AW: Geclaime im Radio – neue Malak-Rubrik
In Friedrich Hebbels Tagebüchern steht: "Es gibt Menschen, die vor dem Meer stehen und nur die Schiffe sehen, die darauf fahren, und auf den Schiffen nur die Waren, die sie geladen haben." Mehr fällt mir zu den neuerlichen Malak'schen Ergüssen nicht ein.
Das eigentlich Schlimme sind aber gar nicht mal die Thesen von der Dame. Das Schlimme ist die immer größer werdende Zahl der Sender, die diesem Unfug bedenkenlos und ohne zu hinterfragen folgen. Die Allerschlimmsten sind dabei die allseits bekannten Verdächtigen aus dem öffentlich-rechtlich Bereich.
Es ist ja schön, dass Frau Malak Adidas, Actimel etc. pp. als Beispiel anführt. Sie übersieht dabei nur eine winzige Kleinigkeit. Den Adidasspot oder den von Actimel sehe bzw. höre ich wenns hochkommt 1 oder 2 mal pro Stunde (!!!). Diese dümmlichen Superhit-Caims muss ich mir so gut wie vor jedem Lied und meistens danach auch nochmal anhören. Wenn Actimel oder Adidasspots alle drei bis fünf Minuten kommen würden, möchte ich lieber nicht wissen, was die Welt über die betreffenden Produkte denken würde. Weniger ist manchmal auch mehr! Das kann man vor allem bei den Werbestrategen dieser großen Unternehmen lernen, insbesondere dann, wenn sie was auf sich halten. Dümmliche, selbstbeweihräuchernde Schrei-Claims a la Mediamarkt brauchen nur Marktschreier und billige Ramschverkäufer. Und im übrigen, sehr geehrte Frau Malak, sind Media Markt und Co. nicht der bescheuerten Werbeclaims wegen Marktführer, sondern deshalb, weil große Ketten zu ganz anderen Konditionen und Margen einkaufen können als kleine Händler und daher die Ware natürlich auch zu ganz anderen Preisen an die Kundschaft abgeben können als kleine Händler. Das hat etwas mit Betriebswirtschaft zu tun und absolut nichts mit Werbe-Claims.
Und dann ist Claim nicht gleich Claim. Schon komisch, bei Radio1 höre ich auch des öfteren den Spruch "Nur für Erwachsene" oder bei WDR2 "Der Sender". Da wirkt das aber alles andere als aufdringlich und nervend.
Und noch eine Preisfrage: Warum sind Claims von Privatsendern eigentlich immer so elend lang? Ganz einfach: Vermutlich kann man den Schmarn als Wortanteil geltend machen.
Beweisführung:
Y.Malak schrieb:
meine Idee vom sinnvollen Einsatz von Musik-Claims in der Moderation. Beispiel: „7 Uhr 22, die Hitantenne jetzt mit einer der zur Zeit angesagtesten Rockballaden von Snow Patrol „Chasing Cars“ und damit die Mischung stimmt, danach ein Hit aus dem Jahr des Mauerfalls von Madonna. Das ist der beste Mix der 80er, 90er, 2000er und von heute.
Wo bitte ist der Mehrwert und/oder der Informationsgehalt des letzten Satzes? Uhrzeit, Sendername, was kommt, fertig! Diese unendlich nervenden, hohlen Phrasen des Privatfunkes sind es doch, die das Medium Radio in diesem Lande den Ruf verpaßt haben, den es hat. Abgesehen davon, dass der letzte Satz ohnehin eine glatte Lüge ist, ist er nämlich so überflüssig wie ein Schoko-Osterhase unterm Weihnachtsbaum. Warum kann man den eigentlich nicht einfach weglassen? Vielleicht kann mir das mal jemand schlüssig erklären.
Und mal ganz nebenbei gefragt: 80er was eigentlich? Das beste aus den 80er Kartoffeln? 80er Oberweite? ...
Ach ja, eins noch:
Y.Malak schrieb:
Wenn ich über meine Musik rede und mein Produktversprechen beweise
Erstens kann man Versprechen nicht beweisen, sondern höchstens halten und zweitens rede ich nicht über Musik, wenn ich die nächsten drei Titel ansage. Über Musik reden mache ich erst dann, wenn ich was über den nun folgenden Song erzähle, aber ausser das der hipp und megageil und bestens geeignet ist zum wachwerden und das natürlich nur bei Hitradio Antenne oder wem auch immer, erfahre ich da gar nichts. Über den oder die Titel selbst höre ich in 95 % aller Fälle nichts, also rede ich auch nicht über Musik.