Die IP-Radio-MA ist da

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Den meisten hier im Forum dürfte Detektor.fm ein Begriff sein.

Wie wär's denn damit, sich auch mal durchzulesen, worauf man antwortet?

Angesichts dessen, dass Detektor.fm in aller Munde ist

Diese Bemerkung illustriert nun, welche Verzerrung der Wahrnehmung es ist, die solche Diskussionen schon im Ansatz so absurd macht. „In aller Munde“ trifft nämlich nur auf die Kreise der Radiofreaks und des um sich selbst kreisenden Medienzirkus zu.
 
Wie wär's denn damit, sich auch mal durchzulesen, worauf man antwortet?
Ich weiß nicht, was Du mit diesem Einwand bezwecken willst.
Die entsprechenden Fragenkomplexe wurden doch hier benannt:
Dabei geht es hier in diesem Thread um zwei ganz andere Sachen, a) um die IP Radio MA und b) um die von Wellenreiter völlig zurecht angesprochene neue Medienwelt und die Frage was in dieser neuen Medienwelt funktioniert und was nicht.
Ich bin halt auf b) eingegangen, da ich es interessant finde, dass um ein Webradio mit weniger als durchschnittlich 50 Hörern pro Stunde ein derartiger Hype gemacht wird.
In diesem Zusammenhang erlaube ich mir, den entsprechenden Wikipedia-Artikel zu zitieren:
detektor.fm wurde nach 6 Monaten Sendebetrieb mit dem 1. Platz beim bundesweiten NEG Website Award des Bundeswirtschaftsministeriums ausgezeichnet und konnte sich gegen 2400 Einreichungen durchsetzen. Aus der Begründung der Jury: „Diese Kombination aus ‚handverlesener‘ Musik und Information kommt in der Gestaltung der Website sehr gut zum Ausdruck. (…) Die zielgruppenorientierte und überlegte Konzeption der Website sowie die professionelle Umsetzung sind in jeder Hinsicht beispielhaft für die Branche.“

Die Redaktion arbeitet auf Grundlage eines Redaktionskodex, der sich am Deutschen Pressekodex, den BBC Guidelines und dem Reuters Handbook of Journalism orientiert. Es dominieren Audioangebote auf der Webseite, welche unbegrenzt zum Abruf und Download bereitstehen.

Detektor.fm kooperiert mit der taz bei verschiedenen Podiumsdiskussionen sowie mit der Süddeutschen Zeitung, für die der Sender seit April 2010 das renommierte „Streiflicht“ vertont und dem Portal Radio.de, wo der Sender das „Interview der Woche“ stellt. Zur Umsetzung der Idee wurde den Gründern durch das Land Sachsen ein Stipendium aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds zugesprochen. Der Sender will sich langfristig durch Werbeeinnahmen finanzieren. Beiträge von Redakteuren des Berliner Stadtmagazins zitty für detektor.fm werden auf dessen Website zum Abruf bereitgestellt.

2011 war die Website des Senders neben weiteren 24 für den Grimme Online Award in der Kategorie Information nominiert. Im gleichen Jahr wurde detektor.fm vom Medium Magazin auf Platz 9 der besten Redaktionen des Jahres 2011 gewählt. 2012 übergab Robbie Williams mit dem "Deutschen Radiopreis" die bisher renommierteste Auszeichnung für das Programm an die Macher.
Da überhäuft man ein (Web-)Radioprogramm mit allen möglichen Preisen und Auszeichnungen, aber in Wirklichkeit schaltet es kaum jemand ein.

Diese Bemerkung illustriert nun, welche Verzerrung der Wahrnehmung es ist, die solche Diskussionen schon im Ansatz so absurd macht. „In aller Munde“ trifft nämlich nur auf die Kreise der Radiofreaks und des um sich selbst kreisenden Medienzirkus zu.
Dem kann ich offen gestanden noch nicht einmal widersprechen.
 
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Schwer nachzuvollziehen: Als Werbetreibender würde ich sehr wohl wissen wollen, wie viele Hörer ich erreichen kann, denn danach richtet sich halt auch der Preis, den ich für meine Werbung zu zahlen bereit bin: An ein Webradio, das nur mit 20 Hörern zur Primetime aufwarten kann, zahle ich nicht das gleiche, wie an eines, das zur selben Zeit 2000 Hörer erreicht.

Mehr noch: Da ich weiß, dass die Stationsbetreiber IP-Logfiles anlegen können, würde ich sogar darauf bestehen, dass die betreffenden IPs nach Ländern aufgelöst werden, denn was interessieren mich Hörer in den USA, Russland oder Australien, wenn ich meine Produkte oder Dienstleistungen nur in Deutschland anbiete?
Relevant sich ausschließlich deutsche IP-Adressen. Ob jemand bspw. in Südafrika meine Werbung hört, ist mir völlig Wurscht, es sei denn, er hat vor, nach Deutschland zu reisen und käme als potentieller Konsument in Frage.
Das setzt vorraus, dass es hierzulande auch nur ein einziges Programm gibt, dass tatsächlich regelmäßig dreistellige Online-Hörerszahlen in der entsprechenden Zielgruppe erreicht (und nicht nur die technischen Kapazitäten hätte). Keinnst Du ein einziges, wo Du das mit Sicherheit weißt? Ich vermute und behaupte: Nein, und deshalb werden die IP-Logfiles als Betriebsgeheimnis gehütet.

Andererseits, der Betreiber einer Multichannel-Plattform kann sicher ähnlich Google mit Infos über seine Nutzer auch die Werbung ökonomisch adresieren, wenn ein bestimmtes Programm nur 3 Hörer hat. Derartige Plattformbetreiber interessiert die diskutierte MA ebenfalls recht wenig.

Das deckt sich nicht mit meinen Erfahrungen: Ich habe bereits in diversen Büros gearbeitet und festgestellt, dass dort fast immer nur einer der Hitdudler via Internet eingeschaltet wird, der genauso gut auch auf UKW empfangen werden kann.
In Büros, in denen ich tätig war und bin, läuft nirgendwo Radio. Bestenfalls wird das Smartphon mit Kopfhörern genutzt. Da läuft dann aber die eigene Konserve. In der Tat wären Büros tatsächlich der Ort, wo der Internetradio-Empfang der einzig praktikable wäre, da anderes wegen des Störpegels mit billigem Gerät auch den Enpfang eines Hitdudlers über UKW oder DAB+ erschwert. Aber wo das dann administrativ gesperrt wird, fällt auch das aus...
 
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Liebe Leute,

danke für die spannende Diskussion! Ein paar Dinge würde ich gern aus der Sicht von detektor.fm erklären:

1. Unsere Streamadressen werden nicht verschleiert, jeder findet sie hier: http://detektor.fm/programm/
2. Wir haben zwei Streaminganbieter, um Ausfälle und Wartungsphasen abzufangen und einen stabilen Empfang zu garantieren. Deshalb werden Hörer per Zufallsprinzip auf die Streaminganbieter aufgeteilt.
3. Mit den Hörerzahlen gehen wir ebenfalls seit unserem Sendestart transparent um, jeder kann diese auf unserer Seite nachlesen. Die "investigativen" Zahlen sind also für jedermann sichtbar. Bei 60.000 Sessions mit mehr als 60 Sekunden pro Monat kann sich ja jeder ausrechnen, wie viele parallele Hörer es gibt. Wir haben nie behauptet, Antenne Bayern, technobase.fm oder 1Live angreifen zu wollen. Wir sind und bleiben ein hochwertiges Nischenradio, welches in einem regionalen UKW-Markt nicht sinnvoll wäre, deutschlandweit aber durchaus Sinn ergibt.
4. Die erste ma IP Audio bildet eine Testphase (Q4 2013) ab, darin sind bei uns, und möglicherweise auch bei anderen Anbietern, gar nicht alle Streams erfasst worden. Wir unterstützen diese Idee jedoch, weil wir hoffen, dass es eines Tages vergleichbare Zahlen für diesen Markt geben wird. Zahlen, die glaubwürdiger und präziser als die klassische Radio MA sind. Wir wären sehr froh, wenn mehr Sender an dieser Erhebung mitmachen würden.
5. Wir sind zufrieden mit unserem aktuellen Stand. Bei unserem Sendestart haben uns viele versprochen, dass das mit Radio im Internet sowieso alles nichts wird. Heute erreichen wir mit unseren Webstreams ähnlich viele Hörer wie regionale UKW-Marken mit ihrem Livestream. Für uns ein gutes Zwischenergebnis.

Christian
 
Mir gefällt besonders dieser Absatz:

Wir haben nie behauptet, Antenne Bayern, technobase.fm oder 1Live angreifen zu wollen. Wir sind und bleiben ein hochwertiges Nischenradio, welches in einem regionalen UKW-Markt nicht sinnvoll wäre, deutschlandweit aber durchaus Sinn ergibt.

Sehr sympathische Aussage!
Gruß nach Leipzig und Gruß an den Christoph D.

Smile!
 
2. Wir haben zwei Streaminganbieter, um Ausfälle und Wartungsphasen abzufangen und einen stabilen Empfang zu garantieren. Deshalb werden Hörer per Zufallsprinzip auf die Streaminganbieter aufgeteilt.
3. Mit den Hörerzahlen gehen wir ebenfalls seit unserem Sendestart transparent um, jeder kann diese auf unserer Seite nachlesen. Die "investigativen" Zahlen sind also für jedermann sichtbar.
Erstmal finde ich es klasse, dass Du Dich hier zu Wort meldest. :thumbsup:

Bei http://cdn.peoplemesh.net:8000 lassen sich die Gerätezahlen für Außenstehende problemlos einsehen, bei den beiden anderen Adressen (http://detektor.fm/stream/mp3/wort/ und http://detektor.fm/stream/mp3/musik/) ist dies nicht möglich.
Insofern wird zumindest ein Teil der aktuellen Zahlen verborgen.

Ihr habt eine Nische gefunden, um als reiner Webradioveranstalter auf dem Markt zu überleben. Das verdient Respekt.
Neuere Webradios mit einem gewissen qualitativen Anspruch haben dazu i.d.R. keine Chance, da die Konkurrenz in diesem Sektor schlichtweg zu groß geworden ist.
Für Hörer mag Webradio aufgrund der gewaltigen Vielfalt ideal sein, für Newcomer im Radiogeschäft ist das Internet als einziger Verbreitungsweg dagegen inzwischen unbrauchbar geworden.
 
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Die beiden mp3-Streamadressen sind wie erwähnt Sammeladressen. Das war ein Wunsch unserer Hörer, die jeweils nur eine Adresse haben wollten.

Danke für das Lob, das freut mich. Ich denke, es gibt schon noch viele weitere Nischen für Webradios. Aber klar, der Markt konsolidiert sich gerade.
 
Ich denke, es gibt schon noch viele weitere Nischen für Webradios. Aber klar, der Markt konsolidiert sich gerade.

Ja, die Nischen gibt es wirklich! Und wenn Radio auch handwerklich gut gemacht ist, d.h. nicht nur von zwei, drei, vier Leute mit Headsets und Skype-Anbindung, sondern aus einem richtigen Studio, dann kann es funktionieren. Dabei sollte das Radio auch eine Nische bedienen, die sonst nicht bedient wird. Viel Erfolg weiterhin!
 
Das Internet ist gerade für Newcomer der beste Weg, sich bekannt zu machen. Nirgends kann man eine so große Zahl potenzieller Hörer auftreiben wie im Netz. Terrestrische Systeme besitzen gigantische Streuverluste und sind gerade für Nischensender nicht geeignet. Ein Sender wie Detektor.fm kann aber jederzeit neue Zielgruppen durch das hinzuschalten neuer Streams mit weiteren Inhalten und Geschmacksrichtungen erschließen. Das funktioniert weder auf UKW noch auf DAB+.

Das Internet ist im Übrigen auch nicht auf Streams zu beschränken. Eine Sendung kann via Facebook, Twitter, WhatsApp etc. verbreite werden - per Link auf die Datei, und schon hat man schönstes, simples Audio-on-demand.

Der Vorstellungskraft sind keine Grenzen gesetzt, was das Netz angeht. Über UKW und DAB+ wird es eine derartige Differenzierung nie geben können. Dort wird man immer die Masse ansprechen wollen, als das klassische Massenmedium, dass diese Verbreitungswege nun mal darstellen. Wird es sicher auch in Zukunft noch geben, allerdings erkauft mit der bekannten und bewiesenen inhaltlichen Verflachungen, der politischen Einflussnahme bei Sendern und Medienbehörden.
 
Das Internet ist gerade für Newcomer der beste Weg, sich bekannt zu machen. Nirgends kann man eine so große Zahl potenzieller Hörer auftreiben wie im Netz.
Leider gibt es kaum inhaltliche Nischen, die noch nicht gefüllt worden sind.

Wie man mit 10 Hörern ein professionelles, moderiertes Radio refinanzieren kann, hat mir bis heute niemand erklären können.
Gut, ich kenne eine Reihe von Beispielen bei denen das gelingt, aber auch nur dadurch, dass konsequent die aktuellen Hörerzahlen verschleiert werden.

Über UKW und DAB+ wird es eine derartige Differenzierung nie geben können.
Das ist richtig, dennoch glaube ich nicht, dass es im UKW-Bereich und erst recht bei DAB+ zwangsläufig zu "bekannten und bewiesenen inhaltlichen Verflachungen" und "der politischen Einflussnahme bei Sendern und Medienbehörden" kommen muss. Letzteres scheint ein typisch deutsches Phänomen zu sein, denn nirgendwo klingt der terrestrische Rundfunk so grottig wie hierzulande. Man braucht nur in Grenznähe zu leben oder ins Ausland zu reisen und wird feststellen, dass dort ganz andere Standards für die inhaltliche Qualität der Programme in Geltung zu sein scheinen. Glücklicherweise werden die Thesen von Yvonne Malak außerhalb Deutschlands kaum rezipiert.
 
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Bei einer Internetübertragung kann ich die Zahl der einegschalteten Geräte direkt feststellen. Theoretisch zumindest. Ob die übermittelten Zahlen dann effektiv stimmen, ist eine andere Frage. Und ob und wieviele zuhören, weiss ich nicht.
Bei einer terrestrischen Übertragung mittels Funkwellen kann ich überhaupt nicht feststellen, wie viele Geräte eingeschaltet sind und ob überhaupt jemand zuhört. Diese Zahlen sind also Phantasiegebilde, die aus irgendwelchen Stichprobenumfragen hochgerechnet werden. Insofern sind diese Zahlenvergleiche kompletter Datenmüll, der nur irgendwelche Bits verschwendet, die sich nicht dagegen wehren können. q.e.d
 
@Radiocat: Dass meine Betrachtung wegen der eingeschränkten Vergleichbarkeit methodische Unschärfen hat, habe ich selber erwähnt. Insofern will ich gern zugestehen, dass auch die errechneten Ergebnisse nicht bis auf die dritte Stelle hinter dem Komma genau sind. Und das die MA Radio ganz erhebliche Schwächen aufweist, habe ich - neben anderen - schon vor geraumer Zeit näher ausgeführt (http://www.radioszene.de/41877/das-dustere-geheimnis-der-ma.html ).
Deswegen das Instrumentarium der Demoskopie als "kompletten Datenmüll" zu bezeichnen, zeugt entweder von ziemlicher Unkenntnis oder stellt einen eher untauglichen Versuch dar, nicht genehme Ergebnisse und Schlussfolgerungen mit lautem Wortgetöse zu übertönen.
Ob Digitalradio nun eine Marktdurchdringung von 1, 2 oder auch 4 Prozent hat oder Webradio einen Marktanteil von 2,5 oder 3,5 Prozent erreicht, ist von einem wissenschaftlich-methodischen Standpunkt aus sicher von Bedeutung. Dass es sich im Vergleich zur Radio-Nutzung über UKW eher um Randphänomene handelt, ändert sich dadurch nicht.
Ich interessiere mich auch gar nicht für die Debatte über die Radio-Verbreitungswege, sondern dafür, wie Radio das Internet jenseits des Programm-Streamings nutzen kann, um auch in der digitalen Welt für seine Hörer wichtig und attraktiv zu sein. Und da finde ich die meisten Sender-Websites und Radio-Apps unter den Gesichtspunkten Innovation und Interaktion eher enttäuschend. Eine solche Diskussion wäre sicher fruchtbarer als der nächste DAB/Internet/UKW-Streit.
 
Dass es sich im Vergleich zur Radio-Nutzung über UKW eher um Randphänomene handelt, ändert sich dadurch nicht.

Wenn nahezu jeder Deutsche unter dreißig regelmäßig Musik via Youtube, Shoutcast, Spotify, Grooveshark, VEVO, Rdio, Jango, Simfy, Napster, Finetune, Last.fm und anderen Streamingplattformen hört ist das kein Rand-, sondern ein Massenphänomen, vor dem man nicht die Augen verschließen kann. Da mutet es wahrhaft sonderbar an wenn sich ein paar UKW-Granden dazu herablassen die Zugriffszahlen ihrer Webstreams und die einiger unbedeutender Konkurrenten, welche sich freiwillig ihrem starren Reglement unterwerfen, zu ermitteln, während man die dicken Fische einfach ignoriert.

Was kostet es die MA-Statistiker nach den allgemeinen Hörgewohnheiten der Deutschen zu fragen? Die Antworten wären wohl nicht opportun und könnten das Geschäftsmodell Radio in ein schlechtes Licht rücken, man will ja nicht schon wieder an den Zahlen drehen.

Von einer Webanalyse erwartet man nun mal dass sie die tatsächlichen Dimensionen des Nutzerverhaltens ermisst und unvoreingenommen :) bewertet.
 
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@Herr Bunsmann: Erst einmal Danke für die Antwort. Es ist ja nicht selbstverständlich, dass sich hier jemand unter Klarnamen der Debatte stellt. Ich gebe zu: Ich neige hier im Forum bei solchen Sachen auch zur Polemisierung. Um genehme oder nicht genehme Ergebnisse geht es mir aber absolut nicht. Mir macht es nur Angst, mit welcher Naivität vielfach mit Zahlen jongliert wird. Ich will Ihnen nicht unterstellen, das bewusst zu tun...aber ich kenne z.B. Probleme bei Internetzugrifszahlen. Da gibt es z.B. eigene Server in Einrichtungen...sagen wir mal, es ist ein Studentenwohnheim. Das wird Dir dann als "1 Hörer" angezeigt...der ist quasi die ganze Zeit online...es kann keiner dranhängen, oder 200. Du weisst es nicht. Und so summieren sich dann die Ungenauigkeiten. Die Fallzahlen der MA sind wiederum bei lokalen Sendern so gering, dass ihre Aussagekraft oftmals sehr fraglich ist. Mir hatte man mal vor ein paar Jahren erzählt, ich könnte in etwa die Streamhörer mal hundert nehmen, dann hätte ich in etwa die Anzahl der terrestrischen Hörer. Ich habe das schon damals angezweifelt und zu bedenken gegeben, dass das von Uhrzeit und Zielgruppe abhängt. Morgens wird kaum einer per Internet zugeschaltet sein (gut, jetzt mit Aufkommen der Stand-Alone-Webradios schon eher, vor 6-7 Jahren war das noch keine Debatte), am Abend vielleicht bei entsprechenden Sendungen bald so viele wie per UKW.
 
Auf unterschiedlichen Wegen und Kanälen haben mich viele Kommentare und Dikussionsbeiträge zu meiner Kolumne zur MA IP Audio erreicht. Für jede Reaktion - ob kritisch oder zustimmend - möchte ich mich bedanken, zeigt sich doch in der Vielzahl der Reaktionen auch die Relevanz meines Themas. Zu einigen besonders häufigen Anmerkungen möchte ich hier zusammenfassend Stellung nehmen.
Es geht mir nicht darum, die Relevanz von Web-Radio oder auch Streaming-Diensten generell infrage zu stellen oder die Leistungen eines Web-Radio-Vermarkters wie Audimark herabzusetzen. Das alles hat seine Bedeutung, man sollte aber eben auch einen genaueren Blick auf die tatsächlichen Markt- und Nutzungsverhältnisse werfen.
Natürlich - ich habe das ja selber eingeräumt - weist meine Herangehensweise methodische Unschärfen auf, auch alle Hinweise auf die bekannten Schwächen der Radio-MA sind richtig (siehe u.a. auch meine Kolumne http://www.radioszene.de/41877/das-dustere-geheimnis-der-ma.html aus dem Jahre 2012). Und unzweifelhaft kann eine Untersuchung mit so wenigen beteiligten Sendern nur ein erster Hinweis sein.
Aber grundsätzlich vertraue ich seriös erhobenen demoskopischen Ergebnissen am Ende doch mehr als den berüchtigten One-Man-Panels à la "Ich habe aber kein UKW-Radio mehr" oder nicht belegbaren Verallgemeinerungen wie "Alle Deutschen unter 30 nutzen regelmässig YouTube, Spotify und Konsorten". Sonst müsste ich ja auch anfangen, den Bestand an aktiven Radio-Geräten in meiner Familie heranzuziehen (übrigens 5 x UKW, 1 x DAB +, 1 x W-Lan-Radio) oder anzuführen, dass nach Beobachtung an mir selbst Spotify nach einiger Zeit ganz schön öde werden kann und - gemessen an dem, was ich in meinem Social Media-Umfeld beobachte - auch schon mal interessanter war.
Und die Demoskopie zeigt eben ganz deutlich, dass Radio aktuell eben nach wie vor überwiegend UKW-Radio ist und bisher keine adäquate Internet-Strategie gefunden hat (siehe dazu auch nochmals meinen bereits angeführten Beitrag http://www.radioszene.de/66472/radio-apps-die-ungenutzte-chance.html).
Radio wird sich zweifellos - wie schon in der Vergangenheit mehrfach - grundsätzlich erneuern müssen, um auf längere Sicht seinen Platz behaupten zu können. Aber wird diese Zukunft wirklich in journalistischen Nischenformaten und musikspezifischen Einschaltsendungen bestehen? Radio ist von seinem Grundgedanken her gleichzeitig Massenmedium und invidueller Begleiter: Diese beiden Elemente in die Zukunft zu transportieren, ist aus meiner Sicht die Innovationsaufgabe für die Radio-Branche.
 
oder anzuführen, dass nach Beobachtung an mir selbst Spotify nach einiger Zeit ganz schön öde werden kann und - gemessen an dem, was ich in meinem Social Media-Umfeld beobachte - auch schon mal interessanter war...

So sehr ich Ihre wohldurchdachten Beiträge schätze - und ohne Ihnen nahetreten zu wollen - aber wie wenig öde, resp. mitreissend finden Sie eigentlich Angebote wie "Alster Radio", "Radio Hamburg", NDR2...

Ich weiß, man muss zusehen wie man unter den herrschenden, durchweg unerfreulichen Rahmenbedingungen über die Runden kommt.

Radio ist von seinem Grundgedanken her gleichzeitig Massenmedium und invidueller Begleiter: Diese beiden Elemente in die Zukunft zu transportieren, ist aus meiner Sicht die Innovationsaufgabe für die Radio-Branche.

Sehr richtig! Von der musikalischen Seite her betrachtet dürften sich in den meisten deutschen Radiolandschaften nur sehr wenige Menschen individuell angesprochen fühlen... Jazzwellen und Klassiksender nehmen den Hitradios und Oldie-/Dekadenpop-Verwertern keine Hörer weg, also werden sie geduldet.
 
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@ricochet: Auch mit mittlerweile über 2 Jahren Abstand möchte ich mich aus hoffentlich nachvollziehbaren Gründen zum Hamburger Radio-Markt und den dort konkurrierenden Programmen nicht äussern. Vielleicht gibt ja ein kurzer Blick auf mein persönliches Hörverhalten eine Antwort: Zuhause wechsele ich in der Regel zwischen meiner privaten Musiksammlung auf dem I-Pod und wechselnden Internet-Streams. Dazu gehörte eine Zeitlang auch Spotify. Irgendwann wurde mir das Bewerten der Titel zu lästig, andererseits der angebotene Stream im Hinblick auf meinen Musikgeschmack eher ermüdend. Gern höre ich z.B. den Absolut Radio-Stream (nicht das DAB Relax-Programm), allerdings fehlt mir da nach einer Weile die Ansprache. Im Auto wechsele ich zumeist nach 4 - 5 Titeln den Sender, weil spätestens dann eine gewisse Langeweile einsetzt. Wenn die Fahrt länger dauert, nutze ich meist den I-Pod. Ich würde eigentlich ganz gern ein moderiertes Programm hören, aber die Musik-Variation ist mir meistens zu gering. Aber natürlich muss man auch berücksichtigen, dass mein Hörverhalten von "professionellen Deformationen" geprägt und von daher kaum typisch ist.
 
@Ulrich Bunsmann : Lieber Herr Bunsmann, ich habe mich schon vor Jahrzehnten daran gemacht über lange Zeiträume hinweg interessante und liebevoll moderierte, handverlesene und thematisch klar strukturierte Musiksendungen aufzuzeichnen (Deutschland + USA). Daraus erwuchs ein riesiger, weitgehend digitalisierter Musikbestand dem ich mich heute noch gern (wenn auch aus Zeitgründen nur gelegentlich) widme. Autofahrten sind so ein willkomener Anlass, aber auch Zugreisen über längere Distanzen. Dann kann man den hochprofessionell gefahrenen, oft liebevoll von Kennern der Materie moderierten Sendungen seine volle Aufmerksamkeit schenken. Leider sind dermaßen aufwändig vorbereitete Sendungen heute überwiegend aus dem Radioprprogrammen verschwunden und das Eineinhalbformat-Radio ist drauf und dran sich dem strengen Spardiktat folgend selbst zu zerlegen.

Spotify, Jango, Pandora & Co. sind ein unerschöpfliches Füllhorn der Musik und wenn man (als nicht allzu Hitradio-geschädigter Mensch) bereits einen gutausgebildeten Geschmack und spezifische Vorlieben bzw. -kenntnisse mitbringt eine sehr treffsichere Musikquelle, die immer wieder für furiose Neuentdeckungen sorgt und sich dank genauer Eingrenzbarkeit immer an den Maßgaben des eigenen Musikempfindens orientiert. Natürlich kostet das Einüben ein wenig Zeit, aber mit vorgefertigten Playlists und Genre-Kanälen gelingt der Einstieg in die schier unüberschaubaren Datenbanken der Online-Musikdienste doch recht schnell. Und je läger man sich daran versucht umso mehr verfeinert sich der Geschmack - ein Zusatzeffekt, der wiederum in die Empfehlungs-Algorithmen einfließt, die sich aus der sozialen Intelligenz vieler Millionen Nutzer speisen. Leider haben die wenigsten deutschen Radiohörer das nötige Rüstzeug um ausgehend von ihren spärlichen Musikkenntnissen den eigenen Musikgeschmack zu erschließen.

Man kann nur hoffen, dass die kommerziellen Radiomacher bald auf den digitalen Zug aufspringen und den wirtschaftlichen Wert der zielgruppenspezifischen Versorgung erkennen.
 
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