stefan kramerowski
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AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...
Weder war Geißler in diesem Interview in rhetorischer Glanzform noch hat er schmutzige Tricks angewendet. Armbrüster stellt eine Behauptung auf ("viele Leute") und Geissler fragt nach. Das ist sein gutes Recht.
Nun zur Frage: Was hätte der Interviewer machen können?
1. Ausreden lassen ist schon mal nicht das schlechteste!
2. Wenn er eine kurze Zusammenfassung macht, sollte er schon schauen, dass diese nicht so sinnentstellt ist, dass sie sofortigen Widerspruch provoziert. Beispiel: Geißler schildert die Vorteile, die eine friedliche Lösung bringt, bzw. die Nachteile, welche eine nicht-friedliche Lösung mit sich bringt. Armbrüster faßt zusammen: "Sie sehen unter den derzeitigen Umständen keine Möglichkeit, Stuttgart 21 zu bauen?" Da muss Widerspruch kommen, denn das hat Geißler nicht gesagt. Ein dummer Satz, denn natürlich gibt es immer die Möglichkeit. Nur eben um einen hohen Preis, wie Geißler ausführte.
3. Man hat den Eindruck, Armbrüster versuchte krampfhaft, Geißler a) auf eine parteiische Position festzunageln ("Das heißt, Herr Geißler, haben bei der Bahn die Schnellredner das Sagen?") und ihm b) bislang geheime Informationen ("Sie haben Informationen von der Bahn, dass die Ihren Vorschlag annehmen wollen?") zu entlocken. Beides konnte nicht gelingen (zu a: Geißler ist als neutraler Schlichter eingesetzt, zu b: Geißler ist ein alter Polit-Profi).
4. Fragen wie "Sind Sie, Herr Geißler, jetzt noch unparteiisch?" sind wirklich dämlich formuliert. Was erwartet der Interviewer für eine Antwort? "Nein, ich bin jetzt parteiisch"?
5. Geißlers größte Schwachstelle im Interview läßt Armbrüster erstaunlicherweise unkommentiert: Seine seltsame Antwort auf die Zuordnung des Goebbels-Zitats: "So? Da wissen Sie mehr als ich". Da hätte ich doch ein Nachhaken erwartet ("Ihnen war nicht bekannt...?").
Was hätte stattdessen kommen sollen? Inhaltliches!
Geißler hat einen Vorschlag gemacht, über den kontrovers diskutiert werden kann. Was spricht für ihn, was spricht gegen ihn? Dem Interviewer fiel als einziger Einwand ein, dass der Vorschlag bereits in den 90ern gemacht worden war. Das ist schwach und wird von Geißler zurecht kritisiert.
Warum kochen gerade bei diesem Projekt die Emotionen so hoch, was steckt dahinter? Auch das sind Fragen, die man mit Geißler hätte diskutieren können.
Kritisieren ist immer leicht, zugegeben. Aber dieses Interview war keine Sternstunde des Journalismus. Es als Negativ-Beispiel in Schulungen einzusetzen, ist keine schlechte Idee. Ich denke, man kann einiges daraus lernen.
Da möchte ich mich anschließen. Jenseits der INHLALTICHEN Fragen zu S21. Das hier ist doch ein Radioforum. Wäre es da nicht auch interessant zu erörtern, WAS der Moderator ganz konkret hätte besser/anders machen können/sollen?
Denn immerhin geht das Interview ja auch in die Binsen, weil Geißler nun mal ein Meister der Rhetorik ist - schmutzige Tricks inbegriffen. Und an manchen Stellen, leitet er den Kollegen einfach ganz fies aufs Abstellgleis. (Geißler: Wer sind viele Leute, wer ist das? / Armbrüster: Zum Beispiel Hörer des Deutschlandfunks. / Geißler: Ach so. Das sind aber nicht viele Leute. /Armbrüster: Immerhin einige, glaube ich.)
Weder war Geißler in diesem Interview in rhetorischer Glanzform noch hat er schmutzige Tricks angewendet. Armbrüster stellt eine Behauptung auf ("viele Leute") und Geissler fragt nach. Das ist sein gutes Recht.
Nun zur Frage: Was hätte der Interviewer machen können?
1. Ausreden lassen ist schon mal nicht das schlechteste!
2. Wenn er eine kurze Zusammenfassung macht, sollte er schon schauen, dass diese nicht so sinnentstellt ist, dass sie sofortigen Widerspruch provoziert. Beispiel: Geißler schildert die Vorteile, die eine friedliche Lösung bringt, bzw. die Nachteile, welche eine nicht-friedliche Lösung mit sich bringt. Armbrüster faßt zusammen: "Sie sehen unter den derzeitigen Umständen keine Möglichkeit, Stuttgart 21 zu bauen?" Da muss Widerspruch kommen, denn das hat Geißler nicht gesagt. Ein dummer Satz, denn natürlich gibt es immer die Möglichkeit. Nur eben um einen hohen Preis, wie Geißler ausführte.
3. Man hat den Eindruck, Armbrüster versuchte krampfhaft, Geißler a) auf eine parteiische Position festzunageln ("Das heißt, Herr Geißler, haben bei der Bahn die Schnellredner das Sagen?") und ihm b) bislang geheime Informationen ("Sie haben Informationen von der Bahn, dass die Ihren Vorschlag annehmen wollen?") zu entlocken. Beides konnte nicht gelingen (zu a: Geißler ist als neutraler Schlichter eingesetzt, zu b: Geißler ist ein alter Polit-Profi).
4. Fragen wie "Sind Sie, Herr Geißler, jetzt noch unparteiisch?" sind wirklich dämlich formuliert. Was erwartet der Interviewer für eine Antwort? "Nein, ich bin jetzt parteiisch"?
5. Geißlers größte Schwachstelle im Interview läßt Armbrüster erstaunlicherweise unkommentiert: Seine seltsame Antwort auf die Zuordnung des Goebbels-Zitats: "So? Da wissen Sie mehr als ich". Da hätte ich doch ein Nachhaken erwartet ("Ihnen war nicht bekannt...?").
Was hätte stattdessen kommen sollen? Inhaltliches!
Geißler hat einen Vorschlag gemacht, über den kontrovers diskutiert werden kann. Was spricht für ihn, was spricht gegen ihn? Dem Interviewer fiel als einziger Einwand ein, dass der Vorschlag bereits in den 90ern gemacht worden war. Das ist schwach und wird von Geißler zurecht kritisiert.
Warum kochen gerade bei diesem Projekt die Emotionen so hoch, was steckt dahinter? Auch das sind Fragen, die man mit Geißler hätte diskutieren können.
Kritisieren ist immer leicht, zugegeben. Aber dieses Interview war keine Sternstunde des Journalismus. Es als Negativ-Beispiel in Schulungen einzusetzen, ist keine schlechte Idee. Ich denke, man kann einiges daraus lernen.