Gernot Fischer: Wer bei DAB nicht mitmacht, der stirbt!

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Wie hören eigentlich die meisten Leute Radio? Im Sessel, vor der High-End-Anlage - oder im Auto, bei der Arbeit, in der Küche?
Im normalen Alltag ist das Wurscht, ob da 70kbps oder 320 rauskommen, hauptsache die Musik ist okay.
Ja und weil - wir alle kennen diesen unsäglichen Millionen-Vergleich - sollen nun Millionen von Menschen (Dir incl.?) Schei.. - Moment! - ausschließlich bei McFress essen?
Wie gesagt: Zig Millionen Menschen tun doch dasselbe. Da ist es doch Wurscht, wenn es für die restlichen keine andere Alternative mehr gibt.
Viel Spaß morgen früh also beim rumkauen auf dem Holzstäbchen im Pappbecher.
 
Im Ernst: auch eine weitere Einzelmeinung wird nichts daran ändern, daß alles bleibt, wie es ist: eine noch stabile Situation für UKW, eine hohe Attraktivität der UKW-Platzhirsche, eine völlige Unkenntnis hinsichtlich DAB (man weiß nichtmal, daß es existiert) in der Bevölkerungsmehrheit - vor allem bei denen, die mit dem UKW-Angebot sehr zufrieden sind...

Du solltest die Grenze an der Überzeugung in Verblendung umschlägt besser nicht überschreiten, der Part des fanatischen Anti-DAB-Apostels steht dir nämlich nicht. Wer nüchtern auf technische Entwicklungen reagiert und die Gesetze des Marktes respektiert muss sich seine Lebenswirklichkeit nicht auf so krasse Weise zurechtbiegen.
 
Du solltest die Grenze an der Überzeugung in Verblendung umschlägt besser nicht überschreiten, der Part des fanatischen Anti-DAB-Apostels steht dir nämlich nicht. Wer nüchtern auf technische Entwicklungen reagiert und die Gesetze des Marktes respektiert muss sich seine Lebenswirklichkeit nicht auf so krasse Weise zurechtbiegen.
Das Zitat von mir, das Du Deiner Antwort voranstellst, gibt die Situation so wieder, wie sie real ist. Das ist keine "Verblendung" und nichtmal "Überzeugung", sondern schlicht Tatsache. Von Tatsachen muß ich nicht überzeugt sein, das brauchen die Tatsachen nicht, um Tatsache sein zu können.

Wäre die Situation anders, hätten wir nicht eine DAB-Durchdringung im einstelligen Prozentbereich und eine Konzentration der DAB-Empfangsgeräte bei den "Freaks". Manche horten da inzwischen einen ganzen Gerätezoo, aus technischer Neugier (welches ist empfangsstärker, welches decodiert LC-AAC sauber, welches hängt sich nicht auf, wenn ich einmal durch ganz Europa fahre, um in jeder Region den Suchlauf zu betätigen und die neu gefundenen Programme an die Liste hintenranzuhängen?). Entsprechend dünner siehts mit der DAB-Abdeckung beim "normalen Volk" aus. Das sind übrigens "Gesetze des Marktes".

Wäre die Situation anders, dürften die privaten UKW-Platzhirsche gar nicht nennenswert Quote machen - laufen sie doch fast alle nicht auf DAB.

Wäre die Situation anders, hätte irgendwer in meinem nicht-Radiofreak-Bekanntenkreis rein statistisch bereits einen DAB-Empfänger erwerben müssen, ganz gezielt, wegen der großen Vorteile von DAB für sein Hörverhalten. Real hat nicht nur niemand dieser Personengruppe einen DAB-Empfänger, sondern fast alle hören kein Radio mehr oder nur noch DLF und Infowellen. Wenn letztere regional nur schlecht oder nur partiell zu empfangen sind, wird verzichtet statt investiert. So viel ists normalen Menschen nun wirklich nicht mehr wert, dieses "Radio".

Bin gestern mit einem ex-Mitschüler (also auch 42, Diplom-Informatiker) von Thüringen nach Berlin gefahren, er übernachtete bei mir, sein Flugzeug ging ab Tegel zu unchristlich früher Stunde. Im Auto lief ein USB-Stick mit großer Auswahl an für mich schwer erträglichem Dudelpop, wie er auf x-beliebigen etwas älteren Popwellen auch dudeln könnte. Er sagte ungefragt, er könne Radio nicht mehr ertragen wegen des hohlbirnigen Gelabers, der gespielten guten Laune, der Webung und der gesamten Anmutung. Er hört also konsequent die gleiche Musik (nur mit mehr Titelvielfalt) ohne die Radio-Zugaben vom Stick. Auf demS tick lagerte wohl die Musik-Dateihalde, die bei seinem ex-Arbeitgeber auf einem Server von den Mitarbeitern akkumuliert wurde. Manches flirrte und matschte derbe wie 128 kbps oder weniger, das war auch noch zu hören, obwohl das Gedudel etwa auf dem Pegel des Fahrgeräusches dudelte. Als wir dann am Funkturm im Stau standen, schaltete ich auf eines der Programme namens "vom RBB" um, um die Stau-Ursache zu ergründen. Das ging - oh Wunder - obwohl das Werksradio seines Honda nur UKW hat.

Und selbst die, die eigentlich jeden Scheiß mitmachen, den man als Mitglied der Vereinigung "Mainstream" halt so zu machen hat, investieren nichtmal 30 EUR oder so in einen DAB-Empfänger, wenn sie sich von Sputnik und nicht von einem anderen gleichklingenden Dudler wecken lassen wollen. Stattdessen... "Weder auf dem Radio, noch im Auto. Nur über die App auf meinem Handy, dann übers WLAN abgespielt und ab auf die Bluetooth-Lampe in meinem Bad (damit es früh auch immer schön laut ist, hihi)." Geschehen im MDR-Sendegebiet leicht außerhalb des Sputnik-UKW-Sendegebietes. Ich hatte der jungen Frau sogar Sputnik auf DAB vorgeführt, wenige 100 m von ihrer Wohnung entfernt auf ihrer Arbeitsstelle, denn im Büro des Chefs steht ein DAB-Gerät (es steht da immer ausgeschaltet, gehört zum Inventar, die Firma befasst sich mit Antennenbau, Kabelfernsehen, Kommunikationstechnik und Alarmanlagen). Es kam Schulterzucken. Neues Radio kaufen? Nö. Geht doch auch anders.

So, wo ist hier die "Verblendung"? Habe ich hier eine "Lebenswirklichkeit" zurechtgebogen? Ich behaupte: nö. Ich kann Dir leider den Gefallen nicht tun, Dir beim Verbiegen Deiner Lebenswirklichkeit zu helfen - es wäre Lüge.

Als "anti-DAB-Apostel" verstehe ich mich nicht. Ich schätze sehr, was da technisch entwickelt wurde. Anfang der 1990er Jahre ein terrestrisches Funkpotokoll zu entwickeln, das auch weitgehend mit Mehrwegeempfang klarkommt und offenbar unter den gegebenen Anforderungen so ausgereift und ausgereizt ist, daß man es im Zuge der Umstellung auf DAB+ nicht gleich mit erneuern mußte, verdient Respekt. Auch staune ich, was z.B. bei DKultur mit 112 kbps HE-AAC erreicht werden kann. Ich wills so nicht im Wohnzimmer haben, aber für unterwegs und in der Küche ist das sehr, sehr gut.

Aber ein Radio-Distributionssystem ist nur so gut wie der Wert, den die darüber zum Hörer gebrachten Programme haben. Und da sehe ich - regional durchaus sehr unterschiedlich - oft nicht allzuviel, das einen vom Hocker reißen könnte. Die Mehrheit nicht, weil nichtmal die UKW-Gepflogenheiten abgebildet sind, und auf UKW nicht mehr berücksichtigte Minderheiten habens auf DAB auch teils kaum bis gar nicht besser. Beispiel: der Kauf eines DAB-Empfängers macht aus den MDR-Programmen doch kein progressives, intelligentes Radio! YouFM wird auf DAB nicht zu hr XXL und hr 3 hat auf DAB weder Klaus Walter noch Volker Rebell. Und in Berlin kann ich auf DAB genauso wie auf UKW kein Radio Brandenburg mehr hören, weils das Programm seit knapp 19 Jahren nicht mehr gibt. Ein Festplatten-Schlagerdudler auf DAB hat doch nicht die Seele und Wirkung eines gediegenen Vollprogramms, wie es einstmals auf UKW lief. Undsoweiter.
 
Ich kenne Leute, die haben mal in DAB reingehört, befanden das SBR-Gequietsche in Stimmen und die allgemeine Katastrophe vor allem für anspruchsvolle Musik (Klassik!) für peinlich ("gerechnetes Blech") und meinten, danke, lass mal, brauche ich nicht, nichtmal deinen DAB-Stick geschenkt.
Ach ja, ist das nicht einer der Lieblingsargumente in vielen Foren zu vielen Themen? Mann kenne Leute die dieses und jenes und dann kommt ein anderer und behauptet er kenne auch Leute die natürlich ganz anders urteilen als die Leute die dieses und jenes tun. Irgendwie offensichtlich.

Ach übrigens, ich kenne Leute...


Und damit ist der 100.000ste DAB-Thread feierlich eröffnet. :D

Stimmt, neben 100.000te UKW-Threads.
 
Wenn Kim Jong-un erklärt, Nordkorea sei das fortschrittlichste Land auf dem Erdball, dann ist Widerrede dagegen sinnlos. So ähnlich verhält es sich mit der Behauptung, DAB+ sei auf dem unaufhaltsamen Erfolgspfad...
 
Erfolgreich ist es erst wenn es überall ohne Probleme zu Empfangen ist, solange würde ich jetzt nicht von Erfolg sprechen. Trotzallem ist DAB+ für mich jedenfalls eine willkommene Alternative zu UKW weil es eben dort auch Sender gibt die ich so nicht auf UKW habe.

Mir selbst geht es übrigens nicht um die Technik. Würde ich Sender wie Kultradio, Schlagerparadies usw. hier auch auf UKW empfangen würde ich diese Sender auch auf UKW hören.

Gibt also neue Sender UKW-Frequenzen und die Diskussion um DAB+ hat sich erledigt.
 
Ach übrigens, ich kenne Leute...
Und ich muß mich korrigieren. Ich kenne tatsächlich einen nicht-Radiofreak, der ein DAB-Gerät besitzt. Sorry, daß mir das beim Schreiben nicht präsent war. Der Mann ist anfang 70, wohnt genau unter mir und hat einst bei Jugendradio DT64 gearbeitet. In seiner Küche steht ein Bose Waveradio mit DAB-Empfangsteil. Es ist auf 88acht eingestellt, den man hier am Plänterwald auch problemlos auf UKW bekommt, gerade nochmal mit meinem UKW-Tuner getestet, geht ordentlich. Mein Nachbar dürfte sich kaum bewußt sein, daß er das DAB-Teil nutzt und nicht das UKW-Teil. Von den neuen Programmen, die DAB bietet (in Berlin mit Bayern 2 sogar was wirklich wertvolles dabei!) macht er jedenfalls keinen Gebrauch. Ich vermute ohnehin, daß seine Frau das nur mal beim Kochen anschaltet. Und daß das Waveradio nur gekauft werden mußte, weils so teuer ist und in der Fernsehzeitung beworben wird.

Ich hatte das Waveradio sogar mal via Kopfhörerausgang angezapft und mitgeschnitten, um zu ergründen, wie es sich bei LC-AAC verhält. Jaja, die Freaks... es decodierte Bayern+ (96 kbps LC-AAC) sauber, wie der Vergleich mit dem parallel eine Etage bei mir höher aufzeichnendem DAB-Stick ergab.
 
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Wäre die Situation anders, hätten wir nicht eine DAB-Durchdringung im einstelligen Prozentbereich und eine Konzentration der DAB-Empfangsgeräte bei den "Freaks".

Wir wissen nicht wie hoch der Marktanteil von DAB+ ist, da weder die "Media-Analyse Radio" noch die "Funkanalyse Bayern" eine auch nur ansatzweise Bestandsaufnahme zulassen. Beide sind in dieser Hinsicht schon allein deswegen völlig unbrauchbar, weil sie die meisten Kanäle, deretwegen die Menschen zum Digitalradio wechseln, schlichtweg ignorieren. Und wer will schon wissen wie hoch die DAB-Hörerzahlen von "Bayern 1", "Antenne Bayern" oder etlichen Lokalradios sind, deren Fokus auf der UKW-Ausstrahlung liegt und die mit den dort maßgeblichen, DAB-feindlichen und printfreundlichen Werbeallianzen paktieren? Die Schwächen dieser Analysen liegen darin, dass sie nicht neutral, sondern wegen der UKW-systemadäquaten Werbefixiertheit und der damit einhergehenden weitgehenden Methodengleichheit leider sehr interessengeleitet sind. Wie viele Leute hören etwa "Bayern Plus", "BR Heimat" oder diverse unabhängige DAB-Spartenanbieter? Das will bei der BLM offenbar genauso wenig jemand wissen wie beim Werbeverbund der großen Privatsender.

Somit bleibt als einziger glaubwürdiger Anhaltspunkt die Reichweitenschätzung auf Grundlage der vom Handel veröffentlichten Verkaufszahlen. Dabei handelt es sich zwar nur um grobe Richtwerte, die dafür aber wesentlich belastbarer sind als die umfragenbasierten und undurchsichtig gewichteten Zahlenkolonnen von MA und FA. Wenn man bedenkt dass sogar die Discounter tolle Umsätze mit Digitalradios generieren wird jedem kritisch denkenden Laien sofort klar, dass die tatsächliche und die von der Interessensgemeinschaft Radiowerbung kolportierte DAB-Reichweite meilenweit auseinanderliegen.

Nahezu alle Sender, die in einer wie auch immer gearteten Weise vom Geschäftsmodell UKW profitieren und dergestalt vom Agentur-/Beraterbetrieb abhängig sind, würdigen DAB bei jeder sich bietenden Gelegenheit herab und tun alles in ihrer Macht Stehende um einen großflächigen DAB-Umstieg zu verhindern. Das gilt sowohl für kommerziele als auch für öffentlich-rechtliche Anbieter; die einzigen rühmlichen Ausnahmen unter den Anstalten sind der Bayerische Rundfunk und - wenig überraschend - das Deutschlandradio. Ansonsten gibt es landauf, landab keine ARD-Kampagne mit dem Ziel der DAB-Förderung, dafür aber massenhaft Falschbehauptungen, verdrehte Darstellungen und beraterhörige DAB-Verunglimpfungen. Die KEF scheint dieses falsche Spiel durchschaut zu haben und zieht bei den gebührenfinanzierten Sendern neuerdings die Daumenschrauben an, weshalb sich diese nun winden wie trockengelegte Regenwürmer.

Geht es nach dem vom Handel offengelegten Zahlenmaterial gedeiht DAB trotz fehlender generalstabsmäßiger Medienkampagne aber erstaunlich gut.
 
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Nö, DAB blockiert sich nach wie vor selbst.
Nicht DAB an sich, sondern die unterschiedlichen Akteure der Medienpolitik, die gegensätzliche Interessen haben. Auf der einen Seite die, die kraft ihres wirtschafts- und medienpolitischen Einflusses DAB tot reden. Und auf der anderen Seite Lobbyisten, die Dinge versprechen und behaupten, die im Erfolgsfalle und den gegebenen Rahmenbedingungen erst in fünf oder zehn Jahren Realität sein könnten.

Ich kanns nur immer wieder gebetsmühlenartig wiederholen: Schafft eine Infrastruktur! Dann schaltet alles von UKW auf DAB auf plus Zusatzangebote, welche in Teilen ja bereits vorhanden sind. Und das Ganze läßt man dann so 1-2 Jahre parallel laufen. Danach kannst du UKW problemlos abschalten ohne das noch jemand groß Notiz davon nimmt, denn der Rest findet sich von alleine.
Wo soll ich unterschreiben? Ist genau mein reden. In einigen bayerischen Großstädten ist das bereits Praxis und da ist die Akzeptanz schon merklich höher, als im Bundesdurchschnitt, allerdings wegen der bundesweit nach wie vor skeptischen Medienwahrnehmung, der fehlenden Standardausstattung in Autos, usw. eben auch nach 5 Jahren leider noch lange nicht bei der notwendigen Akzeptanz. Andererseits ein klitzekleiner Erfolg immerhin: http://www.radioforen.de/index.php?threads/fa-bayern-dab-ueberfluegelt-internetradio.40826/
Das müsste aber bundesweit einheitlich in einer konzertierten Aktion erfolgen und würde erhebliche Fördermittel benötigen, die nach dem Milliarden-Desaster mit DAB-alt schwer politisch vermittelbar sind, so dass die, die bei DAB+ deutlich Markanteile federn lassen müssten, ausreichend stark auf die Bremse treten...
Insofern sehe ich das sehr langsame Wachstum bei DAB+ dann doch schon als Erfolg und hoffe, dass da auch MABB und anderen Landersmedienanstalten das Thema DAB+ etwas aktiver fördern. Momentan sehe ich bei der BLM leider einen Rückschritt: die Verpflichtung zum Simulcast bei Lizenzierungen und Linzenzverlängerungen wurde gekippt. :(

Nach genau diesem Muster fand der Digitalumstieg beim Fernsehen statt und er hat funktioniert. Da ihr DAB-Lobby-Heinis aber immer nur Dinge versprecht, die so nicht funktionieren, weils schon alleine an der Infrastruktur scheitert, funktioniert der Umstieg beim Radio eben nicht.
Naja, bei DVB-T war der Mehrwert deutlich und es wurde subventioniert - was später als unzulässige Beihilfe kassiert wurde... Bei DVB-T2 sieht das allerdings schon dramatisch kritischer aus, weil erneut die Empfangs-Hardware verschrottet werden muss und selbst bei neuer Hardware sehr spezielle Anforderungen (für die in D vorgesehene Variante) bestehen. Das wird IMHO das nächste Fiasko.
 
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Naja, bei DVB-T war der Mehrwert deutlich und es wurde subventioniert - was später als unzulässige Beihilfe kassiert wurde...
Soweit mir inzwischen zu Ohren gekommen, hätte der MDR einst DVB-T gern nur an Standorten realisiert, an denen auch die Privaten mitziehen. Hätte letztlich gehießen: heute gar kein DVB-T in Mitteldeutschland.

Man beugte sich dann aber den bei den anderen Anstalten üblichen Gepflogenheiten und installierte DVB-T flächendeckend. Die monatliche Gebühr je DVB-T-Nutzer (es sind laut Digitalisierungsbericht ca. 210.000 in Mitteldeutschland), umgelegt auf den Rundfunkbeitrag, beliefe sich auf über 200 EUR je Monat.

Der Mehrwert war und also nur für wenige Zuschauer relevant. Das positivste, was man zur Umstellung auf DVB-T also sagen konnte, war: sie beeinflußte die Empfangsgewohnheiten von fast niemandem. Terrestrisches analog-TV war längst tot - abgelöst von Sat und Kabel. Das ist bei UKW->DAB nunmal anders, entsprechend hoch sind die Erwartungen, die erfüllt werden müssen. Man kann UKW nicht unter Ausschluß der Öffentlichkeit verschwinden lassen, wie es beim analogen terrestrischen TV der Fall war.
 
Ich schau jetzt mal in meine DAB-Glaskugel, während NDR plus im Hintergrund läuft, und komme zu folgender Marktdurchdringungs-Prognose bezüglich der digitalen Terrestrik: Das Feld wird altersmäßig von hinten aufgerollt werden! Während der anspruchslose 08/15-Hörer mit dem lokalen UKW-Angebot zufrieden ist, junge Leute nur das Internet wirklich hip finden, muss die 60+Generation, die noch mit Dieter Thomas Hecks Fernseh-Hitparade großgeworden ist, nach einfachen Alternativen suchen. Die Musik soll schon aus einer Plastik-Kiste klassischer Bauart kommen. Zumindest soll sie von außen so aussehen und vielleicht noch wohlklingende Namen wie Blaupunkt oder Dual auf dem Gehäuse kleben haben. Also bleibt den Schlager-Großeltern, egal ob in den eigenen vier Wänden wohnend oder im Altersheim lebend, zwangsläufig nur DAB+. Leute, unterschätzt nicht die Marktmacht der älteren Generation! Schlager ist mehr als eine Nische. Schlager ist musikalisches Lebensgefühl. Glaubt mir, in fünf Jahren wird die Radioforschung zu dem Ergebnis kommen: DAB+ hat sich vor allem bei den Senioren durchgesetzt mit Marktanteilen, von denen Lobbyisten heute noch träumen. Darauf verwette ich meine Glaskugel!
 
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Dann mach doch gleich mal Nägel mit Köpfen ... und gib hier professionelle Tipps falls sich die Senioren hier her verirren.

Also ... in welchen Regionen von Deutschland können die Senioren aktuell welche Schlagersender über DAB+ empfangen? ;o)
 
Die Senioren werden, wie ich unlängst erleben konnte, in den Altenheimen häufig bereits von MP3-CD bespielt, und haben bei gut 10 Stunden Spieldauer womöglich mehr Abwechslung als bei NDR 1-Niedersachsen oder WDR 4, von denen sich etliche Seniorenheime bereits mit Schaudern abgewandt haben. Und diese Stationen waren mal die obligatorischen Tagesbegleiter!
 
Die Senioren werden, wie ich unlängst erleben konnte, in den Altenheimen häufig bereits von MP3-CD bespielt, und haben bei gut 10 Stunden Spieldauer womöglich mehr Abwechslung als bei NDR 1-Niedersachsen oder WDR 4, von denen sich etliche Seniorenheime bereits mit Schaudern abgewandt haben.
Jetzt könnte man einen sehr, sehr bösen Gag bringen. Er erklärt sich hiermit von selbst, ich unterlasse es also. ;)

muss die 60+Generation, die noch mit Dieter Thomas Hecks Fernseh-Hitparade großgeworden ist, nach einfachen Alternativen suchen. Die Musik soll schon aus einer Plastik-Kiste klassischer Bauart kommen. Zumindest soll sie von außen so aussehen und vielleicht noch wohlklingende Namen wie Blaupunkt oder Dual auf dem Gehäuse kleben haben. Also bleibt den Schlager-Großeltern, egal ob in den eigenen vier Wänden wohnend oder im Altersheim lebend, zwangsläufig nur DAB+.
Das ist durchaus denkbar. Ich kenne einige Seniorenhaushalte, die sich nie mit einem Computer abgeben werden und niemals Internet im Hause haben werden. DAB könnte da durchaus in die engere Wahl kommen, schon des einfachen Klartext-Programmaufrufs wegen. Und wer weiß, vielleicht stören HE-AAC-Programme mit Übergang zu SBR bei 8 ... 11,5 kHz jemanden, der altersbedingt nur noch bis 5 kHz hört, absolut nicht.

Andererseits: wenn ich an meine Eltern denke (78, 81), wären nichtmal Schlagersender üblicher Machart etwas für sie. Vater würde sicher manchmal gern eine Mischung aus AMIGA-Schellack-Schlagern von 1947-1950 hören wollen oder alte Jazz- und Bigband-Aufnahmen, Mutter eher Volkslieder, die sei einst selbst im Chor im Thüringer Wald sang. Das spielen die Schlagerdudler nicht. Hinzu kämen bei meiner Mutter zumindest aktuelle Medizin-Themen, die sie eher auf Bayern 2 oder im DLF findet.
 
Die Senioren werden, wie ich unlängst erleben konnte, in den Altenheimen häufig bereits von MP3-CD bespielt, und haben bei gut 10 Stunden Spieldauer womöglich mehr Abwechslung als bei NDR 1-Niedersachsen oder WDR 4, von denen sich etliche Seniorenheime bereits mit Schaudern abgewandt haben. Und diese Stationen waren mal die obligatorischen Tagesbegleiter!

Oder manche Senioren schalten von NDR 1 auf den DLF um, weil ihnen die Musik auf NDR 1 heute nicht mehr zusagt und weil sie kein neues Radio kaufen wollen und somit der DLF die einzige Alternative wäre, wenn man kein Formatgedudel oder Klassik hören will.
 
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Ich kenne einige Seniorenhaushalte, die sich nie mit einem Computer abgeben werden und niemals Internet im Hause haben werden.

DSL + Internetradio ist aber auch kein Hexenwerk mehr, da sind schnurlose Telefone und moderne Fernseher mit Smart-TV-Funktionalität fast schon komplizierter zu bedienen.

Und gerade für die genannten Spezialfälle (Schellack-Platten, alte Jazz- und Bigband-Aufnahmen) gibt es Webradios, auf DAB+ hingegen wird man auch solche Inhalte vergeblich suchen.
 
Ich bin tatsächlich mit Dieter Thomas Heck aufgewachsen, gehe aber gerade mal auf die 40 zu. Klar, die Werbeindustrie hält mich schon für alt (obwohl ich mich innerlich gerade erst in dem Prozess befinde, mich langsam nicht mehr jugendlich zu fühlen). Die Generation vor mir (die Fast-Rentner oder Rentner über 60) fetzt heute mit Mountain-Bikes in den Alpen herum und ist alles andere als verkalkt und hört übrigens auch nicht mehr Schlager als heutige Jugendliche.

Es ist mir tatsächlich schleierhaft, warum sich die Werbeindustrie nur für 15-30jährige zu interessieren scheint. Das ist gerade das Alter, wo man noch nicht mal sonderlich viel Kohle auszugeben hat.
 
Weil die Werber glauben, vermutlich nicht ganz zu Unrecht, daß Menschen über 49 derart gefestigt sind, daß sie sich durch Werbung weniger beeinflussen lassen. Oder, um es weniger positiv auszudrücken, daß die so verknöchert sind, daß sie nur noch das kaufen, was sie schon immer gekauft haben. ;)
 
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