AW: H.D. Möllers Lobeshymne auf den Hörfunk inkl. MDR Sputnik
Ein wenig Abstand tut manchmal gut, Dinge langfristig in ihren Entwicklungen zu beobachten. Gestern abend hatte ich leider wieder einmal Gelegenheit, eine Stunde lang Jump ertragen zu müssen. Es war (wieder) im Schwimmbad, das letzte mal, daß ich dort war, dürfte zeitiges Frühjahr gewesen sein.
Es ist immer noch so, wie es war. Die Musik ist mit unfassbarer Treffsicherheit aus der Rubrik "liebloser, übler Radio-Rotz" zusammengeschustert. Es nölt immer noch Nickelback. Es jaulen immernoch irgendwelche Heulbojen, und immer noch welche aus der Rubrik "Unterlegmusik ist wenigstens so richtig schön ätzend". Es gibt keinen roten Faden in der Musik, es gibt keinen Textbezug oder anderweitig thematischen Bezug. Vermutlich achtet da nichtmal jemand drauf. Kriterium scheint "nervender Krach" zu sein, alles andere ist egal.
Moderation und Nachrichten klingen, wenn die Lautstärke knapp an der Verständlichkeitsgrenze liegt, als ginge der Krieg gleich los. Das ist dermaßen preußisch akkurat durchgestylt, das will immer auf 150% der Vollast, das klingt wie Kasernenhof. Dabei wird aber gar nichts gesagt, wofür man das Mikrofon öffnen müßte.
Insgesamt ruiniert das komplett die Stunde Schwimmbad (wie jedes andere dieser Art Programme ebenso, es gibt da gefühlt für mich keinen Unterschied zwischen AThü, Schandeswelle, Jump, Schrott40 oder sonstwas), es macht wütend, da man gegen die Beschallung machtlos ist (der Einsatz eines kleinen Störsenders zum Wegdrücken der eigentlichen Modulation wurde in der Nähe der Schwimmeisterbude versucht, scheitert aber, da offenbar Kabelempfang) und es fühlt sich an, als robbe man bei feindlichem Dauerfeuer durch einen Schützengraben. Entsprechend ist der Puls auch dauerhaft oben - man müßte sich nichtmal sportlich betätigen.
Und solches Programm findet man beim MDR also heute noch angemessen und sieht es sogar als "auf gutem Weg". Es ist unfassbar.