Heiner Geißler im DLF-Interview...

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AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

Da möchte ich mich anschließen. Jenseits der INHLALTICHEN Fragen zu S21. Das hier ist doch ein Radioforum. Wäre es da nicht auch interessant zu erörtern, WAS der Moderator ganz konkret hätte besser/anders machen können/sollen?
Denn immerhin geht das Interview ja auch in die Binsen, weil Geißler nun mal ein Meister der Rhetorik ist - schmutzige Tricks inbegriffen. Und an manchen Stellen, leitet er den Kollegen einfach ganz fies aufs Abstellgleis. (Geißler: Wer sind viele Leute, wer ist das? / Armbrüster: Zum Beispiel Hörer des Deutschlandfunks. / Geißler: Ach so. Das sind aber nicht viele Leute. /Armbrüster: Immerhin einige, glaube ich.)

Weder war Geißler in diesem Interview in rhetorischer Glanzform noch hat er schmutzige Tricks angewendet. Armbrüster stellt eine Behauptung auf ("viele Leute") und Geissler fragt nach. Das ist sein gutes Recht.

Nun zur Frage: Was hätte der Interviewer machen können?

1. Ausreden lassen ist schon mal nicht das schlechteste!
2. Wenn er eine kurze Zusammenfassung macht, sollte er schon schauen, dass diese nicht so sinnentstellt ist, dass sie sofortigen Widerspruch provoziert. Beispiel: Geißler schildert die Vorteile, die eine friedliche Lösung bringt, bzw. die Nachteile, welche eine nicht-friedliche Lösung mit sich bringt. Armbrüster faßt zusammen: "Sie sehen unter den derzeitigen Umständen keine Möglichkeit, Stuttgart 21 zu bauen?" Da muss Widerspruch kommen, denn das hat Geißler nicht gesagt. Ein dummer Satz, denn natürlich gibt es immer die Möglichkeit. Nur eben um einen hohen Preis, wie Geißler ausführte.
3. Man hat den Eindruck, Armbrüster versuchte krampfhaft, Geißler a) auf eine parteiische Position festzunageln ("Das heißt, Herr Geißler, haben bei der Bahn die Schnellredner das Sagen?") und ihm b) bislang geheime Informationen ("Sie haben Informationen von der Bahn, dass die Ihren Vorschlag annehmen wollen?") zu entlocken. Beides konnte nicht gelingen (zu a: Geißler ist als neutraler Schlichter eingesetzt, zu b: Geißler ist ein alter Polit-Profi).
4. Fragen wie "Sind Sie, Herr Geißler, jetzt noch unparteiisch?" sind wirklich dämlich formuliert. Was erwartet der Interviewer für eine Antwort? "Nein, ich bin jetzt parteiisch"?
5. Geißlers größte Schwachstelle im Interview läßt Armbrüster erstaunlicherweise unkommentiert: Seine seltsame Antwort auf die Zuordnung des Goebbels-Zitats: "So? Da wissen Sie mehr als ich". Da hätte ich doch ein Nachhaken erwartet ("Ihnen war nicht bekannt...?").

Was hätte stattdessen kommen sollen? Inhaltliches!
Geißler hat einen Vorschlag gemacht, über den kontrovers diskutiert werden kann. Was spricht für ihn, was spricht gegen ihn? Dem Interviewer fiel als einziger Einwand ein, dass der Vorschlag bereits in den 90ern gemacht worden war. Das ist schwach und wird von Geißler zurecht kritisiert.
Warum kochen gerade bei diesem Projekt die Emotionen so hoch, was steckt dahinter? Auch das sind Fragen, die man mit Geißler hätte diskutieren können.

Kritisieren ist immer leicht, zugegeben. Aber dieses Interview war keine Sternstunde des Journalismus. Es als Negativ-Beispiel in Schulungen einzusetzen, ist keine schlechte Idee. Ich denke, man kann einiges daraus lernen.
 
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5. Geißlers größte Schwachstelle im Interview läßt Armbrüster erstaunlicherweise unkommentiert: Seine seltsame Antwort auf die Zuordnung des Goebbels-Zitats: "So? Da wissen Sie mehr als ich". Da hätte ich doch ein Nachhaken erwartet ("Ihnen war nicht bekannt...?").

Dem Moderator war vielleicht nicht bekannt, dass das Totaler-Krieg-Zitat urspr. vom Militärhistoriker von Clausewitz stammt, aus dem 1.Weltkrieg, siehe Wikipedia.
 
AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

Nein, bei Clausewitz war es noch der "absolute Krieg" :)
Ludendorff war der erste, der 1935 vom "totalen Krieg" sprach - ein interessantes Factum, das vielleicht zur Sprache gekommen wäre, WENN der Interviewer bei Geißler nachgehakt hätte... (in Form der Fragestellung "wollt ihr den totalen Krieg" ist das Zitat aber IMHO eindeutig auf Goebbels zurückzuführen)
 
AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

"viele Leute" - diese Formulierung wird ohnehin gerne von unseren deutschen "Qualitäts"-Journalisten verwendet, die ihre persönliche Meinung oder ihren subjektiven Eindruck von einer Entwicklung oder Situation objektivieren möchten und dadurch glaubwürdiger zu machen versuchen. Ziel ist es dabei, die öffentliche Meinung zu beeinflussen, Stimmung zu machen oder zu provozieren.
Geißler hat die Masche erkannt und gekonnt entlarvt.
Praktische Anwendung findet das oftmals z.B. auch in Berichten von Auslandskorrespondenten, zuletzt erlebbar in Beiträgen über Japan nach der Naturkatastrophe, als Stimmung gegen Atomkraft gemacht werden sollte.

Joseph Goebbels hätte solche Leute sicherlich in seinem Propagandaministerium anstellen wollen.

Irgendwie scheinen wir da propagandistisch seit 1945 keinen Schritt weiter gekommen zu sein, jedenfalls sollen wir anscheinend durch den Einsatz solcher journalistischen Tricks in bestimmte Richtungen beeinflusst werden. Der Zweck heiligt eben nicht die Mittel.
 
AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

Ich kann wirklich nicht von mir behaupten, daß ich ein Fan von Heiner Geißler bin. Ich halte ihn aber trotz gegensätzlicher politischer Ansichten (vor allem damals, als er noch CDU-Gereralsekretär war) für einen vernünftigen Menschen. Ich gehe sogar soweit, daß ich ihm abnehme, wenn er heute völlig andere Positionen vertritt (die ""Häutungen", wie CosmicKaizer schrieb). Aber warum sollte ein älter werdender Mann seine persönliche Weltanschauung nicht überdenken und revidieren können? Er ist Christ, unsere Welt ist keineswegs christlich.

Das Interview mit Heiner Geißler am letzten Samstag in "Leute" lief jedenfalls entschieden besser als im DLF...
http://www.swr.de/swr1/bw/programm/leute/-/id=1895042/nid=1895042/did=8202370/siblbw/index.html



Im SWR1-Leute Gespräch mit seinem Sohn, Prof. Michael Geißler, wird die Erziehung zum "Freidenkertum" in der Familie Geißler kurz beschrieben. Ich halte diesen Punkt für sehr wichtig. Ab 14:30 min im Podcast.
http://www.swr.de/swr1/bw/programm/leute/-/id=1895042/nid=1895042/did=8200358/1uov98n/index.html

vg Zwerg#8
 
AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

Herrlich.
Man kann sich fragen, ob "wollt ihr den totalen Krieg", auch wenn es Geißler absichtlich als Provokation gewählt hat, unpassend war. Nur, das reflexartige anspringen des Moderators nach Pawlowschem Vorbild darauf ist wirklich billig.

Ich höre selten DLF, hätte aber etwas besseres erwartet als "wollten Sie die Worte von Göbbels verharmlosen?" :rolleyes:

Zum gähnen ist es auch immer, wenn Journalisten ihren Interviewpartnern Bestätigungen oder Dementis entlocken wollen, obwohl völlig klar ist, dass der Gesprächspartner den Braten schon vom weitem riecht und sich auf keinen Fall locken lässt.
 
AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

Radiocat schrieb:
[...]sondern einfach aufgrund der Herangehensweise des Moderators. Dieser war m.E. nicht fähig, ein Gespräch zu entwickeln. [...] um sich dann letztendlich in dem besagten Zitat des totalen Kriegs zu verhaken.
Richtig! Der Moderator wollte von Anfang in diese Richtung. Die Fragen zu Stuttgart 21 waren nur der Aufhänger. Es ging dem Moderator nur um die "Totaler-Krieg-Formulierung" Geislers. Er träumte davon zu glänzen, indem er Geisler als Nazigreuel-Verharmloser festnagelt. Und er nimmt immer wieder einen neuen Anlauf, um dahin zu kommen, was er sich so schön ausgedacht hat. Das mußte schief gehen.

Radiocat schrieb:
Stellenweise erinnerte mich das ganze von der Komik an diverse Interviews mit Marcel Reich-Ranicki
Mich erinnert das Interview viel mehr an dieses hier. Nicht von der Komik her, sondern von der Intention der Interviewenden her. Auch hier insistiert die Reporterin immer wieder. Ihr Auftrag/Ziel wird schnell klar. Warum befasst sich ausgerechnet ein Enfant terrible wie Klaus Kinski mit dem neuen Testament und nennt sein Werk auch noch "Jesus Christus Erlöser"? Auch dieses Interview ist ein schönes Lehrstück, wie man es falsch machen kann, auch wenn Kinski zugegebenerweise ein ganz harter Brocken war.
 
AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

*Kaum zu glauben - eine ernsthafte Diskussion in den radioforen!*

Dieses Interview scheitert nicht mehr oder weniger als viele andere im Deutschlandradio, das Scheitern wird aber durch die Art, wie Geißler Armbrüster vor die Wand laufen läßt, deutlicher als bei den anderen. Ich wundere mich jeden Tag, was für Unverschämtheiten die Interviewten sich von den Moderatoren gefallen lassen und warum sie nicht viel öfter zum Gegenangriff übergehen.

Ich habe (oder, um es in Armbrüsters Diktion zu sagen, "viele Menschen haben") bei den Morgeninterviews im Deutschlandradio ständig das Gefühl, daß die Interviewer völlig lustlos ans Werk gehen und nur ihren Fragenkatalog abarbeiten. Nachfragen finden fast nie statt, bestenfalls, wenn dem Interviewten auf Teufel-komm-raus etwas Zitierfähiges entlockt werden soll, das die Öffentlichkeitsarbeiter dann in eine Pressemitteilung gießen können (nicht umsonst warb der DLF ja vor einigen Jahren mit dem Slogan "... sagte im Deutschlandfunk").

Und dann sind da noch die Fälle, erstaunlicherweise (?) meistens bei Politikern aus dem konservativ-liberalen Bereich des Spektrums, bei denen der Interviewer sich für Daniel Frost hält und alles daran setzt, sein Gegenüber vorzuführen. Da wird dann, wie im vorliegenden Fall, auch gern mit irgendwelchen anonymen Menschenmassen argumentiert, die angeblich so oder so denken (und letztlich doch nur virtuelle Multiplikationen der eigenen Meinung sind), die Rede ist dann meistens von "der Öffentlichkeit", zur Not wird auch mal "das Ausland" als Kronzeuge herangezerrt, das dieses oder jenes negativ bewerte(n könnte).

In den vielen Fällen ist das Bemühen, jetzt aber mal so richtig knallhart und investigativ zu sein, von wenig Erfolg gekrönt; meistens verläuft es einfach im Sande, weil die Politiker heutzutage viel zu erfahren sind, um sich derart tölpelhaft aufs Glatteis führen zu lassen; manchmal führt es tatsächlich dazu, daß einer, der sich (siehe oben) nicht traut oder unfähig ist, mal dagegenzuhalten, tatsächlich ins Schlingern kommt.

Und manchmal, so im vorliegenden Fall, trifft der Interviewer auf einen, der ihm rhetorisch und intellektuell hoffnungslos überlegen ist (bin im übrigen kein Geißler-Fan) und auch keine Lust hat, sich jeden Unfug gefallen zu lassen. Und dann ist der Radiomann plötzlich der Kaiser, der vor aller Öffentlichkeit nackig dasteht.

Recht geschieht es ihm!
 
AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

Schade ist ja nur, dass es in diesem Falle einen der wenigen Sender trifft, die sich noch ernsthaft bemühen, in Interviews dagegen zu halten und nicht jede platte Worthülse kommentarlos zu schlucken. Ich habe auch schon DLF-Interviews gehört, bei denen der Interviewte (Politiker, Wirtschaftsboss, Wissenschaftler) der Vorgeführte war, es steht in meiner Wahrnehmung durchaus unentschieden.
Das aktuelle Beispiel mit Armbrüster zeigt ja nur, wo die Falle liegt: Immer dann, wenn der Interviewer meint, schon selbst die Weisheit gepachtet zu haben, bzw. genau zu wissen, was gut und richtig, was falsch und schlecht ist, dann bringt er sich in Schwierigkeiten, weil er nicht mehr neugierig und unbefangen fragen kann. Das ist aber das entscheidende Qualitätskriterium für jedes Interview.
 
AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

Danke! Einmal für die ehrlichen Antworten, zum anderen dafür, dass hier wirklich eine ernsthafte Analyse und Diskussion ins Rollen gekommen ist. Geht doch! (Danke auch an den Admin, der diesen Extra-Thread eröffnet hat, ich hatte ja ursprünglich in einem anderen die Sache losgetreten)

Mannis Fan spricht etwas meiner Ansicht nach wichtiges an:
Ein Journalist im Interview sollte sich nicht zum Richter oder Staatsanwalt aufspielen. Genau dies hatte aber Armbrüster in diesem Interview mehrmals gemacht. Mit Suggestivfragen, die Geißler in die Falle locken sollten. Letzter wirkte stellenweise zwar mal etwas abwesend oder verwirrt, aber er tappte eben nicht hinein! Spätestens dann hätte Armbrüster umschalten müssen und anders herangehen. Dass es nix bringt, eine vom "Gegner" (ja, man muss es hier ja fast so sagen, dass der Interviewpartner als Gegner gesehen wurde) entsicherte Falle fünf Meter weiter nochmals genauso zu stellen, sollte ja auch klar sein. Eben da wurde es lächerlich.
Gut, jeder hat mal einen schlechten Tag und eine Morgenschiene im Deutschlandfunk ist sicher kein Spaziergang, deshalb würde ich Armbrüster auch nicht per se verurteilen, dass er unfähig sei, ein Interview zu führen. Aber wie schon angemerkt wurde, fällt mir auch häufiger auf, dass eben diese Kurz-Telefon-Interviews oft sehr mau ausfallen. Das Gegenteil zu den "Vorführ-Interviews" sind dann jene, in denen irgendein Multiplikator hundertfach gesagtes noch mal wiederholen darf. (Eben darum bin ich bis heute kein treuer Hörer der "Informationen am Morgen", ist mir zu anstregend, streckenweise auch zu unwichtig, über was da stundenlang geredet wird....aber darum soll es in diesem Thread ja jetzt nicht gehen)

Es wurde auf die Sendung SWR1-Leute hingewiesen. Auch da ist nicht jede Sendung ein Highlight. Trotzdem kann man, wie ich finde, vor allem bei Stefan Siller die hohe Kunst des Interviews lernen. Wobei dies eher schon echte Gespräche sind und kein klassisches Interview. Hier bemerke ich keinen vorgefertigten Fragenkatalog, der nach Klemmbrettmanier abgehakt wird. Siller (und auch sein Kollege Heim) sind gut vorbereitet, zeigen Interesse an ihrem Gesprächspartner (sowohl an der Person als auch an dessen Tun und Wirken) und beherrschen die Gesprächsführung, hören zu, interagieren mit dem Gast, bohren mal nach, wo es sein muss, aber eben nicht nach Bullterrier-Manier, sondern auf vernünftigem und menschlichem Niveau.

Welche guten Interviewer im deutschen Hörfunk fallen Euch eigentlich spontan ein...wer hat's drauf. Gibt es vielleicht konkrete Positivbeispiele, die ihr irgendwo rumliegen habt?
 
AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

Welche guten Interviewer im deutschen Hörfunk fallen Euch eigentlich spontan ein...wer hat's drauf. Gibt es vielleicht konkrete Positivbeispiele, die ihr irgendwo rumliegen habt?



Jügen Liminski und Dirk (Nachbohr-)Müller sind meine Favoriten, früher auf WDR5 Dr. Achim Schmitz-Forte und Randi Crott, ganz früher Dieter Thoma (alle WDR).
 
AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

Und mir fällt da zum einen Peter Voß ein, den man ab und an auf SWR Cont.ra hören kann. Man spürt, dass er gut vorbereitet ist und Interesse an seinen Gesprächspartnern hat. Hinzu kommt oftmals eine Prise trockener Humor. Auch Sendungen von Hermann Vinke, dem ehemaligen RB-Hörfunkprogrammdirektor, fallen mir spontan ein.
 
AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

*Kaum zu glauben - eine ernsthafte Diskussion in den radioforen!*

Dieses Interview scheitert nicht mehr oder weniger als viele andere im Deutschlandradio, das Scheitern wird aber durch die Art, wie Geißler Armbrüster vor die Wand laufen läßt, deutlicher als bei den anderen. Ich wundere mich jeden Tag, was für Unverschämtheiten die Interviewten sich von den Moderatoren gefallen lassen und warum sie nicht viel öfter zum Gegenangriff übergehen....

Und dann sind da noch die Fälle, erstaunlicherweise (?) meistens bei Politikern aus dem konservativ-liberalen Bereich des Spektrums, bei denen der Interviewer sich für Daniel Frost hält und alles daran setzt, sein Gegenüber vorzuführen. Da wird dann, wie im vorliegenden Fall, auch gern mit irgendwelchen anonymen Menschenmassen argumentiert, die angeblich so oder so denken (und letztlich doch nur virtuelle Multiplikationen der eigenen Meinung sind), die Rede ist dann meistens von "der Öffentlichkeit", zur Not wird auch mal "das Ausland" als Kronzeuge herangezerrt, das dieses oder jenes negativ bewerte(n könnte).

In den vielen Fällen ist das Bemühen, jetzt aber mal so richtig knallhart und investigativ zu sein, von wenig Erfolg gekrönt; meistens verläuft es einfach im Sande, weil die Politiker heutzutage viel zu erfahren sind, um sich derart tölpelhaft aufs Glatteis führen zu lassen; manchmal führt es tatsächlich dazu, daß einer, der sich (siehe oben) nicht traut oder unfähig ist, mal dagegenzuhalten, tatsächlich ins Schlingern kommt.

Und manchmal, so im vorliegenden Fall, trifft der Interviewer auf einen, der ihm rhetorisch und intellektuell hoffnungslos überlegen ist (bin im übrigen kein Geißler-Fan) und auch keine Lust hat, sich jeden Unfug gefallen zu lassen. Und dann ist der Radiomann plötzlich der Kaiser, der vor aller Öffentlichkeit nackig dasteht.

Recht geschieht es ihm!

Dem kann ich nur voll zustimmen. Im Grunde genommen ein Armutszeugnis des DLF. Die Ö/Rs sind hervorragend finanziell ausgestattet. Von meinem Gebührengeld kann ich von einem Sender wie dem DLF Qualitätsjournalismus erwarten. Was ich nicht brauche ist geistiges Blockwarttum (Ich habe einen Nazi-Verharmloser entdeckt und Deutschland gerettet!), Stichwortgeber für Politiker-Gesülze oder vorgefertigten Meinungsjournalismus.
In verschiedenen Diskussionsforen war die Meinung über Armbrüster mehr als eindeutig negativ, was selten ist. Bei Spiegel Online wurde ein Unterstützungsartikel geradezu in Grund und Boden von den Foristen geschrieben. Darauf hin hat man schnell den Threat geschlossen. Unter Journalisten hackt die eine Krähe wohl nicht gern der anderen ein Auge aus. Nur, das Monopol auf öffentliche Meinung haben die Medien nicht mehr. Interviews a la Armbrüster sind kontraproduktiv.
 
AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

Große Klasse und einer Meinung. makeitso hat es in #34 treffend beschrieben. Besser kann man es nicht, also lasse ich es.
 
AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

Puh... Stellenweise recht interessant, aber leider auch stellenweise in miesem Deutsch geschrieben. Sandra Müllers Kommentare sind ein Fall für Bastian Sick.
 
AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

Deutschlandfunk setzt die Kampagne gegen Geißler fort, statt zu den eigenen Versagen zu stehen.

Im Deutschlandfunk-Interview vom Anfang dieser Woche trat Geißler als sturer, vom Alter gezeichneter Mann auf, der nicht verstehen wollte, dass er mit seinem drastischen, der Nazi-Sprache entliehenen Zerrbild vom angeblich drohenden Totalen Krieg in Stuttgart nur noch weiter polarisiert, statt zusammengeführt hat. Der Schlichter war zum Unruhestifter geworden.

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/themenderwoche/1522657/
 
AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

Eben habe auch ich mir das besagte Interview angehört.

Ich muss sagen, dass ich entsetzt darüber bin, wie Herr Armbrüster versucht, sich durch den Lapsus von Herrn Geißler zu profilieren.
Umso mehr erfreut es mich, dass ihm dies nicht gelingt.
Allein schon aufgrund des Altersunterschieds und der Lebenserfahrung von Herrn Geißler ist so etwas einfach nur respektlos.
Abgesehen davon reitet man nicht auf den Fehlern anderer Menschen herum, da man immer Gefahr laufen kann, selber welche zu machen (das Ganze ist übrigens sogar eine biblische Weisheit: "Wer unter Euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein" Joh 8,7).
Um es auf den Punkt zu bringen: Ein Journalist hat zu informieren und aufzuklären und nicht andere in die Pfanne zu hauen!

Wie sehr würde ich mir heutzutage Politiker vom Format eines Heiner Geißler, Norbert Blüm oder Hans-Dietrich Genscher wünschen!
Schaut Euch doch unsere gegenwärtige Politikerkaste an: Eine Angela Merkel, einen Ronald Pofalla oder einen Christian Lindner...alles Leute ohne Profil und Weitblick, die mehr an ihre eigene Karriere, als an das Gemeinwohl denken (siehe in diesem Zusammenhang auch die jüngst ans Tageslicht gebrachten Dissertations-Plagiate von einigen Vertretern dieser Zunft)!
Hier in Belgien ist es leider auch nicht viel besser.
 
AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

...Schaut Euch doch unsere gegenwärtige Politikerkaste an: Eine Angela Merkel, einen Ronald Pofalla oder einen Christian Lindner...alles Leute ohne Profil und Weitblick, die mehr an ihre eigene Karriere, als an das Gemeinwohl denken

Der Begriff "Politikerkaste" gefällt mir besonders gut, bewirkt er doch bei mir automatisch die bildliche Weiterleitung an die in der Formel 1 mittlerweile verbotenen profillosen Reifen.

Zurück zum Thema:
Heiner Geißler steht wohl über der Diskussion und schmunzelt sich verschmitzt Eins, um mittlerweile für den Deutschlandfunk die nächste Tretmine zu legen - allein dadurch, dass er nichts macht und sagt.
Da ist der Spekulation wieder Tür und Tor geöffnet, ob der Deutschlandfunk auch in diesem Fall als unsere Antwort auf Zitat aus wikipedia "Prinz Philippos Andreou von Griechenland und Dänemark" reagiert oder sogar agiert?
Fettnäpfchen - wo seid ihr.

2Stain

P.S.: zu Herrn Geißler noch die Anmerkung, dass ich, wenn es die Zeit erlaubt hat, seinen Auftritt als Moderator (Schlichter) in der Sache Stuttgart 21 live am TV verfolgt habe und den Hut davor ziehe, wie er es mit Fakten und seiner Wortwahl fertig gebracht hat, die Emotionen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.

2Stain
 
AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

2stain schrieb:
Heiner Geißler steht wohl über der Diskussion und schmunzelt sich verschmitzt einen, um mittlerweile für den Deutschlandfunk die nächste Tretmine zu legen - allein dadurch, dass er nichts macht und sagt.
zu Herrn Geißler noch die Anmerkung, dass ich, wenn es die Zeit erlaubt hat, seinen Auftritt als Moderator (Schlichter) in der Sache Stuttgart 21 live am TV verfolgt habe und den Hut davor ziehe, wie er es mit Fakten und seiner Wortwahl fertig gebracht hat, die Emotionen auf ein erträgliches Maß zu reduzieren.

Ich habe letzteres auch am Bildschirm verfolgt und teile diese Einschätzung. Und besonders das erste Zitat!
 
AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

Wer schon mal die Bürgerbeteiligungsveranstaltungen in Kleinstädten erlebt hat, versteht eher was Dr. Heiner Geißler meint. Es hat schlicht und weg Recht wenn er meint die Einsprüche der Bürger finden keine Beachtung. Der Bürger wird schlicht verarscht. Den versammelten wird vorgegaukelt Sie könnten Einfluss nehmen auf die Entwicklung ihrer Stadt. Es werden wochen-, monate- oder sogar jahrelang teure Veranstaltungen abgehalten und die Ergebnisse landen in den Archiven der Stadtverwaltung. Umgesetzt wird das was die Stadt längst geplant und beschlossen hat. Wenn sich der Bürger wehrt, dann soll dieser erklären woher das Geld für die Erhaltung der Stadtbücherei kommen soll und es am besten auch aufbringen. Klar, ein Parkverbot lässt sich noch durch ein Bürgerbegehren aus der Welt schaffen, alles was Geld kostet eben nicht.

Da kann Stephan Detjen, Chefredakteur des Deutschlandfunks, in seinen Kommentaren „das schwierige Geschäft verfassungsmäßig geordneter Politik“ als rechtmäßig beschwören. Das Verfahren entspricht den Gesetzen, ist es dadurch auch demokratisch?

Parlamentarische Beratungen auf Landes- und kommunaler Ebene, Wahlentscheidungen, in denen auch über die Positionen der Parteien zum Stuttgarter Bahnhof abgestimmt worden war, gesetzlich vorgeschriebene Planungsverfahren mit öffentlichen Anhörungen, verwaltungsgerichtliche Urteile - all das galt im Schatten des glanzvollen Schlichtungsverfahrens auf einmal als Ausdrucksformen einer antiquierten, den Bedürfnissen moderner Massenkommunikation und medial vermittelter Öffentlichkeit nicht mehr angemessenen Demokratie.

Geißlers Versuch medial die Menschen zu besänftigen und die ganzen anderen Verfahren haben den Bürgern eins vor Augen geführt, Eure Demokratie ist nichts wert. Andere entscheiden für Euch und Ihr sollt alle vier Jahre abstimmen wer in seinem Sinne für Euch entscheiden darf. Auch Deutschland hat einen Tahrir-Platz und der ist in Stuttgart. Noch! Denn es können viele Plätze werden. Es ist ein Machtkampf zwischen den Politikern und den Bürgern. Die Politiker wollen ihre Macht nicht abtretten und sind damit nicht allein, die Medien wollen auch ihre Macht behalten, sogar der Deutschlandfunk. Doch Deutschlandfunks Medienhetze würdigt nicht die Leistung eines Dr. Geißler, Deutschlandfunk begibt sich auf das Niveau eine Bild-Zeitung. Wir sehen nun, dass hinter Herrn Armbrüster ein ganzer Sender steht und seit mehreren Tagen eine Kampagne gegen Geißler fährt. Angriff ist eben besser als Verteidigung.
 
AW: Heiner Geißler im DLF-Interview...

Allein schon aufgrund des Altersunterschieds und der Lebenserfahrung von Herrn Geißler ist so etwas einfach nur respektlos.

Das hat damit aber auch nichts zu tun, hohes Alter und Lebenserfahrung implizieren doch keine Immunität gegen kritische Journalistenfragen. Es geht darum, WIE das hier geschehen ist.

Wer schon mal die Bürgerbeteiligungsveranstaltungen in Kleinstädten erlebt hat, versteht eher was Dr. Heiner Geißler meint. Es hat schlicht und weg Recht wenn er meint die Einsprüche der Bürger finden keine Beachtung. Der Bürger wird schlicht verarscht.

Ein Aspekt des Themas, den der DLF-Interviewer leider so uninteressant fand, dass er ihn keiner Erwähnung für würdig befand.
Eine Oberflächlichkeit, die man eigentlich vom DLF überhaupt nicht gewohnt ist.
 
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