Der Amoklauf und die Medien

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Radio als Nebenbeimedium, gehört auf der Arbeit und im Auto. Und dann auf Sendern wie ABY alle 15 Minuten damit zugetextet, auf BR 3, auf B5, auf B1.... ???

Welchen Sender soll ich bitte dann hören, wenn ich nicht dauernd wissen will, ob die Opfer 14 oder 15 Jahre alt sind und ob sich die Todeszahl grad auf 17 erhöht hat?
Genau daselbe im TV: ICH will die angekündigte Biathlon-Übertragung sehen, statt dessen läuft dort das, was aus dem üppigen Gebührentopf in den Ereigniskanal abgeschoben werden sollte: Eine 50minütige Live-PK zur Primetime. Journalistische Leistungen = 0, verknappte, aufbereitete Infos = 0. Sowas hat nur was in Nachrichtensendern zu suchen, aber nicht in einem Vollprogramm. Sorry.

Und Lob all denen, die journalistisch gut aufbereitet und unter Streß drüber berichten. Nur: Wieviel Amoklauf kann und will man in den Medien eigentlich konsumieren? Ich kann nur froh sein, dass grad auf einem Sender Fußball läuft, der nicht gerade Info-Kompetenz hat: Sat.1; Ansonsten würde es mir sicher schwer fallen, mich zwischen Köln, Michelle und dem schwäbischen Städtchen hindurchzuwuseln.

ich kann dir in allen punkten nur komplett wiedersprechen.
1. Radiosender haben den Informationsauftrag und ich finde, dass sich sowohl öR-Sender, wie BR1, BR3, SWR3 etc. p.p., aber auch PRivatsender wie RadioNRW und ANTENNE BAYERN von ihrer besten Seite gezeigt haben mit ihren Infos. Bei so einer Katastrophe will ich informiert werden und wenn ich schon keine Bilder sehe, dann wenigstens per Sprache und deswegen MUSS dies so ausgestrahlt werden

2. Das eine PK in einem Vollprogramm ausgestrahlt wird, ist bei so einem Ereignis verpflichtend. Bspw. in Holland strahlt die NOS grundsätzlich solche PKs auf dem größten öffentlichen Kanal aus, und ja, auch die ÖR in Holland haben einen Newskanal, doch die Zuschauerzahlen zeigen jedesmal das es so richtig ist. Und falls du einmal in den Teletext der ARD gehst und die die Zuschauerzahlen anschaust, wirst du sehen, dass die PK durschnittl. 3,95Mill. Zuschauer gehabt hat, der Sport aber nur 2,86Mill. -> Ich würde sagen, dass den Menschen der Sport ziemlich scheißegal gewesen, sondern sie wollten Infos haben. Und zwischen 18.45Uhr und 19.20 haben fast 9,5 Millionen die Nachrichten auf RTL und ZDF geschaut. An so einem Tag ist Info Pflicht und SAT.1 hat sich mit seiner spärlichen Informationsgabe ja wohl das größte Eigentor in der Sendergeschichte geschossen.

Demnach
Radio+TV: Ich würde sagen, gute Arbeit!
 
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@Radiouser:

Danke, dein Beitrag sagt es passend aus!

Offtopic: Was SAT1 betrifft muss ich sagen, dass die sich auch vom Programm her immer mehr ins Abseits drängen. Da ist nichts mehr, was mich irgendwo interessieren oder reizen könnte, hin zu schalten. Der Sender wirkt (leider!) immer primitiver und billiger. Die Berichterstattung gestern war tatsächlich eher dürftig und man hatte den Eindruck, das alles ginge an denen vorbei. So kann es nicht mehr lange gut gehen...
 
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SAT.1 hat sich mit seiner spärlichen Informationsgabe ja wohl das größte Eigentor in der Sendergeschichte geschossen.
Findest Du? Da gab's doch schon ganz andere Kandidaten: die Schreinemakers-Absetzung während der laufenden Sendung, die Interviews von Klaus-Peter Mertes mit Helmut Kohl, die Thomas-Kausch-Entlassung, die handsteichartige Streichung aller Informationssendung aufgrund eines McKinsey-Gutachtens...) Die Erwartungshaltung bei diesem Sender ist doch schon auf dem Boden. Wann hat sich Sat1 jemals im Zusammenhang mit Nachrichten nicht blamiert?
 
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Zur Frage, ob PK generell live gezeigt werden sollten: Jein. Auf Phönix ist es ok, vielleicht. Aber sonst ist die PK eine PK und auch dazu da, die JOURNALISTEN zu informieren. Es ist etwas anderes, wenn die Akteure wissen, dass sie live drauf sind. Dann ist es eine "Anne Will" ohne Anne Will.

Zum Rest: Ja, ist mein voller Ernst und keine Ironie. Gleich beginnt übrigens pünktlich (!!!) im Ersten der UEFA-Pokal. Lediglich im ZDF wird sich der Beginn der Übertragung um 5 Minuten verschieben.
Harald Schmidt ist abgesetzt. Und dafür habe ich sogar Verständnis.

Zum Thema Sat.1: Ist der Ruf erst ruiniert...

Zur Informationspflicht: Ist es wirklich die Pflicht der Sender, pausenlos wenige wirkliche Neuigkeiten in einem Mix von "Best of Amokläufen" und der Chronologie in epischer Breite darzubieten? Ist dabei die Quote bei ARD/ZDF allein maßgebend? Ist es nicht auch Pflicht, in ihren Nachrichten über anderes wichtige zu berichten? Ich muss 10 Minuten Tagesschau warten, um viell. 5 Minuten "den Rest" zu erfahren... Im DLF ist das Thema Amoklauf nach 1 oder 2 Meldungen abgehakt.
Ich habe übrigens nie was gegen einen Brennpunkt gesagt.
 
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Das einzige was mich massiv gestört hat ist die Tatsache das Radio NRW aus O-Tönen dieses schrecklichen Ereignisses ein Jingle gebastelt hat und schön mit "100 % informiert" teast.

Hat eigentlich MDR Info schon tolle Hookpromos gebastelt oder haben sie sich das diesmal verkniffen? Seit http://www.radioforen.de/showthread.php?p=165399#post165399 traue ich denen sowas durchaus zu.


Und hat sich außer der taz inzwischen noch jemand bemüßigt gefühlt, zum Stichwort „kündigte seine Tat im Internet an“ zu recherchieren, statt nur pflichtschuldigst die Zurückweisung der Behörde hinauszukabeln? http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/merkt-euch-den-namen-winnenden/

Und ob ein bekannter IT-Fachjournalist in seiner allwöchentlichen Kolumne wohl darauf eingeht, wie sich ein bekannter Zeitschriftenverlag aus Hannover ganz schön einen gemacht hat? http://www.img-host.de/bild.php/18015,ehm9Y23Z.jpg
 
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Drum schätze ich den DLF so! :)
Ohnehin ist das Verhältnis von DLF-Informationen zu Fernseh-NEWS (sic!) in etwa so wie das von Gourmetrestaurants zu Fast-Food-Fraß.

Ich höre den DLF nicht, aber warum geht so ein seriöser Sender nicht auf ein solches Thema ein? Heißt seriös, nur kurz zu berichten? Was ist für den DLF ein wichtiges Thema, oder geht man dort generell nicht näher auf Themen ein?
 
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Gleich beginnt übrigens pünktlich (!!!) im Ersten der UEFA-Pokal. Lediglich im ZDF wird sich der Beginn der Übertragung um 5 Minuten verschieben.

Sachsenradio hat leider recht. Laut ZDF-Programmplanung darf das heute-journal das Fußball-Spiel auch nur 10 Minuten mit Hintergründen zum Amoklauf "stören". Es ist ja wichtiger, mit der Halbzeit-Gewinnspiel-Promo Geld zu verdienen und inhaltsleeres Halbzeitgesabbel zu hören.

Erbärmlich!
 
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Die Berichterstattung in den elektronischen Medien ist - soweit es um die Ursache der Tat geht - viel zu oberflächlich. Man erfährt ungefähr folgendes: Der Täter war depressiv, in psychiatrischer Behandlung, wurde verspottet, wollte sich "rächen". Hier müsste man mal ansetzen und erklären, wie jemand in so einem jungen Alter depressiv werden kann, und in welchem Ausmaß dies in diesem Fall passiert ist. Wie wurde er behandelt - mit Medikamenten? Dann sollte mal gefragt werden, ob der Umgang der Menschen miteinander nicht "krank" ist und inwieweit Lehrer in der Lage sind, hier gegenzusteuern. Kriegen Kinder und Jugendliche noch vermittelt, worauf es wirklich ankommt, wie Mitgefühl und Rücksichtnahme beispielsweise. Oder geht es nur darum, hip und cool zu sein, sich im Zweifel mit Ellenbogen durchzusetzen, wer die wertvolleren Klamotten hat usw.?
 
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Naja, gibts denn so sehr viel wissenswertes was man nicht schon den ganzen Tag irgendwo hörte?

Bevor ich inhaltsleeres Gesabbel von Psychologen über jemanden, den diese nie kannten, höre, wieso nicht auch Fußball? Lenkt wenigstens ab.
 
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Mal so zum Mitschreiben:
Was sind denn Nachrichtenfaktoren?

* persönliche Betroffenheit (nicht im seelischen Sinne)
* persönliche Folgen für mich ...
* Chronistenpflicht

Diesen widmet sich der DLF. Sonst spricht nichts dafür, das Thema größer zu behandeln. Sie behandeln dann doch das wirklich Wichtige auf der Welt. Speziell die ARD geht deutlich über die Chronistenpflicht hinaus und schickt sich an, wie auch auf dem Gebiet des Hörfunks, die Privatsender rechts zu überholen.
Beispiel? Brisant und "hallo Deutschland": Beide Sendungen beginnen zeitgleich. 17.30 war im ZDF das Thema durch, Brisant allerdings behandelte ausführlich und ausschließlich heiße Luft.
17 Uhr (?): tagesschau Vs. "heute": in der tagesschau doppelt so lange Schalte wie im ZDF, lustig: im Hintergrund des ARD-Korri sah man den ZDF-Kollegen, wie er gerade ZDF-Schalte hatte.
 
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Gleich im Bayerischen Fernsehen: quer u.a. mit folgendem Thema:

Nach dem Amoklauf: Welche Rolle spielen die Medien?

Ein 17jähriger erschießt erst 15 Menschen, tötet sich dann selbst – und die Medienmaschine läuft an. Eine Heerschar von Reportern und Kamerateams belagert die Stadt Winnenden, Nachbarn, Zeugen, Angehörige geraten plötzlich ins Scheinwerferlicht. Besonders schnell sind Politiker zur Stelle, rufen medienwirksam nach dem Verbot von Computerspielen und wollen Schulen in Hochsicherheitstrakte verwandeln. Aber können damit solche Taten künftig verhindert werden? Liefern die Medien den Amokläufern gerade dadurch die gesuchte Aufmerksamkeit und potentiellen Tätern ein Vorbild? Andererseits hat die Öffentlichkeit ein Recht auf Information. quer über ein Dilemma.
 
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Die Berichterstattung in den elektronischen Medien ist - soweit es um die Ursache der Tat geht - viel zu oberflächlich. Man erfährt ungefähr folgendes: Der Täter war depressiv, in psychiatrischer Behandlung, wurde verspottet, wollte sich "rächen". (...) Kriegen Kinder und Jugendliche noch vermittelt, worauf es wirklich ankommt, wie Mitgefühl und Rücksichtnahme beispielsweise. Oder geht es nur darum, hip und cool zu sein, sich im Zweifel mit Ellenbogen durchzusetzen, wer die wertvolleren Klamotten hat usw.?

Naja, schau Dir doch mal an, welche "Werte" insbesondere Teile des privaten Rundfunks heute vermitteln. Bei vielen On Air und Off Air-Verantwortlichen dieser Schundprogramme würde ich mir wünschen, man würde diese Gemeingefährlichen wegen geistiger Brandstiftung in eine geschlossene Anstalt stecken. In der Psychatrie sitzen weitaus weniger gefährliche Leute, als diese durchgeknallten Ausgeburten des sozialen Verfalls, wie man sie beim Dummfunk tagtäglich auf die Leute loslässt, unbehelligt von den Schnarchnasen der LMA.
 
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Das sehe ich uneingeschränkt genauso. Der Kommerzfunk zeigt am liebsten Leute mit asozialem Verhalten (Talkshows) oder eingebildete Promis mit zweifelhaften Manieren (Bohlen - der darf auch ganz ungeniert Leute derbe und primitiv zusammenfalten, damit alle darüber lachen können).
 
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Ich bin zutiefst dankbar, dass der Großteil der hier empört Schwadronierenden nicht in den Medien tätig ist.
 
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Was die Ausgangsbeschwerde von SRzwo anbetrifft, bin ich hin und hergerissen, weil ich natürlich das öffentlich Informationsbedürfnis und die Informationspflicht der Öffis anerkenne und die mangelnde Erfüllung letzterer auch oft genug beklagt habe. Ich teile aber auch seine Vermutung, daß die Sportschau oder eine Fußball-Länderspielübertragung keinesfalls der Live-Übertragung der PK geopfert worden wäre und ich tendiere auch zu der Ansicht, daß dies das richtige Vorgehen ist.

Auch an einem solchen Tag gibt es nunmal reichlich Menschen, die sich für Sportereignisse interessieren, vielleicht sogar mehr als für den Amoklauf. Anders als zum Beispiel die Anschläge am 11. September ist das kein im Wortsinne weltbewegendes Ereignis, so grauenvoll es auch, insbesondere für die unmittelbar oder mittelbar Betroffenen, ist. Die Übertragung des seltsamen, weil vor ungefähr 200 Zuschauern stattfindenden, Frauen-Fußball-Länderspiels zwischen Deutschland und Dänemark am gestrigen Nachmittag (NACH Bekanntwerden des Amoklaufes!) wurde ja auch nicht abge- oder unterbrochen, was SR2s These nachhaltig untermauert.

Und schließlich haben die Öffis extra für solche Fälle den als "Ereigniskanal" verkleideten Nachrichtensender Phönix aufgemacht, der ja nicht ganz wenige Euros kostet. Warum also die PK bei Phönix und ARD übertragen werden mußte, will sich mir nicht aufdrängen. Warum nicht statt dessen im Ersten Biathlon übertragen und mit einem Laufband auf die Liveübertragung der PK bei Phönix hinweisen?

Die einzig logische Antwort: Weil's dem Ersten Quote gebracht hat - und da wird die Sache denn wirklich ärgerlich...
 
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Im Ringen umd die "besten" und schnellsten Infos zu dieser Tragödie verlieren unsere Journalisten immer mehr jegliche "Nase" und "Gespür".

Teilweise schreibt man ab, gut das ist normal, man Verlautbart Halbwahrheiten ohne Bestätigung oder verbreitet sogar wie jetzt geschehen womöglich völlig falsche Tatsachen.

DPA:
"Tim K. hat seinen Amoklauf am Mittwoch in Winnenden womöglich doch nicht vorab im Internet angekündigt. Die Annahme der Ermittler, die Ankündigung der Bluttat in einem Internet-Chat sei auf dem Computer des 17-Jährigen geschrieben worden, habe sich als falsch herausgestellt.
Das sagte ein Sprecher der Polizei am Abend. Es gebe derzeit keinen Beweis, dass er diesen Eintrag selbst verfasst habe. Der 17-Jährige Tim K., der eine psychiatrische Behandlung wegen Depressionen abgebrochen hatte, beschäftigte sich in seiner Freizeit nach neuesten Erkenntnissen mit Killerspielen und Horrorfilmen. Am Mittwoch machte er Ernst und erschoss an seiner früheren Schule und auf der Flucht 15 Menschen und sich selbst."

Dazu passt auch sehr gut Folgendes:

http://www.sueddeutsche.de/kultur/887/461513/text/



Mit Journalismus und Information hat dies nichts mehr zu tun.Bei aller Bestürzung über diese Ereignisse und dem Willen nach der Erstinfo und dem Exlusivbericht.

Und natürlich kamen heute auch schon wieder die üblichen Anprangerer heraus die wieder auf Killerspiele und Horrorvideos zielen die der Täter angeblich wieder konsumiert haben soll.Mag ja sein aber ist er dadurch zu dieser Tat animiert worden ??

Letztendlich doktern Politiker und Psychologen nur an den Symptomen der Schreckenstat herum(strengere Wafffengesetze,Kontrollen an Schulen usw) aber bekämpfen ihre eigentlichen Ursachen im System überhaupt nicht.Sie erkennen nicht was einen Mensch dazu treibt so abzuschalten und auszurasten, da gehört eine enorme Energie dazu und angestaute Wut und eine Form von nicht verstanden werden.
Dazu kommen Leistungsdruck aus allen Ecken und Enden und das Abbild eines Versager, der man wird, wenn man Dieses oder Jenes nicht tut.

Die Gesellschaft welche solche extremen Ausartungen bzw. Amokläufer hervorbringt ist insich marode und gefühlskalt und karrieregeil
Wer sich hier keinen Status erarbeiten und über Jahre halten kann, der hat verloren und gilt nur noch als Looser.
Die Häufung solcher Taten hier und auch z.B. in USA in letzter Zeit sprechen für sich.

Die Medien sollten dabei mehr Augenmaß behalten und genauer recherchieren und nicht jeden Dreck abschreiben der grad im Netz oder sonstwo gepostet wird.
 
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Mal so zum Mitschreiben:
Was sind denn Nachrichtenfaktoren?

* persönliche Betroffenheit (nicht im seelischen Sinne)
* persönliche Folgen für mich ...
* Chronistenpflicht
und räumliche Nähe
und zeitliche Nähe
und emotionale Nähe
und die Bedeutung, die andere, zeitgleiche Ereignisse nach diesen Kriterien haben

Im übrigen habe ich gestern ab 18 Uhr DLF gehört und habe dabei unter anderem zwei sehr ausführliche Meldungen über die Tat und die Reaktionen darauf gehört. Anschließend ging es in den"Informationen am Abend" äußerst ausführlich in BmEs um den Amoklauf. Im Anschluss dann der hier schon erwähnte Hintergrund von 20 Minuten Länge. Nach den 19-Uhr-Nachrichten dann auch noch ein Kommentar zum Thema. Bereits in Deutschland heute (14.10- 14.30) ging es ausschließlich um die erschütternden Morde des Amokläufers:
- Amoklauf an schwäbischer
Schule - Jugendlicher
erschiesst Schüler und
flieht
- Traurige Chronik - Amokläufe
in Deutschland keine Selten-
heit
- Was bewegt einen jungen
Menschen zu solch einer
grausamen Tat? - Gespräch mit
Prof. Dr. Joachim Kersten,
Universitätsprofessor an der
Deutschen Hochschule der
Polizei

Auf die Schnelle konnte ich in den DLF-Meldungen keinen Eintrag zum Thema Biathlon finden. Jedenfalls hat des der DLF keinesfalls bei zwei Meldungen zum Amoklauf belassen. Und das ist auch nur richtig.

Es gab gestern definitiv kein wichtigeres Thema, auch heute früh nicht an den Frühstückstischen, auf Schulhöfen und in Klassenräumen, bei Elterntreffen und in Jugendclubs, in Büros und Werkstätten. Allerdings dürfte die Betroffenheit um so größer sein, je näher die Tatorte liegen.
Insofern dürfte die Intensität der Berichterstattung von Bundesland zu Bundesland doch in Nuancen unterschiedlich gewesen sein.
Genug davon.


Selbstverständlich ist es nötig und richtig, Reporter zum Ort des Geschehens zu schicken. Aber wie ihr schon richtig angedeutet habt, können die nicht alle Fragen beantworten. Offenbar verstehen manche Redaktionen die Aufgaben ihrer Reporter falsch. Die Damen und Herren am Ort des Geschehens sollen beschreiben, beschreiben, beschreiben, schildern, schildern, schildern und berichten, was sie sehen, hören, spüren, riechen, schmecken, was auch immer nötig ist.

Im konkreten Fall können die Reporter vor der Kamera bzw. am Ü-Wagen Fragen nach dem deutschen Waffenrecht, der Marke des Fluchtautos und andere mehr oder weniger seltsame Fragen nicht beantworten. Das hat nichts mit der Kalkulation von Honoraren und dem Abwägen von Recherche und Einblendungszeiten zu tun, sondern schlicht mit den Gegebenheiten am Ort des Geschehens.
Man stelle sich das Chaos und Durcheinander am Rande eines Tatortes vor. In diesem Fall mit maskierten Spezialeinheiten der Polizei, einer Kolonne Rettuingswagen, Hubschraubern über den Köpfen, weinenden Eltern und einem Schützen aufder Flucht. In einer derart unübersichtlichen Lage eine gute und verständliche, wahrheitsgetreue Reportageleistung abzuliefern, ist nicht einfach. Wahre Größe zeigen dann unter anderem die Kollegen, die klug gemeinte Fragen aus dem Studio notfalls auch mir "das weiß ich nicht/kann ich von hieraus nicht einschätzen" beantworten.
Andererseits sind die Reporter auch auf die Redaktion angewiesen, die Hintergrundinfos liefern sollte.
Mit Glück bekommt man als Reporter einen Sprecher der Polizei ans Mikrofon, findet Augenzeugen, die eigene Eindrücke schildern können. In erster Linie kommt es aber auf die Leistungen der Reporter an.

Aber in manchen Redaktionen oder auch beim Schreiben in Internetforen kann manch einer ja wunderbar theoretisieren.

Zum Abschluss ein Dank an die Radioredaktionen des SWR, die prompt und schnell sämtliche Berichte, Meldungen, Interview- und Nachrichtenmitschnitte aus den eigenen Wellen über den ARD-Programmaustausch verteilt haben. Sehr professionell reagiert!!

Gruß,
FC
 
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Die Damen und Herren am Ort des Geschehens sollen beschreiben, beschreiben, beschreiben, schildern, schildern, schildern und berichten, was sie sehen, hören, spüren, riechen, schmecken, was auch immer nötig ist.

Nein danke, genau das auf allen Radio- und TV-Kanälen ab morgens nach dem Aufwachen bis zum zu Bett gehen ist nicht nötig und auch überflüssig und das will ich genau nicht haben. Ich möchte da nicht in der ersten Reihe sitzen.
 
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Die Medien sollten dabei mehr Augenmaß behalten und genauer recherchieren und nicht jeden Dreck abschreiben der grad im Netz oder sonstwo gepostet wird.
Diese pauschale Medienschelte ist aber auch nicht angebracht, oder? Es sind ja auch nicht alle radioforen-Nutzer doof.

Im übrigen wurde die vermeintliche Chat-Botschaft des Amok-Täters ja heute auf einer Pressekonferenz der Ermittler verlesen. Das war der Kenntnisstand, der heute Nachmittag galt. Er hat sich nun geändert. Die Presseagentur berichtet auch darüber.

FC
 
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Nein danke, genau DAS auf allen Radio- und TV-Kanälen ist nicht nötig und auch überflüffig und das will ich genau nicht haben. Ich möchte da nicht in der ersten Reihe sitzen.

Sondern?
Wie stellst Du Dir die Berichterstattung drei, vier Stunden nach der Tat vor?

FC

PS: Hmm, jetzt hast Du Deine Formulierung noch geändert. Du sprichst von der heutigen oder gestirgen Berichterstattung? Ich meinte jedenfalls die gestrige.
 
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Ich sehe darin keinen Gehalt, wenn ich auf allen Kanälen Reporter XY mit den neusten Vermutungen, Spekulationen und Mutmaßungen präsentiert bekomme. Ich stelle mir dabei drei Fragen:

1. Wer denkt an die Betroffenen und deren ungewollte permanente Medienpräsenz?

2. Was sollen diese Spekulationen? Ich möchte Fakten.

3. Wieso erhält ein solches "Verbrechen" eine derartige Medienpräsenz???

Da gäbe es aber durchaus auch anderes Berichtenswertes.

Das geht mir echt zu sehr in Richtung Yellow Press und "Frau drehte Mann durch den Fleischwolf, wir sprachen zuerst mit der Frikadelle."

Das hat doch mit Information und Berichterstattung ganz häufig nichts, aber auch gar nichts mehr zu tun.
 
AW: Der Amoklauf und die Medien

Man sollte eines berücksichtigen, und da nehme ich das Radio und das TV (egal welcher Sender) mal in Schutz: Das sind Dinge, die unvorhersehbar passieren. Das kann keiner beeinflussen. Und da muß eben in den Sendeanstalten in Sekundenschnelle entschieden werden, was getan werden muß. Und da halte ich direkt "draufschalten" für die bessere Methode, selbst wenn noch nicht genügend Informationen vorhanden sein können, um etwas zu beurteilen.

Es ergibt sich nämlich ein Teufelskreis: Wenn die Medien erst mal abwarten, heißt es hinterher: Warum habt Ihr uns nicht früher informiert?

Wenn sie direkt "draufschalten" heißt es: Warum spekuliert Ihr nur und liefert keine handfesten Informationen?
 
AW: Der Amoklauf und die Medien

Wenn sie direkt "draufschalten" heißt es: Warum spekuliert Ihr nur und liefert keine handfesten Informationen?

[Ironie]
Ich war fast von Dankbarkeit erfüllt, daß noch Wetterberichte gesendet wurden.
[/Ironie]

Grün, das geht echt zu weit, daß sich Sendeanstalten mit und ohne Bild derart auf das Thema werfen, welches in der Form nichts mit Berichterstattung zu tun hatte.

Bevor ich mir über vermeintliche Nachrichten hier den Kopf zerbrechen soll, ob sich die Tat im Internet angekündigt hat, dann doch wieder nicht, oder vielleicht doch oder doch nicht, oder doch vielleicht, über das "Profil" des Täters und seine vermeintlichen psychologischen Probleme, hätte ich gerne einfach eine Information.

Dann soll doch bitte mal da die Polizei ermitteln und dann möchte ich Fakten. Denkt auch mal wer an die Eltern von dem Jungen, der den Amoklauf gemacht hat? An seine Mitschüler? Die Angehörigen der Opfer? An die Lehrer? Daran, wie sie alle überhaupt in den Alltag zurückfinden sollen irgendwann?

Stattdessen Spekulationen.

Das muß wirklich nicht sein.

Und denkt auch mal wer bei den Medienmachern darüber nach, daß hier inflationär "Gerüchte" (anders kann ich unbestätigte Dinge nicht bezeichnen) verbreitet werden, die wenigstens vielen Schülern und Schülerinnen, deren Eltern und Lehrern usw. Angst machen im ganzen Land?

Hauptsache Mikro druff und Kamera an? Nein danke...
 
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