Individualmedium <=> Massenmedium

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Meister Propper

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Hallo zusammen,

im Rahmen meines Studiums stellt sich immer mehr die Frage, ob die klassischen Medien, die nach dem Broadcast-Prinzip funktionieren, überleben können, wobei große Gemeinschaften ja eigentlich auch zu einem gewissen Teil danach arbeiten (Foren, Leute auf Facebook mit über 500 Freunden etc.).

Auf was ich hinaus will: Das Internet ist fast Medium Nummer eins - zumindest schon bei der jüngeren Generation (siehe JIM Studie 2010). Und durch soziale Netzwerke und zunehmende Personalisierungen und die Durchsetzung dieser Mentalität surft jeder mehr oder weniger in seinem eigenen Netz. Wie kann man nun die Brücke schlagen zwischen diesen individuellen Welten und Medien, die nach dem alten Prinzip funktionieren und es auch noch lange möchten? Ich weiß, diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden, daher möchte ich einen Aspekt erstmal zur Diskussion stellen:

Interaktivität. Ist das ein wesentlicher Puzzlestein für eine funktionierende Brücke, die das klassische One-to-many-Prinzip weiter am Leben erhalten kann? Wie seht ihr das? Was braucht ein Radio 2.0?
 
AW: Individualmedium <=> Massenmedium

Radio 2.0 gibt es nach meiner Meinung nicht. Wenn ich online Musik höre, muß ich mir ne Playlist zusammenstellen, das kommt dem Griff ins eigene CD_Regal sehr nahe. Schnickschnack wie bunte Albumcover, Star-News, Links zu Websites - das brauch ich nicht. Gut, ich kriege dann Empfehlungen, aber auch da muss ich erst entscheiden: gefällt mir oder gefällt mir nicht.

Bei gut gemachtem Radio höre ich zu, höre Dinge, zu denen ich vorher nicht unbedingt Zugang hatte. Wenn ich nicht abschalte, stört es mich zumindest nicht. Viel wichtiger ist, welche Angebote denn vor Ort auf Sendung sind. Wir haben es da in Berlin recht gut, mit radioeins, fritz, inforadio und manchmal sogar Antenne Brandenburg. Der rbb gibt sich beim Radio richtig Mühe. Aber in Gegenden, wo auch die ÖR nur Privatradioniveau haben (besonders im MDR-Sendegebiet) ist das ne andere Sache.

Ich bin aber auch konservativ, was Radio angeht. Ich ertrage keine Energys, Kiss FMs, Big FMs oder ähnliches, aber ich akzeptiere, das es Menschen gibt, die das mögen.
 
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Das kommt darauf an, was du unter Interaktivität verstehst. Der klassische Hörfunk ist ja, wie du richtig sagst, eine 1-to-many-Kommunikation und von daher für Interaktivität technisch gar nicht geeignet. Man muß immer den Umweg über einen anderen Kommunikationsweg (Post, Telefon, E-mail) gehen, damit der Empfänger etwas zurücksenden kann.

Internetradio ist technisch 1:1, aber in Wirklichkeit dann doch wieder die Nachbildung des klassischen Radios.

Von daher würde ich jedem empfehlen das zu machen, was sie am besten können: Internetradio mehr in Richtung 1:1 und klassisches Radio wieder mehr in Richtung 1:many.
 
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Ja, wie du schreibst ist die Frage pauschal nicht zu beantworten.
Wenn ich es müsste, würde ich sagen Sie existieren solange man noch mit Ihnen Geld verdient oder Sie aus staatl. bzw. politischen Gründen am Netz gehalten werden.

Es stellt sich die Frage welche Interessen bestehen an welchen Distributionskanälen.
Auch wenn die Studie die du aufführst zeigt, das Kino kaum genutzt wird, so lässt sich mit Kino und einem sehr guten Produkt immer noch eine Menge Geld verdienen, weil du eine 1:1 Monetisierung bekommst, die du in der nachgelagerten Verwertungskette so nicht mehr hast. Interaktivität, naja, du kannst zwar klatschen nach einer Aufführung aber das wars dann.
Originärer Content spielt für mich eine große Rolle, und dort hat ein Medium aus meiner Sicht was z.B. sehr starr auf Bilder und Text unbeweglich festgelegt ist, durchaus Schwierigkeiten, wie z.B. Tagesszeitungen. Ob ich mir jetzt einen Artikel aus der gekauften Tageszeitung ansehe oder auf dem ipad ein sehr gut geschriebenes Blog, macht weniger Unterschied, als im Bewegtbild Bereich zwischen user generated Content und Professionellem Content. Auch die Qualität des Distributionskanals, die Anwendbarkeit, die Verfügbarkeit spielen da für mich eine Rolle. In Zürich z.B. lesen sehr viele Junge die Gratis Tageszeitung 20min, weil es schneller geht und bequemer als den ipad bei Wind und Wetter aus der Tasche zu holen. Der MP3 Player läuft dann parallel. Sowieso ist die Parallelnutzung auch hoch. Wenn man sich mal anschaut über was die Menschen bloggen und twittern, es ist sehr oft darüber was sie gerade im TV sehen.
 
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Guten Abend in die Runde,
es war bereits in den Endachtzigern absehbar, dass das www. zur 2. Realität wird und das Radio das Medium dahinter.
Dies ist absolut bedauerlich, da der Rundfunk, wie er früher angeboten worden ist, doch geschmacksbildend war.
Ich hörte zB das erste Mal 1975 auf HR3 das Stück "Atom heart mother" von Pink Floyd, ausgespielt über 25 min..;
heute undenkbar!!
Das ÖR hat sich, zum Bedauern sehr, sehr vieler ehemaliger Aktivradiohörer, dem Gossenniveau der Privaten angepasst und damit die Schneisse geschlagen, das eigene Medium auf Dauer zu degradieren.
Leider findet man,zumindest im MDR-Sendegebiet, nicht eine Station mehr, welche im AOR sendet.
Dieses Hörerklientel hat auch längst abgeschaltet und nährt sich von Blue Ray, CD,MP3.
Ich bin der Meinung, dass sich das Medium Radio über die letzten 30 Jahre selbst degradiert hat und das eigentliche Potential, was technisch machbar ist, durch sog. "Berater" versauen lässt.
Eine dramatische Entscheidung.
Der "Rolling Stone " hat 1995 bereits intensiv auf diese Entwicklung verwiesen.

LG
 
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Was braucht ein Radio 2.0?

Das braucht meiner Meinung nach 2.0-taugliche Radiogeräte.

Während ich auf dem PC hier im Forum schreibe, duldelt im Hintergrund ein Ipad Webradio.

Ich hab schon seit knapp einem Jahrzehnt die technische Möglichkeit, Internetradio zu hören,
aber erst mit dem Ipad hab ich angefangen, das auch regelmäßig zu machen. Weil es genau
so bequem ist, wie mein vorhandenes UKW-Küchenradio, aber all die Sender hat, die über
UKW nicht lokal empfangbar sind. Und mit etwas mehr Aufwand meine Lieblingssendungen
aus dem BBC iPlayer spielt. Radio 2.0 ist also unabhängig von Zeit und Raum. Interaktivität ist
hingegen nicht notwendig und würde mich nur belasten.
 
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Gegen ein "Radio 2.0" spricht, dass die Konsumenten zwar auf Individualität und Auswahl stehen - aber nicht immer.
Kann ich mir mit YouTube einen schönen Fernsehabend machen? Nein, da muss ich immer den DJ machen. Ich glaube, die Menschen wollen sich auch in Zukunft auch "berieseln" lassen.

Und die Konsumenten scheuen zwar oftmals neues, wollen aber auch nicht komplett ohne Input von aussen leben. Wenn ich nur aus meiner vohandenen Lieblingsmusik auswähle, dann bekomme ich nie etwas neues mit.
Gleiches Problem wie z.B. bei von Google für mich vorgefilterte Suchergebnisse. Man bekommt zwar nur noch das zu sehen, was man haben will aber damit dreht sich in gewisser Weise alles im Kreis. Also überspitzt formuliert verkümmert man intellektuell in seinem goldenen Käfig.
 
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es war bereits in den Endachtzigern absehbar, dass das www. zur 2. Realität wird und das Radio das Medium dahinter.
Dann musst du verdammt visionär gewesen sein. :) Ich habe so Mitte der Neunziger mit dem Internet angefangen und da waren Audiostreams aufgrund mangelnder Geschwindigkeit und hoher Kosten für Verbindung und IP-Volumen noch nicht oder fast nicht vorhanden.
 
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