GEZ-Diskussion in der BILD

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Dennoch ist der SInn der GEZ der, dass die Sende rfinanziell nicht vom Staat und der jeweiligen Regierung abhängig sind. Deswegen treiben sie das Geld selbst ein, deswegen gibt es die GEZ.
Dass der Staat / die Regierung über die Eintreibung der Medienabgabe durch Finanzamt Einfluss auf die Sender nehmen könnte, halte ich für weniger wahrscheinlich.

Auch die Kirchensteuer wird, trotz der (offiziellen) Trennung von Kirche und Staat, vom Finanzamt einkassiert.

Natürlich kann man im Gegenzug argumentieren, dass die Bemessungsgrundlage hier das Einkommen ist und es als Steuer deshalb in die Hände der Finanzbehörden gehört, aber die Sozialabgaben sind auch einkommensabhängig und werden vom Arbeitgeber direkt an den Versicherungsträger und nicht an das Finanzamt abgeführt.

Warum also kassiert der Staat (gegen eine Aufwandsentschädigung) durch die Finanzämter für die Kirchen, für die Medien jedoch nicht?
Warum haben die Kirchen nicht ihr eigenes Kostenbeteiligungs- und Eintreibungssystem? Sie lassen die Finanzbehörden für sich arbeiten, ohne sich vom Staat in ihre (gesetzlich garantierten) Aktivitäten reinreden zu lassen.

Bei einer Medienabgabe via Finanzamt könnte ich mir das genauso vorstellen.
 
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Vielleicht sollte man mal ein paar (glaubwürdige) Fakten einwerfen zum Thema: Der böse ÖR gräbt den Privaten die Werbe-Kohle ab.

Die TV-Werbeeinnahmen stiegen von 1,8 Milliarden DM (938,1 Milliarden Euro) 1988 auf 4,7 Milliarden Euro im Jahr 2000. Danach führte ein Einbruch durch die Medienkrise zu Rückgängen - eine Tendenz, die sich erst 2006 wieder umkehrte. 2007 waren es wieder 4,165 Milliarden Euro. Zugleich ist es zu einer Umverteilung der Werbeeinnahmen zwischen öffentlich-rechtlichem und privatem Fernsehen gekommen: Während 1988 nur 16 Prozent der Werbeumsätze den privaten Fernsehsendern zuflossen, sind es heute rund 95 Prozent (2007: 3,9 Milliarden Euro). Nur noch fünf Prozent gehen an ARD (2007: 168,4 Millionen Euro) und ZDF (116,7 Millionen Euro). Beim Hörfunk sind die Werbeeinnahmen weniger einseitig verteilt. Hier entfielen 2005 gut ein Drittel (188 Millionen Euro) auf die öffentlich-rechtlichen Sender, zwei Drittel (507 Millionen Euro) auf die privaten.

Quelle

Worüber genau beschwert man sich jetzt eigentlich beim Privatfunk? Über die bei genauer Betrachtung reichlich marginal erscheinenden 5 %?

Davon ab geht mir die Scheindiskussion über den Einfluß der Politik auf die ÖR-Sender zunehmend auf den Geist. Das der politische Einfluß auf den Privatfunk um einiges größer ist, siehe Kohl, Kirch etc., scheint niemanden groß zu stören. Dort ist die Gefahr der einseitigen politischen Berichterstattung sehr viel größer, obwohl diese dort genauso wenig zu suchen hat.
 
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Die ganze Diskussion krankt schon mal daran, dass manche hier partout nicht von der Behauptung lassen wollen, es handele sich um eine Schlacht ÖR gegen Private.

Jeder, der ein kritisches Argument gegen das jetzige Finanzierungssystem des ÖR vorbringt, wird sofort ins Lager der privaten Haifische verortet, und umgekehrt, jeder, der sich am privaten Dideldadeldudel stört, gilt sogleich als ÖR-Parasit.

Mir gefällt vieles am ÖR nicht, ich halte den Apparat für aufgebläht und viele Angebote für verzichtbar, andere für ausbaubedürftig. Aber ich wollte nicht am Grundsatz des ÖR rütteln.

Andererseits: Mir gefällt auch vieles am Privatfunk nicht, ich halte die meisten Angebote für verzichtbar, aber es fiele mir niemals ein, das Prinzip eines privat finanzierten Rundfunks in Frage zu stellen.
 
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Davon ab geht mir die Scheindiskussion über den Einfluß der Politik auf die ÖR-Sender zunehmend auf den Geist. Das der politische Einfluß auf den Privatfunk um einiges größer ist, siehe Kohl, Kirch etc., scheint niemanden groß zu stören. Dort ist die Gefahr der einseitigen politischen Berichterstattung sehr viel größer, obwohl diese dort genauso wenig zu suchen hat.
Fraglich ist außerdem, wie objektiv Privatsender bspw. über die Aktivitäten ihrer großen Werbekunden berichten (können), oder über ihre Eigentümer und mit ihnen verbundene Unternehmen/Personen.

Zur Preisdiskussion: Vielleicht ist unser öff.-rechtl. Rundfunksystem das teuerste der Welt, aber es ist es nicht für den einzelnen Gebührenzahler (laut Wikipedia). Die erwähnte Preiserhöhung von 24 % innerhalb von zehn Jahren entspricht kaum mehr als dem normalen Rahmen der allgemeinen Geldentwertung, und im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen von Angestellten ist die Rundfunkgebühr seit über dreißig Jahren ungefähr konstant.

Die knapp 6 €, die ich monatlich fürs Radiohören zahle, halte ich für einen Schnäppchenpreis. Dass ein Teil davon in Programme fließt, die mir vollkommen überflüssig vorkommen, schmerzt kaum. Aber letztendlich ist es ja Geschmackssache, ob das Verhältnis zwischen Preis und Angebot angemessen ist.

Warum die öffentlich-rechtliche Informationsversorgung auf klassisches Radio und Fernsehen beschränkt ist/sein sollte, ist mir seit Langem ein Rätsel und erscheint mir irgendwie willkürlich.
 
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@ammerlaender: na, vielleicht, dass dort viele stasibelastete Adlershofer vom DDR-Fernsehen Programm machen? Soll ich Namen nennen?
 
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Warum die öffentlich-rechtliche Informationsversorgung auf klassisches Radio und Fernsehen beschränkt ist/sein sollte, ist mir seit Langem ein Rätsel und erscheint mir irgendwie willkürlich.

Überlege mal, wo diese Institution historisch herkommt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war an ein privat finanziertes und organisiertes Rundfunk- und Fernsehprogramm nicht zu denken. Gleichzeitig war aus der Tradition des "Volksempfängers" heraus klar, dass hier die Grundversorgung der Bevölkerung mit Information, Wissen und Unterhaltung gewährleistet werden kann. Die originäre Begründung für ÖR liegt in der Annahme, dass der Staat da einzutreten habe, wo private Märkte und Angebote es nicht richten können.
Deshalb ist die öffentlich-rechtliche Grundversorgung nach 1945 auch nicht auf den Printbereich ausgeweitet worden - was ja durchaus eine Logik gehabt hätte. Aber Zeitungen und Zeitschriften, ebenso wie Bücher, hat ja umfassend der private Markt geliefert.

Konsequent weiter gedacht ist die Frage naheliegend und muss erlaubt sein, ob sich denn mit der Freigabe des Marktes für private Fernseh- und Rundfunkanbieter seit Beginn der 1990er Jahre nicht das Geschäftsmodell ÖR erledigt hat.
Manches spricht dafür, einiges dagegen - wie man ja schön in diesem und anderen einschlägigen Threads nachlesen kann.

Aber ziemlich verwegen ist es, die Frage umzudrehen und eine Ausweitung der ÖR-Angebote über Radio und Fernsehen hinaus zu fordern. Es ist ja schon eine Gratwanderung, die Online-Auftritte der ÖR als rein flankierende Maßnahme für Rundfunk- und Fernsehen zu interpretieren, vielmehr drängt sich der Verdacht auf, dass hier von einem völlig neuen Informationsmedium Gebrauch gemacht wird. Was ist, wenn weitere Technologien entwickelt werden? Muss das dann jeweils auch in ein öffentlich-rechtliches Angebot umgesetzt werden?
Und müsste in dieser Logik und in diesem Überalldabeisein-Anspruch nicht auch das öffentlich-rechtliche Prinzip auf alle Printmedien angewandt werden? Eine ÖR-Zeitung? Eine ÖR-Zeitschrift? Ein ÖR-Buchverlag?

So oder so scheint es mir an der Zeit, dass der Gesetzgeber hier eine klare und sauber begründete Linie zieht. Denn wenn er es nicht tut, werden es irgendwann die Gerichte tun müssen.
 
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Müssen monströse Summen in Sport-Live-Berichterstattung fließen? Muss das Öffentlich-Rechtliche wirklich unzählige Schlager- und Schunkelsendungen produzieren?

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Wie viel Geld verballert denn RTL bei der Formel 1, bzw. wie viel nimmt der Sender dadurch wieder ein?? Zweifellos ist der Wiedereinstieg Schumachers ein Lottogewinn für den Sender, wo doch letztlich die Zuschauerzahlen im freien Fall waren!

Die ÖR sind clever, wenn sie diese Volksmusiksendungen produzieren, denn die bringen massenhaft Quote! Kein Privatsender gibt sich noch mit "Seniorenkram" ab und das wird sich in einigen Jahren rächen, wenn die heutigen Zuschauer dieses "Dumm-TV" ala SAT1 oder RTL2 nicht mehr sehen wollen. Daran ändert auch die "Werberelevante Zielgruppen"-These nichts, in der nur 14-49-Jährige erfasst werden. Vermutlich hat Helmut Thoma (seinderzeit RTL-Programmchef) diese Statistik ins Leben gerufen, um die echten Zuschauerqouten zu verwischen. Und wer sagt, dass 55-Jährige eine schlechtere Kaufkraft haben als Teenager?? Ist doch Nonsens...

Zudem wundert mich dieses GEZ-Gezeter (:D) immer wieder: jede noch so unbetuchte deutsche Familie hat einen Flachbildfernseher nebst Playstation 3 (sponsored by Media-Markt) und eine Telefonflat für locker 40 Euro im Monat. Aber die knapp 6 Euro GEZ monatlich sollen dann schmerzhaft sein?

Vielleicht sollte man den "Wasserkopf" Beamtentum anprangern, bevor man sich bei "Bild" wie immer gerne auf die GEZ stürzt? Aber beim Thema "Herz für Kinder" ist man dort mit Gottschalk und dem ZDF wieder wie Bruder und Schwester.

Leider lassen sich viel zu viele Bundesbürger von der "Bild" blenden und beeinflussen...
 
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Und wer sagt, dass 55-Jährige eine schlechtere Kaufkraft haben als Teenager?? Ist doch Nonsens...

Sie haben keine schlechtere Kaufkraft, im Gegenteil, aber sie lassen sich nicht so leicht durch Werbung in ihren Kaufentscheidungen beeinflussen wie jüngere.

Übrigens auch wie dümmere. Aber kein Sender der Welt wird sagen, wir wollen nur dumme Zuschauer/Zuhörer (oder sagen wir lieber: leicht manipulierbare Zuschauer mit niedrigem Bildungsniveau). "Jung" hört sich doch schon viel besser an, da will jeder gerne dazugehören!

Übrigens wirkt sich dieses geringe Bildungsniveau bzw. diese geringe Kritikfähigkeit, welche Privatsender bei ihren Konsumenten benötigen, naturgemäß auch auf die Programminhalte aus.
 
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Vielleicht sollte man den "Wasserkopf" Beamtentum anprangern, bevor man sich bei "Bild" wie immer gerne auf die GEZ stürzt? Aber beim Thema "Herz für Kinder" ist man dort mit Gottschalk und dem ZDF wieder wie Bruder und Schwester.

Kann ich GEZ eigentlich von der Steuer absetzen? Bei diesen ganzen Starquiz werden immer wieder 100.000ende über Promis an wohltätige Vereine erspielt - von meinen Gebühren. Das müsste dann doch bei Spenden eintragbar sein.:p

Übrigens die 10.- pro Person sind in vielen Fällen klare Erhöhungen, jedenfalls dann, wenn mehr als eine zahlungspflichtige Person im Haushalt lebt - die Firmen sind dann befreit? Also übernimmt der Privatmensch wieder einmal nach typischer FDP Manier die fehlende Lücke von Firmengeräten und Hotels!


Auch von meiner Seite ist klar: Das Angebot der ÖR ist unverzichtbar - es ist in Hinsicht auf die italienischen Gegebenheiten dringend Abstand von der politischen Einmischung zu leisten. Dann hat ÖR weiterhin eine wichtige Aufgabe, ob die Grundversorgung nicht auch mit weniger geleistet werden kann ist eine Frage der Zukunft. Erste E-Book reader kommen bereist mit WLAN - ob tagesschau.de oder welt.de, die Grenzen werden weiter verschwimmen.
 
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Diese Werbediskussion ist ja auch von viel Scheinheiligkeit und Heuchelei geprägt, denn auch hier sieht die Wahrheit etwas anders aus:

Natürlich sind Werbegelder vordergründig zunächst mal eine zusätzliche Einnahme für die ÖR über die opulente Gebührenausstattung hinaus. Das ist ja nicht von der Hand zu weisen. Die Diskussion, ob ÖR ganz auf Werbung verzichten sollten, finde ich auch legitim, zumal es in der Vergangenheit auch zahlreiche Skandale, zumindest Grenzübertretungen gegeben hat.

Es gibt aber auch andere Aspekte, die niemand ernsthaft bestreiten würde, aber auch von gewissen Anti-ÖR-Lobbyisten nicht laut genannt werden, geht es doch bei all diesen Diskussionen um ganz andere Dinge, trotzdem:

Wer glaubt, dass die Privaten profitieren würden, wenn Werbung im ÖR entfällt, irrt, denn:

1. Im ÖR-Fernsehen läuft zu einem nicht unerheblichen Teil Werbung für Produkte, die man im Privatfernsehen nie sehen würde (Klosterfrau-Melissengeist etc.), weil das Publikum ganz einfach älter ist und dort völlig andere Konsumentenschichten erreicht werden und

2. Die werbetreibende Wirtschaft interessiert im Radio überhaupt nicht, ob sie nun ÖR oder Privat schalten (abgesehen von gewissen Imageaspekten vielleicht), es geht um die Frage, über welches Medium die meisten Menschen erreicht werden, welches Medium also die größte Werbewirkung hat. Würde also im ÖR-Radio keine Werbung mehr laufen, würde das Radio auch einen Teil seiner Attraktivität für die Werbung verlieren. Soll heiß0en, dass der Werbemarkt für Radio insgesamt schrumpfen würde. Es würde kein Cent (jedenfalls kein nennswerter Betrag) mehr in die Kassen der privaten Radio-Anbieter fliessen sondern in andere potentielle Werbemöglichkeiten.

Meiner Meinung nach geht es letztlich um Folgendes:

1. Die Angebotsmöglichkeiten der ÖR stark einzugrenzen, damit von vornherein der Qualitätsstandard für neue Angebote bloß nicht zu hoch liegt (natürlich lässt sich ein wackeliges Handyvideo vom "Leserreporter" besser für ein kostenpflichtiges Portal verkaufen, wenn die öffentlich-rechtlichen Mitbewerber eben kein qualitativ besseres Material mehr von Profis anbieten können bzw. dürfen.

2. Die ÖRs von Werbung "befreien" in der Hoffnung, dass dadurch freiwerdende Werbeetats bei den eigenen neuen Angeboten landen.
 
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@divy
Er hat sich offensichtlich auf die Gebühr bezogen, die er nur für's Radio hören bezahlt.

Nein hat er nicht, denn er schrieb:

jede noch so unbetuchte deutsche Familie hat einen Flachbildfernseher nebst Playstation 3 (sponsored by Media-Markt) und eine Telefonflat für locker 40 Euro im Monat. Aber die knapp 6 Euro GEZ monatlich sollen dann schmerzhaft sein?
 
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Sie haben keine schlechtere Kaufkraft, im Gegenteil, aber sie lassen sich nicht so leicht durch Werbung in ihren Kaufentscheidungen beeinflussen wie jüngere.
Was zu allererst etwas mit der Werbung selbst zu tun hat. Nirgendwo auf der Welt werden soviele belanglose, grottenschlecht langweilige und verdummende Werbespots produziert und versendet wie in Deutschland. Spots die wirklich glaubhaft sind und damit natürlich auch die vermeintlich ältere Generation um den Finger wickelt, kann man hierzulande an einer Hand abzählen. Von Spots die ironisch und witzig sind oder gar zum mitdenken anregen, fange ich gar nicht erst an...
 
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Aber ziemlich verwegen ist es, die Frage umzudrehen und eine Ausweitung der ÖR-Angebote über Radio und Fernsehen hinaus zu fordern. Es ist ja schon eine Gratwanderung, die Online-Auftritte der ÖR als rein flankierende Maßnahme für Rundfunk- und Fernsehen zu interpretieren, vielmehr drängt sich der Verdacht auf, dass hier von einem völlig neuen Informationsmedium Gebrauch gemacht wird. Was ist, wenn weitere Technologien entwickelt werden? Muss das dann jeweils auch in ein öffentlich-rechtliches Angebot umgesetzt werden?
Tja, warum nicht!? Nur weil in den vierziger Jahren das Radio das Medium der Stunde war, muss dieser Verbreitungsweg ja nicht auf ewig als einziger festgelegt sein, insbesondere, wenn sich die Gewohnheiten des Medienkonsums bedeutend ändern. So ist später das Fernsehen hinzugekommen und inzwischen das Internet. Und so, wie im öffentlich-rechtlichen Fernsehen nicht nur der Radioton gesendet wird, müssten m.E. auch das Internet, Handyanwendungen etc. mehr sein dürfen als ein Übertragungsweg für bereits auf anderem Weg parallel ausgestrahlte Radio- und Fernsehprogramme. Wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinen Auftrag erfüllen soll, muss er auch die Medien nutzen können, mit denen sich ein möglichst großer Bevölkerungsanteil ansprechen lässt. (Und dass er den im Rundfunkstaatsvertrag erteilten Auftrag erfüllen soll, stelle ich hier mal nicht in Frage, den finde ich nämlich ganz OK.)
 
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Wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk seinen Auftrag erfüllen soll, muss er auch die Medien nutzen können, mit denen sich ein möglichst großer Bevölkerungsanteil ansprechen lässt.

Was ist dann mit Zeitungen, Zeitschriften und Büchern?
 
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Was ist dann mit Zeitungen, Zeitschriften und Büchern?

Lieber Manni,

warum denn diese blöde Polemik, wenn du andererseits bemängelst, es würde jeder sofort in eine Ecke als ÖR-Verfechter oder -Hasser gestellt?

Es geht um die Frage, wie sich elektronische Medien und Verbreitungswege weiter entwickeln und dass öffentlich-rechtlicher Rundfunk und Fernsehen daran beteiligt sein möchten. Und niemand wird ja ernsthaft bestreiten, dass die Medien Radio, TV und Internet auf lange Sicht immer stärker zusammenwachsen werden (oder besser gesagt die Medienträger Radiogerät, Fernsehgerät und Computer). Aber natürlich gibt es starke Interessen, den ÖR technisch in die Steinzeit zu bomben, damit man (im Zweifel wahrscheinlich irgendwann sogar die gleichen Leute, die heute für die technischen Blockaden verantwortlich sind) dann sagen kann, dass der ÖR abgeschafft gehört, weil er ja technisch überhaupt nicht mehr zeitgemäß ist und ja kein Mensch mehr auf diesen anachronistischen Verbreitungswegen irgendwelche Medien konsumiert.

Niemand hat ja jemals ernsthaft gefordert, dass die Öffentlich-Rechtlichen irgendwelche Printpublikationen veröffentlichen sollen. Durch das Internet wachsen aber die klassischen Medien zusammen. Es zwingt ja auch niemand, die Verlage ins Internet und andere neue digitale Medien, aber warum tun sie das (und warum wollen sie die ÖRs mit aller Macht dort limitieren bzw. rausdrängen)? Weil es um den absolut größten Wachstumsmarkt und die Zukunft der Medien geht.
 
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Da bin ich mir inzwischen nicht mehr so ganz sicher, denn "parteiisch" berichten sie zur Genüge in ihren "Betroffenheitssendungen", und sei es "nur" im gewählten Unterton der Off-Sprecher und/oder Moderatoren.

Dann machs doch mal konkret: Welche Betroffenheitssendungen? Wo ist dir ein parteiischer Unterton zuletzt aufgefallen?

Dieses ewige Dreschen von inhaltsleeren Phrasen in dieser Debatte ist ja kaum noch zum Aushalten. Ich kenne eine Reihe von Redaktionen des ö-r Fernsehens und Radios aus eigener Anschauung und habe da bislang sehr kompetente, motivierte, aber vor allem professionelle und unbeeinflusste Redakteure kennengelernt, die nach journalistischen Maßstäben arbeiten und nicht nach Gesinnung. Oder den Wünschen eines Werbekunden oder Sponsors.
 
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Aber ziemlich verwegen ist es, die Frage umzudrehen und eine Ausweitung der ÖR-Angebote über Radio und Fernsehen hinaus zu fordern. Es ist ja schon eine Gratwanderung, die Online-Auftritte der ÖR als rein flankierende Maßnahme für Rundfunk- und Fernsehen zu interpretieren, vielmehr drängt sich der Verdacht auf, dass hier von einem völlig neuen Informationsmedium Gebrauch gemacht wird. Was ist, wenn weitere Technologien entwickelt werden? Muss das dann jeweils auch in ein öffentlich-rechtliches Angebot umgesetzt werden?

Das hat doch das Bundesverfassungsgericht in seinen Rundfunkurteilen klargemacht. Da ist eben geregelt, dass es hier nicht nur um eine Grundversorgung geht, wie uns BILD und andere Kampagnenblätter immer weismachen wollen. Vor allem im 6. Rundfunkurteil von 1991 machte das BVerfG klar, dass es eine Bestands- und Entwicklungsgarantie für den ö-r Rundfunk gibt. Und dass diese auch bedeutet, dass neue Verbreitungswege für Rundfunkinhalte (heute eben Internet, Mobiltelefone, Web 2.0-Anwendungen) den ö-r Anstalten offenstehen müssen.

Denn schon 1991 hatte das Gericht erkannt, dass der ö-r seine Existenzberechtigung im Widerstreit der Interessen aus Politik, Lobby und Wirtschaft nur würde erhalten können, wenn er in einer inhaltlichen Mischkalkulation massenattraktive und inhaltlich elitäre Inhalte vorhält.

Nun kann man sich über die Platzierung einzelner Inhalte immer gerne und treffend streiten, aber z.B. die platten Angriffe des Bundestagspräsidenten auf die Telenovelas im ZDF, während ein Bundespräsident gewählt wird, sind einfach nur peinlich. Auch die ö-r Sender müssen das zeigen, was ein breites Publikum zu bestimmten Zeiten sehen will. Denn sonst sagen irgendwann die Hyänen von BILD und Co.: "Seht ihr: Guckt doch keiner mehr. Weg damit!"

Und wer wollte bestreiten, dass die ö-r mit Formaten wie "Frontal 21", "hart aber fair", "Panorama", "ZAPP", "Extra 3", "heute-show", "ttt", vielen Dokus und und und eine ganze Reihe von anspruchsvollen, hochwertigen, hochprofessionell gemachten Formaten im Programm haben. Die ja auch gesehen werden.

Und zeig mir mal im privaten Radio einer Sendungen, die es mit "Hörbar Rust", "SWR 1 Leute", "Montalk", "Bundesligakonferenz", "Zeitzeichen", "Musikclub" etc. in dieser Ballung aufnehmen können.
 
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Liebe(r) Keek,

du hast (vermutlich bewusst) weggelassen, auf welches Zitat sich meine Frage bezog.
Deshwegenhole ich nochmals etwas aus:

Entweder ich fordere für ÖR unter Inanspruchnahme eines Generalversorgungsauftrages den kompletten Zugriff auf alle Medien,
mit denen sich ein möglichst großer Bevölkerungsanteil ansprechen lässt.
(Zitat von Stereo),
dann gehörten da selbstverständlich auch die Printmedien hinzu, oder ich beschränke mich auf die elektronischen und digitalen Medien, dann muss ich diese Beschränkung aber doch irgendwie begründen. Und diese Begründung fehlt mir in unserer Diskussion.

Ich selbst habe sie weiter oben versucht herzuleiten (Geburtsumstände des ÖR-Rundfunks im Nachkriegsdeutschland). Ich habe aber gleichzeitig darauf hingewiesen, dass diese Geburtsumstände sich erledigt haben, die Begründungen und Argumente für eine ÖR-Versorgung von damals heute obsolet geworden sind. Deshalb wünschte ich mir eine moderne und zeitgemäße Begründung, und zwar ohne Widersprüche wie: Funk- ja, Print - nein!
 
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So ganz einfach erledigt haben sich die Gründungsumstände nicht. Man ging davon aus, dass ein Fernseh- und Radiomarkt mit ausschließlich privaten Teilnehmern die Grundbedürfnisse an Info/Bildung/Unterhaltung etc. nicht befriedigen würde. Ich denke, unser duales System, wo nicht der Hörer und Zuschauer, sondern der Werbekunde König ist, und die Reichweite nach dem Millionen-Fliegen-Prinzip gemessen wird, müsste diesen Verdacht eher verschärfen. So lange qualitativ höherwertige Angebote nicht die Chance haben, eine besser zahlende und differenzierende Kundschaft zu erreichen - wie auf dem Printmarkt - gibt es eigentlich überhaupt keinen freien Radio- oder Fernsehmarkt.

Und zum Thema Internet: das ist weder "wie Print" noch "wie Funk oder Fernsehen", sondern (unter anderem) ein neuer Vertriebsweg für Schrift, Bild und Ton. Hier stoßen die Verlage und die Sender aufeinander und, kein Wunder, es knallt. Die Verlage wollen natürlich alles machen: Bild, Ton, Podcast, Communities und was sonst noch die nächsten Jahre rumkommt. Und die Öffentlich-Rechtlichen müssen das auch anbieten, sonst können sie den Laden zusperren. Diese künstlichen Schranken à la Dreistufentest sind für die Katz. Wer auf Entwicklungen im Internet nicht reagieren kann, wie er will, hat da nichts zu melden.

Deswegen müsste man eigentlich noch mal prüfen, wie diese neue Markt beschaffen ist, und das stelle ich mir im Augenblick, wo eigentlich kaum einer im Netz richtig Geld verdient und alle quersubventonieren, sehr schwierig vor.
 
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Man ging davon aus, dass ein Fernseh- und Radiomarkt mit ausschließlich privaten Teilnehmern die Grundbedürfnisse an Info/Bildung/Unterhaltung etc. nicht befriedigen würde.

Davon ging man bei Gründung der Öffentlich-Rechtlichen Rundfunkanstalten sicher nicht aus, denn ein privater Fernseh- udn Radiomarkt wurde überhaupt nicht in Erwägung gezogen, war jenseits jeder Vorstellung.
Man führte bewusst einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk nach britischem Vorbild ein. Und das britische Vorbild BBC ist entstanden, weil die privaten Vorgänger nach jahrelanger Einflussnahme durch die Wirtschaft und den Staat bewusst abgeschafft wurden.
 
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Dann machs doch mal konkret: Welche Betroffenheitssendungen? Wo ist dir ein parteiischer Unterton zuletzt aufgefallen?
[...]
...habe da bislang sehr kompetente [...] aber vor allem professionelle und unbeeinflusste Redakteure kennengelernt, die nach journalistischen Maßstäben arbeiten...

„Betroffenheitssendungen“ sind für mich Formate wie „brisant“. Über die Themen sage ich nichts, weil deren Relevanz die jeweiligen Betrachter selbst einschätzen mögen. Aber die Anmoderation versucht meines Erachtens ganz gezielt, den Konsumenten in eine einzige „wahre“ Richtung zu lenken. – Besonders gut konnte das Frau Wenner, Herr Kindermann kann es aber auch relativ gut; zu Frau Höppner kann ich nichts sagen, weil die mir beim Durchzappen zu selten über den Weg läuft.

Meine Gedanken zu „professionellen und unbeeinflussten Redakteuren“ möchte ich an der Aufarbeitung des Themas „Schule“ bei „hart aber fair“ zur Diskussion stellen. Egal, ob das Für und Wider eines „G8“ oder der Daseinsberechtigung von „Hauptschulen“, aufgefallen ist mir, dass in den Gesprächsrunden Personen (egal, ob Politiker, Schüler oder Eltern) aus Bundesländern, in denen das Abitur nach 12 Jahren die Regel ist, bzw. bei denen eine Hauptschule als eigenständiger Schultyp nicht existiert, vergeblich gesucht wurden. Ganz gut hat die Gästepolitik der Redaktionen übrigens Herr Haas unter der Überschrift „Pseudoexperten im TV - Ich spiele, also bin ich“ zu Papier gebracht.

Statt „extra 3“, welches vor Jahren gut war, hätte in der Aufzählung (vorletzter Absatz in Beitrag #95) „quer“ vom BFS stehen sollen, aber das nur nebenbei.
 
AW: GEZ-Diskussion in der BILD

Und zeig mir mal im privaten Radio einer Sendungen, die es mit "Hörbar Rust", "SWR 1 Leute", "Montalk", "Bundesligakonferenz", "Zeitzeichen", "Musikclub" etc. in dieser Ballung aufnehmen können.

Da stimme ich zu. Die Qualitätsunterschiede zwischen ÖR und Privaten sind gut hörbar und offensichtlich.

Während es in vielen ÖR Sendungen noch regelmäßige Hinhörsendungen mit speziellen Themen gibt, moderiert ein/e Moderator/in beim Privaten schon mal 6 oder 7 Stunden am Stück. Es mag am geringeren Budget liegen(?), dass weniger Personal vorhanden ist.

Diese GEZ-Diskussion ist wohl mindestens so alt wie dieses Forum...

Hat die "Bild" auch dargestellt, wie viel GEZ-Geld am Ende für jede einzelne Station übrig bleibt? Ich vermute nicht.
 
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