Bitter Lemmer: Plädoyer für die Radio-Globalisierung

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Zwei Anmerkungen:
1. Wenn sich mit anspruchsvollem Programm schneller Geld verdienen ließe, würden diese Kapitalisten das sofort machen. Da kannst Du sicher sein. Klappt anscheinend aber nicht.
Wenn die MA-Ergebnisse auf "Erfolg" zeigen und die Einnahmen aus Werbung konstant oder gar steigene Ergebnisse aufweisen, wer würde dann noch Geld in sein "flaches Dudelfunkformat" stecken, wenn der Laden doch auch so erfolgreich läuft? Im Grunde wäre das Geld fehlinvestiert, weil durch das "bessere Programmangebot", kein Cent mehr in den Einnahmetopf kommt, als bei dem derzeitigen Konzept. Da investiert man seine Gewinne lieber in die nächste "Abschreibungsruine".
 
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Die Grundsätze der Betriebswirtschaft sind nun wahrlich begreifbar. Schlimm, wie schwer sich einige auch hier damit tun.

Dass Umsatz <> Gewinn ist sollte sich langsam herumgesprochen haben... :confused:

Und ja, die ÖR haben durch ihre Gebühren einen Wettbewerbsvorteil. Nur, man darf ihre Pop-(=Dudel-)Wellen nicht losgelöst vom teilweise erheblich aufwändigeren Restangebot betrachten, auch wenn das vergleichsweise wenige Hörer findet.

Es gibt eigentlich nur zwei sinnvolle Varianten:

1. bei dem derzeitigen Angebot bleiben und evtl. ein paar überflüssige Programme vom Sender nehmen (wozu braucht z. B. der MDR 2 Jugendwellen?).

2. die ÖR komplett zerschlagen, wodurch die Privaten in echten Wettbewerb zueinander geraten würden und zwangsläufig in Inhalte investieren müssten.

Alles andere ist halbherziger Firlefanz.
 
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Die Grundsätze der Betriebswirtschaft sind nun wahrlich begreifbar. Schlimm, wie schwer sich einige auch hier damit tun.

Dass Umsatz <> Gewinn ist sollte sich langsam herumgesprochen haben... :confused:

und @ Theo

Nun ja, ich vermag schon einen Unterschied zwischen Umsatz und Gewinn zu erkennen. Keine Sorge. Streng genommen habe ich auch vom Verdienen gesprochen, aus dem sich nun wirklich nicht konstruieren lässt, dass ich Umsatz mit Gewinn gleichsetze. Dennoch wage ich zu bezweifeln, dass gestiegene Werbeumsätze in der Branche dazu geführt haben, dass der private Rundfunk am Hungertuch nagt. Dann hätten die Arbeitgeber wohl kaum recht zügig einem Tarifabschluss von immerhin 2,9 Prozent ohne große Auseinandersetzung zugestimmt. Auch wenn es nur um 600 glückliche Seelen geht. Das der Deutsche Journalisten Verband die wirtschaftliche Lage im Vorfeld der Verhandlungen äußerst positiv einschätzte und mit einer Forderung von 5 Prozent mehr Lohn und Gehalt bekräftigte, schenke ich mir mal an dieser Stelle.

 
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In der Tabelle sehe ich einen Zuwachs der netto-Werbeeinnahmen für den Hörfunk von 2,5% von 2005 zu 2006. Der liegt also in etwa in Höhe der Inflationsrate...
 
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@wuffi:
Wer sagt, daß durch die Zerschlagung des ÖR-Rundfunks 'echte' Konkurrenz entsteht? Bislang hat der Versuch, mehrere Privatfunker in einer Region zuzulassen, eher zu einer Angleichung auf niedrig(st)em Niveau geführt. Um eben mit wenig Risiko die UMSATZRENDITE zu erhöhen.

und @Theo:
Wenn es tatsächlich echte Kapitalisten wären, wären sie nicht auf SCHNELLE Gewinne aus, sondern auf langfristige, um ihr Investment auf Dauer zu sichern.
Daß das oft nicht so zählt, zeigt nur, daß hier viele Verwalter am Werk sind, denen Produkt, Marke (und Mannschaft) eigentlich nur so lange wichtig sind, wie man auch noch ausreichend Centstücke herauspressen kann. Und dann: Nach uns die Sintflut.
Damit wird in D viel Geld verbrannt. Das funktioniert aber eigentlich nur in den Betrieben, die keinen echten Wettbewerb mehr fürchten müssen oder die nur als Steuersparmodell noch existieren (weil es den kurzsichtigen Verwaltern sonst viel zu schnell an den Kragen ginge).

Ja, ich bin auch für mehr Wettbewerb. Aber echt muß er sein, fair, allerdings auch tatsächlich so hart, wie er normalerweise auch ist.
Und vor dem Hintergrund ist dann auch mal gegenzurechnen, wiviel eigentlich echte Ausbildung kosten darf. Und warum die heutzutage eigentlich nur von staatlichen oder ÖR-Stellen in ganzer Konsequenz geleistet wird. Wenn mans mal genau nimmt.
****Vor den Prügel wegduck'-Modus an****
 
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@wuffi:
Wer sagt, daß durch die Zerschlagung des ÖR-Rundfunks 'echte' Konkurrenz entsteht?

Ich. Schau Dir mal den Printmarkt an. Wenn öffentlich-rechtlich keine Information und Kultur mehr stattfindet werden Private in diese Nische springen, schon weil dort zu verdienen wäre. Die entsprechend interessierte Klientel nagt nicht so sehr am Hungertuch, währenddessen der Markt für den Dudelfunk bereits mehr als ausgelutscht ist.

Aber das bleibt für den nächsten 5 bis 50 Jahre Fiktion.
 
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Du meinst also, man könnte auch die ganzen Staatstheater und Staatsorchester verkaufen und den privaten Investor profitabel betreiben lassen, weil die entsprechende Klientel ja zahlungskräftig ist? Am besten auch gleich noch die ganzen Staatsuniversitäten hinterher und den wegen der Studiengebühren randalierenden Mob kurzerhand rausknüppeln?

Was die sog. Qualitätspresse angeht: Ich muß gestehen, mich nicht weiter damit befaßt zu haben, aber wenn ich so gewisse Beiträge der Süddeutschen Zeitung sehe, in denen räsoniert wird, Zeitungen dürften auf keinen Fall den Heuschrecken in die Hände fallen; Beiträge, über denen offensichtlich „in eigener Sache“ stehen sollte ...


Was die ganze Diskussion hier angeht: Es wird also Klage über umfangreiche Audioangebote der ARD und des Deutschlandradios im Internet geführt, die entsprechenden Angeboten kommerzieller Veranstalter keinen Raum mehr ließen? Nur handelt es sich dabei um nichts anderes als um gesendete Beiträge, die jetzt auch auf diesem zusätzlichen Weg verfügbar gemacht werden. Mit großen Onlineredaktionen hat die Existenz dieses Materials nun sicher nichts zu tun.
 
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Ich. Schau Dir mal den Printmarkt an. Wenn öffentlich-rechtlich keine Information und Kultur mehr stattfindet werden Private in diese Nische springen, schon weil dort zu verdienen wäre. Die entsprechend interessierte Klientel nagt nicht so sehr am Hungertuch, währenddessen der Markt für den Dudelfunk bereits mehr als ausgelutscht ist.

Aber das bleibt für den nächsten 5 bis 50 Jahre Fiktion.

Da bin ich skeptisch. Nehmen wir mal die USA. Dort gibt es flächendeckend "ör" nur die NPR- Programme (vergleichbar mit DLF, Klassik- und Jazzwellen). Lokal gesellen sich noch Uni- Radios hinzu.

Die Privaten veranstalten auf UKW lediglich Musik- und Unterhaltungsprogramme.

Lediglich auf MW gibt es kommerzielle News- und Talkkanäle. I.d.R. rotieren da Nachrichten in sehr kleinen Häppchen. Ob es sich bei den Talksendungen mehrheitlich um ernsthafte Angebote oder Jerry- Springer- Verschnitte handelt, sei mal dahingestellt.

Aber vertiefende aktuelle Information wie auf WDR 5 morgens, oder Features, Kulturberichte und Hörspiele sind mir in Qualität und Zahl, so wie bei uns, aus den USA nicht bekannt.

Schon jetzt könnten die Privaten hier ja Lücken füllen. Berlin ist ein schönes Beispiel. Der RBB hat nur einen geringen Marktanteil. Es gibt gleichzeitig eine zweistellige Anzahl privater Programme.
Trotzdem sind die Stationen bei der Formatwahl zu eng beieinander und ganz weit von der Formatvielfalt der USA weg. Von qualitativem Wort ganz zu schweigen.

Ich wäre ja schon mal froh, wenn RTL nicht diese Schreidrüsen, sondern richtige Moderatoren beschäftigen würde, und wenn es statt debiler MA- Telefonabzock- Spielchen mal richtige Quizrunden gäbe. Oder interessante Infos zur gespielten Musik.
Stattdessen nur Wort- Plazebos.
 
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gerade NRW ist ein super Beispiel, um meine These - "Ländersache verhindert Formatvielfalt" - zu untermauern, denn dort gibt es doch gar keinen Wettbewerb.
EIN Privatsender, der die ganzen lokalen Sender versorgt, so dass weder diese noch Radio NRW ein durchhörbnares 24-Stunden-Programm anbieten.

Ist es nicht so, daß in dem Bundesland mit der geringsten Anzahl an privaten Konkurrenten die inhaltliche Vielfalt im Radio am größten ist?

Geht man von den Inhalten aus, hat man in fast jedem Bundesland die Auswahl zwischen öffentlich-rechtlichen Nachrichten, Klassik, Kultur und Popprogrammen und inhaltlich einem privaten Popdudler. Gäbe keine Stationsnamensnennung und kein RDS, wer könnte die ganzen Hitradios, Antennen und Funk- und Fernsehtreibenden unterscheiden?

Da lobe ich mir die Regelung in NRW, zwingt sie doch Oberhausen und Co., wenigstens ein bisschen Inhalt anzubieten ("Infothek" und wie das Zeugs da heißt).
 
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@XXL-Funk
Gut gemeint Tom, aber leider zwecklos.
Die Privaten echauffieren sich, dass die Öffis ihr versendetes Zeugs in Netz stellen, was man dank Inhaltsleere selbst ja nicht kann. Gleichzeitig referiert man seitenweise darüber, dass das Programm mit Inhalt Angelegenheit der Öffis ist, weil da das dafür nötige Geld vorhanden ist. Und ausserdem schiebt man besagten Inhalt weit weg, weil der Hörer, siehe Programm, es eh nicht wünscht. Aber inhaltsreiche Streams ins Netz stellen, das will man.
Vielleicht schafft es ja mal jemand mir diese Krux so zu erklären, dass ich sie auch kapiere...
 
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