Hörer anlügen

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Klar, kann man das was diese Musik- und Plastikradios an Wortbeiträgen dudeln zum Großteil nicht glauben.
Ich schätze, dies weiß der Hörer auch und interpretiert alle Wortbeiträge so, als hätten die ewig lustigen Radio-Schelme mal wieder ein nettes Späßle gemacht - fertig. Glauben tut der Hörer die Infos aus dem Radio erst, wenn er sie irgendwo bestätigt bekommt: Durch das TV oder durch die Zeitung.
Aber so ist der Mensch halt gestrickt, der glaubt nur das was er sieht oder schwarz auf weiss vor sich hat. Dem Ohr allein traut man halt nicht so besonders.
 
Sagt das halt ja nicht den Werbekunden, daß alles was man im Radio hört gefaked ist, unglaubwürdig, unwahr und ganz einfach nicht mehr hörenswert ist ! So braucht man bei der Werbung eh nicht mehr extra weghören, weil ohnehin keiner mehr hinhört, ganz gleich was gesagt wird.
Radio hat sich selbst kaputt gemacht !
Es wird nur noch zur Musikbedudeling genutzt und auch das wird bedroht durch eigene Tongräger.
 
Den Vogel abschießen tut immer noch Hitradio RTL aus Karlsruhe. Der Moderator aus Berlin empfiehlt eine Disco "hier in Baden-Baden" und sagt "die ist gut-da war ich auch schon!"
Niemand merkts.
 
@biestle:

Der "Anstubser" ist ne gute Idee, ein knackiger Einstige in den Call-In bzw. in den Teaser.
Nur denke ich, auch hier muss man nicht "faken": nimm eine Kollegin/einen Kollegen auf die Antenne ( Optimal: den Sidekick, wenn man einen hat ), den Producer, den begleitenden Redakteur, die Praktikantin - und sage auch, wen man da hört.
Fast jedes Call-In-Thema wird doch auch im Sender, unter Kollegen kontrovers diskutiert ( zumindest nach meiner Erfahrung ).
Voila, schon hat man einen super-knackigen Earcatcher - und da musste man nicht mal was faken ( die Weste bleibt also blütenweiss ).

@radiohexe:
Klar, vieles ist geplant. Ich behaupte, man kann aber auch alles totplanen.Wenn ich von vorneherein die Aussagen einer Umfrage oder eines Call-Ins plane, dann mache ich auch hier was falsch. Weiter oben hiess es - völlig zu Recht - die geilsten Töne sind die echten.
Warum sollte ich vorher festlegen, was bei einer Umfrage herauszukommen hat ? Warum sollte ich da manipulieren ? Welchen Vorteil ( sprich: mehr Hörer, mehr Werbeeinnahmen, mehr Gehalt ) könnte ich daraus ziehen ?

Die Listener Statements/Testimonials erfüllen eine andere Funktion, als die Umfragen oder Call-Ins.

Die von Dir zu Recht angesprochene Verarsche in anderen Bereichen hat auch nix mit dem Faken von Umfragen zu tun.
Wenn Du eine schwule Boygroup hast, dann geht es die Fans zunächst mal nix an, mit wem die was im Bett machen. Das ist deren Privatsache - auch dann noch, wenn die Mädels beim Kozert ihre Schlüpfer auf die Bühne werfen ;)

Stichwort DSDS-Trennung: da läge dann, wenn es denn eine Inszenierung war, die moralische Verantwortung bei den Beteiligten. Wer nach aussen hin bewusst und vorsätzlich eine gescheiterte Beziehung vorgaukelt, um so seinen Marktwert zu steigern, der würde sicherlich auch Umfragen fälschen ;)
Genutzt hat es den beiden Protaginisten übrigens nicht: das Publikum hat diese Form der Verarsche ( bzw. den Verdacht, dass es sich um eine solche handeln könnte ) nicht.honoriert. "Er" ist schneller in der Versenkung verschwunden, als er gucken konnte. Und "ihre" Solokarriere tröpfelt ja nun auch etwas zäh dahin.....

@DetBln:

Welchen Zweck sollen die Umfragen erfüllen ? Nun, sie sollen Hörer on air bringen - was wiederum ( zusammen im Bündel mit vielen anderen Geschichten ) die Hörerbindung an "ihren"Sender stärkt.

Noch was ganz allgemein: viele Planer setzen zu sehr auf BILD & Co. Mich bitte nicht falsch verstehen, da ist vom Prinzip ja nichts gegen zu sagen.
Nur: wenn die ganze Fakerei/Stimmungsproduktion ähnliche Ausmasse annimmt wie beim "Original", dann hilft vielleicht folgender Gedanke, um mal wieder die Massstäbe gerade zu rücken:
Denkt nicht nur daran, wieviele Menschen BILD lesen und "Explosiv" schauen - denkt bitte auch mal dran, wieviele Menschen jeden Tag KEINE Bildzeitung lesen und NICHT RTL einschalten, wenn "Explosiv" läuft.

<small>[ 13-05-2003, 16:04: Beitrag editiert von Kaffeemaschine ]</small>
 
Nur ein Beispiel, vielleicht auch noch lange nicht repräsentativ:
Meine Nachbarin hört aus Prinzip überhaupt kein Radio mehr, seid sie einmal drauf gekommen ist, daß sie als Hörer verarscht wurde.
( Sie merkte das, weil sie bei einer örtlichen Messe bei einem Radio-Stand dabei war, wie ein Moderator ein Interview aufnahm. Der Stand war schlecht besucht - nur 3 Leute. Dann hörte sie zufällig im Radio den Beitrag "nachbearbeitet", es wurde Atmo, tosender Applaus hinzugefügt, nur äußerst positive Jubelpropaganda über den Messeauftritt verbreitet.)
Für sie ist das Radio gestorben und sie war bitter enttäuscht, weil es so gar nicht mehr der Wirklichkeit entspricht.
Ihr Wahlspruch: Radio - nein, danke. Ich laß mich nicht mehr für dumm verkaufen !
 
Das ist genau der Haken mit dem Faken. Solange es keiner merkt, ist es ja in Ordnung. Bloß wenn man dabei erwischt wird, ist es peinlich. Und den Hörer ist man auch los.
 
@ Kaffeemaschine:

Sicher kann man etwas auch totplanen. Daran ist ja mal eine ganze Staatengemeinschaft zusammengebrochen.
Wir kämpfen mit dem Drahtseilakt aus Wirtschaft und Medium. Über gewisse Sachen könnten gewisse Werbekunden sehr, sehr unglücklich sein. Das rechtfertigt für mich natürlich nicht, Meinungsumfragen zu rein informativen Themen, wie sie auch in den News laufen, zu faken. Das kann man ohne Probleme auf der Straße regeln. (Wie Du die Töne dann aber mischst, ist auch noch so eine Sache und kann ebenso meinungsbildend sein, wie die Töne durchzuplanen.) Letztlich erheben wir aber nicht den Anspruch, mit unseren Tönen repräsentativ zu sein. Call Ins dagegen können gut gefakt tatsächlich viel besser wirken als schlecht auf Sendung gezerrt. Wenn dann Hörer anrufen, dann kann man das intelligent durchmischen bzw. die Fakes ganz weglassen. Na, und Listener sollten - meiner Meinung nach - fast ausschließlich gefakt werden. Das ist aber Eigenwerbung, das kann jeder ganz leicht als solche entschlüsseln.
Meine Beispiele haben damit schon was zu tun. Es geht einfach um Illusionen, die Du verkaufen musst. Ob wir nun mit unserem Heile-Welt-wir-machen-alle-glücklich-Bild oder der Boyband-Manager, der seine Schwulis als treue, liebevolle, romantische "Mädchenfans" verkauft. Als Vertreter gemäßigt-liberaler Theorien bin ich jedoch felsenfest davon überzeugt, dass der Mensch solche Verarsche ganz leicht entschlüsseln könnte, wenn er sich nur ein bißchen interessieren und die bunten Botschaften in Frage stellen würde. Ich gestehe es aber jedem Hörer zu, dass er uns nicht halb so ernst nimmt, wie wir uns selbst. Demzufolge interessiert ihn eine gewisse Verarsche im gemäßigten Rahmen zurecht nicht.
 
Die meisten Hörer sind sich aber durchaus bewusst daß diese Umfragen fake sind schließlich hört man ja nie jemanden sagen: "Ich find diesen Sender eigentlich bekloppt."

Diese Umfragen sind genauso wie die Claims schon Teil des "Background Noise" der kaum noch wahrgenommen wird.
 
Was ihr hier schreibt klingt alles noch ziemlich harmlos. Wenn ihr mal "richtig" gefaktes Radio hören wollt, fahrt an die Ostsee und hört die gleichnamige Welle! Da ist alles gefakt, vom "O-Ton" in den Nachrichten bis zum Gewinnspiel. Und wenn dann doch Gewinne verlost werden, dann an die Verwand- und Bekanntschaft der Mitarbeiter. Aber nur gegen einen guten "O-Ton" versteht sich!

Denn wer genau hinhört, hört Woche für Woche die gleichen Mitarbeiter- und Praktistimmen!

Das erste was gemacht wird wenn man die Redaktion betritt und ein neues Gesicht sieht, ist: "Eh du, bist du neu hier?" Logische Antwort der neuen Praktikantin: "Ähm ja, ist mein erster Tag." Darauf: "G*il, g*il, g*il los komm freu dich mal SO RICHTIG in das Mikro hier... ...und jetzt sag mal..."

Ja, ja so ist das!

Gruß in die Runde!
 
Schöne Anekdote zum Thema:

Ein Praktikant eines Privatsenders im Norden Deutschlands sollte eine Umfrage zu einem aktuellen Thema auf der Straße machen. Er ging mit dem Kassetten-Gerät (ihr merkt, die Geschichte ist schon lange her...) vor das Funkhaus, verstellte zehn mal seine Stimme und kehrte mit der "Umfrage" zurück. Die Nummer flog leider auf und der Praktikant raus...!
 
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