Gejammer

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
AW: Gejammer

Also bei mir ist es so, daß ich in den Frühlingsmonaten immer eine kleine Depression bekomme, weil dann in meinen Ohren diverse Sender klingen, die so in dieser Zeit ihren Anfang in München und Bayern hatten (ich glaube, die Stationen brauche ich nicht zu nennen) und wenn ich dann mein Radio einschalte,.... bin ich wieder am Boden der Realität.
Und Spinner hin oder her, hier finden sich Radiomomente, an die ich mich gerne erinnere (Besondere Schmankerl sind die Videos): http://peterpelunka.de/049cfc9c8e0413302/index.html
 
AW: Gejammer

ICh habe gestern per Zufall DRS 3 aus der Schweiz gehört, und das ist endlich mal ein klasse Radiosender. Keine überdrehten Moderatoren, keine nerviges gecläime, Nachrichten die auch mal länger als 3 Minuten sind, auch bei Gewinnspielen sind die Moderatoren nicht nervig und zu guter letzt gibt es eine klasse Musikauswahl. Endlich mal ein Sender den man auch länger hören kann. Warum gibt es in Deutschland nicht so einen Radiosender ?
 
AW: Gejammer

Auwei, da erwischst Du mich an einem wunden Punkt.

Meine Gedanken zur Szene würden dem Namen des Fadens alle Ehre machen - es ginge in Richtung "Gejammer".
Zwar würde ich nicht den Untergang des Radio-Abendlandes predigen, aber da ich mittlerweile lernen und erleben durfte, welch' unglaubliches Potenzial in den - zum Teil ehemaligen - Radiomachern steckt, schießen mir bei dem Gedanken an diese brach liegenden Möglichkeiten Tränen in die Augen.

Es kann doch nicht sein, dass gestandene, hoch qualifizierte Journalisten Maßanzüge anfertigen lassen müssen, damit man die regelmäßig in der Tasche geballte Faust nach außen hin nicht erkennt.
Ich bekomme rote Flecken am Hals, wenn ich hören muss, wie eine junge Frau mit tollen Radio-Ambitionen (und eindrucksvollen Belegen dafür), journalistischer Erfahrung und einem hervorragenden Studienabschluss in der Tasche auf der Suche nach einem Volo nach Strich und Faden verarscht wird und die sie ausnutzenden Sender einen Offenbarungseid nach dem nächsten abgeben.

Obwohl das alles nicht mir widerfährt, sondern meinem Umfeld, stimme auch ich das Klagelied an, weil das alles in der Konsequenz auch mich als Hörer trifft.
Ja, ich jammere. Zwar nicht ständig, aber immer wieder mal.

Als ich bei radioforen.de eingestiegen bin, war ich ein Durchhörer, der vieles von dem "da draußen" glaubte und zum Teil auch witzig und unterhaltsam fand.
Dann wurde ich aufmerksam auf bestimmte Dummheiten wie Gewinnspiele, MA-Praktiken, lernte andere Sender und Formate kennen und begann abzuwägen. Dadurch wurde ich zum Hinhörer, und ich danke allen aktiven und ehemaligen Mitgliedern des Boards dafür, die dazu beigetragen haben.

Ja, ich jammere. Als Ergebnis meines veränderten Hörverhaltens. Denn ich weiß, dass es besser geht.
Ich bin auch nicht bereit, Kompromisse nach unten einzugehen, wenn ich doch weiß, dass das, was ich mir vorstelle, realisierbar ist. Dann wäre es doch geradezu paradox, das Mittelmaß zu loben, weil es aus dem Sumpf herausragt - bloß, damit nicht mehr gejammert wird?
Nein, so stelle ich mir das nicht vor.


Ja; das unterlag stets einem Wandel und das wird auch weiterhin so sein.
Zuletzt waren es tatsächlich die wortlastigen Programme, die Info-Wellen, die Sendungen mit Features - kurzum: Die Programme, für die man das Gehirn benutzen darf.
Mit Wehmut denke ich an die Zeiten mit meinem Vater zurück, als er mich zwangsweise zum Hörer von "Passiert - notiert" im hr machte, weil es für ihn zu den Sendezeiten schlicht und ergreifend keine Alternative im Radio gab. Für ein Schulkind sicher wenig attraktiv, aber es hat mich geprägt.

Meine Güte, da war "Vom Telefon zum Mikrofon" auf SWF1 dabei (über Mittelwelle im Hochtaunus gehört - vollkommen spinnert!), ebenso wie AFN, Antenne Bayern im Frühstadium, SWF3 tutto completto und Tillmann Uhrmacher bei RPR1.

Was also interessiert mich?
Radio, das von Menschen mit Rückgrat gemacht wird; Sendungen, die die Handschrift ihrer Macher tragen, authentische Hörerlebnisse, Aha-Effekte - Situationen, die das Hören zur Freude machen, wo man nicht wegen einer doofen Comedy das Lächeln im Gesicht hat, sondern weil die vermittelten Inhalte besonders schön bei mir angekommen sind.

Es ist wie mit dem Essen: Du kannst aus der reinen Notwendigkeit heraus essen (oder auch aus Langeweile), Du kannst Dir am Stehimbiss oder im Schnellrestaurant was reinwürgen oder Du kannst das Essen genießen; ja, Du kannst es Dir sogar zelebrieren lassen.
Radio kann das, vergleichbar, auch. :)
Was wird Dir am ehesten schmecken bzw. zusagen?

Neulich, zufällig auf meinem Bildschirm gelandet:
In der Rubrik "Das islamische Wort" bei SWR cont.ra setzt sich eine Muslima angesichts ihrer lesbischen muslimischen Bekannten kritisch mit dem Thema "Homosexualität und Islam" auseinander. Obwohl das beides keine Themen sind, die mein persönliches Umfeld dominieren, war ich von dem Beitrag fasziniert und habe mich unheimlich gefreut, dass so etwas im Radio zu hören ist (ich habe mir sogar das Manuskript beim SWR heruntergeladen, um den Beitrag nicht nur zu hören, sondern den Text dazu auch zu lesen).
Das ist doch toll! DAS sind für mich interessante Programme, die mich auch mal auf so was stoßen. Eine Bereicherung!

Exkurs:
In einer Partnersuch-Anzeige wollte eine Frau nicht nur auf erotischer Ebene Kontakte knüpfen, sondern sie fasste ihre Anforderungen treffsicher wie folgt zusammen:

Ich finde, gute Programme sollten genau das können. :cool:

Liebe Grüße, nächtlich-nachdenkend,
Uli

+1

Was soll ich dem hinzufügen, Deine Post ist sehr gut!
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben