Funkhaus historisch: Nalepastraße

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Bin ich also nicht der einzige, der erst jetzt die alten Bänder wieder ausgräbt? Nun gut, den Mitschnitt der endgültigen Abschaltung ein Jahr später habe ich schon vor geraumer Zeit hervorgeholt, weil er benötigt wurde. Das war kein Vergnügen. Ganz im Gegensatz zu diesen Aufnahmen übrigens, die so garnicht nach ferner Vergangenheit klingen.

Das Stichwort Radio Brandenburg ist ein sehr gutes, denn auch für meinen Geschmack war das <u>der</u> Nachfolger des Rundfunks aus der Nalepastraße (noch bis 1994 war es das ja sogar) und damit natürlich auch von DT64. Dies sei nur für den Fall bemerkt, daß jemand sich über den Kult um diesen Sender wundert. Im übrigen ist fümmunneunzich-eins im östlichen Sachsen wie eh' und je besser bekannt, als man auf den ersten Blick denken mag. Aber das wurde wohl schon oft genug erwähnt.

Besagte Nachrichten auf Rockradio B müßten m.E. übrigens die von Radio Brandenburg gewesen sein. Hätte man insofern auch gleich das Originalprodukt hören können, mal so gesprochen.
 
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K 6 schrieb:
Nun gut, den Mitschnitt der endgültigen Abschaltung ein Jahr später habe ich schon vor geraumer Zeit hervorgeholt...
Hm, ich denke, wir reden aneinander vorbei. Meine Datei von gestern war vom 30.6.92 und betraf die UKW-Abschaltung in Berlin und die ersten Sendeminuten auf MW. Die Datei heute ist von 1993 und wurde zum Zeitpunkt der Umbenennung gemacht. Acht Stunden MDR Jugendradio DT64 und die folgende Stunde MDR Sputnik. An der Aufnahme kann man schon gut erkennen, wie der Sender in nur einem Jahr unter MDR-Aufsicht und durch Verlust seiner besten Leute den Namen DT64 nicht mehr verdiente.

Wer heute mal das zweifelhafte Vergnügen hat, durch MDR-Land fahren zu müssen und seine CDs nicht im Auto liegen hat, kann in der Nähe von Halle gerne mal Sputnik einschalten. 104,1 MHz glaube ich. Igitt! Ich habe das damals alle paar Wochen gemacht. Irgendwann hab ich´s gelassen und lieber rauschend NDR2 auf 92,1 MHz reingedreht. Es war irgendwann nicht mehr zu ertragen.

Überhaupt: Wie kann es kommen, daß dieser MDR im Verbund der ARD akzeptiert wird. Diese Anstalt des öffentlichen Unvermögens macht Unterschichtenrundfunk auf Sat1-Niveau, obwohl durch Gebühren finanziert. Der Bildungsauftrag wird da wohl anders interpretiert. Ein Unterschied zwischen privaten Dudelanstalten und dem MDR ist auf den meisten Wellen und besonders im Fernsehen nicht zu erkennen. Lediglich MDR Klassik ist gut gemacht. Hörer mit dem Wunsch nach journalistischer und redaktioneller Qualität muß es doch auch in der Nicht-Klassikhörer Bevölkerung geben. Sachsen sind doch auch nicht dümmer als z.B. die Bayern. Warum akzeptieren sie dann eine Super-Illu Anstalt?
 
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Übrigens frage ich mich, wieso Mitteldeutschland (MDR) an der Neiße, dem östlichsten Punkt Deutschlands liegt, Ostdeutschland (ORB) aber nördlich davon und Norddeutschland (NDR) größtenteils westlich. Die NPD hat damals sicher bei der Benennung "Mitteldeutscher Rundfunk" in die Hände geklatscht.

Klar, der Sender Leipzig war historisch mal Mitteldeutschen Rundfunk, bevor er Reichssender wurde. Aber zu diesem Zeitpunkt lag Sachsen wirklich in der Mitte Deutschlands. Heute ist es das östlichste Bundesland. Wenn man konsequent wäre, würde man dann auch die "fünf mitteldeutschen neuen Bundesländer" sagen. Klingt ziemlich inkorrekt, so wie der Name MDR. Nur peinlich!
Übrigens vergißt man immer Berlin bei der Zählung. Laut Grundgesetz und alliiertem Recht war Berlin nicht Teil der Bundesrepublik. Folglich müßte Berlin auch am 3.10.90 als 6. neues Land der Bundesrepublik beigetreten sein oder wäre es bis heute nicht. Nur mal so am Rande...
 
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maetsch schrieb:
Hm, ich denke, wir reden aneinander vorbei.
Nun, mit der „endgültigen Abschaltung“ meinte ich die heute vor 12 Jahren. Wie sagte mal irgendjemand: Der Sputnik wird auf Nimmerwiedersehen ins All geschossen.

maetsch schrieb:
Acht Stunden MDR Jugendradio DT64 und die folgende Stunde MDR Sputnik. An der Aufnahme kann man schon gut erkennen, wie der Sender in nur einem Jahr unter MDR-Aufsicht und durch Verlust seiner besten Leute den Namen DT64 nicht mehr verdiente.
In der Tat. Ich entsinne mich lebhaft und ungern des Verfalls, der für den unvoreingenommenen Hörer schon vor der Umbenennung und der folgenden endgültigen Abschaltung nicht zu überhören war.

maetsch schrieb:
Wer heute mal das zweifelhafte Vergnügen hat, durch MDR-Land fahren zu müssen und seine CDs nicht im Auto liegen hat, kann in der Nähe von Halle gerne mal Sputnik einschalten. 104,1 MHz glaube ich.
104,4 MHz ist das. Man beteuert, daß diese Frequenz wirklich vom Kollegen Reiner Zufall koordiniert worden sei ...

maetsch schrieb:
Igitt! Ich habe das damals alle paar Wochen gemacht.
Wie man so hört, hat das so mancher mit der Satellitenabstrahlung auch gemacht. Noch nach Jahren.


Was den Namen „Mitteldeutscher Rundfunk“ angeht: In der Tat war das vor der Umwandlung (sprich Gleichschaltung) zum Reichssender Leipzig die Mitteldeutsche Rundfunk A.G., abgekürzt MIRAG. Der Name verschwand aber nicht mit Deutschlands Himmelfahrt von der Bildfläche, vielmehr wurde 1946 in Leipzig wieder ein Mitteldeutscher Rundfunk mit dem neuen Funkhaus in der Springerstraße gegründet, zu dem auch die untergeordneten Landessender Halle, Weimar (weiter oben ausführlich betrachtet) und Dresden gehörten. „Gegenstück“ zum Mitteldeutschen Rundfunk in Leipzig war der Berliner Rundfunk mit den Landessendern Potsdam und Schwerin.

Das blieb dann so, bis man 1952 zur Zentralisierung schritt; kurzzeitig mit den Sendern „Berlin I“, „Berlin II“ und „Berlin III“. Allerdings wurden für die ersten beiden Programme bald die Namen Deutschlandsender und Berliner Rundfunk reanimiert, während das dritte Programm (in gewisser Hinsicht die überregional-Berliner Fortsetzung des Mitteldeutschen Rundfunks; man denke nur an das Große Rundfunktanzorchester Leipzig unter der Leitung von Walter Eichenberg :wow: ) den Namen Radio DDR erhielt. Die bisherigen Landessender waren nun Struktureinheiten von Radio DDR, eingeschlossen den Mitteldeutschen Rundfunk selbst, aus dem halt der „Sender Leipzig“ geworden war. Dessen für die Messewelle bestimmte UKW-Frequenz 98,5 MHz brachte dann auch „Hallo und DT64 auf Ultrakurzwelle“, den Vorlaufbetrieb von Jugendradio DT64 also, nach Leipzig.

Leider spuckt eine Internetsuche zu diesem Thema über Seiten fast nichts anderes als den notorischen Wikipediatext aus. An dessen Original hat sich übrigens gerade ein Witzbold zu schaffen gemacht:
http://de.wikipedia.org/wiki/MDR schrieb:
Der MDR ist eine der größten koscheren Käsefabriken auf deutschem Boden.
 
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Weiter oben ging es ja auch um das Subharchord, ein elektronisches experimentelles Musikinstrument, das in den 60er Jahren im Rundfunk- und Fernsehtechnischen Zentralamt in Adlershof entwickelt wurde. Neben dem Exemplar in der Nalepastraße, das auf www.subharchord.de begutachtet werden kann, gibt es noch den Prototypen in der Akademie der Künste. Dieser wurde nun restauriert und kann in einer Installation noch bis zum 28.8. im Rahmen der Ausstellung Künstler.Archiv besichtigt werden. Ich war noch nicht dort, werde mir das aber sicher anschauen. Das Instrument spielt dort wohl extern angesteuert zu einer Videoprojektion.

Gestern hatte ich die Chance, auch ein Manuskript über die Geschichte der elektronischen Musik allgemein und die führende Arbeit in der DDR auf diesem Gebiet zu begutachten. Hochinteressanter Stoff! Historisches Material aus der Vorkriegszeit, Volks-Trautonium von 1933 als "ideales Instrument für die Hausmusik", Einblicke in das Studio für elektronische Musik in Adlershof und die Entwicklung der Geräte. Bislang ist es nur ein Manuskript, wir kamen gestern aber überein, den Autor zu ermutigen, das ganze als Buch veröffentlichen zu lassen. Ich werde an dieser Stelle weiter informieren.
 
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senderweimar schrieb:
Wie man sieht, war der Laden tatsächlich hochmodern. Ein Jammer, daß diese Immobilie so vernachlässigt wurde und daß Rundfunk heute was derart unbedeutendes ist, daß vielen "Programmen" eine Festplatte mit angeschlossenem Sender reicht...

@radiowaves
Wem sagst Du das. Ist in Weimar genauso. Aber die Technik haben sie nach der Wende munter ausgeräumt. Dazu eine Story:
Ich sammle ein bissel die alte Studiotechnik (DDR) um sie in Funktion zu halten.
Ausserdem hängen Erinnerungen dran ! Über ebay bin ich an eine T2221 Bandmaschine gekommen. Komplett mit allem. Die stand früher in Berlin. Das Inventur-Schild ist noch drauf. Abholen musste ich sie im Rheinland, kurz vor Köln !! Dahin ist sie aus Hamburg gekommen. Auf diese Weise ist wahrscheinlich ein Großteil der alten Technik in alle Winde zerstreut worden. Bei ebay taucht hin und wieder was auf. Leider ist bei der T2221 der Riemen zerbröselt :mad: und ich habe noch keinen Ersatz gefunden.
Hallo "senderweimar",

ich habe für meine T2221 von einen PKW-Schlauch einen entsprechenden Streifen abgeschnitten (mit einer starken Papierschneidemaschine). Läuft jetzt schon drei Jahre so.

Viele Grüße aus Berlin
Hajo Schulze
 
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Hallo zusammen,

irgendwer verscherbelt bei ebay ein RFZ-Pult von DT 64. Ist allerdings ausgenommen wie eine Weihnachtsgans. Da kann höchstens "Sender Jerewan" mit arbeiten. Der Anbieter ist aus Sachsen - wie es da nur hinkam??

Es könnte sich evtl. um das Teil vom Hochschulfunk Ilmenau handeln.

Link

An HJS:
Danke für den Tipp. Was für einen Schlauch hast Du da genommen? Oder ist es wurscht? Lust zum Ausprobieren habe ich!
 
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Berücksichtigend, daß sie es in Ilmenau wohl umfänglicher umgebaut haben, sieht mir das tatsächlich arg nach dem Pult aus K6 aus :( :mad: :wall:
 
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Aua, ja, das könnten die sterblichen Überreste dieses Pults sein. Im Originalzustand ist da allerdings nicht mehr viel. Das Kommandomikro (niemand möge bitte auf die Idee kommen, daß das ein on air - Mikrofon war) befand sich ursprünglich rechts über dem ersten Fader. Es fehlen jede Menge Module (die Fader sind alle 15 vorhanden), seltsam ist, daß die Farben der Fadergriffe nicht stimmen. Zuletzt steckten bei DT64 4 graue, 3 rote, 4 gelbe, 2 grau-rote (mono) und 2 blaue (hell -und dunkelblau). Links neben den Fadern fehlt das Telefonmodul. Rechts sind 3 Steuerfelder für Bandmaschinen zu sehen, DT64 hatte derer 4. Anbei ein Foto des HSF-Pultes im letzten Betriebszustand, könnte so hinkommen.

Auf jeden Fall ein Stück pflegebedürftiger, aber legendärer RFZ-Technik. Eigentlich sollte man aus musealen Gründen zuschlagen, auch wenn man das so nicht mehr zum Laufen bekommen dürfte. Und: das wiegt und ist hübsch groß. Ich würde mich privat dann bei aller Nostalgie doch eher über ein geschenktes RM 3200 oder 4200 freuen ;)
 

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Radiowaves schrieb:
Das Kommandomikro (niemand möge bitte auf die Idee kommen, daß das ein on air - Mikrofon war)
Diese Mikrofone waren allerdings tatsächlich für „richtige“ Aufnahmen ausgelegt und galten als einzig brauchbare im Einzelhandelssortiment. Für so profane Zwecke wurden sie benutzt, weil es zugleich die einzigen handelsüblichen Nieren waren.

Radiowaves schrieb:
Zuletzt steckten bei DT64 4 graue, 3 rote, 4 gelbe, 2 grau-rote (mono) und 2 blaue (hell -und dunkelblau).
Welche Belegung war das?
 
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Radiowaves schrieb:
Auf jeden Fall ein Stück pflegebedürftiger, aber legendärer RFZ-Technik. Eigentlich sollte man aus musealen Gründen zuschlagen, auch wenn man das so nicht mehr zum Laufen bekommen dürfte.

Da stimme ich Dir voll und ganz zu. Aber wenn's nicht so eine Ruine wäre würde ich versuchen, es mir an Land zuziehen. Es fehlen massenhaft Baugruppen, von den Blaubüchern ganz zu schweigen. Ein paar Bauteile hab ich zwar (W745a, W745/1 incl. Blaubuch) aber das reicht sowieso nicht. :wall:

Thema RFZ-Technik und Zuverlässigkeit: Ich arbeite (privat) mit einem U733 Baujahr 1982. Das läuft und läuft und läuft ... Einfach unverwüstlich.
 
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Blaubücher sollten in der Nalepastraße noch existieren - die Baugruppen sind ja genormt. Der HSF hat aber sehr viel an dem Pult verändert. Die komplette Verkabelung war neu, eine digitale Kreuzschiene wurde auch mal erwähnt. Was letztlich außer den Fadern noch dringeblieben ist, entzieht sich meiner Kenntnis. So traurig es ist: dieses Pult kann allenfalls noch als Ersatzteilspender für bestehende komplette Pulte dieser Serie dienen. Und zum Senden würde ich es sowieso nicht mehr verwenden wollen. Die Pulte sind viel zu komplex für nicht-Techniker. Sie wurden ja auch stets mit ausgebildetem Personal genutzt.
 
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Und hier ist noch ein RFZ-Pult zu haben.

Link

Sieht mir aber nur nach dem Mittelteil aus. Oder was meint ihr ??
Man beachte den Standort des Verkäufers !!!
 
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Hm, Türöffner SK 2? Kommt mir vor wie Regionalsender-/studio, kann das sein?
 
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"Ohne Unterlagen zum Pultaufbau"?! Na, dann viel Spaß beim Durchklingeln! :D ;)

Gruß TSD
 
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senderweimar schrieb:
irgendwer verscherbelt bei ebay ein RFZ-Pult von DT 64. Ist allerdings ausgenommen wie eine Weihnachtsgans.

Und ich habe daraus noch ein NE 2010 Peakmeter.
Das werd ich für kein Geld der Welt verkaufen.
 
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Ist das ein Drehspiegeltyp? Ich hab' noch ein NTP 177-300, für das gilt dasselbe! ;)

Lieben Gruß
TSD
 
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@ Tondose
Nein. kein Drehspiegeltyp, ein LED-Anzeigegerät aus der S 2000 Serie.
Die wurden zuletzt verwendet . Siehe Bildausschnitt.
 
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So. Und wer hat die Gefell geerbt?

Wer weiß, wo das aus dem Ramschladen damals herstammte, das jetzt jemand im Schrank liegen hat ...
 
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@ K 6

Alte Gefell Mikrofone gibt es noch bei E... .
Aber ob die nun ausgerechnet von DT 64 stammen, kann Dir wohl kaum einer sagen oder bescheinigen. Zumal man an die alten Modelle oft auch schon Hand angelegt hat um sie auf Phantomspeisung umzubauen. Im übrigen sind die neuen Gefell Mikrofone mindestens genauso gut, wenn nicht besser.
 
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So, ich war heute abend in der ADK und habe mir das Subharchord angesehen. Die Ausstellung läuft noch, immer Dienstag-Sonntag 11-20 Uhr. Man muß nichtmal Eintritt bezahlen, denn das Subharchord steht im Keller. Einfach zum Brandenburger Tor fahren, in die ADK (zwischen Tor und Hotel Adlon) rein und gleich links durch die Glastür, die Treppe runter (Ebene -1, inoffiziell auch Ebene -2, da kommt man näher an das Instrument ran). Das Subharchord steht dort wie auf einem Thron unnahbar, wird angestrahlt und spielt sehr sparsame Tonfolgen und Geräusche (man hat MIDI eingebaut), die in einer Art Interferogramm in Echtzeit an die Wand projiziert werden. Trotz der eher bescheidenen Akustik in diesem Betonbunker (sieht nach Baustelle aus) lassen sich Stellen finden, an denen man einen Eindruck vom Frequenzumfang dieses Instruments bekommt. Ja, es gibt auch Tiefbass und Höhen, die die Walkmangeneration vermutlich nichtmal mehr hören kann ;)
Anhand einiger Fotos vom Innenleben des Gerätes konnte ich erkennen, daß man bei der Restauration zumindest die Elkos hat wechseln müssen. Sicherlich ausgetrocknet - sind eindeutig neue drin.
Interessant war vor allem, das Publikum zu beobachten. Die meisten verirren sich vermutlich nur auf der Suche nach der Toilette in den Keller. Sie schauen dann kurz auf das angeleuchtete Instrument, lesen auf dem Schild etwas von Videoinstallation, schauen eine Minute lang auf die Wand, auf der nichts passiert (weil das Instrument gerade nicht spielt), finden das dann doof, drehen sich um und wollen gehen. In genau diesem Moment spielt das Subharchord los und über die Wand laufen bizarre schwarzweisse Muster. Die Besucher merken das nicht, denn sie stehen mit dem Rücken zur Projektion. Daß das Instrument gerade das tut, wofür es konstruiert wurde, nämlich Geräusche und Töne von sich zu geben, scheinen sie gar nicht wahrzunehmen, denn sie bleiben nicht etwa stehen oder kehren gar um, nein, sie verlassen den Keller. Besucher, die den Raum betreten, während das Subharchord spielt, bleiben kurz stehen, schauen sich die Projektion an, finden sie langweilig (klar, jede Lasershow knallt besser) und verschwinden ebenso. Ich muß zur Kenntnis nehmen, daß wir offenbar in einer rein visuellen Welt leben, und die muß dann auch noch Spektakuläres bieten. Für akustische Reize scheint die Mehrheit nicht mehr sensibel zu sein. Sollte mich nicht wundern, wenn da auch Besucher mit Walkman-Schmalzbohrern vor dem Exponat stehen und sich fragen, was der Quatsch soll. Wirklich sehr schade...

<off-topic>
Ebenfalls hochinteressant war die Heimfahrt und das Beobachten der Leute auf dem Weg. Kurz vor dem Eintauchen in den S-Bahn-Tunnel noch regenschirmhaltende Hotel-Boys an Luxuskarossen gesehen, in die gerade irgendwelche abgedrehten Endzwanziger steigen, kurze Zeit später das andere Berlin auf dem S-Bahnhof Schöneberg. Ein Viehtransporter (Baureihe 485) fährt ein, Ringbahn, prall gefüllt mit - Fußballfans. Die Türen öffnen sich und es klingt gleich auch nach Viehtransporter, Gröhlen und Blöken - für irgendwas müssen die unsäglichen Züge der BR 485 ja gut sein. BGS-Beamte an jeder Tür in jedem Wagen versuchen sich als Dompteure. Ich zog es vor, diesen Zug fahren zu lassen und wartete auf den nächsten. Wieder so ein Schrotthaufen von Zug, und ja, auch er erfüllt von dieser schmierigen Melange aus Kotze, Alk und ewig nicht gewaschenen Klamotten, die so typisch für die Berliner S-Bahn ist. Man mag nichtmal den Türöffner-Knopf anfassen, so ähnlich siffig muß das Sendepult einer jungen, frischen ARD-Jugendwelle aussehen, von dem man erzählt (2 unabhängige Quellen!), es gäbe Moderatoren, die das immer desinfizieren, bevor sie da rangehen. Und erst die Fahrgäste: ganze Familien (inklusive Frau und Kind), die fettleibigen Erwachsenen mit Bierflasche, auf dem Weg vom Fußball nach Hause. Beleidigt aussehende junge Frauen in knallengen Tarnhosen, aus denen gepiercte Bauchnäbel quellen - ach Kinners, Berlin hat schon was ganz besonderes, etwas, das bei mir stets den Fluchteffekt auslöst ;)
</off-topic>

Schönen Abend - und fahrt nicht Ringbahn, sondern hört Euch das Subharchord an. Die Ausstellung läuft noch bis zum 28. August.
 
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Radiowaves schrieb:
Ebenfalls hochinteressant [...] Fluchteffekt auslöst
<ebenso offtopic> DAS wäre ein großartiger Beitrag für de.etc.bahn.stadtverkehr! Geniale Links! </ebenso offtopic>

Danke TSD
 
AW: Uhrzeit - Tonsignal

Radiowaves schrieb:
Korrektur: ich glaube, die Geschichte mit den SFB-Bändern trug sich dann doch schon am Waisenhausring in Halle zu. Also mehr als 1 Jahr später. Umso erschreckender...
Sagt mal, in welchem jahr soll denn das mit dem Band in Halle gewesen sein?War selbst von 1982-88 dort tätig,aber die Geschichte kenne ich nicht.
Gibt es irgendwo eventuell noch Bilder von Halle? Habe meine ganzen Archive durchwühlt,aber kein Erfolg.Würde mich freuen.
 
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Wenn ich von "Halle" in Rundfunkzusammenhang rede, dann: 5.11.1993 - irgendwann Sommer 1999, also das neue "Digitalstudio" von Sputnik, das kein "Digitalstudio" war. Die "falschrum" gewickelten Bänder, die nicht ohne Akrobatik auf die Revox passten, müssen 1994 vorgelegen haben.
Du kennst dieses Studio offenbar nicht, es war ein Komplex in der 1. Etage, über die Hausecke verteilt. Ein Studio zum Sitzen (könnte Richtung Magistrale raus gewesen sein), eins zum Stehen (aus dem wurde gesendet), das "Eckzimmer" beinhaltete die - ja, was eigentlich? Redaktion? Aufenthaltsraum für gerade Anwesende? Einigen wir uns mal auf CVD-Raum. Nachrichten"studio" war eine winzige Bucht mit Fenster zum Stehstudio. Technik wirkte seltsam, zusammengeschustert und funktionierte lange Zeit nicht richtig. Akustik war unter aller Kanone, die Pegelanzeige (ein Monitor) streute massiv ins Moderatorenmikrofon ein, die Gefell-Großmembran-Mikros mußten vor dem Sendestart schon MD 421 weichen, die dann von RE20 abgelöst wurden. Der Telefonhybrid zerfiel dank Folientastatur für die Leitungsannahme bald in seine Einzelteile (bzw. die Folie bröselte ab), der Raum klang blechern, der Sound pumpte und die Gäste mußten sich zwischen Studiotisch und Glasscheibe pressen und blickten dann die ganze Zeit auf die Rückseiten und den Kabelsalat der einfach übereinandergestapelten CD-Player (EMT) und Cart-Maschinen (!!!) - "Digitalstudio" halt. Die merkbefreiten Aktivisten vom Dresdner Michael-Schiewack-Freundeskreis schrieben dann auch in einer Publikation sinngemäß, das wäre ein Digitalstudio, weil der CD-Player automatisch startet, wenn man den Regler hochzieht. ;)

Kannst Du beschreiben, wie es dort zu DDR-Zeiten aussah? Was gab es da an Studios? Wieviel Sendebetrieb wurde am Waisenhausring abgewickelt?
 
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