Griechische Regierung schließt ERT

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Der grüne Solidaritäts- und Betroffenheitstourismus Richtung Griechenland und jetzt auch Türkei geht aber auch nicht schlecht auf den Senkel. Haben die Herrschaften Cohn-Bendit, Roth und Co. eigentlich hier nicht genug Themen, die es zu lösen gilt?
 
Du meinst, wenn in angespannten politischen Zeiten der Cohn-Bendit (Europaabgeordneterm auswärtiger Ausschuss, in der Vergangenheit mit medienpolitischen Fragen sowie der Situation in Griechenland befasst) politisch nach Griechenland reist oder Claudia Roth (stellvertretende Vorsitzende der deutsch-türkischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestags) in die Türkei, um sich selbst ein Bild zu machen, würden sie ihre Arbeit verfehlen? Ich behaupte, sie würden ihre Funktion missachten, wenn sie in solchen Situationen in ihren Abgeordnetenbüros hocken blieben und ihre Meinungsbildung und Analysen lediglich per medialer Ferndiagnose abliefern würden.
 
BREAKING:
Der Staatsrat hat die Ministerialanordnung kassiert. ERT soll bis zum Aufbau des Nachfolgers auf Sendung bleiben.
 
Der Staatsrat ist (anders als man das aus dem DDR-Sprachgebrauch heraus vermuten könnte), ungefähr das Äquivalent zu unserem Bundesgerichtshof.
 
Zwei "Nur in Griechenland"-Momente vom heutigen Tag:

Der Moderator der Sendestrecke, in der Daniel Cohn-Bendit zu Gast war, fragte diesen am Ende ernstlich ob Europa nicht endlich mal ein Gesetz verabschieden könnte, damit die seit über 20 Jahren ohne Lizenz sendenden Privatsender legalisiert werden. Dieser hat natürlich darauf verwiesen, daß das alleine Sache der griechischen Regierung sei.

Heute ist ein Sendesignal mit der Kennung des geplanten Nachfolgesender "Nerit" aufgetaucht. Für diesen Sender ist noch nicht einmal ein Gesetzentwurf ins Parlament eingebracht worden.
 
@freiwild
Ich meine, man kann sich - speziell um in der verfahrenen Situation zu helfen - seriös auch mit türkischen Gesprächspartner treffen, ohne dass man (als deutsche Abgeordnete) medienwirksam mitten auf den Tahir-Platz marschiert um hingebungsvoll zu provozieren. Möchte mal sehen, was die Grünen sagen würden, wenn sich ein Parlamentarier aus der Türkei hierzulande medienwirksam in eine Demonstration (z.B. gegen den Natiopnalpark Noprdshcwarzwald) hineininszenieren würde, um danach Ratschläge und Bevormundungen an die Adresse der Rot-Grünen Landesregierung zu formulieren.
 
Da sind wir absolut einer Meinung, Roths Inszenierung fand ich auch daneben. Aber auch als Bundestagsabgeordnete ist es natürlich angemessen, wenn sie sich vor Ort ein Bild machen möchte. Schließlich ist sie Vorsitzende des Ausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. Aber eigentlich ist das totales OT.

Nicht hingegen die Reise Cohn-Bendits. Das Europaparlament beschäftigt sich schließlich auch mit medienpolitischen Angelegenheiten der Mitgliedsstaaten, gerade, wenn es um die staatliche oder öffentlich-rechtliche Sender geht. Wenn die griechischen Kollegen ihn in einer Sendung haben wollen, ist es doch nur angemessen, wenn er dann auch hingeht.
 
Manni, wenn sich ein türkischer Politiker zu den Anti-Nationalparkprotestierenden gesellen möchte, soll er das Recht haben, das zu machen bzw. sich selbst zum Affen. Den Vergleich zwischen dem Nationalpark (wo der Minischterpräsident persönlich das Gespräch mit den Gegner gesucht hat) und dem Tahrirplatz (wo der Ministerpräsident seine Gegner als Terroristen und ausländische Agenten verunglimpft und verprügeln und beschießen lässt) finde ich aber unpassend.
 
Ein spannender Abend in Athen. Trotz der gerichtlichen Anordnung vom Montag sind die Sendeanlagen von ERT bisher nicht wieder in Betrieb genommen worden. Samaras weigert sich und ist weiterhin im Streit mit seinen beiden Koalitonspartnern. Am Mittwochabend waren Gespräche über die Zukunft von ERT bereits abgebrochen worden und auch heute wurde keine Einigung erziehlt. Dabei hatte am Abend der Staatsrat noch einmal klar die sofortige Fortsetzung des regulären Sendebetriebs angeordnet.

Eine Zusammenfassung der Ereignisse beim Handelsblatt.
 
Zwischenstand: Einige Lokalstationen senden auf eigene Faust - und der verbliebenen Koalition ist eine winzige Mehrheit geblieen.
 
Am Abend gab es allerdings die Aufforderung der Regierung an die Angestellten, die das ERT-Gebäude in Athen weiterhin besetzt halten, das Gelände zu verlassen. Momentan befinden sich zwar viele Demonstranten auf dem Gelände, die einem der inzwischen üblichen abendlichen Konzerte zuhören, in der Nacht oder übers Wochenende könnte es da aber recht spannend werden.
 
So sehr man auch noch zankt - die ersten Entlassungsschreiben wurden bereits ausgehändigt:
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Da ist ja schon einmal ein "Fortschritt". Bisher war die konservative Regierung ja der Meinung, es sei nicht notwendig, die ERT-Bediensteten persönlich über ihre Entlassung zu informieren - oder irgendwelche Kündigungsfristen >6 Stunden einzuhalten.
 
Der Streit geht aber weiter, weil diese Schreiben keine Unterschrift oder Firmenstempel enthalten.

Nach deutschem Arbeitsrecht wären diese Kündigungen ohne händische Unterschrift auf jeden Fall ungültig.
 
In den vergangenen Tagen haben aber auch die freien Produktionsfirmen Alarm geschlagen. Die sind von der plötzlichen Schließung des Senders auch betroffen und viele fürchten jetzt auch um ihre Existenz, weil sie mit den noch beauftragten Produktionen, die jetzt möglicherweise nicht mehr abgenommen werden, völlig in der Luft hängen. Ob die bereits fertiggestellten Produktionen noch bezahlt werden ist ebenso unklar. Bei der ERT war es üblich für diese Fremdproduktionen erst drei bis sechs Monate nach Ausstrahlungstermin zu bezahlen.

Die Dreharbeiten zu einem Spielfilm, an dem auch ARTE als Koproduzent beteilgt ist, wurden unterbrochen.

Sollte es bei der Schließung des Senders bleiben wird es in der gesamten griechischen Mendienlandschaft weit mehr Arbeitslose als die 2656 direkt beim Sender angestellten geben.
 
Auf der guten alten Kurzwelle ist das Programm für Griechen im Ausland jedenfalls noch zu hören, z.B. auf 11.645 KHZ gegen 8 Uhr LT.
 
Das habe ich gerade gefunden:

Donnerstag, 11. Juli 2013 07:30 Uhr

Griechisches Staatsfernsehen sendet Notprogramm

Das Programm begann um 21 Uhr mit einer griechischen schwarz-weiß-Komödie aus den 60er Jahren. In Griechenland ist knapp einen Monat nach der Schließung des staatlichen Rundfunks der neue Fernsehsender EDT an den Start gegangen. Erstmal ist auf allen Frequenzen nur ein Notprogramm mit Filmen und Dokumentationen sehen. Aktuelle Nachrichten werden nur auf Laufbändern eingeblendet. Ab Herbst soll mit neuen Mitarbeitern wieder ein Vollprogramm ausgestrahlt werden. Die rund 2700 Angestellten des geschlossen Staatsrundfunks halten das Gebäude des Rundfunks weiterhin besetzt und senden ein Protestprogramm im Internet. Ihre Gewerkschaft charakterisierte die Sendung des neuen Staatsfernsehens als eine "Piratensendung".

Quelle:www.dradio.de/kulturnachrichten/2013071107/2/

Anmerkung: +Piratensendung+....das klingt so....so anarchisch...irgendwie :D
 
Für diesen neuen Staatssender gibt es bisher auch nur einen Gesetzentwurf, der ins Parlament lediglich eingebracht und noch nicht beraten wurde. Daher sendet dieser neue Sender (wie sämtliche Privatsender auch) ohne gültige Lizenz.

Es ist wirklich nicht zu verstehen warum Samaras solche Klimmzüge macht, sich nicht an das Urteil des Staatsrates hält und das weiterhin von dem Mitarbeitern produzierte Programm von ERT wieder auf die Antennen schaltet.
 
Um die Sache zu klären. Der "alte" ERT sendet immer noch im Internet (und über die Eurovision?), und das ERT-Gebäude ist auch immer noch besetzt. Was da jetzt neu über einen Teil der ehemaligen terrestrischen ERT-Frequenzen sendet, ist die Neugründung der griechischen Regierung. Und die ist so geheim, dass der griechische Rundfunkminister (ja, den gibt es) nicht bekannt geben möchte, wo sich eigentlich das Studio von EDT befindet, oder welche Personen am Programm beteiligt sind.

EDT soll übrigens eine Art "Übergangslösung" sein, bis die geplante neue Rundfunkanstalt NERIT die Strukturen von ERT übernehmen kann.
 
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