Ein Beitrag mit einem O-Ton-Geber - Ist das ein Beitrag?

Ein Beitrag mit einem O-Ton-Geber ist ein Beitrag:

  • Ja, ist ein Beitrag.

    Stimmen: 2 50,0%
  • Nein, ist kein Beitrag.

    Stimmen: 2 50,0%

  • Umfrageteilnehmer
    4
Status
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WeinRot

Benutzer
Wir haben uns neulich in der Redaktion darüber unterhalten: in der Sendung war ein Beitrag mit nur einem O-Ton-Geber. Wir hatten aber verschiedene Meinungen ob das jetzt ein Beitrag ist oder nicht.
Ich bin der Meinung: Nein. An der Stelle kann ich auch ein Interview machen. Ich finde, Beiträge sollen Emotionen wecken und vermitteln, Menschen zu Wort kommen lassen und Themen von mehreren Seiten beleuchteten. Das wird mit einem O-Ton-Geber schwer.

Wie seht ihr Beitragsmacher das?
 
Ich finde es schon falsch, diese Frage entlang von Formalien zu diskutieren. Braucht ein Beitrag einen, zwei, drei oder wieviel O-Töne? Das ist Quatsch! Die Frage muss lauten: Was wird mitgeteilt? Von mir aus kann der Beitrag jederzeit aus O-Tönen von nur einem O-Ton-Geber bestehen, wenn dieser Eine etwas zu sagen hat. Vielleicht ist es der einzige Überlebende eines Unglücks? Vielleicht ist es jemand, dem eine grandiose Erfindung gelungen ist? Vielleicht ist es der einzige Zeuge eines bestimmten Geschehens?
Ein Beitrag ist dann ein Beitrag, wenn Inhalt drin ist. Leider spielt das als Kriterium immer weniger eine Rolle, so dass Beiträge vorgetäuscht werden, indem man sie mit verschiedenen O-Tönen vollstopft. Aber solange es sich um nichtssagendes Zeugs handelt, hat es die Bezeichnung Beitrag trotzdem nicht verdient. Ganz zu Recht wird sowas in Beraterkreisen deshalb auch gar nicht erst als Beitrag bezeichnet, sondern heißt dort schlicht "Wortanteil".
 
Ganz sicher nennt man einen Beitrag nur mit einem O-Ton-Geber einen Beitrag. Es gibt ja sogar den "Beitrag ohne Einblendungen" (BoE), der ganz ohne O-Ton auskommt und trotzdem Beitrag genannt wird. ;)

Abgesehen davon möchte ich noch zu bedenken geben, dass das Interview nicht automatisch die bessere Alternative zum Beitrag mit einem O-Ton-Geber ist. Von manchen Leuten kommst Du nach einer Stunde Gespräch mit mit zwei, drei guten O-Tönen mit, die auch emotional sind, aber war vielleicht schwach bei der Eklärung von komplizierten Sachverhalten. Manchmal bringt man das besser auf den Punkt, wenn man das im Beitrag selbst macht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist eine formale Frage. Beitrag ist ein Oberbegriff für fast alles. Hier ist offenbar vom "gebauten Beitrag" die Rede, und ja, natürlich kann man den auch nur mit einem Gesprächspartner machen, wenn der Mensch eine solches Eindampfen seiner Aussagen zum Konzentrat hergibt. Das ist eher ein analytischer Beitrag, wenn der gut gemacht ist, ist der sogar besser als ein halbstündiges Interview. Aber natürlich kann man auch ein Interview machen. Das ist formal eben etwas anderes. Ob lieber gebauter Beitrag oder Interview ist eine Geschmacksfrage, auch eine des Senders, ob man so viel Gelaber zulassen soll, denn oft werden Interviewpartner an seltenen Stellen wirklich konkret, weshalb aus solchem Material meiner Ansicht nach viel öfter ein gebauter Beitrag gemacht als das vollständige Interview ausgestrahlt werden sollte. Außerdem hat ein Beitrag ja noch den Reporter oder Erzähler, der in seinem Part auch noch andere Einblicke gibt, den Stand einer Debatte wiedergibt, einordnet. Wie gesagt, ich ziehe das eigentlich vor.

Was der threaderöffner mit Beitrag meint mit Emotionen wecken, unterschiedliche Menschen zu Wort kommen lassen, vielleicht auch Atmosphäre vermitteln, ist auch ein Beitrag, aber kein gebauter, sondern eine Reportage. Das ist einfach etwas anderes. Übrigens ist das auch viel aufwändiger. Wenn Dein Sender das vorzieht, lieber @WeinRot , dann sollte ihm besusst sein, dass ein solcher Mehraufwand auch deutlich höher honoriert werden muss.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist ein Beitrag, aber kein journalistischer. Die Beiträge, die die INSM in den 2000ern u.a. im Programm der BLR und bei einigen Landesweiten platzierte, hatten in der Regel nur einen O-Ton-Geber. Klar, dort ging es auch nicht um Kontroversen, sondern um Verbreitung der INSM-Propaganda.
 
Ich habe mich wohl nicht korrekt geäiußert, ich meinte tatsächlich gebaute Beiträge.

@Beyme: Das lasse ich als Nachrichtenminute durchgehen, bei einem gebauten Beitrag habe ich Bauchschmerzen.

@divy: Wenn ich also einen Beitrag über eine Großübung der Rettungskräfte nach einem Unfall baue, dann ist es als Reporter meine Aufgabe den Hörer zu packen und mit an die Unfallstelle zu stellen. Er muss im Beitrag hören, wie die Übung ablief und welche Emotionen dort im Spiel waren. Ich finde, dass ist (noch) keine Reportage wenn ich aus neutraler Perspektive berichte. Wenn die Ich-Perspektive in den Beitrag findet, dann geht es meiner Meinung nach in Richtung Reportage.
Wenn ich dagegen einen Beitrag über Mönche erstellte, die als eine der ersten in meiner Stadt Flüchtlinge aufgenommen haben, ist der Ordensvorsitzende doch nicht mein einziger Gesprächspartner. Ich kann Flüchtlinge befragen, die Ordensbrüder die sich intensiv um die Flüchtlinge gekpmmert haben, die Stadt... Deswegen kann ich doch die Stimmung transportieren und habe noch keine Reportage.
Vielleicht hast Du ein anderes, besseres Beispiel?

Aber es ist wie mit der Auswahl der O-Töne für den Beitrag, jeder wählt andere aus. Ich bin sicher, wenn ich hier ein Interview mit zwei (!) O-Ton-Gebern oder ein OT-Paket hochlade, bastelt jeder etwas anderes daraus.
 
Ich finde diese Ansicht nach wie vor zu formalistisch.

Natürlich ist es ein journalistisches Prinzip, auch die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen. Aber das muss nun nicht zwinged mit einem O-Ton passieren. Das kann auch der Autor zusammenfassen. So ähnlich hat das @divy ja schon gesagt.

Du legst die Messlatte meiner Meinung nach auch ein wenig hoch, wenn Du sagst, Beiträge sollen Emotionen vermitteln und darum müssen unbedingt emotionale Töne von mehreren Personen rein. Großübung Rettungskräfte bietet sich ja sehr an für viele O-Ton-Schnipsel. Aber es gibt auch weniger emotionale Themen (nimm z.b. "Bankenkritik an neuen gesetzlichen Richtlinien zur Kreditvergabe" - viel Spaß!), bei denen O-Ton-Geber einfach eine andere Rolle haben. Manchmal scheitert es auch schlicht an der Länge des Beitrags.
 
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