Eigenwerbung in NRW-Nachrichten

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AW: Eigenwerbung in NRW-Nachrichten

vielleicht ist es an dieser Stelle auch sinnvoll, einmal daran zu erinnern, daß der "Journalist" an sich mal entstanden ist, als - damals nur Zeitungen/Schriften - eine freie, unabhängige Presse angetreten ist, herrschender Macht und/oder Meinung kritisch entgegenzutreten, egal, wer diese Macht wie innehatte.
Stichwort "die dritte Kraft".....
Das bedeutet ja nicht, daß jeder Journalist investigativ Skandale aufdecken muß, aber wer sich so nennt, sollte zumindest nicht als interessenvertretendes Medium für wirtschafts oder polit-Akteure auftreten.
Wer das macht, sollte in der entsprechenden PR-Abteilung sitzen, aber nicht in der Redaktion.....
In einer hochspannenden Mediendiskussion auf WDR 5 wurde dies grade als zukunftsweisende Aufgabe des Journalismus hervorgehoben, das wirtschafts-kritischer Journalismus eine DER Aufgaben seien, die es auszubauen gelte.
Medien haben immer mehr Funktion als nur etwas zu "verkaufen" ...
 
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OnkelOtto schrieb:
Ich finde sowas hochgradig gefährlich, weil die breite Hörermasse irgendwann wirklich nicht mehr entscheiden kann, was tatsächlich wichtig ist. :mad:

das mag ja nun so sein, aber ich finde es eben auch seltsam, dass sich die Welt immer an der gleichen Stelle zu teilen beginnt:

auf der einen Seite der öffentlich-rechtliche Informationsanspruch

auf der anderen Seite die Erkenntnis, wer denn eigentlich den Privatfunk schlussendlich bezahlt.

Natürlich gewinnt ein Sender mit Nachrichtenkompetenz auch Hörer und erweitert damit hoffentlich seinen Hörerkreis und die Werbeeinnahmen und sichert so schließlich auch die Arbeitsplätze im Sender.

Ich finde die Diskussion aber an sich von Grunde auf verlogen. Wer schon mal beim Privatfunk oder auch in einer Zeitungs-Lokalredaktion gearbeitet hat, der muss wissen wissen wissen, dass Realität einfach anders funktioniert.
Jeder, der hier schreibt, würde vermutlich ein anderes Programm machen als jenes, für das er arbeitet. Aber der gute Kompromiss zwischen Urlaub am Meer und Skifahren in den Bergen ist eben nicht Kassel.

Wen das stört, dem bleibt nur der eigene Sender. Und ich ahne, was dann passiert, wenn man sich vor der Aufgabe sieht, ihn zu finanzieren.

Natürlich muss man um Leadzeilen und Inhalte kämpfen, aber man muss sich auch die Frage gefallen lassen, warum denn der ach so ernst genommene Medienkonsument heute schon nicht mehr vermuten würde, dass die Kabel1 Spätnachrichten und das ARD-Nachtmagazin über den gleichen Tag berichten.

Ich jedenfalls bin wirklich froh und glücklich, dass ich 90 Prozent meiner nachrichtlichen Vorstellungen umsetzen kann.

Und ich bin vor Jahren angetreten, Lokalpolitik erklärbar und interessant zu vermitteln. Und ich frage jetzt nicht, warum ich komischerweise meist das verkauft kriege, was unter Buntes/Gesellschaft fällt. Die Mischung macht es nämlich. Wenn einer, der Ideale hat, einfach nur bricht und geht, bewirkt er gar nichts mehr.

Und eines noch: Wenn der Hörer keine Gewinnspiele in den Nachrichten möchte, dann wird er umschalten. Wenn er umschaltet, dann werden das die nächsten Zahlen zeigen. Und was wird dann passieren? Das Spiel ist einfach, die marktwirtschaftlichen Regeln sind es auch. Der Faktor Qualität darf sich doch nicht nur auf die 2:30er-Insel um voll beziehen. Sonst ist der Kampf ohnehin verloren.
 
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Und eines noch: Wenn der Hörer keine Gewinnspiele in den Nachrichten möchte, dann wird er umschalten. Wenn er umschaltet, dann werden das die nächsten Zahlen zeigen. Und was wird dann passieren? Das Spiel ist einfach, die marktwirtschaftlichen Regeln sind es auch.

Nein, das hat nichts mit marktwirtschaftlichen Regeln zu tun. Was ist denn, wenn die Hörer das sogar gut finden? Wer würde nicht lieber in den Nachrichten eine glückliche Autogewinnerin hören, als wieder Bombenanschläge im Irak oder die nächste Rentenkürzung? Aber das kann es doch nicht sein. Nachrichten müssen nunmal seriös sein und auch "wehtun". Die Welt ist nunmal nicht immer eitel Sonnenschein.
 
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Wenn die Hörer das gutfänden, muss man sie dann vor sich selbst schützen?

Ich glaube nicht an das Weltbild, dass Hörer nur das hören wollen, was nicht wehtut. Wenn sie das täten, würde niemand NDRinfo hören und dann wären die Gute-Laune-Morning-Shows auch nicht so umstritten, dann würde keiner Panorama oder Monitor ansehen sondern nur noch LeuteHeute und Explosiv
 
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da stimme ich tweety zu! Journalistische Inhalte bzw. Nachrichten funktionieren nicht nach marktwirtschaftlichen Gesetzen. Gewiß hören wir alle lieber schönen Dingen zu. Aber das wahre Leben ist nun mal nicht so. Sonst würden wir ja bald im Wetterbericht ständig was von prima Ausflugswetter hören - obwohl das offentsichtlich nicht stimmt - man sich aber eben nicht an unbequeme Nachrichten traut.

Nachrichten entwickeln erst ihren Sinn, wenn sie eben neutral und objektiv sind, also frei von verkaufstechnischen Hintergründen. Alles andere ist jetzt nicht zu verfluchen, es gehört eben nur nicht in die Nachrichten.

Als Nachrichtenredakteur selektiert man selbstverständlich, in gewissem Maße auch subjektiv. Aber diese "Gatekeeper" - Funktion ist in der Arbeit eines Journalisten nun mal enthalten. Informationen sammeln, prüfen, aufbereiten sowie verständlich und richtig präsentieren - das macht im Grundprinzip den Journalistenjob aus. Natürlich ist man im realen Leben vielen Zwängen unterworfen, aber trotzdem ist die Verantwortung, für das was ich sage, schreibe und sende immer da.

Das PR Strategen ihre Werbebotschaften natürlich liebend gern im redaktionellen Teil oder sogar in den Nachrichten unterbringen möchten ist schon klar. Hier hat der Hörer oder Leser innerlich das Visier "runtergelassen" und nimmt unvoreingenommener wahr, weil er glaubt, jetzt ist eben nicht WERBUNG.

Warum hören sich sich viele Morgens kurz halt Wetter und Verkehr an? Weil sie die nutzbare Information suchen, und keine versteckte Werbebotschaft. Demnächst wird nach Vorstellungen der PR Strategen dann ein Stau auf Strecke soundso angesagt, der zwar nicht existiert, aber auf der Umleitungsstrecke ist ja das neueröffnete Möbelhaus TRallalla, dessen sensationelles Eröffnungsangebot dann in den Nachrichten noch abgefeiert wird.

Die Vermischung von Programm und Werbung sollte im Prinzip von den jeweiligen Landesmedienanstalten erkannt und abgestellt werden. Dort sitzen allerdings inzwischen fast nur noch mediale Laien ...
 
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SO neu ist das nun wieder auch nicht!

Regelmäßig zu den MA-Ergebnissen gibt's ähnliche Eigenwerbung auch bei 104.6 RTL zu hören. Da ist zwar inhaltlich ein regionaler Bezug (aufgrund des regionalen Ergebnisses) aber die 'Art und Weise', wie die Nachricht dann rübergebracht wird ist doch sehr auf die Eigenwerbung fixiert.

Im TV kommt das übrigens auch vor, sogar im umgedrehten Sinn. Einerseits berichten die Privaten (RTL, SAT1, etc.) über senderinterne Entscheidungen, was allerdings die ÖRs auch machen. Bei den ÖRs - besonders bei der ARD - werden innerhalb der Nachrichtensendungen (Tagesschau / Tagesthemen) gern die negativen Meldungen über die Privaten verwurstet.

Egal wie rum der Hase läuft, das hat nichts mehr mit einer seriösen Berichterstattung zu tun. :confused:
 
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Funkgeist schrieb:
vielleicht ist es an dieser Stelle auch sinnvoll, einmal daran zu erinnern, daß der "Journalist" an sich mal entstanden ist, als - damals nur Zeitungen/Schriften - eine freie, unabhängige Presse angetreten ist, herrschender Macht und/oder Meinung kritisch entgegenzutreten, egal, wer diese Macht wie innehatte.
Stichwort "die dritte Kraft"
Sollte das Stichwort nicht vielmehr "die vierte Gewalt" lauten? :p ;)
 
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