Hä, was will uns die dpa sagen?

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Heidi

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Ich hatte es ja schon mehrfach davon - aber jetzt mach ich es wahr: Hier bitte alle unmöglichen dpa-Meldungen und Berichte rein, bei denen ihr denkt: "Hä, was will mir Deutschlands größte Nachrichtenagentur (die mit den hohen Abopreisen!!) damit sagen?" Oder Meldungen, wo ihr einfach sagt: "Hier bleiben mehr Fragen offen, als beantwortet werden." oder schlicht: "Setzen, sechs. Grottig, neu schreiben."

Ich mach ma´den Anfang:

11:41
lsw bwg0037 4 vm 133 lsw 7155

Prozesse/Kinder/Urteile/
»Haftandrohung für Mutter - Sechsjähriger Sohn wieder beim Vater =

Stuttgart (dpa/lsw) - Eine Mutter hat in Stuttgart unter Drohung
von Haft ihren sechsjährigen Sohn wieder an den sorgeberechtigten
Vater herausgegegeben. Das Oberlandesgericht hatte die Ordnungshaft
von einem Monat verhängt, weil die Frau sich trotz richterlichen
Beschlusses geweigert hatte, das Kind dem in Italien lebenden Vater
zu übergeben. Sie entging dem Vollzug, weil sie das Kind dem Vater
übergab, wie das Gericht am Donnerstag mitteilte (Az. 17 UF 318/05).
Der Junge hatte sich bei der Mutter aufgehalten, da der Vater im
Krankenhaus gewesen war.

Mit Blick auf die wirtschaftlichen Verhältnisse der Frau
verzichtete das Gericht auf ein Ordnungsgeld. Nach Angaben der
Richter bestand keine Besorgnis, dass die Rückführung für das Kind
mit einer schwerwiegenden Gefahr der körperlichen und seelischen
Schädigung verbunden wäre. Die Mutter habe zudem bei den zuständigen
italienischen Gerichten bisher keine andere Regelung des Sorgerechts
beantragt.

dpa mau yysw ed
131141 Apr 06


Was bitte ist da passiert???????
 
AW: Hä, was will uns die dpa sagen?

Ich verstehs ehrlich gesagt auch nicht. Seis der dpa verzeiht/zogen/ziehen??. Wenn man mal in die lokalblätterschaut, dort steht ja viel von der dpa drin, wundert man sich manchmal wirklich, wozu die 2473 Zeilen schreiben, zu einem völlig nebensächlichen Thema!
 
AW: Hä, was will uns die dpa sagen?

Darf ich anmerken: HÄÄÄH? :confused: :confused:
Gutes Beispiel - diesen Thread hier merke ich mir :D
Manchmal blickt man bei denen echt nicht durch. Freut mich, dass es nicht an mir selber zu liegen scheint.

Schmunzelnde Grüße
Katinka
 
AW: Hä, was will uns die dpa sagen?

Ich versuche mal, die Meldung zu interpretieren.

- Vater (lebt in Italien) wird krank und gibt das Kind zur Mutter (lebt in Stuttgart)
- Vater wieder gesund
- Mutter gibt das Kind nicht mehr heraus
- Vater erzwingt durch ein Gericht die Herausgabe des Kindes
- Gericht stellt fest: durch die Herausgabe besteht keine gesundhtliche Gefahr
- Gericht stellt fest: die Mutter hat kein Sorgerecht
- Gerichtsbeschluss ergeht an die Mutter
- Mutter gibt das Kind immer noch nicht heraus
- Haftandrohung ergeht an die Mutter
- Mutter gibt das Kind im letzten Moment zurück
- Gericht verzichtet auf Strafe (aufgr. d. Finanzsituation d. Mutter)
 
AW: Hä, was will uns die dpa sagen?

Für mich ist das eine typische "Briefträger beißt Hund" - Meldung und damit durchaus erklärlich. Normalerweise kämpfen ja Mütter um das Sorgerecht von Kindern, die von ausländischen Vätern in ihr Heimatland verbracht worden waren und das ohne Rechtsgrundlage. Hier ist es mal anders herum.

Kann man unter Vermischtes durchaus senden. Man kann es aber genau so gut lassen ;)
 
AW: Hä, was will uns die dpa sagen?

Abgesehen davon, dass es sich um schauderlichstes Agentur-Deutsch handelt, ist die Meldung an sich doch nachzuvollziehen (wenn auch einige Details fehlen).
Ich habe allerdings den Eindruck, dass in diesen Text manche Formulierung aus einer eventuell vorhandenen PM des Gerichts eingeflossen sind. Und wenn man unter Zeitrdruck Juristendeutsch in Agenturdeutsch übersetzt, geht das wohl selten gut.
Ich sage nur: "Der fußläufige Abgängige verunfallte kurz darauf".

Was mich allerdings in diesem Zusammenhang noch interessiert, wäre die Frage, wie lange dieser Sorgerechtsstreit schon gedauert hat. Habe mich nämlich gerade gefragt, wie ich wohl die Anmod antexten würde. Und siehe da, es gibt eine Pressemitteilung
des OLG.

Hmmm, also:

Das Oberlandesgericht Stuttgart hat mit der Drohung, eine Mutter verhaften zu lassen, einen monatelangen Sorgerechtsstreit beendet. Die Frau hatte sich zunächst geweigert, ihren 6-Jährigen Sohn zu seinem Vater zurückkehren zu lassen.

Der Vater lebt in Italien und hat das Sorgerecht für das Kind. Als der Mann in ein Krankenhaus eingeliefert wurde, kam der Junge vorübergehend bei seiner Mutter in Stuttgart unter. Sie ließ das Kind nicht nach Italien zurückkehren, obwohl der Vater inzwischen wieder gesund war.
Die Mutter ignorierte auch einen richterlichen Beschluss, den Jungen nach Italien zu bringen. Daraufhin kündigte das Oberlandesgericht an, die Frau einen Monat lang in Ordnungshaft nehmen zu lassen. Dem Jungen würden bei seinem Vater keine körperlichen oder seelischen Gefahren drohen, heißt es in einer Mitteilung des Gerichts.
Die Mutter habe das Kind daraufhin schließlich an den Vater übergeben.


Hm, das war nicht einfach.

Zu klären wären Standard-Detail wie zum Beispiel das Alter der Mutter, aber auch: Wie schnell sie auf das OLG reagiert hat, wie vielZeit also vom Beschluss der Richter bis zur Herausgabe des Kindes verstrichen ist - und wie viele Tage es noch gedauert hätte, bis sie tatsächlich hinter Gitter gebracht worden wäre.
Man hätte wohl auch bei der dpa lieber noch mal die Nummer der Pressestelle des OLG wählen sollen und warten, bis dort jemand abhebt.
 
AW: Hä, was will uns die dpa sagen?

An dieser Meldung bleibt nichts unverständlich, wenngleich Aufbau und Stil verbesserunsgwürdig sind. Das Unverständnis, auf das die Meldung bei Heidi zu stoßen scheint, mag darin begründet liegen, dass das Wort "Ordnungshaft" suggeriert, hier säße jemand nach Verhängen einer solchen Strafe in Haft, was allerdings nicht so sein muss. Ordnungshaftverhängung (tolles Wort, was? Ich sollte zur dpa wechseln...) ist üblicherweise mit einer letzten Frist verbunden, die Sache im richterlichen Sinne in Ordnung zu bringen. "Ordnungshaft" bezeichnet zunächst einmal einen angedrohten Freiheitsentzug, nicht einen zwingend zu vollziehenden.
 
AW: Hä, was will uns die dpa sagen?

Noch'n Beispiel, frisch aus dem Ticker:

Sechs Tote bei Familientragödie in Pennsylvania

Washington - Bei einer blutigen Familientragödie in Leola im US-Bundesstaat Pennsylvania hat ein 21-Jähriger sechs Familienangehörige getötet. Die in blutbefleckten Bettlaken und Decken eingewickelten Leichen seien erst drei Tage nach der Tat im Keller des Hauses gefunden worden, teilte die US-Polizei mit. Die US-Ermittler sprachen von einer «grausigen Todeskammer». Der mutmaßliche Täter tötete sechs Familienmitglieder, von der 64-jährigen Großmutter bis zum fünfjährigen Cousin. Er wurde inzwischen angeklagt. (dpa)
13.04.06 20:12


Wie kann der Cousin angeklagt werden, wenn er doch tot ist?
Wo bitte ist Leola?
Ist das bei diesen seltsamen pennsilvanischen Hinterwäldlern deutscher Herkunft oder war's eher ein Großstadt-Psychot?
Zuerst ist er der Täter, nachher wieder nur mutmaßlich.
Was heißt "inzwischen": Wie lange ist das her?
Es fehlt jedweder Background, der diesen überflüssigen Billighorror zu einer irgendwie brauchbaren Information macht.
Dreimal "US" hintereinander machen auch nichts klarer.
 
AW: Hä, was will uns die dpa sagen?

makeitso schrieb:
4db schrieb:
Wie kann der Cousin angeklagt werden, wenn er doch tot ist?
Ist er das?
Diese Frage hätte ich vom Meister des Wortes nun nicht erwartet. Natürlich ist der tote Cousin nicht angeklagt worden, sondern der "mutmaßliche Täter". Aber "Er" in "Er wurde inzwischen angeklagt" bezieht sich immer auf das zuletzt genannte, männliche Substantiv: Also auf den Cousin.
 
AW: Hä, was will uns die dpa sagen?

Makeitso schrieb:

Beim fünfjährigen Cousin sollte man davon ausgehen können und der Bezug von "Er wurde inzwischen angeklagt" ist eindeutig mißverständlich, obwohl logischerweise natürlich nur der überlebende 21-jährige Cousin gemeint sein kann. Tragisch wäre es, wenn man die Story als Vorlage für eine Komödie nehmen wollte, es sei denn man macht daraus einen Splatterfilm, der dem Regisseur etwas aus dem Ruder läuft. :rolleyes:

ISI
 
AW: Hä, was will uns die dpa sagen?

Ahh, jetzt, ja! Das hatte ich überlesen - ist halt doch ein wenig spät... :rolleyes:

"Tragisch" ist an der Sache aber immer noch nichts; auch deren Verwurstung im Rahmen einer Komödie würde ihr mitnichten Tragik verleihen.
 
AW: Hä, was will uns die dpa sagen?

Hehe, sehr gut. Kleine Nachfrage, Isi: woraus? aus der Komödie oder aus der Vorlage? ;)
 
AW: Hä, was will uns die dpa sagen?

Bezieht sich Makeitsos 'Verwurstung' auf eine eventuelle Erinnerung an den "Totmacher" Haarmann?!? :eek:

ISI
 
AW: Hä, was will uns die dpa sagen?

Es gibt ja anscheinend eine internationale Entwicklung, Familienstreitigkeiten handgreiflich zu lösen. Bei uns - Trend zur Kleinfamilie - gibt es dann höchstens 3 Opfer (Mutter, Kind, Täter durch anschließenden Selbstmord). Hier hat wohl die Zahl (6) und der grausige Fundort den Nachrichtenfaktor ausgemacht. Schlechter Stil ist allerdings wirklich, dass aus dem Leola-Ripper in nur wenigen Zeilen dann wieder ein korrekter "mutmaßlicher Täter" wird. Da fehlt am Anfang das Wörtchen "offenbar"
 
AW: Hä, was will uns die dpa sagen?

towe61 schrieb:
Bei uns - Trend zur Kleinfamilie - gibt es dann höchstens 3 Opfer (Mutter, Kind, Täter durch anschließenden Selbstmord).
Man stelle sich vor, jemand anderes als der Vater sei der Täter. Nein, das gibt es natürlich nicht. Die typische deutsche Kleinfamilie besteht aus Mutter, Täter, Kind. :rolleyes:
 
AW: Hä, was will uns die dpa sagen?

count down schrieb:
Hehe, sehr gut. Kleine Nachfrage, Isi: woraus? aus der Komödie oder aus der Vorlage? ;)
Vermutlich meinte ich: Die Vorlage wird zum Drehbuch eines Splatterfilms, der dann (ungewollt) "komisch" wird, da er dilletantisch gemacht wurde, was man ja schon von Gruselfilmen kennt. Besser wäre natürlich, wenn er absichtlich in Richtung rabenschwarzer Humor getrimmt wird, was dem Regisseur allerdings ein gewisses Können abverlangt, wobei sicherlich nur meine "dunkle" Seite solche Sachen mag. ;)

ISI
 
AW: Hä, was will uns die dpa sagen?

Stimme ich gern zu, Isi. Die von makeitso aufgeworfene Frage nach der Tragik müsste nun noch beantwortet werden, es sei denn, sie war rhetorisch. Eine "Tragödie" ist der Mordfall wohl nicht, weil der Täter nicht "schuldlos schuldig" ist, wir mit ihm auch kein Mitleid empfinden. Auch ist es kein Trauer-"Spiel": "Familiendrama" zu sagen ist angebracht.
 
AW: Hä, was will uns die dpa sagen?

Noch was:

Dahab (dpa) - Nach den blutigen Terroranschlägen im ägyptischen Badeort Dahab hat die Polizei am Dienstag insgesamt zehn Verdächtige festgenommen. Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, gibt es jedoch noch keine heiße Spur zu den Tätern.

Widerspruch?
 
AW: Hä, was will uns die dpa sagen?

Das geht -- auch wenn es Mißverständnissen wieder Tür und Tor öffnet: Zehn Verdächtige (Frage: Die Üblichen?) sind ja noch nicht die Täter, sie können höchstens mutmaßliche Täter sein. Beim zweiten Satz liegt der Schwerpunkt aber auf "...keine heiße Spur...".

Es ist aber ein schönes typisches dpa Beispiel. Es werden wieder mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet werden. Interessant wäre z.B. zu erfahren, wer da festgenommen wurde, wie, warum und überhaupt. Aber gut, ich hab schon davon gehört, dass die ägyptische Polizeipressearbeit nicht zu den Allerbesten gehören soll.
 
AW: Hä, was will uns die dpa sagen?

Für mich steckt in der Formulierung ein eklatanter Widerspruch. Natürlich sind die Verdächtigen "mutmaßliche Täter" (weshalb sollte man sie sonst festnehmen? Wessen würden sie verdächtigt?), aber wieso gibt es dann keine "heiße Spur"?
 
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