Bitter Lemmer: Die Krise und wir

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nichts Anderes habe ich gesagt.... früher:heute (journalistische Inhalte). Ist dünner geworden.
Nur: Privat-Stationen müssen in der Regel mit EINER Welle alles abdecken: Musik für 20/30/40/50jährige, Unterhaltung und dann noch Info rund um die Uhr und vom allerbesten. Das kann schon vom Ansatz her nicht funktionieren.
Als sie nämlich anfingen, sich personell zu minimieren, hielten sie nicht die journalistische Quälität, sie entleibten sich vielmehr journalistisch
Da ist was dran. Heutzutage.
Mit manpower werde ich dauernd falsch verstanden: Ich sage, daß diejenigen, die die harte Schule der privaten Stationen gegangen sind, mehr konnten/können.

Satirisch ausgedrückt: Kamera auf dem Helm für den hauseigenen TV-Sender, Mikro in der Hand, damals das Uher-Report umgeschnallt - Interviews für die Radiowelle.
In der anderen Hand Schreibblock und Bleistift für Notizen und erste Werbeaufträge. :D
Nach einem evtl. Ausseneinsatz ins Studio: schneiden, Anmod schreiben, Sendung selbst fahren. Dem CvD Themen unterbreiten und selbst recherchieren.
DAFÜR brauchen die ÖRR heute noch Legionen von Planstellen, Praktikanten und Mitarbeiter.... Das meine ich mit Effizienz. :rolleyes:
Hinsichtlich 9/11 und anderem fand ich mich bei den ÖRR auch besser informiert - da schalte ich aber b5 aktuell oder dlf ein (derzeit), sofern nicht CNN,n-24 oder n-tv auch berichten. Nur nachts kann man die deutschen Nachrichten-TV-Sender vergessen :rolleyes:
 
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Mit manpower werde ich dauernd falsch verstanden: Ich sage, daß diejenigen, die die harte Schule der privaten Stationen gegangen sind, mehr konnten/können.

Und mehr heisst? qualitativ, also besser oder quantitativ, also viele Beiträge o.ä.

Deshalb: gemach, gemach, Radiovic! Denn was Du danach als "Satire" beschreibst, findet statt und die oben beschriebene Effizienz ist eben nicht zielführend. Hilft die "harte Schule" wirklich? Ist der Beitrag besser, sauberer, härter recherchiert, der von einem der "privaten Zöglinge" selbst produziert wurde?

So altmodisch bin ich: ich muss nicht alle Leitungen selbst bestellen, die SAT-Anlage aufbauen, die Absprachen mit den Schalträumen treffen, alle Redaktionen selbst anrufen, um eine Zeit zu vereinbaren, die O-Töne selbst runterladen, schneiden, einspielen, um den BESSEREN Beitrag zu machen.
Ich KANN das alles, na klar. SOLL ich das machen? Nein!

Das ist die "harte Schule". Ist das die bessere Schule? Nein.

Ich brauche immer noch Zeit zum recherchieren, um Plausibilitäten zu klären, Hintergründe zu verstehen, zu formulieren (oder über sinnvolle Formulierungen wenigstens nachzudenken).
Kosten hin oder her. Die angeblichen Riesenteams beim ÖR gibts schon lange nicht mehr, aber es gibt - zum Glück! - immer noch Unterschiede zwischen den Berufen und Fähigkeiten.
Ich kann auch Sendungen fahren, aber bin ich der bessere Techniker?
Der Techniker könnte auch Programm machen, ist er der bessere Journalist?
Der Produktionsassi kann auch schneiden, ist er der bessere Journalist?

Wenn nach einem "spektakulären" Beitrag, egal ob privat oder ör, mehr Fragen als Antworten offen bleiben, war was nicht in Ordnung. Effizient mag die Produktion gewesen sein, gutes Radio war es vermutlich nicht.
 
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Von der QUALITÄT der Beiträge war nicht (unbedingt) die Rede. Du beziehst Deine Kiritk und Ansicht rein auf die journalistischen Inhalte. Ich sage nur, daß die privaten (Mitarbeiter/Stationen) effizienter arbeiten (müssen). Und nach so einer "Ausbildung" einfach mehr drauf haben ... während bei den ÖRR für jeden Furz jemand anders zuständig ist.

Die etwas verbissene Diskussion erinnert mich zusätzlich noch an die grauen, grausigen Zeiten, als die Moderatoren "unter Aufsicht" fuhren: CvD/Programmleiter mit anwesend im Studio, Texte vorher abgenommen, "scriptgirl" schwirrte auch herum, Handzeichen von Sendetechniker
-oftmals wedelte man bis zum Umfallen, weil der gerade die Bild-Zeitung las...oder einen Beitrag suchte :D
Zig Mann (frau) im Studio, die dem armen Moderator allesamt auf die Finger schauten. Da kommt Freude auf....

ja, die Satire ist streckenweise gar keine. Richtig. Aber auch nicht so schlimm. Nebenher haben einige auch das Studio gefegt und Kaffee gekocht und verteilt. Und keinem ist ein Zacken aus der Krone gefallen.

Frage zu dem Thema "Journalismus" beim Privatradio doch mal direkt unseren Freund Lemmer - der hat da auch eine dezidierte Meinung dazu :rolleyes: (Denke ich mal so...)
 
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Können sie wirklich mehr? Sie machen mehr, natürlich. Inwiefern sie das tatsächlich auch können, ist eine andere Frage, die zu beantworten einfach ist: Man stelle den Mitarbeiter vor massive Probleme und sehe, ob er sie alleine lösen kann. Erst wer das kann, kann es wirklich. Alles ein bisschen zu können, heißt nämlich meist, nichts richtig zu können. Deshalb ist der Privatfunk in Qualitätsfragen ja auch so im Hintertreffen. Um der "Effizienz" willen, soll jeder alles können. Wenn's dann aber hart auf hart kommt, müssen Externe ran, weil dann das Wissen nicht mehr ausreicht. Schmalspur fliegt aus zu scharfen Kurven.
 
AW: Bitter Lemmer: Die Krise und wir

:eek:
@ radiovic

Komm von Deinem hohen Ross runter!
Es ging mir gerade um die etwas früheren Jahre des Privatfunks - und ich war bei den "richtigen" Stationen - wobei ich mich frage, wie Du urteilen willst, was an Stationen "richtig" und was "falsch" ist, dies würde ich mir mir nicht herausnehmen wollen ... deswegen meine neutrale Beschreibung "landesweiter Sender mit über 100tausend Hörern in der Durchschnittstunde" - ich hätte auch 304tausend schreiben können - das ist die reale Zahl, aber es geht nicht um MA Protzerei - wer die Branche kennt, der versteht die neutrale Beschreibung sofort.

Dein Bild von der Arbeitsweise der ör stationen ist überholt und taugt nur noch als Klischee! Hast Du in den vergangenen 24 Monaten einen Beitrag für ein ör Landesdfunkhaus erstellt? wahrscheinlich nicht, sonst würdest Du nicht so einen Unsinn erzählen! Die Abläufe für die Erstellung eines Beitrages bspw. sind ziemlich stringent, die Reporter schlagen ihre Themen dem CvD vor - oder bekommen auch welche, das ist aber egal, und dann geht es los! Die Otöne werden selbst geholt, selbst geschnitten und der Beitrag wird selbst gesprochen und fertig produziert, digitales Studio usw. ist alles da, dass steht den Redakteuren ohne irgendwelche Bürokratie zur Verfügung.

Ich hatte früher ein ähnliches Bild- eher Vorurteil - gegenüber der ör Arbeitsweise. Seitdem ich selber dort ein paar Jahre gearbeitet habe, habe ich es völlig revidiert, weil es nicht stimmt. Dass die Verwaltung des ör Apparates mit Sicherheit aufgebläht und ineffizient ist, das steht auf einem anderen Blatt. Aber man sollte auch nicht vergessen, das der ÖR Verwaltungsapparat auch wesentlich mehr zu bearbeiten hat, als die Verwaltung einer privaten Station, die nur noch Belege sammelt - und die Daten für die meist zum Bürodienstleister ausgelagerte Gehalts- und Honorarabrechnung zur Verfügung stellen.

Die von Dir so verklärte "harte Schule" der Privatstationen hat Vorteile, man lernt vieles gleichzeitig, es ist zuweilen durchaus interessant - das habe ich früher auch postuliert - aber aus heutiger Sicht ist es einfach nur Stricken mit der heißen Nadel - dabei passieren viele Fehler, journalistisch ist es mehr als fragwürdig. Als ich beim Privatfunk durch die Gegend geschossen bin, habe ich den ör auch als behördenartiges Funkhaus verlacht. Aber das Achten auf richtige Qualität bis ins Detail, dass habe ich erst beim ÖR gelernt. Nicht dass wir in der Privatstation nur Falschmeldungen gebracht haben, aber eine Unschärfe und letztendlich Unkenntnis von der Materie ist halt immer geblieben - ging eben nicht anders, weil keine Zeit und keine weitere redaktionelle Unterstützung da war, schade eigentlich!

Beim ÖR kann man ein paar Sachen auch mal tiefer recherchieren, vielleicht sogar mal eine dritte Quelle anfragen - in der Aussprachedatenbank nachforschen, etwas aus dem Archiv anfordern usw. Im Endeffekt ist es glaubwürdiger ... aber ich drifte hier weit ins OT - das hat mit dem Bitterlemmer nichts mehr zu tun.
Und an der "Verliebtheit" von radiovic in die vermeintliche Effizienz der privaten Stationen ändere ich ja auch nichts ... schönen Tag noch
 
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ahh, ich seh gerade das posting des Beobachters ... recht hat er! So kurz hätte man es natürlich auch ausdrücken können! ;)
 
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also, lieber rausgucker, nehmen wir die Schärfe aus der Debatte :rolleyes: .... Der Beobachter hat es in #29 recht gut zum Ausdruck gebracht.
Bei mir bezog und bezieht sich das "Können" immer noch auf die vielen Funktionen, die Privatradio-Mitarbeiter praktisch im Crashkurs beigebracht bekommen.
Du beurteilst wahrscheinlich alles aus der journalistischen Qualitätsbrille und der notwendigen Zeit, die man sich nehmen muß, um gründlich zu recherchieren.
Da gibt und gab es schon immer ein erhebliches Manko bei den Privaten: d'accord.

Wenn es "weiter weg" ist und bundes- oder weltpolitische Bedeutung hat, glänzt jeder ÖRR mit einem eigenen Korrespondentennetz und Berichterstattern vor Ort, die man auf den Sender nehmen kann.
Die Privaten sind auf die üblichen -von bekannten Agenturen angebotenen- Zuspielungen angewiesen und haben gar nicht die manpower, sich um alles zu kümmern. Oder ranzukommen...
Mit der heissen Nadel gestrickt stimmt in diesem Zusammenhang wohl.

In den Anfangstagen war es allerdings häufig so, daß die regionale/lokale Berichterstattung bei den Privaten besser war (und ihr Pluspunkt), da die ÖRR ja (bis auf ein paar Fensterchen im Programm) durchweg landesweit strukturiert.
Das war die Chance der Bereichs-/Regional- und Lokalsender, und da haben sie sich -meine Erfahrung, selbst miterlebt- tief reingekniet.

Gut, wenn sich -Schilderung rausgucker- bei den ÖRR hinsichtlich der Themenerstellung und -Bearbeitung dann doch was geändert hat. (Wurde auch Zeit...).

Meine Beurteilungen schreibe ich aus der Brille "Musik/Formate" und "effizientes Arbeiten", nicht als Nachrichtensprecher (höchstens mal eingesprungen für andere) oder als Redakteur - auch da "nur öfters mal" eingesprungen.
Was aber wieder zeigt, daß man im Privatradio eigentlich alles können muß. Und wer so einen "Crashkurs" hinter sich hat, hat was gelernt-für's Leben.
Nicht bei jedem dann auch "weiterhin verwertbar" - aber einige Perlen habe ich im Laufe der Jahre durch den vielgeschmähten Privatfunk doch heranreifen sehen.:rolleyes:

Nach wie vor -da sind wir vielleicht d'accord- ordne ich den journalistischen Tiefgang bei den ÖRR als höherwertig ein. Die Berichterstattung bei den privaten Sendern ist nähert sich leider oft dem Boulevard-Journalismus...
 
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Die Berichterstattung im privaten Radio nähert sich nicht dem Boulevard-Journalismus, sie entzieht sich dem Begriff des Journalismus immer stärker. Damit meine ich nicht die Themenauswahl. Die Herangehensweise, die Art, dick aufzutragen statt zu hinterfragen und dem Hörer nach dem Mund zu reden, statt Dinge zu durchdenken - das kann man auch sehr schnell machen, wenn man denn informiert und denkbereit und -fähig ist - und dann Informationen zu liefern, die den Aufgeregten die Aufregung auch mal nimmt. Weil sich zeigt, dass die Dinge vielleicht doch nicht so heiß sind, wie sie auf den ersten Blick scheinen.
Radio hat schnell zu sein, schneller als jedes andere Medium, darin liegt ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal. Aber deshalb darf es nicht oberflächlicher werden, deshalb darf es journalistische Grundsätze nicht über Bord werfen. Im Gegenteil ist es eben die besondere Fähigkeit, sich an der heißen Nadel nicht die Finger zu verbrennen. Wir müssen vielleicht nicht so sehr in die Tiefe gehen, wie manche Printkollegen, aber wir müssen trotzdem mit eingeschaltetem Hirn Sachverhalte überprüfen. Das geht auch, aber man muss es können, man muss wissen, wen man anrufen muss, um gute Einschätzungen oder nachvollziehbare Gegenpositionen zu erhalten. Aber genau das bleibt immer weiter auf der Strecke. Wer sich Volontariate im Privatfunk anschaut und noch einigermaßen Anstand im Leib hat, kann doch nicht mehr ernsthaft behaupten, dass es sich um eine Form der journalistischen Ausbildung handelt.
Wo aber nicht mehr ausgebildet wird, ist es nur noch ein Frage der Zeit, bis die Macher gar nicht mehr können können, was sie können müssten. Diese Zeit ist längst angebrochen. Wenn jetzt manche Sender nach mehr Wort suchen, bekommen sie echte Probleme. Die, die Wort konnten, sind längst in anderen Positionen oder haben einfach kein Interesse mehr, im Dudelfunk Pionierarbeit für Nixblicker zu machen.
 
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@der beobachter:

d'accord. Zu dick aufgetragen und als Sensation verkauft (die keine ist), ist mit eine Zeiterscheinung.
Fällt mir aber eher bei den news-TV-Stationen negativ auf (n-24, ntv).
Zitat:
Die, die Wort konnten, sind längst in anderen Positionen oder haben einfach kein Interesse mehr, im Dudelfunk Pionierarbeit für Nixblicker zu machen.
Die Situation hatten wir schon einmal, zu Beginn des Privatfunks. :rolleyes:
Damals ware es aber ein ernsthafter und erntzunehmender Versuch.
 
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