AW: Das Radio und das Problem mit Alejandro
In den USA haben die AC-Programme neuerdings Akzeptanzprogramme, weil ihre doch eher gereiftere Kundschaft den Lady-Gaga-Teenie-Trash absolut nicht abkann. Das Universal-Management will diesen Gaga-Kram unbedingt in den in einigen Landesteilen ziemlich reichweitenstarken AC-Wellen positionieren, um ein Verkaufsphänomen zu kreieren, das dem von Madonna gleichkommt. Durch Omnipräsenz und Dauerbeschallung mit "Bad Romance" und "Telephone" sollen die leidgeprüften Hörergemüter sturmreif geschossen werden. Was Universal mit der Masche bezweckt, weiß ich nicht so recht.
Wenn man sich das harmlose Zeugs so anhört, das üblicherweise auf den AC-Wellen läuft, ist es kein Wunder, dass das Flächenbombardement mit der Dancefloor-Chaotin Lady Gaga von den sonst eher an James Blunt, John Mayer und Shania Twain gewöhnten Hörern als Psychoterror empfunden wird. Diese Art von Musik läuft sonst nur in den jungen Formaten, und selbst da hat sie einen mittleren Orkan ausgelöst. Dass das Lady-Gaga-Hysterie von allen europäischen Hitdudlern fraglos mitgemacht wird ist ohnehin klar, was in Amiland groß rauskam muss in die engere Umdrehung. Neuerdings gibt es zunehmend Bestrebungen mit Interpreten wie Gwen Stefani und Nickelback-Balladen eine Verjüngung des in die Jahre gekommenen US-Formats herbeizuführen, zumal die schneidigeren Hot-AC-Ableger auch nicht allzu viele junge Hörer begeistern können.
Mit Lady Gaga hat man jetzt aber offenbar überzogen, der Hörerunwille nimmt bereits ungewohnte Ausmaße an. Über kurz oder lang muss jeder Sender entscheiden, ob ihm die Loyalität der Zuhörer wichtiger ist als die Nähe zur Plattenindustrie.