Das Märchen von der Hauptzielgruppe

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Radiokult

Benutzer
Die Kollegen von Zapp haben in ihrer letzten Sendung mit dem Märchen von der Hauptzielgruppe der 14 - 49jährigen aufgeräumt.

http://www3.ndr.de/ndrtv_pages_video/0,,SPM2488_VID4987904,00.html

Zugegeben, in dem Beitrag dreht es sich ums Fernsehen. Allerdings kann man diesen Zielgruppenwahn und insbesondere den von 14 - 49 problemlos aufs Radio übertragen. Nicht zuletzt zeigen ja auch die MA-Zahlen, dass das superhippe Radio alles andere als nur von der sogenannten Hauptzielgruppe ein- bzw. zunehmend auch abgeschaltet wird.
Anzeichen für eine Trendwende sind ja hier und da zu sehen. Fragt sich nur, wann diese endlich mit voller Wucht einschlägt und Radio wieder zu dem macht, was es eigentlich ist. Die Schaffung immer neuer Retortensender, was beispielsweise bei den ÖR derzeit wie eine Seuche um sich zu greifen scheint, kann die alleinige Lösung wohl kaum sein. Nicht zuletzt machen diese kleinen Festplattensender unterm Strich den Markt gnadenlos kaputt, denn die Ermittlung der (tatsächlichen) Hörerzahlen wird immer schwieriger je mehr Sender am Markt sind, mal völlig unabhängig davon ob sie auf UKW senden oder nicht.
Wo wird der 14-49-Wahn aufgebrochen, ohne dass man in ein Pseudo-(Oldie-)Spartenradio a la Bayern 1 abdriftet?
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

Wenn ich das richtig verstehe, hat Zapp aus dem durchaus interessanten Thema eine boulevardeske tendenziöse Schmonzette gemacht und DWDL hat dasselbe Thema halbwegs objektiv und hintergründig aufgearbeitet.

Öffi-Gebührenfunk gegen freies Internet wieder mal 0 :1 .
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

Eher nicht. Zum einen kommt in dem Zapp-Beitrag sehrwohl vor, dass es in den 70ern in den USA schon einmal per Zielgruppentrick gelang, den Markt durcheinander zu wirbeln. Zum anderen hat DWDL genau dasselbe gemacht wie Zapp. Anstatt sich tatsächlich dem Thema zu nähern wird nur der Beitrag zerrissen, ob zu Recht oder nicht sei dahingestellt. Mit böser Zunge könnte man unterstellen, dass man nur das gleiche Pferd reiten wollte... Im übrigen hat nicht Zapp verkündet, dass die Zielgruppe 14-49 eine RTL-Erfindung wäre, sondern der RTL-Mann. Soviel zur Seriösität von DWDL.

Da wollte ich aber eigentlich gar nicht hin. Radio hat doch hierzulande das gleiche Problem wie das Fernsehen. Wie wird da der imaginäre Altersschnitt in der Zielgruppe gebrochen?
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

Um das mal auf die Radiowelt zu übertragen, nenne ich mal die Einstellung von RPR2 als ein Beispiel. Dort sollen ja trotz guter Quoten eher die sinkenden Werbeeinahmen zur Umstellung Richtung Jugendformat geführt haben (wenn ich richtig informiert bin)

aber eine Gegentendenz, die sich abzeichnen könnte ist evtl Radio Paloma, das ja gerade ein jugendformatiertes Format abgelöst hat. Gibt es da evtl doch gerade schon ein Umdenken?

Wobei ich die über 50 jährigen nicht ausschließlich als Schlagerfans bezeichnen würde
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

Im übrigen hat nicht Zapp verkündet, dass die Zielgruppe 14-49 eine RTL-Erfindung wäre, sondern der RTL-Mann. Soviel zur Seriösität von DWDL.
Hä? Genau diese Tatsache wird doch im DWDL-Text erklärt.

Da wollte ich aber eigentlich gar nicht hin.

Das ist mir klar. Aber solange man beim NDR lieber zänkische Beiträge über Werbezielgruppen des Privatfernsehens macht, anstatt sich mal um seine eigenen dahinmumifizierenden Zielgruppen zu kümmern, wird es wenig neue Impulse in deine mit Recht gewünschte Richtung geben.

Gerade der NDR sollte angesichts von NDR2 und n-joy die Bälle lieber etwas flacher halten, bevor er Medienschelte betreibt. Auch das NDR-Fernsehprogramm muss in Hinblick auf Niveau UND Ansprechen jüngerer Zuschauer schon wesentlich bessere Zeiten gesehen haben, ist zumindest mein Eindruck beim Vorbeizappen. (Ha, so erklärt sich auch der Titel des Medienmagazins :D !)
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

Würde die 14-49 Jährigen vielmehr als Zielgruppe und nicht als werberelevant bezeichnen. Denn Zielgruppen lassen sich ja beliebig bilden, unabhängig vom Alter o.ä., zumindest habe ich das mal so in einem Studium gelernt. Ich spreche mit meinen Produkten/ Leistungen bestimmte Zielpersonen an und nicht ALLE, die zufällig in dem gleichen Alter sind. McDonalds zum Beispiel würde mit einer Werbung für einen neuen Megafleischburger nicht alle Zielpersonen zw. 14 und 49 ansprechen wollen, sondern den jungen/ junggebliebenen Fastfoodsympathisanten, der Fleisch gerne mag und evtl. offen für Innovationen ist. Jeder Vegatarier, jeder Erzkonservative wäre ein verlorener Kontakt einer solchen Werbung.

Aber sowohl Super RTL strahlt Werbung aus, als auch die Bayern 1- offensichtlich gibt es da auch Bedarf, Werbebotschaften jenseits der 14-49 zu platzieren. Meines Erachtens wird bei der ganzen Diskussion ein Aspekt völlig aussen vorgelassen: die unterschiedlichen Werbeformen (Spot, Anzeige, Banner, etc.), Werbeträger (TV, Radio, Print, Internet, etc.) und die spezifischen Werbeziele (Bekanntmachung, Information, Handlungsbeeinflussung etc.). So würden X-Box, der neue VW Sharan und die neuen Granufink-Pillen, zwar theoretisch in die thematisierten Zielgruppen passen, was aber mache ich mit einer neuen Joghurtsorte, dem neuen 3er BMW oder der TUI als Reiseveranstalter generell?- Da liefern die altersgeprägten Zielgruppen keine Antworten; ebensowenig für grundsätzliche Imagekampagnen und soziale Werbung.

Vielmehr würde ich ALLE Personen als werberelevant bezeichnen, egal welchen Alters. Auch wenn die Zielgruppe zw. 16 und 50 Altersjahren sicherlich in ihrem Kaufverhalten eher beeinflussbar sind, als jüngere- aus Ermangelung eigenen Geldes, oder ältere Personen - ausgeprägtere Kaufgewohnheiten. Wirklich amüsant finde ich nur die Tatsache, dass sich sowohl die werbetreibende Industrie, als auch die Werbeträger selbst diesem Modell unterworfen haben, auch wenn sie es besser wissen sollten. Ist halt wie bei allem im Leben: es gibt einfach zuviel Mittelmaß- irgendwo zwischen 14 und 49 :)
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

Ich möchte doch mal den Unterschied zwischen Fernsehen und Radio herausstreichen. Dass sich RTL und Sat1 zunehmend auf jüngere Zielgruppen zubewegten, hängt insbesondere mit der wirtschaftlich unbezwingbaren Konkurrenz von ARD und ZDF zusammen, die ihr Hauptabendprogramm lange Zeit auf ein reiferes Publikum ausgerichtet haben. Durch ein jugend-affines Programm besetzten die Privaten zunächst eine Marktlücke und bedienten damit eine von ARD und ZDF lange vernachlässigte Zielgruppe.

Gäbe es nicht schon dutzendweise werbefreie Angebote, die von seiten der ÖR gestellt werden, hätten sich Renditefüchse wie Thoma und Doetz bestimmt auch den älteren Generation verschrieben. Zudem müssen die ÖR Sender keine Rücksicht auf betriebswirtschaftliche Indikatoren nehmen und können somit ungeniert die gesetzteren Jahrgänge adressieren. Dass es bei ARD und ZDF dennoch immer wieder zu Verjüngungstendenzen kam (wie vor kurzem die Reformen Belluts), ist nicht zuletzt ein Versuch, auch die nachgewachsene Generation ans Medium zu binden.

Im Radiobereich haben wir es aber teilweise mit einer wilden Kannibalisierung zu tun. Gerade in Bayern ist der Markt extrem fragmentiert. Weil die BR-Wellen ihrerseits mit großem Ehrgeiz Werbeminuten verhökern, ist eine Anpassung an die Usancen der Privatsender fast schon zwangsläufig. Überall wo kleine, von Defiziten geplagte Sender wie Radio Bremen oder dem RBB gierig nach Werbekunden schielen, werden die älteren Jahrgänge über Bord geworfen und neue, zielgruppenorientierte Foramtdudler aus der Wiege gehoben.

Inwiefern die "werberelevante Zielgruppe" Faktum oder Schimäre ist, möchte ich hier nicht beurteilen. Aber es ist doch lachhaft so zu tun, als ob das Leben jenseits der 50 plötzlich aufhören würde; und wer weiterhin großzügig konsumiert, verstärkt in Reisen, Gesundheitsprodukte und Freizeitaktivitäten investiert, müsste für die Werbetreibenden doch von großem Interesse sein. Irgendwie hat man den Eindruck, die Werbeagenturen laufen in hypnotischer Verzückung einem längst widerlegten Wahnbild hinterher.

Die Ausrichtung auf Zielgruppen macht durchaus Sinn. Die aber ausschließlich am Alter, nein schlimmer noch, an zwei Generationen (!!) festzumachen, ist schlichtweg absurd.
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

ricochet hat es in seinem Beitrag ziemlich auf den Punkt gebracht, wie das gelaufen ist mit dem "jugend-affinen" Radio und der heutigen Vorherrschaft der Privatstationen in diesem Segment.Und alles begann so in etwa 1985 hier in DL.... die Nachbeben sind heute noch spürbar.
Und er hat auch Recht in der Ausssage, das die Beschränkung auf zwei Zielgruppen (passiert im Moment leider fast durchweg....) schlicht unsinnig ist. Es gab und gibt allerdings bereits Tendenzen, auch Formate viel zielgerichteter einzusetzen : Gerade bei soft- und Hot-AC und CHR ist es durch geeignete Titelauswahl möglich, z.B. gezielt BILDUNGSSCHICHTEN (ggf. mehr Kaufkraft, andere Hörgewohnheiten, allerdings auch etwas "unbeweglicher") zu erreichen. U.a. durch mehr/weniger Deutschanteil, mehr/weniger frankophone Titel, mehr/weniger Chartorientierung und mehr/weniger "wildern" in artverwandten Musikgenres (bei Bildungsschichten dann mehr in Richtung anspruchsvoller Pop, deutsche Musik mit Aussage, Jazz/Chill). Das (bildungsorientiert) ist ansatzweise (obwohl kein "Format") bei den meisten öfftl-rechtl. Kulturwellen und DLF/DLR umgesetzt. Zur Durchhörbarkeit fehlt da noch ein i-Tüpfelchen.
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

Nun ist dwdl.de aber ziemlich privatfreundlich und einzig und hat die Berichterstattung allein den Erfolgsfokus auf die besagte Zielgruppe gelegt. Das auch nicht wirklich objektiv und berücksichtigt schon gar nicht den demographischen Wandel.

Der Zeitschriftenmarkt ist da schon weiter. Die Apothekenrundschau ist voller Werbung ausserhalb der ewig gleich fokussierten Zielgruppe. Auch andere Segmente ausserhalb der Medizin finden in Radio und TV keine Werbeplätze mehr für Ihre Kundschaft. Gut das es noch Zeitschriften gibt.

Angeblich will die Werbeindustrie die Alten auch gar nicht. Das Alsterradio (106,8) war in diesem Segment mal äusserst erfolgreich und eine echte Konkurrenz zur 90,3. Man hatte sehr viele Hörer - aber leider angeblich die Falschen. Vielleicht ist man aber nur auf die falschen Werbepartner zugegangen.

<Beratermodus>Daheim-Lieferservice statt McDonald, Mercedes statt Smart und Berichte aus dem Leben statt Comedy</Beratermodus>
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

Stimme mit Dir überein. Was auf dem Zeitungsmarkt (inzwischen) funktioniert, wird auch mal im Radio Einzug halten. Wenn ich den US-amerikanischen Radiomarkt (mit den vielen sehr spezifizierten Radiostationen, von talk,public über C&W, student, sixties,seventies,eighties,UC) mit dem hier in DL vergleiche, kommen mir die Tränen. Dabei herrscht in den USA auch eine Überfüllung des UKW-Bandes...(im dichter besiedelten Osten).
Auf sowas an Angebot wie z.B. AC-untere Bildungsschicht/Dudler gegen AC-gehobene Bildung/anspruchsvoller Musik müssen wir hier noch warten, abgesehen von der Verfügbarkeit von Frequenzen. Und die hätten wir hier, wäre von Anfang an auf LANDESWEITE Modelle verzichtet und stattdessen auf Lokal/Regionalradio gesetzt worden. Aber der demographische Faktor wird es früher oder später richten....
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

Na das hat der Herr Kauer ja schön und treffend ausformuliert. Auch wenn die Botschaft vom Unsinn der werberelevanten Zielgruppe 14 - 49 absolut nicht neu ist, so ist dieser Irrglaube doch wie einbetoniert in den Köpfen der Vertriebs- und Marketingabteilungen verankert. Aber trotzdem: Man kann es nicht oft genug wiederholen, damit dieser 14-49 Unsinn endlich mal aufhört - deshalb: Danke, Herr Kauer.

Ich habe mich übrigens immer darüber gewundert, wie es möglich war, dass die Werbezeitenverkäufer (egal ob Hörfunk oder Fernsehen) mit der 14-49 Zielgruppe Werbekunden gewinnen konnten, deren Zielgruppe bzw. Käuferklientel zum großen Teil über 49 Jahre alt ist, denn eigentlich kennen die Unternehmen die Merkmale ihrer Durchschnittskunden (Joe Sixpack, Otto Normalverbraucher) doch ziemlich genau. Aber vielleicht ist es mit einer gewissen "Verführung" zu begründen - wer will schon gern als "älter" eingestuft werden. Da ist vielManipulation im Spiel - schließlich versteht man sich ja als jungens, dynamisches und frisches Unternehmen - auch wenn die Kundschaft sog. Best Ager sind.

Mercedes Benz hat bspw. sehr häufig Spots mit netten, schönen Menschen Ende 20 max Anfang 30 gemacht. Sah alles sehr edel aus, schweineteure Spots usw. Aber der durchschnittliche MB Kunde ist Mitte 40 - denn erst ab dieser Altersgruppe kann man sich den Benz leisten. Egal, mittlerweile gibt es aber ein sanftes Umdenken, weg vom Jugendwahn. Wer wirklich genau hinschaut, für den sind zum Beipsiel Renter eine ideale Zielgruppe - wenn man das richtige Produkt hat - denn diese Altersklasse wird nicht mehr arbeitslos, hat ein festes Einkommen, und ist auch mit 60 noch gut unterwegs. (ich sehe es an meinem Vater ;))
Was nutzen mir denn als Werbekunden die ganzen jungen Leute, die zwar nett aussehen, aber eigentlich kein Geld zum konsumieren haben - das Geld sitzt woanders. Nun gut, ich muss jetzt auch mal wieder Geld verdienen ;)
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

Schön war das Beispiel mit dem Mercedes.... und dem Vatter ....
Und wenn wir so schön beim Thema "best agers" sind - auch hier wird eine Diversifizierung / Differifizierung unweigerlich eintreten. Der alleinige Weg von ex-rpr2 wird wohl nicht der einzige bleiben (können). Ein Kunde von mir (fast 60) fährt Harley und legt in seinem Coupé die Aftermath-CD von den Stones ein.
Oder meine Mutter - deutsche Schlager - igitt. Wenn überhaupt,dann "anspruchsvolleres" wie Esther & Abi Ofarim,Edith Piaf,Valente. Und sonst: Beatles,Byrds,Moody Blues,Jethro Tull (!). Die ich übrigens allesamt auch gerne höre.
Tja,wenn man jetzt weiß,wie das mit der "Hauptzielgruppe" zustande gekommen ist, bleibt nur,dagegenzusteuern.
Verwerflich ist und war es nicht - fast tagtäglich werden Formate,Genres und dergleichen neu definiert. Aber das die Werbewirtschaft (deren Entscheider ja selbst reiferen Alters sind) derart draufspringen, ist nun doch verblüffend.
Obwohl es nicht unbedingt "meine" Musik war, trauere ich irgendwie rpr2 noch nach. Mit einer überzeugenderen, aggressiveren Akquise hätte der Sender -bei guten Einschaltquoten- sicherlich überlebt.
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

"Die meisten Privatradios sind in ihrem Gehabe pubertierende Schülerradios !"

Das sagen meine Eltern und ich muß leider zum Großteil zustimmen !
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

In dem Zusammenhang ist dann auch interessant, wie sich Radio Paloma am Markt macht.
Und was die Bestagers anbetrifft, muss ich radiovictoria Recht geben. Auch diese Gruppe ist heterogener, als man manchmal vermutet. Aber - ist das nicht bei allen Altersschichten so?
Warum klagt man immer nur über die Jugend als zu vielschichtige Zielgruppe?

toktok
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

Meine persönliche und völlig unmaßgebliche Erfahrung ist jene, daß Personen unter 30 Jahren kaum noch Radio hören und Personen über 50 Jahren am meisten Geld für Konsumgüter zur Verfügung haben.
Außerdem steht die Alterspyramide auf dem Kopf, also ganz schlüssig ist mir diese Zielgruppe nicht.
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

Das mit dieser "Hauptzielgruppe" geht auf Mitte der 80er Jahre zurück und ich habe es damals auch so kritiklos geschluckt und vertreten. Damals mussten sich die neu angetretenen Privatstationen positionieren und da blieb als Zielgruppe "überwiegend jugendlich" - zuallererst beim TV. (Abgesehen von dem Sendestart von Sat1, wer die Sülze von damals als "opener" nochmal sehen darf, wird Schreikrämpfe bekommen....).

Im Radio ist es dann mehr und mehr dazu auch gekommen. Etwas mehr auf "älter" setzen mit einem leicht abgewandeltem Format (Euro-AC) eigentlich nur die Sender der Charivari-Gruppe in Bayern (Kollege Mike Haas, BCI). Und damit sind sie bis heute eigentlich gut gefahren, muß ich neidlos zugestehen.
Nach wie vor aber gilt : Die Jugend ist entscheidungsfreudiger und spontaner bei der Kaufentscheidung. Und hauen zur Not auch mal "die letzte Mark" raus, auch wenn es nur auf Pump ist.
Die "Älteren" überlegen zweimal, lassen sich auch schwerer zu einem Markenwechsel bewegen. Einmal Allianz, immer Allianz. Einmal Mercedes, immer Mercedes. So in etwa. Obwohl - es waren mal die Jugendlichen von gestern. Diese innere Einstellung und Front bröckelt so langsam.
Insofern bin ich guter Hoffnung, das es früher eine "variety" von gezielten Radioangeboten für die Gruppe 40/50+ geben wird.
Um zu meiner Mutter zurück zu kommen - bei Radio Paloma stand ihr sichtlich der Schaum vor dem Mund ....mehr als 30 Minuten zwangsweise Internetberieselung hat sie nicht ausgehalten. Und sie ist weit über 60..... Also: Es müssen andere Stationen sein ....
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

und da bin ich stolz darauf ..... Aber es ist genauso falsch, pauschal davon auszugehen, das alle "Alten" sich tagtäglich Dudelschlager und Volkstümliches antun. Vollkommen vergessen wird, das viele viele Hörer von heute damals mit der Beatrevolution, swinging London, den 68ern, der Hippie-Bewegung und Underground groß geworden sind.
Und a) heute 50/60 Jahre und älter sind
Und b) ihren Musikgeschmack nicht "deformiert" haben.
Und für diese Gruppe wird es früher oder später auch echte Radioangebote geben (müssen).
Der dümmlichen Einkategorisierung "alt=deutschtümelnd" muß genauso widersprochen werden wie der erfundenen Hauptzielgruppe.
Wobei ich jetzt nichts gegen Paloma und deutschen Schlager gesagt haben will - jedem sein(en) Geschmack. Nur DAS alleine kann es nicht sein.
Und : Ich kenne viel mehr Menschen (als nur meine Mutter...), die das so wie ich sehen und sich Entsprechendes auch im Radio wünschen.
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

Das sehe ich ähnlich. Allerdings finde ich es immer befremdlich, dass eine Vorliebe für leichte deutsche Musik mit Alter und Deutschtümelei in Verbindung gebracht wird. Das sind billige Klischees, die allenfalls zu Diffamierungszwecken taugen und der Bloßstellung dienen. Von so was sollte man Abstand nehmen.

Ich gönne jedem die Musik, die ihm gefällt. Selbst wenn die Lebenserfahrung lehrt, dass ältere Menschen gemächlichere Rhytmen bevorzugen und einen stärkeren Hang zur deutschen Sprache haben, ist der Musikgeschmack nicht prinzipiell am Alter festzumachen. Ich halte nicht viel von der Kategorisierung nach Altersgruppen, sondern bin wie Du der Meinung, dass in Zukunft unterschiedliche musikalische Konzepte den demographisch zugeschnittenen Wellen den Rang ablaufen werden. Gut, Hip-Hop wird wohl nie die Masse der Senioren begeistern aber bei den meisten anderen Musikrichtungen gibt es vielfältige Überschneidungen zwischen den Generationen. Das enge musikalische Spektrum, das die meisten Sender heutzutage abbilden, treibt doch die Hörer zunehmend ins Internet. In Berlin läuft auf etwa einem dutzend Sender derselbe Mix aus Superhits, Chartbreakern und Classic-Rock.

Würde man die verschiedenen Frequenzen musikalisch stärker nach Musikgattungen ausrichten, würde das viele Leute ans Radio binden, die sich schon längst von der Dauerberieselung abgewandt haben und nur noch wegen der Nachrichten oder während der Autofahrt einschalten. Die Werbewirtschaft wird sich ohnehin neu orientieren müssen und über kurz oder lang auch die 50-75-Jährigen als kaufkräftige Marktteilnehmer entdecken.
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

Stimme zu. Prognostiziere : Es wird bald ein roll-back kommen, bzw. das Pendel in eine andere Richtung schlagen : Mehr Musik, und mehr zielgerichtete Musik und mehr variety. So wie es jetzt (hier in DL!) ist, geht es auf Dauer nicht weiter.
Ich kenne ganz persönlich viele ältere gestandene Geschäftsmänner und Firmeninhaber (also solche mit Geld...), die sich gern von Graham Bonney (...) über Donna Summer bis Energy52 (Cafe del Mar) alles anhören, wenn es denn entsprechend verpackt und garniert serviert wird.
Die Formel je älter = je deutschtümelnder ist meines Erachtens falsch. Genauso falsch wie die These, das sich die heutige Jugend nur hip-hop anhört (dieses Genre wird demnächst an Monotonie und Einfaltslosigkeit eingehen. HipHop wohlgemerkt, nichts gegen guten R'n'B ....).
Und dann sind wir schon bei den "Jugendsendern" - die einen hiphop/black, die anderen techno-house-dreamwave und beide vertragen sich nicht miteinander..... ganz zu schweigen von den Rockfans, die dann beides nicht hören wollen .... Also bräuchte man auch hier mehrere Programme und Frequenzen.
Es gibt noch viel zu tun und zu justieren !
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

Die "Älteren" überlegen zweimal, lassen sich auch schwerer zu einem Markenwechsel bewegen. Einmal Allianz, immer Allianz. Einmal Mercedes, immer Mercedes. So in etwa.

Das ist aber ein Gerücht. Praktisch alle über Sechzigjährigen meines Bekanntenkreises, die sich in den letzten Jahren neue Autos gekauft haben (in der Regel Neuwagen - das Geld ist ja zur Genüge vorhanden) haben einen Markenwechsel vollzogen.

Markentreue war etwas, was vielleicht noch eine Generation vorher (also die jetzt 80-jährigen) üblich war. Diejenigen, die jetzt 60 sind, sind nach dem Krieg im Wirtschaftswunder und (zum Großteil) in der freien Marktwirtschaft aufgewachsen.
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

Könntest Recht haben - auch diese Front bröckelt und wird flexibler. Wird also eigentlich allerhöchste Zeit, aufzuwachen - Radiofront, Werbeagenturfront, Beraterfront....?
 
AW: Das Märchen von der Hauptzielgruppe

Ich finds immer äußerst bedenklich, wenn ein Sender oder eine Zeitung über die Konkurrenz berichtet. Objektivität kann hier einfach nicht die Basis sein. Dementsprechend tendenziös und brachial arbeitet der NDR-Beitrag mit Klischees ("...das ist ein Milliardengeschäft...") -- als wenn es damit automatisch etwas Schlechtes wäre! Wieviel Milliarden treibt die GEZ (auf bisweilen dubiose) Art ein?

Außerdem weiß ich garnicht wo das Problem liegt! Nicht nur, dass bei der letzten MA auch die ab 10jährigen und die EU-Ausländer in die Befragung mit aufgenommen wurden. Auch andere Zielgruppen (Ü50 etc.) sind durch die MA abfragbar. Einfach mal auf den entsprechenden Baukasten z.B. bei www.rms.de oder den entsprechenden Seiten des ARD-Vermarkters ASS gehen.

Außerdem ist es doch egal, ob RTL-Thoma oder irgendein Ami-Fuzzi sich die 14-49-Nummer ausgedacht hat. Damit wurde eine Größe geschaffen, die der gesamten Branche als Vergleichsinstrument dient - auch der ARD.

Hätte ein ARD-Fuzzi diese Größe erfunden, hätten die NDR-Beitragsmacher ihn warscheinlich hochleben lassen.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben