AW: Wahrnehmung sächsischer Privatradios
Wozu schleppt man eigentlich Datensätze längst abgefackelter Promotions über zwei Serverwechsel hinweg weiter durch, statt sie wegzuwerfen?
In der Computerei, um es mal ganz allgemein zu fassen, hat sich schon seit langem das steinzeitliche Verhalten des "Jägers und Sammlers" manifestiert: egal ob "Gamez", "Muzik", "Vidz" oder neuerdings "Appz" und was sich nicht sonst noch so alles unter "Warez" einordnen läßt - man muß alles haben. Wegwerfen? Warum? Die Platte ist doch groß... was für den privaten Sektor gilt, kann im "professionellen" Bereich natürlich nicht falsch sein und gerade die Daten haben Horden von Beratern (sic!) als das goldene Kalb der IT-Industrie auserkoren. Da wird dann mit Monstrositäten wie "Data Mining/Warehousing" oder "Customer Relation Management" um sich geworfen, die Damager-Baggage (auch "Manager" oder "Schlipsträger" genannt) klatscht begeistert Beifall und die Administratoren kreuzen stöhnend weitere Felder ihrer Bullshit-Bingo-Karten an...
Nein, ganz im Ernst. Datenmüll ist in ein noch nicht gelöstes Problem der IT-Branche. Es wird diskutiert (und ich denke, daß es auch schon Beispiele gibt, in denen so etwas praktiziert wird), Daten mit einer Art "Verfallsdatum" zu versehen, so daß diese automatisch "vergessen" werden können. An sich vergißt der Computer im Gegensatz zu uns Menschen nämlich erstmal nichts. Wenn es nicht beschädigt oder aktiv gelöscht wurde, bleibt's da, wo es ist. Wenn jetzt der Mensch das Vergessen vergißt, sammelt sich da schon so einiges an. Daß man auch in der IT eine gewissen "Hygiene" walten lassen sollte (zum Beispsiel in gewissen Zeitabständen die vorhandenen Daten analysieren und ggf. bereinigen) ist eine der eher lästigen Pflichten (ähnlich wie IT-Landschaften zu dokumentieren), die bei den Betroffenen unbeliebt sind und daher gerne mal auf die lange Bank geschoben, niedrig priosiert oder auch mal aktiv vergessen werden.
Bedeutsam ist dabei auch, daß die Betroffenen meistens keinen unmittelbaren Schaden durch diese Nachlässigkeiten erleiden. Wer Hygiene im herkömmlichen Sinne vernachlässigt, wird das hoffentlich irgendwann merken und sein Verhalten ändern - "durch Schaden wird man klug", oder, wie ich es immer gerne formuliere: "Lernen durch Schmerzen". Das fehlt aber bei der IT, insofern wird Schludrigkeit hier eigentlich noch zu selten "bestraft". Wie in vielen anderen Bereichen gilt auch hier: ein gewisses Maß an Selbstdisziplin ist einfach nötig, um IT Systeme zu betreiben - aber so etwas ist ja unpopulär, uncool, spießig, riecht nach Autorität und untergräbt die ach so flachen Hierarchien - bei denen "flach" meist das entscheidende Adjektiv ist.
Ich bin mir fast sicher, K6, daß ich Dir nichts wirklich neues erzählt habe - aber so konnte ich IT-Jäger-und-Sammler mir mal eine Runde Runde Frust wegschreiben, deshalb danke für die Vorlage
LG
McCavity