[Halb-OT:] ARD-Fernsehen steuert ab 01. 01. 2012 nach EBU R-128 aus

Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Vielen Dank!

Analog zum Hindenburg-Video ein Link auf en Audition-Tutorial (es wird für uns erst ab 2,33 interessant): Hier gibt es immerhin ein paar Möglichkeiten, ein paar Parameter zu verstellen, allerdings auch nicht die Zeiten, von denen Du sprichst.

Kennt jemand sinnvolleres Handwerkszeug, plugins etc. ?
 
...sieht für mich ziemlich sinnvoll aus. Genau schauen muss man, ob diese Tools jeweils das komplette File analysieren, oder nur den Teil, den man auch verwendet. Dabei könnten Differenzen entstehen. Zum Beispiel könnte ein langes Sprachfile sehr viel Audio enthalten, das die Integrated Messung verfälscht und somit den Teil, den man davon eigentlich nur benötigt ggf. falsch bewerten.. Hier wird es dann allerdings erstmal sehr mathematisch, denn innerhalb einer Mischung bestimmt natürlich das Ohr bzw. die Dramaturgie darüber, wie laut das Eine zum Anderen sein soll. Insofern ist die Loudnessnormalisierung zunächst erstmal nur der erste Schritt, der die Bedingung schafft, dass alles erstmal gleich laut zueinander klingt. Das muss ja aber nicht immer gewollt sein, vor allem nicht, wenn die Files nicht einfach nur hintereinander abgespielt werden (mehrere O Töne), sondern miteinander gemischt werden und somit erst das Gesamtsignal (Sprache mit Musik und Atmo) ergeben.

Zur genaueren Erklärung was die eigentliche ITU Norm betrifft, nochmal ein Link dazu:
http://www.itu.int/dms_pubrec/itu-r/rec/bs/R-REC-BS.1770-3-201208-I!!PDF-E.pdf
Wie gesagt benutzt die R-128 diese Norm, die den Messalgorithmus für die Loudnesslevel und die True Peak Messung festlegt. Die ITU Norm misst die Loudness mit 400ms Integrationszeit, k-bewertet und die Einheit heißt LKFS. Darauf aufbauend geht die R-128 etwas weiter:
  • Empfehlung eines Targetlevel von -23LUFS (entspricht LKFS) für die Programm Loudness
  • Erfassung der Momentary Loudness (400ms), der Short Term Loudness (3s) und der Integrated oder Programm Loudness (über die komplette Dauer des jeweiligen Stückes)
  • Festlegung des True Peak Max von -1dBTP
  • Erfassung der Loudness Range eines kompletten Stückes
Insodern muss man nun also schauen, wie genau die Arbeitsweise von Messinstrumenten oder Loudnesstools definiert ist. Wenn es die Möglichkeit gibt, einen EBU Mode einzustellen, dann müsste dieser entsprechend der R-128 programmiert sein, während die reine Messung nach ITU 1770 noch keine R-128 Konformität garantiert. DAs sieht man im Video zum Beispiel daran, dass der Targetlevel verändert werden kann, im EBU Mode müsste der auf -23LUFS stehen. Außerdem muss bei solchen Tools darauf geachtet werden, dass sie True Peak Spitzen sauber limitieren, vor allem wenn Audio lauter gemacht wird. In Audition passiert dies ja offensichtlich, zumindest spricht er im Video davon.
Übrigens ist eine solche Normalisierung nach R-128 auch in Sequoia von Magix möglich, in Samplitude Pro leider (noch?) nicht.
 
Hallo zusammen,

da ich nicht weiß, inwieweit alle hier Lesenden auch andere Threads verfolgen, stelle ich auch hier nochmal ein kleines Demofilmchen vor. Es soll veranschaulichen, wie irreführend klassische Pegelinstrumente für das Gehörte sein können, und wie sich die Loudnessanzeigen eines R-128 Meters verhalten können. Das ist besonders dafür interessant, damit man die Anzeigen M und S nicht falsch interpretiert, wenn der angestrebte Zielwert von 0LU/-23LUFS auch mal überschritten wird, weil ja am Ende die I-Messung relevant ist. Da ich bewusst auch Ausblendvorgänge u.ä. mit einbezogen habe kann man auch sehen, wie sich das relative Gate in der I-Messung auswirkt, wenn nämlich diese nicht zwingend abfällt, nur weil es leise wird.

Folgendes habe ich zur Veranschaulichung der Darstellungen, uns zur Verfügung stehender Aussteuerungsinstrumente, getan:
  • Audioausschnitte unterschiedlichster Art und Herstellung gesammelt
  • Erfassung der jeweiligen Programm Loudness dieser Audioschnipsel mittels I-Messung gemäß R-128
  • Angleichung der Programm Loudness durch statische Pegelanpassung gemäß der Abweichung zu -23LUFS, bis auf die reine Pegelangleichung nach Programm Loudness erfolgte keinerlei Bearbeitung mittels "Soundprocessing" jedweder Art. Die Ausschnitte sind also in sich genau so erhalten, wie sie vom jeweiligen Endbearbeiter gedacht waren!
  • Aneinanderreihung dieser Files, so als wären sie Bestandteile einer Sendung, oder als würden wir zwischen verschiedenen Programmen zappen
  • gleichzeitiges Messen der "Sendung" auf den folgenden Skalen: 1. True Peak, 2. Sample Peak, 3. QPPM, 4. R-128 Meter mit M,S,I, True Peak Max und LRA (Loudness Range) und Mitschnitt des TM9-Bildschirms (RTW Instrument) mit dem Audio als Videofile
Was soll nun damit verdeutlicht oder hinterfragt werden:
  1. Ist die R-128 Loudnessnormalisierung geeignet, um diese "sehr bunte Sendung" gehörrichtig zusammen zu setzen und somit ohne Abhörvolumenänderung durchzuhören?
  2. Lassen sich auf den Peakmetern 1., 2. oder 3. irgendwelche allgemein gültigen Werte definieren um das Audio daraufhin gehörrichtig auszusteuern?
  3. Welche Anzeigen zeigen etwas an, was dem Gehörten entspricht, besonders wenn wir laut und leise definieren wollen, wie etwa in Musik wenn von piano, mezzoforte und forte die Rede ist?
  4. Welche Details lassen sich in den völlig unterschiedlichen Mischungen heraushören?
  5. Sind im Audio irgendwelche technischen Störungen wahrnehmbar, die auf digitale Untersteuerung hindeuten?
  6. Springt man im File wahllos umher, dann treffen ggf. auch mal relativ laute und relativ leise Stellen aufeinander. Das ist auch völlig normal, da es ja nicht um eine permanent gleiche sondern durchschnittlich gleiche Loudness geht. Ist das störend, oder wird es als natürlich empfunden?
Unter diesem Link:
https://www.dropbox.com/sh/4y9p46rnre00qft/Xnmh2BwUm0
findet Ihr einen Dropbox Ordner, in dem sowohl das Video File (komprimiert wegen der Datenmenge), als auch die verwendete Audiodatei in verschiedenen Formaten. Im Video seht Ihr untereinander ein
  1. True Peak Meter
  2. Sample Peak Meter
  3. QPPM Meter mit Skalenbereich bis +9dB (ARD Skala)
  4. R-128 Loudnessanzeigen Momentary, Short Term, Integrated (links davon als Zahlenwert noch mal die I-Messung, die Loudness Range und den True Peak Max)
Ich habe die Skalen auf einem TM9 von RTW jeweils so angeordnet, dass die uns bekannten Normwerte übereinander liegen. Außerdem habe ich in den Loudnessanzeigen den grünen, sog. Toleranzbereich für die jeweilige Anzeige unterschiedlich groß gemacht (Erfahrungswerte), einfach um den permanenten Farbumschlag bei +1LU zu vermeiden, denn gerade in den Anzeigen M und S sind Überschreitungen von 0LU völlig normal und legitim.
Beim Abspielen des Audios habe ich die I-Messung (Programm Loudness Messung) bei jedem neuen Programmanteil neu gestartet um zu zeigen, dass jedes File in sich eine Programm Loudness von 0LU/-23LUFS aufweist. Insofern hören wir also eine Programmstrecke, bei der die einzelnen Anteile im Vorfeld nach R-128 normalisiert oder ggf. auch schon produziert worden sind, und der Wiedergabepegel in der sendenden Regie immer Reglernormstellung entspricht.


Beste Grüße!
 
Nachdem die R.128-Aussteuerung im TV nun schon so lange erfolgreich funktioniert sollte man meinen, dass die Sprachverstümmelung mit De-essern und dergleichen (adaptive Preemphase) nicht mehr zur Erhöhung der Loudness nötig ist.

Dieser Dilettantismus ist jedoch anscheinend nicht mehr auszurotten, wie der gestrige Tagesthemenbeitrag wieder mal zeigte:

Bericht von Shafagh Laghai, - Video ab 14'00''.
 
Naja, das geht ja fast noch. Habe ich schon schlimmer gehört. Wenn die Auslandskorrespondenten zum Teil in Hotelzimmern mit mobiler Technik produzieren, kommt nicht immer der beste Qualitätsstandard dabei heraus. Normalerweise wäre es ja ausreichend, unterwegs einfach über ein SQN aufzunehmen, das hat jedes Team dabei, aber selbst da kann man den Limiter so hoch anfahren, dass es scheiße klingt.

Matthias
 
Nunja, es ist recht simpel - eine schlechte Mischung auf -23LUFS bleibt eben eine schlechte Mischung, ob nun den Umständen der Produktion geschuldet oder fahrlässig bis mutwillig inkauf genommen.
Es gibt nach wie vor zuviele Mitarbeiter die R.128 nicht verstanden haben, nicht verstehen wollen oder sogar ignorieren.
Ich bin ja seit einigen Jahren vom reinen Hörfunker zum Fernsehtöner weiterentwickelt, und was dort bisweilen an Mischungen abgeliefert wird, war auch schon vor den Zeiten von R.128 grottig.
Je weiter der Produktionsort von der informierenden und gleichtzeitig kontrollierenden "Zentrale" entfernt ist, desto schlimmer.
Will sagen, das was z.B. die Regionalstudios des NDR M-V teilweise abliefern, würde es im Funkhaus Hamburg nichtmal in die Abhöre des Mischstudios schaffen ;)
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben