In memoriam „Voice of the Mediterranean“

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AW: In memoriam „Voice of the Mediterranean“

Wenn es einen Sender aus dem Mittelmeer gibt, den ich in Erinnerung habe, dann Radio Brod. Wer es nicht mehr weiß: es war ein Piratensender, der u.a von der EU finanziert wurde. Was heute lieber nicht mehr angesprochen werden sollte, nicht wahr ?
 
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Erstens sendete das "Radio Brod" jener Tage aus int. Gewässern und zweitens durfte/darf die EG/EU sich IMHO ruhig einen Propagandasender leisten, wenn die USA ein ganzes Dutzend betreiben!
 
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Ganz so schwarzweiss klappt's nicht: Die Nachrichten konnten sogar von der RAI übernommen werden!
 
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Möchte ich auch noch was beisteuern.... RADIO BROD - praktisch der letzte "Piraten-/Offshore-Sender" von der "Droit de Paroles" in europäischen Gewässern (Adria), knappe sechs Monate on air auf 702 kHz (nachts recht gut hier zu hören - David Bowie-LPs liefen in voller Länge durch). Aber es war schon ein seltsames Gebilde - offiziell aus humanitären (& journalistischen) Gründen von der EU (!) augestattet und finanziert, mit Adresse in Paris.
Französische Offiziere samt Kapitän an Bord, Bemannung aus Goa/Indien und tagtäglich bewacht von US-Flugzeugen und -Schiffen wegen möglicher Terroranschläge...
Als die EU dann merkte, daß sie selbst gegen den "Strassburger Vertrag" (der die diversen "Marine Broadcasting Offences Bill"-Versionen 62 in Skandinavien & Belgien, 67 in UK, 70 in DL und 74 in NL zur Folge hatte) verstiess, wurde das Seesenderprojekt wieder eingestellt.
Aber neben Voice of the Mediterranean und den vielen Offshore-Stationen vor ISRAEL sei noch die VoA - Voice of America erwähnt - deren Schiff (!) "Courier" ab ca 1950 (!) auf damals 1251 kHz praktisch der erste offshore-Sender nach dem Krieg in Europa war. Und dort waren Heißluftballons als "Antennenmasten" im Einsatz - ein Prinzip, was Laser 730 (später Laser 558) erfolglos Anfang 1984 testete.
Nicht zu vergessen : Der kurzlebige griechische Widerstandssender auf Kurzwelle vor Sizilien (1970) und "Radio Rosoj", dem ersten geplanten italienischen Privatsender von der (damals jugoslawischen) Insel Isola de Rosoj (bis Belgrad dann doch einen Rückzieher machte - 1969).
Und natürlich das unrühmliche Ende der beiden RNI (Radio Nordsee)-Schiffe - eigentlich von der Cote d'Azur als "Radio Nova International" geplant, nachdem Ende August 1974 vor Holland die Sendungen eingestellt wurden.
Die mebo I (Angela) und die mebo II verstärkten den "Sendepark" der "Voice of Palestine" im Auftrag von Ghaddafi und lagen vor Tripolis/Libyen. Allerdings machte der langjährige DJ & Sendetechniker Robin Banks nachts Erinnerungsprogramme für die alten Fans - auf der bekannten Kurzwellenfrequenz 6205 kHz und auf Mittelwelle 773 kHz (Anfang 1978)

Von Radio Brod (übersetzt: Das Boot) gab es leider nie richtige QSL-Karten, nur einen Brief aus Paris (!) - unten der Briefkopf
 

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Das gehört ja schon fast in die Nostalgie-Ecke...
VOM war seinerzeit ein Gemeinschaftsunternehmen der maltesischen mit der lybischen Regierung. Mir persönlich sind neben den deutschen vor allem die englischen Sendungen in Erinnerung, mit Programmen wie "Nice and easy 45" mit Joe Izzo. Das hatte beinahe etwas von BBC Radio Ulster mit seinen nächtlichen Wunschprogrammen. Wirklich schade, daß die beteiligten Regierungen keine Existenzberechtigung für den Sender mehr sahen.
 
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d'accord. Erstaunlich, wie chapri sich immer maltesischen Belangen annimmt. Vielleicht haben sie ihm einen Lebensabend auf der Insel in Aussicht gestellt? Und einen eigenen Sender (dann komme ich aber nach!).

... was die Sache mitnichten legal, sondern umgekehrt von vornherein illegal machte.
Quatsch.
Zudem plante die EU mit der "De'esse" Voice of Democracy sogar einen schwimmenden Sender vor China (1980)!
Internationale Gewässer sind internationale Gewässer und eine Radiostation von eben dort ist eben nicht illegal, sondern nur exterritorial.
Bei Radio Bord gab es nur ein Problem: Während die EU das Straßburger Abkommen zur Verhinderung/Aushungerung solcher Sender auf den Weg gebracht hat(te) (ab 1965 unterzeichneten mehr und mehr Staaten diese Konvention), verstiessen sie mit Radio Brod selbst gegen ihre eigenen Richtlinien.
Radio Brod war insofern mehr als journalistischer Sender zu bezeichnen (wo aber auch schon mal nachts eine LP von Grace Jones oder David Bowie durchlief) und stand unter vielerlei Protektion:
Italienische Küstenboote kamen raus und befreiten den Schiffsrumpf von schädlichem Muschelbefall, US-Kampfjets überflogen regelmässig sichernd das Sendeschiff und ein auf den Sendestandort abgestimmtes Bodenradar sollte vor (serbischen) Raketenbeschuss frühzeitig warnen...
 
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