Geplanter Streik in MV für mehr Schlager im Radio

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Von der technischen Verfügbarkeit einmal abgesehen, kann man doch leute, die ein Regionalprogramm hören wollen, nicht auf bundesweit sendende Internet- oder DAB-Stationen verweisen. Dort läuft zwar die bevorzugte Musikrichtung, Nachrichten oder gar regionale Informationen findet man dort aber meist vergeblich. Deshalb finde ich die Forderung nachvollziehbar, dass in einem Regionalprogramm die Hälfte der Musik aus Deutschland kommen sollte. Auch ich würde den Begriff "Schlager" nicht zu dogmatisch sehen. Schließlich sollte in einem Landesprogramm der Schwerpunkt auf Themen aus dem Land liegen, die für jeden von Interesse sein können, unabhängig vom Musikgeschmack. Diesem Anspruch werden viele Landesprogramme mit ihrem nervtötenden Einheitsbrei aber nicht mehr gerecht.
 
Meine Mutter würde ich glaube ich mit demonstrieren.

Wie oft beklagt sie sich, dass NDR 1 Radio Niedersachsen mittlerweile diese moderne Hotten-Totten-Musik spielt, statt Flippers, Amigos und so weiter.

Und nein: im Nordwesten der Republik hat man nicht so viele Alternativen wie in anderen Bundesländern.

Dazu kommt das Problem mit DAB etc: meine Eltern haben keinen Bock auf diesen "modernen Schnickschnack". Die drehen den Sender ein... also er steht seit 20 Jahren auf NDR1... und gut ist. Wahrscheinlich geht es vielen älteren Menschen in diesem Land ähnlich.
 
In spätestens 8 Jahren werden sie diesen oder ähnlichen "Schnickschnack" sowieso hinnehmen müssen...
 
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Ich habe mich nicht zurückgezogen, ich habe Verpflichtungen. (Nein, damit meine ich keinen Streik planen)

Vielliecht wollen sie ja damit argumentieren, dass wir hier in Deutschland sind und das hier Volkstümliche Musik zu laufen hat, oder die zweite Alternative: Sie wollen auch mal an die frische Luft :D
 
Warum sind Schlagersender eigentlich so gut wie fast immer, für ältere Menschen gemacht ? Oder gibt es auch ein gut modern gemachtes Schlagerradio , was sich auch junge Menschen anhören würden ? Klar die meisten Menschen unter 50 hören sicherlich was anderes, aber ich würde jetzt niemals Hr4 oder SWR 4 einschalten, wenn ich mal Lust auf Schlager hätte.
Klingen diese Programme wirklich so alt und jugend-unverträglich? Oder anders gefragt: Wodurch müsste sich denn eine "junge" Schlagerwelle von hr4 bzw. SWR4 unterscheiden?

Genau diese Regionalität hätte ich auch gerne gehabt - aber nicht in der Musikfarbe "Schlager". So wurden jahrelang die Regionalketten den Hörern vorenthalten, für die Schlager immer noch Ausschaltimpuls Nr. 1 ist. Das Programm war einfach nicht anhörbar. Die Regionalinfos hätte ich auch gerne gehabt, ich habe sie dann eben mit den Blick auf die Uhr gezielt eingeschaltet um :30 bis :33, meistens aber einfach verpasst... Der Rest von NDR1 war einfach grauenhaft.
Wie verwöhnt wir doch mittlerweile alle geworden sind.
In den 80er und frühen 90er Jahren war es selbst für meinen musikalisch wirklich nicht sehr toleranten Opa Brauch, am Samstagnachmittag für die Fußballberichterstattung SDR 3 oder SWF3 einzuschalten. Er wollte eben die Bundesliga mitverfolgen und nahm dafür die "Katzenmusik" hin, wie er das immer wieder nannte.
Heutzutage sollten wir meiner Meinung nach froh sein, wenn überhaupt regionale Inhalte geboten und diese nicht stetig zurückgefahren werden (vgl. hr, SWR). Wir dürfen an eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt doch nicht die Anforderung stellen, jedes einzelne Radioprogramm solle von allen Erwartungen ein bisschen erfüllen, sich aber auf nichts wirklich spezialisieren. Wir müssen uns doch eingestehen, dass die Zeiten für den Großteil von uns vorbei sein dürften, in denen jeder seinen einen und einzigen Leib- und Magensender hatte.
Und wieso soll man den Schlagerwellen nicht auch ein kleines bisschen Inhalt verpassen dürfen?

Im übrigen ist heutige deutschsprachige Musik, die man allgemein dem Bereich Schlager zuordnet, kaum mehr von Pop zu unterscheiden. Den Schlagerschmalz der 80er a la Flippers gibt es doch längst nicht mehr.
Schau Dir doch mal das Machwerk von Leuten wie z.B. Semino Rossi, Hansi Hinterseer oder dem kürzlich verstorbenen Axel Becker an (es gäbe noch eine ganze Menge mehr davon). Da besteht ein meilenweiter Unterschied zu Adel Tawil.
 
Die deutschsprachigen Stücke, die in den deutschen Singlecharts zu finden sind, werden auch auf WDR 2 gespielt. Ausnahme: Rap und Schlager, wobei deutsche Schlager selten in den Single Top 100 zu finden sind.
 
Ich möchte hier nicht missverstanden werden - es gibt viele tolle Schlagerstimmen und es gab in den letzten Jahren auch reichlich interessante Melodien und ausdrucksstarke Kompositionen in gefälligen Arrangements (z.B. "Lieber Gott" von Uwe Busse). Aber die Zielgruppe des modernen Schlagers vor der Discofox-Ära war doch eher das Ganztagspublikum mit einem Hang zu melodiebetonter Musik, eine Hörerschicht, die in vielen Ländern der Welt heftigst umworben wird und je nach kulturellem Hintergrund unterschiedlich stark ausgeprägt ist (am Alter möchte ich sie nicht festmachen, wohl aber an der Erwartungshaltung und an der Gesamtnutzungsdauer). Hot-AC-Radios kann man in Zimmerlautstärke nicht ganztägig ertragen, breit aufgestellte Schlager-Mischprogramme (langsam - midtempo - schnell) mit ruhigerer Anspache bei entsprechender Empfänglichkeit aber sehr wohl, wichtig ist dieser Zielgruppe ein hoher Prozentsatz an deutschsprachigen Texten mit konkreter Aussage (der Discofox passt wiederum nicht in die klassischen Schlagerformate).
 
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Die deutschsprachigen Stücke, die in den deutschen Singlecharts zu finden sind, werden auch auf WDR 2 gespielt. Ausnahme: Rap und Schlager, wobei deutsche Schlager selten in den Single Top 100 zu finden sind.
Bis auf "Atemlos" von Helene Fischer war da genau genommen seit Ewigkeiten nichts ;)
 
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Der Vergleich hinkt ein Stück weit, da die ganzen 60er-70er-80er-Oldies, mit denen "die neuen Hörerschichten sozialisiert worden sind", auch seit Ewigkeiten nicht mehr in unseren Single-Charts vertreten sind. Gespielt werden sie trotzdem in Hülle und Fülle.
Matthias Reim landete 2012 oder 13 mit dem damals neuen Album übrigens auf Anhieb auf dem ersten Platz der deutschen Album-Charts.
 
Schau Dir doch mal das Machwerk von Leuten wie z.B. Semino Rossi, Hansi Hinterseer oder dem kürzlich verstorbenen Axel Becker an (es gäbe noch eine ganze Menge mehr davon). Da besteht ein meilenweiter Unterschied zu Adel Tawil.
Natürlich besteht da ein meilenweiter Unterschied. Aber genau diesen Schmalz von Hinterseer oder Rossi meine ich eben nicht. Es gibt genug deutschsprachige Popmusik von den 70ern bis heute, die man gefahrlos in jedes x-beliebige 0-8-15-Programm integrieren kann ohne das sie jemanden weh tut. Das kriegen zum Beispiel in Sachsen sogar Privatsender hin. Und 2 bis 4 deutschsprachige Titel pro Stunde sind nun wirklich kein Beinbruch.
Übrigens: Ist nicht der ÖR laut berühmt-berüchtigtem Auftrag dazu verpfichtet, ein möglichst breites Abbild der Interessen zu senden? Dann gehört da auch deutschsprachige Musik mit rein. Wir haben in diesem Land hier ein so unfaßbar breit gefächertes deutschsprachiges Musikangebot von Singer-/Songwriter über Pop bis Independent, welches in weiten Teilen übrigens sogar richtig gut ist, nur vom deutschen Radio wird es weitestgehend ignoriert. Das ist doch niemanden nachvollziehbar zu vermitteln.
Wir beschweren uns auf der einen Seite über die Einfallslosigkeit und die Langweiligkeit der deutschen Radiosender, schreien aber bei jedem Vorschlag, der sich beispielsweise mit deutschsprachiger Musik beschäftigt, Soddom und Gomorra. Das ist doch schizophren.
 
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♪Klingelingeling, klingelingeling...♪

Diese Herren Rentner haben eindeutig zu viel Zeit. Vielleicht sollten Sie sich mal ein richtiges Hobby suchen. Schafe zählen zum Beispiel.
 
Natürlich besteht da ein meilenweiter Unterschied. Aber genau diesen Schmalz von Hinterseer oder Rossi meine ich eben nicht.

Solange sie die Seele wärmen haben auch Schmalz und Kitsch eine uneingeschränkte Daseinsberechtigung, ihr Marktwert ist jedenfalls höher als der des deutschen Gegenwartsradios :) (man denke an R&B-Schmalz, Softpop-Schmusekuschelzeugs...). Es ist halt alles eine Frage des Standpunkts.

Und der Hinterssersche Ski-Twist ist in der alpinen Après-Ski-Disco sogar bei deutschen Schulausflüglern der Renner. Jo, mei...
 
Am beispielsweise gestrigen Tage hat NDR 1 Radio MV zwischen fünf und 21 Uhr etwa 20 deutschsprachige Titel gespielt. Das dürfte einen Deutschanteil von mindestens 10% ausmachen. Soweit so schlecht.

Schlimm finde ich nach der Recherche, dass an einem einzigen Tag nur ein paar wenige, und immer dieselben Verdächtigen Interpreten gesendet werden: Grönemeyer, Maffay, Mitteregger, Rosenstolz (2x), Sportfreunde Stiller (2x), Ich + Ich (2x), Pur (2x), Toten Hosen (2x) Revolverheld, Prinzen, Karat, Puhdys, Echt, Naidoo, Werner(natürlich "Kribbeln...").

Frage: Haben diese Künstler tatsächlich so viel Songs herausgebracht, als dass sie als einzige, deutsch singenden Künstlern (wo waren Westernhagen und Unheilig?) Tag für Tag mit einer überschaubaren Zahl von Stücken gefahrlos immer wieder auftauchen können?

Gleichzeitig entdecke ich Kincade mit "Dreams Are Ten A Penny" und Middle Of the Road mit "Chirpy Chirpy Cheep Cheep" im Programm. Ist das musikalisch gehobene Popmusik?
 
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Zitat des BI-Sprechers in einem Zeitungsartikel des Nordkuriers:

Na ja, meint der Neukalener. Man müsse doch auch mal prüfen, inwieweit unverständliche Titel vielleicht sogar gesundheitsschädigend seien.

(lächerlich)

Sicherlich sind sie gesundheitsschädigend - zumindest psychisch. Wird man doch daran erinnert, dass man früher im Englischunterricht nicht richtig aufgepasst hat. :D

Vermutlich ist es mit dem Radio genauso wie mit der Atomkraft. Die ist ja auch gesundheitsschädigend. Von daher bleibt nur: Abschalten!
 
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