"Der Wunsch nach Wort wächst wieder."

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Da könnten vermutlich die meisten Sender einpacken - sicher auch die qualitativ hochwertigen Sender. Da stellt sich die Frage nach der Definition von Qualität.
Was ist für den Hörer Qualität und was macht diese aus? Ich vermute und fürchte, dass Qualität und die Definition dieser genau so vielfältig ist, wie die Menge der befragten Menschen.
Wie soll dann die MA aussehen?
 
Das ganze bleibt Makulatur, so lang es keine Konkurrenz gibt, die es besser macht. So lange wird halt doch der Dudelfunk gehört, wenn die Alternative nur Klassiksender oder Deutschlandfunk lauten. Ich gebe zu, dass ich im Südwesten auch meist SWR1 höre. Aber nicht, weil die so toll sind, sondern weil die anderen noch schlechter sind.
 
Kein Wunder, die Musik ist ja auch großteils für die Tonne.

Ich meine das nicht qualitativ sondern quantitativ und formattechnisch.
 
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Auf einer 7-stündigen Autofahrt gestern abend habe ich mir meine Podcasts aktualisiert und immerhin waren von 10 WDR Hörspielen ganze sechs nach meinem Geschmack. Nun wüsste ich nicht, wann und wo im WDR Hörspiele kommen und wahrscheinlich hätte ich gerade eins derjenigen hören müssen, die mir nicht entsprechen. So aber konnte ich nach kurzer Zeit weiterzappen, wenn es nicht gefiel. Ein Teil der Fahrt wurde dann noch mit der WDR 2 Zugabe versüßt.

Problem bei Wort. Magazin-Wort lässt einen immer ein- und aussteigen. Einschaltprogramme gerade während langer Fahrten sind nur dann gut, wenn man weiß, was kommt. Mit Podcasts kann man da vorbeugen. Höre ich dann eigentlich noch Radio? Im Endeffekt habe ich morgens um drei das Ziel wach und gut unterhalten erreicht, egal ob ich gerade im WDR Gebiet war oder nicht.

Doch eigentlich müsste ich diesen Aufwand gar nicht betreiben, wenn es einen Musikmagazinsender geben würde, quasi ein DLF Corso Format über den Tag. WDR 2 hat das ja immer weiter zurückfahren (müssen) - die Zugabe mit Musik und Satire im Wechsel war genau das Richtige. Ich hätte danach gerne auch noch ein weiteres Magazin konsumiert, musste dann aber wegen der NDR/WDR Nacht wieder podcasten. So haben wir auf der einen Seite die Wortwahl oder die Musik. Und gerade abends stehen DKultur oder Figaro als Magazinradio leider nicht zur Verfügung.

Mehr Wort? Ja, bitte. Es darf aber gern auch noch Musik mit ganzen Titeln dazwischen sein. Denke aber, ich stehe da auf verlorenem Posten. Gerade im Auto wäre das aber die richtige Mischung für mich. Abends zu Hause bevorzuge ich dann Klassikradio als Nebenbeimedium beim Lesen.

P.S.: Caught in the Ad 1 & 2, Panikraum, Fischpiraten und Hollywood Shootout aus dem WDR Hörspielspeicher (http://www1.wdr.de/radio/hoerspielundfeature/hoerspiel/wdr_hoerspielspeicher114_pcp-1.html) waren jeden Eurocent Gebühren wert.
 
Nein! Wir sind schon zwei.
Drei.

Die Frage, ob podcast noch Rundfunk ist, verstehe ich nicht. Natürlich ist es das. Die Downloadzahlen sind bei einigen Sendungen beachtlich. Die Möglichkeit beim WDR, auch Hörspeile und Feature herunterzuladen, ist wirklich großartig, zumindest für die Hörer. Die Aufnahmen aus den verschiedenen Radiorecordern (WDR, SWR und dradio) füllen bei mir inzwischen einen großen Teil meiner zweiten Festplatte. Für lange Autofahrten nehme ich mir immer einige auf einem USB-Stick mit. Das sind nicht nur gute Gelegenheiten, mal länger hinzuhören. Mein Fahrstil ist dann auch etwas entspannter.

Man kann Radio aber auch noch live hören. ;) Hier wurde diskutiert darüber, was Wort eigentlich heißt. Wort ist alles. Eine Diskussionssendung, ein Feature, auch eine musikjournalistisches Sendung. Am Freitagabend hörte ich (beim Kochen) ein großartiges Feature über Neapel (http://www.dradio.de/dlf/sendungen/dasfeature/2272514/), ein wirklich sehr gutes Beispiel, das zeigt, wie innovativ Radio heute noch sein kann und Erzählen im Radio längst nicht am Ende aller Möglichkeiten ist. Zum Abendessen fesselte uns dann eine wirklich gut gemachte Reportage über Singen und Musikerziehung an Berliner Schulen.

Bei solchen Anlässen kommen mir manchmal fast die Tränen vor so viel Schönheit. So etwas kann man fast jeden Tag erleben, wem das aktuelle Programm nicht gefällt, eben per podcast oder Aufnahmen. Darum kann ich das Gejammer nicht so richtig verstehen. Es gibt immer noch extrem gutes Radio, sogar besseres als vor zwanzig Jahren. Man muss nur hinhören.
 
Bei solchen Anlässen kommen mir manchmal fast die Tränen vor so viel Schönheit. So etwas kann man fast jeden Tag erleben, wem das aktuelle Programm nicht gefällt, eben per podcast oder Aufnahmen. Darum kann ich das Gejammer nicht so richtig verstehen. Es gibt immer noch extrem gutes Radio, sogar besseres als vor zwanzig Jahren. Man muss nur hinhören.

Im Grunde genommen stimme ich Dir da zu, aber...
Auf der Arbeit höre ich nebenher Musik aus der Konserve (Easy listening im Handel). Populäre Titel aus den 80ern und diverse Songs aus den aktzuellen Charts respektive die nicht mehr ganz so aktuellen Charts).
Wenn ich dann von der Arbeit komme, bin ich zu müde und zu kaputt, um mich noch auf einen Wortbeitrag mit Anspruch zu konzentrieren.
Das Radio gut gemacht werden kann, daran habe ich genauso wenig Zweifel wie daran, dass es viele spannende Wortbeiträge über die Wellen geschickt werden können.
Aber mbMn. muss man zum genauen Zuhören in der richtigen Stimmung sein. Und ich wage einmal die Prognose, dass wir in einer Zeit leben, in der diese passende Stimmung eine Nummer ziehen und warten muss, bis sie aufgerufen wird :(
 
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Mannis Fan schrieb:Die MA möge mal anstatt zu fragen "welchen Sender kennen Sie/hören Sie - und wann und wie lange?" die Qualitätsfrage stellen: Was gefällt Ihnen am Radioprogramm? Was nicht? Wovon hätten Sie gerne mehr? Wovon weniger? Ich glaube, es gäbe ein böses Erwachen.

Diese Frage stellt die MA nicht, wohl aber die interne Medienforschung der jeweiligen Funkhäuser. Ich glaube Du wärst wirklich enttäuscht, die Zufriedenheitswerte der Sender zu sehen. Die sind nämlich meistens ganz gut. Das gilt für Wort wie Musik. Gerade die Werte im Bereich Information erreichen sogar für Sender wie Big Fm erstaunliche Ausmaße.
Wie kann das sein? Ganz einfach: Ein Hörer hört ein Programm nicht, wenn es ihm nicht gefällt. Er schaltet um.
Also müsste sich die Medienforschung auf die Menschen konzentrieren, die mein Programm nicht mehr hören. Der Grund für die meisten Hörer, ein Programm nicht (mehr) zu hören ist aber die Musik (Haupteinschalt- und Hauptausschaltgrund), nicht das Wort, das wird oft so akzeptiert wie es halt ist, weil es eben auch auf die Hörerwartung der Zielgruppe ausgerichtet ist. Ausnahme: Werbung (Hauptausschaltgrund im Bereich Wort)
Möglicherweise ist der Titel dieses Themas irreführend. Immerhin haben viele große Private wie ÖRs in den vergangenen Jahren die Wortanteile systematisch in die Höhe gefahren (zumindest in der Primetime, häufig 50 bis 60 %) Man müsste also sagen: die Programme haben auf die Lust am Wort bereits reagiert. Nur, was da an "Wort" kommt, hat möglicherweise nichts mit dem zu tun, was sich Manni und Co darunter vorstellen. Lautet die Eingangs Frage aber: Erwartet der Hörer von seinem Lieblings-Radioprogramm in Zukunft mehr, bessere und hintergründigere Informationen? So, fürchte ich, wird die Antwort eher negativ ausfallen. Zumindest im Bereich der massenkompatiblen Programme.
 
TripleX schrieb:
die interne Medienforschung der jeweiligen Funkhäuser

Dir ist aber auch klar, dass in solchen internen Hörerbefragungen ein gutes Stück selbsterfüllende Prophezeiung steckt. Die Methodik zielt bei solchen Befragungen nämlich immer auf Bestätigungsantworten (gerne von 1 bis 5). Dann erhält das eine Programmelement mehr, das andere weniger Bestätigung. Aber echte Ablehnungsoptionen machen solche Befragungen nicht auf. Einfach ausgedrückt: man lügt sich gerne was in die Tasche.
 
Das ist ungefähr die gleiche Krux wie mit den unseeligen Fahrgastzählungen im Personennahverkehr. Da werden nur die Leute gezählt, die den Bus tatsächlich benutzen um dann Fahrten, die nicht genug Auslastung haben einzusparen und den Fahrplan immer weiter einzuschränken.

Auf die Idee zu kommen und zu fragen: "Würden Sie diesen Bus benutzen wenn er an Ihrer Haltestelle fünf Minuten früher abfahren würde?" und dann möglicherweise die total überraschende Antwort zu bekommen: "Ja, dann würde ich ihn täglich benutzen, weil ich dann durch den Fahrplanrhythmus zur passenden Zeit in der Firma wäre und nicht eine halbe Stunde unnütz bis zum Dienstbeginn warten müsste."

Den deutschen Sendern fehlt, im Gegensatz zu z.B. den britischen, das Standing, das sie einmal hatten und die heute nur noch bei Amazon vorkommende Funktion: "Ich habe hier was, das dir gefallen könnte, guck/hör dir das mal an." Und dann auch mal soviel Selbstbewußtsein aufzubringen und Dinge, die nicht gleich am ersten Abend quotenmäßig sowas von durch die Decke schießen, für einen längeren Zeitraum zu senden und dem Publikum die Gelegenheit zu geben sich an neue Dinge zu gewöhnen und die das langfristig sogar mit Spitzenquoten belohnen könnten. Dabei ist natürlich von Sendungen die Rede, die nicht nur der zigste Aufguß eines beim Mitbewerber gerade funktionierenden Konzepts ist.

Und um die Kurve zum Threadtitel wieder zu bekommen. Natürlich kann der "Wunsch nach mehr Wort" auch als einfache Ablehnung der immer gleichen Musik verstanden werden, auch wenn man das als Befragter nicht auf diese Art bewußt formulieren kann.
 
Was nutzt denn mehr Wort, wenn dieses Vergnügen von furchtbarstem Dudel- und Werbeterror begleitet wird? Dann lieber das Original wie DLF, DKultur, WDR V, SWR II, etc...
 
@CelticTiger und andere: Es scheint mir in diesem Faden ein ganz grundsätzliches Mißverständnis zu geben:

"Wort" kann nicht nur die trockene Information im Feature oder ein Hörspiel sein, sondern auch unterhaltende Sendungen mit Moderatoren wie damals™ Elmar Hörig und anderen, deren Art Sendungen zu gestalten in den letzten Jahren immer weiter verbannt wurde und durch die Claim-Aufsager ohne eigenen Witz und Inhalt ersetzt wurden.

Ich hoffe zum Beispiel, dass es in diesem Jahr zu Weihnachten bei BBC Radio 2 wieder Sendungen mit French & Saunders geben wird. Es war im vergangenen Jahr eine wahre Freude zwischen den obligatorischen Weihnachtsliedern den beiden dabei zuzuhören wie sie sich miteinander und ihren Studiogästen unterhielten. Solche Sendungen habe ich im deutschen Radio seit Jahren(!) leider nicht gehört.
 
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@Mannis Fan: Mag sein, dass man sich gerne was in die Tasche lügt. Die mir bekannten internen Befragungen beziehen sich meistens auf das Abfragen von Zustimmungswerten, also: wie wichtig sind Ihnen aktuelle Informationen und wie zufrieden sind Sie diesbezüglich mit Ihrem Programm (2 getrennte Fragen) auf der Skala von 1 bis x. 1 gar nicht zufrieden x sehr zufrieden. Gar nicht zufrieden in einem Bereich der mir sehr wichtig ist, wäre doch eher schlecht und somit eine Ablehnungsoption, oder? Aber klar, kein Mensch hört einen Sender, bei dem ich bei einem mir wichtigen Parameter völlig unzufrieden bin. (Die Ausnahmen tummeln sich dann in diesem Forum) das kann man "in die Tasche Lügen" nennen, nur werden bei solchen internen Auswertungen auch die Konkurrenten einbezogen, und ich bin immer wieder platt, welche Zustimmungs- und Zufriedenheitswerte bestimmte Sender im Bereich Information mit dünnsten Infotainment-Anteilen erreichen können.
Und die eigene Medienforschung hat an solchen Ergebnissen eigentlich kein Interesse.
Aber sicher, einzelne Programmelemente werden eher selten abgeprüft.
 
@CelticTiger

"Wort" kann nicht nur die trockene Information im Feature oder ein Hörspiel sein, sondern auch unterhaltende Sendungen.
Tja, Mainstream-Wortprogramme, womöglich noch unterhaltend, scheinen von den Rundfunkanstalten nicht gewünscht zu sein. Wortprogramme dürfen hier nur kleine Nischen bedienen - abgesehen von kleinen Programminseln wie bei Radio Eins am Sonntagnachmittag oder die Talksendungen bei Fritz... wobei letzterer Sender die wortreichen "Ab 18" und "Ken FM" ja schon vor Langem zugunsten von Musiksendungen gestrichen hat. Ich kann bisher nicht erkennen, dass einem etwaigen Wunsch einer größeren Masse nach mehr Wort entsprochen wird.

Nebenbei bemerkt: „Inhalte werden immer wichtiger, der Musikanteil verringert sich“, dachte schon vor drei Jahren die damalige NRJ-Führungskraft Christophe Montague, nachzulesen hier. Montague ist nicht mehr bei NRJ, "911" und die "Energy-Abendschau" gehören längst der Vergangenheit an, und der Sender wirbt derzeit mit "10 Hits am Stück".
 
Der Grund für die meisten Hörer, ein Programm nicht (mehr) zu hören ist aber die Musik (Haupteinschalt- und Hauptausschaltgrund), nicht das Wort, das wird oft so akzeptiert wie es halt ist, weil es eben auch auf die Hörerwartung der Zielgruppe ausgerichtet ist.

Eben. Wenn der Hörer bei einem Titel das Gesicht verzieht, weil er ihm absolut nicht liegt (nicht seinen bevorzugten Genres entspringt), schaltet er um. Dem nächsten Sender kehrt er nach kurzer Zeit wieder den Rücken - bis er entnervt aufgibt. Ich beschrieb gerade die typische "Autofahrersituation". Am Ende ist es egal, wer laut MA vorne liegt, weil das Radio insgesamt unten durch ist.

Gibt euch das nicht zu denken? Sollte man da nicht an den Stellschrauben drehen, statt an den Symptomen herumzudoktern, bis der Patient tot ist?
 
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