Ein nicht ganz unbekannter Dresdner namens Wolfgang Stumph hat es gestern Abend bei der Riverboat-Talkshow, bei der ich zufällig hängen blieb, sehr schön auf den Punkt gebracht. Das der Rest der Republik und traurigerweise auch der Rest der Welt so auf Dresden schaut, wie es jetzt draufschaut, ist auch ein Werk der Medien. Und dafür sollten sich manche so langsam anfangen zu schämen, allen voran der Stern mit seinem schäbigen Titelbild diese Woche. Ja, es gibt dort Pegida, über die man reden muss. Und ja, im Moment scheint auch eine ganze Menge Anderes in Dresden und Sachsen schief zu laufen. Auch darüber muss man dringend reden. Aber es gibt auch das andere Dresden! Tausende haben am 03.10. dort friedlich den Tag der Einheit gefeiert. Berichtet wurde nur über eine Handvoll Fehlgeleiteter, die bewußt provoziert haben, weil sie genau wußten, dass das für die sensationsgeilen Medien ein gefundenes Fressen ist. Letztes Wochenende hat Dresden mit tausenden Menschen bewiesen, dass es sehr wohl weltoffen und tolerant ist. Wer hat darüber eigentlich berichtet? Wo fand das statt? Es sind vor allem die Medien, die mittlerweile ein solches Zerrbild von Dresden und Sachsen zeichnen, dass man fast meinen könnte der Begriff Dunkeldeutschland wäre noch untertrieben. Pegida und AfD reiben sich derweil die Hände, weil es vor allem die Medien mit ihren reißerischen Schlagzeilen scheinbar tatsächlich zu schaffen scheinen, diese Republik zu spalten. Das schlimme ist, dass das offensichtlich niemand zu merken scheint, allen voran die Medien selbst. Klar, irgendein provokatives und dämliches Statement von Lutz Bachmann verkauft sich hundert mal besser als beispielsweise der weltberühmte Kreuzchor, der auch in diesem Jahr Mitte Dezember wieder ein ziemlich eindrucksvolles und mit großer Sicherheit auch wieder ausverkauftes (Weihnachts-)Konzert im Stadion von Dynamo Dresden geben und dort sehr wohl für Toleranz und Weltoffenheit einstehen wird, zusammen mit tausenden Dresdnern.
Es geht nicht um das Kleinreden des Problems am rechten Rand. Es geht um die Verhältnismäßigkeit der Berichterstattung. Die trägt nämlich ganz erheblich zu diesem suspekten Bild bei, dass manche ausserhalb der Ostländer inzwischen zu haben scheinen. Und man kann das denen noch nicht mal verübeln. Seit Jahr und Tag hat zum Beispiel Dortmund ein nicht unerhebliches Problem mit Rechtsradikalismus, der in Teilen sogar den BVB tangiert. Wer hat eigentlich darüber je berichtet? Wer thematisiert das eigentlich mal?
Ich kenne genug Dresdner, echte und Zugezogene, die sich ganz normal und gefahrlos in dieser Stadt bewegen und mitnichten die Ansichten von Pegida teilen. Das ist das, was mal klar werden müßte. Diese rund 3000 Leute, die da Montag für Montag dem Bachmann hinterher rennen, sind eben nicht Dresden. Und sie stehen auch nicht für Sachsen und Dresden, höchstens für einen minimalen Teil davon.