Früher war alles besser - stimmt das?

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AW: Früher war alles besser - stimmt das?

Meinen ersten Radiosender den ich gehört habe war SWF 3, dann RTL und BFBS. Früher hab ich Radio hauptsächlich wegen der Moderatoren gehört wie wie Z.B. Frank Laufenberg, Elmar Hörig und Glen Mansell. Heute weiss man ja von vielen Moderatoren nur noch den Vornamen . Und früher hatten die Sendungen auch noch richtige Namen wie z.B. SWF 3 Popschop, Musikbox . Heute heißen die meisten Sendungen am Morgen, am Vormittag usw. oder von 6-10 oder 14-18 Uhr usw.
 
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Fand beide Artikel sehr interessant, Radiokult, bin zwar nach 1972 geboren, allerdings finde ich auch meine Generation noch wieder, in dem Text.

Auch die Kritik zu 1Live fand ich sehr gelungen, die Entwicklung ins teileise lächerliche und langeilige habe ich auch so mitverfolgen können.

Ich würde sagen, es ist garantiert nicht alles besser gewesen "früher", wobei auch noch die Frage zu klären wäre, wann "früher" gewesen ist, aber es gibt viele Punkte, die ich mich 10 und mehr Jahren ans Radio gefesselt hatten, heutzutage hör ich kaum mehr Standardformatradio.
 
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Clausel schrieb:
wobei auch noch die Frage zu klären wäre, wann "früher" gewesen ist...

In der Verklärung der Radio-Vergangenheit war mein "Früher" die Endphase des Frankfurter Weckers (bis ca. 1966), wo mich als Kind die wundersame Live-Atmosphäre und die nach heutigen Gesichtspunkten unglaublich dämlichen Kalauer der Moderatoren faszinierten. In den selben Jahren lief in hr1 nachmittags immer die "Musik zur Kaffeestunde", die u.a. von Fred Metzler moderiert wurde. Dort faszinierten mich die unglaublich dämlichen Kalauer...
Außerdem war ich völlig begeistert von den tiefen, seriösen Stimmen der Nachrichtensprecher, die irgendwie "anders" klangen als die Personen in meinem häuslichen, mainzerisch und thüringisch geprägten Umfeld.
Später, vernünftiger geworden, entdeckte ich Gerd Leienbach auf SWF3, wo mich die unglaublich dämlichen Kalauer...
und natürlich Ferdinand Kellers Musikbox.
Später ging ich selbst zum Radio und machte unglaublich dämliche Kalauer und sprach tief und seriös Nachrichten...Ach ja......
 
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Ich kam aus der Schule, schmiß den Ranzen in die Ecke, schaltete (mein persönliches) Röhrenradio an und freute mich auf Carlo von Tiedemanns unglaublich dämliche Kalauer, die man auch im Osten empfangen konnte- hach, und man kam sich beim Hören so herrlich subversiv vor ...


(Lieber Otto, Deine Kalauer sind übrigens herrlich -und nicht dämlich.)
 
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Ich durfte als Schüler einmal den Frankfurter Wecker, mit Fred Metzler als Moderator, live in unserer Schulturnhalle sehen.

Eins habe ich seit damals festgestellt: "Genießt die Zeit HEUTE, denn in zwanzig Jahren ist es "die gute alte Zeit.""
 
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Hmm "früher" war bei mir so ab 1980, als ich anfing bewusst Radio zu hören.
Als Erstes mußte HR 3 dran glauben später kam dann NDR 2 hinzu. Nachdem es mich nach Berlin verschlagen hatte, entschied ich mich für rias 2, BBC World-German Service und SFB 2 "HeyMusic" zum Mitschneiden. Soweit meine bescheidene Radio-Hör-Karriere. Irgendwann in den 90ern merkte ich dann, daß das Niveau (ÖR und bei den Privaten) irgendwie nach unten abglitt und die Programmschemata war nicht so mein Ding. Auch diese Separierung in "Spartenkanäle" im ÖR und bei den privaten Stationen sagte mir nicht mehr so zu. Entweder passte mir die Musikfarbe, aber die journalistische Qualität war auf der Flucht und umgekehrt. Privatradio habe ich nur in deren Anfangsjahren gehört. Mit der Zeit nervten sie mich mit ihren "geheimnisvollen Geräuschen" oder "verrückten Telefonen". MAL kann man sowas ja machen, aber doch nicht über Jahre. Auch diese aufegsetzte Freundlichkeit/Lustigkeit der "Moderatoren" ist nicht wirklich mein Fall. Heute leihe ich meine Ohren WDR 2, Fritz oder Radio 1. Deren Programme finde ich für mich am ehesten noch hörbar. Btw, wer hat eigentlich mit dieser Unsitte der O-Ton-Nachrichten angefangen? Finde ich irgendwie nicht so gelungen. Ein Nachrichtensprecher tuts doch auch und da muß man nicht noch wen "reinschnippeln".
So gesehen war früher für mich im Radio alles besser.
Vieleicht bin ich doch zu alt für diese schöne neue Radiowelt.
 
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Rias 2 hab ich früher auch über MW gehört. Meine Lieblingssndung war die Diskothek jeden abend von 22-1 Uhr. UInd wegen Bayern 3 mit Gottschalk und Jauch hab ich mir sogar einen Weltenempfänger gekauft mit dem ich Bayern 3 auf Kurzwelle gehört habe.
 
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Wat hätten wir damals nach'm Krieg nich für ein echtes Stück Speck auf'm Trockenbrot gegeben... Und heute? Schneid' doch mal das Fette weg! Ne Ne Ne...
Aber mal im Ernst: Tatsächlich hab ich früher (frühe 80er) wegen spezieller Sendungen von NDR 2 zu Bayern 3 zu RIAS 2 und auch mal zum Osten hin und her gezappt. Allerdings häufig, weil auf ner guten Sendung mitunter allergrößte Grütze folgte. Und bei Lichte betrachtet waren viele der damaligen "Gut"-Sendungen auch nicht besser als das, was heute eben 24 Stunden lang auf 10 verschiedenen empfangbaren Sendern läuft. Mitunter sogar nur das geringste Übel. Verglichen mit dem Radio von damals hat der Hörer heute vielleicht nur deshalb häufig Magenkrämpfe, weil es "schon wieder Räucheraal gibt"...
 
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Also, wenn ich mal zurück denke, dann habe ich so zwischen 15 und 25 durch häufigere Ortswechsel längere Zeit regelmäßig gehört:
Europawelle Saar, SWF3, Bayern 3, Südfunk 3, Ö3, hr3, afn, BFBS, wdr2 und ndr 2. Das war dann so die Zeit Ende der 70ger bis Ende der 80ger Jahre.
Sehr positiv finde ich in der Rückschau, dass jede dieser Wellen sich sehr deutlich von jeder anderen unterschieden hat. Ich wusste eigentlich immer sofort, wo ich rein radiotechnisch gerade war.
Die beste Musik (so nach meinem Geschmack natürlich) haben SWF 3 und BFBS gespielt, Ö 3 war irgendwie flotter und witziger als Bayern 3, die Europawelle hatte abends spannende Magazinsendungen, hr 3 hat(te) Werner Reinke, Hallo Ü-Wagen und das Mittagsmagazin waren bei wdr 2 für mich große journalistische Vorbilder und der afn hatte eben die American Top 40 und Wolfman Jack. Südfunk 3 habe ich einfach bewundert für den Mut und die große Leidenschaft, mit denen die Schwaben gegen die übermächtige Konkurrenz aus Baden angesendet haben. So, war das jetzt alles besser als heute? Irgendwie war mehr los im Äther. Ja, es gab mehr Abwechslung. Wenn das ein Wert an und für sich ist, dann war früher einiges besser.
 
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Früher war Radio sicher nicht besser und ich meine damit meine Radiozeit von Mitte der 60er Jahre bis Ende der 80er Jahre, als die Privaten anfingen zu senden. Die "Bravo-Musicbox" mit Frank Elstner war nur auf Mittelwelle und mit Schwankungen zu empfangen, BFBS brachte wöchentlich die "Top 20 Show" (später Top 40), Samstags die "Saturday-Show" und in den 70er Jahren die "John Peel-Show",
aber richtig gut zu empfangen war der Sender hier in Hannover nicht. Samstag Mittag kam auf Hansawelle Bremen "Hitline International" mit Christian Günther. Samstag Abend (oder am Sonntag) hörte ich die "Internationale Hitparade" mit Wolf Dieter Stubel. auf NDR 2. Später dann die "Radiothek" auf WDR, "Pop Non Stop" auf NDR 2 (eine der besten Sendungen der 70er Jahre, wie ich finde) und dann...kam FFN. Der Sender hat Hits gemacht. Völlig unbekannte Künstler, abseits der Top 100 binden auch Hörer, das hat FFN bewiesen, dazu tolle Comedy und Ecki Stieg am Sonntag. Der Sender Antenne war schon immer ohne Ecken und Kanten, so wie: "Lieber Onkel Bill", "Bonanza" oder "Flipper". Das hat sich ja bis heute nicht geändert: Händeschütteln, sich in Fahrgeschäfte auf Schützenfesten trauen (und das dann den Hörern Freitags live als Nervenkitzel anzudrehen), nein bei Antenne hat sich nichts geändert.
Mit der Formatierung hat FFN in den 90er Jahren seine guten Moderatoren, die tolle Musik (und auch ein malerisch gelegenes Funkhaus in Isernhagen abgegeben) und das völlig ohne Not, die Hörer waren doch da.
Fazit: Radio war für mich früher nicht besser, Ende der 80er Jahre bis Mitte der 90er Jahre war Radio hier im Norden Klasse, ohne Einschränkungen.
2006 ist die UKW-Radiolandschaft für mich uninterressant. Man verpasst ja auch nichts wenn man einen Tag nicht einschaltet, außer vielleicht das Geschrei von Lennert im Fahrgeschäft, wer es braucht. Bei der Musikauswahl gibt es bei unseren Sendern hier keine Überraschungen, nichts also was man vermißt. Alles schön verträglich und Weichspülrund.
Ich bin kein Retro-Romantiker, eine "...gute alte Zeit..." hat es nie gegeben. Verbesserungsvorschläge wurden hier zahlreich abgegeben, bei den Sendern fruchtet es nicht. Vielleicht mal interressant für die Werbetreibenden : Ich kann mich an keine einzige Werbeschaltung îm letzten halben Jahr erinnern, weder bei Antenne, noch FFN oder Radio 21. (Die psychologischen Berater der Sender kommen natürlich wieder mit den Botschaften das sich Werbung im Unterbewußtsein des Käufers verankert und beim Einkauf die Kaufentscheidung beinflusst).Das ist Blabla.
 
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Nein, früher war nicht alles besser. Aber es gab, verglichen mit heute, nicht so viel schrottige Unterhaltungsprogramme.

In Mönchengladbach war die Situation ungefähr die folgende:

Radio Luxemburg dominierte die Radioempfänger. Im Sommer schallte aus jedem zweiten Gerät das Luxemburger Programm. Aus geöffneten Fenstern, Gärten und Autoradios war RTL überall präsent.
RTL setzte damals auf Personality, viel Hörerbeteiligung und einem Mix aus deutschen Schlagern und internationen Hits, letztere waren vermehrt nachmittags und abends zu hören.
In den 70ern und 80ern gab es mehrere Informationsoffensiven, in Form von mehrstündigen Magazinsendungen oder bis zu 15minütigen Nachrichtenmagazinen.

SWF3 war im Südwesten die Quelle für vielfältige moderne Musik, durchsetzt mit kurzen (musik-) journalistischen Beiträgen. Der Ablauf der Sendungen war streng formatiert.

Auch SWF 1 machte Radio Luxemburg Konkurrenz, insbesondere mit der morgendlichen, auf Hörerbteiligung setzenden Sendung "Gute Laune aus Südwest" (u.a. mit Siggi Harreis). Zwar nicht so locker wie RTL, aber trotzdem sehr unterhaltsam.

Was im deutschsprachigen Radio auf UKW dringend fehlte, war ein ausschliesslich peppiges Top 40-Format für junge Leute. Das lieferte, wenn auch nur tage- bzw. stundenweise, Radio Veronica, ein Anbieter auf der dritten ör Kette in den Niederlanden. Da konnte man schon sehr früh ein "fettes" Signal sowie DJs und Jingles wie in den USA bestaunen. Veronica war äusserst professionell. Aus dem Autoradio der Hörer unter 30 schallte auffällig oft Veronica.
(Heute ist Veronica wieder als Privater aktiv und bringt die Musik, mit der die Station damals Erfolg hatte; also die 80er und 90er. Die Jingles ähneln in der Machart den damaligen und sind auch immer noch sehr sehr geil!)

Der WDR war stinklangweilig und hatte seinen Marktanteil, für alle Wellen zusammen gerade mal bei knapp 50%, mehrheitlich seiner frequenzbedingten Omnipotenz zu verdanken.

Fazit: Unterhaltendes Radio war früher etwas weniger, aber das Wenigere war qualitativ oft besser.
Heute brauche ich eine Satellitenanlage und viel mehr Sender, um ähnlich viele qualitative Sendungen zu finden.
 
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Tom2000 schrieb:
Nein, früher war nicht alles besser. Aber es gab, verglichen mit heute, nicht so viel schrottige Unterhaltungsprogramme.

In Mönchengladbach war die Situation ungefähr die folgende:

Radio Luxemburg dominierte die Radioempfänger. Im Sommer schallte aus jedem zweiten Gerät das Luxemburger Programm. Aus geöffneten Fenstern, Gärten und Autoradios war RTL überall präsent.....

grundsätzlich ist dieser fakt nicht abzustreiten.....auch wenn ich zur damaligen zeit nicht zugegen sein konnte.
aber in berlin war es ähnlich mit rias2.
wo man hinkam, wo man radio hörte, rias2.....und wenn das publikum etwas gesetzter war, rias1.

dann kam 100,6 als grosser privater player daher und war neu, seltsam, anders....und mit viel neugier hörten die leute zu.

....dann kam der inflationäre wust von vielen anderen sendern.....
und der aha-effekt wurde bei jeder neueröffnung immer kleiner.....
es interessierte die leute einfach nicht mehr so....

beim fernsehen ist der verfall ähnlich.....immer mehr sender erzeugen immer mehr frust der rezipienten...."im fernsehen kommt heute abend nur käse"
....und das bei zig empfangbaren programmen.

der stellenwert von radio ist nicht nur durch die "vielfalt" verloren gegangen, sondern auch durch eine von medien total durchsetzte welt, wo radio immer mehr an den rand gedrängt wird.....und sich irgendwie neu positionieren muss.

durch die in de bevölkerung zweifellos vorhandene gleichgültigkeit gegenüber fast allen belangen des lebens und der immer kleiner werdenden schar treuer hörer(die wissen, was sie hören) wird es immer schwieriger, eine nische zu finden, wo man mit erfolg senden kann.
durch das geringe unternehmerische risiko, welches auch in allen anderen bereichen des lebens zu finden ist, setzt man eben auch vorhandene erfolgreiche konzepte und hat bei konsequenter umsetzung auch einen gewissen erfolg.
wie lange der anhält und wie gut man bindung zum hörer finden kann, steht auf einem anderen blatt.
das man es dabei nicht allen recht machen kann, liegt auf der hand.

kritik hin, schlechtreden her.....die vielen zwänge, die man als betreiber eines radiosenders hat (egal, ob privat oder öffi), lassen nicht sehr viel spielraum für ein programm.
 
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zitat_brecht.jpg
 
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Ich kann auch nur für NRW sprechen. Früher (80er Jahre) gab es hier RTL, 3 WDR-Programme, BFBS und das was noch aus RP reinstrahlte, vornehmlich SWF 3.

RTL war deutlich besser, als es das heutige RAdio NRW ist. Die WDR-Wellen haben sich im großen und ganzen kaum verändert und sind heute größtenteils noch genauso langweilig wie damals. SWF 3 war deutlich besser, als das heutige SWR 3. Eigentlich verbietet sich ein Vergleich geradezu, weil es eine Beleidigung des damaligen Programms ist. Später kam dann auch noch RPR dazu. Die waren in der Anfangszeit auch noch deutlich besser, als die heutige seelenlose "Hit-Abspielstation".

Also für NRW kann ich sagen, früher war es tatsächlich besser. Das Niveau in den letzten 20 Jahren ist deutlich schlechter, als besser geworden.
 
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Bei 1live? Da soll wohl ein gewisser Podolski hin und wieder über ihn sinnieren... ;) :D
 
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Danke, Radiokult! Dann kann ich ja den Vorhang zuziehen. Keine Frage ist mehr offen :D
 
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Mein bewusstes Radiohören fing bei WDR2 an.
Dann ging es weiter mit NDR2 und SWF3 über Satellit.
Dann kam Radio NRW.
Was NDR2, SWF3 und Radio NRW angeht, war früher vieles besser.
SWR3 höre ich heute nur noch sporadisch.
Ich finde das Programm sehr flach. Leider.
 
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Lieber Onkel, Brecht hat tatsächlich eine Radiotheorie geschrieben, all welche in seinen gesammelten Werken vorhanden sein müsste und da steht das alles drin!
Gruß aus Saarbrücken
 
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