Deutsche Hörfunkakademie macht dicht

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

uBote

Benutzer
Laut Kress schließt die Deutsche Hörfunkakademie in Oberhausen ihre Pforten. Grund ist wohl, dass sie nicht wirtschaftlich war.

Auch wenn ich nie bei einem Seminar in Oberhausen war (immer nur bei anderen), würde ich behaupten, dass die Schließung für die Aus- und Weiterbildung in der deutschen Hörfunklandschaft ein Verlust ist. Oder?
 
AW: Deutsche Hörfunkakademie macht dicht

In der Tat sehr traurig.

Auch, weil vermutlich symptomatisch:
Radiomacher sind nicht gerade die aufgeschlossensten, wenn es um Fortbildung geht, scheint mir - höchstens in technischen Fragen.

Wirklich erschütternd.
 
AW: Deutsche Hörfunkakademie macht dicht

Ist ein Tiefschlag. Aber in Zeiten von voice-tracking und automatisierten Abläufen war es wohl eine Frage der Zeit. Dabei bräuchten eigentlich hunderte, wenn nicht gar tausende von hoffnungsvollen Internetradio-"Moderatoren" mal dringendst eine Nachhilfe ...
 
AW: Deutsche Hörfunkakademie macht dicht

Gelesen. Das der WDR weiterhin auf hohe Ansprüche setzt, ist lobenswert. Liest sich für mich aber so, das man den Schwan erst mal sterben lässt, um dann (mit was, wie, wo, wann ? ...... nirgendwo genauer definiert) irgendwo als Phoenix aus der Asche neue Wege zu bestreiten ?
 
AW: Deutsche Hörfunkakademie macht dicht

Ärgerlich. Die sind/waren wirklich gut; weiß ich aus eigener Erfahrung. Die Entscheidung dürfte vermutlich - wie auch immer - nicht ganz (medien)unpolitisch gewesen sein...... Auf die Zukunft gerichtete Bekundungen aus den bisher beteilgten "Trägern" klingen für mich erstmal wie nette Sonntagsreden. Bei den konkreten "Nachfolge-Ideen" befürchte ich, das jede Seite erstmal wieder ihre eigenen medienpolitischen Ziele durchköcheln wird, und was das dann am Ende wird, wenn es was wird ........
PS - "Wirtschaftlichkeit" ist hier ein signifikantes Stichwort. Die DHA hat nach meinen Erfahrungen immer von den Inhalten her operiert, und das passt z.Zt. ganz schlecht in die gesellschaftliche/politische Stimmung. Es wird nur noch unterstützt, was Geld bringt. In der Betrachtung von Medien als gesellschaftliches Element ein Trauerspiel..... nicht nur in NRW.
 
AW: Deutsche Hörfunkakademie macht dicht

Nein, lieber Funkgeist, es ist lediglich immer so, wie es ist, wenn die öffentliche Hand meint, für gewisse Projekte Geld ausgeben zu müssen. Fakt ist: Es war abzusehen, dass der Markt schrumpfen wird. Schau Dir die Konzentration und die Arbeitsplatzentwicklung an. Natürlich schlägt sich das auch im Bereich der Fortbildung nieder.
 
AW: Deutsche Hörfunkakademie macht dicht

Zum Glück gibt es ja noch ein paar andere Fortbildungsmöglichkeiten in Deutschland (Bayern, Hamburg). Die Angebote der DHA waren wirklich alles andere als "gut". Hatte mehrere besucht und war überwiegend enttäuscht.
 
AW: Deutsche Hörfunkakademie macht dicht

Die Schließung ist tragisch - und zwar in mehrfacher Hinsicht! Zum einen ist es natürlich schade um jede Fort- und Ausbildungseinrichtung die zu macht ... viel schlimmer ist aber, dass jetzt auch die öffentlich rechtliche Abteilung wohl die journalistische Fahne nicht mehr hoch hält. Hatte man da jetzt etwa eine privatfunkliche Erleuchtung? In der Art: "Wozu Journalismus? Es geht doch nur darum Sendeplätze zu füllen!" Und dann setzt man irgendwen ans Mikro der zweieinhalb Sätze geradeaus sprechen kann (Vergleich: Privatradio - nur 1 Satz erforderlich!) Abschließend: Wieder versiegt eine Quelle, die bisher Jungjournalisten mit einem Grundstock an Handwerkszeug versorgt hat - oder mit Fortbildungen für Weiterentwicklungen älterer Kollegen gesorgt hat. Qualität ade! Macht doch alle was ihr wollt - Hauptsache: die Luft scheppert! RISCHTISCH!!!!!
 
AW: Deutsche Hörfunkakademie macht dicht

Der Personalmarkt zum Beispiel. Zum einen durch die Reduzierung der Mitarbeiter, zum anderen durch die Konzentration der Inhalte. Die Entscheidung von Oberhausen war wirklich keine Überraschung. Es ist ja nun beiliebe nicht so, das es keine Aus- und Fortbildungsstätten mehr gibt.
 
AW: Deutsche Hörfunkakademie macht dicht

Bitte Radiohexe, zähl mir doch mal die ganzen Aus- und Fortbildungsstätten auf. So groß ist die Auswahl nicht. Die öffentlich-rechtlichen Sender und eine handvoll großer Privatsender bilden oftmals intern aus. Für den "Rest vom Schützenfest" sieht es dagegen düster aus.
Ich muss groundhog Recht geben, es geht doch im Privatfunk wirklich nur noch darum Sendeplätze zu füllen. Anders ist die derzeit unterirdische Qualität vieler Stationen doch nicht zu erklären. Viele talentierte Nachwuchsleute bekommen einfach keine gescheite Ausbildung mehr, weil es viele Senderchefs auch nicht mehr für wichtig halten. Anstatt auf ihren journalistischen Verstand (falls vorhanden) zu hören, wird sich doch nur noch auf die geistreichen Ideen irgendwelcher hochgelobter Berater verlassen. Und das die nichts vom journalistischen Handwerk verstehen, hören wir gerade im deutschen Radio. Alles klingt gleich, richtige Mikro-Persönlichkeiten gibt es kaum noch....schade !
 
AW: Deutsche Hörfunkakademie macht dicht

Es ist hier vielleicht etwas off-topic, aber ich möchte es gerne als kleinen "Beweisversuch" dafür anführen, dass "Qualität" allen Unkenrufen zum Trotz ihren Wert hat und von den Hörern durchaus respektiert wird:

Unser kleiner Lokalsender, in dessen kleinem Rundfunkrat ich auch ein kleines Sitzchen habe, hat letztens eine spezifische Auswertung seines Programmes bekommen. Die fiel recht gut aus, Akzeptanz und Quote sind landesweit gut mit ganz oben. Bei der Analyse der Hörerbewertungen fiel mir auf, dass grade die lokalen Nachrichten bei den Hörern ganz weit oben im Kurs standen. Die werden, was bei NRW-Lokalstationen keineswegs selbstverständlich ist - bei uns in einem Schichtsystem von frühmorgens halbsieben bis abends halbacht stündlich richtig redaktionell aufbereitet, nach Hörer-Relevanz gefiltert und alles andere als billig-marktschreierisch präsentiert. Auch die Inhalte der eigenen Sendestrecken werden ähnlich redaktionell und personality-unabhängig aufbereitet. So konnte auch z.B. der Weggang einer Star-Moderatorin verkraftet werden, ohne Einbrüche in Qualität und Hörerakzeptanz zu erleben.
Solide Radioarbeit also anstatt simple Show-Formeln aus der Beraterkiste (womit ich übrigens nicht sagen will, alles aus der Ecke sei Bullshit; auch da gibt´s Erkenntnisse, die ja im Grunde oft passen....) .
Dafür gilt der Redaktion plus Leitung mein Respekt und der Erfolg spricht für sich.
Warum nun hier dieses Beispiel: Als Beleg, dass solides Handwerk im klassischen Stil eben doch seinen Wert hat. Übrigens wurde die Schließung der DHA bei diesem Sender auch als sehr ärgerlich wahrgenommen, weil noch weitere Wege zu Einrichtungen in anderen Bundesländern einfach teurer sind, um ähnlich gute Ausbildung zu bekommen......
 
AW: Deutsche Hörfunkakademie macht dicht

Ich hätte da zum Beispiel diese Liste, die nicht einmal vollständig ist:

http://www.journalist.de/downloads/pdf/infos/JournalistenschulenundInstitutederWeiterbildung.pdf

Der Journalist hatte vor Jahren schon auch einen langen Beitrag dazu, dass sich der Markt gesund schrumpfen wird. Und vielleicht mal zwei Worte: Bezeichnender als die (tatsächlich bedauernswerte) Einstellung der DHA für die Qualität des Marktes finde ich, dass hier offenbar in Größenordnung Mitarbeiter der Branche schreiben, die keine Ahnung von den Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung haben. Ich finde es lachhaft allein darauf abzustellen, dass sich die Chefs nicht mehr interessierten. Wie viele von Euch sind denn in den, sagen wir, vergangenen beiden Jahren auf ihre Chefs zugegangen und haben gesagt: "Ich würde gern hier- und dazu mehr wissen, dieses oder jenes Seminar interessiert mich, wie können wir das denn mit der Finanzierung machen?" Nach meiner Erfahrung geht da oft etwas. Und zur Not muss man sich ein-, zweimal im Jahr eben selbst mal ein gutes Seminar leisten. Das ist sogar steuerlich absetzbar. Kommt eben immer auf die Prioritätensetzung an. Oder seid ihr tatsächlich so autoritär eingestellt, dass ihr für alles einen Chef braucht, der Euch in den Hintern tritt?
 
AW: Deutsche Hörfunkakademie macht dicht

Das ist schon mehr als gesundschrumpfen. Als freier Journalist bin ich auf ständige Fortbildung angewiesen und bemüht, mindestens ein mal im Jahr ein solches zu besuchen, mal eine Woche raus aus der Routine. Jahrelang gab es hochwertige Angebote von zahlreichen Veranstaltern. Leider wird es seit einigen Jahren immer schwieriger, gute Seminare zu finden. Es gibt viel für Einsteiger, aber für die konstante Weiterbildung immer weniger. Das liegt meines Erachtens auch an den immer geringer werdenden Zuschüssen, die gute Seminare immer teurer machen. Viele Freien können sich das nicht mehr leisten. Oder sind gezwungen, andere Prioritäten zu setzen: Irgendwann muss man sich dann entscheiden, ob mann sich endlich die seit Jahren notwendigen Genelecs kauft oder sich fürs gleiche Geld fortbildet. Da wählt man dann die Monitore. Insofern ist die Schließung ein Zeichen dafür, wie es um journalistisches Weiterbildung steht.
 
AW: Deutsche Hörfunkakademie macht dicht

in der Liste finde ich - auf den ersten Blick - wenig spezielles für Radio in NRW, und das ist das Ding. Vielleicht ein Zeichen dafür, dass dieses Medium in der Relevanz tatsächlich rückwärts geht. Junge Leute werden aller Orten zu "Medienfachleuten" ausgebildet, aus dem WDR-Umfeld kenne ich eine Äußerung der Richtung "Fernsehen mußt Du mindestens auch drauf haben" und alles, was sich im Internet abspielt, ist sowieso die überall "ganz doll liebgehabte" Zukunft; Kennwort "neue Medien". Scheinbar ist sowas altmodisches wie Rundfunk oder Hörfunk politisch und gesellschaftlich eine Art Nebenstrecke der deutschen Bahn auf dem Weg an die Börse ...... na, dann viel Spaß bei der Ankunft an der Station Wall Street ...... leider hieß die hier untergegangene Einrichtung "Hörfunk-Akademie" ; - wie passend ...... :(

ps - ja, das reine Ton-Medium ist ein Forderndes. Da kann man nicht mal eben ein Bild zu Hilfe nehmen und ganz hip bunte pop-ups bauen. Man kann notfalls künstlich gut gelaunt rumbrüllen ....... Zeitgeist, ick hör dir trappsen. :wall:
 
AW: Deutsche Hörfunkakademie macht dicht

Ich habe sowieso nie verstanden, warum der WDR die DHA mitfinanziert hat. Der WDR hat doch eine eigene große Aus- und Fortbildungsredaktion. Das war wohl eher eine Art Quersubventionierung. Traurig für den Lokalfunk: Viele Neue hätten die Unterstützung durch die DHA sicherlich brauchen können.

Entweder ist das schon der Anfang vom Ende des analogen Lokalfunks, denn eigentlich sollte ja 2015 Schluss sein und danach gibt's dann nach heutigem Technik-Stand nur noch regionale Digitalfrequenzen (dann brauchen wir noch weniger ausgebildete Journalisten) - ODER im nächsten Jahr geht's mit einer neuen Multimedia-Akademie und neuen Trägern irgendwo anders weiter ... Ich bin gespannt, wer da schon in den Startlöchern steht ...
 
AW: Deutsche Hörfunkakademie macht dicht

Liebe radiohexe, was versteckt sich denn hinter der Formulierung "Konzentration der Inhalte"? Nach allem, was ich erlebe, werden Inhalte im (Privat-)Radio nicht konzentriert, sondern entsorgt, weil sie vordergründig mehr Geld kosten als sie bringen. Man konzentriert sich allenfalls auf ein paar Schwerpunkte: Unterhaltung, Spaß und Nachrichten-Simulation. Die Grundfrage lautet: "Was muss ich dem Hörer vorführen, damit er sich gut fühlt?" Da sind Dramaturgie und Action gefragt, mehr nicht.

Natürlich muss man auch den Wortvertretern sagen, dass sie gefälligst um ihre Inhalte kämpfen und nicht über deren Wegfall lamentieren sollen. Aber welche Kampfinstrumente haben die Wortverfechter? Dass sie gut sind? Dass ihren Inhalte total hörerrelevant sind? Um gut zu sein, bedarf es kontinuierlicher Weiterbildung. Wenn ich sehe, was auf dem Weiterbildungsmarkt geboten wird, sehe auch ich viele Einsteigerangebote - die der DHA habe ich vor Jahren selbst genossen, sie haben mir viel gebracht! -, aber wenig, was für erfahrene Radiojournalisten hilfreich ist. Meistens geht es um die "Erweiterung des Arbeitsfeldes", soll heißen Podcast, Video etc. Aber der ausgewiesene Radiojournalist findet ab einer gewissen Erfahrungsstufe kaum noch Angebote, die ihn nach vorne bringen. Entweder man reflektiert seine Arbeit selbst gründlich (und mit anderen) - oder man hat halt Pech gehabt.

Gut zu sein reicht auch längst nicht mehr, weil kein Programmdirektor Dir einen noch so genialen Beitrag abkauft. Denn was hat er strategisch von einem einzelnen guten Beitrag? Nichts. Da muss schon eine Serie her, was bei unklarem Ausgang eine hohe Risikoinvestition des Freien bedeutet. Kann man machen, muss man sich aber auch leisten können.

Die Geschichte von der selbst finanzierten Weiterbildung ist auch interessant. Natürlich, man stelle sich auf die Hinterbeine und starte selbstverantwortlich durch. Ich habe aber auch mehr als einmal erlebt, dass mir eine selbstfinanzierte Weiterbildung durch den PD praktisch verwehrt wurde. Denn am Fortbildungstermin war ich zur Moderation vorgesehen - "und wenn Sie so (wörtlich!:) unzuverlässig einplanbar sind, müssen wir natürlich gucken, inwiefern wir Sie da berücksichtigen können".

Ja, kämpft für Inhalte, seid die Besten, bildet Euch fort! - Aber glaubt nicht, dass Ihr damit Euren Job auch nur ansatzweise sichert.

Schade um die DHA. Sie war meines Erachtens gut. Dass sie wegbricht, ist angesichts ihres Ansehens auch ein bitteres Signal an die Hörfunkaus- und Weiterbildung grundsätzlich, auch wenn ich die wirtschaftlichen Tatsachen nicht in Abrede stellen will. Schön, wenn einige weitermachen wollen.
 
AW: Deutsche Hörfunkakademie macht dicht

Symptomatisch für den Zustand der deutschen Hörfunklandschaft. Die DHA war eine sinnvolle und effektive Einrichtung in NRW, gerade für den Nachwuchs der hier ansässigen Lokalradios. Habe seinerzeit meinen Volokurs dort absolviert, als die DHA noch in Dortmund-Eving ansässig war. Wortradio hat leider in Deutschland so gut wie keinen nennenswerten Stellenwert und im Zuge einer immer stärker werdenden Martktorientierung (auch bei den öffentlich-rechtlichen) wird gar nicht mehr der Versuch unternommen, den Hörergeschmack oder die grundsätzliche Hörereinstellung zu beeinflussen. Man geht einfach den Weg des geringsten Widerstandes ohne auch nur ansatzweise innovativ den Markt beeinflussen zu wollen. In den USA, den Niederlanden und UK wird mit Wortradio richtig Geld verdient und sogar PayRadio-Abos millionenschwer am Markt untergebracht. So etwas läuft letztendlich (auch wenn es hierzulande einige Puristen nicht wahr haben wollen) nur über Qualität UND eine gleichzeitige Marktorientierung. Jawoll...auch das ist tatsächlich machbar. Man muss sich nur trauen. Dudelfunk kann jeder, aber ein spannendes und kommerziell Wortprogramm ist vorstellbar. Das nötige grundlegende Handswerkzeug stellen solche Einrichtungen wie die DHA zur Verfügung. Schade, schade daher, dass sie nicht mehr da sein wird.
P.S.: Natürlich werde ich am 22.11. bei der letztmaligen Ehemaligen-Fete der DHA in Düsseldorf dabei sein!
 
AW: Deutsche Hörfunkakademie macht dicht

Wortradio hat leider in Deutschland so gut wie keinen nennenswerten Stellenwert und im Zuge einer immer stärker werdenden Martktorientierung (auch bei den öffentlich-rechtlichen) wird gar nicht mehr der Versuch unternommen, den Hörergeschmack oder die grundsätzliche Hörereinstellung zu beeinflussen.

Sag mir doch mal, WIE GENAU Du persönlich die grundsätzliche Hörereinstellung beeinflussen willst.....und dazu noch deren Geschmack.....

Würdest Du das wirklich können, wärst Du ein sehr sehr sehr sehr reicher Mensch......:)
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben