Der Öffi und die elektronische Presse

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Es geht um die Frage, ob es legitim ist, dass die Journalisten ihr Material nicht nur zu elektronischen Beiträgen verarbeiten (die meinethalben abgetippt oder als Audiodatei solange im Netz stehen sollen, wie sie lustig sind), sondern im Internet auch andere Textsorten produzieren, als eingestellte Sendemanuskripte. Also Interviews zu diesem Thema, für die in der Sendung keine Zeit war, zum Beispiel. Im Internet kommt man mit bloßen Audiodateien nicht allzuweit. Damit würde der gesendete Beitrag/das Feature/die Dokumentation aber zum Teaser für ein viel umfassenderes Angebot im Internet. Aus journalistischer Sicht ist das zweifelsohne reizvoll - aber gleichzeitig ein bisschen kurz gedacht. Damit schicken wir nämlich einen Akteur ins Feld der heutigen Printmedien, der einfach qua Funktionslogik deutlich (und wettbewerbsverzerrend) besser aufgestellt ist. Und die Frage ist: Wollen wir das? (Von der Kollision beider Rechtsgüter mal abgesehen.)
 
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Will man das ausdrücklich auch dann nicht, wenn es keinen nennenswerten Mehraufwand bedeutet? Will man den Leuten absichtlich vorenthalten, was sie quasi als Zugabe, für weniger als ein Prozent des Budgets, obendrauf erhalten können? Nur aus Rücksichtnahme auf Zeitungen, deren Internetangebote mitunter eher fragwürdig sind (fr-online.de kenne ich z.B. im wesentlichen als Resterampe für den dpa-Kram)? Meine Meinung: Das kann's ja wohl nicht sein!

Ein Aspekt mit Radiobezug: In einem der Threads hier, in dem die Neurotiker auf MDR Sputnik zu sprechen kamen (könnte Neustart bei MDR Sputnik am 01.12.2006 gewesen sein), war schon ein Thema, wie massiv dort auf das Internet gesetzt wird. Es ist wohl nicht übertrieben, da von einer Website mit angeschlossenem Radiosender zu sprechen. Noch vor einem halben Jahr wurde Markuse für dieses Konzept auf den Münchner Medientagen mit viel Beifall bedacht. Und möglicherweise kann er in einem halben Jahr dann diesen Vorgang insgesamt in den Skat drücken und seinen Laden der Abdeckergesellschaft empfehlen. Kam das schonmal irgendwo zur Sprache?


Es ist ein Staatsfunk, weil der Staat seine schützende Hand darüber gelegt hat und ein Finanzierungsprivileg geschaffen hat, von dem alle anderen Medienunternehmen nur träumen können.

Und was ist mit dem Finanzierungsprivileg, das private Rundfunkveranstalter genießen, indem sie für die Nutzung der Ressource Frequenzen nichts bezahlen müssen (wer das Privileg nicht erkennt, der schaue sich an, wie vor allem den Mobilfunkbetreibern das Fell über die Ohren gezogen wird)?

Alles Staatsfunk hier in Deutschland!!!
 
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Und was ist mit dem Finanzierungsprivileg, das private Rundfunkveranstalter genießen, indem sie für die Nutzung der Ressource Frequenzen nichts bezahlen müssen (wer das Privileg nicht erkennt, der schaue sich an, wie vor allem den Mobilfunkbetreibern das Fell über die Ohren gezogen wird)?

Gegenüber wem genießen sie dieses "Privileg"? Dochnicht gegenüber dem ÖR. In diesem Punkt sind Private und ÖR gleichgestellt, in allen anderen Punkten ist ÖR privilegiert.
 
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Schau, K6, die Qualität der heutigen Internetangebote hin oder her - hier geht es um eine grundsätzliche Strukturänderung in der Medienlandschaft, die über solche Fragen deutlich hinaus geht.

Erstens glaube ich nicht, dass es für die Öffis keinen nennenswerten Mehraufwand bedeutet. Ein Interview zu transkripieren erfordert Zeit, zusätzliche Informationen einzuholen, um in zwei, drei weiteren Texten andere Aspekte eines Themas zu beleuchten, auch. Gehen wir davon aus, dass auch ein Öffi-Journalist von 24 Stunden am Tag nicht 36 arbeiten kann, liegt der Mehraufwand auf der Hand.

Zweitens wird sich diese Veränderung aus Gründen der Konvergenz mit dem bisherigen Verständnis der Rechtsgüter Pressefreiheit und Rundfunkfreiheit nicht fassen lassen. Insbesondere letzteres ist in Deutschland schlecht definiert. Wem also überlassen wir die Ausdifferenzierung?

Und eine Frage will ich Dir stellen: Ist es ein erweitertes Internetangebot der Öffis wert, den Qualitätsteil der heutigen Presselandschaft grundlegend in Frage zu stellen? Ich hoffe, ich hatte an früherer Stelle verständlich gemacht, dass das eine durchaus mit dem anderen korreliert.
 
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Ich muß an der Stelle eins bekennen: Meine Bereitschaft, mich ernsthaft mit den Argumentationen der Verlegerseite zu befassen, liegt nur noch wenig über dem Nullpunkt, seit der LVZ-Redakteur Norbert W. zu diesem Thema mal eine ganze Seite mit Hardcore-Propaganda (gelernt ist gelernt, oder wie?) darbot.

Von daher habe ich dazu nur zwei Anmerkungen: Will der Qualitätsteil der Presselandschaft denn überhaupt in wesentlichem Umfang ins Internet migrieren? Ich habe eher den Eindruck, dort klammere man sich geradezu verzweifelt ans Totholz.

Und auch ich bekomme den Eindruck, dem DLF gehe es wohl zu gut, wenn ich sehe, wie sie dort Zeit haben, Sendebeiträge auch noch abzutippen (was bei Interviews bzw. O-Tönen ziemlich albern aussieht).


Soweit zu diesem Thema, das hier auf größtes Interesse und lebhafte Beteiligung stößt :rolleyes:
 
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Ja, und das gibt mir schwer zu denken. Hat eigentlich unterhalb der Leitungsebene noch irgendeiner die globale Großwetterlage im Blick, das Umfeld, die Rahmenbedingungen, die unsere Arbeit beeinflussen? Auch nicht die Leute, die sich gern aufschwingen, die Programmverantwortlichen samt und sonders als ahnungslos zu sehen? Merkwürdig.

Ansonsten: Der Qualitätsteil der Presse wird müssen. Über kurz oder lang. Nur leidet die Presse unter dem gleichen Problem, wie die Radiosender. Die Rezipienten nehmen die Internetangebote (noch) nicht so an, dass sich ein Ausbau ansatzweise lohnt, aber ohne Ausbau keine weiteren Interessenten. Man könnte vielleicht "verpennen" dazu sagen, aber eigentlich ist es eine banale Kosten-Nutzen-Abwägung nach dem Rational Choice Prinzip.

Wenn in dem Zuge Angebote privatwirtschaftlicher Art hochkommen, die den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden haben und so den Qualitätsmedien den Rang ablaufen - so what? Hier geht es darum, dass über die zunehmende Konvergenz der Medienmärkte und die dadurch bedingte Überschneidung der Rechtsgüter Rundfunk- und Pressefreiheit eine Situation geschaffen wird, die auch verfassungsrechtlich gar nicht vorgesehen war.

Im Verfassungsrecht gibt es in der Angelegenheit übrigens schon seit Jahren heftige Diskussionen. In der Rundfunk-Lobbyarbeit auch. Nachdem die Sache über den neuen Rundfunkstaatsvertrag nunmehr so konkret wird, wie nie, nahm ich an, dass die Konstellation vielleicht auch den einen oder anderen Kollegen beschäftigt. Aber Du hast recht. Offenbar nicht.
 
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Und das, wo – wie gesagt – das eigentlich beim exemplarisch angeführten MDR Sputnik ein heißes Thema sein müßte. Einerseits ist dort die Konvergenz grundlegendes, intensiv vorangetriebenes Konzept. Andererseits könnte der 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag gerade dort dramatische Konsequenzen haben. Das müßte dort doch lebhaft diskutiert werden :confused:

Wenn ich auf der anderen Seite dann noch sehe, wie grundsätzlichere Betrachtungen selbst von aufgeschlosseneren Vertretern der Spezis Radiofreak pauschal als „Genöle der Neurotiker“ abgekanzelt werden, dann braucht man auch auf der Rezipientenseite kein Interesse an diesem Thema erwarten.

Bleibt die Frage, was man von beidem halten soll.
 
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Und auch ich bekomme den Eindruck, dem DLF gehe es wohl zu gut, wenn ich sehe, wie sie dort Zeit haben, Sendebeiträge auch noch abzutippen (was bei Interviews bzw. O-Tönen ziemlich albern aussieht).

Sorry, aber an diesem Punkt unterscheidet sich doch, ob an

>> Der ARD Vorsitzende Fritz Raff erklärte zum Start der Mediathek: "Die ARD Mediathek macht deutlich, was die ARD als Gemeinschaft für eine moderne Wissensgesellschaft leisten kann. << (presseportal)

irgendetwas wahr ist, oder ob man einfach nur der Größte durch Streamen von "Sturm der Liebe", "Marienhof" usw. sein will. Jedenfalls liefert eine Suche bei dradio/dlf wenigstens halbwegs brauchbare Ergebnisse, während bei der ARD einfach nur Schwachsinn geboten wird.
 
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„... bringse das mal und schreibense Emmahell als Autor drunter, wir müssen hier noch ein bißchen was machen ...“
 
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Angesichts des nicht enden wollenden (gebührenfinanzierten) Trommelns der Öffis für ihre unbegrenzte (und gebührenfinanzierte) Freiheit im Internet ist es nur recht und billig, wenn die private Presse ihre Meinung ebenfalls darlegt.

In Spiegel online gibt es zum Thema heute einen Artikel, der einen weiteren sehr bedenklichen Aspekt des Rundfunkänderungsstaatsvertrages in seiner derzeit geplanten Form aufgreift: Hier abbeißen.
 
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Gestern, Deutschlandfunk, 17.05 Uhr: Markt und Medien.

Diskussion der Vertreter von Politik, Privatfernsehen und Öffentlich-rechtlicher Anstalt.
Folgen sie mir bitte hier.
 
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Angesichts des nicht enden wollenden (gebührenfinanzierten) Trommelns der Öffis für ihre unbegrenzte (und gebührenfinanzierte) Freiheit im Internet ist es nur recht und billig, wenn die private Presse ihre Meinung ebenfalls darlegt.
Ich finde nicht, dass man so einfach sagen könne, dass die einen angefangen hätten und die anderen lediglich reagiert hätten. Sowohl bei den Öffifunk wie beim Privatdruck gab es sowohl ausgewogene als auch unsäglich einseitige Berichte.
 
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