DAB: Nova Radio in der Krise

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progressive

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Eigentlich fühle ich mich ein wenig in der Schuld, mich nach einer Hörererumfrage von Nova Radio kritisch über die Situation von DAB in Deutschland geäußert zu haben, denn dieses System scheint der einzige Strohhalm zu sein, an denen sich die Veranstalter bis zuletzt klammern wollen. Sind es wirklich nur die finanziellen Mittel, welche den Sender an einer Weiterverbreitung anderer Art hindern? Mich macht es traurig, dass Veranstalter alle Hoffnungen auf ein System gesetzt haben, und nun das Schicksal erleiden müssen, nach Falschprognosen der Medienanstalten um ihr Leben bangen müssen.

Seit heute kann man auf ihrer Seite folgende Information Lesen:

+++ Dieser DAB Sender stirbt einen leisen Tod! +++
+++ Helfen Sie mit Ihrer Mail! +++ NOVA RADIO und DAB Digital Radio braucht Ihre Stimme +++ +++ Schreiben Sie an die Bayerische Landesmedienanstalt - BLM info@blm.de und staatskanzlei@st k.bayern.de +++ +++ Nova Radio dankt Ihnen für Ihre Unterstützung. +++
So lautet unser Ticker Text, der seit einigen Tagen über DAB Radio Display in München zu sehen ist. Wer uns bisher unterstützt hat, hat diese Standard-Mail von der BLM Pressestelle zurück bekommen ohne dass auf Eure Fragen eingegangen wurde.

Nachdem die BLM die Sache geschönt darstellt, wollen wir Euch mal erzählen wie es wirklich ist.

Es ist richtig, dass die BLM die BMT beauftragt Übertragungskapazitäten bei der BDR zur DAB Ausstrahlung anzumieten. Ob das, wie sie behauptet, so transparent und ohne Aufschlag erfolgt, bezweifeln wir stark. Auf jeden Fall möchte man NOVA RADIO einen DAB Radio Pioniere der ersten Stunde dazu zwingen, die „Knebelverträge“ der BMT die bis 2011 gelten sollen - ohne Murren zu unterschreiben.

Das Ganze passiert zu einer Zeit, in der ARD-Vorsitzende Fritz Raff „mit der DAB-Abschaltung noch in diesem Jahr droht“ (siehe Meinungsbarometer - Februar 2008).

NOVA RADIO sendet seit mehr als 8 Jahren im digitalen Radio. Von der Medienpolitik und von der Landesmedienanstalt (BLM) wurden uns bisher nur Versprechungen gemacht, “wie toll die DAB Radio Landschaft blühen werden“. 2010 bzw. 2015 wollte man UKW komplett abschalten und alle Sender sollten per DAB digital abgestrahlt werden. Davon ist heute nicht mehr die Rede! Mit DAB ist nichts passiert, das gesamte System ist dilettantisch geplant und betrieben worden und Millionen von Euros wurden verschwendet! Darüber hat sich nun ein Streit entbrannt.

NOVA RADIO soll gezwungen werden, einen neuen Vertrag zu unterschreiben, der die Verantwortlichen in eine noch komfortablere Lage versetzt wie bisher. Unter anderem stehen in diesem „netten“ Vertrag, der als transparent bezeichnet wird, folgende für uns unzumutbare Sachverhalte:

Der Sendebetrieb muss weiterhin nicht für Inhaus Empfang von DAB Radio tauglich sein (35dBµV/m Sendepegel sind genug!).
50% der gesamten Beträge sind bis zum Lizenzende bei einem vorzeitigem Ausstieg aus DAB an den Sendernetzbetreiber die BDR (das ist eine Firma des Bayerischen Rundfunks, der Media&Broadcast (früher T- Systems) und der BMT) als Abfindung zu bezahlen.
Den Vertrag kündigen kann nur einseitig die BMT (das ist eine Firma der BLM und des Bayerischen Rundfunks!).
Die DAB Ausstrahlung kann von Seiten der BMT jederzeit beendet werden, wenn die Bundesnetzagentur den Testbetrieb in dem wir senden nicht verlängert. Eine Zusicherung für eine Ausstrahlung auf einer Ersatzfrequenz bekommen wir nicht.
Sendeentgelte können jederzeit erhöht werden und es ist mit einer Vermehrfachung des bisherigen Sendeentgeltes bei Inbetriebnahme eines zusätzlichen Senders zu rechnen.
Der Vertrag, den wir für weitere 4 bzw. 8 Jahre unterzeichnen sollen beinhaltet keine feste Zusage der Förderquote. Es heißt nur, die Förderung soll reduziert werden.
Aus unserer Sicht ist eine Unterschrift unter einen solchen Vertrag „ein Himmelfahrtskommando“! Aber es kommt noch schlimmer, lest weiter.

Die BLM spricht in ihrer Mail von einer 80% Förderung. Das ist richtig, sie bezahlt seit 1998 aus Steuer- und Gebühreneinnahmen für ein Sendernetz, das sie selbst als Testnetz bezeichnet.
Wie viele von Euch wissen, versorgt dieses Testnetz die Stadt München überhaupt nicht richtig. Von einem störungsfreien Inhaus Empfang ganz zu schweigen. Dieser sollte eigentlich Grundlage jedes Radioempfangs sein. Nicht alle von Euch wollen NOVA RADIO nur auf Dächern und günstig liegenden Balkonen empfangen, sondern einfach nur Zuhause das Radio einschalten und genießen. Leider ist das an vielen Orten der Stadt nicht möglich!
Eigentlich frägt man sich, was das Ganze soll! Aber es gibt einen Hintergrund. Die BLM ist mit ihrer Tochtergesellschaft BMT selbst am Sendernetzbetreiber der BDR zu 10% beteiligt. Das bringt sie in einen Interessenskonflikt!
Aus diesem Grund sind die monatlichen Gebühren, im Vergleich zu England wo DAB Radio ein Erfolg geworden ist, fast viermal so hoch. Wenn man es so betrachtet, ist die 80% Förderung von der die BLM spricht in Wirklichkeit nur noch eine ca. 20% Förderung.

Wir finden dies ist ein Skandal!

Übrigens was ihr nicht wisst und man Euch auch nicht in der E-Mail mitgeteilt hat, ist folgendes. Ab 2009 bzw. 2011 soll ein neues Codierverfahren (MPEG 4 AAC+) eingeführt werden. Damit sind Eure DAB Radio Geräte zu Hause, in Eurem schönen neuen Auto,… die ihr vor kurzem für teures Geld gekauft habt wertloser Elektronik Schott! Ein Empfang von den jetzigen und neuen DAB Programmen wird nach Umstellung mit den alten Radios nicht mehr möglich sein. Bis es soweit kommt, sollen wir jedoch die "Nestwärmer" spielen. Die Kapazitäten weiterbezahlen und dann 2/3 davon an unsere Konkurrenten abgeben.

So sieht die neue digitale Welt im Radio aus! Sind das nicht tolle Zukunftsaussichten?

Dagegen haben wir uns gewandt und zusammen mit anderen DAB Kollegen die Bayerische DAB Anbietervereinigung gegründet. Als Konsequenz aus der Sache wird NOVA RADIO nun von der BLM Rechtsabteilung mit Zwangsgeld von € 1.000.- bedroht, wenn wir nicht bereit sind, unsere Unterschrift unter den „Knebelvertrag“ der BMT zu setzen. Andernfalls droht uns die BLM mit einem Lizenzentzug, einem Zwangsgeld und einer Zwangsabschaltung!

Unter einem solchen Zusammenhang traut sich die BLM dann noch vom „Ruf nach privaten Unternehmertum“ in ihrer E-Mail zu sprechen. Als hätten wir nicht genug Unternehmertum gezeigt! Wir haben mehr als 8 Jahre in ein Projekt investiert, das in einigen Bundesländern seit vielen Jahren bereits als tot bezeichnet wird. Weiter haben wir uns an sinnlosen Projekten wie DMB MI FRIENDS beteiligt und damit viel Geld und Zeit verschwendet. Da kommt der Satz der BLM „was die Frage nach dem privaten Unternehmertum in diesem Bereich aufwirft.“ in ihrer Mail an unsere Hörer wie blanker Hohn herüber!

Bis heute haben wir keine wirtschaftliche Grundlage um unseren Sendebetrieb finanzieren zu können. Die BLM dagegen ist abgetaucht und hat sich von ihrer "Fürsorgepflicht" gegenüber den DAB Programmanbietern verabschiedet. Sie hat sich auf die Seite der Sendernetzbetreiber geschlagen und lässt uns als DAB Exklusiv-Anbieter am ausgestreckten Arm verhungern. Die Simulcast-Sender, die ihre UKW Programm nur in DAB durchleiten und in der Vergangenheit kein Interesse an DAB gezeigt haben (warum sollten sie auch?), werden hingegen genauso stark gefördert wie wir. Bei NOVA RADIO muß der Gesellschafter immer wieder frisches Kapital investieren um den Produktions- und Sendebetrieb weiter sicherstellen zu können. Das wird als selbstverständlich angesehen, denn wir werden als Spartenprogrammanbieter in den Augen der BLM als Programmanbieter 2. Klasse betrachtet.

So kann es nicht mehr weitergehen! Helft uns, damit NOVA RADIO endlich eine Grundlage zum überleben bekommt. Schreibt an BLM (info@blm.de) und an die Bayerischen Staatskanzlei (staatskanzlei@st k.bayern.de).

Damit ihr sofort reagieren könnt, haben wir Euch eine E-Mail vorbereitet, die Ihr mit einem „netten“ eigenen Kommentar an die Verantwortlichen bei der BLM und der Bayerischen Staatskanzlei schicken könnt.

Mittlerweile gibt es zur Unterstützung von NOVA RADIO bereits ein erstes Forum der Funkspezialisten (Link entfernt)

Wenn ihr ein Forum zur Rettung von NOVA RADIO am Vorbild von FM4 einrichten wollt, würden wir uns natürlich sehr darüber freuen.

Wir bedanken uns sehr herzlich bei Euch für jede tatkräftige Unterstützung. Schickt diese Information an Eure Freunde und Bekannten. Nur so können wir erreichen, dass uns die Rahmenbedingungen mit DAB Digital Radio zu überlegen von den verantwortlichen Stellen erleichtert werden. Schreibt, dass diese Weltstadt einen Sender verdient, der nicht nur die „größten Hits der 80er, 90er und das Beste von heute spielt“. Dieser Protest findet zur Zeit nur „leise“ per DAB Tickertext und an dieser Stelle im Web statt.

Vielen Dank

Euer Team von NOVA RADIO!
 
AW: DAB: Nova Radio in der Kriese

Der Thread-Titel "Kriese" paßt zum Thema DAB in Deutschland: Es stimmt hinten und vorne nicht.

Bei NOVA RADIO sollte man sich mit einem schlauen Konkursanwalt in Verbindung setzen und dann gekonnt den Stecker ziehen.
 
AW: DAB: Nova Radio in der Krise

Ich poste an dieser Stelle mal eine Mail aus der StK, es geht um DAB allgemein.
Und ich finde es besch***** (sorry!), wie ein gutes System kaputtpolitisiert wird. Habe dieses Jahr in Engeland und Belgien DAB genossen und war begeistert, wie toll das geht. (Unabhängig von der Diskussion um kbits, die Puristen manchmal ja das Wasser in die Ohren treiben wollen...)

Hier der Auszug aus der StK:
Nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 11. September 2007 können die Länder die Feststellungen der KEF zum Bedarf der Rundfunksender nur unter äußerst engen Voraussetzungen korrigieren, die nach Einschätzung aller Länder im Falle der DAB-Entscheidung der KEF nicht gegeben sind. Das heisst: Länder und Anstalten müssen bei den weiteren Planungen für DAB den von der KEF anerkannten Bedarf zugrunde legen. Die KEF-Entscheidung bietet allerdings Spielräume: Zum einen bewilligt sie Mittel für DAB alt , zum anderen stellt sie Mittel für den Neustart von Digitalradio in Aussicht, wenn und soweit die Sender hierfür ein mit privaten Sendern abgestimmtes Konzept vorlegen. Wieweit beim Neustart DAB alt und DAB neu eingesetzt werden, bleibt von Seiten der KEF grundsätzlich offen. Des weiteren gibt es Mittel unter dem Titel "Mobile Broadcast", auch da könnte man DAB mit unterstützen.

Die Länder sind bereit, Bedarfsanmeldungen für bundes- und landesweite Bedeckungen zu machen, sobald ein Vorschlag von PTKO und TKLM hierfür vorliegt. Die Gespräche hierzu laufen noch.

Die Landesmedienanstalten haben soeben einen call of interest veröffentlicht, um zu eruieren, wer aus der Radiobranche grundsätzlich an einer Beteiligung an DAB Interesse hat.

Die entscheidende Frage ist, ob es den privaten und öffentlich-rechtlichen Anbietern gelingt, gemeinsam mit der Geräteindustrie ein abgestimmtes und überzeugendes Szenario für den Neustart zu entwickeln, ebenso ein Migrationskonzept von DAB alt auf DAB neu. DIESE Aufgabe kann die Politik den Sendern und der Geräteindustrie nicht abnehmen. Beim Forum Digitale Medien (Leitung BMWi, Beteiligt u.a. Vertreter der Länder, der Sender, der Verbraucher, der Geräteindustrie usw.) gibt es eine eigene Arbeitsgruppe, die sich seit Monaten mit diesem Problem befasst. Dort sind alle wesentlichen Player versammelt.

Dieses Land wird immer trauriger, immer kaputter, immer regulierter und immer vermaibaumter (an dieser Stelle Gruss an den RD in Brüssel, dessen Ausblick bald vom Söderschen Maibaum geprägt wird.)

-esta
 
AW: DAB: Nova Radio in der Krise

Aus den Statements von Nova Radio wird auch relativ deutlich, dass es eben nicht an der technischen Seite liegt, dass aus DAB nix wird, sondern eindeutig am Filz...
 
AW: DAB: Nova Radio in der Krise

Oh Gott, was für ein Pamphlet. Ging es nur mir so, daß ich mich beim Lesen fragen mußte, an welch windige Programmveranstalter da Kapazitäten vergeben werden? Subventioniert durch Steuern und meine Rundfunkgebühren... :(
 
AW: DAB: Nova Radio in der Krise

Mal ne Frage eines Unbedarften:
Wie hoch sind denn die öffentlichen Mittel, die der Sender Jahr für Jahr erhält?

Ahoi!
P_K
 
AW: DAB: Nova Radio in der Krise

Oh Gott, was für ein Pamphlet. Ging es nur mir so, daß ich mich beim Lesen fragen mußte, an welch windige Programmveranstalter da Kapazitäten vergeben werden? Subventioniert durch Steuern und meine Rundfunkgebühren... :(

Der Gedanke liegt nahe...

Wenn aber der schwarze Peter (ist das eigentlich noch ein politisch korrekter Begriff, sonst "Peter mit Migrationshintergrund") irgendwohin zu schieben ist, dann tatsächlich dem Filz unter die Kutte. Die Programmveranstalter sind sicherlich nicht für den Niedergang von DAB verantwortlich zu machen.

Sie mögen einzig gefragt werden, wie naiv man da zum Sendestart war, sofern nicht das reine Einkassieren von Unterstützungsgeldern Ziel der Aufschaltung war. Das Gezeter von NOVA RADIO ist allerdings wenig hilfreich sondern nur peinlich.
 
AW: DAB: Nova Radio in der Krise

Novaradio ist ein Ein-Mann-Betrieb, dessen laufende Kosten für den gesamten Programmablauf mit Ausnahme der Kosten für die Übertragung des Signals über DAB vermutlich aus den Portokosten einer Firma gedeckt werden, die ihr Geld mit Automationssoftware für Radiostationen verdient.
Solange die Sendekosten für DAB (und das dürfte die Antwort auf #5 und #6 sein) zum großen Teil von der BLM getragen werden, rechnet sich Novaradio als Promotion für das eigene Produkt. Wo nun Förderung wegfallen soll, bleiben die unverhältnismäßigen Betriebskosten für das Sendernetz beim Programmveranstalter hängen. Dass in dieser Situation die meisten kommerziellen Programmveranstalter bei DAB allersamt wieder abspringen, haben wir schon in anderen Bundesländern erlebt (Berlin, BaWü, Thüringen,...)
 
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