Der langsame Tod des Mediums Radio

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Früher hat man Radio gehört, um sich einen Musikgeschmack zu bilden, alles Neue vom Musikmarkt aufzusaugen und dann danach seine Platten zu kaufen.
Heute bildet sich der Musikgeschmack überall, nur nicht im Radio. Das Prinzip hat sich umgedreht. Man sucht dann höchstens (und meist vergebens) nach einem Sender, der halbwegs dem eigenen Musikgeschmack entspricht.
 
@dramaking: Ich habe nichts gegen Statistiken und auch nichts gegen diese Statistik vom Bundesamt für Statistik. Die Aussage ist, daß die Zahl der Einwohner in Deutschland sinken wird.

Die Frage ist nun, ob 80 Mio. Einwohner gegenüber - meinetwegen - 79 Mio. einen signifikanten Unterschied in der "Grundgesamtheit" der MA ausmachen. Grob gerechnet, spielen 1/80 mehr oder weniger absolut keine Rolle.

Ich sag das nur, bevor jemand anderes auf diesen Zahlen rumreitet...
Der Unterschied ist ja nicht, daß es nur 1/80 weniger Einwohner sind, sondern daß nicht diese insgesamt immer älter werden und am anderen Ende kaum noch etwas nachwächst. Die Zielgruppe 14-29 jährige wird gar nicht erst geboren, die Nicht-Zielgruppe der 50-80 jährigen lässt sich dagegen Zeit mit dem Wegsterben und wird immer größer. Und dieses bzw. nächstes Jahr geht das Schrumpfen der "bis 49er" erst so richtig los, dann kommt der Pillenknick in dieser von den Sendern gewählten Zielgruppe erstmals an.
 
Alles ist so einfach. So lange es viele Leute gibt die sagen wie stark sie Radio nervt und dennoch weiter Radio hören ist die Welt in Ordnung. Denn auch extremst nerven heißt wahrgenommen werden, und das ist das einzige was im Radiobusiness zählt. Ihr hier seid doch das beste Beispiel. Ihr erzählt hier immer wie stark euch Radio nervt, um dann kurz später hier über selber gehörte Dinge zu diskutieren. Das ist ein bisschen wie McDonalds. Jeder sagt wie ungesund es ist, und dennoch geht fast jeder hin. Radio bleibt bisher stabil und wächst sogar noch in einzelnen Zielgruppen. Radio stirbt keinen langsamen Tod, sondern wird immer erfolgreicher. Wenn aber jemand zurecht lamentiert wie es dann sein kann dass man einsparen muss: Weil der Werbedruck steigt, weil viele Werbetreibende lieber ihre Budgets im Internet ausgeben anstatt Radiowerbung zu schalten, weil die Sender daher als Konsequenz mit den Betriebskosten massiv runtergehen müssen.

Gehen wir mal von 100.000 Hörern aus. Ihr würdet gerne herausragende Sendungen hören, die möglicherweise polarisieren. Die haben dann 1.000 begeisterte Fans, der Rest schaltet aber nicht ein. Eine Katastrophe aus kommerzieller Sicht. Dann lieber 80.000 Leute von den 100.000, die ein Programm solala finden, aber wenigstens einschalten, da es nicht polarisiert und nicht wehtut. Natürlich sollte man als Radiomacher auch neue Ideen probieren, man muss aber auch mit deren Scheitern rechnen. Und: es gibt Situationen in denen es besser ist, keine Risiken einzugehen.

58,64 Millionen der Deutschen ab zehn Jahren holen sich werktags den medialen Begleiter Radio an ihre Seite (ma 2013 Radio II: 58,22). Die Verweildauer zeigt sich dabei konstant bei 249 Minuten. Der Blick auf den Langzeitvergleich der letzten fünf Jahre zeigt: Die Tagesreichweite ist von 78,6 % im Jahr 2009 auf nunmehr 79,9 % gestiegen (+1,7 %). Auch die Zeit der Hörer mit Radio steigerte sich seitdem, und zwar um acht Minuten, von 241 auf 249 Minuten (+3,3 %). Das sind Zahlen die interessieren und zeigen, dass Radio gesünder als gesund dasteht. Da kann man es sehr gut verkraften wenn einer von euch Radioforen-Querulanten behauptet er würde kein Radio mehr hören. Schönen Mittach noch!
 
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Früher hat man Radio gehört, um sich einen Musikgeschmack zu bilden, alles Neue vom Musikmarkt aufzusaugen und dann danach seine Platten zu kaufen.
Heute bildet sich der Musikgeschmack überall, nur nicht im Radio. Das Prinzip hat sich umgedreht. Man sucht dann höchstens (und meist vergebens) nach einem Sender, der halbwegs dem eigenen Musikgeschmack entspricht.
Du hast recht, es ist so. Und man gibt sich dann mit dem kleinsten aller Übel zufrieden... Warum nicht einfach mal ins Kino gehen oder Freunde besuchen, oder aber Radfahren, wandern oder so...?! Das Radio kann sich auch mal selbst überlassen und man kann bei einer Freizeitaktivität viel mehr Neues erfahren als beim Radiohören!
 
Alles ist so einfach. So lange es viele Leute gibt die sagen wie stark sie Radio nervt und dennoch weiter Radio hören ist die Welt in Ordnung. Denn auch extremst nerven heißt wahrgenommen werden, und das ist das einzige was im Radiobusiness zählt. Ihr hier seid doch das beste Beispiel. Ihr erzählt hier immer wie stark euch Radio nervt, um dann kurz später hier über selber gehörte Dinge zu diskutieren. Das ist ein bisschen wie McDonalds. Jeder sagt wie ungesund es ist, und dennoch geht fast jeder hin.
WORD!
 
Alles ist so einfach. So lange es viele Leute gibt die sagen wie stark sie Radio nervt und dennoch weiter Radio hören ist die Welt in Ordnung. (...) Ihr hier seid doch das beste Beispiel. Ihr erzählt hier immer wie stark euch Radio nervt, um dann kurz später hier über selber gehörte Dinge zu diskutieren.
Da bin ich dann schon mal raus ;) Mich nervt das (Dudel)Radio zwar - aber ich schaue mir nur noch von aussen an, wie sich das UKW-(Dudel)Radio sein eigenes Grab schaufelt. Ich schalte es nicht mehr ein. Niemals. Und doch bekomme ich es immer noch zu hören - in Rauchercontainer und Kantine nebenher laufend. Manchmal auch im Büro - aber da setze ich mir einfach die Kopfhörer auf und kann mich dem Schrott entziehen.
Radio gehört wird aber trotzdem noch, schließlich gibt es auch andere Sender, die erträglich oder gar richtig gut sind. Mein meistgehörter Sender bekommt monatlich 5€ Förderbeitrag von mir zur Finanzierung des Sendebetriebs - und nervt nie.
 
Warum muss man für die öffentlichen Radiosender Geld bezahlen, wenn manche doch den qualitativen Ansprüchen nicht genügen?!
Ich finde, wenn man schon für etwas Geld bezahlen muss, sollte man wenigstens die Erwartung haben, dass es gut ist.
Mir kommt das so vor, als wäre der Hörer als Kunde der Radiosender von diesen entmündigt und entwertet. Damit aber hat die Nachfrageseite schwere Schlagseite bekommen. Und die Angebote sind oftmals nicht zum Aushalten. Nach marktwirtschaftlichem Gefühl würde ich sagen: "diese Radiosender sind aber kräftig auf der Bärenseite!"
 
@Gegenstromanlage Wenn mich ein Sender nervt, dann schalte ich ihn einfach nie wieder ein! Naja, fast nie, wenn dann eine noch dümmere Sendung oder Aktion kommt schalte ich wieder ein um zu lachen - aber dann nervt diese Sendung auch und der Sender wird nie wieder eingestellt. So gut der Sender einmal war, ich suche mir einen neuen. Und weil mich die meisten Dudel-UKW-Sender meist nur noch nerven schalte ich gezielt einzelne Sendungen ein - sei es wegen des Themas, der guten Moderation, ... und wenn möglich dann noch ein werbefreies Programm.
 
Warum muss man für die öffentlichen Radiosender Geld bezahlen, wenn manche doch den qualitativen Ansprüchen nicht genügen?!
Ich finde, wenn man schon für etwas Geld bezahlen muss, sollte man wenigstens die Erwartung haben, dass es gut ist.
Mir kommt das so vor, als wäre der Hörer als Kunde der Radiosender von diesen entmündigt und entwertet. Damit aber hat die Nachfrageseite schwere Schlagseite bekommen. Und die Angebote sind oftmals nicht zum Aushalten. Nach marktwirtschaftlichem Gefühl würde ich sagen: "diese Radiosender sind aber kräftig auf der Bärenseite!"

Ja, und in den 70er, 80er, 90er und 200er Jahren haben die Radioprogramme hervorragende Programme gemacht? Das war keine Musik- und Programmversorgung? Ich erinnere mich noch sehr gut an bräsige Moderationen, merkwürdige Playlist dazwischen gab es natürlich auch einige sehr sehr wenige Perlen. Erst mit den hier so verdammten Privaten stieg die Radionutzung an.
 
Ja, und in den 70er, 80er, 90er und 2000er Jahren haben die Radioprogramme hervorragende Programme gemacht? Das war keine Musik- und Programmversorgung?
Da frage ich dagegen: War früher wirklich alles besser?! - Und: wie war's u.a. auch in West-Berlin und in der "Zone"?!

Ich erinnere mich noch sehr gut an bräsige Moderationen, merkwürdige Playlist dazwischen gab es natürlich auch einige sehr sehr wenige Perlen.
Ich auch, insbesondere gegen Abend auf Bayern 1 und Bayern 2. Das waren noch lustige Zeiten.

Erst mit den hier so verdammten Privaten stieg die Radionutzung an.
Die Frage ist: Ist damit die Qualität des Radios gesunken?!
 
Ich höre am liebsten ja die Dradios und die Infowellen. Und die Dradios sind werbefrei und die meisten Infowellen soweit ich weiß auch. Und ich wüßte nicht, daß diese Programme erfolglos wären ... Vielleicht werden die selten gehört ... Aber das liegt einfsch daran, daß viele Dradios und Infowellen eine schlechte Abdeckung haben und nicht überall gut zu empfangen sind. Laßt doch mal die Privaten die Frequenzen mit den Dradios und der regionalen Infowelle tauschen ...
 
Leute, das ist echt lustig. Ich war ein paar Jahre hier nicht aktiv, schaue heute mal wieder rein und denke, es ist Murmeltiertag. Der "Dudelfunk" wird für tot erklärt aus dem immer gleichen Gründen und er dudelt immer noch ohne große Umsatzeinbußen genau wie eh und je. Stattdessen ist inzwischen das Musikfernsehen wirklich gestorben und die Spotifys dieser Welt sind hoch defizitär. Punkt!
 
Leute, das ist echt lustig. Ich war ein paar Jahre hier nicht aktiv, schaue heute mal wieder rein und denke, es ist Murmeltiertag. Der "Dudelfunk" wird für tot erklärt aus dem immer gleichen Gründen und er dudelt immer noch ohne große Umsatzeinbußen genau wie eh und je. Stattdessen ist inzwischen das Musikfernsehen wirklich gestorben und die Spotifys dieser Welt sind hoch defizitär. Punkt!

Schulterklopf!!!! Dewegen macht es mir hier auch so einen Spaß mich auf Leute in diesem Forum herabzulassen. Alle erklären wie sie gerne Radio hätten, warum Radio angeblich so schlecht ist, aber verkennen dass Radio nie so professionell und erfolgreich war wie heute. Am liebsten mag ich Zitate wie "früher war alles besser" und "ich will wieder ein Programm wie Radio Luxemburg", am besten noch mit wechselnden Musikfarben. Dann startet doch mal so ein Programm, und fahrt es mit Brachialgewalt gegen die Wand!
 
Zuletzt bearbeitet:
So langsam macht's mir kaum mehr Spaß, wie das ganze sich entwickelt... Jeder hackt aufm anderen rum. Eine wirklich sinnvolle Diskussion kommt nach ein paar Meinungen in den Threads nicht mehr zustande... Es wiederholt sich auch viel... Neue Entwicklungen gibt es kaum, etc.
 
Das ist ein "Formatforum" oder nennen wir es "Dudelforum"......mit einer hohen Rotation an den immer gleichen Beschwerden über das notleidende Medium.... Gegenstromanlage hat schon recht. Radio war noch nie so professionell wie heute. Und mit noch viel mehr gut formatierten Sendern hätten wir auch die Vielfalt, nach der alle schreien.
 
Wir hatten auch noch nie so professionell geführte Banken wie 2009. Was wurde da doch für ein super Reibach von Profis gemacht. Wie toll es doch ist, dass wir alle so professionell sind. So professionell, das wir Personal und Inhalt gar nicht mehr brauchen. Die MA, die MA, die hat immer recht. Voll professionell und so.
 
Am liebsten mag ich Zitate wie "früher war alles besser" und "ich will wieder ein Programm wie Radio Luxemburg", am besten noch mit wechselnden Musikfarben. Dann startet doch mal so ein Programm, und fahrt es mit Brachialgewalt gegen die Wand!
Schuld daran ist der Quotendruck.
Gute Programme haben es halt extrem schwierig, kommerziell erfolgreich zu sein; - gerade in Deutschland, wo sich die Bürger offenbar jeden Schrott im Radio anhören.
 
Also ich bekenne mich: Ich finde Radio von heute ziemlichen Mist und schalte trotzdem ein. Ich zappe herum. Ich höre dies und das. Ich rege mich über Flachfunk auf. Ich rege mich über nervige Trailer auf. Ich rege mich über geschwätzige Moderatoren auf. Ich rege mich über alles auf, was man besser machen könnte. Ich freue mich über Perlen. Ich freue mich über musikalische Überraschungen. Ich freue mich über gut gemachte Reportagen, über solide Nachrichten, über schöne Stimmen, wenn sie was zu sagen haben.
Also ein Kriterium erfüllt Radio der Gegenwart bei mir immer noch: es emotionalisiert.
Ich habe lange genug (13 Jahre) Radio in verantwortlicher Position gemacht, um beurteilen zu können, welche Chancen und Möglichkeiten es aus Dummheit, Ignoranz und Geldgier liegen lässt. Das emotionalisiert! Ich habe mehr als ein Dutzend Volontäre ausgebildet, die es alle in Funk und Fernsehen zu etwas gebracht haben und auf die ich stolz bin, wenn ich sie höre oder sehe. Das emotionalisiert!
Ich habe zahlreiche Flaschen und Pfeifen kennengelernt, die es irgendwie auch zu etwas gebracht haben. Das emotionalisiert!
Ich habe den Glauben und die Hoffnung noch immer nicht aufgegeben, dass eines Tages einer kommt und aus dem Medium alles das herauskitzelt, was in ihm steckt. Und das ist sicher mehr als Grillparty und Wochenendwetter.
Die Diskussionen in diesem Forum zeigen mir, dass ich mit dieser Hoffnung nicht alleine stehe. Die Gegenstimmen, hämisch, besserwisserisch, von oben herab, schulterzuckend oder siegesgewiss, egal wie, zeigen mir, dass das Argumentieren Wirkung zeigt, sonst käme das schlechte Gewissen nicht aus seiner Deckung. Die Art und Weise der Diskussionen belegt allerdings, dass gelackte Borniertheit ein Faktor ist, mit dem man immer rechnen muss. Aber auch das emotionalisiert.
Fazit: Radio emotionalisiert (Gott sei Dank immer noch). Drum: Lasst es uns weiter austragen. Wer die Diskussion nicht aushält, der kann sich gerne verabschieden.
 
Schuld daran ist der Quotendruck.
Gute Programme haben es halt extrem schwierig, kommerziell erfolgreich zu sein; - gerade in Deutschland, wo sich die Bürger offenbar jeden Schrott im Radio anhören.

Welcher Quotendruck denn bitte? Sind doch eh überall die selben Seilschaften am Werk, und wer nicht zur Printmafia gehört muss sich quotentechnisch mit einem bescheidenen Nischendasein zufriedengeben. Und wehe er spurt nicht und durchkreuzt die Interesssen des Dudelkartells... dann kann er seinen Laden auf der Stelle verscherbeln oder gleich ganz dicht machen weil er kein Bein mehr auf den Boden kriegt.

Und was können die Deutschen für dieses schreckliche Angebot? Es gibt auf der Welt ohnehin kaum ein Land, in dem mit Radiowerbung heruntergebrochen auf den Einzelhörer weniger Geld erlöst wird.

Alle erklären wie sie gerne Radio hätten, warum Radio angeblich so schlecht ist, aber verkennen dass Radio nie so professionell und erfolgreich war wie heute.

Denen, die du hier so treffsicher karikierst, dürfte angesichts deiner sarkastischen Nadelstiche beinahe das Blut gefrieren.
 
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Eben... diese Seilschaften sind mit dran schuld, dass das Medium Radio sich eigentlich schon zum Lehensknecht des Mediums Zeitung und damit auch des Mediums "Online-Print-Presse" gemacht hat. Glaubt man der Kommission zur Ermittlung der Medienkonzentration, so ist der Radiomarkt in Deutschland genauso aufgeteilt wie der Strommarkt oder der Mobilfunk. Es ist eigentlich eine Herrschaft der Wenigen, die da den Radiomarkt diktiert. Innovation: Fehlanzeige. Stört nur, macht nur kaputt, was man sich aufgebaut hat. Es ist, ums ehrlich zu sein, eigentlich gefährlich, wenn ein paar Printmedien oder "Media Houses" dutzende Radiosender, oftmals gleiche Radiosender im gleichen Sendegebiet halten (oftmals suggeriert der Sender A, wie gefährlich der Sender B ist, obgleich Sender A über viele Ecken mit Sender B verbandelt ist...).
Das ist bzw. war nur möglich, diese Sache, dass Printmedien sich Radiosender halten können, weil Kohl in den 1980er-Jahren den Privatfunk auf Druck von seinem guten Freund Leo Kirch einführen musste... Und auch, um der SPD und dem "Rotfunk" aus Köln den Einfluss zu nehmen... Und was ist das End vom Lied? Dudelfunk mit seinen unangenehmen Nebeneffekten.
 
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