage keine 5-Prozent-Klausel. Ein flächendeckender Einzug in den Kreistag ist daher keine große Hürde.

3. Die Städte Chemnitz, Leipzig, Dresden haben nicht gewählt, fallen also aus dem sachsenweiten Ergebnis heraus. Dort schneidet die NPD aber immer unterdurchschnittlich ab. Insofern sind die 5,1 Prozent auch nicht mit der Landtagswahl 2004 (9,2 Prozent) zu vergleichen. Die Umfragewerte der vergangenen Wochen, welche die NPD für die Landtagswahl bei drei, vier Prozent sahen, scheinen also nicht ganz unplausibel.

4. Da die Linkspartei hier staatstragend ist, scheidet sie als Partei für Protestwähler aus. Für die haben wir hier nur die NPD.

5. Der Erdrutsch bei der SPD war abzusehen, und hat in diesem Fall mit der NPD nichts zu tun (wenngleich empirisch festzustellen ist, dass die NPD aufföllig oft generell dort stark ist, wo die SPD grundsätzlich Probleme hat). Die CDU wird ja zur Schwäche der SPD auch nicht proportional stärker.

Insofern bleibt festzustellen: Wer von einem "Rechtsruck" spricht, weiß nicht, wovon er spricht (und das sind heute leider sehr viele). Die NPD hat seit der Landtagswahl sogar ganz schön verloren. Das sächsische Problem liegt eher darin, dass die zivilgesellschaftlichen Strukturen zu schwach ausgeprägt sind, als dass sie eine solche Entwicklung einfach tragen könnten. Das wäre aber auch dann nicht anders, wenn das "System" einfach den konkreten Output (Sozialleistung) erhöht. Aber über tiefergehende Ursachen der Demokratieschwäche macht sich ja lieber niemand Gedanken.
 
AW: Bitter Lemmer: Der Beweis

Ups - ich habe etwas vergessen...

Der "Hartz-IV'ler" darf (und sollte sogar!) auch ein "kleines" Auto besitzen, damit er mobil ist. Logisch - rollen soll der dumme Prolet, möglichst weniger Kilometer, als die man steuerlich ansetzen kann. Rechnen wir großzügig: Steuer - 100€/a, Haftpflicht - 280€/a.

Das sind 380€/a oder rund 31,70€/Monat.

Wir ziehen also von den - durch die Kosten für Telefon/Strom schon zusammengeschrumpften - 345€ nochmals 31 Euro ab.

345 - 90 - 31 = 224 Euro

224 dividiert durch 30 (Tage) ergibt

7,46 Euro pro Tag.

HALLLLLLLLLLOOOOOOOOOOO, wir reden hier von Deutschland, nicht von der "Dritten Welt".

...müssen wir mal ein paar Dinge im Kontext sehen...

Machen wir doch glatt.

Radiohexe, dein Posting von 19:59 hilft mir nicht weiter. Erklär' mir bitte diese o.g. Schande.

Hast du schon von effektiv 7,50 Euro/Tag gelebt - leben müssen?

Ich ja - einige Monate, weil es in meinem Leben halt einfach mal "Scheiße gelaufen" ist. Und ich hatte keine "Haustiere" (größere Hunde sind da sehr beliebt), die mit ihrem "Tagegeld" praktisch die tagtäglich notwendige "Flasche Schnaps" finanzieren würden.

Mir mußt du also nichts über Armut erzählen - und die "üblichen Parolen" brauchst du auch nicht bringen.

Ich bin durchaus froh, dieses Elend in DE mal kurz am eigenen Leib erfahren zu haben. Das schärft wirklich ungemein den Blick und verhindert später "Dummschwätzerei" vom hohen Roß aus. Ich will nicht übertreiben, aber "mangelde Bildung" kannst du mir ja sicher nicht vorwerfen.

Es kann jeden treffen - und es wird in Zukunft noch so manchen treffen! Auch in der (meist noch) glücklichen (da gebührenfinanzierten) "ARD-Familie". Dort "kocht" es aber auch schon, wie man beispielsweise anhand des Umgangs mit freien Mitarbeitern erkennen kann. Das ist übelstes "Privatradio-Niveau" und damit unter aller Sau.

vg Zwerg#8
 
AW: Bitter Lemmer: Der Beweis

Ich bin durchaus froh, dieses Elend in DE mal kurz am eigenen Leib erfahren zu haben.


Ich kenn das. ;) Zum Glück hatte ich noch das "Übergangsgeld" von immerhin 40€ im Monat.
Zur Zeit verdiene ich für ortsübliche Verhältnisse allerdings schon überdurchschnitllich. :)

Ich wünsche allen "Entscheidern" in diesem Land, mal ein halbes Jahr von dieser Stütze leben zu müssen. Mit allen Konsequenzen (Entzug des Vermögens etc.).

Dann bekommen sie auch wieder Boden unter ihre Füße.
 
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