Hörtipp: 60 Jahre Rundfunk in Hessen

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uiuiui..... Daß viele dem XXL nachtrauernm verstehe ich. Geht mir ähnlich (!). youFM ist mir inzwischen auch zu hiphop-lastig geworden. Und mit ammerlaender/hannsfan war ich (siehe andere postings) schon durchaus d'accord, wenn es um das Thema geht "was hören wir alten Stones-Fans" heute... Das eine schließt das andere nicht aus.
Mir war aber immer der hr3 (bis heute, siehe der übergroße current-Anteil derzeit) zu "rocklastig", und alles, was mit "Pop" (als Genre) zusammenhing, wurde zu sehr als "igitt" behandelt. Abgesehen von den nach wie vor manchesmal erbarmungswürdigen Zusammenstellungen (was man da hintereinander gespielt alles "geboten" bekommt). Da muß eine saubere Linie hinein.
Mit einigen ganz wenigen PDs tausche ich emails aus : Und das Problem ist wirklich, das diese leider viel zu wenig Ahnung von Musik haben und alles vergessen haben, was sie selbst mal gehört haben.... Das bessert sich erst, wenn man sich hinsetzt und mal exemplarisch über mehrere Stunden hinweg eine soundfile (!) bastelt (!), die mal alles umfasst - Format,Musikuhr,Musikategorien usw. Und dann kommt das Problem, sie hören es sich (kaum) an, weil "keine Zeit".
Zu hr1 werden wir wohl keine gemeinsame Meinung finden.... schwarz/weiss- ja, eine informative Sendung, fehlt. Aber mit den wild durcheinander gebrachten Titelbeispielen der Veranstaltungsgruppen leider leider leider eben nicht "durchhörbar". Warum man die Sendung nicht woanders untergebracht hat (so wie der geschätzte "Der Tag"), weiß ich auch nicht.
und @hannsfan #16 (und #12) : Stehe dieser Aussage vielleicht näher, als Du es auf den ersten Blick glauben magst.... Mehr sage ich aber nicht dazu :D
 
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Naja. Viele alte Politik-Chefredakteure bewahren ihre Lederjacke im Schrank auf.
...und hören heimlich aufm Klo Westradio?

Eher das Radio aus dem Studio gegenüber vom Klo. Scheint ja auch der halbe MDR zu tun.

Und die These, ARD-Dummdudel erkläre sich dadurch, daß die Hierarchen in den betroffenen Häusern keinerlei Beziehung zu allem jenseits von Hochkultur und Information haben, finde ich sehr interessant. Klingt nämlich durchaus plausibel und würde einiges erklären.
 
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Es IST so..... leider leider (80%, Rest nur latent vorhanden. Muss man erst wieder aufdecken....).
Wie bei Musikredakteuren : Alles, was handgemacht ist, gerne. Synthpop, dance, disco, Retortenbands (egal, wie gut der Titel KLINGT-nur das ist ausschlaggebend für mich) : IGITT.
Erklärt es Dir das alles jetzt ein bißchen mehr ----- ?
 
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Danke, lieber Hannsfan, für die klare Aussage in #16! Das erklärt in der Tat so ziemlich alles.

Im Zusammenhang mit dem Thema im aktuellen hr3-Thread habe ich mir nämlich schon den Kopf zerbrochen, was denn in drei Teufels Namen die Oberen reitet, wenn sie anscheinend (?) ohne Sinn und Verstand an Programmen herumschrauben und sich dabei am Ende der Murks immer nur vergrößert. (Beispiele dafür könnte ich allein bei hr3 einige nennen.)

Meine Vermutungen waren bisher:
a) Sie haben Spaß am Zerstören. (Und wollen damit ihre Macht unterstreichen.)
b) Sie dulden keine Götter neben sich und beobachten Moderatoren, die drohen, zu beliebt zu werden, sehr argwöhnisch.
c) Sie denken wirklich, sie machen das Richtige, und lassen sich darin auch nicht beirren.
d) Ich bin nicht repräsentativ für die Mehrheit der Hörer, und diese will genau das profillose Programm, wie es jetzt überwiegend präsentiert wird.

Diese Vermutungen mögen alle zu einem gewissen Grade zutreffen (gerade auch die letzte), aber Hannsfan liefert mir bisher die schlüssigste Erklärung. Es ist schon äußerst traurig, wenn man den aktuellen Entscheidungsträgern null Gefühl für Hörerbedürfnisse attestieren muß. Ja, was machen sie dann auf diesen Posten?!

Abgesehen davon hat mich erschreckt, daß mein (vielleicht etwas hitziger) Aufruf im anderen Thread kontraproduktiv gewesen sein könnte. (Die warme Mahlzeit hat tatsächlich geholfen :) Dennoch frage ich mich, wie denn eine klügere Vorgehensweise aussehen könnte. Die Aktion "Rette Dein Radio" mag Wutanfälle ausgelöst haben, das glaube ich sofort. Aber ohne sie wäre eben die hr1-Umgestaltung ganz geräuschlos über die Bühne gegangen, und in der Chefetage hätte man sich danach sogar einreden können, etwas ganz Tolles vollbracht zu haben und von der gesamten Hörerschaft für ihre Weisheit innig geliebt zu werden. Ein anderes Beispiel liefert die Hitparade International. Bei deren Einstellung gab es keine öffentliche Aktion, und eventuell geschriebene Protestbriefe landeten ganz geräuschlos im SEEEHR großen Papierkorb.

Vermutlich kann man als Hörer wirklich nichts machen und nur hoffen, daß sich im Funkhaus die Guten (d h die mit dem Gefühl für Hörerbedürfnisse) durchsetzen. Traurig, traurig, das Ganze...
 
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Meine Vermutungen waren bisher: (...)

B, C und D stimmen.

Ein anderes Beispiel liefert die Hitparade International. Bei deren Einstellung gab es keine öffentliche Aktion, und eventuell geschriebene Protestbriefe landeten ganz geräuschlos im SEEEHR großen Papierkorb.

Und selbst wenn es eine Aktion gegeben hätte: Bei der Einstellung der "Late Lounge" im "hessen fernsehen", wie es damals noch hieß, gab es regelrechte Proteststürme im Forum der Sendung. Dann plante man sogar eine öffentlichte Demonstration vor dem Funkhaus am Dornbusch, zu der nahezu alle Forumsteilnehmer kommen wollten. Und hier hörte das Engagement dann auch schon auf, denn dort erschienen, wenn ich mich recht entsinne, zehn Leute, oder sogar noch weniger. Was ich damit sagen will: Den Leuten ist es nur solange nicht egal, was aus den Medien wird, solange sie nichts dafür tun müssen. Alles, was über eine Protestmail hinausgeht, ist zuviel. Und dass man anschließend ein Produkt boykottiert? Von wegen! Nehmen wir mal ein Beispiel aus der Wirtschaft: Nokia schließt ein Werk in Deutschland, weil die hiesigen Arbeiter zu teuer sind. Proteststürme, Demonstrationen, öffentliche Zerstörungen von Nokia-Handys folgen. Und jetzt, ein paar Monate später? Gehen die Leute trotzdem in die Läden und kaufen Nokia-Handys. Der "Kunde" (und als solchen bezeichne ich jetzt auch mal die Hörer) vergisst sehr, sehr schnell! Und so wird es auch, wenn es denn wirklich so gehen sollte, Volker Rebell und Werner Reinke gehen: Die hr3-Hörer werden erst empört sein, ein paar werden vielleicht wirklich kein hr3 mehr hören, aber die Masse derer, die vorher Stammhörer waren und nicht bloß wegen VR und WR eingeschaltet haben, werden auch danach ihrem Sender treu bleiben. Und weil die Entscheidungsträger das auch wissen, können sie diese Geschichte auch bedenkenlos durchziehen. Davon mal abgesehen: Ich würde vermuten, dass 95 Prozent der Hörer zwar bemerken werden, dass die Sendungen weg sind und das vielleicht auch bedauern, aber im Grunde ist es ihnen egal.

Vermutlich kann man als Hörer wirklich nichts machen und nur hoffen, daß sich im Funkhaus die Guten (d h die mit dem Gefühl für Hörerbedürfnisse) durchsetzen. Traurig, traurig, das Ganze...

Und genau so sieht es aus!
 
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Meine Vermutungen waren bisher:
a) Sie haben Spaß am Zerstören. (Und wollen damit ihre Macht unterstreichen.)
b) Sie dulden keine Götter neben sich und beobachten Moderatoren, die drohen, zu beliebt zu werden, sehr argwöhnisch.
c) Sie denken wirklich, sie machen das Richtige, und lassen sich darin auch nicht beirren.
d) Ich bin nicht repräsentativ für die Mehrheit der Hörer, und diese will genau das profillose Programm, wie es jetzt überwiegend präsentiert wird.

zu c):

Man darf wohl unterstellen, daß sie vom eigenen Tun überzeugt sind, und die meisten sogar guten Willens. Daher trifft a) nur in Extremfällen zu. Das Problem ist ihre unbeirrbare Borniertheit. Sie haben entschieden, und damit basta. Sie haben Formatradio verinnerlicht, daher kennen sie die Gefahr der Ausschaltimpulse. Aber sie haben nicht den Mut, Einschaltimpulse zu generieren. Wenn dann eine Sendung daherkommt, die geeignet ist, ihre Theorien in Frage zu stellen, dann muß die natürlich schnell weg. Rebell zu kippen, dessen Traumsendung am Rande der meßbaren Einschaltquoten versteckt wurde, das ist ja noch easy. Wenn aber dann die Sendung mit den meisten Zuhörern im ganzen Laden sie eines Besseren belehren könnte, dann könnte man ja mal nachdenken, woran das liegt, und was man lernen könnte Stattdessen ducken sie ab. Schnell weg damit, damit wir nicht nachdenken müssen!

(Nach wie vor kann ich aber nicht glauben, daß sie eine solche Sendung sang- und klanglos kippen und das Echo aussitzen wollen).

zu d.) Nein, die Mehrheit der Hörer will NICHT das profillose Programm. Die Mehrheit der Hörer ist zwar genügsam. Würde sie aber vor Alternativen gestellt, würde sie sich immer für informatives Qualitätsprogramm einsetzen. Sie stimmen ja in hr3 bereits mit dem Einschaltknopf ab. Siehe die Zahlen vom Samstagvormittag.
 
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Was sagt denn die Gerüchteküche? Wird schon gemunkelt daß z. B. der "kostspielige" Ausreißer "lange harte Nacht" auch plattgewalzt wird?
 
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Danke, Dave, für die gute Analyse.

Dennoch würde ich trennen zwischen dem Programm, wie es sich darbietet, und eventuell provozierten Zuschaueraktionen. Was Du schreibst über die Trägheit der Masse ist vollkommen richtig. Zusammengefaßt heißt es: Der Hörer schluckt am Ende jeden Sch..ß ohne großen (öffentlichen) Protest.

Aber: Der Umkehrschluß, daß diesen Hörern dann nichts fehlt/sie nichts bedauern/nichts vermissen, ist unzulässig. (Daß das die Oberen nicht anficht, solange es sich nicht in vernichtenden MA-Zahlen niederschlägt, weiß ich allerdings auch.) Und ich würde noch weitergehen: Ein gutes Programm - im Sinne von Hannsfan mit Kompetenz, Überlegung und Gefühl für Hörerbedürfnisse gemacht - würde ja auch keine Proteststürme hervorrufen. Und dann muß schon die Frage erlaubt sein, welchen Gewinn das Programm hr3 z B durch den Abschuß der Hitparade International hatte außer einer - behaupteten - besseren "Durchhörbarkeit" am Donnerstagabend. Verloren und verprellt hat es aber auf jeden Fall die treuen Fans der Hitparade. Wenn ein Sender meint, das mal eben so verschmerzen zu können (oder sogar besser zu finden), spricht das Bände.

Davon mal abgesehen: Ich würde vermuten, dass 95 Prozent der Hörer zwar bemerken werden, dass die Sendungen weg sind und das vielleicht auch bedauern, aber im Grunde ist es ihnen egal.

Hier die Gegenfrage. Angenommen, die Zahl stimmt. Was meinst Du: Würden denn die genannten 95 Prozent der Hörer lieber am Sonnabendvormittag Radio hören, wenn nicht WR moderierte? Oder wäre es ihnen nicht ebenso egal? Dann wäre allerdings die Frage noch dringender, warum man dann etwas ändern sollte. Zumal in diesem Fall die MA-Zahlen ja beeindruckend groß sind.

Kurzer Sinn der langen Rede: Allein das Ausbleiben (oder Aussitzen) von Protesten kann doch nicht die Zielfunktion der Programmumgestaltung sein. Ist eine Änderung schon allein deshalb ein Erfolg, weil Proteste unter einer bestimmten Schwelle blieben? Sollte es nicht vielmehr darum gehen, ein Programm anzubieten, von dem man vollkommen überzeugt ist? Aber bitte nicht deswegen, weil Berater oder MA-Zahlen es so sagen, sondern weil man sich mit Sinn und Verstand überlegt hat, wie man die Hörer am besten informieren und unterhalten kann. Und dann sind wir wieder bei Beitrag #16...

--

Während ich schrieb, hat Hannsfan Gutes beigesteuert.

Wenn aber dann die Sendung mit den meisten Zuhörern im ganzen Laden sie eines Besseren belehren könnte, dann könnte man ja mal nachdenken, woran das liegt, und was man lernen könnte Stattdessen ducken sie ab. Schnell weg damit, damit wir nicht nachdenken müssen!

Das habe ich zwar immer befürchtet, aber nie glauben wollen. Das wäre ja ein dicker Hund. Haben diese Leute also neben fehlender Kompetenz auch noch keinen Charakter zugeteilt bekommen?

Nein, die Mehrheit der Hörer will NICHT das profillose Programm. Die Mehrheit der Hörer ist zwar genügsam. Würde sie aber vor Alternativen gestellt, würde sie sich immer für informatives Qualitätsprogramm einsetzen.

Hannsfan, Du hast mir den Glauben an das Gute im Hörer zurückgegeben :)
 
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Und selbst wenn es eine Aktion gegeben hätte: Bei der Einstellung der "Late Lounge" im "hessen fernsehen", wie es damals noch hieß, gab es regelrechte Proteststürme im Forum der Sendung. Dann plante man sogar eine öffentlichte Demonstration vor dem Funkhaus am Dornbusch, zu der nahezu alle Forumsteilnehmer kommen wollten. Und hier hörte das Engagement dann auch schon auf, denn dort erschienen, wenn ich mich recht entsinne, zehn Leute, oder sogar noch weniger.

Tja. Mir wäre genau ein Fall bekannt, wo das ein bißchen anders war, wo es dann auch etwas bewirkt hat und wo sich das Haus heute durchaus dankbar erinnern könnte, denn mit dem MDR-Staatsvertrag als Korsett hätte man sonst wohl kein Jugendprogramm installieren können.

Was nun das Thema HR angeht, so spricht ein Blick auf http://rettedeinradio.de Bände. Ist seit zweieinhalb Jahren eine Mumie. Wahrscheinlich haben sie nur vergessen, das Ding zu löschen. Oder wollen einfach nicht auf diese Weise ihre bedingungslose Kapitulation unterzeichnen.

Die spannende Frage ist nur, wo die Leute eigentlich abgeblieben sind. Im Falle von hr1 scheint die Frage noch relativ einfach mit den Programmen des Deutschlandradios zu beantworten zu sein. Oder hören die etwa wirklich noch Dornbusch-Funk? Dann ist denen natürlich nicht mehr zu helfen.
 
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Mir wäre genau ein Fall bekannt, wo das ein bißchen anders war, wo es dann auch etwas bewirkt hat und wo sich das Haus heute durchaus dankbar erinnern könnte, denn mit dem MDR-Staatsvertrag als Korsett hätte man sonst wohl kein Jugendprogramm installieren können.

Das ist nun aber bald zwei Jahrzehnte her. Damals sah die Welt noch ganz anders aus - es gab neben dem Radio nur ein weiteres elektronisches Medium. Kein Internet, keine iPods. Radio war viel wichtiger als heute.

Die spannende Frage ist nur, wo die Leute eigentlich abgeblieben sind. Im Falle von hr1 scheint die Frage noch relativ einfach mit den Programmen des Deutschlandradios zu beantworten zu sein. Oder hören die etwa wirklich noch Dornbusch-Funk? Dann ist denen natürlich nicht mehr zu helfen.

Ich helfe mir selten mit den besagten D-Radios und etwas Bayern 2. Und wenn man mal Lust auf Bedudelung hat, gibt's ja nun den Bob. Nicht das Radio-Evangelium, aber erinnert wenigstens nicht an das Elend. Insgesamt ist mein Radio, angesichts der zahlreichen Alternativen, sowieso immer weniger an. Reinke zum Samstagsfrühstück, okay. Aber das hat sich ja auch bald.
 
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Das wird eine schwierige Diskussion. Sehe & verstehe (!) den ernsthaften Ansatz bei hannsfan & onkelotto und möglicherweise anderen Betroffenen (?) aus dem Umfeld des hr(?)
Bei hr1 werden wir wohl nicht auf einen Nenner kommen - ich finde das Programm musikalisch wesentlich besser als zuvor, die Oldiespräferenz war genau die richtige zu wählende Musikfarbe, Leben & "a bisserl Boulevard" ist auch reingekommen. NIX SCHLIMMES! Ich bin durchaus ein "politischer Mensch" und möchte mich informieren/informiert werden (zähle bestimmt nicht zu denen, die tgl. ihre Bild-Zeitung lesen, und das war's).

Der hr hat ein zusätzliches Problem- es gibt analog zum BR- kein B5 aktuell. hr(1) info mit den wenigen, schwachen Frequenzen reisst es nicht heraus - dann hätte jeder etwas. Und die Kritik an hr1 würde wohl verstummen.

Bei hr3 ist eine Reform überfällig (meine Meinung seit zig Jahren...). Nur kann man SO oder SO ansetzen. Quotenbringende Sendungen ersatzlos zu streichen halte ich auch für unsinnig. Insofern d'accord.
Aus der Sicht eines formatic gibt es bei hr3 nur zwei Wege: Entweder behutsam ins Programm eingreifen und nach und nach Sendungen und Musik austauschen/verschieben
ODER Tag X und -zunächst- alles radikal "runterformatieren" auf einen minimalen Nenner (um dann später nach und nach "nachzuladen"). Hoffe, man versteht, was ich meine?

Ich weiß nicht, welcher Weg beschritten werden soll (und hoffe da doch auf etwas Nachdenken auf höchster Ebene). Aber wenn Weg 2, dann will ich nicht hannsfans (und andere) Kommentare hier lesen....
 
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Aus der Sicht eines formatic gibt es bei hr3 nur zwei Wege: Entweder behutsam ins Programm eingreifen und nach und nach Sendungen und Musik austauschen/verschieben
ODER Tag X und -zunächst- alles radikal "runterformatieren" auf einen minimalen Nenner (um dann später nach und nach "nachzuladen"). Hoffe, man versteht, was ich meine?
Ich weiß nicht, welcher Weg beschritten werden soll (und hoffe da doch auf etwas Nachdenken auf höchster Ebene). Aber wenn Weg 2, dann will ich nicht hannsfans (und andere) Kommentare hier lesen....

Da hast Du nichts zu befürchten. Denn es wird weder die eine noch die andere Entscheidung geben. Es wird geeiert. Hin und Her, Hü und Hott. So eine Radikalentscheidung hat nämlich einen entscheidenden Nachteil: Man kann daran später gemessen werden und müßte sich vielleicht mal rechtfertigen. Geht gar nicht!
 
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Das Eiern höre ich täglich, seit Wochen und Monaten. Im Äther. Muss ein Ende haben. Und da kommt etwas, so sicher wie das Amen in der Kirche. Und es wird nicht von innen kommen.
 
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zu d.) Nein, die Mehrheit der Hörer will NICHT das profillose Programm. Die Mehrheit der Hörer ist zwar genügsam. Würde sie aber vor Alternativen gestellt, würde sie sich immer für informatives Qualitätsprogramm einsetzen.

Wenn das so ist: Wie konnte FFH dann so einen gewaltigen Vorsprung in Sachen Hörerzahlen bekommen? Bevor FFH kam, hatte hr3 nicht nur Narrenfreiheit, weil keine wirkliche Konkurrenz da war, sondern auch die entsprechenden Quoten. Und dementsprechend hat man auch ein öffentlich-rechtliches "Qualitätsprogramm" fahren können. Dann kam FFH, hat flachformatiertes Formatradio gebracht und schon war es für hr3 vorbei mit dem Marktführerdasein.
Und: Ihr schimpft immer alle darüber, dass hr1 so flach geworden ist und keine Inhalte mehr bietet und unhörbar ist und und und. Aber: Wieso gewinnen sie dann mehr und mehr an Quote? Wenn es vorher ein Qualitätsprogramm war und jetzt keines mehr ist: Müsste es dann nicht umgekehrt sein? Hätte "Schwarz Weiss" dann nicht vorher eine enorme Quote haben müssen, während jetzt niemand mehr einschalten dürfte?

Nein, ich bin fest davon überzeugt, dass Du Unrecht hast: Die Mehrheit WILL minderwertiges Radio hören! Die Mehrheit WILL auch minderwertiges Fernsehen haben. "Frauentausch", "DSDS", "Mein neues Leben XXL" - Alles Sendungen mit super Quoten, während die Qualitätssendungen mit einer handvoll Zuschauer auskommen müssen. Ich bleibe dabei: Die Masse will zugelullt werden. Für Qualität in den Medien ist in Deutschland kein Platz! Leider.
 
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Ist "rettedeinradio.de" derzeit off - komme nicht mehr durch?
@ dave: Mit der Aussage bzgl. hr1 schließe ich mich an. Die Reform war notwendig und richtig. Hinzu kommt die (nicht nur) meinige These, daß MUSIK immer dazu BENUTZT werden sollte, um die MESSAGE zu transportieren - sprich, einen weitestmöglichen Hörerkreis zu erreichen. Wenn mehr Hörer als zuvor mit nach wie vor guten Info:s versorgt werden, spricht es für die Justierung. (Vielleicht hast Du aber was ganz anderes gemeint....)

ffh: Gut eingestellt. Aber mit den berühmten Nachteilen : Wenn Du einen halben Tag zugehört hast, kennst Du alles (an Musik). Und an Info:s gibt es nichts Weltbewegendes. Als Nebenbei-Radio erfüllt ffh aber optimal seinen Auftrag. Irgendwann wird das aber nicht mehr genügen, im Moment haben sie die Zahlen für sich.

Daß nun hr3 DIREKT auf ffh eingehen soll, ist das berühmte andere Blatt Papier. Ja, sie hatten Narrenfreiheit und sind im Moment hörbar unsicher im Äther geworden. Irgendwo zwischen den claims "Hitradio" und "das beste aus den 3-4 letzten Jahrzehnten aus Pop und Rock" müssen sie sich wiederfinden - erkennbar, eindeutig. Wobei ich mich seit vielen Jahren frage, warum nur "Rock"?
Zumindest im current-Bereich wäre es so simpel, hr3 mehr drive zu geben, sowohl musikalisch als auch in der Präsentation.
Ansonsten widerspreche ich mal dave: Die Masse will bestimmt nicht zugelallt und zugelullt werden. "Big Brother" ist auch nicht mehr das, was es mal war. Stern-TV schreibt nach wie vor gute Quoten und "Wer wird Millionär" ist für mich auch nicht nur Unterhaltung (knobele mit). Meine: Pendel schingen auch in die andere Richtung. Dauert manchmal.
Radio hat zudem gegenüber TV den Nachteil, daß die Bedeutung abgenommen hat und das Medium eben als "nebenbei mal zuhören" genutzt wird - in diesem Fall fallen eben Flachheiten weniger auf.
Ist ein Phänomen - ich ertappe mich selbst, wenn ich "Say it right" von Nelly Furtado im Radio höre... drehe ich lauter. Und bestimmt auf sämtlichen Wellen (allen voran ffh) totgenudelt. Was bin ich jetzt - der typische Dudelfunkempfängliche oder was?
Und bei hr3 bin ich gespannt, was kommt. So wie es JETZT ist, kann es nicht weitergehen. Dudelfunk hin oder her.
 
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hr3 ist nicht "im Moment" unsicher, sondern seit FFH ihnen die Marktführerschaft abgenommen hat. Seitdem wird immer munter hinter den Privatfunktrends herreformiert, und das meistens ohne Sinn und Verstand. Und weil sich das auch in Zukunft vermutlich nicht ändern wird (es sei denn, sie tauschen alle die aus, die was zu sagen haben), glaube ich nicht, dass man von hr3 in absehbarer Zukunft irgendwas erwarten kann, das über "braucht niemand" oder "alter Hut" hinausgeht.
 
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Das ist das alte Problem bei hr3... Sie wollen ganz bewußt sich von ffh und "Formaten" abgrenzen (der Gedanke ist an sich ok), bräuchten aber selbst eine heftige Prise davon. Und eiern eigentlich seit ffh-leadership herum.... (habe ich auch gemeint).
Und wenn ich mir (heute wieder) Musikzusammenstellungen anhöre, bei denen nach Kate Perry dann "Woman" von John Lennon (war wohl wegen dem Geburtstag, aber trotzdem) und danach Ozzy Osbourne kommt, greife ich mir an den Kopf.
Die beschriebenen zwei Wege beim hr3 - und bei beiden eine sysiphos-Arbeit und jede Menge Widerstände zu überwinden. Meines Erachtens ist aber der Startschuss für eine Reform schon gefallen - warum man aber ausgerechnet an beliebten Sendungen an Plätzen, wo sie nicht "wehtun" ansetzt, ist mir etwas rätselhaft.
Zuerst muß etwas im Tagesprogramm passieren und mal klar definiert werden, für wen hr3 überhaupt senden will. Und das ergibt dann (musikalisch) "mit was".
 
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Ich habe bei hr3 nicht das Gefühl, dass da irgendwelche "Startschüsse" abgegeben werden, sondern das man permanent am herumkorrigieren ist, weil man keinen wirklichen Plan hat, wo es eigentlich hingehen soll. So wirkt es zumindest auf mich.
 
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d'accord. Passieren muß trotzdem was. Zur Zeit ist alles Murks (Entschuldigung.... hr3-Kollegen, ist aber so). Musikzusammenstellung (heute mir wieder angetan) katastrophal. Nichts passt aufeinander, hintereinander oder sonstwie. Dann lieber ein Plattenkästchen von zuhause mitbringen und blind reingreifen - ist sowieso egal...
Sage das nicht, weil ich hr3 ärgern oder beleidigen will. Sondern weil es meine Meinung ist. UND WEIL ES WESENTLICH BESSER GEHEN & KLINGEN WÜRDE, wenn man endlich eine Linie reinbringt. (Damit meine ich nicht 200 Scheiben rauf und runter - oder "runterformatieren"...).
Und wenn man auf höchster Ebene noch kein generelles Konzept entwickelt hat, dann gute Nacht. Bei dieser Welle trifft die Aussage "viele Köche verderben den Brei" zu. hr3 könnte wesentlich besser dastehen!
 
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Radio Victoria, zwar gefällt mir Dein Ton überhaupt nicht (oder bist Du der große Radiogott, der apodiktisch rufend konstatieren kann: "ES IST SO! UND ALLES IST MURKS!" ?) - trotzdem muss ich Dir in Deiner Analyse teilweise zustimmen: Eine wie auch immer ausgearbeitete "Linie" im Gesamtprogramm kann ich auch nicht finden.
hr3 war schon immer - wertfrei - "Kraut und Rüben" - in Moderation wie Musikauswahl. Ich kann als Hörer hr3 seit Programmbeginn in den 70ern beurteilen, als Radiomacher seit 1979. Highlights wechseln sich mit wahrhaft sumpfigen Elementen ab. Manche mögen dies als Charme des Programms empfinden, andere verzweifeln daran. Ich suche mir immer meine Juwelen heraus und erfreue mich daran. Aber, ja, wo ist die Linie, die Gesamtphilosophie, die hinter hr3 steht? Kein roter Faden. Nirgends.
Ich wage allerdings mal die These, dass eine solche übergreifende Formgebung dem Programm auch noch mehr schaden könnte, weil keine eigenständige Handschrift dabei herauskäme, viel eher eine austauschbare Kopie durchformatierter Sender. Diese eigenständige "Handschrift" findet man allerdings auf hr3 in manchen Einzelsendungen. Wenn man sich jetzt ohne Not - wie geschehen oder wie heraufbeschworen - dieser Solitäre begibt, muss die Frage gestellt werden "Was aber bleibet?" Um in Deinem Koch-Bild zu bleiben, Radio Victoria: Es bliebe ein mageres Hühnchen ohne Knochen, das in einer bunten, aber faden Suppe blubbert, in der musikalisch ab und zu einige Fettaugen nach oben driften. Und das ist definitiv zu wenig.
 
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...und versuche mal als Gastronomie-Betreiber, dem Gast ein solches Menü zu servieren, wenn auf dem Zettel steht "knuspriges Huhn in eigener Soße". Was würde der Gast machen ? Flüchten.
Dass man mit etwas Mut auch andere Wege gehen kann, zeigte doch euer Bob.
Und hr3 im allgemeinen : gestern hörte ich dort gegen Mittag die Auflösung eines Gewinnspiels. Der Moderator rastete schier aus, überschlug sich fast vor dem Mikro. Wie wäre es, auf Gewinnspiele dieser FFH-Abklatschart zu verzichten und dies auch zu bewerben ? Möge man sich doch mal WDR2 anhören. Der Sender verzichtete (aus welchen Gründen auch immer) auf diesen Gewinnspiel-Nils-Telefonterror gänzlich sondern brachte und bringt immer noch auf den Plätzen, auf denen bei hr3 Comedy läuft, viele Informationen. Gar hintergründigen Humor, sparsam dosiert. Das WDR2-Profil hat sich in den letzten Jahren kaum geändert, was von den Hörern auch wohl geschätzt wird.
Das alberne hinterherhechln nach "Erfolgen" - immer haarscharf am Dooffunk orientiert - hat hr3 alles gekostet, was den Sender je ausgemacht hat (und das war streng gesehen auch nicht viel).
Der hr hat sogar Konsequenzen gezogen und in Osthessen hr3 gleich ganz abgeschaltet (97,7), auf der A7 ist das seither immer abenteuerlich mit einem guten Empfang von hr3.
hr1 hingegen scheint einen eigenen Weg zu gehen : zu einer Mischung von WDR2 und guter Musikauswahl. Die älteren Hörer finden das Programm wohl gut, wie ich auch in der letzten Zeit in Hessen selbst festgestellt habe. Vielerorts plärrt hr1, während hr3 von der Vilbeler Urquelle weggespült wurde.
 
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Gerne schließe ich mich Deiner Bewertung von hr3 an, WAZMann! Bei hr1 sind wir im Dissens - und das ist ja auch gut so. Kultur entsteht durch Reibung! ;)
 
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@ onkelotto : Trotz allem freut mich Dein posting#45. Ich habe eben eine andere Philosophie und Erfahrung (gemacht und vertrete sie), daß es manchmal als ultima ratio wirkt. Und es gibt bestimmt andere Lösungsversuche von consults/formatics, die mit den meinen vermutlich nicht übereinstimmen würden. Um ein Programm zu beurtilen, muß man es in seine Einzelbestandteile zerlegen und analysieren, was möglicherweise der Schlüssel dann zu einer erstmal zaghaften, aber konsequenten Reform ist.
Generell liesse sich zu hr3 sagen, das nichts "fliesst" - ein guter Titel, dann bekommt man eine Plotte aus den Früh70ern um die Ohren gehauen, gefolgt von einem abgelutschten olide (summer of 69) oder einer current-lutschtablette (your body is a wonderland). Es sind -nicht immer- die grausamsten Musikzusammenstellungen, die ich hören durfte. Und ich höre (und mache) schon seeeeeehhhr lange (auch, nicht nur) Radio.
Dann gibt es wiederum aber auch gute Moderatoren - gestern abend Rasper, der sein Handwerk perfekt beherrscht und die Jingles/ramps genau setzt. Nur die Musik....
Herumeiere : Z.B. Livemusik morgens (!) in der primetime - da bricht bei mir der Angstschweiß aus. Zusammen mit dem zu langem Gelaber mit den betroffenen Künstlern. ODER "nur deutsch". Oder madhouse einmal mit 80er (dann aber nur die althergebrachten Scheiben, wenn auch manche Maxi-Perle dabei ist...) oder 90er.
Die Promos: Drei Titel angespielt, die man gleich bei hr3 hören wird. Sorry, das haben Piratenfunker und Privatradios in der Steinzeit des kommerzellen Funks gemacht..
Und wenn hr3 tatsächlich (glaube ich einfach nicht) einen Musikcomputer benutzt, dann höchstens als "Ablage". Wenn er diese gehörten Titel (Tag für Tag) vorschlägt, die vor und rückwärts in der Musikgeschichte gehen und keinerlei Rücksicht auf "passen zueinander/aufeinander/nacheinander" legt, dann haben sie eine seltsame Krücke dort rumstehen....
Und jeder gute Musikredakteur darf und SOLL(te) dann auch EINGREIFEN und den vorgeschlagen (unpasssenden) Titel durch einen anderen Titel erstzen können - also die playlist durchgehen.
NIX von alledem.
Ja, Onkelotto, erlaube mir eben auch mal ein Urteil zu Formaten und wie man diese fährt. (Stehe allerdings mit meiner Philosophie zur Zeit zwischen allen Stühlen, vertrete sie aber mit Nachdruck gegenüber ALLEN Wellen, egal ob privat oder öffi).
Klingt manchmal arrogant, trete aber jederzeit gerne den Gegenbeweis an. Wobei beim Thema hr3 man wirklich nicht weiß, WO man anfangen soll. Aber passieren muß was.,,,,
Freue mich auf einen neuen Disput. :)

Und h1 ist auf einem guten Weg... die Reform war genau richtig...onkelotto. Hatte die Problematik schon mal beschrieben. Schade, daß hr info so wenig Frequenzen hat, um das aufzufangen, was Du vermisst....
 
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Liebes Radio Victoria,

möglicherweise gibt es einen Generationenbruch zwischen uns - nicht nur im Radioverständnis. Ich bin kaum durch formatiertes Radio sozialisiert. In der Spätphase meiner reinen Hörerjahre powerte ein einzigartiges SWF3 unter Stockinger-Ägide ins Rhein-Main-Gebiet, ab und zu gelang es Hans Karl Schmidt, mit seiner hr3-Mittagsdiscotheke den Baden-Badenern kurzzeitig Hörer zu klauen - und meine Radioabende gehörten entweder dem Telefon-Mikrofon-Wunschkonzert auf SWF1 oder der einsam grandiosen Hitparade mit WR.
Als ich dann selbst im hr anfing, dudelte hr3 "Digge-Bagge-Beat", "Bauernjazz" und Lulli-Fahrstuhlmuzak. Als unbedarfter Jungmoderator fragte ich mich und meine Vorgesetzen: "Muss das sein? Kann man nicht wenigstens ein paar Chart-Hits spielen?" "Um Gottes Willen" kam die Antwort "Das verschreckt die Autofahrer!". Zu jener Zeit wurde übrigens noch jeder Titel, in dem ein hupendes Gefährt zu hören war (z.B. "Summer in the City") per se auf die schwarze Liste gesetzt, weil "der Hörer im Auto" das Hupen ja auf sich beziehen könnte.

Und in Baden-Baden powerte SWF3.

1981 kam eine mehr als halbherzige Programmreform, die das dritte Programm des Hessischen Rundfunks voranbringen sollte. "Tagesprogrammverträgliche" Chartstitel wurden häufiger eingesetzt, immer aber abgefedert durch einen gitarreklampfenden Österreicher ("Zwickt's mi") oder einen "schwungvollen" Instrumentaltitel von Herb Alpert ("Rise").
Und in Baden-Baden powerte SWF3...

Die wirklichen Programm-Inseln im Tagesgedudel waren (manchmal) Pop&Weck, meist die Mittagsdiscotheke, die "Hits nach der Schule" - und das ausgezeichnete Abendprogramm unter der Fuchtel von Rock-Papa Jörg Eckrich. Das war eine echte Konkurrenz zu den Badenern.

To make long things short: Ich glaube, man hat sich nie wirklich getraut. Man hätte können!!! Die Köpfe waren ja da: vor allem der Radio-Maniac und Funk-für-Fans-Gott Werner Klein, dann Hanns Verres als U-Chef, die Pop-Moderatorengilde um Reinke und Koschwitz, das Knowhow, der Musik-Pool. Alles war da! Nur: Immer stand eine sehr "geduckte" Haltung dem eigenen Können gegenüber im Weg - und ein arrogant-pädagogischer Impetus des unsäglichen Musikchefs, der ein südamerikanisches "Brrr-Brrr" in einer Bossa-Nova-Schnulze jedem Nummer-1-Hit vorzog. "Ich weiß, was gute Musik ist - und die findet man meist auf den B-Seiten!" sagte jener, der mit dem einen Zeigefinger Klampfe zupfte und mit dem anderen musikpädagogische Ratschläge gab! So fügte sich hr3 in sein Schicksal und spielte im Tagesprogramm B-Seiten!!!
Und in Baden-Baden powerte SWF3...

In den 90ern übte man sich in Schadensbegrenzung, dilettierte im Experimentieren, übte dekonstruktivistisch Verrat an der eigenen Geschichte, ohne aus der selben gelernt zu haben. Und:
Auf der Nachbarfrequenz powerte FFH.

Ein radikaler Schnitt Anfang der 80er - das wäre es gewesen. Weg vom Schlagerdudel - hin in Richtung großes Vorbild und Angstgegner SWF3, freilich, ohne es abzukupfern. Das hat man leider verpennt. Das haben, ja, leider, auch die großen Heroen am Mikrofon verschlafen, die damals durchaus die Macht gehabt hätten, viel radikaler zu sein. Als das erste Pop und Weck 1981 über den Sender ging - moderiert von WR - meinte dieser in der Anfangsmoderation sinngemäß
"Keine Angst, es wird nicht alles anders, es wird keine Sensationen geben, wir werden nur ein bisschen frischer!" Dieses Geeiere der Verantwortlichen war vielleicht (nein: gewiss!) der größte Fehler der hr3-Geschichte. Mutig im Herzen - aber seicht in der Ausführung. Wie wollte man damit Hörer gewinnen...?

Vor diesem Hintergrund, Radio Victoria, ist es vielleicht eher zu verstehen, warum hr3 heute so ist, wie es ist. Manchmal liebenswert, manchmal grausam, manchmal widerborstig... Aber nie: stromlinienförmig und plattformatiert. Das mag ja in der Flachlandschaft der meisten Popdudler auch schon ein Alleinstellungsmerkmal sein.

Beste Grüße!
Onkel Otto ;)
 
AW: Hörtipp: 60 Jahre Rundfunk in Hessen

@onkelotto: HUCH. So weit sind wir gar nicht auseinander - und "Atze" sagt mir auch noch was....
Die Misere hr3 hat a) eine unendlich lange Geschichte und b) unendlich viele kleine Facetten und Mosaiksteine. Und die Frage wäre auch, WER damals solche Entscheidungen wie "Summer in the city" wegen Autofahrern nicht spielen oder zur Zeit "mehr charts/currents" gefällt hat und letztendlich verantworten muß.

Damals, ja SWF3 und Bremen (!) waren da der Zeit voraus, für deutsche Verhältnisse. Und hr3 müsste eigentlich SWR3 "angreifen" -
wenn sie (DER HR AN SICH) dies jetzt endlich (aber auch immer noch unvollkommen....Musik muß BESSER werden!) mit hr1 als Gegenspieler zu SWR1/harmony usw tun.

Du bestätigst meine Analysen und Höreindrücke. Am Anfang der 80er Jahre (hatte ich mich ubngeheuer darüber aufgeregt...) hat hr3 New Wave verpennt und ignoriert - jahrelang. Stattdessen die berühmten Klampfen ...
UND DAS ist bis HEUTE so geblieben. Ich höre immer noch den Hang zu "handgemachter guter Rockmusik" heraus. Die seit Jahren stattfindende endlose Beweihräucherungen von Paul Carrack oder "Crocodile rock/Elton John" als einzigem Titel von Elton John ist schon ohne Worte.
Diese innere Haltung setzt sich fort in "pfuii-bähh" gegenüber aller gutgemachter POP- und Dancemusic. Sandra war bäh, Moby ist bäh, September ist igitt und Monrose - diese Kunstpuppen.... Und so kommt es ständig zu Rückfällen in der playlist... Generelle, hörbare Ablehnung von dancepop / techno-wave-trance und Artverwandtem.
Dann die einfallslose und unpassende Titelauswahl ... las mal von "Gelb" 2006 etwas sehr Treffendes (hatte da den falschen Mann dahinter vermutet, fürchte ich...:D):
Es geht nicht an, daß mittags "Morning is broken" gespielt wird (zudem zu langsam...).
Und es geht nicht an (jetzt wieder ich), daß "Gimme hope, Jo'anna" von Eddy Grant wie eine hot rotation-Scheibe immer wieder eingesetzt wird: Die Apartheid ist schon lange vorbei (darum ging es in diesem Song! Jo'anna = Johannesburg).
Diese beschämende Liste der endlos eingesetzten "immer und immer wieder"-Titel liesse sich fast endlos fortsetzen. Und ist schon bis hr1 vorgedrungen - was will ich dauernd mit dem entsetzlichen "postman song" von Stevie B. abends in der hr1-Lounge?

Bliebe der "Musikcomputer". Auch wenn es möglicherweise arrogant klingt- die BSS/THT hatte 1990 nach meinen Ideen und durch Zusatzfunktionen wie Stunden/Tagessperren, Rhythmusbewertung und weiteren Ausschlußkriterien einen wirklich funktionierenden Musik-PC am Markt. Den man fast ohne Aufsicht mal eine Woche einsetzen konnte, bevor man nachgeladen hat.... Was da beim hr herumsteht, ist wahrscheinlich ein einziges Abfall-Lager, das ohne Rücksicht auf Verträglichkeit der Titel nach/hintereinander alles mögliche (unpassende) vorschlägt - und das wird dann noch ohne Nachkontrolle eines Musikredakteurs so ins Programm gekippt.
Diese Musikzusammenstellungen sind das UNFASSBARSTE, was ich seit Jahrzehnten (!) immer und immer wieder beim hr3 höre. Mich wundern in dem Zusammenhang die Zahlen, die hr3 immer noch erzielt.
Dann die trailer und Jingles - und das Thema "AC/DC" wird im Moment mit mehrfach wiederholten Einspielungen bis zum Erbrechen promotet - ist eben "Rock".
Wobei, um es nur mal zu erwähnen, Gruppen wie Jethro Tull. Moody Blues, The Who oder Supertramp zu meinen Lieblingen zählen. Und ich auch finde, daß ein Bob Dylan musikalisch als "hochwertiger" einzustufen ist als eine Casting-Hupfdohle. Aber das DARF nicht ins Programm fliessen, diese innere Abwehrhaltung gegen "Pop" an sich.

Dem hr3 -vielleicht hast Du das mal irgendwo gelesen (...?) - stehe ich seit dem 80ern in einer sehr kritischen Haltung gegenüber, obwohl ich einige Moderatoren sehr mag. Aber wieder und wieder und wieder, egal, wann ich in welchem Jahrzehnt auch immer einschalte.... Musik: Katastrophe !
Es gibt soviele andere Mosaiksteine, die man korrigieren muß. Bei hr3 hat man da einen mittleren Mount Everest vor sich...
Und selbst wenn man korrigiert und beispielsweise den Musikcomputer durch neue, zusätzliche Kriterien mal ins Laufen bringt, kommt das andere Problem : Wer LÄDT ihn (mit Titeln). Wenn unter der gleichen "Rockbrille", stürzt das Ding wieder ab....
Und - nach welcher Musikuhr fährt man. Wer trifft (und verantwortet) die Entscheidung, ob ein (und welcher Art?) deutscher Titel pro Stunde, ob ein current als Stundenopener, ob 2,3,4 oder 5 currents pro Stunde, ob man die Oldies in Kategorien unterteilt (und wenn ja, in welche?).
Es sind m.E. mindestens gefühlte 20 Teilaspekte bei einer möglichen Reform, die man nach und nach, aber zeitnah, in Angriff nehmen müsste. PLUS einer endgültigen Definition, WELCHE Hörer hr3 erreichen will (oder muß). "Das Beste aus Rock und Pop" (man beachte die Reihenfolge - sagt schon alles...) ist mir zu sehr larifari. Oder ist es doch Pop & Rock (fällt aber keinem mehr auf). Aber NUR Rock und alles andere ist eben "Pop" ? Ich definiere "Pop" anders, als Musikunterkategorie (Genre) - UND DANN FEHLT WAS....
Glitschige Seife eben.

Und ich -lieber onkelotto unbekannterweise (?) (ahne da was...) - ich erlaube mir solche Urteile und Bewertungen auch nur, weil ich etwas (wieviel auch immer....:D) von der Materie verstehe. Kommt manchmal als alleinige weisheit rüber, aber ok. Man kann ja diskutieren und das eine oder andere begreiflich machen.
Reform: Allein bei dem Gedanken, wieviel Titel dem hr 8an sich) zur Verfügung stehen - und was wann ausgetauscht wird oder überhaupt gespielt, wird mir schlecht. Die Privatstationen stehen da mit ihrem Sortiment von vornherein schlechter und benachteiligter da....
Reform: Was mir nicht vorschwebt und ich auch nicht vertrete, ist eine Radikalkur auf 300 Titel die nächsten 6 Monate. Es geht eleganter und flüssiger. Beweisbar.
Und wenn ich abschließend sage, daß Radio Caroline von der Ross Revenge im Zeitraum Sept 1983 bis 1987 formatiertes Radio war, wirst Du wahrscheinlich umfallen. Laser 558 auch, und die hatten trotzdem ihre "Nischen" wie den sixties sunday. Und beide Sender hatten trotz Mittelwelle und Konkrrenz durch unzählige kleine Privatstationen der IBA in UK plus Radio One /BBC (dramatische Hörerverluste) -und obwohl die zeit der offshore-Stationen damals eigentlich schon vorbei war!- beide um die 7 Millionen Hörer in UK & NL.... Und Radio Veronica führte neben Radio London Big L 1965 in Europa Formatradio ein. Mit welchen glänzenden Augen erinnern sich viele Hörer heute noch dieser Sender, die es VORGEMACHT HABEN, wie es geht ????

Wollte nur (aus)sagen, daß formatiertes Radio nicht von vornherein was "Schlechtes" ist und daß es auch ganz anders geht und klingen kann- erfrischend, erfolgreich und mit viel Abwechslung - trotz Format! (Meine Philosophie).
Damit erst mal genug. Over and out :)
 
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