Der Thread zum Abschalten...

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Ist es nicht Frage, WIE man Urlaub gestaltet? 3 Wochen Seychellen stelle ich mir auch öde vor. Wenn ich aber statt dessen Individualurlaub mache, und ihn gar zur Horizonterweiterung von vornherein nutze, dann kommen die neuen Informationen doch von allein. Jeden Tag meilenweit für ne Tageszeitung laufen - mein Ding wäre es nicht. Wenn ich viell. alle 2 Tage mal die Nachrichten schaue, vorausgesetzt ich bin in der Lage, deutsches Fernsehen zu gucken, dann reicht mir das. Oder ich überfliege mal am Zeitungsladen die Überschrift der schon 2 Tage alten Zeitung. Oder ich nehme mir die Zeit und schmöker in einem Wochenperiodikum.
Bei 3 Wochen Seychellen würde ich aber wohl auch vor langer Weile im Netz surfen. Wobei ich es nie zu diesem Fall kommen lassen würde.
 
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Ich möchte aber nach 3 öden Wochen auf den Seychellen nicht dastehen und einen Regierungswechsel oder einen Ministerrücktritt verpennt haben. Denn irgendwann, irgendwo wird diese klitzekleine Information wieder wie selbstverständlich als Hintergrundinformation verlangt. Und dann: "Öh... da war ich in Urlaub. Davon weiß ich nichts." Macht sich nicht so gut.

Ach du liebe Güte.

Okay, nehmen wir mal an, es passiert ein Wirklich Wichtiges Ereignis - WWE - während Du gerade auf den Seychellen mit den Seekühen flirtest. Also kein Dachstuhlbrand in Hinterkleinsiehstenich, sondern sowas wie die heutigen vereitelten Terroranschläge.

Nach meiner Erfahrung (und da kommen schon ein paar Jährchen zusammen) werden WWE noch Wochen danach weitergedreht. Und wenn sie weitergedreht werden, steht in mindestens sechs von fünf Agenturmeldungen die entsprechende Hintergrundinfo drin. "Am 5. September hatten Fahnder von BKA usw... drei Terrorverdächtige festgenommen etc. pp.".

Sowas seh ich gleich an meinem ersten Arbeitstag. Mit andern Worten: du kriegst es schon noch mit, wenn ein furchtbar wichtiger Regierungswechsel oder Ministerrücktritt ausgerechnet dann passiert, während Du mit der Sonnencremetube kämpfst und deine einzige Sorge ist, ob noch genügend Liegen am Pool frei sind.

Aber: Mir ist es in der Tat noch nicht ein einziges Mal in all den Jahren passiert, dass Kollegen aufgejault hätten: "Waaaaas??? Das WEISST du nicht???" Nicht ein einziges Mal. Selbstverständlich bringe ich mich NACH dem Urlaub so schnell wie möglich auf den neuesten Stand der Dinge und ziehe mir die WWE der letzten drei Wochen rein. So sie denn überhaupt die heutige Nachrichten-Halbwertzeit von sechs Stunden überschreiten.

Aber wie gesagt: NACH dem Urlaub, NICHT WÄHRENDDESSEN!!! :wall::wall::wall:

(...und ich bin weder Mitläufer, noch mache ich Dienst nach Vorschrift)
 
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Von einem Journalisten erwarte ich, dass er immer neugierig und "heiß" auf Informationen ist. Und für einen eingefleischten Vertreter dieses Berufs - Danke Tin Pin Alley - ist das auch überhaupt keine Last, sondern Passion. Natürlich wird er im Urlaub eine andere Gangart einschlagen, - aber niemals wird er desinteressiert. Das ist wie Entzug beim Drogensüchtigen.

Also, ich habe mit meinem Eingangsposting selbstverständlich keine Wetterfeen, Staumelder oder die nette Dame vom Hörertelefon gemeint, sondern Redakteure(innen) und Moderator(inn)en. Ich dachte, das sei ja wohl klar.

Aber ich muss Dir immer noch widersprechen. Ich mag meinen Beruf ebenso wie Du wahrscheinlich auch. Aber süchtig bin ich deswegen noch lange nicht. Mir reicht es schon, dass ich in meiner alltäglichen Freizeit ständig das Radio laufen lassen muss, Tagesschau gucken, Zeitungen lesen und und und, um auf dem Laufenden zu bleiben. Okay, das akzeptiere ich, das gehört nun mal zum Job dazu.

Aber Urlaub ist für mich Stillstand im Sand. Und ein Kollege, der selbst dann nicht abschalten kann, übertreibt es meiner Meinung nach eindeutig. Oder was würdest Du von einem Bäcker halten, der auch im Urlaub ständig in die Hotelküche rennt und dem Koch gute Ratschläge gibt (ok, schiefer Vergleich wie alle - aber Du weißt was ich meine)?
 
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ich muss cocorita recht geben.

urlaub = urlaub = KEINE arbeit...

wenn ich im urlaub jeden tag meine mails checken muss und jeden tag in der readktion anrufen muss (oder mich anrufen lassen muss, was viel schlimmer ist) und mir nicht mal den luxus gönnen kann, die welt, welt sein zu lassen, dann frage ich mich, wofür ich in den urlaub gegangen bin.

wenn ich in meiner freien zeit auch "dienst nach vorschrift" machen muss, kann ich auch hier bleiben und mir die kohlen sparen.

für infos aufsaugen hat man das letzte wochenende im urlaub genug zeit. meistens reichen auch zwei stunden, um zu erfahren was WIRKLICH wichtig ist.
 
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Vielleicht bin ich bekloppt und mache "unjournalistischen" Urlaub. Aber drei Wochen durch schwedische Wälder und an Seen entlangwandernd bietet nicht die Möglichkeit sich vernünftig zu informieren. Oder sollte ich künftig Urlaubsorte wählen, die mir die Chance des Dauerinformiertseins bieten?

Journalisten leben nicht nur davon, von anderen Journalisten Informationen zu erhalten - und nichts anderes ist das "Sich auf dem Laufenden halten" - sie leben davon, das Leben in möglichst viele Facetten zu kennen und zu verstehen, um dann Neues für andere darstellen, einordnen und ggf. bewerten zu können.

Journalisten müssen neugierige Menschen sein, sonst geht's nicht. Aber worauf sollten sie neugierig sein? Auf alles, was andere Journalisten bereits gemeldet haben? Vielleicht ist es auch sehr journalistisch, bewusst Perspektivwechsel zu vollziehen und die Welt dort und auf eine Weise kennenzulernen, wie es im Redaktionsalltag nicht möglich ist. Schließlich vermitteln wir Hörern (und Lesern) die Welt, dann sollten wir sie nicht nur aus Agenturen, Spiegel und Tageszeitungen kennen. Andernfalls laufen Journalisten im Übrigen Gefahr, vor allem das für wichtig zu halten, was die Medien für wichtig halten. Das wird ein uninspirierter Informationskreisel.
 
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Ich mache meinen Jahresurlaub immer bei der DPA.
4-Bett-Zimmer. Direkt neben den alten Fernschreibern.
Erholungswert 0. Informationsgrad: 100%
 
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Ich tippe mal auf Etagenbetten.

Gibts da als Verpflegung die übriggebliebenen Newshäppchen von den Privaten?
 
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Ich tippe mal auf Etagenbetten.

Gibts da als Verpflegung die übriggebliebenen Newshäppchen von den Privaten?

Nein, bei DPA ist all inclusive und alles immer frisch. Die Kneipp-Kur bei AFP damals war allerdings nahrhafter. Da hatten wir die Baguettes in aktuellsten Newswire-Ausdrucken eingewickelt.
 
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Würde ich gerne berichten, wie das damals mit den eingefrorenen, zuckerrübenschnapsbetriebenen Halbkugelkopfmaschinen von Ibe-Emski war -aber dann entglitte der Thread endgültig.
 
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ich denk, seinem gesamten posting.

sicherlich ist fast jeder in diesem thread der meinung, dass urlaub erholsam sein sollte. und jedem sei frei gestattet, diese erholung mit den von ihm für erforderlich gehaltenen maßnahmen zu erlangen. und wenn einer das nur zwischen agenturmeldungen und cool edit schafft, kann er das gern tun, möge aber diejenigen nicht verteufeln, die auf den seychellen schnorcheln oder an einsamen norwegischen seen entlangwandern, ohne täglichen kontakt zur heimatwelt.

hier stehts ganz genau:

Ur|laub, der; -[e]s, -e [mhd., ahd. urloup = Erlaubnis (wegzugehen), zu →erlauben ]: (in Betrieben, Behörden, ...)

Quelle: Duden - Deutsches Universalwörterbuch

noch fragen?
 
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Natürlich heißt Urlaub nicht: bloß im Liegestuhl am Pool vor sich hindösen. Auch, aber nicht nur.

Urlaub heißt für mich selbstverständlich auch mal eine italienische Zeitung kaufen - aber um mein Italienisch aufzufrischen und nicht, um hektisch die neuesten Umfragewerte für Merkel & Co. zu recherchieren, um dann schnell im Internet nachzukontrollieren, ob die Kollegen bei der heimischen Welle das auch ja mitgekriegt haben. Und wenn nicht - schnell mal anrufen (alles schon dagewesen!)

Das ist für mich die Kurzsichtigkeit und Borniertheit, die Mannis Fan in seinem Rundumschlag beklagt. Wobei ich seine Meinung viel zu pauschal formuliert finde. Aber er ist ja offenbar hervorragend informiert. Ich muss ihm also selbstverständlich glauben, dass dieses Phänomen sämtliche Radiomacher in Deutschland betrifft.

Liebe Cocorita,

da liegen wir doch gar nicht so weit auseinander. Selbstverständlich lasse ich mir die Zeitung nicht in den Urlaub hinterher schicken. Die überregionale nicht, die lokale erst recht nicht. Anrufen, sich für jeden lokalen Müll zu interessieren - No Go. Sich über das Weltgeschehen auf dem Laufenden zu halten - das allerdings sollte niemals eine LAST sein. Ich frage mich, warum "sich informieren" streckenweise gleichgesetzt wird mit hektischer Internetrecherche. Ist aber wohl eine Frage der Perspektive.
Und zum Rest: Wie oft kommst Du denn im Alltag dazu, einen Vorgang mal richtig zu durchdenken, das heißt, ihn auf Funktionslogiken hin zu überprüfen, über die Konfliktlinien nachzugrübeln? Auch mal eine schöne Beschäftigung für den Strand. Das muss aber selbstverständlich nicht jedem Spaß machen.
Beste Grüße
Die Hexe
 
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Vielen Dank Radiohexe, du meinst offensichtlich das Gleiche wie ich, nur sagst du es schöner, nicht ganz so apodiktisch, wie ich das formuliert habe.
 
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Radiohexe schrieb:
Sich über das Weltgeschehen auf dem Laufenden zu halten - das allerdings sollte niemals eine LAST sein.

D'accord. Mal angenommen ich gehe in meinem italienischen Urlaubsort an einem Kiosk vorbei und sehe auf dem "Corriere della sera" auf Seite 1 die fette Schlagzeile

CANCELLIERA MERKEL ASSASSINATA

dann würde ich meinen Gang an den Strand natürlich auch nicht mit einem "na und?" fortsetzen, darin sind wir uns glaube ich alle einig.

Radiohexe schrieb:
Ich frage mich, warum "sich informieren" streckenweise gleichgesetzt wird mit hektischer Internetrecherche.

Weil das Internet nun mal die ideale Möglichkeit ist, selbst in Grönland noch die neuesten Blähungen deutscher Politiker hautnah zu erleben.

Aber es ist nicht nur das: bei manchen Leuten habe ich einfach das Gefühl, dass sie dieser Job nicht loslässt, und da frage ich mich: warum ist das so? Liegt es in der Natur dieser Menschen, dass sie ständig denken, sie verpassen was - oder liegt es an unserm Job? Bei einem Börsenyuppie kann ich das ja noch nachvollziehen. Eine verschlafene E-Mail kann sich in barer Münze negativ auswirken. Aber beim Radio...?

Radiohexe schrieb:
Wie oft kommst Du denn im Alltag dazu, einen Vorgang mal richtig zu durchdenken, das heißt, ihn auf Funktionslogiken hin zu überprüfen, über die Konfliktlinien nachzugrübeln?

Zum Glück recht häufig, aber da befinde ich mich offenbar in einer privilegierten Situation...

@ Onkel Otto

Probier doch mal die KNA! Ich hab mir sagen lassen, da ist es richtig kuschlig. Die Latest News werden vom Novizenchor vorgetragen. Ganz bezaubernd! Vom Abendmahlwein ganz zu schweigen, aber der ist auch beim EPD recht anständig... *hicks*
 
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Nö - wieso? Die überspitzte Polemisierung mal abgezogen: Nur wer Zeit hat, Luftballons anzupieksen kann dies auch tun...
 
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Da ich meinen Urlaub vorzugsweise dort verbringe, wo ausser Radio eigentlich nix mehr funktioniert, brauche ich mir darüber auch keine Gedanken zu machen. Wenn ich dann irgendwo einen Fernseher rumstehen seh, schau ich nach, ob der Videotext hat und les dann ein bissl quer. Ansonsten interessiert mich am meisten das Bergwetter des nächsten Tages!
 
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Ich sag ja nicht, dass ich im Urlaub grundsätzlich kein Radio höre. Im Gegenteil.

Ein fremdsprachiger Sender beim Frühstück oder Autofahren verstärkt das Feriengefühl erheblich! Besonders schön ist das, wenn ich kein Wort verstehe (wie bei Bayern 5)... :cool: :cool:
 
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Tja, da habe ich wohl in den letzten Jahren den Fehler gemacht, im Urlaub nicht mehr außer Lande gewesen zu sein. Wo in Deutschland wird man denn schon nicht verfolgt von den neuesten Neuigkeiten? Besonders schlimm ist es ja in Berlin mit dem "Berliner Fenster" in jeder U-Bahn...
Ansonsten besteht meines Erachtens ein Unterschied zwischen bloßem Interesse an Nachrichten und dem zwanghaften Bedürfnis, auf dem neuestem Stand der Dinge zu sein. Als ich das letzte Mal in Spanien war, habe ich zum Beispiel am Zeitungsstand die mir entgegen blitzenden Schlagzeilen der diversen Tageszeitungen beflissentlich ignoriert und zum aktuellen Spiegel gegriffen. In einer Woche jeden darin und in der nächsten Ausgebe befindlichen Artikel intensiv zu studieren, was mir zu Hause aus zeitlichen Gründen in diesem Umfang nicht vergönnt ist, und mir nebenher die Sonne aufs Gemüt scheinen zu lassen, war geradezu wohltuend und für mich auch sehr entspannend. So war mein Interesse an journalistischen Erzeugnissen gedeckt und das Abschalten von allem, was außerhalb stattfindet, trotzdem gegeben. Über alles weitere habe ich mich zu Hause auf den aktuellen Stand gebracht. Tagesthemen oder heute-journal gucken bewirkt da schon sehr viel. Das empfehle ich gerne weiter.
 
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Also, ich war sowohl beim Tod von Diana als auch bei den Anschlägen vom 11.9. gerade in Urlaub und da habe ich es bedauert. Sonst gilt für mich: wenn der kleine Nachrichtenhunger im Urlaub kommt, ist das ein erstes Zeichen von Erholung für mich, dann stille ich ihn eben ohne groß darüber nachzudenken. Ansonsten volle Zustimmung: der letzte Urlaubsabend reicht in der Regel voll und ganz, um sich wieder "einzuschwingen".

Entspannte Grüße von Towe
:)
 
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Besonders schlimm ist es ja in Berlin mit dem "Berliner Fenster" in jeder U-Bahn...

Also, die Berliner Fenster sind ja wenigstens leise. Zur Abschreckung empfehle ich Dir mal einen Aufenthalt in Bangkok. Da kriegste ne Macke! Da gibt es in den U-Bahnhöfen (bzw. das ist keine U-Bahn, sondern so eine hypermoderne Monorail), also da gibt es wirklich alle drei Meter irgendwelche Fernsehmonitore, die Dich zudröhnen. Und nicht nur das, auch noch sprechende Reklameschilder, die auf Sensoren reagieren. Du fährst eine Rolltreppe hoch, und kommst an so einer knallbunten Getränkewerbung vorbei, und urplötzlich blökt dich dieses Schild von der Seite an. In einer Affenlautstärke! Gruselig!

Dagegen ist Berlin wirklich kuschlig (übrigens auch sonst).

Ansonsten besteht meines Erachtens ein Unterschied zwischen bloßem Interesse an Nachrichten und dem zwanghaften Bedürfnis, auf dem neuestem Stand der Dinge zu sein.

Absolut.

Also, ich war sowohl beim Tod von Diana als auch bei den Anschlägen vom 11.9. gerade in Urlaub und da habe ich es bedauert.

Je nun. Ich hatte an beiden Tagen Dienst, und mir hat's gereicht... aber ich weiß was Du meinst. Und ich hatte für den 14.9.2001 einen Urlaubsflug gebucht. So richtig Urlaub war das dann danach auch nicht wirklich.
 
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